Freund rückfällig geworden..

  • Liebe Community-Gemeinde!

    Ich bin nun wirklich an dem Punkt angekommen, an dem ich keine Ahnung habe, was ich noch machen soll.

    Mein Freund rutschte letztes Jahr gegen Sommer in eine Cannabis-Abhängigkeit und lies sich davon auch nicht abbringen bis Juli diesen Jahres. Ein leeres Konto, 10.000 verkifften €, 3 Monate absolute räumliche Trennung von mir, 4 Tage ohne zu essen und einem Nervenzusammenbruch später war er dann soweit, dass er sich helfen lies. Im August lernte ich ihn dann wie einen neuen Menschen kennen, dem ich voll und ganz mein Herz schenkte, er war ehrlich, zuverlässig, hatte einen Charakter, der wirklich erstrebenswert war.

    Vor einigen Wochen nun wieder der Sinneswandel. Bereits nach dem ersten Kontakt mit seinen alten Kiffer-Freunden (sein bester Freund hatte es aber im Juli mit ihm zusammen aufgegeben und hält sich strikt daran!) fing er wieder an zu kiffen und hat nun seinen "alten" Charakter wieder, den verletzenden, mir verdammt viel Sorgen bereitenden Charakter.. Er lies mich Stunden und Nächte bei ihm Zuhause auf ein Gespräch warten, kam erst gegen 7 Uhr früh überhaupt selber mal heim, das übliche eben, Unzuverlässigkeit und Lügen. Den Termin beim Psychiater letzten Freitag hat er mit Sicherheit auch nicht eingehalten.

    Ich habe letzte Woche mit seinem besten Freund Kontakt aufgenommen und der macht sich auch riesige Sorgen um ihn. Durch ihn wusste ich dann, dass er wieder am laufenden Band lügt und hab am Donnerstag all meine Sachen gepackt und bin um 1 Uhr nachts gegangen. Seit dem haben wir übers Handy Kontakt, er meldet sich immer wieder, sagt mir, dass er immer tiefer da hinein rutscht, selbst extreme Angst davor hat aber nichts dagegen unternehmen kann irgendwie.. (weiter unten das Gespräch)

    Ich hab ihm gestern erzählt, dass ich wegen meinem zweiten Nervenzusammenbruch (der letzte vor 2 Wochen) am Freitag in der Klinik war, habe aber überhaupt keine Antwort bekommen, da er wieder kiffen ging. Mich hat das natürlich wahnsinnig verletzt, ich hab ihn bei WhatsApp (eine App, über die wir in Kontakt stehen) blockiert und mich bisher nicht mehr bei ihm gemeldet, was mich aber extremst wahnsinnig macht. Er selbst hat mich um 15:00 Uhr per SMS gefragt, weshalb ich ihn nun wieder blockiert habe, hat sich dann bis 16:30 Uhr auch öfters gemeldet, jetzt ist er glaub ich wieder irgendwo am kiffen..

    Seinem Freund hat er geschrieben, dass er wieder eine Bong kaufen geht, der ist daraufhin in die Stadt gefahren und hat versucht ihn davon abzuhalten, hat ihn nochmal mit allem konfrontiert, was sie durchgemacht haben, aber es war nix zu machen. Er weiß eben, wie er durchdrehen wird, wenn er noch eine Nacht ohne zu kiffen Zuhause verbringen muss.

    Ich habe mich auch mit seiner Mutter (mit der er zusammenlebt und die den Entzug mit uns durchstand im Sommer) wieder in Verbindung gesetzt, sie war die letzte Woche kaum Zuhause und hat es aber davor schon selbst bemerkt. Ihr fehlt inzwischen die Kraft, etwas dagegen zu unternehmen, sie meinte, er solle eben kiffen wenn er meint, dass er muss.
    Mit seinem Vater habe ich auch Kontakt, mein Freund hat ihm im Juli ebenfalls alles gebeichtet und bekam auch Unterstützung von seinem Vater, der aber nur selten da ist, da er etwas weiter weg wohnt. Seine Mutter meinte, ich solle seinem Vater so wenig wie möglich, am besten gar nichts, erzählen, da sie dann dafür verantwortlich gemacht wird und große Probleme mit ihm haben wird. Ich möchte ihr wirklich nichts schlechtes tun, sie war in den letzten Monaten wie eine Mutter für mich und ich rechne ihr auch hoch an, was sie in den letzten Monaten für ihren Sohn getan hat.

    Ich weiß nun echt nicht mehr was ich tun soll, wohin ich mit meinen Problemen soll, ich kann wirklich gar nichts mehr machen, sitze seit Freitag nur Zuhause und hab es bisher nicht mal geschafft, mich zum Duschen aufzuraffen, ich geh nur einmal am Tag aus meinem Zimmer wenn überhaupt, esse und trinke so gut wie gar nichts, verspüre auch keinen Hunger oder Durst. Mir fällt es schon verdammt schwer, das überhaupt zu verfassen. Am liebsten würde ich mich für die nächsten 4 Jahre verbuddeln, ich kann einfach nicht mehr.

    Und bitte.. Kommt nicht gleich mit dem Vorschlag, ich solle mich endgültig von ihm trennen und auf mich selbst achten.. Ich hätte sofort die Kraft weiterzumachen, wenn ich wüsste, wie ich ihm helfen kann.. Ich würde wirklich alles tun um ihn da raus zu holen und um den Menschen wieder zu haben, den ich in den letzten Monaten hatte..

    Ich bin mir sicher, dass einige von euch wissen, wie es ist, wenn man selbst alleine Zuhause sitzt und keine Kraft für irgendwas aufbringen kann.. Die Gedanken sich immer nur um ihn drehen; wie kann ich ihm helfen? soll ich mich melden? kifft er gerade? oder schläft er vielleicht? mit wem ist er unterwegs? ist er schon wach? ist er alleine? fehle ich ihm? warum meldet er sich nicht? weiß er, dass er ein problem hat?

    Ich habe echt keine Ahnung, was ich nun machen soll. Er hat vor nicht mal einer Woche 500€ bekommen, es wird sicher noch einige Zeit dauern, bis er die los ist und ihm die Mittel zum Zweck ausgehen, ich hab keine Ahnung, was ich zu seinem Vater sagen soll, wenn er am Samstag dann hier ist, ich hab keine Ahnung, wie ich mit ihm umgehen soll. Soll ich ihn nun vollkommen ignorieren für einige Zeit oder so gut wie möglich unterstützen, aber wie? Ich wundere mich, dass ich diese 4 Stunden lang überhaupt überlebt habe und habe keine Ahnung, wie lange es noch dauert, bis ich es nicht mehr aushalte und mich bei ihm melden muss..

    Es muss doch irgendeine Lösung dafür geben..

    Meine Unterhaltung mit ihm vom 07.10. um 04:52 Uhr:
    Ich: Du?

    Er: Ja?
    Ich habe gerade an dich gedacht.. Und wollte dir schreiben..
    Hm..
    Ich rutsche von Tag zu Tag tiefer da rein
    Ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll..
    Ich habe solche angst

    Ich: Du selbst musst wissen, wann genug ist

    Er: Wenn das so leicht wäre..
    Ich kann mich irgendwie nicht dagegen wehren..
    Wenn ichs nicht mache, dreh ich durch..

    Ich: Ich habe richtig Angst davor, dass du erst wieder an dem Punkt
    sein musst, an dem du im Juli warst, um aufzuhören.
    Du brauchst das Zeug nicht, auch wenns sich für dich so anfühlt
    Erinner dich daran, wie gut du ohne ausgekommen bist

    Er: .... Du stellsts dir so einfach vor

    (....)

    Ich: Du fehlst mir..

    Er: Du mir erst.. :frowning_face:
    Es tut mir so leid was alles passiert ist
    Und was ich jetzt wieder mache..

    Ich versteh das alles einfach nicht. Warum sieht er es ein, kann aber trotzdem nichts dagegen machen..

    Naja, ich hör jetzt mal lieber auf damit, alles aufzuschreiben, was mir durch den Kopf geht.
    Ich hoffe, dass jemand von euch sich die Mühe macht, dieses Gedankenwirrwarr zu lesen
    und mir eventuell weiterhelfen kann.. Ich hab die Hilfe langsam wirklich dringend nötig..

  • Hallo Gina,

    das die Situation Dich belastet ist vollkommen normal. Das Du auf Dich achten sollst willst Du nicht hoeren, aber genau damit fange ich an denn meiner Meinung nach bist Du Dir gar nicht so richtig bewusst was Co-Abhaengigkeit bedeutet und irgendwie scheinst Du genau darin zu stecken.

    Zitat

    Ich versteh das alles einfach nicht. Warum sieht er es ein, kann aber trotzdem nichts dagegen machen

    Das ganz normale Suchtproblem...der Suechtige weiss es aber es interessiert ihn nicht wirklich weil mit Stoff doch alle Probleme viel einfacher zu ertragen sind. Vor allem muss der Suechtige erst einmal bereit sein sich selbst zu ertragen, bereit sein mit seinen Macken und seinen Fehlern zu leben. Mit dem ganzen Stoff im Koerper laesst sich wunderbar saemtliche Verantwortung fuer eigenes Fehlverhalten abtun...da ist dann der Stoff dran Schuld...aber den kann man ja nicht weglassen...

    ...solange wie er selbst nicht wirklich daraus will kann ihm keiner helfen und solange wird er auch keine Hilfe annehmen. Da kannst Du Dich noch so sehr bemuehen...wenn er nicht will ist alles "drumrum" sinnlos....

    Zitat

    ich hab keine Ahnung, was ich zu seinem Vater sagen soll

    ...auch wenn ich jetzt Deiner Meinung nach was falsches sage...bleib einfach bei der Wahrheit, alles andere macht doch keinen Sinn...wenn Du Deinen Freund durch Luegen schuetzt dann legitimierst Du ihm seine Sucht...und das ist glaube ich genau das was Du gar nicht willst....

    Zitat

    Ich habe mich auch mit seiner Mutter (mit der er zusammenlebt und die den Entzug mit uns durchstand im Sommer) wieder in Verbindung gesetzt, sie war die letzte Woche kaum Zuhause und hat es aber davor schon selbst bemerkt. Ihr fehlt inzwischen die Kraft, etwas dagegen zu unternehmen, sie meinte, er solle eben kiffen vbglossarlink.gif wenn er meint, dass er muss.

    ...seiner Mutter fehlt nicht die Kraft etwas dagegen zu tun, vielleicht hat sie verstanden wie sinnlos es ist einem Suechtigen helfen zu wollen der gar nicht aus seiner Sucht raus will...

    Zitat

    Ich weiß nun echt nicht mehr was ich tun soll, wohin ich mit meinen Problemen soll,

    ..da kann ich Dir eigentlich nur empfehlen mal eine Suchtberatung aufzusuchen, die bieten auch Hilfe fuer Angehoerige von Suechtigen an...

    Pass auf Dich auf dabei.

    Viele Gruesse:

    Siegfried

  • Hallo Gina,

    danke fürs schreiben.
    Ich bin ein kleinwenig hilflos wenn ich dass lese, denn ich erkenne mich in Deiner Geschichte zu fast 100% selbst. Die äußeren Umstände sind ein kleinwenig anders, aber die Lügen und Unzuverlässlichkeiten kenne ich. Und zwar viele viele viele viele davon . . . und ich weiß wieviel Stunden ich auf meinen Ex gewartet und gewartet und gewartet habe. Meine Gedanken gingen im kreis, immer und immer wieder. Die gleichen Gedanken wie bei Dir. Gedanken die sich immer nur um ihn drehen; wie kann ich ihm helfen? geht er zur arbeit ? soll ich mich melden? soll ich mich zum zehnten mal melden ? kifft er gerade? konsumiert er gerade ? oder schläft er vielleicht? ist er unterwegs ? wo ist er ? mit wem ist er unterwegs? ist er schon wach? ist er alleine? fehle ich ihm? warum meldet er sich nicht? denkt er an mich ? und so weiter und so weiter.
    ich habe das, glaube ich, 2 Jahre so inerhalb der Beziehung gemacht. Es wurde nie besser sondern immer noch schlimmer. Mit ihm und dann auch fast zeitgleich mit mir. Ich bin verzweifelt. Wahrscheinlich hatte ich auch Nevenzusammenbrüche. Es ist nur keinem bewußt gewesen, mir am allerwenigsten. Rückblickend muß ich sagen, habe ich mindestens 1 Jahr, in dem ich überhaupt gar keinen Kontakt zu meinem Exfreund hatte , gelebt wie ein Zombie.
    Nun ja, ratschläge wie: vergiß ihn, er ist es nicht wert, das hast Du nicht verdient, etc . . . haben bei mir leider nicht geholfen. Was mir geholfen hat, war das einfache und wohlwollende Verständnis einiger ganz weniger Menschen mir gegenüber, die mich emotional auffangen konnten. Das war die einzige Hilfe. Und so habe ich mich mühsehlig wieder selbst aus dem Sumpf gezogen.

    Du hast allerdings einen kleinen Vorsprung. Du weißt mit Sicherheit das Dein Freund drogensüchtig ist. Daran gibt es nichts zu zweifeln. Ich recherchier erst seit wenigen Tagen und bin auf etwas aufmerksam geworden , was ich schon kannte aber völlig ausgeblendet hatte. Es gibt den Weg " Hilfe durch nicht-Hilfe." Das hörte sich sehr gut an :fr: Kannst ja mal googlen oder hier im Forum schauen. Wo genau ich darauf gestoßen bin weiß ich gerade nicht. Wenn es mir wieder einfällt poste ich Dir mal den Link.
    und auch wenn du es nicht mehr hören kannst : Achte auf Dich und behandle Dich gut.

    Gute Wünsche :at:

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