Enkel Schule geschmissen, Drogen und kriminell

  • Hallo liebe Mitleser,

    ich hab Sorgen in meiner Familie, und brauche Unterstützung.

    Mein Enkel, 15 , schon immer schwierig und in verschiedenen heilpädagogischen Förderungen, ist von der Schule geflogen. Drogenverkauf dort, Schule schwätzen, abhauen, Schlägereien, Diebstahl.

    Dann in die Kinderpsychiatrie zur Entgiftung, schon zwei Mal. Mein Sohn und seine Partnerin haben sich U Unterstützung durch das Jugendamt gesucht. Mein Enkel bekam jede Chance, von der Schule, der Polizei , dem Jugendgericht.

    Bekam dann Jugendknast, Sozialstunden, die er auch nicht erfüllte.

    Ein Megastress für seine Vater und dessen Partnerin, die Mutter kümmert sich fast gar nicht. Sorgerecht bei beiden.

    Die Nerven liegen blank. Nun war gedacht, dass der Enkel ins Come in nach Hamburg geht, wollte er auch. Aber nun kümmert er sich nicht um die fehlenden Anmeldepapiere.

    Mein Sohn hat sich durch viel Engagement und Arbeit eine kleine Boutique aufgebaut, die sehr liebevoll von beiden geführt wird.

    Wenn mein Enkel aber in Inobhutnahme kommt, oder aber anders untergebracht wird, kommen riesige Kosten auf ihn zu. 1600 im Monat, da er selbständig ist. Für die Mutter weniger.

    Damit ist seine Existenz bedroht, alles, was er sich nach seinem auch nicht einfachen Leben aufgebaut hat, wäre in Gefahr.

    Die Partnerschaft, die an sich ein Glücksfall für beide ist, ist sehr belastet. Ob sie hält?

    Mein Sohn meinte, der Stress bringt ihn noch um.

    Aber meinem Enkel ist das komplett gleichgültig. Er lügt, fordert, beklagt sich.

    Was kann mein Sohn tun , um sich zu schützen? Ich mache mir grosse Sorgen um ihn.

    Ich hoffe, Ihr könnt Tips geben, oder sagen, wie man sich verhält, denn Einsicht hat mein Enkel nicht.

  • Ich kann es mir nicht vorstellen, dass es für solche Fälle keine kostenlosen Lösungen gibt. Aber eines erscheint mir sicher - der Enkel muss da raus, sonst zerstört er die Existenz seiner Familie. Er ist 15, der kann sich nicht um irgendwelche Papiere kümmern, das müssen schon die Eltern machen. Wenn beide das Sorgerecht haben, würde ich an Stelle deines Sohnes das Thema mal an die Mutter delegieren, wenn meine Optionen ausgeschöpft sind. Sorgerecht heißt auch Sorgepflicht. Bei uns in der Gegend gibt es eine Stelle im Jugendamt, die in solchen Situationen kostenlos berät und soviel ich weiß auch ein paar Optionen anbieten kann.

  • Hallo auch von mir,

    klingt nach einer heftigen Geschichte und ich kann mich da ganz gut reinfühlen...

    der Sohn meiner Frau ist ähnlich schwierig. Die letzten Jahre waren extrem anstrengend und herrausfordernd. Er ist aus sämtlichen Einrichtungen rausgeflogen und immer wieder hatte man sich Hoffnungen gemacht, dass man vielleicht endlich das Richtige für ihn gefunden hat. Irgendwann war es dann soweit, dass wir ihn (da war er schon 18) rausgeschmissen haben und er zu seinem Vater gehen musste. Dort war er dann auch in mehreren Einrichtungen und auch im BKH. Aber selbst dort hat er es geschafft raus zu fliegen... Nun gut. Jetzt ist er in einer Einrichtung, aus der man nicht rausfliegen kann...

    Ich Versteh die Hilflosigkeit deines Sohnes. Wir haben es so erlebt, dass uns keine Anlaufstelle, sei es Jugendamt oder sonstige Einrichtungen - Ärzte - Gutachten - usw , weitergeholfen hat. Keiner wollte dafür zuständig sein. Man versucht nur immer es auf den anderen ab zu schieben. Krankenkasse aufs Jugendamt, Jugendamt auf Krankenkasse usw.. keiner will zuständig sein und irgendwelche Kosten dafür tragen. Und wenn dann nur mit Selbstkostenanteil. Der natürlich vom Einkommen abhängig ist.

    Ganz so einfach wie Rabert es schreibt ist es nicht. Der Sohn darf, seit dem 14. Lebensjahr, selbst entscheiden wo er wohnen will. Vater oder Mutter. Und wenn es hart auf hart kommt, entscheidet das auch ein Gericht. Das wäre ein mega anstrengender Prozess für den Vater. Was so oder so schon an seine Grenzen geht, soweit ich das hier rauslesen kann.

    Unser Glück war, dass der Sohn meiner Frau über 18 war und ihn der Vater aufgenommen hatte... Mittlerweile hat er einen Betreuer und -naja- ist in einer Einrichtung aus der man nicht "rausfliegen" kann.

    Leider kann ich keine Tipps geben, was dein Sohn tun könnte... Klar, würde ich ihm einen Therapeuten empfehlen und vielleicht die ein oder andere Beratungsstelle... aber das sind halt keine Lösungen sonder lediglich Empfehlungen, damit er das Ganze besser aushalten lernen kann.

  • Danke, Rabert und Metamorphose, für Eure Antworten.

    Es sieht so aus, wie ich es auch einschätze. Nicht wirklich Hilfe für meinen Sohn.

    Er zieht uns mit in den Abgrund, sagte er . Mein Enkel ist abwechselnd bei Mutter und Vater, wobei er letzte Nacht auch nicht auftauchte. Das heisst, wach bleiben, mal wieder Polizei anrufen.

    So wie Du , Metamorphose es beschreibst, so ist mein Enkel auch. Destruktiv ohne Ende, selbst Knast beeindruckt nicht.

    Wäre die finanzielle Bedrohung nicht, ginge es ja noch, aber da hängt die Existenz dran!

    Ich als Mutter bin zudem 700 km weit weg, und fühle mich so hilflos. Mein Sohn wird langsam krank, körperlich und seelisch. Aber nun muss er sich Hilfe holen, vor allem psychische Unterstützung. Anwaltliche hat er.

    Ein Alptraum.

    Danke Euch noch mal.

  • Man kann natürlich verstehen, dass dein Sohn eine enorme Belastung durchlebt, aber irgendwie ist mir deine Beschreibung zu hart ...

    Daher eine zweigeteilte Antwort!

    Das gewisse Kosten entstehen können, ist nicht von der Hand zu weisen, aber wenn ein Kind nicht zu hause wohnt, fallen auch Kosten weg.

    Grade als Selbstständiger sollten sich da mit dem Steuerberater Mittel und Wege finden lassen, um etwaige Kosten soweit als möglich zu drücken.

    Da du einen Betrag in den Raum gestellt hast, also 1600 €, scheint bereits eine Berechnung vom Jugendamt vorzuliegen, oder?

    Um ehrlich zu sein, wenn so ein hoher Betrag wirklich gefordert würde, dann ist auch das gegenwärtige Einkommen extrem hoch :winking_face:

    Oft wird zumindest mal ein Betrag in Höhe des Kindergeldes erhoben - was ich auch für richtig halte.

    Zusätzlich würden ja auch Lebenshaltungskosten entstehen, welche bei Inobhutnahme eben nicht anfallen - auch das halte ich für gerechtfertigt.

    So oder so, keiner muss unter dem Selbstbehalt Leistungen berappen ...

    Ich sehe da auch nicht die Bedrohung der Existenz, grade eben als Selbstständiger nicht, aber das sollte ein Steuerberater besser erklären können!

    Was das 15 jährige Kind angeht, sorry, es läuft nicht gut, aber es ist und bleibt5 ein Kind.

    So eine Entwicklung kommt ja nicht von heut auf morgen, wenn ein Jugendlicher so austickt, dann hat das auch eine Vorgeschichte.

    Mag sein das bisher keine Maßnahme geholfen hat, aber wer z.B. von Knast Wunder erwartet, der täuscht sich halt leider.

    Vielleicht magst du ja zu den Maßnahmen noch nähere Angaben machen, in dem Alter kommt man nicht so einfach in den Knast.

    Sprichst du von Jugendarrest?

    Welches Urteil hat er denn bekommen?

    Ich verstehe dich als Mutter, du willst deinen Sohn schützen und das ist natürlich auch richtig so.

    Doch gleiches sollte ja für deinen Sohn und dessen Kind gelten, oder?

    Leider lese ich halt, Existenz/Geld/Kosten/Mutter kümmert sich nicht usw. ...

    Ich teile die Aussage von Rabert, es gibt Rechte und Pflichten als Eltern.

    Und ja, ich habe selbst 2 Kinder und weiß von was ich hier schreibe :winking_face:

    Als Suchtberater hatte ich des öfteren mit Ämtern zu tun, sicher läuft manchmal einiges komisch, aber pauschal könnte ich nicht sagen, dass man eh keine Hilfe findet.

    Manchmal stellt man sich Hilfe einfach anders vor und eines ist gewiss, die besteht nicht aus Wegsperren und die Eltern haben Ruhe vor den bösen Zöglingen :baby:

    Um welchen Drogenkonsum geht es denn eigentlich, wen bereits 2 Entgiftungen angesetzt waren?

    Das ein Kind schon immer schlimm war, mag ich mir gar nicht vorstellen, keiner wird als schlimmer Finger geboren.

    Abschließend, unter solchen Voraussetzungen wie beschrieben, wie kann man da erwarten, dass ein 15 jähriger Anmeldeformulare beibringt?

    Ich kann mir kaum vorstellen das dies von irgendeiner Institution so gefordert wird ...

    Rechtlich kann er sich doch gar nicht allein zu solchen Maßnahmen anmelden!

    Wie gesagt Erbsbohne das dein Sohn wirklich viel mitmacht, keine Frage, aber von Außen betrachtet kann man nicht nur das Leid des Vaters sehen - für mich steht da ein orientierungsloser Junge im Vordergrund!

  • Beitrag von Erbsbohne (22. Mai 2019 um 20:53)

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  • Hallo Franz,

    ich versuche mal, die Fragen so weit mir möglich, zu beantworten.

    Zur Vorgeschichte. Die Mutter 17, mit eigener, schwieriger Jugend. Eigentlich war die Beziehung noch sehr jung, sie erbrach wohl die Pille, mein Sohn damals 26 , stand von Beginn an zu dem Kind und freute sich auch .Schwierige Schwangerschaft w. Zyste an der Niere.

    Sie war emotional sehr labil,und fiel mir auf, weil sie sich bei Meinungsverschiedenheiten nicht beruhigen könnte, obwohl schon lange eingelenkt wurde.

    Sie begann eine Ausbildung, mein Sohn hatte sein kleines Geschäft aufgebaut. Der Kleine wurde von vielen verschiedenen Bezugspersonen betreut.

    Dann Paartherapie, währenddessen betrog sie meinen Sohn, der lange bräuchte, um damit zurechtzukommen. Trennung.,

    Mutter und Vater sehr unterschiedlich in ihrem Erziehungsstil. Mutter Laissez faire, Vater konsequent. Kind bei beiden abwechselnd.,

    Ich nahm das als sehr belastend für meinen Enkel war, sprach das auch an. Da ich selbst eine Einrichtung für Kinder mit Problemen u.a. auch aus schwierigen Milieus, leitete, sprach ich früh an, dass mein Enkel mir sehr auffällig erscheint. Dafür gab es viele Gründe.

    Er bekam Ergo, später eine Schulbegleitung weil er weiter sehr auffällig war. Dann in der Psychiatrie die Diagnose hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens.

    Die Ergotherapeutin sagte, er macht nicht mit..

    Nun, warum er so ist hat viele Gründe. Es gab viele Elterngespräche, alle Hilfen , die mein Sohn für ihn bekommen konnte.

    Mit der Mutter gab es nur Stress, weil sie entweder nicht mitmachte , z.b. gemeinsame Erziehungsstile, nicht zu Gesprächen erschien, nicht unterschrieb, usw.....

    Ab 14 begann er , durchzudrehen, was er sogar angekündigt hat. Wenn ich 14 bin, Dreh ich so richtig durch.

    Begann mit Schwänzen, Unterricht stören etc. Die Schule gab ihm ewig Zeit, sich bessern. Immer wieder Gespräche, bis er in der Schule dealte und klaute.

    Blieb nachts weg, trieb sich mit echt üblen , kriminellen Typen herum.

    Jugendarrest nach langer Zeit wegen häufigem Diebstahl, schwerer Körperverletzung , die Verhandlung dauerte 4 Stunden, seitenlanges Strafregister. Sozialstunden , die er im Tierheim abbrach, gibt ja kein Geld dafür.

    Selbst die Richterin im letzten Prozess erwog, Ihr das Sorgerecht zu entziehen. Sie erschien einfach nicht.

    Natürlich über all die Jahre eine Menge Anstrengung und Stress für meinen Sohn.

    Drogen - mein Sohn meint, alles.

    Dann durch das Jugendamt betreute Massnahme, Unterricht mit 3 Jugendl. und 1 o. 2 Lehrern. Ging auch eine Weile gut, dann wieder Schwänzen, Beschimpfungen der Lehrerin mit übelsten Wörtern.

    Ob das nun mit den Kosten für die Wiedereingliederung nach der Therapie im Come in so stimmt, weiss ich nicht. Ich vertraue meinem Sohn, zudem die Berechnung in einem Jahr erfolgte , als das Geschäft gut ging. Seit einiger Zeit läuft es nur schleppend, der Onlinehandel macht sich bemerkbar.

    Mein Sohn sagte, er hat sich beraten lassen, und es stimmt mit dem Geld. Er ist nicht reich, aber es ging ihm ganz gut. Sehr erfreulich für die Arbeit, die hatte.

    Übrigens hat auch seine neue Partnerin , die in Ordnung ist, sich sehr um den Jungen gekümmert. Sie hat eine gute Art mit ihm umzugehen. Ich mag sie auch.

    Soweit, es wurde wirklich alles getan, auch von meiner Seite. Und trotzdem .

    Soweit, ich hoffe es ist klarer?

  • Die (noch)Lebensgefährtin meines Bruders (er zieht gerade bei ihr aus) hat eine Tochter, die die gleiche Entwicklung zu nehmen scheint. Sie ist zwar erst 10, aber der Weg, den sie eingeschlagen hat, ist bereits deutlich sichtbar. Mein Bruder zieht vor allem wegen dieser Tochter aus, weil er sich nicht länger von ihr terrorisieren lassen und seinen 7jährigen Sohn vor ihr schützen will (die Lebensgefährtin gehört auch zur Fraktion der Nichterzieher und maßregelt grundsätzlich nicht). Deshalb hatte ich mich in den vergangenen Monaten etwas ausführlicher mit dieser Problematik beschäftigt.

    Daher möchte ich zunächst drei Quellen empfehlen:

    1. Wikipedia: Die Dunkle Triade (https://de.wikipedia.org/wiki/dunkle_triade)

    2. Sachbuch: Narcissim and Machiavellianism in Youth (Narcissim and Machiavellianism in Youth: Amazon.de: Christopher T. Barry, Patricia K. Kerig, Kurt K. Stellwagen: Fremdsprachige Bücher)

    3. Literatur: Doris Lessing, Das Fünfte Kind (https://de.wikipedia.org/wiki/das_f%c3%bcnfte_kind)

    Was ich gelernt habe? Entweder wird dein Sohn den Enkel los, oder der Enkel wird ihn zerstören. Der Enkel gehört in eine intensive sozial-psychiatrische Einrichtung die speziell darauf eingerichtet ist, solche Fälle langfristig zu betreuen. Solange er noch unter 18 ist, können die Eltern, gegebenenfalls mit Unterstützung des Jugendamtes oder des Gerichts, ihn einweisen lassen. Danach wird dies früher oder später die Justiz übernehmen.

    Es gibt böse Menschen, für die es keine Hoffnung auf Besserung gibt. Warum es sie gibt, woran das liegt ist genauso ungewiss wie die Antwort auf die Frage, warum ich Krebs bekomme und mein Nachbar, der raucht, trinkt und sich ungesund ernährt, eben nicht. Das ist wie Seelenkrebs.

  • Hallo,

    zwar habe ich keine große Lust auf eine Grundsatzdiskussion, allerdings sprechen wir hier immernoch von Minderjährigen. Und da muss ich quasi aus beruflicher Perspektive antworten. Sonst plagt mich nachts mein Gewissen, weil mein innerer Beschützerinstinkt, geprägt durch meine Arbeitserfahrungen rauskommt :winking_face:

    Den in Analogie gestellten Kausalschluss von "dem Bösen" bei Menschen - hier bei Kindern und Jugendlichen in den Raum zu stellen, aufgrund von drei Quellen, die nicht gerade für den geschilderten Fall einschlägig sind und vor diesem Grund eine Handlungsempfehlung zu äußern kann ich nicht unkommentiert lassen.

    Gut der ein oder andere hat wohl ein Weltbild, das dem entsprechen mag. Aber generell hilft es niemanden von einem FAll auf den anderen FAll und dessen Verlauf zu übertragen. Wir Menschen neigen ab und an dazu die gemachten Erfahrungen auf andere zu übertragen, was gut und was schlecht sein kann. Allerdings ein "Kind" oder einen "Jugendlichen" als quasi unheilbar schädlich für die Eltern darzustellen, per Ferndiagnose, halte ich für ausgesprochen - tja, tastächlich gefährlich. Gefährlich, weil es eine Einstellung stützt die suggeriert es gäbe eine "Schuld". Gerade wenn es um Mode-Ferndiagnosen z.B. des "Narzissmus" geht. Wer weiss den schon, was eigentlich passiert ist? Vielleicht gab es Missbrauch oder ein Trauma oder die Bindungsprblematik oder sonstwas. Natürlich keine Entschuldigung dann andere zu "terrorisieren", auch nicht durch die eigene Destruktivität. Aber es ist immer Aufgabe der Erwachsenen, erwachsen zu bleiben. Und im Falle einer Überforderung oder (Selbst-)Gefährdung sich entsprechend Hilfe zu holen. So ein Fall ist nie hoffnungslos, auch wenn es so aussehen mag. Professionelle Anlaufstellen können durchaus damit umgehen und helfen. Es muss nur die passende Hilfe sein. Das kann u.U. bis dahin gehen, dass Sorgerecht freiwillig abzugeben. Das Kind als Zerstörer der Eltern - sorry, das gibt es nicht. Beruflich hatte ich noch niemals einen einzigem Fall, wo bei sowas das Familiensystem oder die Erziehung "gesund" verlaufen wäre. Wie gesagt, keine Entschuldigung, aber Kontexte darf man nie außer Acht lassen und schon gar nicht isolierte pauschalisierte Aussagen über Kinder treffen. Da werd ich sauer. Ich seh zu oft, was mit solchen Kids passiert. Es gibt Hilfe und Distanz für solche Fälle. Man muss den Kids wirklich nicht den Stempel des Narzissmuses, der Schuld oder des "bösen" aufstempeln. Zumal man sie gar nicht persönlich kennt. Klar, hilft es sich schneller davon zu distanzieren, aber ansonsten ist das eine etwas einfache Wirklichkeit. Und wenn wir als Gesellschaft so eine Kultur der Abstempelung mittragen, was macht dass dann mit Kindern generell? Das ist eine Art von Mobbing. Mobbing durch Erwachsene. Und wenn da tatsächlich dann ein ganz anderer Kontext dahintersteht, als es für Außenstehende sichtbar ist kann es ganz schlimm werden. Aber selbst wenn kein Kontext dahintersteht, muss man sich mal vor Augen halten: ist es denn normal, dass sich ein 15 jähriger derart selbst schädigt, indem er die Zukunft an den Nagel hängt? Macht er das, weils ihm so viel Spaß macht? Und er gerne seine Eltern und die Insitutionen ärgert? Es mag sein, dass ihm alles egal ist, ... aber dann ist er sich selbst am allermeisten egal. Das muss überhaupt nicht damit einhergehen, dass man z.B. assoziale oder dissoziale Tendenzen hat. Davon kann ich hier nicht die Spur erkennen. Das geht in die gleiche Richtung, wenn ein Kind sich lasziv verhält und ein Erwachsener nicht die erwachsene Rolle übernimmt und sich davon abgrenzt. Ist das Kind dann auch schuld? Klar, ein krankes Kind kann zu viel für eine Familie sein.

    Das Kind, das seine Eltern zersört ist schuld, dass die Eltern kaputt sind ist eine Hexenjagd. Eltern sind nicht Opfer ihrer Kinder. Außer sie machen sich selbst dazu. Es gibt immer ein Gefälle zwischen einem Erwachsenen und einem Minderjährigem. Klar gibt es auch schon Kinder, die sind sehr krank, unbeschulbar, gewalttätig, etc. - allerdings sind sie niemals unheilbar krank oder gar böse. Das ist kein unabwendbarer, unheilbarer Stauts. Und Eltern müssen sich deswegen auch nicht "terrorisieren" lassen. Sie müssen "nur" der elterlichen Verantwortung nachkommen und sich entsprechend Hilfe holen! Nicht nur für die Kids, auch für sich selbst.


    Aus der Perspektive der Oma, ist es natürlich, sich um den Sohn zu sorgen, wenn beim Enkel so viel schief läuft. Aber das ist längst kein Grund, den jungen Mann zu verteufeln. Der Sohnemann ist Erwachsen. Und anscheinend bereit, seine elterliche Rolle weiter einzunehmen. Das was man indirekt von ihm faktisch zugetragen wird, ist die Sorge um die finanzielle Belastung, Hilflosigkeit und Überforderung. Der Sohn ist allerdings weder für Beziehung noch für die Boutique noch für die Lebensführung der Kausale Grund. Vielleicht hat er damit zu tun, ja. Aber es gibt ausreichend Unterstützung, wenn man mit der elterlichen Rolle überfordert ist, diese Überforderung geringer zu halten. Der Sohn hat ja schon entsprechende Maßnahmen ergriffen. Vielleicht wäre es sinnvoll, dass hier eine Therapie oder eine Elternberatung oder ähnliches stattfindet, damit diese Belastungen in der Elternrolle aufgegriffen werden kann. Vor einer finanziellen existenziellen Bedrohung - da lässt sich, wie Franz schon angedeutet hat, auch einiges machen.


    Ich frage mich, Erbsbohne, was möchtest du eigentlich? Wie geht es dir damit, diese Szene zu betrachten? Weil bisher versuchst du Hilfe für deinen Sohn zu suchen, so wirkt es zumindest? Aber weiss er überhaupt, dass du hier schreibst? Und wie viel hast du eigentlich mit deinem Enkel zu tun?

    Vielleicht hilft es, einfach auch bei der Sache zu bleiben. Und nicht über dich, über deinen Sohn über deinen Enkel zu sprechen... - Du machst dir doch Sorgen um deinen Sohn und möchtest für ihn Entlastung erreichen? Es geht hier doch mehr um Angst um den Sohn und um den Umgang damit, denn um die reale, auf Fakten beruhende Situation, oder?

    Wie gehst du mit diesen Sorgen um? Was macht das mit dir? Glaubst du, dein Sohn bekommt das alleine hin? Wie gehst du damit um?

  • Grany, du hast die Beiträge von Erbsbohne schon gelesen, oder? Ich mache keine Ferndiagnosen, ich reagiere auf eine schriftliche Bitte um Hilfe und teile meine persönlichen Erfahrungen. Ich schreibe auch dazu, woher ich meine Erfahrungen habe und womit ich sie begründe, damit jeder sie in den für sich selbst relevanten Kontext stellen und beurteilen kann. Das hier ist ein Selbsthilfeforum, keine Fachkonferenz von Therapeuten, und das weiß jeder, der hier mitliest.

    Ich habe Quellen angegeben, damit Mitleser die Gelegenheit haben, sich mit dem Thema auseinander zu setzen und sich selbst ein Bild zu machen. Und um zu belegen, dass ich mich (zufällig und aus persönlicher Betroffenheit) gründlich informiert hatte, bevor ich hier diesen Beitrag veröffentlichte. Diese Quellen sind bewusst vielfältig ausgewählt, populärwissenschaftlich, wissenschaftlich und literarisch. Ich habe viel mehr gelesen und die Quellenverzeichnisse bei Wikipedia und im Fachbuch geben einen Eindruck davon, dass man sich in der Wissenschaft mit diesen Fragen ernsthaft auseinander setzt. Was mich aber jetzt doch interessieren würde ist, inwiefern die von mir genannten Quellen mit dem geschilderten Fall nichts oder nur am Rande etwas zu tun haben sollen. Kannst du das mal kurz ausführen? (Ich nehme ja jetzt mal an, dass du sie gelesen hast, wenn du das so behauptest.) Oder möchtest du behaupten, dass es - im Gegensatz zu den Erkenntnissen von Barry, Kerig und Stellwagen - Eigenschaften wie Narzissmus, Machiavellismus oder Psychopathie bei Kindern oder Jugendlichen nicht gibt? Auf die Belege dafür wäre ich gespannt.

    Erklär doch mal, wie dein Beitrag Erbsbohne, ihrem Sohn oder dem Enkel helfen kann. Ich bin überzeugt, nach dem was ich von Erbsbohne gelesen habe und was ich über derartige Konstellationen bisher gelernt habe, dass allen Drei nur geholfen werden kann, wenn der Enkel möglichst bald in eine Umgebung gebracht wird, in der er eine professionelle, langfristige und nachhaltige Hilfe bekommen kann - und in der er sich ihr nicht entziehen kann. Das ist und bleibt meine unmaßgebliche Antwort auf die Frage von Erbsbohne.

  • Hallo Grany und Rabert,

    zum Einen habe ich mir hier meine Sorgen von der Seele geschrieben. Ich lebe alleine, und brauchte Leute, die mich verstehen.

    Ich halte meinen Enkel nicht für böse, aber für gefährdet, noch krimineller zu werden. Mir liegt viel an ihm, nur momentan erreicht ihn niemand so recht. Ich halte den Kontakt, wenn auch sporadisch, so dass er weiss, ich bin da. Allerdings nicht um ihm Geld zu geben.

    Heute kam wieder eine Anzeige wegen Körperverletzung, und zusammen mit den anderen Straftaten wird das wohl Jugendknast geben. Und ich hoffe, das wird vorab eine Grenze für ihn sein und Struktur geben.

    Mein Enkel verweigert zur Zeit vieles, was ihm helfen könnte. Vielleicht ändert sich das.

    Ich konnte einiges klären, durch Information bei der Drogenberatung und hier im Forum gab es Denkanstösse.

    Nein, mein Sohn weiss nicht dass ich hier schreibe. Es ist anonym, also wo ist das Problem.

    Aber ich kann ihm eher helfen, wenn ich selbst einigermaßen angstfrei und informiert bin.

  • Hallo nochmal,

    Nein, mein Sohn weiss nicht dass ich hier schreibe. Es ist anonym, also wo ist das Problem.

    Kein Problem. Das hatte ich nachgefragt, weil ich wissen wollte, ob es vielleicht einen Handlungsauftrag/-bitte von deinem Sohn an dich gab.

    Manchmal kann es helfen, die Ebenen ein bisschen zu differenzieren. Es geht ja (beispielsweise so ausdifferenziert) um

    - deinen Enkel als Person

    - reale Hilfsmaßnahmen für ihn

    - die Beziehung zwischen Vater und Sohn (und Mutter)

    - die Folgen und das Erleben für/des Vaters als Person

    - die Beziehung zwischen dir und deinem Enkel

    - die Beziehung zwischen dir und deinem Sohn

    - um dein Erleben.

    Oder?

    Und da du hier schreibst, wollte ich einfach mehr zu den Sachen wo man über dich am meisten Bezug hat - zu deinem Erleben, zu der Beziehung zu deinem Sohn und Enkel etwas erfahren, nachdem du schon was zum Rest gesagt hast.

    Dein Erleben hatte ich nur indirekt durch das Schildern über die anderen Ebenen aufgenommen, deswegen habe ich es nochmals direkt erfragen wollen. Manchen hilft es ja manchmal, z.B. hinzuschauen, wenn dein Sohn dir davon erzählt und dir sein "Leid" zeigt, was das mit dir ganz genau macht. Z.B. erzählt er dir von deinem Enkel informativ oder will er (unbewusst) Rat oder Trost oder Rettung o.ä.?

    Und was macht das dann in so einem Gesprächsmoment mit dir? Und wie kannst du für dich da sorgen. Z.B. hast du das Bedürfnis hilfreich zu sein, deinen Sohn zu schützen, fühlst du dich ohnmächtig und das alles gleichzeitig, oder oder oder? Und kannst du dann real auf der Handlungsebene was tun. --> Das war meine Frageintention. Hast du ja aber auch schon z.T. beantwortet. Und muss für dich ja nicht unbedingt hilfreicher sein, das so zu zerlegen. Ich war mir nur nicht sicher, ob du auch bei dir bist und nicht nur bei Sohn und Enkel, aber den Zweifel hast du nun ausgeräumt.

    Ich finde es gut, dass du hier schreibst, so wie du es beschreibst ist das ja auch schon eine Art Selbstfürsorge, denke ich. Du kümmerst dich dadurch ja auch um dich. Und bist somit ein gutes, gesundes Vorbild für deinen Sohn und Enkel. Vielleicht gibt es noch mehr, was dich da "angstfreier" macht?

    Ich drücke fest den Daumen, dass es durch die neuen Entwicklungen eine entscheidende Wende gibt.

    Rabert: Wenn dir eine Antwort auf deinen Post wichtig ist, schlage ich vor, wir machen am Wochenenden einen neuen Thread im Offtopic auf und ich nehme dazu Stellung, o.k.? Ich möchte mich dir nicht entziehen, ich hab das in die Runde geworfen. Für mich könnte ich es auch mit dem jetzigen Dissens belassen.

  • Als ich das Thema gelesen hatte, hab ich sofort gewusst, das könnte eine vlt hitzigere Diskussion werden :winking_face:

    Respekt Erbsbohne das du auf meinen Beitrag geantwortet hast, das gefällt mir :smiling_face:

    Ich denke aber dir war auch klar, ich sehe eben diese 2 Seiten an der für euch schlimmen Lage.

    Daher gehe ich auch niemanden persönlich an, aber ich schreibe eben was ich zum jeweiligen Thema denke.

    Alles was du noch weiter berichtet hast, hab ich mir in der Form gedacht - Eltern arbeiten gegeneinander usw. ...

    Das du als Mutter eher das Problem bei der Ex deines Sohnes siehst, verstehe ich zu 100%.

    Andererseits, ich verstehe in gewisser Weise auch den Jungen - der ist 14, bekanntlich in der Pubertät und vertraut auf nichts mehr in der Welt.

    Eltern schaffen keinen Konsens, jeder will was von ihm, alle nerven und sperren ihn auch noch weg :winking_face:

    Ich schreibe das, weil ich zum einen ähnlich war und nach Scheidung selbst schwierige Zeiten mit den eigenen Kindern erlebt habe.

    Selbst bin ich mit 16 eingefahren, wurde drogensüchtig und alle anderen waren schuld - nach meinem heutigen Empfinden und als Suchtberater will ich behaupten, hätte man damals andere Wege beschritten, hätte es vlt auch anders verlaufen können.

    Dein Neffe legt es drauf an, also wird er vermutlich zu spüren bekommen, was ein Gericht sonst noch alles so anstellen kann.

    Leider geht das meist nach hinten los, was soll der Knast an dem Jungen verändern?

    Erstmal ist der dann unter wirklichen Verbrechnern und wenn man die Rückfallquote aus dem Strafvollzug ansieht - dann muss man fragen, ob das in solchen Fällen der richtige Weg ist.

    Wie das finanziell wirklich bei deinem Sohn aussieht, das weiß ich nicht und bin auch kein Profi.

    Nach meinen Infos wird es aber weder eine Insolvenz hervorrufen, noch eine Privatinsolvenz bedeuten.

    Das es gewisse Einschnitte mit sich bringt, ok, davon kann man ausgehen.

    Da das über Jahre schon so läuft, frage ich mich aber, warum hat dann die Mutter noch das gemeinsame Sorgerecht?

    Als Vater hätte da als erstes was unternommen, wenn der Umgang mit der Mutter schädlich für das Kind ist.

    Um ehrlich zu sein, ich zweifle aber auch das geteilte Aufenthaltsrecht in dem Fall an, das hätte man früher abstellen müssen, wenn so extreme Auswirkungen aufgetreten sind.

    Letztlich hoffe ich, dass auch dein Neffe wen findet, der ihn dann genauso zu schützen versucht, wie du es für deinen Sohn machst Erbsbohne

    Leider scheint das im Moment ja nicht der Fall zu sein :frowning_face:

    Übrigens, ich hab einen Beitrag gelöscht, vermutlich bist du aus Versehen auf den Button zitieren gekommen - es war also nur dein Beitrag mit gleichem Inhalt des hervorgehenden.

  • Hallo Grany,

    Anke für Deine Rückmeldung. Ja, ich fühle mich zum Teil ohnmächtig. Aber auch traurig, dass mein Sohn so viel Stress hat. Er muss erfahren, dass seine ganze Mühe nicht viel gebracht hat. Der Vergleich mit anderen Eltern, deren Kindern es gut geht, macht ihm sehr zu schaffen.

    Gute Frage, wie sorge ich für mich? Ich werde mich darin üben.

    Hallo Franz,

    mein Enkel wurde nicht weggesperrt. Im Gegenteil, sie sind zusammen verreist, es wurde viel geredet , auch die Freundin meines Sohnes fuhr mit ihm weg. Nachmittags war mein Sohn zu Hause, damit mein Enkel nicht allein war.

    Mir wird das jetzt ein bisschen viel, auf all die Fragen im Detail zu antworten.

    Darum hier auch Danke für die Rückmeldung.

  • Hi Erbsbohne,

    klasse, dass du dir verschiedene Meinungen über dieses Forum einholst! Ich möchte gerne auch nochmal den Blick auf deinen Enkelsohn legen.

    Wir haben durch die Sozialarbeit auf der Straße häufig mit entkoppelten Jugendlichen zu tun. Jeder von Ihnen hat eine individuelle Geschichte und viele sind über sehr unterschiedliche Wege auf der Straße gelandet. Trotzdem gibt es häufig einen gemeinsamen Nenner, über den diese Menschen enttäuscht sind: Sie fühlen sich allein gelassen, da sie sich nicht stimmberechtigt fühlen.

    Vielleicht geht es deinem Enkelsohn ähnlich. Ich habe den Eindruck, dass schon sehr lange Zeit über ihn bestimmt wird, ohne ihm tatsächlich die Möglichkeit gegeben zu haben, seine Wünsche und Meinungen zu äußern. Damit meine ich nicht, dass er gefragt wird was er will, sonder dass der Rahmen möglicherweise nie so für ihn gepasst hat, dass er sich ehrlich und authentisch äußern konnte. Denn wenn ich so darüber nachdenke: wenn ich als Störenfried Nummer 1 wahrgenommen werde, schäme ich mich heimlich dafür - zugeben würde ich das jedoch nicht. Das würde mich verletzlicher machen.

    Des Weiteren hat dein Enkelsohn offensichtlich einige Stärken. Er versucht selbstständig und unabhängig einen Weg zu finden, mit dem es ihm besser geht als jetzt. Scheinbar bringt er dafür sehr viel Energie auf, die dann beispielsweise beim Antragschreiben fehlt. Ggf ist diese Maßnahme auch nicht der richtige Weg für ihn und das "Nicht-Mitwirken" somit seine Art zu zeigen, dass diese Form der Hilfe nicht die ist, die er tatsächlich braucht. Jemandem, der soviel Kraft investiert und negative Konsequenzen in Kauf nimmt, ist sicherlich nicht gleichgültig, was mit ihm passiert. Womöglich findet er bislang nur keine Sprache, mit der er sich verstanden fühlt.

    Dass die Mühe seines Vaters nicht viel gebracht habe erscheint mit deshalb eine sehr hoffnungslose Stimmung zu sein. Wenn nichtmal seine Familie das Gefühl vermittelt, dass der junge Mannnoch was "werden" kann, wie soll er dann denn nötigen Mut aufbringen, selbst an sich zu glauben.

    Sofern dein Enkelsohn sich mal mit uns in Verbindung setzen will, darf er sich gerne persönlich bei uns im Büro, telefonsich oder im Chat melden. Wir arbeiten immer parteilich für die Jugendlichen, anonym (falls ihm das lieber ist) und freiwillig.

    Liebe Grüße, Carmen von Condrobs e.V. ConAction

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