Gerade mit dem Gras aufgehört, aber Angst

  • Hallo an alle!

    Ich bin zur Zeit in meiner siebenten Woche, kein Gras angefaßt zu haben.

    Dazu muß ich sagen, daß ich gerade in einer Klinik bin (Psychiatrie)...

    Vor Kurzem habe ich hier die Gelegenheit gehabt und es gelassen. Von 2014 bis Mai dieses Jahres habe ich gekifft. Bevor ich mich in die Klinik begeben habe, habe ich fünf Tage vorher schon die Finger von Gras gelassen. Ich habe mittlerweile Angst wieder anzufangen, weil ich schon ein paar psychotische Phasen hatte. Alle Dealernummern habe ich gelöscht. Ich arbeite mit Autosuggestionsätzen, um mich zu stärken. Diese wiederhole ich fast 'meditativ' bis ich mit ihnen einschlafe. Dann träume ich für gewöhnlich sehr lebhaft.

    Ich habe das Gefühl, es jetzt noch zu können "einfach aufzuhören", aber ich habe Angst wieder einer Sucht nachzugehen (Cannabis/Alkohol), deswegen suche ich hier Anregungen.

    LG

  • Hi,

    jo, wenn man mal erkannt hat, wie gefährdet man offensichtlich ist, dann geht eigentlich nur noch die "Null Drogen" Schiene; wobei ich den Alkohol dabei voll miteinbeziehe.

    Alles andere macht dann keinen Sinn mehr...

    Autosuggestion/Affirmationen sind dabei ne sehr große Hilfe.

    Austausch ist ebenfalls sehr hilfreich.

    Sich Wissen über Sucht und ihre Muster/Tricks anzueignen macht einen sicherer.

    Ich vergleiche meine Sucht gerne mit einer Zuckerkrankheit: Mit richtigen Informationen und dem Wissen, wie man damit umgeht, hat man ja durchaus ne Menge Lebensqualität!
    Ist man unaufmerksam, leichtsinnig oder gleichgültig, zahlt man eben seinen Preis dafür!

    LG.Klaus

  • Hallo ganesha

    Ich mache mir nur Sorgen um meine Freizeit wie ich die füllen soll. Habe mir schon Nummern von Psychiatern herausgesucht, bei denen ich mich nach einer Therapie erkundigen will.

    Wie schaffe ich es am besten die Finger von allem zu lassen? Ich würde oft daheim sitzen und die Wand anstarren.

    Meine Betreuerin beabsichtigt eine Langzeittherapie, die ich gern umgehen würde, indem ich die Finger von allem lasse (Alkohol & Cannabis).

    Bin verzweifelt. LG

  • Ich möchte noch hinzufügen, daß ich letztes Jahr so sehr am Bier hing, daß es sogar vorkam, daß ich die Wochentage vergessen hatte und dann Sonntags ohne Einkäufe dastand. In der Zeit hatte ich kein Gras geraucht. Noch bin ich in der Klinik und werde als nächstes auf eine Suchtstation verlegt. Ich bin so oder so bereit die Langzeittherapie zu machen.

    Nur habe ich Angst vor mir und meinem Suchtverhalten.

  • Wenn ich eine sichere Methode wüßte, um zu Hause die Finger von Alkohol zu lassen, wäre diese nicht mal nötig. Das wäre mir das Liebste. Wenn meine Betreuerin sehen kann, daß sie unnötig ist. Ich wäre stolz auf mich.

  • Servus,

    mag sich vielleicht für dich komisch anhören, aber deine Betreuerin ist da um dir zu helfen ...

    Meiner Meinung wäre der Stolz falsch angesetzt, wenn es mehr darum geht, die Betreuung los zu werden.

    Sicher hängt es alles irgendwie zusammen, aber lass doch mal die Betreuerin ihren Job machen und du den deinen :winking_face:

    Bei wie von dir genannten Mehrfachabhängigkeiten ist eine Langzeittherapie nicht verkehrt.

    Du beschreibst doch genau, was so eine Therapie aufzeigen soll, eben dass du deine Zeit passend einsetzt und nicht vor Angst eines Rückfalls mehr oder weniger in eine Starre verfällst.

    Natürlich verstehe ich, wenn man alles allein entscheiden will, doch irgendwie hat sich ja die Betreuung entwickelt - die kommt ja nicht einfach von heut auf morgen ...

    Letztlich geht's um Finger von Suchtstoffen lassen, klar, aber nur weil man nicht konsumiert, ist man leider nicht schon "geheilt" und für immer clean.

    Das Zauberwort ist nun mal dauerhafte Entwöhnung und da ist clean sein ein erster wichtiger Schritt, aber dann kommt die wirkliche Arbeit :winking_face:

  • Bei wie von dir genannten Mehrfachabhängigkeiten ist eine Langzeittherapie nicht verkehrt.

    Ich würde das im Fall von Wolferich ergänzen: So wie er sich, seine Situation, seine Ängste und Probleme beschreibt, betrachte ich eine Langzeittherapie als notwendig. Anders wird es sehr schwierig werden, die aktuell bestehenden Probleme zeitnah in den Griff zu bekommen und eine nachhaltige und langfristige Wirksamkeit der Behandlung zu gewährleisten.

  • Hallo ganesha

    Ich mache mir nur Sorgen um meine Freizeit wie ich die füllen soll. Habe mir schon Nummern von Psychiatern herausgesucht, bei denen ich mich nach einer Therapie erkundigen will.


    Wie schaffe ich es am besten die Finger von allem zu lassen? Ich würde oft daheim sitzen und die Wand anstarren.


    Meine Betreuerin beabsichtigt eine Langzeittherapie, die ich gern umgehen würde, indem ich die Finger von allem lasse (Alkohol & Cannabis).

    Moin,

    ich erkenne mich da ein Stück wieder & kann dir dazu nur sagen, meine Einstellung und mein Stolz hat mich zig Jahre an derbem Konsum gekostet.

    Wenn man keine Struktur für den Tag hat und immer "nur" damit beschäftigt ist, jetzt NICHT zu konsumieren, wird das verdammt fade und genau das bricht einem dann auch

    irgendwann das Genick.

    Von daher ist der Ansatz, in einer Langzeittherapie wieder einiges neu zu erlernen, vielleicht sogar herauszufinden, ob man nicht ne Ausbildung macht etc schon recht vernünftig.

    Man KANN vieles alleine erreichen, aber es ist hart & ohne positives Feedback von außen fühlt sich das sehr einsam und oft sinnlos an.

    Nimm doch das Angebot an, schaue dir an, was dort geboten wird - läuft auf die Frage raus: Was hast du denn dabei zu verlieren?

    Nix, oder - kann ja nur besser werden! LG.Klaus

  • Hallo Ihr alle,

    ich wollte mich nur mal noch zu Wort melden, daß ich wieder aus der Klinik bin und das Aufgehörthaben zu halten mir bis jetzt gar nicht so große zu bereiten gehabt hatte. Ich halte bis jetzt gut durch und habe gar keinen besonderen Druck, auch Dank meinen Autosuggestionen, die gut gewirkt haben, was ich an meinen stark belebten Träumen und meinem Jetztzustand sehen kann. Ich sah mich schon als einen Alkoholabhängigen heute.

    Ich trinke nicht weiter, ich kiffe nicht mehr.

    Kampf dem Rausch so zu sagen.

    Kann mich in ein paar Wochen wieder melden, wie ich es bis dann geschafft habe.

    Grüße an alle und danke.

  • Glückwunsch, einen ersten Schritt hast erfolgreich hinter dich gebracht :smiling_face:

    Freu mich wenn man wieder von dir hört, wie es dir so ergeht!

    :baby:

  • Hallo Wolferich,

    du hast geschrieben, dass du Anregungen suchst. Ich kann dir ein bisschen von meinen Cannabis- und Psychiatrieerfahrungen erzählen:

    ich habe insgesamt vier Psychosen hinter mir. Alle vier von Cannabis. Nach der ersten bin ich für zwei Monate in die Psychiatrie. Es ist besser geworden, dann ist eine gewisse Zeit vergangen und ich habe wieder angefangen. Der Konsum wurde wieder täglich und intensiv und so bekam ich meine zweite Psychose - wieder ein paar Monate Psychiatrie, dann nach der Entlassung weiterhin Neuroleptika genommen... irgendwann hat es mich dann wieder zum Kiffen gezogen und ich habe wieder damit angefangen - wieder Psychose. Genau so bei der vierten Psychose, die jetzt fast zwei Jahre her ist.

    Nun hab ich das Gefühl, dass ich diese Sucht losgeworden bin. Direkt nach dem letzten Psychiatrieaufenthalt bin ich für ein Jahr ins Ausland gezogen, zu meinen Eltern. Wollte dort ein neues Leben anfangen. Und nur dieses eine Jahr hat aus mir diesen, sorry für die übertriebene Wortwahl, "Dämonen" vertrieben. Denn die ersten sechs Monate habe ich täglich ans Kiffen gedacht. Ich dachte mir, bald fang ich wieder an (kannte dort aber noch niemanden, wo ich es hätte kaufen können), dann konsumiere ich seltener und weniger, weniger starke Sorten etc. pp. Also im Prinzip das selbe Denkmuster wie seit der ersten Psychose. Und nur dass ich dort ein ganzes Jahr lang keine Connections hatte (habe in einem Dorf gelebt und hatte keinen Führerschein), hat mich im Prinzip gerettet. Denn seitdem spüre ich gar kein Verlangen mehr damit anzufangen. Mittlerweile hält mich zusätzlich ein bestimmtes Wort davon ab, wieder anzufangen: Verpeiltheit. Ich kann nicht für andere sprechen, aber mich persönlich hat Gras echt verpeilt gemacht, v.a. während des Highs.

    Dann wollte ich dort doch nicht bleiben und bin zurück nach Deutschland gezogen :winking_face:

    Lange Rede kurzer Sinn: hab keine Angst. Wenn du nicht mehr kiffen willst, dann willst du's auch nicht. So einfach ist es. In der Stadt in der ich lebe bin ich weiterhin mit Leuten befreundet, die kiffen. Es kommt oft vor, dass wir uns zu dritt / zu viert / zu fünft treffen. Alle kiffen fröhlich zusammen und ich tu's nicht und ich nicht. Nach scheiss Erfahrungen überlegt man nicht mehr lang, das passiert blitzschnell. "Nein danke" und das war's.


    In dem Sinne alles Gute!

    Halt die Ohren steif.


    Liebe Grüße

    Alex


    p.s. Du hast auch von Alkohol gesprochen. Bei meinem ersten Psychiatrieaufenthalt bin ich einem Typen begegnet, der eine Alkohol-Psychose hatte. Die Ärzte haben zu ihm gesagt, dass sie ziemlich schwer heilbar ist. Pass auf dich auf.

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