Die Wunde der Unverstandenen

  • Mir wird immer mehr bewußter, wie sehr ich momentan und als Kind sicher gelitten habe, weil meine Eltern mich nicht verstehen. Diese Einsamkeit die daraus erwächst, weil innerlich kein Austausch möglich ist, das tut so weh heute daran zu denken. Jetzt als erwachsener Mensch kann ich mir meine Vertrauenspersonen aussuchen, aber früher (dies ist die emotionale Form des Alleinseins meiner Kindheit, die physische habe ich leider auch erlebt) konnte ich das nicht.

    Wenn ich heute sehe wie meine Eltern sind, kann ich damit überhaupt nicht umgehen, es wühlt mich ungemein auf. Sie machen mich unglaublich wütend und traurig!!! Wenn ich bemerke, wie sie den Konflikten völlig aus dem Weg gehen und sie einfach nicht ansprechen, obwohl die Atmosphäre total angespannt ist....sie sehen, dass ich wütend oder traurig bin, aber dann über etwas anderes sprechen als ob nichts wäre....ich bin dann immer die "böse" die die Konflikte anspricht.

    Ich liebe meine Eltern, aber es kostet mich so viel Energie, wenn ich mit ihnen zusammen bin. Den nächsten Tag brauche ich völlig für mich und nach den Treffen weine ich. Sie nicht zu sehen habe ich mir auch überlegt, aber das bringt ich nicht übers Herz. Es würde nicht nur ihnen, sondern auch mir weh tun. Sie tun mir leid.

    Ich bin verzweifelt, ich kann sie nicht ändern, ich kämpfe schon mein Leben lang für den Kontakt zwischen uns....aufgeben tut so weh.

    (Bitte erspart mir Kommentare wie "sie woll(t)en doch nur dein bestes". Ich weiß das und dennoch tut es mir weh. Dennoch habe ich meine Wunden aus meiner Kindheit. Wenn ich ihr Verhalten heute sehe und dabei GENAU weiß, WEIL sie SO sind, habe ich so gelitten.)

    Ich will sie loslassen. Oder ich will, dass ich sie loslassen will.....Es muss sich etwas ändern, bloß wie????

  • Hallo MomoHerbstauge,

    ich habe gerade deinen Beitrag gelesen, ich kenne das auch, das ist wirklich keine Einfache Situation. Es ist ein ständiger innerer Konflikt. Vor allem wenn alles unter den Teppich gekehrt wird.

    Und Konflikte wie diese lassen sich nicht auf Knopfdruck lösen. Alles braucht seine Zeit.

    Gebe dir diese Zeit und lasse deine Gefühle zu und versuche deine Intuition zu zulassen.

    Vielleicht hilft dir das ein bisschen.


    lg Lana

  • Mir wurde einst gesagt, meine Eltern kann ich nicht ändern.
    Klingt einfach und wahr, nur bis es in meinem Inneren ankam, hat es ewig gedauert.
    Schlussendlich braucht es viel inneren Frieden und Akzeptanz dessen, was vorliegt. Nämlich eine Beziehung wie du sie oben beschreibst.

    Ob es einen Mittelweg geben kann, dass musst du für dich entscheiden. Aber sollte der Mittelweg nicht mit so heftigen Emotionen verbunden sein.
    Das heißt, nicht hingehen, aushalten und zu Hause zusammenbrechen.
    Setze dich in Ruhe (das heißt ohne Anspannung oder emotionaler Angeschlagenheit) mal hin, und überlege was dir in diesem Moment, davor und danch gut tun würde.
    Gestern erst habe ich einen Bericht gelesen über sogenannte Energierauber. U.a. Menschen, die einem wertvolle Energie rauben, ohne dass sie es merken.
    Da werden auch Übungen beschrieben, um die eigene Aura zu schützen. In einer unangenehmen Situation, einen sogenannten goldenen Umhang umwerfen. Der uns praktisch in der Begegnung schützt. Uns einhüllt.
    Aber auch Atemübungen, wenn du möchtest kannst du mir eine PN mit deiner Mail schicken, danns chick ich dir die Seiten mal als PDF.

    Wenn du jedoch merkst, dass der Mittelweg so gar nicht funktioniert, dann überlege in wie weit du Kontakt verringern kannst oder evtl. abbrechen.
    Aber Schritt für Schritt.

    Alles Gute, Zyna

  • Manchmal hilft es auch, den Kontakt für eine gewisse Zeit abzubrechen. Oder eine gemeinsame Regelung zu finden, mit der alle leben können, sprich Regeln für's gemeinsame Zusammensein, an die sich alle halten. Es ist immer schwer mit den eigenen Eltern zurecht zu kommen, wenn vieles im Argen ist und die Vergangenheit schwer auf einem lastet. Mir tut es jedes Mal weh, wenn ich sehe, wie unzufrieden meine Eltern eigentlich sind und ich leide darunter, wenn sie mich nicht so akzeptieren, wie ich bin. Aber dann sage ich mir, dass ich sie auch so akzeptieren muss, wie sie sind.

    Ich vermute, dass du die Probleme schon oft daheim angesprochen hast und sich nie etwas geändert hat. Das ist immer Pattsituation. Therapeuten haben mir immer geraten, ich solle, wenn ich eine Situation oder einen Zustand nicht ändern kann, den Kontakt abbrechen. Aber die haben gut reden... Vielleicht hilft eine zeitweilige Kontaktpause. Das ist nichts endgültiges. Du würdest deinen Eltern dann sagen, dass du ein wenig Zeit für dich brauchst, um dir selber über einiges klar zu werden. Das ist kein Kontaktabbruch sondern einfach nur ein wenig Zeit, um sich über einiges klar zu werden. Ich habe es auch mal eine zeitlang gemacht, einfach um mir über gewisse Dinge klar zu werden. Als ich dann mal wieder angerufen habe, war's sehr befreiend.

  • Werte MomoHerbstauge,

    ich kann Deine Verzweiflung sehr gut verstehen und ich denke es ist immer ein sehr gutes Zeichen, wenn jemand in solch einer Situation den Dialog Sucht. Ich möchte ich Dir nun mein Feedback geben, welches vielleicht nicht ganz so bequem ist, aber ich meine es ehrlich und wünsche Dir einfach, dass Du dieses ETWAS überwindest.

    Zitat von MomoHerbstauge;246816

    Mir wird immer mehr bewußter, wie sehr ich momentan und als Kind sicher gelitten habe, weil meine Eltern mich nicht verstehen.

    Verstehst Du Deine Eltern? Wenn nicht, dann sei bitte nicht entrüstet, wenn dies auf Gegenseitigkeit beruht.

    Zitat

    Diese Einsamkeit die daraus erwächst,

    Niemand ist verantwortlich für Deine Einsamkeit, ausser Du selbst. Nur Du kannst das ändern.

    Zitat

    Wenn ich heute sehe wie meine Eltern sind, kann ich damit überhaupt nicht umgehen, es wühlt mich ungemein auf. Sie machen mich unglaublich wütend und traurig!!!

    Ich würde mir alle Eigenschaften notieren, die Dich wütend und traurig machen und danach kannst Du überprüfen, ob Du exakt diese Eigenschaften hast. Bei dem was Du schreibst ist die Möglichkeit sehr hoch, dass Du Dein Spiegelbid verachtest.

    Zitat

    Wenn ich bemerke, wie sie den Konflikten völlig aus dem Weg gehen

    Löst Du Deine Konflikte in der Regel?

    Zitat

    Ich liebe meine Eltern, aber es kostet mich so viel Energie, wenn ich mit ihnen zusammen bin.

    Ich nehme an, dass auch Deine Eltern Dich lieben und vermutlich kostet es sie auch sehr viel Energie.

    Zitat

    Ich bin verzweifelt, ich kann sie nicht ändern, ich kämpfe schon mein Leben lang für den Kontakt zwischen uns....aufgeben tut so weh.

    Du WILLST etwas und kannst nicht akzeptieren, dass Du keine Kontrolle über Deine Eltern hast. Ist das richtig?

    An anderer Stelle schreibst Du:

    Zitat

    ich weiß was ich brauche, nur ob das alles in meinem leben noch möglich ist, weil mir leider bestimmte positive erfahrungen aus der kindheit fehlen, daran zweifle ich.

    Ich würde Dich bitten diese Opferrolle zu verlassen. Niemand ist verantwortlich für Dein Glück. Du kannst positive Erfahrungen machen, aber erwarte nicht, dass Dir irgend jemand auf der Welt diesen Job abnimmt.

    Wenn Du Erwartungen stellst, die nicht erfüllt werden, liegt es vielleicht an Deinen Erwartungen und nicht an den Menschen, die sie nicht erfüllen.

    Ich schicke Dir ganz viel Kraft und ich wünsche Dir,
    alles Liebe und Gute, A.

  • Zuallererst möchte ich euch allen danken, danken für eure Anteilnahme an meinem Problem.

    Anonymus: Deine Argumente finde ich zwischen einer Beziehung von Erwachsenen passend. Aus der Perspektive von Eltern in Beziehung und Verantwortung für ein Kind allerdings unzutreffend. In solch einem Verhältnis ist sehr wohl der Erwachsene in erster Linie dafür zuständig zu versuchen das Kind zu verstehen, den Kontakt zu suchen und damit die Einsamkeit zu nehmen.

    Es macht mich wütend und traurig, dass meine Eltern ihre Rolle als Eltern nicht gut erfüllt haben. Wenn ich dann die gleichen Eigenschaften heute sehe, dann trifft es mich so sehr, weil ich früher so sehr darunter gelitten habe, heute kann ich mich dagegen wehren bzw. versuchen mich abzugrenzen. meine geschichte/erfahrungen, die prägt mich sehr negativ und ich habe viel arbeit im emotionalen bereich, die anderen leicht fallen.

    die negativen konsequenzen machen mich so wütend und das teilweise große unverständnis und unwissen meiner eltern demgegenüber was sie falsch gemacht haben. ich werde durch ihre eigenschaften an die vergangenheit erinnert und wie "leicht" doch mein leben auch hätte anders sein können.

    bezüglich der einsamkeit: ich fühle mich einsam, wenn andere das was ich empfinde überhaupt nicht nachvollziehen können und es kognitiv nunmal nicht erfassbar ist.

  • ich hab gerade einen Kontaktabbruch hinter mir - es ließ mich aufatmen
    ich kann nicht sagen ob es bei Familie auch so ist, oder ob familie für immer zusammenhalten muss und ob das auch in deiner situation so ist.
    ich habe aber eine frage

    Fühlst du dich bei beiden elternteilen so oder sind das verschiedene gefühle für Mutter und Vater. Wärs möglich erst mal mit einem Elternteil langsam Kontakt und Verständnis aufzubauen ?
    Fühlst du dich einem der beiden näher ?

    Gut das waren 3 fragen. tut mir leid. du schaffst das : )

    Lg tequila

  • ich habe grad noch einmal meinen anfangspost gelesen, es ist nach wie vor so, dieser fehlende wirkliche austausch und mißverständnisse in jeglicher hinsicht :frowning_face: hinzukommt, dass ich das gefühl habe, meine eltern kommen nur um ihren enkel zu sehen. mein vater am telefon an meinem geburtstag: "alles gut zum geburtstag", ich: "danke", er: "wann kann ich "Enkel" wiedersehen?". Nur ein Beispiel von mehreren.


    habe das gefühl einer scheidungsfamilie, weil ich meine eltern nur treffe damit sie ihren enkel sehen u sie auch nur nach ihm fragen, mein mann u ich bei den treffen quasi luft sind. das mein kind im mittelpunkt steht find ich toll, dass es soooo extrem ist u es nichts anderes gibt, das stört mich ungemein. habs ihnen gesagt u es bleibt beim alten, wie immer TRAURIG SEUFZ.

  • Hey,

    ich kann mir vorstellen dass das weh tut. :frowning_face:
    Find ich gut, das du das angesprochen hast. Schade das da nichts zurückkommt, bzw. alles beim Alten bleibt.

    Es ist ja immer wichtig, das man sowas sachlich anspricht, es kann glaub ich relativ leicht passieren das man in die frühere Rolle eines Kindes zurückfällt, im Gespräch mit den Eltern, wird protestierend, vorwurfsvoll, macht sich klein oder ähnliches.
    Für dich und dein Seelenheil wäre es sicher gut deinen Eltern zu verzeihen, Ihre Fehler und Ihr Verhalten.

    Es ist (leider) glaube ich ziemlich unrealistisch zu erwarten, das die Eltern sich, wenn man erwachsen ist, komplett anders als früher uns gegenüber verhalten (können), dazu müssten sie sich ja grundlegend ändern.

    Vielleicht hilft dir da wirklich etwas mehr Distanz? (so das die Enkel-Oma/Opa Beziehung trotzdem gut bleibt halt)

    Es kann auch helfen einen Brief zu schreiben den man dann nicht abschickt, oder etwas mehr über die Eltern von "damals" herauszufinden, (was natürlich schwierig ist so ohne Gespräche) um etwas mehr Verständnis für sie zu entwickeln, warum sie sich in welchen Situationen wie verhalten haben/verhalten.
    Eltern sind immer ja auch "Opfer" ihrer Eltern.

    Gibt natürlich auch genug Fälle, wo nix mehr ist mit Verständnis und Verzeihen, je nachdem was so vorgefallen ist... (Ich weiss ja nicht wie das ist bei dir, deshalb keine ahnung, ob dir das hier weiter hilft, ich hab einfach mal so aufgeschrieben was mir einfällt.)
    liebe grüße, Thymia:)

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