Meine Eltern - Arbeitssucht, Einsamkeit, Co-Abhängigkeit ua.

  • Hallo,
    meine Mutter und mein Vater haben in ihrem Leben sehr viel erarbeitet - deshalb auch immer viel gearbeitet. Sie haben Eigentum, mein Vater hat sich im Laufe der Zeit sehr viel selbst beigebracht und kann fast alles selbst renovieren, was er sich in den Kopf gesetzt hat. Meine Mutter steht ihm immer zur Seite, hilft wo sie kann und steckt durch ihn glaube ich sehr viel zurück! Mittlerweile sind beide 55 bzw. 56 Jahre alt. Ihr Leben genießen tun sie überhaupt nicht - obwohl sie das Geld und die Zeit dafür hätten! Sie behaupten natürlich immer, sie hätten "überhaupt keine Zeit", da soviel Arbeit

    Ich habe eigentlich ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Eltern. Komme gut mit ihnen klar. Bin oft bei ihnen. Und sie sind auch für mich da. Ich kann mich total auf sie verlassen und sie stehen hinter mir, wenn ich ihre Hilfe benötige! Meine Mutter und ich unternehmen viel gemeinsam, wir telefonieren öfter. Eigentlich könnte man das Verhältnis schon fast freundschaflich nennen.

    Meiner Mutter geht es schon längere Zeit nicht gut. Das sehe ich ihr an, sie regt sich auch sehr oft über meinen Vater auf, weil der sich - bzgl. neuer Umbauten - jetzt wieder ausschließlich um seine Arbeit am Haus kümmert und nur noch gestresst und genervt ist. So geht er auch mit meiner Mutter um, sie bekommt nur dumme Sprüche von ihm, sie kann sich nicht ordentlich mit ihm unterhalten. Er hat für nichts ein Ohr - außer für seine scheiß Arbeit!! Ich habe das Gefühl, sie vegitiert zu Hause so vor sich hin. Warum auch immer...
    Desweiteren hatte sie vor ca. 12 Jahren – ich weiß es nicht mehr genau – Brustkrebs. Sie hat es gut überstanden, bisher auch alle Nachuntersuchungen wahrgenommen und toi, toi, toi – alles gut gelaufen! Gerade wenn man so etwas hinter sich hat, dann muss man doch mal aufwachen und endlich mal das Leben leben, das einem Spaß macht, oder?

    Mein Vater findet immer etwas zu arbeiten, geht mit meiner Mutter nicht mal irgendwo ein Eis essen oder einen Kaffee trinken, da er obendrein auch noch zu geizig für solche Dinge ist. Was ich wirklich hasse wie die Pest, denn wenn man es sich wirklich erlauben kann und nicht so sehr auf sein Geld achten muss – wieso sitzt man dann auch noch so drauf. Im Gegenzug dazu sind ihm technische Dinge und Möbel sehr wichtig. Dafür gibt er eine Menge Geld aus – aber die darf man dann auch nicht berühren. Diese Oberflächlichkeit hasse ich an ihm! Auf der anderen Seite ist er sehr hilfsbereit, immer sofort zur Stelle, wenn man ihn anruft und irgend etwas benötigt...

    Meine Eltern haben eigentlich einen ganz netten Freundeskreis. Die Freundin meiner Mutter ist geschäftlich sehr eingespannt und hat selten Zeit, um etwas zu unternehmen. Das ist schade, aber man kann es nicht ändern. Mein Vater hat KEINEN Freund, mit dem er mal hier und da telefoniert. Er regt sich ständig darüber auf, wenn meine Mutter abends mal mit meiner Oma oder mit mir telefoniert, dann kommen wieder nur blöde Sprüche... ich glaube, er ist einfach nur frustriert und einsam. Und sein Verhalten und auch das Reinstürzen in die Arbeit, die irgendwie nie ein Ende nimmt, das ist eine Maske, die er sich aufsetzt, um nichts an seine Gefühlswelt rankommen zu lassen.

    Ich habe meiner Mutter geraten, mal einfach 2-3 Wochen unterzutauchen – auf eine Wellness-Farm oder einfach mal irgendwo hin zu fahren. Ohne bescheid zu sagen. Evtl. mit ein paar Zeilen, die sie einfach auf dem Küchentisch hinterlässt... Aber das macht sie einfach nicht. Ich denke, nur so würde mein Vater endlich mal aufwachen und auch mal nachdenken, was er mit seinem Verhalten eigentlich alles anrichtet...

    Ich habe überhaupt keine Lust mehr, sie zu besuchen. Seit 4 Tagen war ich kaum dort, weil mich die ganze Situation einfach nur noch nervt! Und das heißt schon was, denn sonst war ich oft täglich mit meinen Kindern dort, weil sie die Oma sehr gerne besuchen – „der Opa soll ins Gefängnis“ (weil er böse ist) sagt meine 4 1/2jährige Tochter ab und zu... Sie ist auch nicht blöd und kriegt schon vieles mit... Und er ist ja auch nicht „böse“, er müsste einfach mal ne Verhaltenstherapie machen glaube ich, denn in seiner Kindheit und seinem gesamten Leben ist glaube ich einiges schief gelaufen. Und meiner Mutter würde eine solche glaube ich auch ganz gut tun, damit sie endlich mal lernt, ihr eigenes Leben zu leben und nicht das, was andere wollen immer mitzumachen, aber dabei selbst vor die Hunde gehen... Aber sagt das mal zu euren Eltern: Ihr müsst eine Therapie machen...

    Ach, ich könnte hier noch seitenweise schreiben. Aber ich denke, ich belasse es erst einmal dabei.

    Was macht man mit solch einem „Arbeitstier“?
    Oder auch meine Mutter? Wie sollte sie sich verhalten, um endlich mal auszubrechen, aus dieser Situation?

    Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Über Antworten würde ich mich wirklich freuen.

  • Hallo Ayki,

    ich kenne das von meiner Mutter her.

    Sie hat mitllerweile aber erkannt, dass sie arbeitet, um sich abzulenken, damit sie nicht nachdenken muss.

    War letztens bei ihr. Da hat jemand eine Verabredung bei ihr abgesagt und sie war ganz konfus, sagte, jetzt sei ihr ganzer Plan durcheinander, was soll sie jetzt nur mit der gewonnenen Zeit anfangen?

    Ich sagte ihr, sie solle sich einfach auf die Couch legen und mal entspannen. Mit Widerwillen machte sie es schließlich, aber in ihrem Kopf gingen ihr nur Sachen herum, was sie denn in dieser "Entspannungszeit" eigentlich alles an Hausarbeit hätte machen können.

    Ich denke mal es handelt sich einfach um ein angeeignetes Verhaltensmuster Deines Vaters...für was auch immer er es sich angewöhnt hat.

    Frag' ihn doch einfach mal, warum er das macht. Meine Mutter hat es damals zum Nachdenken gebracht :winking_face:

  • Hallo Schelliiee,
    ach, wie oft ich meinen Vater schon drauf angesprochen habe - eher gesagt, "angefahren". Mit ihm kann gar nicht richtig darüber reden, denn er erfindet immer neue Ausreden, die er dann auch noch selbst glaubt.

    Klar, das mit dem Verhaltensmuster stimmt schon, er hat das auch früher immer so eingetrichtert bekommen - wer hart arbeitet, der ist was... Jungen weinen nicht, putzen nicht usw. Denke, er hat sich früher oft durch seine Arbeit die Bestätigung von seinen Eltern geholt, die er sonst nicht so gekriegt hat. Soll nicht heißen, dass meine Oma und mein Opa nicht herzlich waren oder so - nein, sie konnten es einfach nicht so rüberbringen... Oft ist es auch einfach ein egoistisches Verhalten, denn es interessiert ihn überhaupt nicht, wie es uns bei seinem Verhalten geht - aber das ist ja typisch für ein Suchtverhalten. Und ich denke wirklich, es ist eine Art Arbeitssucht, denn er flüchtet vor seinem Leben - warum auch immer - er könnte eigentlich ein schönes haben.

    Sein Verhalten von früher hat er dann in seiner eigenen Familie so übernommen. Aber das heißt ja nicht, dass ich das akzeptieren muss. Was meine Mutter macht, das ist natürlich ihre eigene Sache. Aber ich hätte ihm schon mal längst eins über die Rübe gegeben. :angry_face: Der braucht wirklich mal einen Denkzettel - mit Reden ist es da nicht getan - da redet man gegen eine Wand :wall: Das versuche ich schon seit 20 Jahren, denn das Problem besteht ja nicht erst seit gestern - übrigens auch bei meiner Mutter - da ist es genauso. Reden nützt nichts! Da kommen dann auch irgendwelche Ausflüchte und Ausreden, die ihr Verhalten dann rechtfertigen, obwohl sie so totunglücklich ist... Ich versteh das alles nicht. Man kann sein Leben auch verschwenden...

  • hallo Ayki,

    du kannst andere Menschen nicht ändern, nur deine Einstellung zu ihnen. Du kannst auch von niemandem verlangen eine Therapie machen zu müssen, weil du es für sinnvoll hälst. Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie er leben möchte. Du möchtest sicher auch, dass du so akzeptiert wirst, wie du bist. Lass auch deine Eltern ihr Leben leben, wie sie es für richtig halten. Wenn sie etwas hätten ändern wollen, hätten sie es schon längst getan.

    LG, Alive

  • Hallo Alive,
    OK, das verstehe ich ja. Und weiß es ja auch! Ich möchte sie ja auch nicht dazu zwingen. Das geht doch gar nicht. Jedoch kann ICH mir dieses Leben nicht länger anschauen. Denn sie machen sich damit nicht nur selbst kaputt, sondern auch mich (übertrieben). Sie leiden und stürzen sich deshalb in Arbeit (Vater) bzw. andere Dinge, haben schlechte Laune, Antriebslosigkeit (Mutter). Reden ständig über die gleichen Dinge, weil sie einfach nichts anderes unternehmen. Machen nichts, außer zu arbeiten und auch darüber zu reden. Das ist doch furchtbar! Mein Vater vergrault alle mit seiner schlechten Laune, und ich gehe nicht mehr gerne zu ihnen... Das ist doch kein Zustand! :frowning_face: Hab mir auch schon mal überlegt, wirklich mal mit ihnen zu reden oder vielleicht auch einen Brief zu schreiben, damit sie überhaupt mal zuhören (besonders mein Vater). Der Sucht nämlich in Gesprächen immer Rechtfertigungen, und mit einem Brief müsste er sich erst einmal selbst auseinandersetzen. Ich weiß es noch nicht... Vielleicht lege ich ihnen auch mal dieses Forum ans Herz...

    Ich beschäftige mich schon sehr lange mit dem Thema Sucht, da mein Mann alkoholabhängig ist - habe mich vor 3 Monaten von ihm getrennt und seitdem kommen wir ganz gut miteinander aus. Jetzt hat er sich zu einer ambulanten Therapie entschieden, die wohl im Januar anfängt. Das Thema "Sucht" und "Co-Abhängigkeit" sind also nicht neu für mich!

    Ich weiß, dass ich nur was an mir ändern kann und nicht an den anderen. Trotzdem wollte ich hier nur mal ein paar Erfahrungen austauschen und wissen, wie andere mit solchen Situationen umgehen bzw. umgegangen sind...

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