Raus aus dem Langzeitkonsum

  • Hallo, erst einmal...
    ich möchte zu diesem Thema auch mal über meine Geschichte berichten. Ich war Langzeitkonsument, habe ca. 20 Jahre gekifft und das fast täglich, allerdings immer nur abends. Ja, das kann lange Zeit gut gehen, man bekommt doch alles hin, oder? Man arbeitet, hat Freunde usw., wo , bitte schön, soll denn das Problem liegen? Doch irgendwann funktionierte es nicht mehr, Ich fühlte mich physisch und psychisch schlecht, selbst im bekifften Zustand wurde es keinen Deut besser. Ich bekam Selbstzweifel und machte mir Vorwürfe, wurde irgendwie Depressiv. Wie habe ich es doch hier gelesen (Zitat): „Das wahre Leben findet woanders statt, nicht auf deinem Sofa. Ich habe dann meine sozialen Kontakte vernachlässigt, mein schlechter werdendes Gedächtnis schöngeredet, habe mich einfach selbst belogen.“ Aber selbst dann (und hier wird klar das es sich um eine handfeste Sucht handelt) habe ich lange Zeit nicht aufgehört zu Kiffen, bis nichts mehr ging. Ich war stimmungsmäßig so am Boden das ich in einer Mischung aus reiner Verzweiflung und der immer lauter und drängender werdenden Einsicht, das ich ein fettes mir mehr und mehr schadendes Suchtproblem habe, die Notbremse zog: Ich habe aufgehört zu Kiffen.
    Zunächst ging alles gut. Ich fühlte mich besser (und wacher), hatte manchmal geradezu eine Hochstimmung. Aber nach so langer Zeit baut sich der Thc – Spiegel im Körper nur sehr langsam ab und in der 3. Woche ging es los: Nervosität, Unruhe, Stimmungsschwankungen, massive Schlafstörungen, Bluthochdruck und einen Ruhepuls von 120. Ich war völlig verunsichert, wusste gar nicht was mit mir los war bis ich auf die Idee kam das es mit dem fehlenden Cannabis - Konsum zusammenhängen könnte. Und richtig, nach einer Recherche im Internet (bei der ich auch auf diese Seite stieß) wusste ich es: Ich machte gerade einen ordentlichen Entzug durch, bei fast allem was dort in diesem Zusammenhang beschrieben wurde konnte ich „hier“ schreien. Seltsamerweise fühlte ich mich nach dieser Erkenntnis schlagartig etwas besser, wusste ich jetzt das es vorbei geht. Auch habe ich in dieser Situation meinen Hausarzt ins Vertrauen gezogen. Ich hatte Glück, er hatte Erfahrung damit, ist mir mit Verständnis und Empathie entgegengetreten und hat mir mit höher dosiertem Baldrian und einem niedrig dosierten Antidepressivum über die Spitzen hinweggeholfen. Mit meiner Lebensgefährtin und zwei Freunden habe ich offen über meine Situation gesprochen, ich fand es hilfreich, schafft es doch so was wie soziale Kontrolle, ich wollte dann auch ihnen gegenüber beweisen das ich es ernst meine.
    Das ganze ist jetzt ein ½ Jahr her und ich muss sagen, es klappte besser als ich geglaubt habe. Hier wird immer wieder von anderen beschreiben wie sehr sie den Joint vermisst hätten, das sie in depressive Stimmung verfielen, usw. Das alles hatte ich Gott sei Dank nicht oder nur schwach so das ich es gut händeln konnte. Aber vermutlich lag es daran das ich vorher schon am Boden lag, es konnte nur nach oben gehen. Ich merkte schnell, das es mir ohne Kiffen einfach besser ging. Das reichte zunächst erst einmal aus. Wochenlang hatte ich noch Gras zu Hause liegen, ich habe es nicht angerührt und irgendwann verschenkt.
    Trotzdem, glaube ich, bin ich immer noch auf dem Weg raus. Mit all der jahrelangen Kifferei hat man im sozialen und psychischen Bereich doch einen gewissen Flurschaden angerichtet. (Freundeskreis,Hobby's, Sport, etc.) Da habe ich noch ein ordentliches Stück Weg vor mir und ich befürchte dieser ist schwerer als nur den Joint liegen zu lassen und die körperlichen Symptome zu überwinden. Der Joint war mein Freund und hat es mir abgenommen meine Zeit zu gestalten und mir Freunde/Bekannte zu suchen.
    Ich habe mir vorgenommen mir gegenüber ehrlich zu sein und so will ich es auch hier sein: Ich habe letzte Woche einen alten Freund besucht, dieser hat gekifft und ich auch.
    Ich habe mir am nächsten Tag Vorwürfe gemacht, hatte das Gefühl versagt zu haben.
    Das ist jetzt schon wieder ein paar Tage her, ich verspüre keinen Suchtdruck und habe auch nichts gekauft obwohl ich dort die Gelegenheit dazu hatte. (Das wiederum macht mich sogar ein bisschen stolz.) Eins zeigt mir dieses aber deutlich: Ich muss wohl weiterhin immer wieder auf mich aufpassen, denn ein Leben vom Dauerkonsumenten zum Gelegenheitskiffer ist in meinem Fall wohl eher unwahrscheinlich. Sicher gibt es Leute die ab und zu mal Kiffen oder rauchen ohne ein Problem damit zu haben, zu denen gehöre aber ich leider nicht...
    Allen die sich auf den Weg raus machen wollen (und wenn sie das hier lesen scheint es ja doch schon zu nagen) sollten nicht so lange warten wie ich, der Weg raus wird dann nur länger. Ich habe mich zumindest auf den Weg gemacht und muss sagen ein Leben ohne Kiffen ist möglich und auch lebenswert. Mir geht es besser, ich fühle mich wacher, agiler, belastbarer, schlafe besser und komme morgens viel besser aus dem Bett und in den Tag.
    Diese Erfahrung kann mir keiner mehr nehmen und ich hoffe sie schützt mich.

  • Zitat

    ein Leben vom Dauerkonsumenten zum Gelegenheitskiffer ist in meinem Fall wohl eher unwahrscheinlich


    Das halte ich bei 99% aller Cannabisabhängigen für unwahrscheinlich!

    Zu deinem kleinen Umfaller ...
    Meiner Meinung kann man aus solch einer Situation viel für sich lernen und wenn es nicht zu einem Rückfall kommt, dann hast ja schon viel erreicht.
    Natürlich hoffe ich dass du nun weißt, der Weg ist weit und von Suchtstoffen musst du sicher noch einige Jahre Abstand halten.
    Letzteres soll nicht bedeuten dass ich dir in paar Jahren das erneute 'Kiffen empfehle :face_with_tongue:
    Doch so mancher trinkt dann halt mehr Bier oder sonst was, eine Suchtverlagerung bringt aber keinem was.

    Dein Beitrag sollte aber einigen klar sagen - der Entzug von 'Cannabis, also das reine absetzen der Droge, ist nur ein sehr kleiner und erster Schritt.
    Die Entwöhnung ist der wesentliche Punkt und die kann wirklich sehr lange dauern ...
    Dazu, wie du ja schreibst, das Leben lernen, ja, vieles muss man von Grund auf neu erlernen.
    Auch ein Punkt was viele nicht umsetzen, doch wenn ich nicht mein Umfeld wechsle, alles neu ordne, dann ist und bleibt es nur beim Entzug - kommt ein unvorhergesehener Schlag, dann greift man doch schnell wieder zu Drogen :frowning_face:

    Du bist auf einem sehr guten Weg, kannst auch sehr stolz auf dich sein :smiling_face:

    LG Franz

  • Wer glaubt ich bin durch irrt gewaltig, wenn jetzt einer mit 'nem Joint käme, ich könnte für nichts garantieren. Früher hätte ich es anders gesehen aber jetzt, glaube ich, habe ich Glück: Es kommt niemand mit Joint und es ist auch nichts im Haus. Das macht es einfacher.
    Auserdem gibt es noch einen anderen Aspekt: Den Dealer meines Vertrauens gibt es nicht mehr, die Niederländer haben den Weed-Pass eingeführt und ich habe eigentlich keinen Bock mehr mir ständig Gedanken zu machen wo und wie ich den Nachschub herbekomme, das nervt. (Kennt jemand das Stück "I'm waiting for the man" von Velvet Underground?)
    Aber wie habe ich es an anderer Stelle doch so treffend gelesen: Die Mühen der Ebene, ich merke das ich mich weiterhin echt disziplinieren muss, mich wehren gegen das relativieren (einmal ist keinmal oder ich habe doch jetzt was geschafft, da kann man sich doch mal belohnen usw.), dieser noch immer spürbare Sog, es verunsichert und ist manchmal ganz schön anstrengend. Dann kommt einem die Ebene staubtrocken und schier endlos vor....
    Gruß mattesso

  • Hi,

    ist bei mir zwar nimmer so, dass mich ein Joint in Versuchung bringen könnte, das kenn ich.
    Aber es wäre eine - für mich lebensgefährliche - Selbststäuschung, das für immer & in jeder Situation zu behaupten!

    Ganz im Gegenteil: Ich weiß, was mit mir und weißem Pulver in einem Raum nicht zwangsläufig geschehen MUSS,
    aber sehr wohl kann!
    Und das nach 11 Jahren Abstinenz & obwohl es in meinem Leben kaum mehr ein Rolle spielt.

    Klar, der alte Velvet Song *lach*

    Die Ebene ist wirklich staubtrocken, aber dann schmeckt das Wasser halt besser *schulterzuck*
    Die Betrachtungsweise macht da vieles & EINFACH hat ja auch niemand behauptet...

    Zieh's weiter durch, es lohnt sich. LG.Ganesha

  • ganesha
    Danke für die unaufgeregten aber deutlichen Worte

    Und für alle Interessierte:
    Ich habe mich heute mal um meine Finanzen gekümmert und festgestellt das ich seit einiger Zeit irgendwie besser dastehe, und das bei gleichbleibendem Einkommen. Ich konnte es mir leisten meiner Lebensgefährtin und mir eine 3-tägige Wien-Reise zu spendieren. Und da dämmerte es mir: Ich befürchte, ich habe mir was die Kosten meines Konsums angeht jahrelang mächtig einen in die Tasche erzählt - oder es ignoriert. Man scheint doch 'ne Menge Geld zu sparen, eigentlich 'ne schöne Sache, oder?
    gruß mattesso

  • Hallo Leute,
    Ich melde mich nach einiger Zeit mal wieder und hole meinen Thread mal aus der Versenkung um folgendes Erfreuliches mitzuteilen: Ich weiß es nicht auf den Tag genau (liegt wohl im Grasnebel) aber es kommt schon ziemlich genau hin:
    1 Jahr ! =)
    Vor einem Jahr habe ich mit der Kifferei aufgehört und ich kann, was hier immer wieder gesagt wird, nur bestätigen: Es lohnt sich. Auch wenn nicht alles sofort wieder in's Lot kommt, wenn man nicht alles erreicht hat was man sich im Stillen so wünscht, es ist ein gutes Gefühl. Allein deswegen lohnt es sich schon, zu wissen das man seiner Sucht etwas entgegensetzen kann, ihr ein Stück weit entkommen ist. Sicher, es passiert mir immer noch das ich an's Kiffen denke und ich Momente habe wo ich, wenn etwas da wäre, für nichts garantieren würde. Aber eigentlich mache ich mir immer weniger Gedanken oder Sorgen, eine der ''Nebenwirkungen'' meiner einjährigen Abstinenz ist das ich mittlerweile keine Ahnung mehr habe woher ich jetzt etwas bekomme, höchstens mit erhöhtem Aufwand. Ich nehme das mit Achselzucken hin, ist ja auch besser so. Ich merke schon das es leichter ist wenn die Droge nicht im Haus, nicht greifbar ist.
    Zugeben muss ich das ich eines meiner Anliegen, nämlich endlich mal etwas sportlich aktiv zu werden nicht wirklich umgesetzt habe. Da ist wohl auch die Primärpersönlichkeit etwas faul...
    Liebe Grüße, mattesso

  • Hallo Mattesso,

    vielen Dank für deinen Beitrag. Einerseits wirken solche Berichte von länger Abstinenten natürlich immer etwas desillusionierend, weil dem eigenen Matschkopf dann immer bewusst gemacht wird, dass man einen langen Weg vor sich hat. Nix da mit " das zieh' ich jetzt mal kurz durch, und nach drei Wochen ist alles gut".
    Aber viel wichtiger ist immer wieder zu hören: Es lohnt sich, es lohnt sich, es lohnt sich....

    Danke!

    LG Catfish

  • Hallo Catfish,
    sorry, ich wollte eigentlich nicht desillusionieren sondern eher motivieren. Sicher, Du hast recht, es macht es nicht einfacher. Auch ich habe mir hier von ''alten Hasen' sagen lassen müssen das es wohl ein längerer Weg wird. Zitat: '' Einfach hat auch niemand gesagt...'' Aber ich fand diese Worte ehrlich und am hilfreichsten. Also, bleib dran! Und verbanne das Zeug aus dem Haus, wenn es mal nicht geht, muß es halt trotzdem gehen. Es ist auch nicht so schwer wie man manchmal befürchtet. Bei mir war es auch so das ich, je länger ich abstinent war umso mehr hätte ich mit einem Rückfall auf's Spiel gesetzt. Das hat mich dann doch zusätzlich motiviert.
    LG und Daumen drücken, mattesso

  • Hey ... Glückwunsch zum Einjährigen. =) =) :blume:

    Tolle Sache!!!!!!!!!!!!!!!!! Ich freue mich für Dich. :fr:

    Alles Liebe und weiterhin alles Gute,

    Leben

  • Hi Mattesso,
    nicht falsch verstehen, ich bin neben der Motivation ganz besonders dankbar für die Desillusionierung. Ich glaube ohne der Realität ins Auge zu sehen, kann man halt nix ändern!
    Also danke.

    LG Catfish

  • Hallo Mattesso
    Erst mal Riesenrespekt vor deinem ersten Jahr seit langem ohne Dope. :bet:
    Ich bin am Freitag nach 3 Wochen wieder rückfällig geworden. :wall:
    Freitags sind immer die gefährlichsten Tage bei mir. Dann hab ich 60h in der vergangenen Woche gearbeitet und meine gestresste Seele schreit dann nach Grass um einfach mal durchatmen zu können. Mit dem vorgenommenen Sport ist dadurch natürlich auch erst mal nichts geworden,der Samstag war katermässig einfach wohlig platt.
    Macht nix,neuer Versuch,obwohl ich manchmal auch gar nicht auf gelegentliche Auszeiten verzichten will(wahrscheinlich das Hauptproblem)und mir andere chemische Entspannungen nicht zur Verfügung stehen. Harte Drogen gehen gar nicht,Alkohol mag ich nicht und mit Tabletten Fang ich nicht an,war noch nie mein Ding. Sex hilft natürlich und ist gesund aber mit 3 Kindern klappt's auch meist nur in der Phase kurz vorm Koma. :winking_face:
    Finde deine Gesamtschilderung auf jeden Fall sehr aufschlussreich und Mut machend,da ich mich darin bislang am ehesten wiederfinden kann,auch mit dem Wunsch nach mehr Sport.
    Ich würde mich freuen wenn du noch mal die subjektiven Phasen des Entzuges beschreiben könntest und ab wann der erste Leidensdruck weg ist bzw. was danach kommt.
    Weiterhin viel Erfolg :top:

  • Hallo zusammen,

    @Leben
    Danke für die Blumen und Glückwünsche!

    Keinbockmehr


    Ich würde mich freuen wenn du noch mal die subjektiven Phasen des Entzuges beschreiben könntest und ab wann der erste Leidensdruck weg ist bzw. was danach kommt.

    Das mit dem Rückfall ist mir auch passiert. Hab's mir aber selbst nicht so übel genommen und dann halt weiter gemacht. Viel schlechter ist es dann doch wenn man in die Haltung verfällt: "Jetzt habe ich versagt, da kann ich auch weiterkiffen'' Wenn ich so drüber nach denke ist das doch auch nur 'ne Ausrede.
    Das mit den subjektiven Phasen ist jetzt so 'ne Sache, in meinem Fall schwierig zu beschreiben. Leidensdruck hatte ich eigentlich gar nicht, dieser war bevor ich aufgehört habe riesengroß und nicht mehr aushaltbar so das ich die Notbremse zog. Ich glaube das ist der Unterschied zu manch anderen hier, körperlich und psychisch habe ich deutlich gespürt das die Kifferei mir nichts mehr bringt, mir nicht mehr gut tut. All das was man mit einem positiven Rauscherlebnis verbindet war weg und kam auch nicht mehr wieder. Das war paradoxerweise wohl mein ''Glück'' denn es macht den Abschied wohl leichter. Ehrlicherweise gesagt: Wenn dem nicht so gewesen wäre würde ich wahrscheinlich, so befürchte ich, heute noch kiffen.
    Was mir in Erinnerung blieb ist, das es mir in den ersten 2 Wochen erstaunlich gut ging, dann kam der körperliche Entzug, nach all den Jahren der Kifferei ist der unausweichlich. War aber nur kurz, so ca. 3 Tage. Was mir da geholfen hat war das Wissen das es vorbei geht. Ja, und danach? Irgendwie wird es mit der Zeit immer normaler nicht zu kiffen, es wird zum Alltag, man wird sicherer im Umgang mit der Sucht. Es erfordert natürlich auch durchaus manchmal eine gehörige
    Portion Disziplin, aber nach einem Jahr kann ich sagen: Je länger man dabei bleibt umso einfacher wird es.
    Gruß mattesso :wink:

  • Hallo,

    ich krame hier mal diesen alten Fred von mir mal wieder raus. Ich habe mich sehr lange hier nicht mehr gemeldet tue es aber jetzt mal wieder um meine Geschichte zu sktualisieren. Vielleicht ist es für andere ja nützlich.

    Wie man ja lesen kann tat sich alles zunächst ja gut an, leider Fehlanzeige, nach einiger Zeit gab es Rückfälle und in Nullkommanix war ich wieder da wo ich aufgehört habe. Es mag sich paradox anhören aber es ist so, ich hatte das Glück das meine Partnerin mich vor die Wahl stellte: Cannabis oder sie. Ich habe da auch nicht groß rumdiskutiert, irgendwie war es mir auch klar. Da ich es alleine wohl nicht schaffte habe ich mir Hilfe geholt und eine ambulante Suchttherapie gemacht. Das war nicht einfach weil es für mich auch irgendwie peinlich war. Glaubt mir nicht oder verteufelt mich, es war das Beste was ich tun konnte. Dort geschehen keine Wunder aber ich habe viel über mich gelernt, besonders über meinen ständigen kleinen teuflischen Begleiter namens Suchtgedächtnis. Ich bin jetzt seit 2 Jahren wieder „clean“, nein, es ist nicht vorbei aber ich fühle mich, im Gegensatz zum ersten Mal, sicherer. Ich kann mich besser einschätzen und habe jetzt „Waffen“ in der Hand um mich zu wehren wenn mein Suchtgedächtnis mal wieder „von den guten alten Zeiten“ schwärmt.

    Eigentlich möchte ich nur sagen das ich gute Erfahrungen gemacht habe und ermutigen das dies vielleicht für alle, die irgendwie „in der Luft“ hängen, auch ein Weg sein könnte.

    Rauchfreie Grüße, mattesso

  • Servus mattesso,

    schön das du dich wieder meldest und ja, ich finde schon das es anderen Mut machen kann :smiling_face:

    Oft braucht es mehrere Anläufe, wichtig ist meiner Meinung, dass man sich nicht einfach aufgibt!

    LG Franz

  • Hallo mattesso,

    Ich bin sehr dankbar für deinen Bericht aus 2012

    Noch dankbarer bin ich dafür, dass du dich 2018 nochmal zu Wort gemeldet hast. Das alles hat den Grund, dass ich vor exakt 4 Wochen den selben Weg gegangen bin den du gegangen bist. Ich habe nach langjährigen Konsum das kiffen eingestellt- von heut auf morgen..damit begangen allerdings auch meine Probleme besonders Woche 2 und 3 haben mich fertig gemacht. Besonders interessiert mich das mit deinem erhöhten Puls. Das ist leider heute nach 4 Wochen Clean sein meine große Sorge.. Ich hatte in den ersten 14 Tagen einen Puls von 120-160 dauerhaft. Dann ein KH Aufenthalt wo ich Betablocker verschrieben bekam. Heute 4 Wochen später ist mein Puls zwar nicht mehr so hoch aber halt immer noch nicht in der Norm. Alle anderen Symptome des entzugs habe ich gott sei dank hinter Mir !

    Bitte sage mir doch das mein Puls bald besser werden wird, es macht mich kirre

    Es grüßt ganz lieb Tryna

  • Servus Tryna,

    der von dir beschriebene Puls ist natürlich schon extrem ….
    Welche Diagnose wurde im Krankenhaus gestellt?
    Wie ist dein Blutdruck und Puls aktuell?

    Generell wäre es besser wenn du ein eigenes Thema eröffnest, so vermischen wir nicht mehrere Geschichten in einem Thema.

    Grundsätzlich würde ich sagen, wenn der erhöhte Puls rein auf den Cannabisentzug zurückzuführen war oder ist, wird sich das in den nächsten Wochen normalisieren.

    LG Franz

  • Sorry Tryna,

    ich schaue hier nicht so häufig rein...

    Das mit dem Puls hatte ich nicht so lange Zeit wie Du. Und als ich feststellte das dies ein Entzugsymptom sein könnte war ich irgendwie beruhigt. Es ist vorbeigegangen und ich hoffe dass das bei dir genauso sein wird.

    Ich drücke dir die Daumen. Und noch etwas: man muss sich immer wieder entscheiden, das bleibt

    Gruß mattesso

  • So, fast 1Jahr ist jetzt wieder vergangen seit meinem letzten Beitrag. Seit Februar 2016 bin ich jetzt rauchfrei, also Cannabis, das mit den Kippen... naja, was soll‘s.

    Hat sich was verändert? Eigentlich nicht. Oder ich merke es nicht so. Ich denke immer noch an die Kifferei, eher sporadisch, und bin doch manchmal überrascht wie nah das noch ist. Ja, der kleine Teufel namens Suchtgedächtnis ist immer noch da, ihn zu verleugnen ist zwecklos. Auch meinen kiffenden Bekannten meide ich wie der Teufel das Weihwasser. Trotzdem habe ich das Gefühl es entspannt sich etwas, wenn ich irgendwas über Cannabis lese oder im TV sehe lässt mich das kühl. Es ist halt meine Geschichte und ich habe wohl dauerhaft ein Problem mit Kiffen, ist so.

    Warum schreibe ich das? Erstens um aufzuzeigen wie sinnvoll und bis jetzt auch nachhaltig es war mir Unterstützung zu holen und zweitens deutlich zu machen das es den Rosengarten nicht gibt, es aber trotzdem geht. Und wiederum, auch heute noch muss ich mich entscheiden.

    Edit sacht noch: Na, so ganz stimmt das nicht das sich nichts verändert. Erstens hatte ich beruflich durchaus belastende Situationen die ich im Dauerkifferstatus (DKS)mit Sicherheit nicht so bewältigen könnte. Zweitens habe ich mir ein Motorrad gekauft (ja, man hat plötzlich wieder Geld über...), mit dem war ich jetzt letztens an der schönen Mosel die Kurven räubern, ganz alleine, nur für mich. Dazu hätte ich im DKS den (Pardon) Arsch nicht hochgekriegt.

    Das ist besser geworden, die Sucht ist nach 30 Jahren Kifferei halt doch zäh, muss wohl auch die Zeit heilen und etwas Gras drüber wachsen :winking_face:

  • Ein ganz großer Dank gebührt dir mattesso weil du immer mal einen Zwischenstand hier lässt und ich denke das kann wirklich vielen Anderen aufzeigen - man kann das Kiffen aufgeben und sage und schreibe danach auch weiterleben!

    Respekt, echt starke Leistung was du die Jahre an den Tag gelegt hast.

    Bemerkenswert auch, wie offen du damit umgegangen bist und eben dir selbst auch nichts vorgemacht hast.

    Ich finde es sind schon gewaltige Veränderungen, wie du das im letzten Absatz beschreibst.

    Manchmal erwartet man auch zu viel oder besser, wenn man weiß wie krass die Leistung war um das Kiffen beenden zu können - und dann spring sooo wenig dabei raus ...

    Auf der anderen Seite, was wäre vlt heute, wenn du das gar nicht erst angefangen hättest?

    Ich fühlte mich physisch und psychisch schlecht, selbst im bekifften Zustand wurde es keinen Deut besser

    Mehr muss man da eigentlich gar nicht schreiben :baby:

    Aber ich will auch ganz ehrlich sein, wenn man 20 Jahre oder mehr konsumiert hat, dann dauert alles seine Zeit.

    Anfang 2012 hast aufgehört, mir hat mal ein früherer Suchtberater gesagt - du hast 10 Jahre H konsumiert, komm in 10 Jahren wieder, dann kannst dich als clean bezeichnen :winking_face:

    Ganz so krass will ich das nicht sagen, aber wenn man bedenkt was man 20 Jahre der ganzen Hirnchemie angetan hat, dann ist es klar, bis sich alles weitgehend erholt, kann es einfach dauern.

    Aber es ist ja nicht so, dass die späteren Veränderungen so krass sind wie in der Entzugsphase, es plätschert halt so dahin und spielt nicht mehr eine so große Rolle.

    So oder so, das Ganze muss dir erst mal wer nachmachen, daher kannst dich glücklich schätzen :top:

    Wir dazu auch noch, weil wir so eine positive Entwicklung miterleben dürfen =)

    Alles Gute und hoffentlich auf bald ...

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