Scham (wie vermeide ich es zur Last zu werden)

  • Hallo!

    ich bin schon seit Jahrzehnten süchtig. Phasenweise clean, dann wieder drauf.

    Ich weiss nicht genau in welchem Forum ich das posten soll.

    Canabis? Beziehungen/Soziales?

    Vergangenheit:
    Als Kind wollte ich weglaufen. Wollte eine neue Familie. Denn: Gewalt, Missbrauch, Tod, Erbschaftsstreit, Konkurs und Demütigung waren kaum auszuhalten.


    So begann ich zu konsumieren.

    Gegenwart:
    Ich bin Mutter, habe eine 22jährige Tochter. Sie studiert. Und konsumiert - wie oft und was genau weiss ich nicht. Jedenfalls Alk und THC.

    Sie erhält Briefe wegen Eltern- Unterhalt.


    Ich weiss nicht was ich tun kann um meine Tochter zu unterstützen. Doch: Arbeiten. Noch bin ich krank geschrieben. Clean bleiben.


    Ich war erst jetzt wieder rückfällig :aw:. 8 Tage gekifft (nachdem ich u.g. Spannung nicht ertrug).


    Ich lebe im ambulant betreuten Wohnen. Habe aber auch noch einen Zweitwohnsitz. In dieser Wohnung lebt meine Tochter.

    Selbst wenn ich es schaffe keine Sozialhilfe o.ä. mehr zu benötigen, finanziell unabhäng wäre, ist da immer noch ihr Vater, der Sozialhilfe bezieht.


    Seit Tagen bin ich so mies drauf wie schon lange nicht mehr und meine Gedanken sind rabenschwarz. Ich denke z.B. an erweiterten Suizid, uns Eltern auslöschen, da wir eh nix taugen.

    Schwachsinn. Es zerreisst mich fast. Ich könnte brüllen. Was zerfetzen. Mich bestrafen. Aufschlitzen.

    Das wäre Kindergartenstyle. Aber was kann ich tun?


    Ich muss weg hier. Raus. Zurück. Arbeiten. Geld verdienen.


    Wenn ich es schaffe kann ich mich wenigstens im Spiegel ansehen. Kann sagen ich bin eine gute Mutter. Aber so - das ist eine Schande. Ich schäme mich so.


    Ich kann nicht so weiter machen.


    Das tragische ist: Als ich getrickst habe, konnte ich trotz Drogenkonsum meiner Tochter ab und zu etwas kaufen, ihr Urlaub ermöglichen, einfach geben was sie brauchte, rein materiell gesehen.


    Was ist das wichtigste im Leben? Da zu sein?


    Die Gesundheit? Liebe?


    Aber wenn ich zur Last werde, ein chronisches Hindernis - das man als Kind verschweigt weil es schmerzt und man sich schämt für die eigenen Eltern - wenn Eltern zu einem Riesenproblem werden...

    noch bevor der eigene Lebensweg gefunden wurde.


    Das ist ungerecht. Das darf so nicht sein.


    Ich wollte was anderes für mich selbst, für sie, wollte eine gute Familie, wollte eine gute Mutter sein.


    Ja, der Staat sagt, das ist sozial die eigenen Eltern zu unterstützen. Und wer Einkommen hat oder Vermögen kann zahlen.

    Aber wenn man schon von klein auf Eltern hatte die nie richtig funktioniert haben? Es kann doch nicht sein dass ein Kind ständig die Scheisse der eigenen Eltern auslöffeln muss.


    Und selbst geringe Chancen hat

    raus aus Armut, aus Benachteiligung zu kommen.

    Ich würde gern meine Tochter fragen was besser wäre für sie: Einen unfähigen Elternteil weniger an der Backe und somit weniger finanzielle Not aber eben keine Mama mehr (im Prinzip ist ihr Vater ja auch nicht vorhanden: Diamorphinprogramm, meldet sich nicht, kümmerte sich nicht, zahlte kein Unterhalt) - oder besser mit der Last leben und mich noch haben.


    Das zu fragen traue ich mich nicht. Es wäre auch unverschämt.


    Ich überlege ausserdem


    - sofort nach Berlin zu fahren ( wohne auf dem Land)


    - den Miet- und Betreuungsvertrag zu kündigen vom ABW


    Denn von hier aus ein Job und eine Wohnung zu finden kommt mir geradezu utopisch vor - noch mehr dass ich eine Arbeit ausübe.


    Die KK will mich loshaben ( soll plötzlich Reha machen)


    Die RV will mich nicht ( nicht rehabilitierbar)


    Der MDK hält mich ja wahrscheinlich nicht für Rehafähig


    Ist es ein guter Weg in eine WFBM einzusteigen?


    Ich finde grade alles Scheisse.

    Dabei bin ich angekommen. Lebe. Finde Feunde, bin aktiv ...


    Achtung- das ist keine Suizidankündigung, ich dachte das nur so in meiner Negativschleife:


    Ich hab schon Angst das Leben loszulassen. Aber ich hab auch seit 40 Jahren eine chronische Erkrankung. Die entweder im "Wahnsinn oder im Knast oder mit dem Tod" endet.


    Und deren Behandlung dazu noch teuer ist für den Staat und viel Leid bei anderen zur Folge hat.


    Warum kann ich kein palliativ Care erhalten?


    In Würde sterben, im Einvernehmen mit meiner Tochter und niemand mehr belasten?


    Wieso hängt der Mensch auch noch ewig an einem beschissenen Leben?


    Wieso glauben wir immer weiter therapieren zu müssen?


    Warum gehn wir nicht offen mit dem Thema Tod um?

    :l: Viele Worte. Ich möchte einfach meiner Tochter ohne mich zu schämen begegnen können.

    Ich fänds toll wenn sie gegen die Unterhaltsforderungen klagt.

    Kennt hier jemand eine dementsprechend gute Anwältin oder Anwalt in Berlin?

    Danke.

  • Hallo Hummel,

    erstmal noch herzlich Willkommen hier :smiling_face:

    Als ich deinen Post las, dachte ich, huiui, ganz schon viel los bei dir und viel aktueller Handlungsdruck, zumindest gefühlt.

    Bei mir ist ein ganz großes Fragezeichen, wieso du dich so in die Verantwortung nimmst, für deine Tochter zu sorgen. Natürlich - sie ist deine Tochter :). Aber sie ist 22 und studiert - also Erwachsen. Es klingt so, als wäre deine Identität als Mutter und insgesamt komplett mit der Vorstellung verwachsen, dass du für sie sorgen musst, finanziell, als Vorbild, und als Kompensation für den Vater und und und... Und dass du, wenn du diesen Anspruch nicht erfüllst - wertlos bist? Zudem ja noch auf Hilfe angewiesen bist und du gesellschaftlich im Abseits stehst (so liest sich das), ohne Hoffnung auf Veränderung.

    Vielleicht braucht es jetzt mal etwas anderes, über das du dich identifizieren kannst? Den Anspruch den du über dich bzgl. deiner Tochter stellst, wirkt für mich kaum erfüllbar (für alle, nicht nur für dich) und ehrlich gesagt, auch nicht angemessen für ein Mutter-Tochter-Verhältnis, bei dem die Tochter 22 Jahre alt ist.

    Wie du schreibst, dass die KK dich loswerden will, weil Reha, dass MDK dich für rehaunfähig hält etc. - erschließt sich mir alles nicht so ganz. Wieso heisst es, dass die KK dich loswerden will, wenn sie dir eine Reha vorschlägt? -> ist das deine Interpretation oder hast du dann wirklich keine KK mehr? Weil eine Reha ist ja eigentlich genau das Gegenteil: die Rehabilitation in die Gesellschaft/Gesundheit/Job und nicht der Rauswurf.

    Es liest sich sehr dynamisch. Überlegst die Wohnung und den Job zu kündigen, nach Berlin zu fahren, etc. - obwohl du beschreibst, dass das nicht so funktionieren kann. Woher kommt dieser Veränderungsdruck? Das hindert dich doch eigentlich daran, die Kompetenzen zu erwerben, die es jetzt bräuchte um dann nach dieser Phase genau das zu können, oder? Es klingt so, als wäre das du dich für deine Tochter "aufopferst" indem du entweder diesen utopischen Anspruch erfüllst, oder dich als "Entlastung" ganz entfernst -- jetzt sofort nötig und unabwendbar, dass deine Tochter sonst in Not ist. - Das liest sich sehr dynamisch. Ist deine Tochter denn in Not? Es gibt wohl finanzielle Unterhaltsprobleme, okay, aber man kann auch neben dem Studium jobben, einen Kredit aufnehmen, Bafög bekommen, klagen, etc - ganz ohne Mama oder Papas Hilfe. Das kann man mit 22 Jahren, ohne das es diese Pseudo-Entlastungen deinerseits braucht. Oder gibt es da andere Fakten? Du schreibst auch, dass sie konsumiert. Aber dass du nicht genau weisst, was und wie oft - ähhhh.... häh? Wieso sprichst du sie nicht darauf an, anstatt dich in "Rettungsfantasien" was du alles für sie tun und sein musst zu flüchten? Vielleicht braucht sie das, was du denkst gar nicht oder etwas anderes? Wenn du nicht mit ihr über den Konsum gesprochen hast oder über deine Sorgen, ihr nicht gerecht zu werden - wirkt das so, als wenn das ganze Augenmerk auf Sachen außerhalb abgelenkt wird, wie auf Finanzen oder was der Vater tut. Was passiert, wenn du von letzterem mal etwas Energie abnimmst und in wirklichen Kontakt mit ihr trittst und ihr auch zeigst, was du von dir als Mutter erwartest, inklusive Emotionen?

    Auch die suizidalen Gedanken verhindern ja derzeit, dass du weiterkommst.

    Schätze mal es fällt dir sehr schwer, das Jetzt zu akzeptieren, mal deine Tochter ganz aus dem Spiel gelassen? Was braucht es denn, damit du weiter stabil werden kannst?

    Das waren nur meine Gedanken dazu. Keine Ahnung, ob das nur bei mir so ankommt, aber ganz anders ist - musst du bewerten :winking_face:

  • Hi grany

    Ich hab grade ganz viel geschrieben zum Mutter- Tochter- Verhältnis. Zu viel. Habs gelöscht. Ich werd es nochmal überdenken.

    Nur soviel erstmal: Meine Tochter ist mit 14 Jahren ausgezogen. Sie wohnt aktuell in unserer alten Wohnung. Sie ist selbständig. Sie war schon früh selbständiger als viele ihrer Freunde.

    Sie erbt jetzt eine Wohnung. Die Wohnung meiner Mutter. Von meinem Bruder.

    Sie hat Angst sie verkaufen zu müssen.

    Ich habe nix geerbt. Meine Geschwister haben das 10fache geerbt. Das war hart für mich. Aber tröstlich das meine Tochter was bekommt.

    Der Kindsvater hat 2 x geerbt und sie nicht unterstützt.

    Ich möchte nicht, dass das bischen, womit sie sich evtl. was aufbauen könnte, wo sie nach einer Kindheit und Jugend in Armut einmal was abbekommt vom Kuchen, dass das wiederum drauf geht für uns Eltern. Insbesondere nicht für ihren Vater der auch nie was für sie getan hat.

    Und es belastet sie. Sehr sogar. Denn sie funktioniert zwar prima, aber sie ist zerbrechlich.

    Klar sie macht das, geht zur Rechtsberatung, zum Anwalt ...

    Wenn meine Tochter wirklich krank ist oder Hilfe braucht, dann kommt sie auch zu mir.

    Ich glaube es geht einfach um Rückendeckung.

    Und es ist eben so - sie bleibt immer meine zarte liebe tolle Tochter.

    Zu der Reha:

    Klar ist im Prinzip eine Reha gut. Ich beantrage sie auch.

    Jedoch glaube ich nicht dran dass sie bewilligt wird. Ich glaube, es geht darum,

    sie wollen mir kein Krankengeld mehr zahlen.

    Wenn die RV die Reha ablehnt,

    müssen sie zwar die Kosten dafür übernehmen. Aber dann muss eine Entscheidung stattfinden. Evtl. soll ich dann EU Rente beantragen.

    Also ich hab auf jeden Fall die Mitgliedschaft in der KK aber ich soll als Rentner eingetütet werden.

    Denn wenn ich nicht arbeite müssen sie auch nix zahlen wenn ich krank bin.

    Und als ich letztes Mal eine Reha von mir aus wollte, war es schon so, dass die RV es abgelehnt hat. Die KK hat mir da einen zu kurzen Zeitraum bewilligt.

    Ich hab kein Job aktuell. Ich wurde gekündigt.

    Warum ich nicht konkret über manche Sachen mit ihr rede.... da muss ich noch weiter nachdenken.

    Auf jeden Fall schäme ich mich. Das war anders als ich gearbeitet habe.

    :50:

  • 1978 starb mein Vater. Ich war zu jung. Etwas sollte später für mich sein. Dann gabs Konkurse. Eh alles Vergangenheit.

    Vor 4 Jahren starb meine Mutter. Vorher überschrieb sie die Wohnung meinem Bruder. Der starb unerwartet vor 2 Jahren. Von ihm erbt meine Tochter jetzt die Bude.

    Pflichtteil - da war nix ( Hausrat etc schon). Ich steh sogar als Alleinerbin im Testament meiner Ma.

    Sie hat meinen Geschwistern schon damals nach dem Tod meines Vaters zu Lebzeiten ihren Anteil gegeben.

    Wer vertraut schon einer Drogensüchtigen.

    Der "Witz" ist, mein Bruder hat getrunken. Er starb an Leberzirrhose.

    Er war nach 3 Konkursen erfolgreich und reich.

    Aber ich möchte da gar nicht mehr dran denken. Vergangenheit, nichts mehr zu ändern.

    :bp:

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