Zwischen Himmel und Hölle - Einweisung zum 28. Geb. und Entlassung zu Neujahr...

  • Hallo Waldfrevler,

    hab mich hier bisher noch nicht bemerkbar gemacht & mich (r)eingemischt; aber fleißig mitgelesen.
    Kamst mir grad in den Sinn:

    Wie geht es dir denn mittlerweile so?
    Bist du schon weitergekommen, was die Psychotherapie & deine Wohnungssituation angeht?

    Ich freue mich von dir zu lesen!
    Bis dahin - alles Liebe & Gute, dir. :wink: . pamuk.

  • Hallo Pamuk und alle anderen,
    danke der Nachfrage und dann will ich mal eine fällige Antwort ins Internet versprühen...

    Zunächst einmal das Wichtigste:
    Ich bin immer noch clean. Kein einziger Zug, kein einziger Schluck, kein einziger Dipp und keine einzige Nase...Seit 8 1/2 Monaten.
    Das allein ist schon mal eine steile Geschichte.

    Mein Kopf wird langsam wieder, was mich aber allmählich erst spüren lässt, wie daneben meine letzte druffne Zeit überhaupt war. Echt, ich bin glücklicher Überlebender einer Zombieapokalypse und ich lerne langsam mich selbst wieder kennen und lerne Menschen, bekannte und fremde, auch nicht mehr nur oberflächlich als Zombies wahrzunehmen und sie (nur) dementsprechend zu behandeln...^^

    Ich habe ein Zimmer in einer umgänglichen 3er-WG gefunden - die aber spätestens Oktober wieder geräumt werden muss. Während der anfänglichenn Übergangszeit bin ich bei einem Psychiater untergekommen und habe mich auf eigenen Wunsch auf Medis einstellen lassen. Die "Standard-(S)SRI's" hatten bei mir zu heftig unangenehme Nebenwirkungen. Danach wurde ich auf retardierte Amphetamine eingestellt, die meinen äußerst zerknirschten Dopaminhaushalt wieder aufräumen sollten.
    Einem mannskräftig ausgewachsenen Polytoximanen, wie mir, kann da schon Angst und Bange werden und ich war ziemlich skeptisch. Die Pillen nahm ich dann aber auch nur ca. 6 Wochen und bin meiner Meinung nach damit ziemlich gut gefahren. Die Depressionen in dieser Zeit, in der ich eigentlich Kraft und Optimismus brauchte, damit ich überhaupt irgendwie vorwärts komme, wurden sanfter und ein grundsätzlich bunter Erfahrungshorizont legte sich über die farblose Tristesse. Natürlich war das nicht nur der Erfolg der Medikamente, sondern vorallem hartweiche Geduld und erarbeitete Selbstakzeptanz, denen ein Spritzer "Anti-Faul und Pro-Motivation" hinzugefügt wurde.

    Seit guten 2 Monaten mache ich jetzt eine Verhaltenstherapie bei einem suchterfahrenen Therapeuten, mit dem ich sehr gut auskomme und bei dem ich mich wohlfühle. Sehr positiv erstaunt bin ich darüber, dass er sich meiner Depersonalisationsstörung annimmt. Das fühlt sich, neben dem Aufbau von alltäglicher Struktur, besonders gut an.

    An der Uni läuft es zwar noch nicht so volle Pulle, aber es läuft wenigstens überhaupt etwas. Das ist schon mal mehr, als die letzte Zeit meiner aktiven Suchtelei.
    Da ist auf jeden Fall noch ordentlich Puffer und Arbeiteinsatz nach oben offen...^^

    Somit das erste, wo ich mich wieder reinsteigern konnte, ist mein wieder aufgenommenes Hobby: Klettern.
    Eine wunderbare Sache und darüber lerne ich im Moment vorallem wieder neue Gesichter kennen, bei denen Drogen nicht im Vordergrund stehen.
    Aber auch hier muss ich Vorsicht walten lassen, denn Klettern könnte ich den ganzen Tag, andere Dinge dabei vernachlässigen und mich wunderbar darüber aufregen, wie schlecht ich eigentlich bin...

    Meine Freundin hat dann über die ganze Zeit wohl doch tatsächlich auch noch eine heftige Co-Abhängigkeit aufgebaut. Eine Sache, an der wir gemeinsam schrauben. Aber da findet im Moment sowieso eine unumgängliche Veränderung statt, da wir seit 2 Wochen leider eine Fernbeziehung führen.
    Das wird also dann demnächst auch noch eine Baustelle.

    Naja, ich will jetzt auch gerade nicht allzu sehr ins Detail gehen und nur kurz einen kleinen Abriss raushauen, aber bei Interesse und Nachfrage, oder sollte ich es selbst für notwendig erachten, könnte man natürlich auf den ein oder anderen Punkt genauer eingehen.
    Im Moment steckt mir nämlich als Betroffener eines Jahrhunderthochwasser eine buchstäblich katastrophale Woche in den Knochen, die ich gerade emotional am Verdauen bin. Soviel krasses erlebt und dann wieder soviel Suchtdruck in einer Woche...Aber: ich kann so etwas auch ohne durchstehen!

    Liebe Grüße,
    Der Waldfrevler

  • Hallo Waldfrevler,

    schön dich wieder hier zu lesen, vor allem eben so positiv!
    Und hey: 8 1/2 Monate; das ist ne richtig starke Leistung - klasse!

    Ich finde es wirklich bewundernswert, wie intensiv & bewusst du dich mit dir, deiner Sucht & deiner allgemeinen Lebenssituation auseinander setzt - dien(s)t ja schon fast als Vorzeigebeispiel. Das Clean sein, die permanente Auseinandersetzung, die Veränderungen - all das ist sicher "harte Arbeit". Aber ich bin fest davon überzeugt, dass wenn du weiter so auf deinem Weg bleibst, du wirklich nachhaltig davon profitieren wirst! Spiegelt sich ja schon in deinen 8 1/2 Monaten Abstinenzzeit wieder :top:

    Freut mich, dass du mittlerweile Anbindung an einen Therapeuten gefunden hast & du dich vorallem auch, bei ihm gut aufgehoben fühlst.
    Das er sowohl suchterfahren ist, als sich auch deiner Depersonalasationsstörung annimmt, ist enorm wichtig. Es ist sehr gut, dass er sich dem "Gesamtpaket" annimmt, denn irgendwie hängt vieles ja auch zusammen. Schön, dass du so davon zehren kannst!

    Was die Medikamentation angeht, da kenne ich mich ehrlich gesagt, nicht wirklich mit aus. Aber werden diese "retardierten Amphetamine" nicht häufig/überwiegend, bei Menschen mit ADHS eingesetzt? :ce: Bist du davon betroffen?

    Es ist schön mitzuerleben wie du, Schritt für Schritt, den Weg für DEIN neues Leben ebnest. Dafür, dass du bisher überwigend für andere gelebt hast, finde ich es wirklich bemerkenswert, wieviel Eigenverantortung du trägst & wie entschlossen du bist. Ich denke, zusätzlich mit der therapeutischen Untersützung & dem Klettern, hast du dir nun wirklich ein gutes Fundament aufgebaut, auf dem es sich weiter ausbauen lässt :top:

    Wo gehst du denn Klettern; drinnen oder draußen?
    Ich bin damals auch des Öfteren mit meinem Bruder mitgegangen - ist ein wirklich toller Sport; der Geist & Körper gleichermaßen beansprucht! :top:
    Die Leute dort werden dir sicherlich gut tun & dich unterstützen weiterhin auf deinem Weg zu bleiben - hab sie immer als sehr bewusst-lebende Menschen wahrgenommen, die vorallem vor allem ihre Gesundheit & einen ausgewogenen Lebensstil in den Fokus rücken.. Schön, dass du dich dort wohlfühlst!


    Das ihr nun eine Fernbeziehung führt, ist das ein bewusster Schritt von dir/euch gewesen oder hat es sich durch "Zufall" so ergeben?
    Das sich bei deiner Freundin eine Co-Abhängigkeit entwickelt hat, ist sicherlich nicht einfach für sie & auch für dich.
    Durchlebe ähnliches gerade mit meinem Freund; nur dass wir, eben beide abhängig sind...
    Aber weißt du - ich denke, dass ihr das gut be-/verarbeitet bekommen könnt - denn eine gute Grundlage ist ja schonmal, dass du als Süchtiger einsichtig bist & dich aus der Sucht befreit hast! Ich wünsche euch beiden alles Gute, was das angeht! :smiling_face:


    Nochmal kurz zu deiner Wohnungssituation:
    Hast du dir schon Gedanken gemacht, wie es danach weiter geht? Strebst du es an, wieder in eine WG zu ziehen oder möchtest du eine eigene Wohnung haben?
    Ich glaube, dass eine EIGENE Wohnung ein ganz großer & wichtiger Schritt für dich sein könnte - gerade im Bezug auf deine "Selbstfindungsphase".
    Ich habe da ähnliche Probleme - hab mich im Laufe meines Lebens, ebenfalls total von mir entfremdet. Einen "gestörten" Ich-Bezug entwickelt. Sowohl was meine Bedürfnisse angeht, als auch meine Selbstwahrnehmung.

    Der Bezug meiner eigenen 4-Wände, hat einen ganz wichtigen Prozess ins Rollen gebracht & hat mir sehr dabei geholfen, was meinen "ICH-Bezug" angeht:
    Es hat eine Weile gedauert, doch mit der Zeit habe ich angefangen, mich immer mehr zu entfalten. Allein das Einrichten nach MEINEN Geschmack, hat mir einen Zugang mir & MEINEN Bedürfnissen verschafft. Es haben sich mittlerweile gewisse Abläufe, Routinen & Tics entwickelt und manifestiert - eben "pamuk-typische".
    Ich habe meiner Wohnung & somit auch mir, Charakter verliehen. Es ist ein schönes Gefühl, dass ich mich ein stückweit in ihr widerspiegel.
    Vielleicht hilft es dir ja genauso sehr wie mir, dir ein Stück näher zu kommen - ich kann es mir gut vorstellen.


    Mit dem Hochwasser ist wirklich schlimm!
    Ich hoffe, dass es dich unter allen Umständen nicht all zu hart erwischt hat!?


    So lieber Waldfrevler, langsam schwindet meine Konzentration & hab ja auch schon wieder einen halben Roman zusammen...
    Ich lass dich dann auch erstmal in Ruhe :winking_face:


    Bleib weiter auf deinem Weg; machste echt prima!!
    Alles Liebe & Gute, dir! Lieben Gruß :wink: . pamuk.

  • Hallo pamuk,

    danke für die vielen breitgefächerten Worte des Lobes.
    So etwas macht mich normalerweise immer sehr verlegen und ich neige dazu, solches abzuwerten bzw. mich abzuwerten, indem ich den Blick auf alles Negative richte, was als Tatsachenchweif mitschwingen könnte...
    Da mein Vater nie lobte, sondern eher auf Schimpfen setzte, war Lob und die darn geknüpfte Anerkennung immer ein (un)bewusstes zu vermeidendes Gegenziel.
    Aber ich gebe gerade mein Bestes, das Lob zu schlucken und meine aufkommende Rührung zuzulassen und schwups, spürt man sich selbst...^^

    Es stimmt wohl schon, dass retardierte Amphetamine, vorallem das Produkt "Ritalin", bei Kindern mit AD(H)S angewendet werden - Off-Label wohl auch bei Erwachsenen.
    Bei mir wurde der Wirkstoff Bupropion unter dem Handelsnamen "Elontril" eingesetzt. Mein Arzt meinte, es sei ein schon recht altes Präparat, was allerdings erst seit kürzerem als Antidepressivum zugelassen sei - Off-Label wohl auch für AD(H)S und zur Raucherentwöhnung.
    Ich habe zwar keine Nikotinsuchtverminderung festgestellt, aber bei mir hat es recht früh angeschlagen. Meine extremer inaktive Phase des Dauerdurchhängens wurde unterbrochen. Ich war abends entspannt müde, konnte gut ohne befangene Gedankenschleifen einschlafen und wachte morgens nicht nur wieder gut auf, sondern mein Hauptproblem des einfach im Bettliegenbleibens, weil der tag eh nichts bringt, wurde mit einer gewissen Aufstehmotivation beflügelt.
    Mein Psychiater meinte, nachdem bei mir die Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer nicht anschlugen, dass er gerade bei Patienten mit langjährigem Drogenhintergrund ganz gut Erfahrung gemacht hätte, mit Anti-Depressivas, die eher auf den Dopamin- und Noreadrenalinhaushalt abzielen. Weil eben genau der als Drogenlangzeitfolge komplett aus dem Ruder läuft. Wenn überhaupt, habe ich auch nur über die ersten beide Tagen annähernd etwas ähnliches gespürt, wie bei Amphetaminsubstanzen, wie man sie auf der Straße bekommt. Das kann aber auch nur Einbildung sein und ich vermute, dass das eben an der Wirkstoffverzögerung liegt. Somit hat das Präparat bei mir in keinster Weise für einen Kick gesorgt, was in Bezug auf auf meine Drogensucht wohl auch als sinnvoll erscheint. Ich persönlich habe ja auch keine Amphetaminabhängigkeit entwickelt, habe sie gegen Ende nur ab und an im Mischkonsum missbraucht.
    Aber würde ich die erste Phase des neuen Alltages, das erfolgreiche auf den Boden Zurückkommen nach Entzug und Entwöhnung in der geschützten Klinik, eben nur den Medis zuschreiben, würde ich auf der einen Seite meinen Selbstwert untergraben und auf der anderen Seite auch ausblenden, wieviel Arbeit und Disziplin ich darin gesteckt habe, nicht einfach in den alten Trott zu fallen und wieder rückfällig zu werden.
    Aber eines muss ich da auch noch erwähnen, was nicht ganz vorbildlich verlief. Ich habe die Tabletten nach ungefähr 6 Wochen eingenhändig abgesetzt. Ich habe schlichtweg meine letzte Sitzung beim Psychiater verpeilt (mein erster und einziger Termin, den ich bis jetzt verdattelt habe) und mir aus Scham keinen neuen Termin geben lassen. Das ist jetzt schon ein paar Wochen her und ein wenig nagt das schon an meinem Ego und dafür wird auch mächtig Energie zum Verdrängen verbraucht.

    Ich klettere eigentlich fast nur draußen. Mir ist diese Erfahrung, in der Natur zu sein und wirklich bedingungslos sich auf meine Fähigkeiten zu konzentrieren und meine Grenzen immer wieder aufs Neue auszuloten, wirklich sehr wichtig und das schafft bisweilen einen befriedigenden Abstand. Auch wenn das teilweise schon Suchtcharakter hat und ich auch mit etlichen Kletteren unterwegs bin, die aus diesem Drang nach der permanenten Suche der persönlichen Auseinandersetzung keinen Hehl daraus machen, ist es für mich die immer noch bessere und vorallem gesündere Alternative zum Rückschritt, bzw. -fall.
    Gerade muss ich meine Schrauben auch in diesem Punkt wieder etwas Nachdrehen. Letzten Mittwoch habe ich zum ersten Mal dieses Semester mein Seminar geschwänzt. Nicht optimal, nicht wirklich dramatisch und für mich vertretbar, wenn ich das jetzt nicht einreißen lasse und mich auf nächsten Mittwoch konzentriere. Eine durchaus für mich gefährliche Situation. Ich war jetzt dann auch prompt Donnerstag, Freitag und Samstag drei volle Tage klettern. An denen habe ich mich massivst ausgepowert und habe mich teilweise über meinem persönlichen Grenzniveau bewegt und keinen Platz für Anderes zugelassen. Da besteht ein Zusammenhang, bei dem ich achtsam bleiben sollte.

    Meine Freundin beginnt jetzt einen Master am anderen Ende Deutschlands. Ich will ja hier meinen Abschluss beenden. Deswegen ist im Moment eben die Trennung notwendig, da wir uns gerade beide eigenständig auf unsere persönlichen Ziele konzentrieren. Ich finde das natürlich nicht zu prall, kann aber schon behaupten, dass ich zu der jetzigen Situation eine gesündere Einstellung habe, als zu vorherigen Fernbeziehungen. Ich fühle mich gerade nicht als erzwungen Zurückgelassener, sondern als bewusster Zurückgebliebener, der sich jetzt mal um seinen eigenen Sch... kümmert.
    Das hängt aber auch mit der Wohnsituation zusammen. Theoretisch bin ich ab August nicht mehr zwingend an meinen Studienort gebunden. Meine Abschlussarbeit könnte ich überall schreiben. Aber die Entscheidung verschiebe ich gerade noch in die Zukunft. Ob das wirklich sinnvoll ist, sollte ich mir vielleicht mal ernsthaft durch die Rübe gehen lassen.
    Auf jeden Fall pflichte ich dir bei, dass ich bei meinem nächsten Umzug auch wieder über "die eigenen vier Wände" nachdenke. Gerade der Punkt mit der eigenen Verantwortung für und gegenüber sich selbst, überdenke ich in letzter Zeit immer öfter. Ist schon so eine Sache, welche Verantwortungen in einer WG gerne immer auf andere umgewälzt werden können; was man jetzt auch wegen dem aufgelösten Nebelschleier wieder wahrnimmt und vorallem spürt, wenn man die damit verbunden Gefühle zulässt...^^

    Wünsche noch einen angenehmen Sonntag,
    DerWaldfrevler

  • N´abend Waldfrevler!

    Hab ein bisschen auf meine Antwort warten lassen - nicht aus Desinteresse!! :ab: Bin u.A. rückfällig geworden - neige dann schnell dazu, meine "Fähigkeiten" zu untergraben; mich zu vergraben & zurück zu ziehen... Also: BITTE nicht persönlich nehmen.. .


    Da mein Vater nie lobte, sondern eher auf Schimpfen setzte, war Lob und die darn geknüpfte Anerkennung immer ein (un)bewusstes zu vermeidendes Gegenziel. Aber ich gebe gerade mein Bestes, das Lob zu schlucken und meine aufkommende Rührung zuzulassen und schwups, spürt man sich selbst...^^

    Na, dann hat es dich ja trotz "Selbst-abwert-Barrieren" erreicht; danke, dass du mir entgegen kommst - freut mich zu lesen :smiling_face:
    Aber ich bin da übrigens auch hartnäckig, nur so nebenbei... :winking_face:

    Ich kenne das mit den Schwierigkeiten, Komplimente annehmen zu können & auch den Automatismus der sich in Gang setzt, diese gleich in der Luft zu zerreißen.
    Als ich gewisse Zusammenhänge mit meiner Kindheit/Vergangenheit erkannt hab; konnte ich mir erst im GUTEN eingestehen, dass ich mich somit im Endefekt selbst vieler Möglichkeiten beraube, mein kleines, morbides Selbstwertgefühl aufbauen zu können.
    SInd es doch gerade DIESE Situationen, in denen du Anerkennung für dein eigenes Handeln erfährst - aus denen du so viel positive Kraft & Energie schöpfen kannst.

    Ich versuche mich mittlerweile durch verschiedene, vielleicht auch etwas sonderbaren "self-made-Strategien", selbst auszutricksen bzw. zu "manipulieren":
    Wenn Lob & Anerkennung, gerade von vertrauten "netten Menschen" kommt - empfinde ich es ihnen gegenüber eigtl. als unfair, ihre Gedanken & Worte die sie an mich richten, einfach zu Nichte zu machen. Ihnen in gewissermaßen, keinen Glauben zu schenken,.. - und das "nur" aufgrund vergangener Negativ-Erfahrugen, mit eben: anderen Menschen?!! :dd:
    Natürlich klappt es nicht immer so einfach, aber: ich bin u.A. dadurch mittlerweile immer öfters dazu in Lage, an mich gerichtete Komplimente erstmal anzunehmen & im Raum stehen zu lassen. So kann ich immer mal wieder einen Blick draufwerfen, und zwischendurch: da erreichen sie mich dann auch..
    Ja - DAS macht lebendig! :4:


    Danke wegen der Aufklärung im Bezug auf die Medikamentation!
    Auch hier biste übrigens wieder sehr bedacht, selbstrereflektiert & achtsam mit dir & der Situation umgegangen: :top: (Schon reflektiert? :j: :winking_face: )
    Eben gerade in Hinsicht auf deine Suchtproblematik - hättest dir ja auch schnell als ne nette, "legale" Einladung auslegen & ausnutzen können...:smiling_face_with_horns:
    Außer das Absetzen... aber das ist dir ja schon bewusst!

    Ich gehe davon aus, dass du medikamentös zur Zeit nicht unterstützt wirst, wenn du nicht mehr zu Psychiater gegangen bist? :ce:
    Wie geht es dir denn momentan mit deiner "Niedergeschlagenheit"?

    Kurz nochmal wegen des verpassten Termin: Das du Schamgefühle hast kann ich gut verstehen - geht glaube ich vielen in solchen Situationen so; ist einem ja auch unangenehm. Aber weißt du, wenn du dich dort wohlgefühlt hast & du gerne wieder die Behandlung aufnehmen wollen solltest: Meld dich wieder bei ihm; ohne Scham.
    So etwas kann jedem mal passieren - hast ja selbst geschrieben, dass es der erste verpasste war. Dein Therapeut sollte damit umgehen können - gerade in der "Branche" kommt sowas immer mal wieder vor. Vielleicht erzählst du ihm ja auch von deinem Schamgefühl & die daraus resultierende Kettenreaktion/Blockade - empfinde das meist als befreiend; zudem wird es für den "Gegenüber", (fairerweise) nachvollziehbar.


    Ich klettere eigentlich fast nur draußen. Mir ist diese Erfahrung, in der Natur zu sein und wirklich bedingungslos sich auf meine Fähigkeiten zu konzentrieren und meine Grenzen immer wieder aufs Neue auszuloten, wirklich sehr wichtig und das schafft bisweilen einen befriedigenden Abstand. Auch wenn das teilweise schon Suchtcharakter hat und ich auch mit etlichen Kletteren unterwegs bin, die aus diesem Drang nach der permanenten Suche der persönlichen Auseinandersetzung keinen Hehl daraus machen, ist es für mich die immer noch bessere und vorallem gesündere Alternative zum Rückschritt, bzw. -fall.

    Gerade muss ich meine Schrauben auch in diesem Punkt wieder etwas Nachdrehen. Letzten Mittwoch habe ich zum ersten Mal dieses Semester mein Seminar geschwänzt. Nicht optimal, nicht wirklich dramatisch und für mich vertretbar, wenn ich das jetzt nicht einreißen lasse und mich auf nächsten Mittwoch konzentriere. Eine durchaus für mich gefährliche Situation. Ich war jetzt dann auch prompt Donnerstag, Freitag und Samstag drei volle Tage klettern. An denen habe ich mich massivst ausgepowert und habe mich teilweise über meinem persönlichen Grenzniveau bewegt und keinen Platz für Anderes zugelassen. Da besteht ein Zusammenhang, bei dem ich achtsam bleiben sollte.

    Auch hier wieder: total selbstreflektiert :top: Brauch man kaum was ergänzen... :ab:
    Bin da auch eine Kandidatin für; ne Suchtverlagerung in den Sport zu betreiben. Finde es ansich halb so wild & sehe es wie du, eben als die besser & vor allem gesündere Variante an, seinen Suchtcharakter auszuleben. Ich versuche zum Selbstschutz auch längst nicht mehr alles mögliche mit meiner Sucht in Verbindung zu bringen & als mögliche Stolperfalle zu entlarven - irgendwann wird mir das zu viel & ich fühle mich zu sehr eingeengt und nach wie vor, irgendwie noch gefangen von ihr. Allerdings sollte man natürlich achtsam werden, wenn es dich oder deinen Alltag beginnt zu: BESTIMMEN.

    Ganz klar sind hier deine (noch vorhanden) Suchtcharakterzüge erkennbar - nur eben leben sie sich nun im Bezug auf einen anderen Inhalt aus.
    Ich glaube, dass es hier ganz wichtig ist & man da als Süchtel nun hartnäckig bleiben sollte:
    Wenn du es schaffst auch da, dieses (zwanghafte) Konsummuster zu zerbrechen - brichst du ein weiteres Mal, die tiefverwurzelten Mechanismen, die sich hinterrücks versuchen einen Zugang zu dir zu verschaffen.
    Ich glaube, dass ist einer dieser großen Punkte, die immer wieder bei der Beschreibung "der Weg raus" zur Sprache kommen: VERÄNDERUNG!


    Aber würde ich die erste Phase des neuen Alltages, das erfolgreiche auf den Boden Zurückkommen nach Entzug und Entwöhnung in der geschützten Klinik, eben nur den Medis zuschreiben, würde ich auf der einen Seite meinen Selbstwert untergraben und auf der anderen Seite auch ausblenden, wieviel Arbeit und Disziplin ich darin gesteckt habe, nicht einfach in den alten Trott zu fallen und wieder rückfällig zu werden.

    Ganz wichtig: dass SO für dich festzuhalten!!
    Die Medi´s sind ja nur unterstützend da; der ganze Rest - der ist verdammt harte Arbeit, die DU alltäglich leistest!! Und DAS können glaube ich nur Menschen nachvollziehen, die schonmal süchtig gewesen sind.
    Allein das Clean-Bleiben ist ja schon ein 24 Stunden Job; allerdings ohne Schichtwechsel, versteht sich. Und mit der Abstinent allein, da ist es leider längst noch nicht getan..
    Du darfst dir also gerne öfter mal auf die eigene Schulter klopfen - da hast du jedes Recht zu!! :br:


    Ich weiß nicht, ob ich nun alles losgeworden bin, was mir wichtig war - aber meine Konzentration schwindet & ich muss mich auch langsam mal in die Waagerechte begeben... aber meine Beiträge sind hier ja auch net begrenz, wa.. :winking_face:

    Hab nen schönen Abend & Schlaf gut. Lieben Gruß. pamuk.

  • Zitat

    Ich
    glaube, dass ist einer dieser großen Punkte, die immer wieder bei der
    Beschreibung "der Weg raus" zur Sprache kommen: VERÄNDERUNG!

    Moin,

    war
    lange Zeit nicht mehr hier und will obige Worte als Leitfaden
    voranstellen, damit ich mich hier wenigstens nicht verliere, denn im
    Moment tu ich das leider mit meiner Lebensweise...
    Ich brauche wieder einen Raum, für meine schier unendlich kreisenden Gedanken. Mir schmerzt mein Kopf, mir schmerzt mein Herz!

    Zunächst einmal: Bin immer noch CLEAN...Seit 398 Tagen...

    Ansonsten
    Kämpfe ich die letzte Zeit wieder nur gegen Windmühlen...Stecke im
    Hamsterrad...Wandle durch ein Labyrinth, dessen Gänge ich alle kenne,
    dessen Plan ich dabei habe, den ich aber nicht anschaue, weil ich diesen
    Trott, des Gehens ohne Sinn durch die düsteren Koridore und des immer
    schön knapp vor dem Ausgang Abbiegens, nicht durchbrechen will. Auf dem
    Weg klebt auch noch ganz viel von mir selbst ausgespucktes Kaugummi.
    Würde ich meine Taschenlampe anknipsen, um auf die Karte zu schauen,
    sähe ich auch noch die Kaugummiflecken; doch ich tu es nicht. Alsbald
    ich auf einen trete, vergeude ich meine gesamte Energie, um mich davon
    zu lösen, nur um bei den nächsten Schritten wieder auf den nächsten zu
    treten - gelangweilt drehe ich dann den Kopf nach hinten - der Blick ist
    geistesleer - mechanisch flutscht der nächste geschmacksausgelutschte
    Kaugummi über meine wortunverformte Zunge, um mit den letzten Atemzügen
    aus der abgeschnürten Kehlenhöhle auf den Boden gespuckt zu werden...und ich weiß, irgendwann wird auch er mir zum Verhängnis.

    Ja
    irgendwie habe ich das Gefühl, gar nicht weiterzukommen. Ich trete auf
    der Stelle, ich dreh mich im Kreis und erlebe immer wieder die gleichen
    Dinge. Keine Lust und keine Energie vorhanden, um diese Rotation zu
    beenden und zur Notbremse des Karusells zu schreiten.

    Ich wandele
    nackt auf dem eisigen Grat eines Berges, dem Erfrierungstod nahe, ich
    kehr nicht um ich suche keinen Schutz ich denke noch nicht mal an die
    vorhandene Not!

    Konkret heißt das bei mir gerade, dass fast alle Säulen der Stabilität bei mir weggebrochen sind:

    1.
    Naja,
    habe es bis jetzt ja auch noch nicht einmal geschafft, mir eine
    wichtige aufzubauen. Seit über einem Jahr, habe ich bis auf den Besuch
    eines Seminars und einigen Ämtergängen nichts an der Uni gemacht. Keine
    Hausarbeit, geschweige denn meine Magisterarbeit begonnen. Die
    Motivation ist gleich Null und ich muss mir wohl auch langsam
    eingestehen, dass sie demnächst nicht besser werden wird und ich mir
    irgendeine Alternative suchen muss, um finanzielle Eigenständigkeit zu
    erreichen...Nur zum Geier was!? Mich interessiert zur Zeit eigentlich
    immer noch nichts wirkliches. Eigentlich empfinde ich nur irgendwie
    Funken von Lebensfreude, wenn ich beim Klettern in irgendwelchen
    Felswänden hänge. Da spüre ich mein eigenes Leben, da bewege ich mich
    bewusst auf eigene Verantwortung und mit Selbstvertrauen . Sobald ich wieder auf dem Boden ankomme, fühlt sich wieder alles fremdgesteuert und vergiftet an!

    2.
    Meine
    Freundin hat sich von mir getrennt. Sie hätte sich über die Zeit
    selbstverloren und fühle sich nicht wohl in ihrer Co-Abhängigkeit. Da
    stimme ich ihr auch bei, aber alles in allem ein großer Bockmist . Sie
    hat sich entschieden weit weg von mir zu ziehen. Sie hat mir deutlich
    gemacht, dass ich mich nicht nach ihr richten solle, wie z.B. in ihre
    Nähe zu ziehen - das alles mit dem Wissen, dass ich
    fernbeziehungsunfähig bin. Hätte sie es also nicht getan, hätte ich
    diesen Schritt kurz darauf gehen müssen. Sie hat sich eigentlich die
    letzten Monate bewusst schrittweise emanzipiert und abgenabelt.
    Natürlich stehe ich jetzt mit dieser Erkenntnis hier, bin unsäglich
    enttäuscht und wütend. Ja, empfinde sogar zum Großteil, dass die
    Beziehung voll für die Katz war. Ich öffne mich nicht oft Menschen in
    meinen ganzen Facetten. Das passiert mir nur einmal alle paar Jahre und
    dann werde ich immer so enttäuscht, dass ich ewig brauche, um über diese
    Schmerzen hinwegzukommen. Mit jeder neuen Person, mit der mir das
    passiert, werden die Wunden mehr, die nie ganz heilen höchstens
    vernarben. Ich durchlebe dabei jedes Mal den Schmerz der Trennungen mit
    einstigen Gefährten der Vergangenheit auf's Neue, als passiere es gerade
    hier und jetzt wieder und jedes Mal intensiver...
    Das ist kein Lug
    und Trug. Alte Wunden, die noch nicht anheilen konnten, reißen jetzt
    wieder erneut auf und ich greife jetzt nicht mehr zu "Schmerzmitteln",
    die diese wieder übertäuben würden. Das verstärkt den aktuellen Schmerz
    um ein Vielfaches, der auch noch routiniert danach verlangt, betäubt zu
    werden.
    Einerseits zerreißt es mich in Fetzen, andererseits wundert
    es mich, dass ich jetzt so vielseitig fühle, dachte ich doch knapp vor
    über einem Jahr noch, ich könne nie wieder "richtig" empfinden.

    3.
    Ich
    bin wieder total in der Ohnmachtsrolle gefangen. Ich bin wieder
    wohnungslos. Ich wohne wieder auf der Couch bei Freunden. Nur dieses Mal
    kann ich eigentlich verhältnismäßig viel Energie für die Wohnungssuche
    aubringen, nur ist der Wohnungsmarkt gerade so überspannt, dass einfach
    nichts dabei rumkommen will. Ein verquirlter Quark. Diese Situation
    frisst gerade soviel Energie, dass ich mich auf Anderes nicht wirklch
    konzentrieren kann. Oft muss ich dadurch zusätzlich wieder entsprechend
    reagieren, dass der Suchtteufel mir nicht von hinten die Schnauze
    poliert. Ich muss flüchten, wenn Besuch kommt, wenn Andere in Feierlaune
    kommen und ich mich schlecht füh...

    4.
    Die Situation mit
    meiner Familie wird immer unentspannter. Vor knapp einem Monat hatte ich
    einen Facebook-Chat mit meiner Schwester, die gerade auf Reisen war.
    Ich erzählte ihr nur, dass meine Freundin und ich uns gerade getrennt
    haben und es mir auch sonst nicht gut ginge. Es kamen halt eben solche
    typischen Tipps von Außenstehenden, die mit Depressionen nicht umgehen
    können wie z.B.: "Dann musst Du eben jetzt mal deinen Hintern
    hochbekommen...", etc. Ich bin darauf noch etwas eingegangen und dann
    endete die Unterhaltung recht abrupt. Daraufhin riefen nachts meine
    Eltern ein paar mal an und ich hatte mal wieder keinen Bock gerade mit
    Ihnen zu telefonieren. Plötzlich standen darauf zwei Polizisten in
    meinem Zimmer und zwangen mich aus dem Bett und mit auf's Revier zu
    kommen, als ich verneinte ihnen meinen Mailverkehr zu zeigen. Dort wurde
    ein Protokoll ausgefüllt und mir wurde gesagt, wir warten jetzt auf den
    Krankenwagen, der mich in die Psychiatrie bringe. Ich war mit der
    gesamten Situation so überfordert und depersonalisierte eigentlich schon
    von Beginn, als sie mit ihren Taschenlampen mein Zimmer
    durchleuchteten. Irgendwie habe ich es noch geschafft, meinen Freund zu
    erreichen, der seine Jurabücher neben sich hatte und der mir die Lage
    und Verhaltenstipps schildern konnte. Somit wusste ich dann wenigstens,
    was die nächsten Stunden auf mich zukommen wird und dieser Schritt löste
    mich dann allmählich aus dem Zustand der Depersonalisierung.
    Zwangsweise in der Geschlossenen, das waren somit die schlimmsten
    Stunden in meinem Leben.
    Ich war recht wütend auf meine Eltern,
    schlimmer aber noch, sehr enttäuscht von meiner Schwester, mit der ich
    eigentlich übereingekommen war, dass sie meine Eltern aus meiner ganzen
    Krankheit raushalten solle, weil diese eben im Moment anstatt zu Helfen,
    alles noch ins Unermessliche triggern.
    Nächstes Wochenende fahr ich mal kurz zu ihnen und will dann einiges klarstellen.

    5.
    Über
    alldem war ich dann in einem solchen Depri-Loch, dass ich zu meinen
    beiden letzten Therapiestunden nicht aufgetaucht bin. Auch hat mein
    Therapeut mich heute zweimal versucht anzurufen und ich bin nicht
    drangegangen. Ich verzieh mich mal gerade wieder sowas von in "mein"
    soziales Schneckenhaus.

    Um zum Ausgang zu kommen:

    Ich brauch dringend VERÄNDERUNG!
    Teilweise
    liegt es auf der Hand, nur ich stell mich dem nicht und finde nicht den
    Mut, es anzugehen. Teilweise ist mir einiges leider noch nicht klar,
    nur ich falle zu oft in den Suchtmechanismus der Verdrängung und lasse
    viele Gedanken noch nicht an mich heran. Geschweige denn, dass ich es
    schaffe, mich meiner Umwelt mitzuteilen. Denn:

    Eigene Wünsche, Bedrüfnisse und Ziele entstehen oft nur durch die Interaktion mit Anderen!

    Eine
    Sache, die ziemlich gut ist. Ich habe einen kleinen, netten Nebenjob
    gefunden. Meistens macht er mir Spaß. Oft aber habe ich durch die
    Gesamtsituation schon ab morgens einen solch dicken Hals und soziale
    Ängste, dass ich mich nicht für die Arbeit motivieren kann. Da hilft
    auch gerade nicht wirklich, dass ich mir meine Arbeitszeiten (meist)
    flexibel getalten kann.

    Ganz liebe Grüße,
    DerWaldfrevler

    P.S.: Alleine mal, meinen Kopfwirrwarr in Worte zu verfassen, war ein dringender Schritt!

  • Wow, ist eine menge, was bei dir im Moment los ist! Ich kann verstehen, wie schwer dir alles fällt. Doch das wichtigste ist, dass du obwohl du so viel Mist im Moment hast, nicht rückfällig geworden bist! Da ich selbst weiß, wie anstrengend und nervend eine Wohnungssuche ist und auch gerade dann, wenn man keinen Erfolg hat, kann ich verstehen, dass kaum Motivation und Kraft vorhanden ist. Gibt es denn nichts was dir gut tut? Das klettern scheint ja schonmal eine Sache zu sein, behalte sie bei! Leider so wirklich einen Rat zu geben ist echt schwer, da es sehr viel ist, was derzeit bei dir passiert oder passiert ist. Du hast sehr viele schmerzliche Erfahrungen gemacht, was würde dir im Moment helfen?
    Lg

  • Moin,

    Gibt es denn nichts was dir gut tut

    Naja, gerade eben wird mir bewusst, dass das hier Aufkreuzen und Schreiben eines Textes im Endeffekt etwas "Gutes" war.
    Ich glaube jetzt heute aus der kurzen Distanz, dass das gerade einer mein letzter Rettungsanker auf unsicherer See war, bevor der bekannte "Hafen Rückfall" erreicht wurde:

    Ich war schon so isoliert, in solch bornierten Gedankenschleifen und hatte quasi eigentlich alle Strukturen aufgebaut,
    um mir gegenüber einen Rückfall zu rechtfertigen.
    Das Konstrukt der Gedanken war ein karges Gefängnis, ohne Licht - ohne Frischluft.
    In meinen Gehirnwindungen spukten solche Fetzen wie:
    "Alles keinen Sinn mehr...Selbstmord!?...Drogen!?..."

    Einfach nur Unbeschreiblich. Ich bin im Moment mal wieder so unzufrieden mit mir. Ich kann mich gerade selbst wieder nicht leiden. Dabei könnte ich Selbstschaden eher in Kauf nehmen, anstatt dass ich nach Vorne schau und meine Situation ändere, den Schaden ins Positive kehre! Wenn ich eben das Gefühl habe, wieder ganz unten zu stehen, keine (Selbst-)Verantwortung übernehmen zu können/wollen, und auch keine anderen Personen einbeziehen (abhängig machen?) kann/will, dann ist es doch vermeintlich (schmerz)freier, seine Verantwortung an Objekte (Drogen) zu übergeben, sich in deren Abhängigkeit zu begeben. Aber was ist "ganz unten stehen"? Ich weiß: das ist nur "rel-a-tief" - tiefer geht immer...!

    Ich bin auf der Einen Seite gerade wieder total von mir geschockt, dass ich dem auf den Leim gegangen wäre. Auf der anderen Seite, scheine ich gerade noch die Kurve bekommen zu haben.
    Ehrlich, in dem letzten Jahr gab es viel Ekelhaftes - viel Wunderbares - viele zurechtfertigende Situationen, aber so Nah stand ich einem Rückfall noch nie gegenüber!

    Ich konnte den Rückfall spüren. Er war ganz Nah. Eine Aura der Wärme - so verführerisch mollig. Ich begreife gerade noch nicht ganz, wie ich (freiwillig?) den anderen Weg wählte. Direkte bedingungslose Kälte - erbarmungslose Konfrontation mit sich selbst; aber die Hoffnung auf das Selbstvertrauen, sich irgendwann die Wärme wieder selbst zu entfachen.

    Krank - ich bin - Poly-tox-o-mane. In Gedanken hatte ich alles berührt, (meine Schwäche) wich fast einer (anderen) Stärke - doch heute (ist meine Stärke, meine Schwäche)!

    Grüße

  • Moin,

    ich komme irgendwie nicht weiter...
    Habe jetzt zwar endlich eine Wohnung gefunden, in die ich heute einziehen kann, aber ansonsten ist mir jeglicher fester Boden entglitten.

    Ich bin so hin und hergerissen zwischen totaler Entäuschung, Verzweiflung, Wut und Trauer. Ich trage nach Außen hin wieder sämtliche Maskeraden und nach Innen hin bin ich wieder so emotional entkoppelt. Ich wache morgens auf, bin direkt wieder in Gedankenschelifen gefangen, ein unauflösbarer Knoten verschnürt mir den Hals, dass ich manchmal echt kaum noch Luft bekomme. Das ist dann auch meistens der einzige Grund, warum ich noch überhaupt aufstehe. Das ist irgendwie paradox:
    Ich bin in letzter Zeit auf der einen Seite so aktiv und produktiv wie schon länger nicht mehr. Bekomme verhältnismäßig viele Dinge erledigt, aber es läuft irgendwie alles wieder auf Autopilot. Ich glaube nach Außen hin wirke ich auch recht stabil nur leider habe ich keinen wirklichen Zugang zu mir selbst dabei.
    Mir sind die Ziele abhanden gekommen. Ohne Ziele gibt's natürlich auch keine Motivation. Ich weiß natürlich, was mir jetzt helfen könnte, aber ich habe Angst davor, langsam doch aufgegeben zu haben.

    Ich empfinde einfach keine wirkliche Freude mehr. Ich bin zwar verhältnismäßig viel unter Leuten unterwegs, aber ich schlüpfe eher wieder in Rollen, anstatt bei mir und der Situation zu bleiben. Ich esse, trinke und lache in Gesellschaft, aber das ist nicht gerade mein eigentliches Ich. Ich merke auch teilweise, wie ich bei Gesprächen automatisch meine Mimik und Gestik ausdrücke, meine eigentlichen Gedanken und Gefühle sind aber völlig an anderer Stelle. Manchmal schüttelt es mich und ich bemerke, wie ich wieder im Hier und Jetzt ankomme und führe die Unterhaltungen einfach weiter und meine Gegenüber bemerken gar nicht, dass ich völlig woanders war.

    Ich würde so gerne einfach mal Heulen. Aber das gelingt mir seit Jahren nicht mehr um des Gefühles selbst. Anstattdessen staut sich alles wieder auf und bleibt mir im Halse stecken.

    Mein Suchtdruck ist in letzter Zeit so stark, dass er eher schon in totalen Selbstzerstörungswille überschlägt. Ich war letzte Woche bei meinen Eltern. Das hat mir dort wieder übelst zugesetzt. Diese ganze Familienbande. Ich finde dort immer noch keine gesunde Ebene. Erst recht ist mein eh schon verstörtes Vertrauen nach meiner Zwangseinweisung durch sie im Moment komplett verloren. Diese alten Rollen waren die Hölle. Dann über die Hälfte alle Räume dort voll mit Alkohol. Mein Vater schafft es jetzt sein Trinkverhalten zu kontrollieren. Alle sind da ganz stolz darauf. Aber in Wirklichkeit ist er ein Wrack, dass von meiner Familie nicht geborgen wird, sondern ihre jegliche Energie wird nur dazu aufgebracht, dass er immer nur gerade oben auf schwimmt. Was dann bei einem heranziehenden Sturm passieren könnte, wird galant ignoriert. Mir tat das sehr weh. Ich versuche dort rauszukommen, aber je mehr ich meinen Weg gehen will, desto mehr lullen mich meine Eltern wieder ein und ich müsste mich einfach nur in diese vermeintliche Hängematte der Geborgenheit fallen lassen - ein falsches Gewebe.
    2 volle Tage war ich dort in meinen Gedanken gefangen, ob ich an den Medikamentenschrank renne und mir die volle Dröhnung mit Tramadol, Codein, Dolomo und Tilidin gebe. Ich hätte mich aber nicht mehr nur mit einer berauschenden Dosis begnügt, sondern gleich dafür gesorgt, dass mein erster Rückfall auch mein letzter gewesen wäre...

    Kaum bin ich wieder von meinen Eltern in meiner Heimatstadt angekommen, erfahre ich, dass sich ein Bekannter erhängt hat. Jeder hier ist natürlich geschockt und kann das nicht nachvollziehen. Ich aber empfinde eher irgendwie ein tiefes Mitgefühl, Verständnis und Bewunderung.

    So langsam erwischt mich die Trennung von meiner Freundin knallhart. Ich komme mir so nutzlos und unnötig vor. Ich hasse mich selbst und empfinde mich als wertlos. Ich könnte mich dafür ohrfeigen, dass ich mir immer selbst eine emotionale Falle aufbaue:
    Ich lasse mich sehr selten und sehr schwer in aller emotionaler Breitseite auf Menschen ein. Menschen denen ich vertraue und gegenüber denen ich mich in völliger Gänze mitteile. Aber jedes Mal werde ich dann bitter verletzt und verlassen, wenn ich das Vertrauen aufgebaut habe. Eine sich ständig wiederholende traumatische Schleife.
    Was mache ich da falsch?

    Ich habe keinen anstehenden Termin (mehr) mit meinem Therapeuten. Ich habe keinen Termin (mehr) mit meinem Psychiater und folglich schleiche ich deswegen eingenständig wieder meine Medis aus. Bin zu beiden Terminen einfach mal wieder nicht erschienen. Ich empfinde schon fast, als sei ich mal wieder für meine hoffnunglose Lage selbst schuld (bin ich natürlich auch teilweise, aber eben nicht in vollem Umfang) und als hätte ich nichts anderes verdient. Ich bin von meinen Gedankenkreisen so zu, dass ich keine Hoffnung und keine Energie für gangbare Auswege seh, obwohl ich genau weiß, dass das totaler Müll ist. Aber das macht mich irgendwie dann noch hoffnungsloser.
    Ist das Selbstbestrafung?

    Eigentlich müsste ich zu meinem Therapeuten, die Karten offen auf den Tisch legen und wieder mich in stationäre Behandlung begeben.
    Dann gibt es aber immer wieder diese Momente, wo es mir wieder "den Schalter umlegt" und meine Perspektiven in einem total anderen Licht stehen und ich eine ehrliche Selbstzufriedenheit verspüre. Aber diese Wechsel der Stimmungslage verstehe ich nicht. Ich kann sie nicht einordnen und sie setzen mir zu...

    Meine Selbstreflektion ist flöten
    und der Draht zu mir selbst,
    lässt sich gerade nicht löten...

    DerWaldfrevler

  • Hallo,
    Ist doch schonmal super, dass du jetzt eine Wohnung hast! Du machst immer einen Schritt nach dem anderen und dass es auch mal Schritte zurück gibt( Therapeutentermin nicht wahrgenommen) ist leider normal.  :loudly_crying_face: Trotzdem geb dem Druck, sei es Sucht- oder selbstverletzungdruch nicht nach! Versuche dich an Kleinigkeiten zu erfreuen... Das ist jetzt alles sehr hart für dich und gerade dann wenn du dich niemandem richtig öffnen und anvertrauen kannst! Aber du musst auch das positive sehen, du schreibst hier und teilst dich mit, dass heißt ja schon mal es ist dir nicht alles egal und du kannst dich in der Anonymität öffnen. Versuche dir kleine Ziele zu setzen, zB lecker gekocht oder eine Zeitung gelesen.... Wenn ich in diesen gedankenspiralen bin, versuche ich was zu tun was gut tut, das ist jedesmal unterschiedlich, ich muss jedesmal einiges ausprobieren, bis eines davon anschlägt, aber es klappt. Lass den Kopf nicht hängen  :6:

  • Hiho,

    so Depris sind etwas ganz Blödes, und irgendwie kenne ich, zumindest teilweise, deine Situation aus eigenem Erleben.

    Spontan kommt mir da vor allem auch die Frage, warum du dieses "Spiel" mit deiner Familie im Moment überhaupt spielst, wenn es dir offensichtlich nicht wohl bekommt?
    Stationäre? Schon mal über eine Tagesklinik nachgedacht? Ist immerhin mal ein anderer Ansatz als stationäre Thera, und hat so ihre ganz eigenen Perspektiven. Vielleicht könntest du da noch ein paar neue Sachen mitnehmen.

    Medis ausschleichen im Alleingang? Mhmm... bist du dir sicher, dass das jetzt der rechte Moment dafür ist? Wenn du beim Psychiater keine Termine bekommst, kann dir da auch dein Hausarzt behilflich sein. Zur Not gibt's auch noch Notfallsprechstunden bei den Ambulanzen der psychiatrischen Kliniken.

    Gruß

  • Moin,

    danke für die Worte.
    Natürlich habe ich hauptsächlich geschrieben, damit ich mal aus mir herauskomme und nicht wieder alles in mich hereinfresse, schlucke...aber so ein klein wenig Resonanz kann dann schonmal nen "Dopplereffekt" haben.

    Naja, ich glaube, die 3 Wochen auf der Couch bei meinen Freunden war halt ne Extremsituation und dann eben noch die Spirale aus Trennung, Depression, Suchtdruck. Dass da kein richtiger gewohnter Rückzugsort für mich vorhanden war, hat das noch verschlimmert.
    Ich habe leider das Muster, dass bis jetzt alle Beziehungen bei mir im Rausch entstanden sind und wenn sie sich dann auflösten, folgte immer der Dauerrausch...Aber das wird jetzt eben anders bewältigt, wie auch immer. Kenn ich ja nicht. Ganz zu schweigen davon, wie ich ohne Drogen jemals (dann hoffentlich irgendwann) eine neue Beziehung eingehen soll...

    Die letzten Tage, alleine und in meiner neuen Wohnung, habe ich bis jetzt in einem richtigen Tief verbracht. Ein Fallenlassen und Durchhängen. Wenn sich das jetzt nicht einschleift, ist das für mich auch in Ordnung. Heute war ich ein paar Stunden mal wieder Klettern. Da war sogar eine unbekannte Person dabei und ich war erstaunlich bei mir und recht zufrieden.
    Wenn ich die nächsten Tage die Möbel aufgebaut und eingeräumt bekomme, dann wird das schon...

    WrongByDesign
    Naja, die Medis werden eben ausgeschlichen, da die Packung leer ist und ich den letzten Termin beim Psychiater nicht wahrgenommen habe...
    Eigentlich kein Problem, mir nen neuen geben zu lassen, aber ich hatte einfach keinen Nerv. Bei meinem Therapeuten war ich jetzt auch schon ein paar Wochen nicht mehr. Ich weiß nicht, ob ich so verschlossen war, dass es eh keinen Sinn gehabt hätte, oder ob ich mir das nur eingeredet habe, um mein Gewissen etwas zu beruhigen...

    Nisi83
    Ja, kleine Dinge und die vorallem bewusst machen...Das bringt einen wieder in die Aktivität zurück. Hoffe, dass ich etwas an den heutigen Tag anknüpfen kann. Die letzten habe ich mal wieder viel zu viel vor dem Computer verbracht und natürlich in meinem Kopfkarussell.

    Liebe Grüße,
    DerWaldfrevler

  • Ja, es wächst immer noch nichts Essbares im Sumpf...

    Aber das weiß ich ja eh, trotzdem verharre ich in dieser stickigen Luft und rede mir ein, ich hätte die Kraft nicht, um ich auf den, zugegebenermaßen wissentlich, schweren Weg zu machen, mir endlich was Essbares zu fangen. Ich weiß, Essen ist wichtig, aber manchmal ist der Hunger zwar da im Hintergrund, aber der Appetitt ist vergangen - die letzten Brocken quillen eh noch unzerkaut mit fadem Nachgeschmack aus dem Rachen.

    Was heißt das?
    In den letzten 2 Wochen war ich dreimal vor der Haustür:

    1. Essen kaufen...Die Hölle, bei jedem Schritt schwerer Atem. Keine Panik, noch nicht, aber welch eine Mühseele.
    2. Klettern mit einem alten Bekannten. Zwar eine kurze gemeinsame Druffi-Zeit, die uns verbindet, aber einer derjenigen, den man als einer der Wenigen in guter Erinnerung hat. Das Gespräch während der langen Anfahrt war sehr gut. Das Klettern ging aber kaum. Mein Körper und Geist laufen gerade mal wieder nicht auf einer Ebene zusammen. Irgendwie habe ich es mit großer Mühe und auch dank meines Kumpels gepackt, dass irgendwie zu akzeptieren und mich auch nicht noch deswegen vollends niederzumachen. Aber aufgeregt hat's mich schon. Gut, war auch teilweise in ernsthaftem Gelände unterwegs (Absturz= Tod oder ernsthafte Verletzung). Eigentlich recht fahrlässig, wenn die Enstellung eh nicht stimmt und dann darf man ja auch mal ne Runde zittern...
    3. Meinem kleinen Job nachkommen und ne Runde Plakatieren. Zuvor habe ich bei einem Freund das Material abgeholt. Ich habe gespürt, dass er bei Kaffee und Zigarette mir sein Ohr geliehen hätte, aber ich hab mich zugeknöpft. Plakatiert habe ich dann nur auf Sparprogramm und ich merkte schon, wie sich eine Migräne aufbaut. Schnell noch mit Heißhunger zum Supermarkt und wieder nichts wie nach Hause. Dort die ersten 1000 mg Aspirin Migräne. Mist, nach ner Stunde nur die Symptome ganz leicht abgefangen. Also nochmal 1000 mg mehr. Der Kopfschmerz wurde recht gut unterdrückt, aber die Übelkeit und recht viele andere Begleiterscheinungen drangen voll durch. Mann, wenn ich bei ner Attacke zu spät eingreife, dann kann alles passieren. GsD musste ich nicht in die Notaufnahme und mir i.v. geben lassen...

    Ansonsten bin ich eigentlich fast jeden Morgen zwischen 6 und 8 Uhr aus dem Bett gekrochen. Die Gedankenschleifen waren so übel. Ich wache morgens mit den Gedanken auf, was für ein unnötiges Würstchen ich bin und immer wieder das Selbstmitleid wegen dem Aus der Beziehung. Ich tendiere dazu, mir die ganze Schuld dafür zu geben, obwohl es eben immer zwei beteiligte Menschen gibt...Das Kreisen ist so schlimm, dass ich aufsteh, weil ich's nicht ertrag. Dann gibt's erstmal drei starke Tassen Kaffee und zu jeder 2 Zigaretten. Sofort wird sich an den Rechner gesetzt. Entweder surfe ich dann Stunden lang, oder zocke nen Strategiespiel. Fast jedes Telefonat was reinkam, hab ich ignoriert; natürlich mit schlechtem Gewissen und der Forderung, ich will doch nur meine Ruhe. Auch die von meinem Therapeuten. Pure Hoffnungslosigkeit.
    Die Gefühlsverstrickungen sind teilweise so hart entkoppelt, wie zu meinen härtesten Druffi-Zeiten. Na, kein Wunder - sind doch die Strukturen wieder ziemlich ähnlich ausgeprägt...Nur ohne direkten Stoff, aber mein Verhalten eben volle Lotte zum Abjunken.

    Ein tiefes Loch und ich stand am Krater und habe bewusst entschieden, dass ich Fallen will. Ich hab nen Fallschirm dabei. Nur muss ich die Reißleine ziehen. Auch eine bewusste Entscheidung.

    Naja, auf einen Freund habe ich wenigstens regiert und sein Angebot, mich zu besuchen, angenommen.
    Der seht jetzt gleich vor der Tür.

    Grüße,
    DerWaldfrevler

  • Moin,
    lange ist's her, dass ich mich hier das letzte Mal meldete.

    Leider ist aber auch nicht so viel passiert.

    Ich bin immer noch clean, aber dafür weitestgehend sehr isoliert und einsam.

    Von November bis tief in den Januar hinnein, hatte ich Phasen, wo ich Wochen am Stück nicht vor die Tür gegangen bin.
    Nur Gedankenkarusell und den totalen Gefühlstod. Um Weihnachten und Silvester hatte ich eine mehrwöchige Phase,
    in der ich nutellaglaslöffelnd Online zockte und auf keine Nachrichten von der Außenwelt reagierte.

    Das habe ich dann aber eingestellt, sobald das Wetter wieder besser wurde. Dann konnte mich dazu wieder aufraffen,
    Klettertermine zu vereinbaren und mich draußen etwas auszupowern.

    Das Klettern ist bis jetzt eigentlich auch immer noch meine einzige konstante Säule, die ich habe - meine einzige Struktur
    und das Einzige, für das ich mich motivieren kann.

    Im Großen und Ganzen schwanke ich im Moment in den zwei Zuständen rum:
    Entweder fast den ganzen Tag im Bett liegend, oder irgendwo durch Europa mit Sack und Pack an irgendwelchen Bergen
    oder Felswänden rumhampelnd.

    Dementsprechend sind auch gerade meine Stimmungsschwankungen. Ziemlich extrem, aber ich kann irgendwie damit zufrieden sein,
    diese überhaupt wieder wahrnehmen zu können und nicht nur in einem total leeren Loch zu schlummern.

    Anfang des Jahres hat mein Verhaltenstherapeut gemeint, dass er im Moment keinen Sinn in einer Therapie sähe. Seitdem hab ich ihn
    dann auch nicht mehr gesehen. Ich gehe zwei Mal im Monat zu meinem Psychiater und greife ein Rezept für Elontril ab.
    Das nehme ich jetzt regelmäßig seit ca. 2 Monaten. Ob das mir überhaupt etwas bringt, kann ich nicht sagen. Stimmungsaufhellend soll
    es ja sowieso nicht wirken, sondern nur antriebssteigernd. Davon merke ich aber nicht allzuviel. Aber, wer weiß, vielleicht wäre ohne
    Medikament ja alles noch etwas schlimmer!?
    Mein Psychiater hat übrigens auf dem Diagnosebogen eine schwere depressive Episode angegeben.

    Ich wache noch JEDEN morgen auf und habe meine ersten Gedanken an meine (seit über 6 Monaten) Ex-Freundin.
    Dann ist es danach recht unvorhersehbar, ob ich trotz des daraus resultierenden Selbsthasses und schlechten Selbstwert
    meine Grübelschleifen, inklusive Selbstmordgedanken, durch Aktivität unterbrechen kann, oder aber eben nicht.
    Aber ganz egal, wie der Tag auch verlief, ich schlafe abends auch wieder JEDE Nacht mit den letzten Gedanken an sie ein.

    Eigentlich nichts schlimmes. Es schmerzt halt eben oft nur so sehr. Ich habe ja auch bis jetzt noch nie gelernt, solche
    Prozesse ohne Drogen zu überstehen. Es hängt aber auch jeden Tag davon ab, wie gerade meine Stimmung ist. Hätte ich nicht
    immer kleine Inseln der Gefühle, bei denen ich bewusst wahrnehmen kann, dass im Moment alles auszuhalten ist und wo ich mir
    selbst Hoffnung auf eine (besserer) Zukunft eingestehen kann, wüsste ich nicht, was mit mir passieren würde.
    Zu solchen angenehmen Inseln gehört auch nur, wenn ich fähig bin, auf andere Menschen eingehen zu können und mich für sie
    und ihre Probleme ernsthaft interessieren kann. Da merke ich dann eben auch, wie krankhaft sich meine Gedanken nur um mich dreh(t)en.

    Mir geht es wohl nicht so "gut". Gut ist aber, dass ich in letzter Zeit immer wieder Perspektiven erreiche, wo ich das wenigstens auch
    erkenne.
    Aber dennoch wünsche ich mir so sehnlich, dass ich langsam für mich Perspektiven entdecke und ins Handeln komme.


    Grüße,
    DerWaldfrevler

  • Moin Waldfrevler! :wink:

    Mensch, schön dich wieder zu lesen, auch wenn in deinen Zeilen viel Schwere steckt;
    sehe ich bei aller Dunkelheit, hier und da ein paar kleine Lichstrahlen :smiling_face:

    Du bist unheimlich selbstreflektiert, da fällt es mir zugegeben etwas schwer dir ein paar gutgemeinte Ratschlage mit auf den Weg zu geben - möchte nicht, dass sie wie irgendwelche blöden allgemeinen Floskeln rüberkommen..

    Mir tut es unheimlich Leid, dass dich dass mit deiner Ex-Freundin noch immer so sehr mitnimmt! Da leide ich beim Lesen schon ein wenig mit..
    Der emotionale Herz-Schmerz ist einer der fiesesten Schmerzen wie ich finde :55:

    Daher: Zunächst erstmal meinen riesen Respekt, dass du weiterhin clean geblieben bist & dich der Situation bewusst stellst! :top:
    Du hast dich für den schwierigeren Weg entschieden, aber eben den ehrlichen. Er wird dich dir ein Stück näher bringen, auch wenn es sich aktuell vielleicht nicht immer so anfühlen mag.
    Das ist wirklich ein wahnsinns Schritt wie ich finde & zeugt von großer Stärke! :smiling_face:


    Dementsprechend sind auch gerade meine Stimmungsschwankungen. Ziemlich extrem, aber ich kann irgendwie damit zufrieden sein,
    diese überhaupt wieder wahrnehmen zu können und nicht nur in einem total leeren Loch zu schlummern.


    Das du das SO sehen kannst, ist schön & unheimlich wichtig!
    Für mich war es in solchen Phasen auch immer ein großer Schritt, meine Gefühle überhaupt wieder wahrnehmen zu können. Ich habe mich endlich wieder lebendig fühlen können, wenn auch nur irgenndwie & eben über heftige unangenehme Stimmungsschwankungen. :bet:
    Danach ging es bei mir dann auch meist in kleinen Schritten weiter: ich war wieder bereit für wenige Momente meinen Kopf aus der dunkelen Höhle zu stecken, um etwas frische Luft einzuatmen & kurz die Sonne auf meiner Haut spüren zu können..


    Zu solchen angenehmen Inseln gehört auch nur, wenn ich fähig bin, auf andere Menschen eingehen zu können und mich für sie und ihre Probleme ernsthaft interessieren kann. Da merke ich dann eben auch, wie krankhaft sich meine Gedanken nur um mich dreh(t)en.

    Oja, wie wahr! Das erfahre & erlebe ich aktuell auch so.
    Auch mir wird meist durch den ernsthaft interessiert Kontakt & Austausch mit anderen Menschen erst bewusst, wie sehr ich mich doch selbst in meinem Kopf gefangen halte, mich um meine ständig kreisenden Gedanken & somit permanent im Kreis drehe..

    Gerade wenn ich nicht gut mit mir stehe, ist zuviel Zeit mit mir selbst zu verbringen, pures Gift für mich!
    Ich erlebe es mittlerweile wirklich als befreiend, mich von mir ablenken zu können.
    Und für Andere da zu sein, ihnen was Gutes zu tun, gibt mir wieder etwas (gutes) zurück - der Blick auf mich selbst wird wieder etwas 'liebevoller' & positiver..

    Gibts es denn ein paar Menschen um dich herum, für die du dich ehrlich interessieren kannst?


    Freut mich total, dass du wieder klettern gehst! :smiling_face:
    Auch wenn es 'nur' eine Konstanze in deinem Leben gibt, ist es unheimlich wertvoll diese zu haben & sie auch ausmachen zu können.
    Viele haben gar keine Säule & wenn doch, erkennen sie sie häufig nicht..

    Natürlich ist es schwierig damit seinen Alltag voll auszufüllen - denke der Körper würde da nicht wirklich mitmachen.. :winking_face:
    Du hast geschrieben, dass es momentan deine einzige Struktur ist.. darf ich dich fragen, wie es arbeitstechnisch bei dir aussieht?
    Machst du in diese Richtung irgendwas, sei es auch nur auf Mini-Job-Basis? Hast du irgendwelche Ideen oder Wünsche dahingehend?

    Kenne es selbst & ich persönlich finde es unheimlich schwierig, aus so einem tiefen Loch aus eigenen Antrieb JEDEN Morgen hochzukommen, mir selbst & den Tag einen Sinn zu geben..
    Da können mir solch äußere Rahmenbedingungen eine kleine Starthilfe sein. Ist sowas oder ähnliches für dich vorstellbar?


    Ich bin mir nicht sicher, ob dir meine Zeilen überhaupt in irgendeiner Weise weiterhelfen können, aber mir war es ein großes Bedürfnis dir zu schreiben - du wirst gehört! :smiling_face:

    Ich freue mich wieder von dir zu lesen & wünsche dir vom Herzen alles erdenklich Liebe & Gute!
    Schick dir ein paar wärmende Lichtstrahlen, die etwas Helligkeit in die Dunkelheit bringen mögen :71: Lieben Gruß! :ge: pamuk.

    Einmal editiert, zuletzt von pamuk (19. Mai 2014 um 10:37)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!