Hmmm ... schwer nen Anfang zu finden, also ich hab nen guten Freund der
praktisch in seiner kompletten Freizeit unter Koks ist, und das aber
(sagt er zumindest) aus der Arbeit raushält. Wenn er also frei hat,
ist er quasi nicht ansprechbar (entweder so high dass er aufn
Egotrip ist, oder so down dass er niemanden sehn will), und die wenigen
klaren Zeiten eben kurz vor oder nach der Arbeit sind, wo man miteinander
reden kann. Aber immerhin geht das noch ...
Er will ne Therapie machen (sagt er jedenfalls immer wieder von sich
heraus), ich glaube auch er leidet ziemlich unter der Situation (kann
ich als nicht Süchtiger nicht einschätzen, nachdem was ich auch hier
so lese leiden aber die meissten darunter) auch weil das ganze eben
isoliert usw. Das ist seit ca 3 Monaten so, dass er immer wieder sagt,
dass er ne Therapie will, er findet aber den Mut/Anfang nicht den
ersten Schritt zu tun (Drogenberatung).
Die Frage für mich ist hier vor allem wie ich damit am besten umgehe.
Logisch dass es mir wehtut anzusehen wie er leidet aber nicht den Dreh
da raus schafft. Da ich nun auch die ganzen Nebenwirkungen von Koks
auch hier aus den Beschreibungen raus kenne, hat er es noch nich geschafft
mich zu vergraulen (bei so nem Egotrip wird man dann mal schnell
kaltgestellt und viele Menschen wenden sich dann recht schnell auch
ab, ich glaub schon dass er inzwischen ziemlich einsam ist).
Die Frage ist halt, ob ich überhaupt etwas tun kann bevor es zu nem
richtig katastrophalen Absturz kommt, oder hier nur Zaungast sein kann
(was echt nich einfach ist) ... ich weiss aber eben nicht was richtig
oder falsch ist, es wird ja immer wieder gesagt, dass man Süchtige
nicht zu einer Therapie überreden soll/kann ... das kann ich verstehen
bei denjenigen die das wirklich auch innerlich noch nicht wollen.
Hier ist das aber eine Gradwanderung, eigentlich will er es schon,
ich glaub nich dass er es sonst in der Art und Weise thematisieren
würde wie er es tut ... oder wie seht ihr das? Kann das auch einfach
eine Fluchtreaktion sein, nach dem Motto, "Ich sag mir ich will bald
ne Therapie machen um mich jetzt nicht mit dem Problem beschäftigen
zu müssen, schiebe es dann aber immer wieder bis zum Nimmerleinstag
auf?"?? Macht man sowas auch? Kann ich das ernst nehmen? Und wie
finde ich raus ob ich da anfassen kann? Weil was ich doch tun kann,
ists ihm diesen Schritt leichter zu machen damit er es dann doch mal
tut (also z.B. mal nen Beratungstermin organisieren, oder auch
mit ihm die Probleme die sich aus dem Koksen ergeben thematisieren).
Hilft es mit ihm in seinen klaren Momenten über seine Sucht zu
diskutieren, also was die Folgen (Körperlich, Sozial, vielleicht
Beruflich) sind und was eine Therapie daran ändern könnte, oder ist
das schon eine Art "Überreden" was man nicht tun sollte? Wo ist da
die Grenze zwischen unterstützen und überreden? Und kann man damit
eigentlich was falsch machen und die Sache verschlimmern, oder ist
das schlimmste was passieren kann, dass er nix mehr von mir wissen
will? Kann es auch passieren dass er dadurch so genervt sein kann,
dass er (wo er doch so einsam ist) mich aus seinem Leben ausschliesst,
um eben doch dieser Therapie aus dem Weg zu gehen? Fragen über Fragen,
ich weiss halt so gar nicht was im Kopf dort vor sich geht, und wie
man da am besten vorgeht um zu unterstützen ohne eben zu viel falsch
zu machen, weil irgendwas kann ich doch machen, oder? Ich könnte damit
leben von ihm "verbannt" zu werden, wenn ich mir im Gegenzug selbst
ins Gesicht schauen kann und gutem Gewissens zu mir sagen kann
"Ich hab mein bestes gegeben und getan was ich tun konnte und dabei
keinen grossen Fehler gemacht". Darum gehts mir eigentlich, ich will
keinen grossen Fehler machen den ich mir dann selbst vorwerfen muss.
Ich bin der Meinung dass es wichtig ist, das _jetzt_ zu tun wo er
eben noch diese klaren Tage hat und nochn Beruf, denn das mit der
Sucht wird ja wahrscheinlich nicht besser, und wenn jemand irgendwann
auf Dauer-Koks ist, dann gibt es vermutlich eben keine Möglichkeit
mehr noch an ihn ranzukommen (und spätestends bei nem Job-Verlust
ist da wohl die totale Katastrophe angesagt).
Die Frage ist auch, welche Dinge ich tun kann, was am ehesten
hilft, was weniger Chancen auf Erfolg hat, und vermutlich auch
in welcher "Dosis" man Dinge tun soll, oder eben abwarten muss
.... das können ja vielleicht Betroffene besser beantworten und
reflektieren als ich der ich so gar keine Drogenerfahrung hab ..