Aus dem Nebel treten/ Cannabis Entzug

  • Hallo,

    Ich m (29) bin in einer ziemlich üblen Situation und hoffe ich bekomme hier möglicherweise einige Tipps die mir helfen damit klar zukommen.

    Ich kiffe schon sehr lange und täglich seit etwa 7 Jahren, davor hat es sich hauptsächlich auf das Wochenende beschränkt.

    So weit so gewöhnlich, was bei mir die Besonderheit ist, ist denke ich, dass ich es von Anfang an nicht wirklich genossen habe.

    Ich wurde schon immer paranoid davon, habe mir aber eingeredet ich müsse doch damit klar kommen, da meine ganzen Freunde das ja auch hinbekommen ( dass dem auch nicht bei allen so war zeigte sich dann im Laufe der Jahre).

    Alltägliche Situationen machen mir eine scheiß Angst wenn ich high bin.

    Ich habe viele Gelegenheiten verpasst mein Leben in eine schöne Richtung zu lenken.

    Wirtschaftsgymnasium zum Halbjahr der 12 wegen Fehlzeiten verlassen, 2 Ausbildungen nach ca 1 Jahr abgebrochen durch totstellen, Jobs mit Übernahme Angeboten ebenfalls durch totstellen verloren, daher auch nirgends Arbeitszeugnisse erhalten. Mein Lebenslauf sieht aus als hätte jemand ein ak47 Magazin darauf verschossen, so viele Löcher hat der.

    Ich hatte auch erst mit 27! eine Beziehung und Sex, war mir nie wichtig bzw. ich hatte wohl auch da Angst aktiv zu werden und starke Selbstzweifel, ich war nicht bei der Hochzeit meines Bruders und der Hochzeit meiner Mutter und vielen Familienfesten, aus Angst vor der sozialen Situation. Ich habe Freunde und Familie durch mein Verhalten gekränkt und enttäuscht, ich habe Briefe von Ämtern ignoriert, mir riesige und unnötige Schulden bei der KK gemacht durch Untätigkeit z.B. nicht arbeitslos melden ( Angst zum Amt zu gehen) etc. Schreiben ignoriert meine Einkommensverhältnisse zu definieren.

    Ich habe keine oder kaum persönliche Entwicklung durchlaufen, ich habe das Hirn eines neurotischen Teenagers im Körper eines Erwachsenen.

    Jetzt habe ich aufgehört zu kiffen, seit 3 Wochen und ich fühle mich so schlecht, ich würde mir am liebsten die Kugel geben.

    Ich kann nicht schlafen und wenn doch habe ich schlimme Alpträume und träume auch von Menschen und Situationen die solange her sind, dass ich mich wach daran nicht erineren könnte aber im Schlaf wird das wohl verarbeitet keine Ahnung das ist furchtbar ich kann es kaum richtig beschreiben.

    Ich wache davon auf und fange an zu heulen wie ein kleines Kind.

    Ich weis, dass ich nur einen Joint rauche müsste und mir wäre alles wieder egal, so wie die ganzen Jahre aber das will ich nicht.

    Ich weis nicht wie ich mit der Situation umgehen soll, ich merke wie ich wieder klarer denke aber die Gedanken sind einfach nur schrecklich..

    Ich schätze ich bin der übelste Verdrängungskiffer der jemals existiert hat, ich habe keinen Anker in meinem Leben und kiffen ist auch deshalb so verlockend, weil ich es schon immer als Abkürzung zur ungerechtfertigten Zufriedenheit missbraucht habe.

    Das wegen der ganzen Legalitätsdebatte überzeugte Kiffer auf solche Geschichten meist mit Unverständnis reagieren hat noch seinen Teil dazu beigetragen, dass ich mir immer die ganze Schuld dafür gegeben habe, denn gegen das heilige Gras darf man ja vor überzeugten Kiffern nicht einen Ton sagen.

    Ich bin einfach unsicher was ich tun soll, es wäre so leicht und befreiend diesen ganzen Haufen Scheiße wieder mit etwas Rauch zu kachieren und so zu ignorieren.

    Wenn ich aber den Entzug durchhalte, muss ich mir eingestehen, dass ich meine ganzen 20er und meine späten Teenagerjahre KOMPLETT verschwendet habe und das tut wirklich verdammt weh...

    Ich würde so gerne irgendetwas positives daraus ziehen können aber ich werde nur traurig und wütend auf mich selbst wenn ich daran denke.:wall:

    Gruß Bloodshot

  • Ich meine nicht, dass du schon langsam klar denkst. Erstmal ist dein giftiges Abschirmungsmittel weg, und jetzt stehst du nackt da. Aber das wird sich mittelfristig einpendeln, und du wirst dich ganz sicher gesünder und wohler fühlen.

    Aber deine Lebensprobleme gehen nicht von selber weg, auch dein bisheriger Lebensweg geht nicht weg.

    Nimm doch zur Kenntnis, wie alles ist. Denke mal zwei Jahre nach. Lass es so stehen, lerne, es auszuhalten.

    Durch übertünchen mit Kiffen wird doch nichts besser, Verworrenes wird nur noch verworrener bis ins Groteske. Wer keine Probleme hat soll doch kiffen, aber nicht jemand, der eh geschwächt ist.

    Wäre halt gut, wenn du lernst, dich bissel besser zu organisieren, wenn man Schulden hat, kann man um Stundung bitten, Termine kann man durchaus aufschreiben und wahrnehmen. Todo Listen führen. Wenigstens mal Überblick gewinnen, Sachen wenigstens nur so lange auf die lange Bank schieben, bis wirklich der Himmel brennt. Spätestens dann so gfegen sich selbst taktieren, dass man den nötigen Output erzeugt.

    Soziale Phobie, da kann ich ein Lied von singen, da könnten wir bestimmt schön drüber fachsimpeln. Ich gehe auch auf keine Familienfeste mehr. Artzt, Einkaufen, Arbeiten mit Kollegen und Kunden... Dafür bin ich nicht gemacht, und das habe ich akzeptiert. Mir geht's ganz gut, wenn ich alleine Sachen mache, oder mit Vertrauten Menschen. Unter Menschen bewege ich mich ganz hart am Limit. Tut mir nicht gut. Ist eh ein Haifischbecken, der Mob da draußen.

  • Hi Strider,

    danke für die Antwort, es ist schön, dass sich Jemand die Zeit genommen hat. Es tat schon gut, das alles mal aufzuschreiben, die Beteiligung im Forum hier ist ja leider Gottes nicht die allerbeste (habe bislang auch nicht wirklich was getan um dies zu ändern XD) aber ein klein wenig Resonanz freut mich natürlich umso mehr.

    Ich habe angefangen meine Sachen zu regeln, war die letzten Wochen bei verschiedenen Ämtern, bin jetzt gerade arbeitslos gemeldet und wieder krankenversichert, habe dort zwar nach wie vor Schulden, aber mit laufender Ratenzahlung kann man wenigstens zum Arzt gehen, wie alle anderen auch.

    Ich habe mir schon einen Kalender angelegt, wo ich Alles reinschreibe, was wichtiges ansteht und seit deinem Rat hängen auch noch überall kleine post its mit Hinweisen was so zu erledigen ist, dann halt auch privates Zeug, Geburtstage und Einkaufslisten, Termine mit Freunden etc. damit ich nicht ständig alles vergesse und verbocke.

    "Verworrenes wird nur noch verworrener bis ins Groteske" beschreibt meine Probleme mit Gras wie kein anderer Satz den ich je gehört oder selbst erdacht habe. Ich glaube kreative oder übersensible Menschen tragen die Effekte die andere Kiffer am Gras schätzen irgendwie ohnehin auch nüchtern mit sich herum und Cannabis verstärkt diese dann, bis es schädlich werden kann.

    Du hast Recht, man darf sich vom Aufhören alleine nicht zu viel versprechen, dass dann alles von alleine wieder gut wird vor allem. Da habe ich mir vlt. auch zu viel erwartet, es ist jeden Tag gerade alles ein kleiner Kampf.

    Insgesamt bin ich froh, dass ich noch nicht rückfällig geworden bin, obwohl es ein paar heikle Situationen mit alten Freunden gab aber ich habe mich dann doch bis jetzt immer gegen den einen Zug der ja "nichts ändern würde" entschieden. (Wird ja geraten aber ich kann nicht auf mein komplettes Umfeld "scheißen" habe ich gemerkt)

    Ich habe immer noch große Probleme zu schlafen. Manchmal bin ich in der frühen Nacht, so 2-3 Uhr nach einer kurzen Schlafphase so hellwach, dass ich es einfach akzeptiere und aufstehe. Ich habe Albträume, wirre Träume (so wirr, dass ich es auch schon fast als albtraumhaft empfinde) ich schlafe schlecht und wenn ich schlafe wache ich nach einigen Stunden auf, ich schaffe keine größeren Blöcke außer ich habe etwas getrunken (ich trinke nicht viel aber plötzlich finde ich fast jeden Tag einen Grund, ob es ein Bier in der Bar mit einem Kumpel oder dem Vater ist oder das eine Glas Wein Abends vor der Glotze) ich habe etwas Angst vor dem was man Suchtverlagerung nennt.

    Ich hatte letztes Wochenende Besuch von einer Freundin, die vor kurzem eine schlimme Erfahrung machen musste, mit ihrem damaligen Freund (versuchter Mord) den ich auch kenne und der uns beide ziemlich mies hintergangen und übel mitgespielt hat. Das ist dann sehr emotional geworden und sie hat plötzlich Speed ausgepackt (ganz toll XD) und wir haben mit noch einem gemeinsamen Freund ungefähr 10 Gramm vernichtet.

    Ich hatte am Morgen darauf neben Nasenbluten auch eine Panikattacke, die ich nur als eingebildetes Nahtoderlebnis beschreiben kann und seitdem nichts mehr genommen (war nie so wirklich der Chemhead).

    Auf der sonnigeren Seite habe ich einen Minijob als Barista in einem kleine Cafe, bald ein Praktikum in der Altenpflege mit der Aussicht auf eine geförderte Ausbildung vom Amt für sogenannte Spätstarter XD ich muss dafür nur einige Nachweise erbringen die ich auch motiviert am besorgen bin (to-do Liste sein Dank^^).

    Daneben gibt es semi regelmäßigen Sex mit einer Ex, was nach meinem Empfinden eine der besseren Ersatzdrogen darstellt. (Cannabis mag eine Biodroge sein aber natürlicher als Sex ist selbst das nicht)

    Insgesamt denke ich, dass trotz der immer noch stark auftretenden Gedanken mal einen zu rauchen und der wirklich üblen Träume, es gerade tagsüber merklich besser wird. Gerade der Umgang mit Fremden und komischerweise auch mit Freunden (selbst denen die selber noch viel rauchen) fällt mir leichter ich habe viel mehr Zugang zu meinen Emotionen und weniger Schwierigkeiten die Gedenken meiner Mitmenschen abzuschätzen oder auch die Mimik zu deuten, ich kann auch ein Gespräch am laufen halten und habe auch ehrliches Interesse an den Gedanken meiner Menschen^^ manchmal empfinde ich direkt so etwas wie ehrliche Zuneigung habe Vorgestern einem einbeinigen Obdachlosen paar Münzen geschenkt und mich kurz unterhalten obwohl der da seit gefühlt 3 Jahren an der Ecke zu meiner Straße sitzt war er mir nie groß aufgefallen... auch zu meiner Familie suche ich jetzt wieder Kontakt, die haben sich zu meiner Überraschung darüber sehr gefreut (ich wurde mit 24 mehr oder weniger rausgeschmissen) und helfen mir sehr wenn ich was brauche (kein Gras natürlich^^).

    Mal zu dir Strider, ich finde es sehr schade, dass du soziale Phobie hast. Du scheinst mir sehr intelligent und freundlich zu sein und du hast ja durchaus auch Interesse an deinen Mitmenschen, warum solltest du sonst online anderen helfen wollen?

    Ich hoffe sehr du hast wenigstens einige gute Freunde? Zweifelst du zu sehr an dir ? Bist du ein Perfektionist ? Hast du vlt. schon zu viele schlechte Erfahrungen gemacht ? Ich jedenfalls finde, dass man sich nicht klein machen muss, es reicht ein guter Mensch zu sein, ich glaube an Karma auch in kleine Dingen.

    Blut ist dicker als Wasser, also geh einfach auf deine Familie zu ( außer da ist was im Hintergrund wo ich jetzt nix von weis ) ich finde die Familie versteht einen am besten, die haben ja auch die gleichen Gene und oft eine lange gemeinsame Geschichte.

    Jeder Mensch ist irgendwie im Prinzip gleich, du musst nur hinter die Fassade blicken, dann kannst du den Kern sehen und wirst nie wieder vor einem fremden Menschen Angst haben müssen, denn du wirst kein transzendentes Wesen, sondern (Trommelwirbel), einen Spiegel sehen.

    Wir alle haben mehr Gemeinsamkeiten (Ängste, Bedürfnisse, Hoffnungen und Träume) als Unterschiede (Kleidung, Berufe, Hautfarben, Religionen) auf letztere wird sich nur leider immer versteift.

    Eins noch, alle deine Freunde waren an irgendeinem Punkt mal Fremde für dich, oder? :winking_face:

    Ich wäre jedenfalls sofort dein Freund würden wir uns mal begegnen und bin dir sehr dankbar, dass du dir die Zeit genommen hast mir zu helfen als ich Hilfe gebraucht habe :**

    Gruß Bloodshot

  • PS: Poah, hab ich jetzt eine Textwand gemauert...

    Ich fange mit der Frage nach mir an, ich habe guten Kontakt zur Familie. Und zu ein paar Kumpels. Mit dem Kollektiven, persönlicher Interaktion, Gestik, Mimik, sozialen Gepflogenheiten und Verlogenheiten, vor allem mit allen Gruppendynamiken, und mit der normalen Alltagsgewalt/Hinterfotzigkeit habe ich die allergrößten Probleme. Ich bringe auch kein gutes Karma bisher mit. Mich so zu verändern, dass andere mich besser akzeptieren können, dazu habe ich außerdem keine Lust oder bin zu störrisch oder bald zu alt.

    Wenn ich im Forum schreibe, dann wegen meinem Bedürfnis nach sozialem Kontakt und Austausch. Hier kann ich das scheinbar viel einfacher. Ich bin eh ein verbaler und auch viel nachdenkender Mensch. So wie du auch.

    Hier Beiträge zu schreiben als drogenabstinenter Ex-Druffi ist ein natürlicher und nicht mal ein edler Vorgang für jemanden, der ja selber Zuwendung und Hilfe vom Kollektiv erfahren hat und immer wieder brauchen wird. Genau genommen hab ich mehr genommen als gegeben. Übrigens auch viele Nackenschläge entgegengenommen :grinning_squinting_face:

    Den Gegenüber als gleichwertigen "Spiegel" seiner Selbst begreifen ist aber ein guter Gedanke, den ich mir irgendwie mehr zu Herzen nehmen sollte.

    Das dazu.

    Alles an deiner Beschreibung zeigt für mich an, dass Grasrauchen ein Störfaktor für deine seelische Gesundheit ist. Es verwirrt dich, man verliert den Überblick. Du kannst nicht richtig denken, dein Sozialverhalten hört auf zu funktioniern, da du Mimik nicht deuten und keine passenden Signale mehr aussenden kannst. Alltägliche Organisation wird verfehlt. Wie mir früher jemand sagte: "Wenn ich morgens einen rauche, dann habe ich den ganzen Tag Scheiße an den Fingern".

    Du berichtest jetzt, dass du besser Empathie fühlst, einfacher mit Menschen umgehen kannst. Du bekommst einfach eine gesunde Selbst- und Fremdwahrnehmung. Das bedeutet im Umkehrschluß, wenn du rauchst, zerfällt das alles. Dann bist du in vielerlei Hinsicht desorientiert und hilflos.

    Es geht dir langsam besser, weil du angefangen hast, unter Abstinenz zu gesunden. Deine Alpträume, und deine Unerfahrenheit im alltäglichen Kampf zeigt meiner Auffassung nach an, dass deine Gesundung erst anfängt, und du noch umfangreiche (Selbst-)Pflege benötigst.

    Und es ist keineswegs so, dass ein Zug keinen Unterschied macht, das macht - auch moralisch - einen sehr großen Unterschied, egal wie man sich das dann schönreden oder verkaufen lassen will.

    Meine Erfahrung: Bei Anfälligkeit für psychosenahes Erleben unter Halluzinogenen (wozu Kiffen im weiteren Sinne gehört)
    werden die Entgleisungen im Zeitverlauf stärker. Es besteht sogar die Hoffnung, dass Rückfälle für dich in einem Ausmaß immer schmerzhafter und abschreckender werden. Außerdem brauchst du sowieso Tage und Woche um dich davon zu erholen, und wieder zu beginnen, dich neu zu sammeln.

    Sei klug genug, das einzusehen, und nicht abzutauchen, wo man nicht genau wissen kann, wann und wie genau du wieder hochkommst. Dich mies fühlend, wieder drei Termine verbockt, Verträge gebrochen, etc.

    Auch Amphetamin löst psychosenahes Erleben und Psychosen aus. Ich schätze es als eine starke Verletzung für dich ein, an einem speed Gelage teilzunehmen. Du beschreibst es auch als mehr als unangenehm.

    Freut mich, dass du dich mit deiner Ex gut verstehst. Ich finde sowieso Suchtverlagerung in einem gewissen Umfang kann und sollte man sich zu nutze machen. Also jetzt nicht Suchtverlagerung im schlechteset Sinn, wie jetzt jeden Tag zwei Flaschen Doppelkorn.

    Aber Sucht hat viel mit Gewöhnung zu tun, eintrainiertem Verhalten. Angewöhnung. Oder Abgewöhnung. Umgewöhnung.

    Das kann auch in Richtung Sport gehen. Ich hatte auch eine Phase, als ich schon ein, zwei Jahre abstinent war, da habe ich angefangen jeden Tag ein paar Bier oder ein halbes Glas Likör zu trinken. Das war für mich weit akzeptabler, als einen zu Rauchen oder eine Nase zu ziehen, denn letztere Sachen wären eine Katastrophe gewesen. Ich habe das regelmäßige Trinken aber nach einem Jahr oder so komplett eingestellt, und trinke seit Jahren gar keinen Alkohol. Da ich es nicht vermisse, sondern mich der Gedanke langweilt, bleibe ich so.

    Die Frage der sozialen Bezüge, deine alten Homies, das ist eine sehr wichtige Frage.

    Du bist noch nah an der Sucht, du hast noch gar nicht angefangen dein Leben auf ganz andere Weise dir gemäß aufzustellen.

    Es ist für dich eine Riesengefahr, wenn alle naselang jemand Speed auspackt, oder sich einen Kopf fertigmacht. Das bedeutet aus meiner Sicht, dass es mehr oder weniger natürlich passieren kann, dass du noch ein paar Jahre lang Runden drehst als Konsument.

    Was willst du? Nützen dir die Drogen? Bist du bereit den Preis zu zahlen, dass sie dich durchaus sehr schwächen und dein Leben chaotisch bleibt wie zuvor?

    Willst du soziale Gemeinschaft, Leute die dich immer verstanden haben oder zukünftig verstehen? Oder bewertest du den Drogenkonsum unter dem Strich als nützlich und willst lieber dabei bleiben?

    Das macht einen großen Unterschied für eine richtige Taktik aus.

    Du kannst mit deinen Kollegen verhandeln, du kannst klar stellen, was du tun kannst und willst, und was nicht, und auch ob es Sachen gibt, die du dir verbittest oder Punkte, ab denen du kein Teil mehr dieser Gemeinschaft sein kannst. Also als Teilzeit Mitglied der Gang z.B.

    Meine und auch die Erfahrung von anderen ist, dass bei Konsumenten die Droge zentral im Alltag steht. Als Anker. Der Anker ist vermutlich mehr die Droge. Auch die Freundschaft. Aber du wirst wahrscheinlich erleben, dass die Kollegen den Stoff rausholen, und Konsum durchführen, egal ob du sagst du machst mit, du gehst, oder es stört dich oder auch nicht.

    Verlasse dich mit deinen Zielen auf dich. Erwarte von den Kollegen an dem Punkt keine Hilfe, die sie ziemlich sicher nicht geben können.

    Bei mir ist es so, dass ich mit Leuten zusammen sein will, die meine Interessen Teilen. Damals waren es Drogen. Heute sind es andere Sachen. Diese Schallplatte Geld beschaffen, auf Dealer warten, Stoff wegschleppen, konsumieren, abhängen, unruhig werden:

    Wenn man abstinent ist, und sein Leben lebt, mit anderen Interessen oder sogar Leidenschaften, dann ist das ungeheuer langweilig. Für Konsumenten sind das alles sehr wichtige Alltagsstationen, und das geht so weiter wie gehabt.

    Im Normalfall lernt man mittelfristig (langfristig dann eh) zunehmend andere Leute kennen, mit denen man mehr aktuelle Gemeinsamkeiten hat.

  • "Du bist noch nah an der Sucht, du hast noch gar nicht angefangen dein Leben auf ganz andere Weise dir gemäß aufzustellen."

    Also du hast hast schon angefangen, aber wenn man die langfristige Natur der Sache betrachtet finde ich du hast eher angefangen anzufangen.

    Soziale Bezüge ausbauen, Alltag, Arbeit - sind ja schon große Projekte.

    Du hast aber angefangen kleine Schritte zu gehen, und das ist alles was du machen kannst. so gesehen machst du es richtig. Und hast sehr wohl angefangen.

    Die Frage ist für mich einfach auch: Weißt du schon genauer, was du willst oder brauchst, packst du das (schon?), nicht wieder in Suchtphasen abzugleiten? Da wirst du selber zu deinen eigenen Erfahrungen und Entscheidungen kommen.

    Übrigens Arbeit als Altenpfleger finde ich ein sehr interessantes Szenario.

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