Frage zur Amphetamine Sucht.

  • Guten Abend,

    ich habe Euer Board via Google gefunden.

    Ich suche eigentlich ein wenig Rat.

    Sachverhalt:

    Neffe meines Partners nimmt Amphetamine, seit mind. 5.5 Jahren. Der Neffe flog zuhause raus, weil seine Mutter und deren Partner mit drei jungen Kindern keinen Drogensüchtigen im Haus haben. Der Partner der Mutter ist nicht der Vater vom Neffen, hat ihn auch nie adoptiert. Aber der Partner macht einen Unterschied zwischen dem Neffen und den drei leiblichen Kindern. Dort gab es jedenfalls Probleme.

    Jetzt wohnt der Neffe seit 4.5 Jahren bei seinen Grosseltern, die am Anfang noch dachten, sie koennten ihren Enkelsohn umerziehen, wenn sie ihm nur Liebe, Geborgenheit, Dache ueber dem Kopf, Essen geben wuerden. Das war eine Fehleinschätzung. Er nahm und nimmt weiterhin Drogen, tanzt den Grosseltern auf der Nase herum, behandelt sie schlecht, beschimpft sie. Der Neffe fing seine zweite Ausbildung im Ort der Grosseltern an, machte dann einen körperlichen Entzug mit Hilfe der Ausbildungsstätte. Nach dem körperlichen Entzug sollte eine psychologische Aufarbeitung stationär erfolgen, diese erfolgte aber erst 2-3 Monate später. In der Zwischenzeit ruhte die Ausbildung. Er flog aber aus der stationären Behandlung heraus, weil er wieder Drogen nahm, nachdem er ein Wochenende zu Besuch bei der Mutter war. Letzten Endes flog er ebenfalls bei der Ausbildung wegen Fehlverhalten und Drogensucht raus. Ich sollte sagen, zwischen durch gab es auch positive Phasen, wo der Neffe motiviert und puenktlich bei der Ausbildung war.

    Es gibt insofern ein Muster, dass wenn der Neffe Stress hat (Schule) oder auf seine Mutter trifft, mit ihr Kontakt hat, Drogen nimmt.

    Seit dem Rauswurf aus der stationären Behandlung lebt er wieder bei den Grosseltern, lebt in den Tag hinein auf Kosten der Grosseltern, praktisch wie eine Made im Speck. Der Neffe ist 24 Jahre alt.

    Die Grosseltern sind ziemlich am Ende (meine Einschätzung) und denken wohl, wenn sie sich nur genug fuer ihren Enkelsohn aufopfern, dann sieht er sein Verhalten vielleicht ein und laesst von den Drogen ab. Sie denken, es wuerde eines Tages Click bei ihm machen.

    Sie waren einmal bei einer Selbsthilfegruppe, die aber fuer Suchtkranke war, nicht fuer Angehörige, sind aber nie wieder hingegangen. Im neuen Jahr werden sie endlich einmal ein Psychologen aufsuchen.

    Währenddessen wohnt der Neffe weiter hier, bezieht geringe Sozialleistungen vom Staat.

    Die Grosseltern wagen es nicht, ihr Enkelkind auf die Strasse zu setzen, weil sie Angst haben, dass er dann auf die schiefe Bahn gerät. Das ist die Crux an der Sache. Deswegen treffen die Grosseltern nicht die Entscheidung, ihn auf die Strasse zu setzen.

    Der Neffe kuemmert sich nur um eine Therapie, weil er muss.

    Gibt es einen Ort, Wohngruppen, wo dieser 24jaehrige Drogensuechtige unter Aufsicht wohnen kann, wo er eben nicht auf die schiefe Bahn geraet? Die Grosseltern muessen endlich wieder zur Ruhe kommen und diesen Stress nicht staendig ausgesetzt sein. Die restliche Familie leidet ebenfalls, aber eher, weil sie sehen, wie die Grosseltern sich aufopfern.

    Oder funktioniert dies nicht mehr, weil er ueber 18 Jahre alt ist, sich selbst aus Einrichtungen entlassen kann?

    Danke fuer Euren Rat.

    YCP

  • Auf der schiefen Bahn ist er doch längst, oder was ist eine langjährige Drogensucht in deinen Augen? Er braucht eine Therapie und Nachsorge - sofern er das selbst möchte. Die Großeltern sind nicht verantwortlich für einen Erwachsenen und müssen sich schon gar nicht aufopfern für ihn. Er ist für sich selbst verantwortlich und solange sie ihm alles geben wird sich niemals was ändern, es läuft für ihn ja alles. Letzten Endes ist das Verhalten der Großeltern kontraproduktiv für sie selbst, als auch für den Neffen.

  • Guten Morgen, Helga.

    Danke fuer Deine Einschätzung.

    Re Therapie und Nachsorge: Meines Erachtens hat er das nur bisher gemacht, weil er das musste.

    Re Schiefe Bahn: Ja, ich denke, du hast Recht. Die Grosseltern denken, er sei jetzt noch nicht auf der schiefen Bahn. Er ist schwer krank. Fuer sie beginnt die schiefe Bahn mit Diebstahl, kriminellen Taten. Mir scheint, dass sie den Konsum nicht als illegal einschätzen.

    Das Kaufen von Drogen ist schon illegal, wenn es ueber 4g ist?

    Re Verantwortung: Sie haben bisher alles fuer ihre Kinder und Enkelkinder getan und wenden diese Denkweise eben hier an.

    Ich habe es gestern versucht, anzudeuten, dass es eine Loesungsmoeglichkeit gaebe (dass sie das Enkelkind vor die Tuer setzen), dann reagieren sie ungehalten. Sie sehen ihn als ihr Kind, nicht als Erwachsenen, sagen, er sei geistig nicht reif, er muesse noch viel lernen, um auf eigenen Beinen zu stehen. Sein Umgang mit Geld ist schlecht, aber er ist super darin, seine Grosseltern auszunutzen.

    "Er ist für sich selbst verantwortlich und solange sie ihm alles geben wird sich niemals was ändern, es läuft für ihn ja alles. Letzten Endes ist das Verhalten der Großeltern kontraproduktiv für sie selbst, als auch für den Neffen."

    Ja, das sehe ich auch so.

    Nur, weiss ich nicht, wie man die Grosseltern dahin bekommt, dies einzusehen.

    Wenn man ihn vor die Tuer setzt, nehme ich an, geht es mit H4 weiter? Geld fuer Drogen vom Staat? Dass denken die Grosseltern ebenfalls. Im Moment bekommt er weniger wegen Bedarfsgemeinschaft, aber sie nehmen ihm das Geld fuer Kost und Logies auch nicht weg.

    Danke Dir aber herzlichst.

  • Danke Franz. Da wird nichts verfolgt, auch lokal kennt die Grossmutter einen Dealer im Dorf, es ist halt bekannt. Polizisten, die im Ort wohnen, machen nichts.

    Es hat sich nichts geaendert beim jungen Mann. Es war Zahltag und der junge Mann entschwand (wohl Richtung Geldautomat).

    Die Grosseltern haben bald einen Termin beim Psychologen, ich hoffe, er wird ihnen sagen, dass sie eine Entscheidung treffen muessen, auch wenn unbequem.

  • Da wird nichts verfolgt, auch lokal kennt die Grossmutter einen Dealer im Dorf, es ist halt bekannt. Polizisten, die im Ort wohnen, machen nichts.

    Wenn es eine Anzeige gibt, dann werden die was unternehmen müssen, egal ob privat gute Polizeikontakte im Ort vorhanden sind.

    Aber das muss man sich dann halt auch trauen ...

    Für den Neffen wird das aber kaum was ändern :winking_face:

    Suchtberatung hätte ich für besser gehalten, als einen Psychologen zu befragen.

    Zum einen hat nicht jeder Psychologe Suchterfahrung, zum anderen wird der normal nicht ohne Kontakt zum Neffen urteilen ...

    Das ein Psychologe den Rauswurf des Neffen empfiehlt, sollte auch den Großeltern klar sein.

    Aber vielleicht ist ja wirklich für Opa und Oma psychologische Unterstützung notwendig, wobei da eher eine Therapie angesagt wäre!

    Und mal ganz ehrlich, warum sollte der Neffe was ändern?

    Es läuft doch, er hat immer ne warme Bude, hat Kohle für Drogen und ich bin sicher, H4 wird auch von Opa/Oma aufgestockt, wenn er nur schön jammert :grinning_squinting_face:

    Solange er keinen Bock auf ein suchtfreies Leben hat, wird sich nichts ändern und meist ist das eh nur über externe Hilfe möglich.

    Fürsorgliche Eltern/Großeltern sind da nicht die richtigen Helfer!!

    Und ja, solange er nicht vom Gericht zur Therapie gezwungen wird, kann er in der Regel immer alles abbrechen - weil eben volljährig.

    Auch ein Gericht kann ihn nicht zwingen, nur eben das Angebot "Therapie statt Strafe" bieten, was so mancher auch gerne mal ablehnt.

    Ich denke eine Suchtberatung ist jetzt der erste Ansprechpartner, die bieten eben Angehörigenberatung.

    Nur sollte klar sein, wenn Opa/Oma Hilfe suchen, dann geht die Hilfe auch in deren Richtung.

    Dem Neffen kann nur geholfen werden, wenn er bereit dazu ist!!

    Eventuell kann indirekt geholfen werden, wenn es z.B. über Einweisung hinsichtlich Selbstgefährdung geht ... - näheres sollte ebenfalls mit einer Beratungsstelle geklärt werden.

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