Cybersex-süchtig?

  • Hallo,

    ich bin Cybersex-süchtig, denke ich.

    Ich bin Mitte 40 und seit 16 Jahren verheiratet. In den letzten Jahren ist meine Lust auf Sex stetig gestiegen. Leider ist es bei meiner Frau genau umgekehrt: Seitdem wir Kinder haben, wurde es immer weniger. Wir haben vielleicht alle 2-3 Wochen Sex, und auch dann nur sehr kurz, weil entweder sie keine Ruhe hat (z.B. wegen Kinder im Haus) oder ich viel zu schnell komme, weil ich nach der langen Pause so erregt bin.

    Vor ca. 1 Jahr begann ich erstmals, im Internet nach erotischen Kontakten zu suchen. Heute habe ich jeden oder jeden zweiten Tag Camsex.

    Davon abgesehen, daß das schon sehr ins Geld geht, merke ich auch, daß meine Sehnsüchte und die Lust nicht weniger werden. Ganz im Gegenteil. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht Sex vor dem Bildschirm habe, entweder mit Camgirls oder mit mir selbst.

    Nach dem Höhepunkt bin ich für einige Stunden entspannt und kann dann endlich etwas arbeiten, aber manchmal geht das Verlangen schon nach 6 Stunden wieder los. Früher hatte ich Phasen, wo ich tatsächlich mal 2 oder 3 Tage kaum Lust empfand, aber das scheint nun nicht mehr vorzukommen. Und das macht mir Angst.

    Ich merke, wie ich meine Arbeit stark vernachlässige. Ich werde unkonzentriert, auch innerhalb der Familie wirke ich zerstreut und unausgeglichen. Das wurde mir sogar schon von Familienmitgliedern gesagt.

    Mein größter Wusch wäre, daß ich mit meiner Frau über das Thema Sex sprechen könnte. Aber das ist bisher nicht möglich gewesen. Dem Leser das hier zu erklären ist echt schwierig... man muss doch mit seinem Ehepartner über Sex sprechen können?!

    Sie ist... wie soll ich sagen... sehr gehemmt, möchte nicht darüber sprechen, es ist ihr furchtbar unangenehm, sie weicht aus, macht Witze, lenkt ab, wechselt das Thema. Ich würde sie nicht unbedingt als prüde bezeichnen, denn sie arbeitet im medizinischen Sektor und kennt sich rein körperlich schon sehr gut aus :winking_face: Aber ich könnte sie niemals etwas intimes fragen. Sie ist so der Typ, der kichert, wenn man das Wort "Penis" sagt.

    Gerne würde ich einfach mal darüber sprechen, was sie gern mag. Mal etwas neues probieren, nicht nur 0815 Blümchensex.

    Natürlich habe ich schon oft versucht, auf unterschiedlichste Art und Weise, das Thema anzusprechen. Fast jeden Tag gebe ich ihr mit Wort und Tat zu verstehen, daß ich sie sehr begehre. Immer wieder signalisiere ich ihr, wie anziehend ich sie finde und wie gern ich Sex mit ihr haben würde. Aber in den letzten Jahren hat sie mich so oft abblitzen lassen, daß ich immer mehr davor zurückscheue, aus Angst, abgelehnt zu werden. Die "Gründe" werden bestimmt viele hier kennen: Zu müde, ihr ist schlecht, sie hat Kopfschmerzen, ich bin unrasiert, oder sie ist furchtbar kitzelig ...

    Ich weiß, daß sie niemals akzeptieren würde, wenn sie wüsste, was ich jeden Tag so treibe. Auch wenn es "nur" gekaufter und virtueller Sex ist, sie wäre unglaublich wütend, enttäuscht und vielleicht würde sie sich sogar trennen wollen.

    Ich empfinde keine Reue, kein schlechtes Gewissen, weil ich weiß, daß es für mich momentan der einzige Weg ist, meine Fantasien auszuleben, ohne in der Realität fremd oder ins Bordell zu gehen... das wäre für mich ein absolutes NoGo.

    Irgendwie kann ich mir gut vorstellen, daß uns eine gemeinsame Therapie helfen würde. Aber dazu müsste sie ja erst mal bereit sein, darüber zu sprechen. Davon ist sie Welten entfernt.

    Wenn ich sie überrumpeln und offen darauf ansprechen oder ihr einen Brief schreiben würde, hätte ich irgendwie die Befürchtung, ich könnte etwas kaputt machen. Denn unsere Ehe läuft - bis auf den Sex - wirklich sehr gut. Wir haben einiges erreicht und sind sehr glücklich.

    Das mit dem "kaputtmachen" muss man auch erklären. Man kennt das doch, wenn man etwas sagt und nicht mehr zurücknehmen kann. Es bleibt ewig ausgesprochen und hängt wie ein Dämon ständig im Raum, auch noch nach Jahren.

    Ich bin echt verzweifelt. Ich weiß, daß ich etwas unternehmen muss. Nur weiß ich nicht, was richtig wäre bzw. traue mich nicht, das voranzutreiben.

    Manchmal wünschte ich, ich könne einfach eine Pille gegen die Lust einwerfen.

    Gibt es ähnliche Erfahrungen hier? Freue mich über jeden Beitrag. Danke.

  • Servus teddz,

    eine Pille würde keinem von euch beiden helfen, es wird nur eine Möglichkeit geben - reden oder sich beim Reden helfen lassen.
    Letzteres würde über eine Beratungsstelle laufen, genauso natürlich bei einem Therapeuten.

    Natürlich hat eine ausgesprochene Wahrheit ein gewisses Risiko, dass so ein "Dämon" zurück bleiben könnte.
    Auf der anderen Seite beschreibst du ja eure Ehe als Perfekt.

    Manchmal kann man ja mit einer kleinen Wahrheit beginnen, in deinem Fall könnte das ja heißen - ich habe bedenken, dass ich in eine Sexsucht abgleite.
    Da würde ich meinen, dass der Hilferuf einer eventuellen "Enttäuschung" doch überwiegen würde, oder?

    Dir ist klar, es muss was passieren, sonst hättest hier ja nicht geschrieben :winking_face:

    Schaff einen guten Rahmen, also mal Kinder am WE zu den Großeltern, vlt sogar ein WE-Tripp nur für euch 2 ....

    LG Franz

  • Hallo teddz,

    bei dieser Sache einen richtigen Ratschlag zu geben ist jenseits von Gut und Boese. Das IHR miteinander reden muesst ist offensichtlich. Aber wie IHR miteinander reden koennt scheint nicht ganz klar zu sein. Du scheinst da gewisse Vorstellungen zu haben aber sie scheint dauernd (verlegen) zu kicher. Spiel ihr doch mal den Ball zu und frage sie was sie will. Vielleicht laesst sich das ja mit dem vereinbaren was Du willst.

    Aber....ja, da ist ein ABER......

    Zeig ihr wie wichtig sie Dir ist. Lass sie an Deinem Leben teilnehmen und nehme Du an ihrem Leben teil. Setz Dich ein fuer sie, zeige ihr das sie Dir wichtig ist...(versuche das mit ihren Augen zu sehen)


    LG Siegfried

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