auf den richtigen weg bringen?!

  • hallo... bin sehr froh diese seite gefunden zu haben!

    also, ich habe einen freund, wir waren bis vor einem halben jahr ein jahr lang fest zusammen. ich wusste, dass er jeden tag Speed zieht, wir haben uns beim feiern über freunde kennengelernt.
    er ist jetzt 26 jahre alt, hat in seiner vergangenheit eine 2jährige heroinabhängigkeit (nicht spritzen, nur ziehen) durch Substitution überwunden. dann war er eine zeit lang claen (hat "nur" gekifft). als er seinen job verlor ist er auf koks hängengeblieben und als er merkte welche probleme dadurch entstanden (vor allem enorme schulden, aber auch angstzustände) hat er diese Sucht dann -bis heute- auf Speed verlagert. er zieht jetzt also seit ca. 3 jahren täglich Speed, bis zu 20g die woche.
    in anderen foren habe ich nie von einer speedabhängigkeit in diesem ausmaß gelesen?!

    während unserer beziehung -ich habe ihm von anfang an gesagt, dass ich das auf dauer so nicht tolerieren kann- versuchte ich so gut ich konnte ihm zu helfen von dem zeug runterzukommen. er sagte, dass er aufhören möchte. ich tat mein bestes und machte dabei ganz viel falsch. habe ihm teilweise zu viel druck gemacht, da ich schlicht und einfach nicht verstehen wollte, dass er noch nicht an dem punkt ist etwas zu verändern.
    er entwickelte eine psychose, die sich hauptsächlich auf mich bezog, also er dachte ich würde ihn verarschen (fremdgehen etc), aber auch in bezug auf andere menschen war er sehr misstrauisch, angstzustände, verfolgungswahn...
    nach einem urlaub in dem er kein Speed zog und erstmal 5 tage nur am schlafen und essen war, hörte er dann jedoch tatsächlich (ich kann es im nachhinein kaum noch glauben) für 2 monate ganz auf zu ziehen. es war eine sehr anstrengende zeit, da er sich natürlich sehr veränderte, aber er ging auch zu einem therapeuten (da hatte ich ihn "hingelotst") und zu einem Psychiater, der ihm medikamente gegen die psychose verschrieb, die er bis heute noch nimmt.

    leider kaufte er sich dann irgendwann doch wieder ne ladung und es blieb auch nicht bei einem mal sondern fing wieder richtig an...
    zu der zeit konnte ich es einfach nicht mehr leisten und trennte mich von ihm.
    er sah dann gar keinen grund mehr aufzuhören und ist bis heute wieder total unterwegs. wir hatten 2 monate keinen kontakt, trafen uns irgendwann wieder, sahen uns wieder öfters, bis es mir wieder zu viel wurde und ich den kontakt wieder völlig abbrach. nun hat es aber wieder angefangen, die anziehungskraft zwischen uns ist einfach stärker als mein vernunftsdenken.
    es ist jedoch, wie ich jetzt wieder erkennen muss, für mich nicht möglich sein problem auszublenden und zu denken: lass ihn machen.
    er ist mir so unglaublich wichtig und ich kann es nicht ertragen wie er sich tag für tag körperlich und psychisch zerstört.

    er weiß, dass ich mich nicht auf eine feste beziehung mehr einlassen kann, wenn sich nichts ändert. eine frage von mir ist nun, soll ich ihm eher das gefühl geben, dass ich mich nicht zu sehr auf ihn einlasse, damit er merkt, dass das mit uns nur funktioniert wenn er was ändert oder soll ich ihm meine liebe voll und ganz zeigen oder ist es sowieso völlig gleichgültig wie ich mich verhalte, bis er eventuell an den punkt kommt etwas zu ändern (wenn ich ehrlich zu mir bin habe ich das gefühl, dass das noch sehr lange dauern könnte).
    er spielt seine Sucht immer runter, gestern habe ich ihm gesagt, dass er sich jetzt nicht vornehmen muss morgen sofort mit dem scheiß aufzuhören, sondern, dass es viel wichtiger wäre, dass er sich eingesteht, dass er ein problem hat.
    er meinte dann, er sei sich dessen schon bewusst, nur macht ihm das so eine tierische Angst (was ich sehr gut nachvollziehen kann), dass er versucht sich das nicht vor augen zu halten. seine vorstellung ist es, den konsum langsam zu reduzieren. meiner meinung nach ist das nicht der richtige weg?! ich denke er muss leiden um etwas zu verändern?!
    er sagt er will aufhören, klar will er das. ohne drogen ist natürlich besser als mit, aber ich habe immer das gefühl er will es nicht RICHTIG.
    andererseits kann ich ihn auch verstehen, es geht ihm momentan verhältnismäßig gut, verglichen mit zB seiner Heroin oder koksabhängigkeit...
    also, das ding ist, ich bin ihm sehr wichtig, er hatte vor mir noch keine feste beziehung. ich möchte das in meiner macht stehende versuchen ihn auf den richtigen weg zu bringen, bzw ihn passiv dabei unterstützen. ich weiß, dass ich aktiv nichts ändern kann, aber ich würde gerne wissen welche haltung ich ihm gegenüber am besten einnehmen sollte...
    ich kann auch die hoffnung nicht aufgeben, dass ich doch etwas ändern kann, ich merke es selber. habe ihm schon gesagt, dass er sich mal komplett beim arzt durchchecken lassen soll (worauf er sich einlassen würde, allerdings müsste ich dann schon hinterher sein, dass ers wirklich macht), um ihm vor augen zu halten wie er seinen körper zerstört...

    also, irgendwelche ideen, etwas zu verändern müssen ausschließlich von ihm kommen oder? wenn man von außen irgendetwas versucht bringt das wirklich gar nichts?

    ich bin so wütend auf diesen mist, der uns eine eigentlich sehr schöne beziehung nicht möglich macht...

  • Puuuuuuuuh,

    Was ne Situation & welch Wiedererkennungswert für mich!
    Also ich habe auch lange Opiate genommen, Speed & Koks ebenso - erst quasi im Wechsel, dann am Ende gleichzeitig.
    Habs auch nie gespritzt - was 'ne gewisse Grenze darstellt, aber bei dem Konsum von 20gr/Woche ist die dann auch nur noch so'ne 'letzte Bastion', :j:
    die einem natürlich doch viel erspart.(Spritzendruck, Infektionen, Abszesse etc...)

    Ich kann dazu eigentlich nur sagen, dass er, so lange er konsumiert, auch seine Muster fahren wird!
    Die Sache mit dem 'langsam runterreduzieren', das ist so'n Lichtlein, das man sich (und anderen) dann gerne mal anzündet:
    Nix für ungut, kannste eher vergessen!
    (Vergleich: die Leute, die dann Diät NR xxx machen; geht ne Weile, dann ist irgendwas & es wird wieder Gas gegeben).

    So hart es klingt: Mit Verständnis und Güte haste ja nun alles durch & es wird sich nix ändern!
    Stell ihn vor die Wahl: Die Droge oder ich!
    Bei mir und meiner Frau hat das - damals erstmal mit dem Alkohol - geklappt!
    als ich BEGRIFF, dass sie sich das nun WIRKLICH so nimmer länger antut, hab ich aufgehört & 10 Jahre lang keinen Tropfen mehr getrunken...

    Ich würde dir auch mal empfehlen, mal nach 'Co-Abhängigkeit' etc zu googeln; könnte mir vorstellen, dass dich da einiges zum Nachdenken bringt!

    Ein anderer Punkt ist halt der, nach so viel Pulver über so lange Zeit (haste ja im Ansatz gemerkt), dauert es, bis man wieder "Mensch" wird.
    Man ist eigentlich permanent im Wechsel: zwischen Gier einerseits & schwarzem Loch/Sinnlosigkeit andererseits.
    Das dauert, Monate sicher - unter Umständen sogar Jahre; wobei die "guten Zeiten" schon langsam mehr werden;
    aber man selber sieht es garnicht, weil man so kaputt ist!

    Soviel zum Negativen, der Fairness halber: Ich bin 11 Jahre weg von den Pulvern, 4 jahre von Kippen/Kiff; Alk ist gar kein Thema!
    Und mir geht es - Tendenz zunehmend - saugut!

    :ce: Ob dir das jetzt wirklich bei der Entscheidungsfindung hilft??? :j: LG.Ganesha

  • Du kannst ihm helfen, indem Du bei der Wahrheit bleibst und nicht seine Sucht unterstützt.

    Zitat von blabbediblub;245683


    er ist jetzt 26 jahre alt, hat in seiner vergangenheit eine 2jährige heroinabhängigkeit (nicht spritzen, nur ziehen) durch Substitution überwunden. dann war er eine zeit lang claen (hat "nur" gekifft).

    Er war als nicht clean und hat lediglich seine Sucht verlagert

    Zitat

    als er seinen job verlor ist er auf koks hängengeblieben und als er merkte welche probleme dadurch entstanden (vor allem enorme schulden...

    Und Du hast ihn auch finanziell unterstützt? Wenn ja, hast Du seine Sucht unterstützt

    Zitat

    ich habe ihm von anfang an gesagt, dass ich das auf dauer so nicht tolerieren kann-

    Aber Du hast es toleriert und Dich damit unglaubwürdig gemacht. Nur Taten zählen...

    Zitat

    ich tat mein bestes und machte dabei ganz viel falsch.

    Du hast das beste für Dich und Dein Gewissen UND NICHT FÜR IHN getan

    Zitat

    da ich schlicht und einfach nicht verstehen wollte, dass er noch nicht an dem punkt ist etwas zu verändern.

    Du willst etwas verändern, nicht er

    Zitat

    misstrauisch, angstzustände, verfolgungswahn...

    Völlig normale Anzeichen bei Süchtigen

    Zitat

    medikamente gegen die psychose verschrieb,

    Tja, unsere Schulmediziner

    Zitat

    leider kaufte er sich dann irgendwann doch wieder ne ladung und es blieb auch nicht bei einem mal sondern fing wieder richtig an...
    zu der zeit konnte ich es einfach nicht mehr leisten und trennte mich von ihm.

    Bravo, endlich, Kniefall, Kompliment... nun hast Du Dir und ihm geholfen

    Zitat

    die anziehungskraft zwischen uns ist einfach stärker als mein vernunftsdenken.

    Ich gebe zu bedenken, dass es Deine Co-Abhängigkeit ist, die diese Anzeihung ausmacht

    Zitat

    er weiß, dass ich mich nicht auf eine feste beziehung mehr einlassen kann, wenn sich nichts ändert. eine frage von mir ist nun, soll ich ihm eher das gefühl geben

    Er hat also etwas begriffen und nun geht es um erneute Spielchen? Weil Du den Süchtigen mehr brauchst als er Dich?

    Zitat

    er spielt seine Sucht immer runter,

    Völlig normal

    Zitat

    er meinte dann, er sei sich dessen schon bewusst, nur

    Entweder ist er sich dessen bewusst oder nicht. Oder ist er bisschen schwanger?

    Zitat

    seine vorstellung ist es, den konsum langsam zu reduzieren.

    Seine Vorstellung ist am Suchtmittel zunächst mal festzuhalten

    Zitat

    ich denke er muss leiden um etwas zu verändern?!

    Da es sich bei ihm nicht um Jesus handelt muss er auch nicht leiden. Der Entzug ist eine Befreiung und er wird mit den schönsten Glücksgefühlen belohnt werden WENN ER DENN SOWEIT IST

    Zitat

    ohne drogen ist natürlich besser als mit

    sagst Du, Süchtige denken da etwas differenzierter

    Zitat

    aber ich habe immer das gefühl er will es nicht RICHTIG.

    Voila, ich denke Du fühlst richtig

    Zitat

    ich bin ihm sehr wichtig,

    Oder nützlich?

    Zitat

    in meiner macht stehende versuchen ihn auf den richtigen weg zu bringen,

    Es liegt weder in Deiner Macht, noch weißt Du was für ihn der richtige Weg ist

    Zitat

    aber ich würde gerne wissen welche haltung ich ihm gegenüber am besten einnehmen sollte...

    Schau Dir genau an, was die Verhaltensmuster von Co-Abhängigen sind. Du wirst akzeptieren müssen Dich um Dein Wohl abseits eines Menschen zu kümmern. Lerne Dich in den Mittelpunkt zu stellen, oder was glaubst Du warum geht es in diesem Thread ausschließlich um ihn?

    Zitat

    allerdings müsste ich dann schon hinterher sein, dass ers wirklich macht

    Du bist nicht seine Mutter, oder?

    Zitat

    wie er seinen körper zerstört...

    Er hat ein Recht drauf, sich zu zerstören

    Ich habe absichtlich sehr provokant geantwortet und wünsche Dir, dass Du Dich in nächster Zukunft um Dich und Dein Wohl kümmerst. Dies als mein Rat auf Deine Frage was Du tun kannst.

    Allerbeste Grüße
    und ganz viel Kraft wünsche ich Dir

  • Ich danke Euch beiden von ganzem Herzen für Eure Antworten...
    Werde mir ernsthafte Gedanken über meine Rolle in dieser Beziehung machen und was genau die Anziehungskraft dieser Beziehung ausmacht.
    Hätte nicht gedacht, dass es so aufschlussreich für mich sein würde hier reinzuschreiben.
    Vielen lieben Dank...

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