Tochter ist Speed und Gras süchtig

  • Hallo,
    meine 24 jährige Tochter konsumiert regelmässig Gras und Speed und möglicherweise auch noch andere Dinge. Sie hat jetzt endlich nach 8 Jahren zugegeben, dass sie ein Drogenproblem hat. Das Positive daran ist, dass sie wirklich aufhören will. Ich war jetzt mit ihr beim Arzt und sie hat Anfang September einen Termin in einer Entzugsklinik. Jetzt meine Frage, wie kann ich sie unterstützen, dass sie bis September nicht "umkippt" und doch wieder rückfällig wird. Ich habe sie jetzt wieder bei uns zu Hause einquartiert. Etwas erschwerend kommt hinzu dass mein Sohn (19) auch mit Gras erwischt wurde und glücklicherweise nur mit einer gerichtlichen "Verwarnung" davon kam. Daher mache ich mir Sorgen, dass die Beiden sich gegenseitig wieder "runter" ziehen. Mein Sohn ist gerade in der Ausbildung, meine Tochter hat eine Ausbildung als Restaurantfachfrau ist aber aufgrund ihres Zustandes seit Ende Mai arbeitslos. Ich selbst bin seit 25 Jahren vh und weder mein Mann noch ich hatten je mit illegalen Drogen zu tun.
    Über gute Ratschläge oder eine Info über Angehörigenhilfe im LK Tübingen wäre ich sehr dankbar!

  • Hi,

    erstmal - seh sie nicht als speziell sondern als normalen Menschen.
    Dazu gehört auch, dass es sehr schwer ist von heute auf morgen aufzuhören. Beide Drogen haben schon ihre Eigenheiten, von Speed kannst du auch im Forum hier genug lesen, was ich so im Kopf habe ist dass das LEben aufeinmal langsamer verläuft.

    Bei Grass kommen oft Entzugserscheinungen wie Depressionen.
    Mach ihr auf keinen Fall Druck, auch wenn es mal einen Rückfall gegeben haben sollte. Das dauert lange.
    Nach einer so langen Zeit muss derjenige erstmal wieder damit klar kommen ohne Drogen zu leben. Nüchtern unter Menschen zu sein, Nüchtern zu arbeiten, Nüchtern auch mit dir zusammen zu sein.
    Also Zeit geben. Viel Zeit. Das kann schon auch Jahre dauern. Wichtig ist aufjedenfall da sein und vielleicht auch mal zu Aktivität anregen. Das klappt auch oft erst nach Monaten wenn der Betroffene sich überhaupt mal wieder an sich selbt gewöhnt hat. Danach kommt die Aktion nach aussen.
    Oft braucht man auch mehrere Anläufe.

    Zu der Klink muss man sagen, ist gut, unter Beobachtung den Entzug machen, aber bitte erwartet keine Wunder. Eine Entzugsklinik ist für den Entzug verantwortlicht, das Leben wieder leben lernen und ausrichten müssen die Patienten selber, auch wenn sie dort Tipps kriegen. Ausserdem ist eine Klinik ein isolierter Raum, der mti der realen Welt gar nichts zu tun hat. Man ist völlig abgeschottet, sämtlicher Druck von Aussen (Familie, Freunde, Arbeit, soziale Erwartungen) fallen dort weg und sind trotzdem gerade das tückische bei Drogen.

    Mir hat dabei übrigens eine kognitive Verhaltenstherapie geholfen, sprich sein eigenes Verhalten beobachten und erkennen dass es auch ohne geht.


    Viel Erfolg erstmal.

    Einmal editiert, zuletzt von Quzen (9. August 2016 um 16:45)

  • Theorie und Praxis... Wenn wir es schaffen, unserem drogenabhängigen Kind zu vermitteln, dass wir es trotz allem lieben, nicht fallen lassen werden, aber sie trotzdem loslassen können um sie nicht zu erdrücken, dann haben wir vielleicht eine Basis geschaffen. Aber das mußt Du mit Dir selbst ausmachen. Retten können sie sich nur allein. Wir sind aber das Geländer an der Treppe nach oben. Streng, unnachgiebig und trotzdem nicht übergriffig aus Angst zu werden ist die Theorie. Die Praxis lehrt dich das Alltägliche. Es ist schwer, vor allem wieder vertrauen zu können oder sein Mißtrauen gut zu verbergen. Viel viel Kraft und Glück.! Du hast Dich hier angemeldet, so wie ich gestern. Das ist sicher ein erster Schritt.

  • Hallo Casiopeia47,

    ich habe mich viel belesen zu dem Thema und auch viel mit Suchtkranken gesprochen. Allem voran mit meinem Suchtkranken Mann. Zum Thema Entzugsklinik möchte dir sagen das ich von Abhängigen weis das sie sehr oft kurz vor dem Entzug nochmal "drauf" sein wollen damit es sich "lohnt" zu entziehen. Das ist für uns sicher unverständlich aber ich habe auch früher bei meinem Mann die Erfahrung gemacht. Sei also nicht zu enttäuscht wenn ein Rückfall kommt und mach vor allem dir keine Vorwürfe. Wenn du bedenken hast beide deiner Kinder zu Hause wohnen zu lassen, gibt es dann die Möglichkeit das dein Sohn eine Zeit lang bei eurer Familie unterkommen kann?
    Ansonsten hat Quzen das Prozedere nach der Klinik sehr passend beschrieben.
    Viel Kraft und alles liebe, Anja

  • Hallo,
    es ist jetzt schon anderthalb Monate her, seit du hier geschrieben hast, aber mich interessiert, wie es bei euch weiter gelaufen ist!? Ich habe mich erst heute hier angemeldet, aber sofort deinen Beitrag gefunden, weil mein Mann auch diese Kombination von Drogen konsumiert und ich gerade auf der Suche nach "Gleichgesinnten" bin. Es geht zwar bei dir um deine Tochter und bei mir um meinen Mann und der Altersunterschied ist sehr groß, aber es geht um einen Menschen, den man nicht einfach loslassen kann und will.
    Ich bin in deinem Alter und mein Mann ist acht Jahre jünger, als ich. Was mich aber interessiert und wir sind hier ja auch im Angehörigen-Forum, wie geht es dir? Was für Strategien entwickelst du, um mit der Situation umzugehen? Wie gehst du mit Wut um? Wo nimmst du die Kraft her? Redest du mit Freunden/ Verwandten darüber oder ist alles ein großes Geheimnis? Wie oft musst du über deinen eigenen Schatten springen, um Verständis für deine Tochter aufzubringen?
    Ich weiß gar nicht, ob du in diesem Forum noch liest, aber wenn, würde ich mich freuen wenn du die Zeit und Kraft findest mal zu schreiben. Vielleicht empfindest du ja auch alles ganz anders als ich, aber ich glaube ein Austausch kann immer nur positiv sein.
    In diesem Sinne...ich wünsche dir Kraft!

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!