Adoptiertes Kind

  • Ich wollte mal was loswerden, das mich heute auch in der Thera beschäftigt hat.

    Ich wurde damals gleich nach der Geburt zur Adoption freigegeben.

    Ich bin der Meinung das ein Kind schon im Mutterleib mitbekommt, ob es gewünscht ist, oder nicht.

    Bekommt man nicht schon n Knall weg, wenn man als Neugeborenes quasi der Mutter entzogen wird, und somit einem die ersten ja wichtigen Erlebnissen zwischen Mutter und KInd von vorn herein gestohlen werden?

    Ist das nicht schon die erste Traumatische Erfahrung?

    Manchmal denk ich, damit fing irgendwie alles an, wenn ichs auch nie bewusst mitbekam.

    Meine Eltern waren wirklich gut zu mir, bis es zur Scheidung kam, als ich zwölf war. Wieder wurde ich der "scheinbar schönen Welt" entrissen, und danach war nichts mehr wie vorher ...- Weder bei meinen Eltern noch bei mir ...-

    Naja nur mal son paar Gedankengänge ...-


    LG von einer nachdenklichen nick

  • Hi,

    also ich denke schon, dass auch solche unbewusste Erlebnisse das Leben beeinflüssen.

    Ich bin zum Beispiel Brutkastenkind (Frühchen) und ich denke, dass meine Problemen mit Nähe und Distanz davon resultieren

  • Ach Gia, siehste hab ich wieder was verdrängt


    bin auch 7 Monats-Kind , dat kommt ooch noch dazu :confused_face:

    Siehste mal wie man Dinge verdrängt :winking_face_with_tongue:

  • Hallo nickstück,

    ja, ich denke, da ist sogar sehr viel Wahres dran.
    Ich hatte in der Schule mal Pädagogik und ich kann mich erinnern, dass wir darüber gesprochen haben, dass die allerwichtigsten Entwicklungsjahre eines Kindes im Alter von 0 bis 4 Jahre sind.

    Momentan lese ich auch ein Buch, in dem das sogenannte "Bonding" zwischen Mutter und Kind gut beschrieben ist. Im Zusammenhang des Buches beschreibt "Bonding" den direkten unmittelbaren Kontakt zwischen Mutter und Kind sofort nach der Geburt. Darin wird beschrieben, dass es unterschätzt wird, wie wichtig es ist, dass man das Kind gleich nach der Geburt zur Mutter legt, damit es sich beschützt und behütet fühlt. Es soll Augenkontakt aufbauen und dadurch Nähe spüren. Versäumt man dies, kann man diesen Augenblick nicht mehr aufholen....

    Es wird z.B. auch beschrieben, dass ein Kind das Verhalten einer Mutter spiegelt. Und wenn die Mutter nun total unsicher ist, das Kind nichts zum spiegeln hat. Das heißt, es spürt nur, ich muß so und so sein, dann geht es meiner Mutter gut...Weine ich, oder falle ich sonst irgendwie "negativ" auf, kann die Mutter nicht damit umgehen. Also weine ich nicht und unterdrücke meine Gefühle, damit es der Mutter gut geht. Ein Kind ist total abhängig von der Liebe ihrer Mutter...Es tut sozusagen ALLES um die Mutterliebe zu bekommen. Es spielt sozusagen mit. Wenn die Mutter also nicht möchte, dass das Kind weint, dann weint es auch nicht. Ansonsten läuft es Gefahr die Mutterliebe zu verlieren! Deshalb muß es das tun, um Überleben zu können!

    Im Erwachsenenalter nun Sucht das Kind in Beziehungen genau nach dem Gleichen wieder...Es unterdrückt Gefühle, dadurch wird es seiner Meinung nach geliebt....Das vermittelt Sicherheit!!! Eine falsche aber für das Kind einzige Sicherheit, so wie es diese in der Kindheit gelernt hat!

    Das ist ein hochinteressantes Thema, und ich werde, wenn ich das Buch weitergelesen hab, bestimmt noch was hier reinschreiben....

    Bestimmt spürt man schon im Mutterleib, ob man gewollt ist oder nicht.
    Und ich denke man bekommt die ganzen Ängste einer Mutter mit und das überträgt sich alles.

    Schöne Grüße

    eternal

  • Danke Dir, würde mich auch sehr freuen, hier noch son paar Abrisse zu lesen.

    Ich frag mich halt, ob es jetzt überhaupt noch möglich ist, aus dieser Mühle wieder rauszukommen.

    Ist man als Erwachsener nicht schon derartig geprägt, das keine Thera der Welt diese Grundmuster sprengen kann?

    Ich hab Angst, das noch mehr zu Tage tritt, das mich wieder völlig aus der Bahn hebt ...-

    LG von nick

  • Hallo zusammen!

    Zum Thema Adoption kann ich zwar nicht mitreden, aber zum Thema Brutkasten,... schon.

    Meine Tochter kam vor fast fünf Jahren mit einer schweren Behinderung zur Welt.
    Das war vorher bekannt und deswegen wurde auch alles für sie vorbereitet.

    Sie war ein Kaiserschnitt (ich hab auf der Vollnarkose bestanden, weil ich 1. Angst davor hab, dass ich das noch gespürt hätte und 2. durchaus die Möglichkeit bestand, dass die Kleene gleich stirbt und ich das nicht mitbekommen wollte) und kam sofort, ohne zu mir, ihrem Vater oder sonstwem zu dürfen in den Brutkasten.
    Sie wurde am selben Tag operiert, am 3. Tag und ich konnte sie erst nach 5 Tagen in den Arm nehmen.

    Meine Tochter hat bislang keine Auffälligkeiten.
    Sie wollte als Baby wenig Nähe, wollte nicht geknuddelt werden, jetzt umso lieber. Aber sie ist jetzt nicht so, dass sie Verlustängste hat, sie hat allgemein wenig Angst, so dass dieses Urvertrauen, von dem ihr hier sprecht, bei ihr zumindest da ist...

    Ich könnte mir vorstellen, dass bei Dir, Nick, die Situation sicher ne Rolle spielt...
    Aber VERTRAUEN kann man lernen, auch wenn´s irre schwer ist!

    Viel Erfolg dabei!!!!

  • Hallo ihr drei!

    Also ich denke schon auch, dass es wohl einen Zusammenhang zwischen einer Adoption oder der mangelnden Bindung zur Mutter/Eltern und den späteren Problemen gibt - Aber ich glaube, dabei spielen die Jahre nach der Geburt eine weitaus größere Rolle! Eben, wie eternal schon richtig gesagt hat, die ersten vier Jahre der Entwicklung.

    Ich bin auch zu früh geboren worden, keine Ahnung, ob ich im Brutkasten lag oder nicht. Und ich hab' auch kein wirklich gutes Verhältnis zu meinen Eltern...

    Die Sachen, die eternal geschrieben hat, hab' ich im Psychologie-Unterricht auch schon gehört, sie sind mir also keineswegs neu. Ich seh' das Ganze aber trotzdem etwas ganzheitlicher und denke nicht, dass sozusagen ein Ereignis allein der Grundstein für alles ist.
    Man lernt in den ersten Lebensjahren sehr viel - gar keine Frage, so wohl bewusst als auch unbewusst! Aber ich denke eben, dass man nicht eine Sache allein für alles "verantwortlich" machen kann, sondern die gesamte Erziehung ausschlaggebend ist, wie es weitergeht.
    Gefühle verdrängen oder nicht zeigen, weil man sonst die Liebe der Bezugspersonen verliert - das sind schon frühkindliche Erfahrungen, die einen natürlich auch prägen - Aber es sind trotzdem erlernte Verhaltensmuster, und damit durch erneute und andersartige Lernprozesse veränderbar!

    Ich denke also schon, dass diese Grundmuster - wie du sie genannt hast, nick - "sprengen" kann. Dass das alles andere als einfach ist, dürfte klar sein - Aber meiner Meinung nach eben trotzdem durchaus möglich!
    Kurz gesagt, ich glaube an die Möglichkeiten, die Therapien uns bieten und daran, dass man sein Leben lang lernt und dass unser Verhalten sich größtenteils auf Erfahrungen gründet.
    Machen wir also neue/andere Erfahrungen gerät das ein oder andere Grundmuster ins Schwanken - Und daher bzw. darin besteht für mich und mein Empfinden die Möglichkeit ein altes Muster zu durchbrechen!


    Liebe Grüße
    Fibra.

  • Hallo FloralDust53 und co,
    also ich bin auch direkt nach der Geburt zur Adoption freigegeben worden. Und die Frage, die Du dir stellst, habe ich mir in den letzten Jahren auch oft gestellt.
    Hm, habe auch viel darüber gelesen und privat und berufswegen...anscheinend bekommt das Kind schon ab dem 3,4 Monat pränatal schon einiges mit. Es wurden auch Untersuchungen gemacht, wo bewiesen wurde, dass Stresshormone wie Noradrenalin und andere Transmitter, die die Mutter während der Schwangerschaft produziert oder von welchen es ihr mangelt, auf das Kind einwirken (Nabelschnur? glaube ich, habe leider ziemlichen Gedächnisschwund :O).
    Auch die Stimmung allgemein der Mutter während der Schwangerschsft wirkt aufs Kind, das können Ängste, Depressionen u.a. sein. Was mich auch stutzig machte, ich habe mal gelesen, das frühkindliche Traumata Erkrankungen der Schildrüse und der Sexualhormone zur Folge haben können...ich habe eine Schildrüsenerkrankung?!
    Dann gibt es einiges über die Geburt selbst an Thesen. Ob das Kind den Geburtskanal durchschritten hat oder Kaiserschnitt, Komplkationen oder Net u,s.w., es gibt Therapieformen, wo man die Geburt nochmal nacherlebt :winking_face: ich selber weiss Net, was da dran ist, doch dass es Einflüsse hat, ist unabsteitbar.
    Wie Eternal schreibt, ist das Bonding sehr prägend. Mit wieviel Monaten, Jahren bist du adoptiert worden?
    Ich bin schon mit drei Monaten in meine Adoptionsfamile gekommen, so dass eigentlich eine gute, liebevolle Mutter diese enge Bezugspersonen hätte ersetzten können (hm, das ist bei meiner Mutter ein anderes Thema).
    Die frühe Kindheit ist für das Kind auch von Bedeutung im Sinne eines Weltbildes...ist sie kalt und bedrohlich für das Kind, wird es wahrscheinlich immer diese eine Grundannahme mit sich tragen, lernt es keine Gefühle zu zeigen, wird es das später schwer können. Fehlt Emotionale Nähe, wird es sie immer wieder überall suchen.
    Wird es zu sehr gemassregelt und getadelt, werden später auch Schuldgefühle und Versagensängste vermehrt auftauchen können.

    So, ich hoffe, ich habe euch Net zu sehr zugetextet, aber liebes Nickstück, ich bin auch immer mal wieder am überlegen, welchen Einfluss die Adoption auf mich wohl hat.
    Ich war im Sommer in einer Reha, da meinte der Therapeut zu mir, ich solle doch mal meine Mutter kennen lernen, da sich tief in meinem innern was danach sehnt...habe auch seit geraumer Zeit mit ihr Mailkontakt und irgendwann wollen wir uns vielleicht auch mal treffen, bammel, bammel.
    Aber vielleicht ist für dich wirklich, als deine Eltern sich scheiden liessen, ein zweites Mal das Gefühl, im Stich gelassen zu werden, nicht gewollt zu werden aktiviert worden. Sowas läuft ja auch unbewußt ab, ohne dass man das klar benennen könnte.
    Saluti Bella

  • Hallo Nickstück,
    Ich bin sehr froh das es noch eine Person gibt die sich damit befasst bzw adoptiert ist.
    Ich bin heute 31 Jahre und wurde in 5 Pflegefamilien gesteckt un die 6te war eine Adoptivfamilie.
    Es ist schwer wenn man weggegeben wurde als baby /kind und dauerhafte Bindungsunsicherheit hat und Boderline Syndrom hat.
    Dewegen.
    Habe letztens erfahren das meine Mutter mich abtreiben wollte.
    Hab ja nach 13 Jahren Suche auch meinen vati gefunden und arbeite dieses auf grade all die ganzen erfahrungen.Es ist schrecklich und ob man einen Weg raus findet aus der Spirale ist fraglich .ich suche nach dem Weg noch ..
    Finde ihn allerdings seit 31 Jahren nicht raus.
    fühl dich mal geknuddelt und sehr gut verstanden von einer Leidensgenossin

    :55:

  • Ich bin mit 12 zu meinem Onkel und meiner Tante gezogen.

    Es gibt ein Psychologin namens Betty Jean Lifton. sie ist auch adoptiert und hat mehrere Bücher darüber geschrieben. Besonders empfehlenswert finde ich "Zweimal geboren. Memoiren einer Adoptivtochter" und "Lost and Found: The Adoption Experience".

    Lifton geht davon aus, dass es eine Krankheit namens ACS (Adopted child Syndrome) gibt. Sucht ist eines der Symptome dieser Krankheit.

  • Ich denke, es wäre besser, wenn ihr das auf einer persönlicheren Ebenen, wie beispielsweise per PN, klären würdet, ob ihr euch kennt oder nicht.
    Bleibt hier bitte beim eigentlichen Thema!

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