Ich (w/23) würde mich nicht als die konventionelle Drogenabhängige beschreiben, wer würde das schon? In meiner Jugend habe ich fast alles ausprobiert was es so gibt (Heroin und LSD ausgeschlossen), aber keine Abhängigkeit von irgendwas entwickelt. Drogen waren Mittel zum Zweck um die Nächte durchzustehen.
Tagsüber wäre mir nie in den Sinn gekommen mich zu berauschen.
Das ganze änderte sich ab dem Zeitpunkt, wo ich über Freunde an Gbl, auch Liquid Ecstasy genannt, kam. Ich liebte das Zeug von Anfang an.
Es packte die schlechten Gedanken in Watte, machte glücklich, leichtsinnig, und, was ich fast am meisten genoss, es brachte mich dazu, andere Menschen zu mögen. Deren erwiderte Zugezogenheit wirkte vielfach als Tripverstärker.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon keinen Alkohol mehr vertragen, der mich hauptsächlich aggressiv und depressiv machte und psychotische Züge hervorholte - ich fing an, betrunken zu lügen, zu klauen und Dinge über mich und andere zu sagen die ich nicht im Entferntesten so meinte.
Ich trinke nicht gerne, aber ich gehe gerne aus. Auch in diesem Kontext wirkte Alkohol entspannend, lockernd, beruhigend. Deshalb trank ich ihn.
Als die Nebenwirkungen anfingen, mein "normales Leben" zu beeinträchtigen, hörte ich auf - und substituierte mit GBL.
GBL hatte ich schon in den Jahren davor immer Mal wieder genommen. Was mich letztlich davon abhielt es öfter zu nehmen war die extrem anspruchsvolle Dosierung (wann wieviel?? Inwiefern ändert sich die Dosierung bei vorheriger Nahrungsaufnahme?) Ich wollte nicht in der Öffentlichkeit umkippen und ließ es deshalb besser ganz, auch wenn ich meistens Vorräte zuhause hatte.
Ich nahm es jedoch immer wieder mit Freunden oder als Aphrodisiakum beim Sex.
Irgendwann kam der Punkt, als ich durch meine Ausbildung und dadurch, dass ich viele frühere Freunde, die sich zum Negativen verändert hatten, hatte ziehen lassen, kaum jemanden mehr kannte, der mit mir zusammen auf Liquid Ecstasy trippen wollte. Selbst meine beste Freundin, die für solche Aktionen meist zu haben war, hörte mit allen Drogen außer Alkohol vollständig auf.
Das schönste am Trip, diese Liebessymbiose, hatte ich somit gar nicht mehr. Irgendwann fing ich an, es doch alleine und heimlich zu nehmen, vor allem, als ich merkte dass ich keinen Alkohol mehr trinken konnte. Ich erzählte es keinem da ich weiß, was für einen Ruf Liquid Ecstasy hat. Vergewaltiger Droge, KO Tropfen. Ich wollte auch auf keinen Fall diesen Junkie-Ruf abhaben, weshalb ich lieber die Klappe hielt.
Aus ein paar kleinen Ausnahmen (high einkaufen gehen, high ins Museum gehen, high in die Unterrichtsstunde gehen, die ich am wenigsten mag) wurden irgendwann Gewohnheiten. Ich lernte, richtig zu dosieren. Ich lernte, die Klappe zu halten, mich zu beherrschen, und zu genießen, wenn ich high wilde Gedanken hatte. Ich entwickelte einen ungeahnten Erfindungsreichtum, um heimlich zu konsumieren.
Ich denke bis heute, dass keiner eine Ahnung hat, was ich da ein paar Monate lang getrieben habe. Spritzen im leeren Seifenständer im Bad, im Innenfutter meiner Jackentasche, im Stiefel wie ein Klappmesser, in der Teedose in der Küche.
Teilweise habe ich meinen Gästen ein Manuskript von mir in die Hand gedrückt und mit offener Küchentür weiter gesmalltalked, während ich drinnen meine Shots vorbereitet habe. Keiner hat es gemerkt.
Wirkliche Einschnitte in meinem Leben habe ich durch mein Verhalten bisher nicht gehabt. Ich bin noch nicht "auf die Fresse geflogen".
Mir ist eher langsam klargeworden, dass mein Verhalten etwas Pathologisches hat und ich die Droge und den Rausch inzwischen zu sehr mag. Ganz zu schweigen von den gesundheitlichen Konsequenzen, die dieser hohe Konsum nach sich ziehen kann.
Außerdem fällt es mir inzwischen immer schwerer, es einfach Mal NICHT zu machen. Schlechtes Zeichen. Bestimmt kann man von einer Sucht sprechen.
So, long story short: Das letzte Mal high war ich am Donnerstag. Ich will bis mindestens März erstmal komplett die Finger von allem lassen und danach neu entscheiden. Grundsätzlich bin ich ein Fan des maßvollen Konsums, aber das was ich in den letzten Wochen gemacht habe, war definitiv keiner. Eigentlich hatte ich ein paar Regeln: Nie alleine, nie wenn ich unglücklich/traurig bin (mMn sind Drogen nur für glückliche Menschen geeignet), nie in wirklich WICHTIGEN Situationen (Prüfungen, Bewerbungsgesprächen, etc.)
Im Grunde habe ich all diese Regeln vielfach gebrochen.
Das Forum hier soll mir zur Selbstkontrolle dienen und mir eine Möglichkeit geben, meine Gedankenkotze loszuwerden.
Das "Nein"-Sagen selber ist ja gar nicht so das Schwierige, ich bin ja nicht blöd und wenn ich eine Entscheidung getroffen habe, dann aus guten Gründen.
Das Problem ist eher, mit all den Gefühlen klarzukommen, die DANACH auf einen einprasseln: Suchtdruck, dieses "Feilschen mit einem selbst", Unzufriedenheit (!), Missmut, Aggression.
Ich bin an Tag 2 und jetzt schon ganz erschöpft von diesem emotionalem Chaos.
Momentan steht noch alles bei mir frei verfügbar im Wohnzimmerschrank.
Ich habe mich dafür entschieden es nicht wegzukippen, weil die reine Möglichkeit es nehmen zu KÖNNEN, mir Sicherheit vermittelt.
Danke fürs Durchlesen