Sohn (18) dealt und konsumiert Drogen

  • Servus,

    ich hoffe du hast dich von deinem Zusammenbruch wieder weitgehend erholt, aber ein wenig schimpfen muss man an dieser Stelle.
    Auch wenn es nicht einfach ist, müssen wir Eltern auf Vertrauen bauen und unseren Kindern die Möglichkeit zur Selbstentfaltung gewähren.
    Wenn in dieser Phase psychische Erkrankungen und Sucht mit auftreten, ist es natürlich besonders schwer, aber trotzdem gibt es keinen anderen Weg!

    An anderer Stelle habe ich es schon mehrmals geschrieben, nur wenn das Umfeld eines Süchtigen selbst auf sich achtet, kann bei einem Hilferuf auch unterstützt werden.
    Mir ist klar, dass ihr das auch wisst und vielleicht oft gar nicht anders könnt (keiner schaut gerne zu, wenn das eigene Kind leidet), aber das ist nun die Aufgabe für das Umfeld deines Sohnes.
    Natürlich gehört auch Information dazu, aber oft ist es viel wichtiger auch mal Abstand von der ganzen Misere zu bekommen.
    Es ist unstrittig, Süchtige bleiben ein Leben lang süchtig, aber es ist genauso unstrittig dass viele dennoch mit ihrem Problem ein weitgehend normales Leben führen können.
    Ich habe wirklich viele Bücher über Drogen und deren Auswirkungen gelesen, zum einen aus Informationszwecken als Berater, zum anderen natürlich aus früherer selbst Betroffenheit.
    Durch den Konsum von Cannabis und anderen Drogen werden natürlich viele Gehirnzellen beschädigt oder beeinflusst, aber gerade bei Cannabis weiß man auch, dass sich noch Abstinenz neue Gehirnzellen bilden und die Schädigung nicht unbedingt als katastrophale Langzeitschäden anzusehen sind.

    Auch der Mythos in der Musikindustrie, dass sehr viele Drogen konsumieren, ist nicht von der Hand zu weisen.
    Auf der anderen Seite weiß man aber auch, dass viele in diesem Bereich eben keine Drogen konsumieren oder dem abgeschworen haben und trotzdem erfolgreich sind.
    Wenn man hier nicht aufpasst, wird es nie ein Ende nehmen, wenn man für jede Lebenssituation negative Auswirkungen von früheren Drogenkonsumenten finden würde.

    Glaub mir, ich verstehe sehr gut was der Zustand deines Sohnes mit euch als Eltern macht, für vieles können Eltern überhaupt nichts dafür, aber unbewusst werden dennoch schwierige Situationen ausgelöst.
    Beispiel ist jetzt ein Zusammenbruch, natürlich nicht gewünscht oder provoziert, aber wenn man betrachtet was das für deinen Sohn bedeutet ist es schon sehr gravierend.
    Vermutlich bezieht er diese Aktion komplett auf sich, was er auch in gewisser Weise zutrifft, aber er sollte in seiner Situation sich nicht auch noch verantwortlich für die Gesundheit seiner Familie füllen müssen.
    Bitte verstehe mich nicht falsch, in dem Moment war ein Handeln erforderlich und er war ebenfalls mittendrin.
    Ich möchte nur aufzeigen, was es für ihn bedeutet haben kann!
    Oberste Voraussetzung für sein weiteres Handeln muss aber immer sein, dass er für sich Clean werden will, ohne irgendwelchen bewussten oder unbewussten Druck aus dem Umfeld.
    Das schreibt sich jetzt natürlich leicht, dein Zusammenbruch war er kein Schauspiel oder bewusstes unter Druck setzen, trotzdem hat es ja für alle eine Auswirkung.

    Ich will es auch nicht abstreiten, weil mehrere Studien gewisse Langzeitschäden und auch Erbgutschäden belegt haben.
    Auf der anderen Seite, wenn man die Studien wirklich genau liest, heißt es generell immer es kann am Erbgut gewisse Veränderungen geben - keine Studie besagt aber, dass es definitiv bei jeden Konsumenten Erbgutschäden gibt!
    Dass sich Cannabiskonsum nicht verharmlosen will, ist klar, auf der anderen Seite muss man meiner Meinung nach immer auch irgendwie das positive weiter im Auge behalten!
    Wenn man das nicht schafft, was soll dann wirklich der Grund sein, in Drogen abzuschwören?

    Leider bist du nicht ganz genau auf die Situation eingegangen, warum dein Sohn so massive Probleme mit dieser Situation (Cannabis Kauf der Freundin auf einem Bild) hatte.
    Ich kann nur vermuten, dass er einfach zu tiefst enttäuscht war, aber vielleicht kannst du das ja noch mal genauer erklären.
    Es ging auch nicht genau aus deinem Text hervor, ob er nun auf diesen ominösen Dealer oder auf seine Freundin zu sauer war …

    Bei eurem Sohn kommen leider viele Dinge zusammen, eine eventuelle Drogenpsychose, generell psychische Probleme und eben seinen Drogenkonsum in Mischform.
    Demgegenüber steht, euer Sohn ist aktuell clean (vermuten wir zumindest, aber hier steht eben wieder dieses nötige Vertrauen) und das ist der wesentliche Punkt.
    Natürlich macht man sich Sorgen was diese Vorgeschichte für die Zukunft bedeutet, auf der anderen Seite weiß man sowieso nicht was die Zukunft bringt und deswegen versuche ich mich zumindest wesentlich auf die Gegenwart zu konzentrieren.
    Seit gut 20 Jahren bin ich nun in diesem Geschäft, hatte in dieser Zeit selbst Rückfälle, aber in eurem Fall sehe ich nun mal an erster Stelle die positiven Veränderungen!
    Lies bitte mal zurück, geh zu deinem ersten Beitrag, die Verzweiflung platzt aus diesem Text geradezu heraus und wenn auch nicht alles aktuell perfekt sein mag, ist es doch einfach Wahnsinn wie sich euer Sohn zum positiven verändert hat.
    Vermutlich wird es noch viele Jahre dauern, vielleicht wird es Rückfälle mit Drogen oder psychischen Erkrankungen geben, aber euer Sohn und auch ihr habt doch viel geschafft.
    Ich wünsche euch wirklich, dass wir einen Weg findet, wo nicht immer alles nur um Drogen und Erkrankungen geht.
    Auch im Bereich eurer Ängste was Rückfall angeht, muss sich wirklich etwas ändern, man sollte handeln wenn es dazu kommt und wenn es euer Sohn wünscht.
    Kontraproduktiv ist es aber, wenn man mehr oder weniger auf dem Rückfall wartet und den Sohn tagtäglich begutachtet, ob er nun Drogen genommen haben könnte …

    Ich hoffe ich schreibe hier nichts falsches oder vielmehr verletzendes für euch, ich versuche einfach zwei Blickwinkel zu sehen ...
    Zum einen eben die Sicht als Eltern, welche natürlich Ängste haben, zum anderen aber auch die Sicht als euer Sohn (was sicher selbst viele Jahre erlebt habe) und dessen Auswirkungen.
    Nichts für ungut, grundsätzlich machte das alles wirklich ganz toll, auf der anderen Seite ist meiner Meinung eben aber jetzt die Zeit gekommen, wo man die Situation eben neu beurteilen und angehen muss.

    Weiterhin nur das Beste für eure Familie!

  • Hi,

    wow, das muss ich erstmal alles aufnehmen und wohlwollend verarbeiten. Vielen Dank für die ausführlichen und wirklich hilfreichen Worte. Im Laufe der Zeit wird man betriebsblind und sieht Dinge teilweise völlig verzerrt. Ich bin wahnsinnig dankbar, dass man

    wirklich hilfreiche Tips und und Denkansätze bekommt.

    Mein Zusammenbruch ist erstmal gut überstanden aber es hinterlässt halt jedesmal mehr und mehr Spuren. Meine Leistungsfähigkeit ist schon ziemlich herabgesetzt. Meine Frau und ich versuchen uns so gut es geht zu erholen und immer wieder Kraft zu tanken.

    Wichtig ist, das mein Sohn durch diese schwierige Zeit halbwegs gesund kommt und er irgendwann selbst noch zu der Erkenntnis kommen kann, was er da mit sich gemacht hat. Vergessen und verzeihen kann ich ganz gut, weil alles was geschehen ist liegt immer in der Vergangenheit. Ein Neustart ist nie zu Spät.

    Heute hat er auf YouTube seine 14 Titel veröffentlicht und ich muß sagen, ich bin da schon Stolz, dass er das so durchgezogen hat. Ich möchte es mir aber nicht so tiefgründig anhören, weil es eben die ganze Zeit um die Drogen und seine Erfahrungen damit geht.

    Ist wahrscheinlich für ihn wie eine Aufarbeitung. Ich ziehe aber absolut den Hut davor, wie er das hier in unserem kleinen Studio zusammengeschraubt hat.

    Leider bist du nicht ganz genau auf die Situation eingegangen, warum dein Sohn so massive Probleme mit dieser Situation (Cannabis Kauf der Freundin auf einem Bild) hatte.
    Ich kann nur vermuten, dass er einfach zu tiefst enttäuscht war, aber vielleicht kannst du das ja noch mal genauer erklären.
    Es ging auch nicht genau aus deinem Text hervor, ob er nun auf diesen ominösen Dealer oder auf seine Freundin zu sauer war …

    Du hast vollkommen Recht. Er war enttäuscht, weil sie ihn belogen und das heimlich hinter Ihrem Rücken gemacht hat. Anderseits hat er das selbe ja 14 Tage vorher auch gemacht. Also, sie kommt aus dem Urlaub zurück und er hat kurz vorher Speed genommen. Gekifft haben sie die Wochen vorher gemeinsam . So lange die Beiden zusammen sind, wird es wahrscheinlich keine Ruhe geben. Heut wurde mir gesagt das das Mädel schon wieder Extasy genommen hat. Das wird mein Sohn noch gar nicht wissen. Ich sag es ihm natürlich auch nicht. Auf den Dealer wird er nicht sauer gewesen sein. Ich denke er bezieht von ihm auch. Alles eine total wirre und komische Konstellation.

    Auch im Bereich eurer Ängste was Rückfall angeht, muss sich wirklich etwas ändern, man sollte handeln wenn es dazu kommt und wenn es euer Sohn wünscht.
    Kontraproduktiv ist es aber, wenn man mehr oder weniger auf dem Rückfall wartet und den Sohn tagtäglich begutachtet, ob er nun Drogen genommen haben könnte …

    Genau das ist der Punkt. Ich warte Regelrecht auf den Rück- b.z.w Vorfall wie mir ein Klinikleiter unserer Psychiatrie sagte. Jeden Tag schwirrt mir dieser " Mist" im Kopf rum. Man sehnt sich nach einem normalen Leben.

    Ich hoffe ich schreibe hier nichts falsches oder vielmehr verletzendes für euch, ich versuche einfach zwei Blickwinkel zu sehen ...

    Nein, wie gesagt ganz im Gegenteil. Austausch kann nur gelingen , wenn man zuhört (liest). Deine Erfahrungen sind maximal hilfreich und ich versuche die Ratschläge zu beherzigen.

    Vielen lieben Dank für die Unterstützung.:thumbs_up:

    Liebe Grüße

    Cijay

  • Update :frowning_face:

    ja hier bin ich wieder. Nachdem meine Hoffnung groß war und mein Sohn nun fast sein Fachabi in der Tasche haben könnte, hat er sich entschieden alles hinzuschmeißen. Die Sucht ist wieder mehr in den Vorderghrund gerückt. Bisher glaube ich eher Cannabis. Er hat sich nun zum 8. mal von seiner Freundin getrennt und kommt damit nicht klar. Sie hat ihn so häufig betrogen und auch wieder mit Drogen zu tun. Trotzdem wird sie demnächst ihr Abi schreiben und bestimmt auch bestehen. Mittlerweile sieht er nur noch seine Bedürfnisse und ist nicht mehr in der Lage zu sehen, dass seine Familie maximal leidet. Ich war 8 Wochen in einer psych. Klinik und habe auf Beruhigung gehofft. Ist alles wieder weg. Hat mir also nichts gebracht. Das hat ihn Null interessiert. Er sieht mittlerweile völlig fertig aus und hat kein Selbswertgefühl mehr. Psychotherapie Angebote schlägt er aus und gibt sich völlig hin. Ich gebs jetzt auf, bevor ich mich selbst aufgebe und versuche auf andere Art den Schmerz loszuwerden. Wenn man sieht wie sein Kind am Leben verzweifelt und scheitert, ist das irgendwann nicht mehr auszuhalten. Seine Erfahrungen sind wie ein Kriegstrauma. Das geht nur noch mit professioneller Hilfe. Jetzt kamen erst wieder Vorladungen zum Gericht. Angeblich zu einer Zeugenaussage. Im März ist seine 2 jährige Bewährung vorbei. Theoretisch müsste man hoffen, dass er doch verurteilt wird und als Strafe einen 6 monatigen Aufenthalt in einer Entzugsklinik bekommt. Für mich bleibt nur noch der Rückzug. Ich hoffe für ihn, dass er irgendwann aufwacht und sich selbst verzeihen kann.

    Cijay

  • Tja, leider stehen viele genau vor dieser Entscheidung - muss ich mein Kind/Partner/Familienmitglied ziehen lassen ...?

    Wenn es um die eigene oder meiner Lieben Gesundheit geht, dann muss man das manchmal bejahen :frowning_face:

    Ob du den Schmerz so los wirst, mag ich mal bezweifeln, aber zumindest wird es vlt etwas besser.

    Schade, er hätte so viele Möglichkeiten bekommen, aber vlt besinnt er sich irgendwann und sein Leben kann man immer ändern.

    Auf der anderen Seite, ich denke er macht das ja nicht absichtlich, absichtlich um seiner Familie zu schaden ...

    Manchmal kann man einfach nichts machen, da kann man nur noch hoffen.

    Auch wenn er mehr oder weniger unter Zwang zur Therapie muss, also verurteilt würde, ist es fraglich ob das Sinn macht.

    Viele sind zwar dann dort verfrachtet, aber solange nicht jede Phase in ihm für ein suchtfreies Le3ben kämpft, wird es wenig bringen :frowning_face:

    Viel Kraft für Euch!

  • Hallo Cijay,

    ich habe hier mal alle deine Beiträge gelesen und festgestellt, dass sich unsere Situationen sehr ähneln was die Problematik

    mit einem Drogensüchtigen Sohn (seit März diesen Jahres auch 18) betrifft.

    Ich bin mittlerweile auch am Rande des Wahnsinns angelangt.

    Gibt es den mittlerweile ein neues Update bei euch?

    Mich würde sehr interessieren wie Du die ganze Situation überstehst/meisterst?

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