Münchhausen-Stellvertretersyndrom

  • Hm, ist schwer, hierfür ein richtiges Plätzchen zu finden.
    Also gut, ich habe Freunde, die Anfang des Jahres eine gesunde Tochter bekommen haben.
    Jetzt höre ich aber bei jedem Anruf, "die Kleine hat dies, die Kleine hat das". Und oft sind es Symthome, die nicht immer nachweisbar sind.
    Jetzt habe ich etwas Bedenken (ganz schön sogar), dass die Mutter eventuell am Münchhausen-Stellvertretersyndrom leidet.
    Trotz intensiver Suche habe ich leider keine weiterführenden Informationen gefunden.
    Kennt sich jemand von Euch mit dieser Erkrankung aus?
    Ganz besonders würde mich interesieren, wie man diese Krankheit erkennt, und wie man am Besten darauf reagiert.
    Ach ja, ich habe natürlich mit dem Vater gesprochen und ihm meinen Verdacht mitgeteilt. Er hält das zwar für übertrieben, wird aber darauf achten.

  • Hey dunge,

    Du weisst ja ich bin kein Doc oder so, ich hatte mal oberflächlich damit zu tun. Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom zu diagnostizieren geht meist nur über Methoden wie Kameras (was aber eher eine Abwägung zw. Persönlichkeitsrechten d. Eltern und z.B. dem Kindswohl, kann man ja nicht "einfach so" aufnehmen), oder eben die der Rechtsmedizin, die können z.B. nachweisen woher und wie und wann ein pathologischer Zustand entstand (natürlich am lebenden Kind). Ein guter Arzt/in kann sowas eigentlich auch erkennen, genauso wie psychologisch geschultes Personal. Aber das Spezifische zur Diagnostik Gehörende ist ja auch bei dieser Krankheit, dass das betroffene Elternteil alles versuchen wird, Entdeckung/Untersuchungen diesbezüglich zu verhindern, bis es im Zuge von z.B. Ermittlungen unabwendbar ist.
    Es unterscheiden sich meines Wissens zwei Fälle: die wo aktiv bestimmte Gesundheitsschädigungen oder Symptome herbeigeführt werden und die wo sie meist sehr einfallsreich simuliert werden. Das betroffene Elternteil ist oft überdurchschnittlich intelligent und hat manchmal auch medizinische Fachkenntnisse. Ferner gibt es auch positive, hohe, Korrelationen zu anderen psychischen Störungen, wie schweren Persönlichkeitsstörungen oder ähnlichem. Durch die Krankheit des Kindes wird es dem Elternteil ermöglicht, die Elternrolle einzunehmen, die sie als Perfektion der Rolle anerkennen und immer innehaben sollten. Es gibt auch Fälle, wo nicht die Eltern am MBPS erkrankt sind, sondern z.B. die Großeltern. <- Ist nur das was ich so noch im Kopf hab, keine Garantie, weisst ja.

    Wie kommst du eigentlich darauf? Was hast du für Anhaltspunkte die dich das vermuten lassen? Das Krankheitsbild ist extrem selten und wird noch seltener diagnostiziert. Das ein Säugling/Kleinkind häufig iwas hat ist absolut normal, zumindest was ich bei denen mitbekomme, die ich kenne und bei meinen Patenkind war es auch so. Die meisten Eltern gehen dann halt lieber gleich zum Arzt, man weiss ja nie.

    Und warum fällt es dir schwer einen passenden Bereich zu finden? Klar ist es unangenehm und eine hässliche Situation, aber lieber einmal in peinliche unangenehme Situationen gebracht, als einmal weggeschaut und dann passiert was schlimmes. Manchmal sieht man halt auch Sachen genauer und macht sich mehr Sorgen, als wie jemand, der kaum Berührpunkte zur Psychischen-Physischen-Gesundheit hat; dafür entdeckt man dann aber auch vielleicht mehr. Auf jeden Fall kein Grund sich deshalb zu schämen, finde ich.

    LG,
    grany

  • Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort, grany.
    Klar, Säuglinge werden mal krank, aber es sind dann doch eher die "normalen" Krankheiten.
    Vielleicht mache ich mir auch unnötig Gedanken, aber ich finde es merkwürdig, daß ein Baby in neun Monaten eine Verbrühung, mehrere Prellungen hatte, von den Symthomen, die man simulieren kann mal ganz zu schweigen. Da gab es extreme Ausschläge, eine Atemdepression und solche Dinge. das sind für mich nicht normale erkrankungen.
    Ausserdem habe ich das Gefühl, dass die Mutter extrem mit dem Mutter-Dasein überfordert ist. Das ist allerdings auch die Einschätzung des Vaters.
    Ich habe einfach mal so die Symthome zusammengeschrieben, und als Möglichkeit kam eben der Herr Münchhausen heraus. Und lieber sage ich jetzt etwas, als dann, wenn es zu spät sein sollte.

  • Wenn auch der Vater sich so seine Sorgen macht, kannst du bei dem das so anklingen lassen - deine vorsichtige Vermutung?

    Ich finde es jedenfalls gut, dass du dir da deine Gedanken machst und drauf schaust.
    Wenn man dem nachgeht, ist es sicher in unbegründeten Fällen auch für die Mutter (Eltern) blöd, doch sollte generell immer das Kindeswohl an erster Stelle stehen.
    Jetzt könnte man jedenfalls viel machen, also Hilfe bieten ...

    LG Franz

  • Ich habe nur entfernt damit zu tun,
    durch eine Freundin deren Mutter diese Krankheit hat.

    Ich kann meine Freundin selber auch nicht echt fragen, dafür ist sie momentan zu instabil.

    Bei Beschreibungen wie mehrere (!!) Prellungen und eine Verbrühung werde allerdings auch ich Hellhörig.

    Behalte es bitte im AUge, vielmehr kann ich dir (leider) nicht raten.

  • Ich habe heute lange mit dem Vater telefoniert und meine Vermutung ganz vorsichtig formuliert.
    Und ich habe offene Türen eingerannt. Er macht sich da auch so seine Gedanken.
    Schlecht ist, dass er beruflich viel unterwegs ist. Das wäre noch so ein Indikator, dass sie mehr Aufmerksamkeit braucht.
    Jetzt hat er erst Mal Urlaub, und kann sich um seine beiden Mädels kümmern.
    Ich hoffe ja so sehr, dass ich Unrecht habe, und das wirklich alles nur dumme Zufälle waren.
    Aber wenn mir etwas auffällt, muss ich es doch im Auge behalten. Zu einem frühen Stadium kann man ja vielleicht noch helfend eingreifen.
    Aber echt, solche Krankheiten braucht doch kein Mensch...

  • Auf sicher nicht :thinking_face:

    Vor allem weil ja auch die Mutter im Endeffekt halt Krank ist und nichts dafür kann (wenn es denn so ist) ... aber sie schadet dabei halt auch noch ihrem Kind .... da kann man wirklich nur hoffen das SIE - falls es denn so ist - es rechtzeitig selber einsieht bevor es zu spät ist ...

  • Es gibt Neuigkeiten:
    Mein bester Freund hat mal gaaaanz lange mit seiner Frau gesprochen, und sie hat zugegeben, daß sie sich überfordert fühlt.
    Darum haben jetzt beide bei einer Beratungsstelle für Eltern einen Termin gemacht.
    Das ist doch schon mal etwas.
    Dann hat sich mein "gemoser" doch gelohnt.

  • Hallo dunge!

    Habe hier grad mitgelesen. Was ist denn zwischenzeitlich nach dem Termin rausgekommen? Habe im TV vor Jahren mal einen Film zum Thema gesehen und so zum ersten Mal über diese Erkrankung erfahren. Auf der Suche nach dem Titel wurde ich woanders hinvergoogelt und landete bei einem Artikel von Spiegel online "Wenn Mütter zu Monstern werden"....:fn: Boah-da kommt einem leider nur das :cf:Ich hoffe, dass es dem Kind deiner Freunde gut geht!?

  • Hallo Lupa
    Ja, dem Kind geht es gut. Mittlöerweile ist mein bester Freund für drei Monate zuhause und kann seine Frau entlasten und sich auch mal um das Kind kümmern. Sie ist jetzt in therapeutischer Behandlung und hat auch schon deutliche Fortschritte gemacht. In zwei Wochen kommt die ganze Family zu mir, zu Besuch. Ich freu mich schon drauf.
    Übrigens, die merkwürdigen Krankheiten und Verletzungen haben schlagartig aufgehört.
    Es kann sich doch auszahlen, wenn man nur genug nervt :winking_face:

  • Ich habe einfach mal so die Symthome zusammengeschrieben, und als Möglichkeit kam eben der Herr Münchhausen heraus. Und lieber sage ich jetzt etwas, als dann, wenn es zu spät sein sollte.

    Das hast Du gut gemacht! Wer weiss, was Du dadurch abfangen konntest... :as: + :ed: = :da: ???

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