Gefühle

  • Hallo ihr lieben,

    ich häng (mal wieder :kotz: ) in einer Depression fest. Schweregrad mag und kann ich nicht beurteilen. Aber ist für mich schon heftig. Das schlimmste ist für mich gerade nichtmal die schwarze Leere in mir, die Hoffnungslosigkeit, das dauernd-nur-weinen-können. Das schlimmste ist für mich die Gefühllosigkeit. Wenn mein Mann sagt: "Ich liebe dich!" und ich antworte: "Ich dich auch!", aber das ist dann eine reine Verstandesantwort, weil ich WEISS, dass es so ist, weil ich WEISS, dass ich ihn liebe. Aber fühlen tu ich es nicht. Genauso wenn ich meine Katzen anschaue oder mit meiner besten Freundin chatte und ich denke, ich hab sie lieb, dann sind das keine Gefühlsgedanken, sondern Verstandesgedanken. Und das macht mich noch trauriger und depressiver als ich es eh schon bin.

    Wenn ihr ne depressive Phase habt, ist es bei euch dann auch so, dass ihr nur noch das traurige, leere spüren und fühlen könnt und nicht mehr das schöne, die Liebe, die Freundschaft? Wie kommt ihr an diese schönen Gefühle wieder ran?

  • Hallo gelberose,

    Ja, deine Beschreibung kommt mir sehr bekannt vor. Allerdings fühle mich dann nicht einmal mehr traurig, sondern nur noch, in Ermangelung eines besseren Wortes, tot.

    Was ich für mich erfahren habe, ist dass die ersten Schritte wieder hin zu Gefühlen sind:
    -akzeptieren, dass Gefühle nicht gut oder böse sind, sondern keine Wertung haben
    -zu schauen, womit ich Gefühle (primär als ehmals schlecht kategorisiert) im Alltag umgehe
    -zu versuchen viel mehr Achtsamkeit für Empfindungen aller Art zu entwickeln und jede zuzulassen, ohne Ablenkung
    -immer wieder bewusst machen, dass man eben nicht tot ist, sondern nur erstarrt und da nichts erzwingen kann. Wenn man wie ein Felsen dasteht, dann kann man nicht mit dem Hammer draufhauen, sondern nur langsam aufbrökeln.

    Jo, aber das sind meine Erfahrungen und das, was eben mir hilft - also nichts pauschales.

    lg und baldige Besserung,
    grany

  • Hallo gelberose,
    auch ich kenne das mit der Gefühlsleere. Auch ich bin oft einfach nur traurig, oder sdo wie grany, ganz leer.
    Mir helfen dabei liebe Menschen, die mich aus meiner Lethargie reissen, die keinerlei Mitleid haben, sondern versuchen, mich aus dieser Leere herauszuführen. Eine solche Person ist zum Beispiel unsere Betreuerin in der WG, eine andere ist auch hier im Forum, und Gespräche mit diesem Menschen tun einfach gut.
    Dabei kommt es nicht nur auf den Inhalt an, sondern schon die "Tätigkeit" der Kommunikation hilft mir, wieder einen Schritt weiter ins Leben zu kommen.
    Dir wünsche ich, daß sich die Leere verzieht, und das so schnell wie möglich und Du wieder von angenehmen Gefühlen gefüllt wirst.

  • Hallo gelbe Rose, diese Gefühllosigkeit kenne ich auch. Ist sogar sehr oft bei mir. Mit Traurigkeit habe ich nicht so Schwierigkeiten dies zu spüren, aber die guten Gefühle. Mir geht es mit unserem Enkel so, ich tobe und lache mit ihm, aber ich tu das nicht aus vollstem Herzen,sondern, weil es so sein muss, ich glaube,daß er das schon immer gespürt hat, denn Streicheleinheiten und Körperkontakt Sucht er hauptsächlich bei seinem Opa. Ich versuche es immer zu fühlen, aber es gelingt mir so selten.
    Wie ich da rauskomme, mir hat mal ein Therapeut gesagt, tun, was einem immer Spaß gemacht hat, wo man sich dran erinnert, und dann eben so tut als ob und das Gefühl würde wiederkommen. Manchmal klappt es auch. Wenn ich weiß, lesen hat mir immer aus einer Depression geholen, dann tu ich es jetzt, obwohl ich es gar nicht will und manchmal klappt es oder mit Musik hören, da werde ich aber erst recht traurig. Ich denke, man muss auch bewußt durch eine Depression durchgehen und sie nicht verdrängen wollen, das Weinen zulassen und wenn es eben Tage dauert. So ist es bei mir, irgendwann ist das ganze Traurige raus und ich bin wieder "normal". Ich werde nie ein Partyknaller, aber ich bin dann zufriedener, wenn ich durch die Depression durch bin. Bei mir hilft das Verdrängen wolen überhauptnicht, ich geh da durch mit all der Traurigkeit. Wenn ichs verdränge, bekommeich Beschwerden oder dissoziiere. Ich würde mich dann selbst belügen. Ich wünsche dir, daß du bald deine guten Gefühle wieder fühlen kannst, laß die traurigen raus, dann ist der Platz auch wieder frei für die anderen Gefühle. Liebe Grüße tine

  • Danke für eure Antworten!!!!

    grany: Hm, ich versuche, allen Gefühlen Raum zu geben, aber es sind halt eben nur die traurigen, depressiven, deprimierten, hoffnungslosen und so da. Ich komm an die liebevollen, glücklichen und so einfach nicht ran. Ich WEISS, dass sie da sind, begraben unter den anderen, aber ich komm nicht an sie ran. Da kann ich noch so achtsam sein, die fröhlichen, liebevollen und so SPÜRE ich einfach nicht... :frowning_face:

    dunge: Das freut mich, dass du mit deiner Betreuerin und mit einer Person hier aus dem Forum jemanden hast, der dich bisserl zieht. Ich hab die Menschen auch, aber ich bin momentan echt schwer zu ziehen... Auf der einen Seite will ich mich schon ziehen lassen, aber auf der anderen Seite wehre ich mich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen...

    Tine:

    Zitat

    mir hat mal ein Therapeut gesagt, tun, was einem immer Spaß gemacht hat, wo man sich dran erinnert, und dann eben so tut als ob und das Gefühl würde wiederkommen

    Das klappt bei mir leider gar nicht... Ich hab heute morgen als ich zur Arbeit gegangen bin, zwei Vögel beobachtet, die sich gegenseitig gejagt haben. Das hat mich immer erfreut. Heute hab ich nur gedacht und gefühlt: "Boah, verschwindet, ihr geht mir auf die Nerven!"

    Naja, ich hab ja heute Mittag ein Erstgespräch bei einer Therapeutin, vielleicht hilft mir das etwas weiter...

  • Zitat

    Ich hab die Menschen auch, aber ich bin momentan echt schwer zu ziehen...


    Ja, das Gefühl kenne ich auch.
    In solchen Zeiten suhle ich mich regelrecht in meiner Depression und "geniesse" die dunkle, traurige, gefühlskalte Welt.Aber doch habe ich immer wieder einen Ausweg gefunden, der oft genug durch Kleinigkeiten geöffnet wird.
    Solche Kleinigkeiten, die Dir gut tun, Dich aber nicht nerven, wünsche ich Dir in rauen Mengen

  • Danke lieber dunge!

    Heute geht es mir etwas besser. Ich fühle wieder schöne Dinge, auch die Liebe zu anderen Menschen und ich habe Hunger! :r: Ich hoffe also, dass es nur eine Phase war und ich die nun vielleicht überstanden habe...

  • hallo gelbe rose,

    mir geht es ähnlich. ich spüre nur noch traurigkeit und sonst "nichts"/leere. ich weiß nicht warum ich so gut darin bin traurig zu sein, es geht tiefer und hält viel länger an als schöne gefühle. oft vermischt es sich aber auch. etwas geht mir so nah, auch wenn es schön ist, das es schon wieder weh tut und ich dann weine.
    und was ich mir vorallem für eine frage stelle ist, wie ich denn lernen kann auch andere gefühle - auch wenn nicht annähernd so ausgiebig zu empfinden - wie die traurigkeit, aber doch wenigstens mehr und anhaltender? das leben wird es zeigen.

  • Hallo Momo,

    danke für deine Antwort!
    Hm, wie stehst du denn zu dir selbst? Magst du dich? Weil wenn nicht, könnte es sein, dass du dir selbst gute Gefühle nicht zugestehst, also dass du denkst, dass du nicht glücklich sein darfst? Das könnte eine Erklärung sein.

  • hallo gelbe rose,

    ja du hast schon recht, ich mag mich nicht wirklich. ich bin der ansicht kein guter mensch zu sein. wenn ich so denke und fühle dann gestehe ich mir eventuell auch nichts gutes zu. wobei ich mich so sehr nach "schönem" sehne. darf ich glücklich sein????? *schulterzuck*

    LG momo

  • Zitat von gelberose;241082

    Wie kommt ihr an diese schönen Gefühle wieder ran?

    Es ist reine Übungssache, wie Du sicher bestimmt schon weißt.
    Machen wir unsere täglichen Übungen, können wir unseren Tag unbeschwert gestalten.
    Tun wir das nicht sind wir Depressiv.

    Am Anfang steht immer der Wille zur Disziplin, zumindest bis die Krankheit überwunden ist.
    Alles Liebe und Gute

  • Antonymus: ich denke nicht, dass es übingssache ist. ich denke man das auflösen was einen daran hindert schönes zu empfinden.

  • Zitat von MomoHerbstauge;245838

    Antonymus: ich denke nicht, dass es übingssache ist. ich denke man das auflösen was einen daran hindert schönes zu empfinden.

    Es gibt natürlich einige Wege zum Ziel:

    Die Therapeuten plädieren meist zu diesem, "man muss auflösen..." was ich auch gelegentlich vertrete

    Wir können allerdings auch die positiven Aspekte verstärken. Im Klartext: wenn ich Depressiv bin kann ich

    -schauen, weshalb ich Depressiv bin "und daran arbeiten" (was nach schwieriger Arbeit und Psychokrampf klingt)
    -oder die Dinge tun, die Depressionen verhindern (einfach den Arsch hoch bekommen)

    Es ist heute bekannt, was glücklich macht und gleich vorab: es ist keine feste Beziehung oder Liebe :smiling_face:

    Glücklichmacher sind

    -Sport
    -Menschen und Gesellschaft
    -Erfolge (auch kleine, wie endlich die Wohnung aufgeräumt
    -usw.

    Uns erst wenn ich selbst glücklich bin kann ich Glück mit anderen teilen.

    LG, A

  • glück:
    du scheinst ja zu wissen was glücklich macht :winking_face:
    ich bin da anderer ansicht. glücklich macht die erfüllung der herzenswünsche. nicht nur das weiß ich aus eigenes erfahrung, auch weil ich schon alles hatte (erfolge, freunde etc) und nicht glücklich war, weil meine tiefsten sehnsüchte nicht erfüllt waren.
    da wir menschen keine einzelwesen sind, ist unser wohlbefinden (auch) von anderen abhängig.

    depression:
    eine depression ist sehr komplex. leider ist die ursache wirkung beziehung so nicht auszumachen, wie sich das viele unerfahrene wünsche, ich bin Depressiv weil..., also muss ich....ändern.

  • hallo Momo


    Ich sitze Selber Gerade Tief in meiner Dunkelen Seite Fest,Und habe Menshen die Versuchen mich daraus zu ziehen, leider hab ich immer Angst das, das Seil wo alle dran ziehen nicht hält, dadurch rutsche ich wieder rein...

    Mir Hilft zur Zeit...
    Schreiben-Reden fällt mir nicht so leicht.

    lg
    Daggy

  • Hallo Daggy :smiling_face:

    1. Wenn mal ein Seil reißst - kannst Du dir sicher sein: da ist eine Hand die zugreift
    2. Dir Flügel wachsen wenn Du daran glaubst
    3. und Dir Dein Traum die Kraft zum Fiegen verleihen wird

    Aber lass zuerst die Sorgen fallen - die hängen nur unnötig mit am Seil und belasten es zusätzlich. Nicht dass es Reißt.

    Glaub an Dich :smiling_face:

    Ich glaube schon an Dich. Edward

    Zitat von MomoHerbstauge[B

    [/B]]glücklich macht die erfüllung der herzenswünsche.

    Hast Du schon einen Traum? Eine Vision davon, wie DU es willst? Den Weg dorthin zu gehen macht Freude. Sich seinem Ziel zu nähern, erst recht. Der Traum an sich motiviert eine immer wieder aufs neue.

    Liebe Rose: Sorry, ich muss sofort Los! zu den Gefühlen werde ich noch etwas schreiben, versprochen! :smiling_face:
    Hoffe es geht Dir gut!!

    LG, Edward

  • Hiho Momo,

    Antonymus hat gewissermaßen schon Recht, wobei wir da stark aufpassen müssen, über was für eine "Art" Depression und welche damit zusammenhängende Dynamik wir hier reden.

    Ich für meinen Teil leide an unregelmäßig auftretenden depressiven Episoden, die eher reaktiv sind, und vergleichsweise flache Verläufe haben. Soll heißen, dass ich auf Umwelteinflüsse, Lebensbedingungen, Missstände häufig Depressiv reagiere, was wiederum eine Spirale anschubst: Ich lasse vermehrt Dinge liegen, schiebe auf, mogele mich um andere Sachen herum, ziehe mich zurück - früher spielten da Drogen auch noch eine große Rolle - und letztlich kurbelt dieses Verhalten die depressive Problematik nur noch zusätzlich an.

    Der Widerstreit "Auflösen versus Übung" ist quasi das Aufgreifen der zwei bekannteren psychotherapeutischen Richtungen. Auf der einen Seite die tiefenpsychologisch orientierten Ansätze, auf der anderen Seite die verhaltenstherapeutisch orientierten.
    Tatsächlich ist es meines Informationsstandes nach so, dass sich die Verhaltenstherapie bei der Linderung von Depressionen gegenüber der tiefenpsychologisch fundierten zunehmend als überlegen darstellt. Dem folgend, könnte man nun ganz polemisch sagen: "Hey, doch alles nur Übungssache", würde damit aber außer Acht lassen, dass Depris selten allein daher kommen, und sich oft im Schlepptau anderer Probleme entwickeln.

    Ein interessantes, und wie ich finde gutes Buch zur Thematik: David D. Burns - The New Mood Therapie (Bückerecke) Wer des Englischen mächtig ist, sollte sich lieber um die englischsprachige Ausgabe bemühen, da der Preis vergleichsweise lächerlich niedrig ist. Ist jetzt speziell die Kognitive VT.

    Zitat

    ich bin da anderer ansicht. glücklich macht die erfüllung der herzenswünsche.

    Glücksforscher antworten heutzutage gern darauf mit: Glück ist in der postmodernen westlichen Gesellschaft vollkommen überbewertet, und das hier die irrtümliche Vorstellung grassiere, der Mensch hätte per se Anrecht auf Glück.

    Für mich persönlich kann ich festhalten: Glück heißt für mich, mich selbst verwirklichen zu können, halbwegs entsprechend meiner Ideale und Überzeugungen leben zu können. Partnerschaft, andere Menschen, soziale Kontakte kann ich für mich ruhigen Gewissens als nachrangige Faktoren anführen, sind mir oft sogar lästig. Freilich sieht das bei jedem anders aus. :smiling_face:

    Dagmar

    Zitat

    Mir Hilft zur Zeit...
    Schreiben-Reden fällt mir nicht so leicht.

    Aus genau diesem Umstand heraus existieren unzählige großartige Werke mit literaturgeschichtlicher Bedeutung. :smiling_face: Ich schreibe auch lieber, als dass ich mit irgendjemandem labbern muss. Ist viel entspannender. :smiling_face:

    LG
    WbD

  • Guten Morgen an Alle im Gefühls- und Glücksfred,

    Zitat von MomoHerbstauge;246119

    glück:du scheinst ja zu wissen was glücklich macht

    Ich weiß so gut wie nichts, aber die Neurowissenschaft kennt die Zusammenhänge in groben Zügen mittlerweile.

    Zitat von MomoHerbstauge;246119

    ich bin da anderer ansicht. glücklich macht die erfüllung der herzenswünsche.

    Was sind denn Herzenswünsche???

    Zitat von MomoHerbstauge;246119

    nicht nur das weiß ich aus eigenes erfahrung, auch weil ich schon alles hatte (erfolge, freunde etc) und nicht glücklich war,

    D.h. Deine "Herzenswünsche" wurden erfüllt, aber es machte Dich trotzdem nicht glücklich?

    Zitat von MomoHerbstauge;246119

    weil meine tiefsten sehnsüchte nicht erfüllt waren.

    Sehnsüchte

    Zitat von MomoHerbstauge;246119

    da wir menschen keine einzelwesen sind, ist unser wohlbefinden (auch) von anderen abhängig.

    Definitiv: NEIN. Nichts und Niemand ist versntwortlich für mein Glück und Wohlbefinden. Wenn ich mir dies vormache, mache ich es mir sehr bequem und gebe die Verantwortung für mein Leben ab. Ich suche die "Schuld" für meine Unzufriedenheit bei anderen, was bei Depressiven, wie Süchtigen häufig der Fall ist.

    Wenn ich Glück und Wohlbefinden oder meine Herzenswünsche an etwas oder Jemanden koppele kann ich NIEMALS Zufriedenheit finden, ausser vielleicht für einen kurzen Moment, dem Kick.

    Zitat von WrongByDesign;246128

    Tatsächlich ist es meines Informationsstandes nach so, dass sich die Verhaltenstherapie bei der Linderung von Depressionen gegenüber der tiefenpsychologisch fundierten zunehmend als überlegen darstellt. Dem folgend, könnte man nun ganz polemisch sagen: "Hey, doch alles nur Übungssache"

    Letzteres ist für einen Depressiven nicht akzeptierbar, da die Lösung zu einfach ist. Einfachkeit würde die Dramatik reduzieren. Wenn ich Depressive in meinem Umfeld beobachte, sind diese immer ganz entrüstet, wenn ich sie frage, wieso machst Du nicht wieder mal Sport.

    Eine Bekannte von mir, die Sport liebt und mich manchmal aufsucht, wenn sie ihre Phase hat, ist immer ganz entrüstet wenn ich frage oder behaupte: Du machst gerade keinen Sport, was?

    Diese simple Aussage macht sie wütend und dies ist manchmal der Auslöser das sie wieder den Arsch hoch bekommt.

    Ich bin nicht mehr bereit Depressionen zu nähren, indem ich das Biest füttere.

    Zitat von WrongByDesign;246128

    Glücksforscher antworten heutzutage gern darauf mit: Glück ist in der postmodernen westlichen Gesellschaft vollkommen überbewertet, und das hier die irrtümliche Vorstellung grassiere, der Mensch hätte per se Anrecht auf Glück.

    Hast Du das Buch vom Klein gelesen? In letzterem Absatz fehlt mir das Wesentliche. Das wir das Glück über bewerten ist eine Aussage, die nur von einem Wissenschaftler kommen kann und selbst wenn ich zu dieser Erkenntnis käme würde ich sie nicht püublizieren, sondern meinen Hormonhaushalt überprüfen :winking_face:

    Anrecht auf Glück, oder Glück als Selbstverständlichkeit zu betrachten ist hingegen fahrlässig, denn unseren Hunger stillen wir durch Essen und warum soll ausgerechnet das Glück einfach so ohne jedes Zutun stattfinden? Ich bin vor kurzem über den Ausdruck "erlernte Hilflosigkeit" gestolpert. Martin E. P. Seligman der Initiator der positiven Psychologie hat da ein paar sehr interessante Thesen aufgestellt...

    Zitat von WrongByDesign;246128

    Für mich persönlich kann ich festhalten: Glück heißt für mich, mich selbst verwirklichen zu können,

    Ich würde das "sich selbst und die eigenen Bedürnisse finden" nennen. Ich glaube wir alle werden gerade durch die vielen Information und (Werbe)Botschaften so "zugeballert", dass wir einfach unsere eigenen persönlichen Bedürfnisse im Laufe der Zeit vernachlässigen. Ein Kind weiß was es will und braucht. Aber wir Erwachsenen sind häufig mit der Vielfalt, die die Welt bietet überlastet.

    Ein Mönch sagte mir mal "wenn du wüsstest, was da ist, Dir würden die Federn rausspringen, deshalb weiß der Mensch bestimmte Dinge nicht, sei froh und dankbar, dass es so ist".

    Wünsche Euch ein buntes Wochende, A.

  • Hey Momo,

    ich bin zwar im Moment die letzte, die Ratschläge geben sollte, weil ich mich selber in den Treibsand manövriert habe, aber ich kann ganz gut nachvollziehen, was du meinst.

    Als ich 16 war, bin ich in die Klinik gekommen - schwere Depression, Angststörung, Suizidgefahr, die volle Palette. Ich wollte, dass es mir besser geht. Aber ich habe nicht daran geglaubt, dass es andere Gefühle geben könnte, die ich überhaupt richtig tief in mir empfinden könnte. Dazu kam auch, dass ich Angst vorm Glücklichsein hatte. Das war etwas, dass kannte ich nicht mehr, das war mir fremd.
    Du hast ganz am Anfang mal gefragt, ob man Glück genauso tief empfinden kann, wie die Traurigkeit. Vor 9 Jahren hätte ich dir im Brustton der Überzeugung geantwortet, andere sicherlich, aber Menschen wie ich nicht. Heute weiß ich es besser. Auch wenn's mir gerade nicht so dolle geht, gibt's immer noch die kurzen Momente, in denen ich tief einatmen kann und einfach nur glücklich bin. In meinem Hinterkopf ist die Traurigkeit, all die Probleme und Sorgen. Aber hier und jetzt gibt es nur mich und meine Zufriedenheit. Ich nenne es oft nicht Glück, weil Glück vergänglich ist, sondern Zufriedenheit. Die Zufriedenheit, die von ganz unten kommt und einem einen kurzen Moment der Rast und Ruhe verschafft. Es ist wie ein Kraftschöpfen tief im Inneren an der unerschöpflichen Quelle der eigenen Kraft.

    Es gibt leider kein Mittel oder eine allgemeine Methode, die für jeden wirkt. Ich habe meinen eigenen Weg finden müssen, um 'gute' Emotionen zu empfinden, und selbst jetzt ändert es sich ständig, wie ich daran komme. Manchmal auch nur, in dem ich mich selber austrickse.


    Mir hat hier vor langer Zeit einmal jemand einen sehr klugen Rat gegeben, den ich gerne an dich weitergeben möchte:

    Sei einfach einmal gut zu dir selber und sorge für dich.

    Damals habe ich es noch nicht verstanden. Heute weiß ich, dass es manchmal das größte Geschenk ist, dass ich mir machen kann, und dass mir hilft, für mich 'gute' Emotionen zu empfinden. Das muss gar nichts besonderes sein, einfach nur etwas in dem Gewissen, dass ich das jetzt gerade nur für mich tue. Es ist ein bisschen, wie zu mir selber zu sagen 'Hey du, ich hab dich lieb und du bist einfach wunderbar, so wie du bist. Liebenswert, großartig und ein guter Mensch.'. So ein bisschen, wie wenn man früher zur Mutter oder einer anderen Bezugsperson gelaufen ist und sich eine 'Dosis' Liebe abgeholt hat.

    Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du auch für dich so ein 'Mittel' findest, dass dir hilft, einen Moment oder gar Momente der tiefen Zufriedenheit und des Glücks zu empfinden.


    (Und jetzt hat das Würmchen schon wieder einen ellenlangen Beitrag geschrieben... Manche Dinge brauchen einfach viele Worte um sie zu sagen...)

  • Zitat von Wattwurm;246381


    Mir hat hier vor langer Zeit einmal jemand einen sehr klugen Rat gegeben, den ich gerne an dich weitergeben möchte:

    Sei einfach einmal gut zu dir selber und sorge für dich.

    Damals habe ich es noch nicht verstanden. Heute weiß ich, dass es manchmal das größte Geschenk ist, dass ich mir machen kann(...)

    Was für eine wunderschöne Antwort, Wattwurm. :smiling_face:

    vlg, Edward

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