hallo, liebe Gemeinde.
Ich musss leider etwas mehr schreiben.
Ich bin 44 Jahre alt.
Wir haben uns vor fast 20 Jahren kennengelernt, sie war 19, ich 24.
Wir haben vor 18 1/2 Jahren geheiratet, ALS unser Sohn unterwegs war, und nicht WEIL er unterwegs war.
Meine Frau hat studiert, auf Lehramt, ich habe im Schichtdienst gearbeitet.
Wir haben uns nach mehreren Umzügen endlich Eigentum auf dem Land zugelegt, ich habe gut 8 Jahre sehr aktiv am Umbau gewerkelt.
Zwischendurch haben wir uns immer Zeit für lange Gespräche, Spiel und gemeinsames Fernsehen genommen.
Unser Sohn hat ab und zu mitgearbeitet.
Ich hätte mehr Einsatz gewünscht, was ich auch ausgesprochen habe.

Irgendwann hat meine Frau angefangen, immer länger im Arbeitszimmer zu bleiben, Kater auf dem Schoß, Mahjongg gespielt, ab und zu etwas für den Unterricht vorbereitet, auch schon morgens, vom Frühstück aufgestanden, mit Kater an den Rechner gesetzt.
Das Schlafzimmer war als Katzen-freie Zone vereinbart.
Ich habe sehr oft den Schlafanzug mit Katzenhaaren im Bett gefunden, habe ihn abgefusselt, damit ich neben meiner Frau auch schlafen kann.
Selbstverständlich habe ich das "Fehlverhalten" meiner Frau angesprochen, habe nach den Gründen gefragt, keine klaren Antworten erhalten. Stattdessen wurde es immer schlimmer.
Meine Frau ging dann regelmäßig zum Friseur, frisch blondiert, fing dann mit dem Laufsport an, ging auf den Crosstrainer, hat rapide an Gewicht verloren.
Ich habe die Gunst der Stunde genutzt, habe mich einer Laufgruppe in meiner Firma angeschlossen.

Dann, irgendwann im November 2010, habe ich plötzlich alles falsch gemacht.
Ich habe meine Frau angefasst, wenn sie nicht wollte.
Ich habe meine nicht in den Arm genommen, als sie es gebraucht hätte.
Ich habe sie allein gelassen,
ich habe mich ihr aufgedrängt,
ich habe mich in die Gespräche von Frau und Sohn eingemischt,
ich habe meinen Sohn kritisiert,
ich habe ihn einfach laufenlassen
ich bin faul,
ich arbeite im Haus nur, um sie zu stören ...
Daß der Urlaub im November 2010 an der Nordsee ein Fiasko war, brauche ich nicht weiter auszuführen.
Gespräche zwischen Mutter und Sohn fanden nur noch im Arbeitszimmer statt, ohne mich.
Wenn ich dann "am Tisch" bestimmte Sachen nachgefragt habe, war ich plötzlich derjenige, welcher ja gar nichts mehr mitbekommt, mal wieder nicht zugehört hat usw.
Mein Sohn hat diese Sichtweise dann irgendwann übernommen.
Im Sommer 2011 war dann plötzlich ein Motorradführerschein das allerwichtigste, vorher nie ein Thema.
Selbst die Umfinazierung unserer Kredite hat sie nur am Rande interessiert.
Ich habe sie gefragt, woher denn plötzlich ihr "Freiheitsdrang" käme. Antwort: ich hätte sie seit wir uns kennen unterdrückt. Jetzt wäre sie dran.
Also haben wir nach einer mühsamen Umfinazierung unser Sparbuch geplättet und meine Frau hat sich ein Motorrad gekauft.

Mir ist in der Historie des Browsers aufgefallen, das ein bestimmtes mir unbekanntes Email-Konto mindestens 15 mal am Tag abgefragt wurde. Mir sind Lesezeichen aufgefallen, Immobilienangebote in der Stadt, Liebesgedichte, Links zu Intimrasur des Mannes usw.
Bei gemeinsamen Spaziergängen deutete meine Frau sogar an, daß das Leben in der Stadt klasse wäre, ich könnte dann mit der Bahn zur Arbeit fahren fahren, alles schon durchdacht.
Im Spätsommer fand ich dann, auf der Suche nach Sportbekleidung zum Waschen, Kondome in der Sporttasche, sie geht 2x die Woche ins Studio.
Daraufhin habe im Handy (am Ladeadapter) eine sms gefunden, "kuschel mich gleich an Dich", gesendet an einen Kollegen, habe im gemeinsamen Rechner Fotos von ihm gefunden, ein Mann Mitte fünfzig.
Daraufhin angesprochen meinte sie, er sei ein väterlicher Freund, der ihr in schwierigen Lagen zur Seite steht.
Im Dezember 2011, 2 Tage vor Weihnachten, habe ich das Email-Konto meiner Frau geknackt, worauf ich nicht stolz bin. Ich weiß aber, daß ich genug gefragt und lange genug gewartet habe.
1.300 Mails, auf beiden Seiten. Seitdem weiß ich, daß sie sich schon im September 2010 mit ihm eingelassen hat, seitdem trafen sie sich 2x die Woche im Return, "genossen" die Sauna und den Ruheraum, sie trafen sich 1x die Woche in der Schule in einer gemeinsamen freien Unterrichtsstunde, dann noch bei ihm, wenn seine Frau aus dem Haus ist.
Also 4x die Woche, über bis dahin 15 Monate.
Ich habe mir ein paar Mails "rübergezogen", meine Frau abends äußerlich ruhig die Tatsachen geschildert, sie hat dann immer noch als "blödes Gerede" abgestritten, ich habe die ausgedruckten Mails tatsächlich gebraucht, um ihr das Ende unserer Beziehung klar zu machen.
Wichtig: nicht, weil sie fremdgegangen ist, sondern, weil sie 15 Monate lang eine quasi Parellelbeziehung geführt hat, mich die ganze Zeit angelogen hat.
Wir hatten ein tolles Weihnachtsfest.
Mitte Januar haben wir den Notarvertrag zur Gütertrennung unterschrieben, ich habe einen Kredit aufgenommen, meine Frau ausgezahlt, meine Frau und mein Sohn sind Anfang Mai ausgezogen.
Ich habe meinem Sohn erklärt, daß ich jederzeit für ihn da bin, daß ich ihm den Auszug nicht übel nehme, nur traurig bin.
Danach war mein Sohn, 18, 2x heimlich in meiner Wohnung, hat sich noch ein paar Kleinigkeiten herausgeholt. Das 2. Mal hatten wir sogar einen Termin vereinbart, ich bin früher von der Arbeit nach Hause, habe auf ihn gewartet. Per sms, auf Nachfrage, teilte er mir mit, er hätte sich mit den Tagen vertan, wäre schon 2 Tage früher da gewesen. Danach habe ich die Schlösser getauscht, was er aber eigentlich noch nicht wissen kann.
Seitdem Funkstille.
Mein Sohn fährt jeden Tag mit dem Auto seiner Mutter, 40 km eine Strecke, auf der Autobahn an meinem Ort vorbei.
Keine Antwort per sms, per Anruf auf seinem Handy nicht erreichbar, er ruft nicht zurück.
Eigentlich müssten sie jetzt sogar Telefon und Internet haben, ich erfahre auch durch Nachfragen die Nummer nicht.

Ich habe 5 Wochen lang vermieden, sowohl in die Städte zu fahren, in der meine Frau wohnt und arbeitet als auch mein Sohn zur Schule geht.
Ich habe 6 Monate lang meinen Lieblings-Baumarkt gemieden, weil ich IHM nicht über den Weg laufen wollte.
Ich habe mich versteckt.

Ihre Eltern glauben, seine Frau wisse Bescheid und würde die Beziehung dulden. Er war sogar beim Einzug in ihre neue Wohnung dabei, ihre Eltern haben ihn kennengelernt.
Mein Sohn muss es auch glauben. Ich laufe Gefahr, daß der Freund/Geliebter, meinen Sohn um seine klebrigen Finger wickelt.
Surfen, segeln, sporten, Volleyball, großes Eigentum, z.T. vermietet, ein Leben voller Entspannung und Gelassenheit.
Die beiden sind sogar schon zusammen zu ihm nach Hause gefahren, mit seiner Familie im Garten gearbeitet.

Letzten Freitag habe ich seine Frau in einem persönlichen Gespräch die Wahrheit über die Beziehung erzählt.
Und daß die Kollegen mehrheitlich Bescheid wissen, aber niemand versucht hat, mir oder ihr etwas anzudeuten. Sie ist mir sogar dankbar für die Information. Sie hatte sowas vermutet. Er hatte schon öfter Kolleginnen, "derer er sich annehmen musste".
Habe ihr gesagt, daß meine Frau für ihren Mann alles aufgegeben hat und ich es "sch****" finde, daß sie jetzt nur auf ihn wartet, er aber nichts verändert hat.
Seine Frau sagte, sie würde im ihre Ehe kämpfen.
Wenn das so ist, habe ich meiner Frau den Partner genommen, den sie nie hatte.
Sie wird so einen dicken Hals auf mich haben, und meinen Sohn weiterhin impfen, sodaß er wohl nicht mehr den Kontakt zu mir Sucht.

Fazit:
Ich will mich nicht mehr verstecken ! ! !
Aber:
Ich babe alle Stufen meiner Rakete nacheinander gezündet (Wortlaut meiner Kollegin), alles im Plan, habe vielleicht etwas länger gebraucht.

Letzten Freitag ist meine Rakete abgebrannt.
Jetzt sitze ich auf der Asche meines Lebens.

Meine Freunde und Familie, Eltern und 3 Geschwister, alle älter, können mit meinem Gefühlsleben nichts anfangen. Keiner ruft, fragt wie es mir geht.

Zitat von Politoxe;249769

ich würde an deiner Stelle mich um mich bzw dich jetzt kümmern und versuchen, das Verhältnis zum Sohn wieder hin zu bekommen..is ja dein Kind

das genau ist ja mein Problem:
ich kann ihn ja nicht vor der Schule abpassen, "nun komm mal her, mein Sohn, lass uns mal drüber reden."
Momentan laufe ich Gefahr, daß er die Straßenseite wechselt, wenn er mich sieht.
Und Kriechen will ich nicht mehr, habe ich lange genug. Mein Stolz kommt wieder.
Und mit der neuen Liebe, das muss leider warten, bis ICH bereit dazu bin.
Ich muss mich noch etwas "markt-tauglich" machen.
Ich habe wieder mit dem Joggen angefangen Diesmal für MICH.

hallo Franz,
danke für Deine EHRLICHEN Worte.
Wie Du siehst, habe ich eine Menge Frust, deshalb ist mein Posting so lang.
Das ich seiner Frau Bescheid gesagt habe, ist so ein (blödes) Prinzip von mir: keine Geheimnisse. Ich finde keinen Frieden, wenn ich weiß, da gibt es jemanden, die hat keine Ahnung was ihr Mann so treibt. Ich möchte mir selbst treu sein, mir in die Augen schauen können !
Ich hätte es gerne gesehen, wenn ein wissender Kollege meiner Frau mir Bescheid gegeben hätte. Statt dessen hat er sich zurückgezogen, war mal eine Fahrgemeinschaft, ging plötzlich "irgendwie nicht mehr".
Seine Frau hat sich bei mir bedankt, komisches Gefühl.
Jetzt kann ich aber wieder, mit Stolz über das was wir erreicht haben, eine relativ saubere Trennung, durch die Stadt gehen.
Aber gut fürs Ego wäre, wenn sie meine Hilfe brauchen würde. Den Gefallen tut sie mir nicht.
Zu meinem Sohn:
Ich hatte vergessen zu erwähnen, daß er mir schon mal mit der Faust ins Gesicht geschlagen hat.
Danach hieß es lapidar: "Warum mußt Du ihn denn auch ans Ohr gehen. Du weißt Doch, das er nicht möchte, daß Du ihn anfasst".
Wusste ich bis dahin nicht. War wohl ein Geheimnis.
Das war 2 Monate, bevor ich über die Parallelbeziehung meiner Frau Bescheid wusste.
Er sitzt mittendrin, im Chaos, das wir zwei angerichtet haben. Er kann nichts dafür, er tut mir leid, habe ich ihm auch gesagt, so ähnlich.
Ich habe mir auch schon überlegt, mich rar zu machen.
Nicht drängeln, sondern warten.
Ist aber verdammt schwer.
Ich habe einige der schönsten Fotos neu ausgedruckt, sie stehen auf meinem Schreibtisch.
Das schönste Bild, lachend im Anzug neben dem Haus im Grünen, steht neben dem Monitor.
Meine Eltern haben immer gesagt, "wer sich nicht meldet, dem gehts gut".
Das war mir bis jetzt immer zu oberflächlich.
Man(n) lernt dazu.

Hallo, liebe Gemeinde,
da bin ich wieder.
Seit 4 1/2 Monaten wohne ich jetzt allein, friedlich.
Ich habe meine Wohnung umgeräumt, einige Mülltonnen mit vergangenem Leben gefüllt, einen PKW voll geladen, ausgemistet.
Die (zurückgelassenen) Haustiere, jetzt meine, haben sich an die Stille gewöhnt, haben mich als Hausherr akzepziert, was will man mehr.
Über ehemalig gemeinsame Freunde, jetzt meine, habe ich erfahren, daß meine bald-Ex irgendwie nichts wirklich mitbekommen hat, ist mit ihren Ansichten über das Scheitern unserer Liebe logischerweise völlig quer, mein Sohn wird sich dann wohl in absehbarer Zeit nicht bei mir melden, er ist zu sehr eingelullt.
Die Familie meiner Ex hat mich aber mal angerufen, sich über mein Befinden erkundigt, mir Infos zu meinem Sohn gegeben, es geht im gut, das tat gut.
Irgendwie nebenbei habe ich eine Freundin gefunden, haben viel geschrieben, telefoniert, uns getroffen, mal sehen, was daraus wird. Ich bin frei, endlich wieder entspannt, habe etwas zugenommen, grins, will wieder Sport machen.
Zum Kaufen neuer Möbel für mein schönes neues Arbeitszimmer (Ikea sei dank) und neuer Küchenhilfen habe ich mein Konto am unteren Limit angekratzt.
In etwa 2 Monaten ist meine finanzielle Misere auch vorbei, dann kann ich mir endlich ein Hobby suchen
Das Leben hat mich wieder.
In einem tiefen Tal kann man nicht abstürzen, man kann nur nach oben sehen, das Ziel vor Augen.

@Bulldog: Vielen Dank für Deine Freude über mein Gelingen
Der Schmerz wird langsam schwächer, die Ängste bleiben wohl noch etwas länger.
Meine neue beste Freundin wünscht sich keinen Neuanfang ohne Vergangenheit, sondern einen Neuanfang mit dem Wissen um die Vergangenheit des Anderen. Nur dann kann man/frau auch vertrauen lernen, daran glauben wir.
Wir haben uns mitten in unseren Krisen kennengelernt, die Annäherung war nicht so leicht.
Die Fettnäpfchen, die wir um uns herum aufgestellt haben, damit andere bereitwillig hineintreten sollen, versuchen wir uns gerade gegenseitig aus dem Weg zu räumen, damit eine Gasse frei wird...
Das Leben ist kein bunter Teller. (Ihr Motto)