Allgemeines Suchtleiden. Bitte um Hinweis!

  • Hallo an alle hier,

    Ich versuche mein Problem kurz und bündig zu schildern. Ich habe ein allgemeines Suchtleiden und neige stehts zu exzessiven Extremverhalten. Das ist dabei im Prinzip "stoffunabhängig". Vor Jahren habe ich für über zwei Jahre an der Bong gehangen, zwischen 20 und 30 Heads am Tag. Ich habe mit meinem Willen eingegriffen. Meine Bong zerstört, mir eine Frau gesucht und ein Kind gemacht. Prinzipiell kein Problem für mich mit einer Sucht aufzuhören, AAAABER....

    es brechen immer neue Varianten hervor: Mein Cannabis-Konsum habe ich mit täglichem Alkoholkonsum beendet, der letzt mitverantwortlich dafür war, dass ich nur knapp einer Vorstrafe wegen Körperverletzung entgangen bin. Grund genug dem Alkohol für immer Ade zu sagen. Ich schaffe es einfach nicht maßvoll zu trinken. Würde ich jetzt nur ein Bier trinken, klappt das auch für ein paar Wochen, dann kommt das nächste Bier in zeitlich kürzerem Abstand bis es am Ende wieder täglich ist.

    Dasselbe gilt für Kaffee. Jeden Tag wurde es eine ganze Kanne und mehr. Ich habe nun seit zwei Wochen auch das Kaffeetrinken komplett eingestellt. Nicht das erste Mal muss ich sagen. Ich habe auch schon einmal für sieben oder acht Monate keinen Tasse getrunken. Dann beim Geburtstag meiner Oma doch eine Tasse und schon ging es wieder los. Genauso schliechend wie beim Alk. Immer kürzere Zeitabstände und dann wieder täglich.

    Aktuell akute Leiden: Pornosucht, die manchen Tag Stunden einnimmt, weil ich mir verbiete zu kommen und so die ganze Zeit kurz vor dem Höhepunkt bleibe bis es doch ausversehen passiert. Dann natürlich Videospiele und Zigaretten. Grob eine Schachtel am Tag.

    Selbstverständlich habe ich auch schon für neun Monate nicht geraucht. Dann in einer schlaflosen Nacht doch wieder eine geraucht. Dann hat es wieder drei bis vier Wochen bis zur nächsten Zigarette gedauert und wieder dieselbe Leier wie bei Alk und Kaffee.

    Es ist mir auch schon oft passiert, dass ich dann mit anderen Substanzen kompensiere. Gerade hindert es mich mit dem Rauchen aufzuhören, weil ich erahne dass ich dann wieder anfange Kaffee zu trinken und noch mehr zocke und porn schaue.

    Es behindert mich halt auch irgendwie, dass ich nicht wirklich am gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann. Mit Kumpels in der Kneipe ist immer eine Höllenfahrt, bei der ich wortkarg mich an mein alkoholfreies Bier klammere und kettenrauche. Anstatt ich vernünftig ein Bier trinke und es danach wieder sein lasse.

    So schluss jetzt: So viel zu meiner SItuation. Was ich suche ist ein Hinweis: Woraus resultiert so ein allgemeines Suchtleiden, bei dem eigentlich der Stoff egal ist, hauptsache ich habe irgendwas. Wo kann ich ansetzen, nicht Symptome wie Alk oder Kiff zu bekämpfen, sondern die allgemeine Ursache zu finden. Hat jemand Literatur Tipps wo es allgemein um Sucht geht? Bei meinen Recherchen finde ich immer nur typische westmedizinische Symptomebehandlung. Googled man nach allgemeines Suchtleiden, findet man nur Nikotin, Alkoholerkrankung, etc pp, anstatt einer psychologischen Auseinandersetzung mit dem Thema Suchtverhalten. Alkohol oder Nikotin, Cannabis oder Porn sind ja alles nur Begleiterscheinungen des eigentlichen Problems. Bitte verratet mir meinen binden Fleck, den ich einfach nicht sehe.

    P.S: Dieses Verhalten zeigt sich auch in "positiven" Süchten. Nach meiner Frau und meiner Tochter bin ich genauso süchtig wie nach anderen Substanzen. Prinzipiell würde ich im Falle meiner Frau sogar davon sprechen, dass ich eher süchtig nach ihr bin als dass es Liebe ist.

  • Du hast offensichtlich eine starke Suchtaffinität. Das kann man tatsächlich gut behandeln, und nicht nur symptomatisch. Ich denke, es wird Zeit, dass du dein Problem mal mit einem Psychologen oder Psychotherapeuten besprichst. Wenn du es ernsthaft beenden willst, dass du dich in ständig neuen Exzessen verlierst, dann hat dieses Problem bei richtiger Behandlung eine ziemlich gute Prognose auf nachhaltige Beendigung. Gehe mal zu einer Suchtberatungsstelle in deiner Nähe, dort wird man dich mit Anschriften geeigneter Therapeuten versorgen können.

  • Servus Ciraja

    Wenn medizinisch vlt auch nicht ganz korrekt, ich unterscheide Suchterkrankungen zumindest im ersten Moment auch nicht.

    Soll heißen, meiner Meinung spielt es erstmal weniger Rolle von was man süchtig ist - die Grunderkrankung ist die (in etwa) gleiche - daher kommt es ja auch oft zu Suchtverlagerungen und die haben ähnliche Auswirkungen.

    Leider hast du nicht berichtet, ob du deine Probleme schon mal medizinisch/therapeutisch hast abklären lassen ...

    Das hat Rabert ja schon geschrieben, das wäre wirklich nötig.

    Meines Erachtens aus 2 Gründen, zum einen um eine Klare Diagnose zu erstellen, zum anderen um dir eben Hilfe anzubieten.

    Warum Diagnose?

    Nicht alles was man als Abhängigkeit (Sucht) erkennt, muss unbedingt seinen Ursprung dort haben und könnte auch eine andere Grunderkrankung/-störung aufzeigen.

    Warum denke ich das?

    Deine Definition von Sucht (Abhängigkeit) ist etwas undurchsichtig ...

    Grade was Frau und Tochter betrifft ...

    Nach aktuellen Kriterien für eine Abhängigkeitserkrankung werden folgende Punkte angesetzt:

    • Ein starker Wunsch oder eine Art Zwang, zu konsumieren
    • Verminderte Kontrollfähigkeit in Bezug auf den Beginn, die Beendigung oder die Menge des Konsums
    • Ein körperliches Entzugssyndrom bei Beendigung oder Reduktion des Konsums, nachgewiesen durch Entzugssymptome oder durch die unumgängliche Aufnahme um Entzug zu vermindern oder zu vermeiden
    • Nachweis einer Toleranz gegenüber der Substanz, im Sinne von erhöhten Dosen, die erforderlich sind, um die ursprüngliche Wirkung hervorzurufen
    • Fortschreitende Vernachlässigung anderer Interessen zugunsten des Konsums sowie ein erhöhter Zeitaufwand, um zu konsumieren oder sich von den Folgen zu erholen
    • Anhaltender Konsum trotz des Nachweises eindeutig schädlicher Folgen

    Von den 6 Kriterien sollten mindestens 3 direkt zutreffen ...

    Das ist zwar eher für Substanzkonsum gedacht, aber letztlich kann man das auch gut für nicht stoffgebundene Süchte verwenden, wenn es eigentlich fachlich meist eher um Verhaltenstörungen (Verhaltenssüchte) geht.

    Warum führe ich das so aus?

    Weil ich denke, grundsätzliche werden Suchterkrankungen weitgehend gleich behandelt, aber es sollte schon speziell angesetzt werden, grade wenn es um Verhaltensstörungen und/oder Impulsstörungen geht.

    Bitte verratet mir meinen binden Fleck, den ich einfach nicht sehe.

    Wenn ich das könnte, dann wäre ich ein reicher Mann :grinning_squinting_face:

    Das wirst du auch nicht finden, das eine Problem, das alles löst!

    Deswegen ist es ja so wichtig, dass man sich unterstützen lässt und sich eben die bestmögliche Hilfe sucht.

    Der Weg ist gar nicht so schwer, entweder zur Suchtberatung, Psychiater oder vlt sogar erstmal zu einer SHG.

    Natürlich ist auch der Therapeut der richtige Ansprechpartner, nur leider sind da Termine und vor allem Therapien mit sehr langen Wartezeiten zu erwarten.

    Um ehrlich zu sein, klar können Bücher einen guten Einblick ins die psychologische Sichtweise von Abhängigkeit geben - aber eine Selbstbehandlung halte ich für mehr oder weniger unmöglich - begleitend ja, aber nicht als der Leser der sich eben selbst behandelt.

    Sprichst du eigentlich da mit niemanden?

    Weiß deine Frau davon und wenn ja, was meint sie dazu?

  • Meine Frau hat mein Problem sicherlich noch nicht völlig erkannt. Natürlich spreche ich davon, aber es mischt sich immer ein gewisser Stolz mit hinein. EIn tolz, der mir sagt, dass ich mein Problem bewältigen werde. Dann bewältige ich mein Problem wieder für ein paar Tage bis ich mir bewiesen habe, dass ich es kann oder der Kampf zu antrengend wird oder ich mri sage, jetzt hast du auch mal eine Belohnung verdient. Eine Belohnung wird dann schnell zum Rückfall.

    Ich bin nebenbei Schriftsteller und nehme als eine Art Ghostwirter Aufträge von Kunden an. Jetzt habe ich gerade ein Buch über Prokrastination erhalten. Ein Thema, dass sich mir auch immer wieder stellt. Die ersten 280 Seiten Literatur war ich hoch motiviert. Schließlich arbeite ich an der Bewältigung meines eigenes Problems und werde auch noch dafür bezahlt. Dann kam das Kapitel "Süchtiges Aufschieben" und ich hab das innerliche Zucken gemerkt: Jetzt geht es um mich.

    Ich fühle mich angesichts meiner Wünsch und Ziele, die ich im Leben habe ohnmächtig, aber ich will mir das nicht eingestehen. Verständlich oder? Mein Trotz, mein Stolz, mein Kampf kommen daher, dass ich die Realität nicht akzeptieren kann.

    Zu einem Therapeuten: Ich sehe darin nicht viel Hilfe. Ja ich habe mal eine Therapie begonnen. Damals ging es noch um die Bewältigung meiner Wut. Sie hat es auf eine Sozialphobie zurückgeführt. Ich war erst einmal offen für die Diagnose, aber muss sagen, dass es mir mit der Zeit immer oberflächlicher erschien. Sie hat mri eine Diagnose gegeben, weil ich danach verlangt habe, wusste aber keine bessere zu machen. Ich habe daher aus dieser Erfahrung und auch meiner Logik her ein Autoritätenproblem mit Therapeuten. Es ist auch nur ein Mensch, der dort vor mir sitzt und auch er kann mir nur Ratschläge geben. Am Ende bin ich es auch gegenüber eines Psychotherapeuten, der sich selbst helfen muss. Ich könnte da genauso gut zu einem Pastor oder Mönch gehen und würde mich eventuell sogar besser beraten fühlen. Pharmazeutische Therapien werde ich stets ablehnen.

    Natürlich gab es auch Zeiten, in denen ich mich mal mehr mal weniger geöffnet habe, ganz unterschiedlichen Personen. Das tue ich ja auch jetzt hier, nicht? Selbstverständlich kann dir niemand helfen. Die einzige Hilfe darin ist, dass man mehr Selbstakzeptanz und Selbstwert erlangt, wenn man ein Problem anspricht und falsche Scham abbaut.

    Zu deiner Definition von Sucht: Ja tatsächlich erlebe ich 99% meines Lebens als zwanghaft. Entweder sind es Impulshandlungen, Gewohnheiten, äußere Zänge wie Freunde, Familie, Chef oder Kunden oder einfach, dass sich die Entscheidungen nicht mit dem decken, was ich mir von mir wünsche. Ich pauschalisiere mal einen typischen Tagesablauf: Ich stehe auf, helfe meiner Frau und meiner Tochter sich für die Arbeit fertig zu machen. SObald sie weg sind, lege ich mich wieder schlafen. Ich stehe auf koche Kaffee und setz mich an Youtube, Pornos oder Videospiele. Irgendwann gegen Mittag beginne ich zu arbeiten. Meist mit einem rießigen Gefühl des Zeitdrucks vollbringe ich fast Wunder und schaffe in zwei Stunden unglaubliches, weil mein innerer Druck so groß ist. Nach zwei Stunden arbeit gibt es eine halbe Stunde Pause. Esse etwas, dass am schnellsten zuzubereiten geht und arbeite dann nochmal solang bis ich unter Zeitdruck losstürze um meine Tochter pünktlich aus dem Kindergarten abzuholen. Danach spiele ich mit meiner Tochter bis meine Frau kommt, helfe im Haushalt, koche oder bereite das Abendbrot vor, versuche meiner Frau alles abzunehmen, was ich kann (vielleicht auch ein bisschen um meinem schlechten Gewissen auszuhelfen). Gehe gemeinsam mit ihr ungefähr 5mal rauchen bis wir schlafen gehen. Nach dem Abendbrot Kind fein ins Bett bringen, vielleicht eine Geschichte lesen. Dann wird eine Serie geschaut mit meiner Frau, dazu gibts meist Süßkram und ab ins Bett. Effektiv gearbeitet: 3 Stunden, vielleicht nur 2,5h. und dann geht die Leier von vorn los.

    Es stecken da so viele "gefühlte" Laster drin: Ich will keine Serien schauen, ich will nicht zocken, ich will nicht rauchen, ich hasse alltägliche Routine. Ich will Abenteuer, bin gelangweilt vom Alltag. Weder die abgeschlossene Uni, noch davor die Schule, noch mein derzeitiges Berufsleben haben mich jemals derartig gefordert, dass es Spaß gemacht hätte. Ich bin bevor ich meine Frau kennengelernt habe, mit einigen Hippies ein Jahr meiner Kifferzeit umhergereißt. Darin fühle ich jetzt noch die Freiheit, die mir jetzt fehlt.

    SO jetzt breche ich hier erst mal ab. Meine Frau will mir eine Freude machen heute Abend mit mir zusammen zu ein Game zu zocken. Wir schlafen dafür alle drei in meinem Büro. Und hier siehts aus wie bei nem Messi und ich hab nur noch 2,5 Stunden zu retten, was zu retten ist!!!


    Also noch ein kurzer Nachtrag: Meine Antwort dient dem Zweck, dass Ihr noch ein paar mehr Details habt, um mir vielleicht doch noch weiterzuhelfen, weil die Grundaussage bisher war: Wir wissen zu wenig, um dir da wirklich helfen zu können.

  • Zu einem Therapeuten: Ich sehe darin nicht viel Hilfe.

    Ernsthaft? Wen lässt du denn dein Auto reparieren? Wen holst du, wenn die Heizung kaputt ist?

    Es kann ja sein, dass dein erster Versuch mit einem Therapeuten nicht so gut war. Aber das heißt doch nicht, dass Therapeuten grundsätzlich nicht helfen können. Du bist intelligent genug um das besser zu wissen! Du fragst in diesem Thread nach einem Hinweis, wie dir geholfen werden kann. Der wird dir gegeben: Suche dir einen Therapeuten!

    Ich lese das in diesem Forum immer wieder, dass die Kranken genau diejenigen als Helfer ablehnen, die speziell dafür ausgebildet sind ihnen zu helfen. Das ist genauso als würde ein Ertrinkender im Mittelmeer das Rettungsschiff ablehnen, weil er es nicht selbst gebaut hat, oder weil das Boot, mit dem er kam, auch schon untergegangen ist.

    Du bist anscheinend von deinem Leben gelangweilt. Du bist wohl ziemlich unzufrieden. Warum ist das so? Was ist der Grund dafür? Was willst du eigentlich? Warum tust du das nicht, was du eigentlich willst?

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!