über 10Jahre Tilidin

  • Hallo,

    ich nehme schon seit über 10Jahren täglich Tilidin. Die Dosis ist schon lange am Maximum (Naloxon). In der Regel nehme ich öfter am Tag ca.80-100 Tropfen. Nach langer, langer Zeit ist mir jetzt bewusst geworden, was der Konsum angerichtet hat. Körperlich habe ich keine Probleme, aber mittlerweile habe ich kaum noch Freunde oder Bekanntschaften. Ich gehe kaum noch raus, dazu kommen Lustlosigkeit und fehlende Motivation.

    Beruflich geht es mittlerweile auch bergab, da ich alles nur noch vor mir herschiebe usw.

    Mir ist mittlerweile bewusst, dass es von dem Opioid kommt. Ich habe noch nie wirklich versucht aufzuhören, ich habe nur immer die Dosis reduziert um mal wieder ein Kick zu verspüren. Der langen Rede kurzer Sinn....

    Kann mir jemand Tipps geben, wie ich das Problem am besten angehe? Gibt es einen Dosierungsplan, an den ich mich halten kann um das Tilidin abzusetzen? Wie lange wird das etwa dauern?

    Ich bin für Tipps jeglicher Art dankbar

  • Servus nonamegeht ,

    wie kommst du denn zum Tilidin, wird das verschrieben?

    Welche Dosis nimmst du genau, öfter am Tag ist etwas schwammig :winking_face:

    Ob das nun wirklich nur am Tilidin liegen mag, kann man so schlecht sagen, ich meine da auch eine unterschwellige Depression heraus zuhören.

    Wenn letzteres zutrifft, dann kann es zwar mit dem Konsum zusammenhängen, aber die Behandlung wäre trotzdem unterschiedlich anzugehen.

    1 Tropfen entspricht 2,5 mg Tilidin, wenn du also 100 mit einer Dosis nimmst, entspricht das 250mg.

    Vermutlich überschreitest du also eine empfohlene tägliche Höchstdosis ...

    Wenn du als Schmerzpatient solch ein Medikament brauchst, würde man Retard empfehlen, aber darum geht's bei dir ja nicht, richtig?

    Einen Absetzplan kann man erst angehen, wenn deine klare Dosis bekannt ist.

    Das sollte aber mit dem Hausarzt besprochen werden, wichtig ist ja auch deine körperliche Verfassung :winking_face:

  • Ich bin kein Schmerzpatient, ich bin körperlich top fit, habe hin und wieder leicht depressive Phasen. Ich nehme das Tilidin in der Regel 2-3 x am Tag. Meistens so 80-100 Tropfen. Manchmal auch mehr und manchmal auch weniger. Einen wirklichen Rausch habe ich durch die Gewöhnung - meiner Toleranz - mittlerweile nicht mehr. Beliebig hoch dosieren ist aufgrund der Naloxon beigabe nicht möglich und so hänge ich mehr oder weniger dauerhaft in einem leichten Opiatrausch. Vielleicht ist es auch so, dass ich in dem Dauerrausch „normal“ funktioniere und es mir schlecht geht und ich mich unwohl fühle, wenn ich auf Entzug bin?

    Das ich abhängig bin, ist mir vollkommen bewusst. Um wieder die angenehme Wirkung des Opiats zu spüren, müsste ich nur mal eine Woche aufhören, aber das schaffe ich nicht. So hänge ich in dem leichten Dauerrausch fest.

    Ich habe es zum Glück geschafft mich von stärkeren Opiaten oder sogar Heroin fernzuhalten. Da ich Tilidin schon seit so langer Zeit nehme, kenne ich mich damit sehr gut aus, man kann sagen, meine Toleranz hängt am maximalen Tilidin/Naloxon Bereich. Ich wollte mal für mich wissen, wie groß meine Opiattolleranz ist und habe mir Morphium Tabletten besorgt - welche kein Naloxon - enthalten um für mich festzustellen, bei welcher Menge ich wieder einen Kick/Rausch verspüre - die Dosis ist 60-80mg. Ich schaffe es zum Glück noch die Finger davon zu lassen, da ich weiß, ich könnte Opiaten die ich beliebig hoch dosieren kann nicht widerstehen und das wäre der Anfang vom Ende......

    Und so zieht sich mein Leben weiter in dem Tilidin Dauerzustand dahin.

    Sicher ist eine Depression, oder depressive Phasen ein Thema, aber ich frage mich, geht es mir so, weil ich dauerhaft unter einem Opiat stehe, oder nehme ich das Opiat, damit es mir besser geht. Für mich ist zweifellos klar, dass das Opiat zu meiner depressiven Stimmung beiträgt und es weg muss. Nur mit dem Opiat kann ich mein Leben alleine leben und reiche mir selbst. Wäre ich nüchtern, hätte ich wieder ein normales Leben wie früher, würde zB. wieder raus unter die Leute gehen und würde Spass und die Freude auf natürliche Art und Weise durch Gesellschaft erreichen, aber mit dem Opiat ist einem nie langweilig, die Droge ersetzt durch ihre Wirkung das Bedürfnis, nach allem anderen. Tatsächlich geht es aber schleichend bergab. Zum Glück bin ich mir des ganzen bewusst und will dagegen angehen und nicht weiter vor mich hin träumen.

    Ich will nicht zu meinem Hausarzt gehen. Ich bin eine sehr starke Persönlichkeit, ich kann das niemandem gestehen, dass es hier etwas gibt, das stärker ist als ich, darum schreibe ich hier anonym in diesem Forum....ich habe sogar Jahre gebraucht um dies hier erstmals auszusprechen bzw. hinzuschreiben.

    Ich habe gehofft, es gibt so,etwas wie einen klaren Plan zum Absetzen. In der Art eines Diätplans: Dauer X Wochen, jeden Tag um X% reduzieren usw.. Vielleicht aich ein paar Tipps von jemand, der das Ganze bereits hinter sich hat......

  • Blöd ist schon mal, dass du nur Tropfen nimmst, Retard würde schon mal den Kick nicht so hervorheben ...

    Nach meiner Rechnung kommst du also im Schnitt auf 750mg Tilidin!?

    Das ist ne Menge :kotz:

    Mal zum Absetzen!

    Meist wird empfohlen, dass man wöchentlich 10 % reduziert, wenn das klappt, kann man in den höheren Bereichen aber auch mal 15-20 % runter gehen.

    Manchmal hilft es auch, wenn man eine Woche wartet, bis man erneut reduziert - wenn z.B. die vorherige Woche härter war.

    Mal ganz ehrlich, ich denke hier sollte ein erfahrener Schmerztherapeut/Suchtmediziner mitwirken!

    Es ist auch sehr klar, es geht nicht nur um Tilidin, es bräuchte dringend therapeutische Unterstützung in Hinsicht dauerhafte Entwöhnung!!

    Um den Kick etwas auszuschalten, könnte eben auch die Umstellung auf Retard helfen.

    Das lässt sich zwar schlechter reduzieren, aber es könnte immer den größeren Teil abdecken und der geplante Reduktionsteil würde über Tropfen gesteuert.

    Retardierte Tabletten gibt es von den meisten Herstellern in Form von 50/100/150/200 mg ...

    Opiate/Opioide sind nicht unbedingt bekannt dass De3pressionen ausgelöst werden, aber trotzdem geben es alle Hersteller als Nebenwirkung an.

    Meiner Meinung verhält es sich aber anders herum, eine psychische Erkrankung ist vorhanden, wenn man Tilidin einsetzt, ohne Schmerzen zu haben :winking_face:

    Letztlich ist es aber egal, wichtig ist, dass man nicht meint - Tilidin abgesetzt und schon ist alles gut ...

    Wenn du so eine starke Persönlichkeit bist, dann solltest die mal entsprechend einsetzen und dich der Suchtproblematik stellen.

    Deswegen aber nicht mit Ärzten zu reden, das halte ich eher für eine Ausrede :face_with_tongue:

    Wenn du dich öffnest, dann droht natürlich Gegenwind, grade bei Tilidin haben manche Ärzte doch eine sehr merkwürdige Einstellung - der Stoff ist halt ganz schön verrufen und wurde zig mal durch die Medien verteufelt.

    Als Schmerzpatient nehme ich Tilidin seit knapp 14 Jahren, wobei ich mal ne Zeit auf Tramal umgestellt wurde, aber von Tramadol hab ich starke Kopfschmerzen bekommen.

    In den ersten Jahren habe ich 1 bis 2 mal abdosiert, weil ich einerseits als ehemaliger Junkie beweisen wollte - ich hab alles im Griff - und andererseits die Dosis halten wollte.

    Einen bewussten Rausch habe ich nie verspürt, für mich gibt es nur einen Rausch - nämlich Heroin, auch in meinen Junkiezeiten habe ich Medikamente weitgehend verschmäht.

    Diese Absetzaktionen habe ich nach einigen Jahren aufgegeben, mein Schmerztherapeut hat mir klar gemacht das es Blödsinn ist und keinen Sinn macht.

    Die ersten Jahre hab ich 400mg eingenommen, als Bedarf Tropfen, wenn größere Unternehmungen anstanden - Arztbesuche usw. ...

    Seit etwa 8 Jahren nehme ich konstant 250mg, 100 am Morgen, 150 am Abend - Bedarf 10-20 Tropfen wenn was größeres ansteht.

    Natürlich habe ich auch eine Toleranzentwicklung, doch die Dosis unterbindet meine Schmerzen insoweit, dass ich weitgehend normal leben kann - schmerzfrei bin ich nur während einer der viele OP's gewesen.


    Vom Kopf her ist es immer eine Gratwanderung gewesen, Junkie und Opioide, aber irgendwann habe ich eben eingesehen, um eine gewisse Lebensqualität zu haben, brauche ich Schmerzmittel und da nehme ich die, welche mir am wenigsten Nebenwirkungen verspüren lassen.

    Trotzdem, ich kenne natürlich viele Ärzte, welche sofort die Augen verdrehen, aber an das gewöhnt man sich mit der Zeit :grinning_squinting_face:

    Der erste schwere Schritt ist getan, du hast es dir hier eingestanden.

    Wenn du sicher gehen willst, dann zieh einen Fachmann hinzu, in deinem Fall eigentlich 2 - ein Profi für das Medikament und ein Profi für die psychische Unterstützung.

    Und es sollte dir klar sein, wenn es weitgehend ohne größere Entzugserscheinungen ablaufen soll, dann reden wir von locker von 3-4 Monaten - was rein das Absetzen anbelangt!

    Das könnte klinisch beschleunigt werden, wenn du eben einen klinischen Entzug machen würdest. Aber langfristig hätte das auch keine anderen oder besseren Erfolgsaussichten.

    Die Frage ist also, was willst wirklich und was bist bereit dafür zu tun :13:

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