fachklinik schloz in freudenstadt

  • hallo,

    ich war 20 jahre lang abhängig von Benzos. letztes jahr winter habe ich eine entgiftung stationär gemacht. hat eigentlich ganz gut geklappt und ich bin seither clean. nun habe ich das problem, dass ich massive Depressionen habe. mit mir ist nichts mehr anzufangen, an arbeit brauche ich gar nicht denken. ich habe nun eine Reha beantragt und auch bewilligt bekommen. ich soll in die fachklinik schloz in freudenstadt. dies ist aber in erster linie eine suchtklinik, so dass ich Angst habe, dass die dort eine behandlung abziehen, die ich eigentlich nicht mehr brauche. der bfa habe ich dass schon mitgeteilt, aber dort geht es nach dem motto, einmal junkie immer junkie.

    war jemand von euch schon mal in dieser klinik?
    oder hat jemand gehört, wie es dort zugeht.

    liebe grüße und danke

  • hallo sepatha, herzlich willkommen zunächst einmal in diesem forum :).
    die frage, die du hier stellst, ist von sehr spezieller art. du solltest dich also nicht wundern, wenn du keine antwort bekommst in form eines erfahrungsbericht. einfach aus dem grunde, weil ganz sicher nicht alle fachkliniken von usern hier aus dem forum schon besucht wurden. vielleicht hast du aber auch glück und jemand kennt genau diese klinik.

    hast du schon mal versucht, zu patienten der klinik kontakt aufzunehmen? wie wäre es, du stattest der klinik vorher einen besuch ab und versuchst dort, mit einigen der dort anwesenden menschen in kontakt zu kommen? falls das von der entfernung her kein problem ist.
    ich könnte mir vorstellen, das das personal eventuell so flexibel ist, auf deine persönliche situation einzugehen.

    so weit erstmal

    liebe grüße

    marvin

  • Hallo Sepatha,
    wie Marvin schon schreibt, sollte eine gute Klinik eigentlich bereit sein, vor Beginn einer Behandlung einen Termin mit Dir zu einem Vorgespräch zu machen.
    Da Depressionen und andere psychische Erkrankungen meistens mit Sucht einhergehen, solltest Du für Dich (und ggf. mit einem guten Hausarzt oder guten Facharzt, wenn Du denn einen solchen hast) für Dich klären, was der Hauptpunkt der Behandlung für Dich sein soll.
    Meistens werden natürlich in einer Suchtklinik in erster Linie die Folgen von Suchterkrankungen behandelt. Dies sind zu einem sehr großen Teil Depressionen, von daher dürftest Du dort erstmal nicht ganz verkehrt sein. Natürlich ist eine Frage, die nur DU Dir beantworten kannst, ob die Depressionen unmittelbar oder mittelbar mit der Sucht zusammenhängen. Hattest Du schon bevor Du konsumiert hast Depressionen? Sind sie in eventuellen Clean-Phasen immer mal aufgetreten?
    Grundsätzlich würde ich Dir zusätzlich zu einer Entgiftung IMMER eine Therapie empfehlen, da sie die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Du auch clean bleibst. Begleitend dazu solltest Du natürlich auch psychische Probleme, die Du hast behandeln lassen, denn auch diese sind immer potentielle Rückfallgefahren.
    Ich persönlich halte nichts von stationären Therapien, aber das ist meine persönliche Meinung. Meine Erfahrung ist, dass es einem nach einem Aufenthalt dort schlechter geht und dass man eben nicht das lernt, worauf es ankommt, nämlich mit einer Erkrankung wie Sucht oder Depressionen im eigenen Alltag zurechtzukommen. Daher ein guter Tip: Erkundige Dich, ob es in Deiner Gegend eine Tagesklinik gibt. Wenn Du denkst, dass das für Dich geeignet ist, dann versuche den Kostenträger umzustimmen (wird in der Regel kein Problem sein, da eine Tagesklinik billiger ist). Ansonsten: Toitoitoi für die Therapie!
    Die BfA nimmt leider Suchtkranke überhaupt nicht ernst, diese Erfahrung habe ich auch schon machen müssen. Daher verlasse Dich umsomehr auf Dein Gefühl und such Dir einen guten Arzt, der ggf. auch eine Änderung der Bewilligung durchsetzen kann.
    Gruß
    Zip

  • Als ich das erste mal zu einer Kurz-Therapie war, in der Bad Töniststeiner Trockenschleuder, begegnete mir dort ein älterer Mitpatient, der schon über ein Jahrzehnt trocken war. Es ergab sich irgendwie, daß er mir sagte: "Ich weis eigentlich nicht was ich hier soll, ich bin seit langem trocken!"

    Ich sagte ihm in etwa: Mach dich auf die Suche nach dir selbst und gehe dabei das Wagnis der Öffentlichkeit, im Spiegel deiner Gruppe ein. Lerne es dich anzunehmen, zu dir und deiner Wahrheit zu stehen.

    Ein paar Tage später sagte er mir freudig, ja jetzt kann er etwas für sich hier tun, jetzt bringt es ihm was.

    Auch wenn die Bedingungen nicht überall optimal sind, so müssen wir uns ihnen nicht völlig unterordnen, sondern können überall etwas für uns tun.

    Sepatha, ich kenne viele, die mit der Faust in der Tasche clean sind und sich kaum weiter entwickeln. Ziel muß sein, nicht nur trocken zu werden, sondern zu einer zufriedenen Trockenheit zu finden. Und dahin führt uns nur der Weg zu uns selbst, nicht der der Selbstverneinung.

    Lange bevor wir süchtig wurden, haben wir gelernt uns zu verneinen. Erst unter dem Einfluß von Alkohol und Drogen konnten wir uns annehmen.
    Selbstverneinug ist aber keine Bedingung von clean und trocken sein, sondern das Gegenteil ist der Fall.

    Da zu ist jede stationäre Therapie eine besondere Chanse, weil sie sich auf dich im Rahmen ihres Therapiekonzeptes konzentriert und dieses geht in allen Therapien mehr oder weniger über das nur trocken werden hinaus.

    Deine Sorge, in Freudenstadt nicht die richtige Therapie zu finden, verstehe ich. Aber letztlich muß Du loslassen und vertrauen können, sonst stehst Du dir bei jeder Therapie nur selbst im Wege.

    Hinfahren und mit den Therapeuten deine Zweifel erörtern, ist gut! Und wenn sie dir diese, nicht zu einem großen Teil nehmen können, solltest Du dich genau mit dieser Begründung auch widersetzen. Wenn Du kein Vertrauen fassen kannst, schlägst Du da nur deine Zeit tot.

    Kläre das ersteinmal ab, bevor Du nach Alternativen suchst.
    Ich würde bei dem Kostenträger die Erstattung der Kosten führ diese Fahrt beantragen und ihm auch mitteilen, daß ohne dieses Vorgespräch aufgrund deiner Zweifel nichts läuft.
    Falls er ablehnt, kannst Du direkt beim Sozialgericht eine Einstweilige Anordnung beantragen.

    Wenn Du dich aber erst einmal für eine Therapiestätte entschieden hast, mußt du loslassen und das Beste für dich daraus machen, soweit es dir dort möglich ist.
    Nur wenn Du feststellst, daß Du dort über Wochen auf der Stelle trittst, mußt Du etwas an den Bedingungen verändern. Entweder dich, oder auch konsequent gehen. Aber auch rechtzeitig darüber mit dem Therapeuten sprechen, damit auch der ggf. etwas verändern kann.

    Therapie ist Vertrauen und der Kampf darum gleichermaßen Sache des Patienten, wie auch Therapeuten. Wird dieser Kampf verloren, oder gar unterlassen, ist die Therapie nahezu gescheitert.

  • hallo zip und stehaufmänne,

    vielen lieben dank für eure tollen tipps.
    ihr sprecht mir beide aus der seele, nur konnte ich das was ich fühle bisher nicht in wort fassen.
    als ich im winter 2004/2005 meine entgiftung gemacht habe, ging es mir in der klinik super. die Depressionen kamen erst als ich wieder daheim war. ich nahm die Benzos von meinem 20 bis zum 40 lebensjahr. am schluss fast 15 Valium täglich. begonnen habe ich damit, weil ich eine Sozialphobie und Agoraphobie habe. mit den tabletten ging es mir damit natürlich dann super, keine Angst mehr, ging normal zur arbeit, hatte jede menge freunde und hobbys. dann wurde meine mutter krebskrank und ich habe sie allein zuhause gepflegt, was ich nur noch mit vielen, vielen tabletten schaffte. das ging zwei jahre so, als meine mutter dann verstorben ist, habe ich anschließend in der klinik die entgiftung gemacht,was ich auch in nur 5 wochen geschafft habe. die Depressionen kommen zum großen teil daher, dass ich nie eine trauer über den verlust meiner mutter zugelassen habe. sie sind aber auch erblich bedingt, mein vater war alkoholkrank und Depressiv. mein opa beging freitot.
    jetzt habe ich das gefühl, dass in mir ein leck ist. ich versuche verzweifelt dieses zu stopfen, wenn mir das einigermaßen gelungen ist, habe ich wieder ein neues größeres.
    was zip schrieb, dass ich nie gelernt habe ohne Benzos und mit den Depressionen in meinem alltag umzugehen ist der hauptgrund meiner erkrankung, das ist mir jetzt sehr wohl klar. gottseidank habe ich eine sehr gute therapeutin, die mir helfen wird, eine tagesklinik zu finden. hier in münchen muss es bestimmt eine gute geben, dort würde ich auch endlich lernen mein jetziges leben so zu nehmen wie es jetzt nun mal ist.
    ich werde also bei der bfa beantragen, dass ich bei der bewilligten klinik ein vorgespräch führen kann. muss beim schreiben für die bfa irgendwelche fristen einhalten, der bewilligungsbescheid ist nämlich von oktober.
    ich danke euch nochmals sehr
    lg

  • Hallo Sepatha,
    das klingt doch ganz gut!
    Versteh mich nicht falsch, ich denke, Du musst die Entscheidung, ob Tagesklinik oder stationär, selber treffen.
    Dem, was Stehaufmänne schreibt, kann ich leider nur teilweise zustimmen. Ich war selber in mehreren Kliniken, auch zu stationären Therapien, und es gibt viele schlechte Kliniken, in denen Therapeuten das in sie gesetzte Vertrauen grenzenlos mißbrauchen, die Patienten mißbrauchen, Machtspielchen mit ihnen betreiben und einen noch mehr kaputt machen. Das hilft in keinem Falle.
    Ich habe dies selber erlebt, und ich habe auch erlebt, wie sich Mitpatienten, weil sie diesen Druck nicht aushielten, das Leben genommen haben. Dafür gaben die Therapeuten dann noch UNS als Mitpatienten die Schuld. Ich konnte die Klinik damals nicht wechseln, weil die BfA eben Süchtigen nicht glaubt und alles als Quatsch abtat. In der Klinik, in der ich war, wurde wochenlang mit Heroin und anderen harten Drogen gehandelt, die Therapeuten fanden das gut und liessen es laufen...ich fand es erschreckend, hatte ich doch vorher niemals mit solchen Drogen Kontakt gehabt. Ich hatte eine Mitpatientin auf dem Zimmer, die Heroin konsumiert hat, die Ärzte wussten das, sie liessen sie im Entzug bei mir auf dem Zimmer. Ich schrie und tobte, weil ich panische Angst hatte, sie hat mich bedrängt, aber die Therapeuten fanden das toll und meinten, ich würde mich so meinen Ängsten stellen können. Es gab sexuellen und psychischen Missbrauch, alles unter dem Deckmantel der Therapie.
    Ich könnte noch stundenlang solche Geschichten erzählen, aber es geht mir nicht darum, hier Angst zu machen.
    Ich habe diese Therapie rückfallfrei überstanden, musste aber danach wegen körperlicher und psychischer Attacken ärztlich weiter behandelt werden. Zum Glück habe ich NIENIENIE geglaubt, was mir all diese SCHEISSTHERAPEUTEN in der Klinik verkaufen wollten: Dass ich meinem Gefühl NICHT vertrauen KANN, WEIL ich SÜCHTIG bin. Ich hatte ausserdem eine traumhafte Therapeutin zuhause, mit der ich jeden Tag heimlich im Wald telefoniert habe (die Therapeutin in der Klinik hat sich nämlich standhaft geweigert, mit ihr zu sprechen), und die mir geholfen hat, diese Scheisse zu überstehen, ohne wahnsinnig zu werden.
    Anfang diesen Jahres war ich in einer Tagesklinik, dort fühlte ich mich zum ersten Mal ernstgenommen. Es war nicht leicht, weil die Verführung zum Rückfall jeden Tag auf dem Nachhauseweg mitfuhr, aber ich bin auch gerade deswegen stolz darauf, dass ich es geschafft habe. Ich durfte dort Wut und Trauer rauslassen und mich spüren und meinem Gefühl trauen. Ich denke, dies ist der wichtigste Indikator für eine gute Therapie: Dass ein Therapeut mir NICHT erzählt, ich könne mir selber nicht trauen. So fängt Sucht an, aber so hört sie nicht auf.
    Die Therapeutin dort war sehr nett und erzählte mir, dass ich leider kein Einzelfall sei. Ich lernte dort auch eine weitere Patientin kennen, die ähnliches aus einer anderen stationären Therapie berichtete. Essensentzug als Strafe (habe ich auch erlebt) usw usw.
    Daher mein Appell: Öffnen ja, aber IMMER und an OBERSTER STELLE steht das eigene Gefühl! Wenn das nicht stimmt, dann kann die Therapie nichts bringen.
    Und: nicht alle Kliniken sind toll! Traurig, aber wahr. Als ich letzte Woche einen Bericht in einem großen Nachrichtenmagazin las, fühlte ich mich, als würden mir Menschen aus der Seele sprechen.
    Es gibt sicher Menschen, für die ist die ein oder andere stationäre Klinik gut und richtig. Grundsätzlich würde ich aber jedem eher zu einer Tagesklinik raten, wenn die Möglichkeit besteht.
    Gruß
    Zip

  • hallo zip.
    ja ich weiss, dass es solche schlimmen kliniken gibt. von patienten die mit mir die entgiftung gemacht haben, wurde berichtet, dass welche extra in das oberste stockwerk verlegt wurden, damit sie von dort aus springen können.
    die klinik für die ich die zusage habe, bekam ich von einer therapeutin empfohlen, die im frauentherapiezentrum hier arbeitet. dort waren schon viele patientinnen von ihr, ich kann also davon ausgehen, dass die klinik schon in ordnung ist.
    mein problem ist eben, dass es eine suchtklinik für alkoholkranke frauen ist. meine erfahrung ist, dass es schon einen unterschied gibt, zwischen alkoholkranken und medikamentenabhängigen ist. der grund, dass man eine krücke braucht fürs leben, ob das nun Alkohol ist oder eine andere Sucht ist der gleiche. aber ich komme mir unter alkoholkranken immer ein bisschen wie ein alien vor.
    ich habe jetzt schon im internet gesucht und es gibt in münchen eine gute tagesklinik. dort müsste ich besser lernen im normalen leben mit meiner krankheit umzugehen.
    zudem ist noch ein wichtiger punkt für mich, dass ich eine katze habe und mir der gedanke unerträglich ist, sie für 4 monate zur pflege zu geben. ich weiss nicht, ob du das verstehst, aber ich hätte in der stationären Reha deswegen keine ruhige minute.
    ich habe auch vor im anschluß an die Reha erwerbsunfähigkeitsrente zu beantragen und meine ärztin hat gesagt, dass ich für eine bewilligung auf jeden fall eine Reha machen muss.

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