Hallo, ich bin neu hier. Kurz meine Geschichte: Kenne meinen Mann seit über 20 Jahren, seit ca. 6 Jahren sind wir ein Paar. Im Sommer 2017 haben wir geheiratet (Der Antrag kam von ihm, er sagt heute, er wollte mich glücklich machen). Wir passen perfekt zusammen, gleiche Interessen, können viel gemeinsam lachen, reden, sorgen uns jeweils um den anderen, fühlen mit ihm, wenn das Leben (mein Sohn hat Borderline) und der Job oder Gesundheit (mein Mann hat beruflich Bandscheibenprobleme) Probleme machen, sind füreinander da, so gut das mit Job halt geht, waren immer schon nebenberuflich in der Musik (unser Hobby und Leidenschaft) verbunden, lieben die selben Lokale, sind gesellig und extrovertiert und alle, die mich und ihn kennen, waren ehrlich erfreut, dass wir uns nach vielen Jahren als Kollegen und Freunde doch noch gefunden haben. Alle unsere gemeinsamen Bekannten und Freunde, dachten, jetzt ist mein Mann endlich bei der richtigen Frau in seinem Leben angekommen. Auch ich dachte das. Ich wehrte mich anfangs gegen meine Gefühle, kannte ich diesen Mann schon lange, glaubte dass er sich noch in einer Lebensgemeinschaft befindet mit gemeinsamen Sohn, wollte nichts zerstören, wusste aber wie alle anderen auch, dass diese Lebensgemeinschaft schon lange nur mehr eine Zweckbeziehung war. Auch ein Grund, zu akzeptieren, dass er immer wieder mal eine Freundin hatte, auch kurz vor mir. Doch mein Herz sagte nach einem Jahr der Annäherung (Ohne Sex, ohne Küsse, einfach nur gemeinsam was trinken gehen, sich mehr privat kennenzulernen und zu reden und zu lachen, er betonte immer, wie wohl er sich in meiner Gegenwart fühlt) ja und ich fühlte, er sagte auch ja zu mir aus ganzem Herzen.
Seit April ist das, was so perfekt und in Liebe begonnen hat, in Scherben zerbrochen. Ich habe seine Lügen bemerkt. Und ich begann zu suchen, auf viele meiner Fragen (bin ein Typ, der Probleme ruhig und mit Reden lösen will), bekam ich nur vage Antworten, Ausflüchte, Beschwichtigungen, alles sei ok, nicht ist passiert. Ich fand heraus, dass die Lebensgemeinschaft schon seit 12 Jahren gar nicht mehr exisitierte (wusste niemand, unsere Freunde und Kollegen nicht, seine Eltern nicht, nicht mal seine vermeintliche Lebensgefährtin, die auch in seiner Firma angestellt ist, heute sind wir Freundinnen :-)). Er hat einen Großen Teil seines Lebens komplett von der Aussenwelt versteckt und verheimlicht. Sein Wohnort vor mir war ganz ein anderer als alle dachten. Er lebte mit einer Frau seit 12 Jahren in seinem Haus am Land. Diese Frau ist Alkoholikerin und psychisch komplett zerstört. Sie wusste nichts von mir und ich nichts von ihr. Ihre Nichte hatte unsere Hochzeitsbilder in FB gefunden. Sie brach zusammen und zeitglich habe auch ich von Ihrer Existenz erfahren. Er meinte, es gab schon lange keine Sex mehr mit ihr, sie hat ihm leid getan und er konnte es nicht beenden. Mein Mann hat eine Vorliebe Frauen zu benützen, meist im Schlaf sexuelle Handlungen an der Frau zu betreiben oder sie als Vorlage für Onanie zu benützen. Ich generell eher devot veranlagt, hatte damit kein Problem, fühlte mich begehrt. Diese Frau war denke ich, ein leichtes Opfer für diese Neigung. Sie war und ist finanziell komplett von ihm abhänging, selber an Sucht erkrankt und war einfach willenlos und aufopfernd nur für ihn da, ohne dass sie jemals in sein Leben, seinen Beruf und seine Familie miteinbezogen worden ist. Das war alles schon ein grosser Schock, ich finde er hat an dieser Frau ein menschliches Verbrechen begangen. Wir begaben uns in Paartherapie. Ein Stück ging es bergauf. Aber da war noch dieses Gefühl, das ist nicht alles.
Ich fand heraus, dass er seit 2006 auf mehreren Sex-Dating und Pornoseiten registriert war, intime Fotos von mir benützte um zu Parkplatzsex mit Paaren zu gelangen. Auch suchte er ohne mein Wissen, Männer für mich für Sex zu dritt, obwohl er wusste, dass ich mit anderen Männern keinen Verkehr wolle. Swingerclubs haben wir besucht, aber ohne Partnertausch, einfach nur wegen der Atmosphäre, Sex an einem anderen Ort zu haben. Dass Männer mich attraktiv fanden und onanierten zu dem was wir taten, war für mich kein Problem und für ihn wohl sehr Lust anregend mich zu präsentieren. Er tauschte meine Bilder auch via Skype aus um zu Sexteffen zu gelangen. Er sagte mir, alles fand statt, wenn ich arbeiten war. Er onaniere mehrmals täglich, auch weil er als Selbsständiger viel Druck und Stress hat, er onanierte auch schnell mal in der Firma am WC zwischendurch. Vormittags hing er Stunden auf Pornoseiten und hielt sich sehr lange in seiner Lust. Er sagte, mich trifft keine Schuld, er konnte es mir nicht sagen, weil er sich dafür schämt und er hat nichts bei mir vermisst. Er liebt mich über alles und möchte mich nicht verlieren. Ich habe mich dann mit Sexsucht auseinander gesetzt.
Seit Mitte November wohnt er nicht mehr bei mir. Ich schickte ihn weg in Liebe mit Hilfe unsere Paarcoaches. Er musste sich eine Wohnung suchen. Ich sagte ihm, er hat jetzt die Chance sich selber zu finden. Er muss sich entscheiden, wie er leben möchte. Mit dieser Sexsucht allein oder mit neuer Partnerin oder er sucht den Weg zur Heilung und vielleicht gibt es dann noch eine Zukunft für uns. Ich kann nicht mit einem Sexsüchtigen leben. Er leidet fürchterlich unter dieser Trennung, ich stecke klare Grenzen, ich will nicht in CO-Abhängigkeit geraten, wir begegnen uns weiter in der Musik und wir lieben uns sehr. Er wünscht sich, mit mir Zeit zu verbringen, auszugehen, essen zu gehen, sich mit mir über Firma auszutauschen, über mein Leben und meine Sorgen, aber ich sage nein, denke es ist noch nicht die Zeit dafür gekommen sich wieder anzunähern ist viel zu früh für mich und für ihn.
Ich habe ihm gesagt, er braucht sich für nichts zu schämen bei mir und wenn er es möchte, bin ich seine Vertrauensperson. Er bewundert meine Kraft und Stärke und ist froh, dass ich in dieser Form noch für ihn da bin. Seit Oktober ist er regelmäßig bei einem Psychotherapeut der Speziallist für Sexsucht ist. Er bat mich beim letzten Termin einmal mitzukommen, es war gut, der Therapeut ist super, es war ein gegenseitiges Kennenlernen, mehr nicht und halte ich mich wieder raus, es geht wieder alleine, es ist seine Therapie und keine Paartherapie. Paartherapie findet im Moment nicht statt. Ich gehe alleine weiter zu meinem Therapeut. Er bat mich am Sonntag ihn zu SLAA zu begleiten. Was ich auch tat und ich bin stolz auf ihn, er hat sich beteiligt und auch über sich gesprochen. Ohne mich wäre er dort nicht hingegangen. Er hat sich bedankt für meine Unterstützung. Er möchte weiter die Gruppe regelmäßig besuchen.
Jetzt meine Frage, meine Ängste, ich liebe meinem Mann und wünsche mir nichts mehr, als dass wir es schaffen, den Weg im Leben wieder als Paar weiter zu gehen und gemeinsam alt zu werden. Ich habe Angst, dass er sich und mich doch noch belügt, dass alles jetzt nur tut (Therapie, SLAA), aber nicht wirklich ernst nimmt. Ich habe Angst, dass er bereits wieder jemand hat, weil der rote Faden mit Doppelleben von zwei Beziehungen auch schon vorher mit seiner ersten Frau und seiner Ex-Lebensgefährtin vorhanden war (6 Jahre lang in Doppelbeziehung vor mir, sogar mit einem zweiten Kind, dass er vor seinen Eltern und allen verheimlicht hat 3 Jahre lang).
Vielleicht auch eine wichtige Anmerkung: Er hat keine Kindheitserinnerungen, an keine Schulzeit, keine Klassenkameraden, keine Lehrer, nicht mal an sein erstes Mal kann er sich erinnern
Hat jemand Erfahrung? Ist das überhaupt möglich, dass wir es schaffen und unsere Liebe stark genug ist um wieder ein glückliches Paar sein zu können?
Freue mich auf Erfahrungberichte!
Mit lieben Grüßen
Doris