Der Schleier der Sucht

  • Schönen guten Tag meine lieben,

    Vorab, ich habe wenig bis keinerlei Erfahrungen mein Gewissen in Foren zu erleichtern und zu interagieren. Jedoch ist dies nicht mein erster Entzug von Cannabis. Und auch wenn ich bisweilen immer wieder geschafft habe (rückblickend) "pausen" ein zu legen, so möchte ich es dieses mal mit ein wenig Unterstützung in Angriff nehmen.
    Vorab ein paar Zeilen zu meiner Person.
    Ich bin frisch umgezogen in eine Gegend in der ich mehr oder minder alleine Bin. Freunde und Familie sind weit entfernt, was ich zwar durch meinen Job kenne, aber meine Privaten Gewohnheiten wieder durcheinander werfen.
    Ich bin 27 Jahre alt, stehe mit beiden beinen doch recht fest im Leben und habe einen Job in dem ich aufgehe und Verantwortung tragen darf.
    Im Grunde keine schlechten Vorraussetzungen, oder?
    Der Umzug und der neue Job sollten eigentlich wieder ein Neuanfang werden, aber ich bin schnell wieder in alte Gewohnheiten gerutscht. Aber dazu später.

    Mit dem Kiffen habe ich recht spät angefangen. Es müsste mit 22 gewesen sein, Unschuldig, Harmlos und vor allem Spannend und Interessant am Anfang. Wie die meisten sicherlich wissen erkennt man die Sucht erst, wenn sie Tief verwurzelt ist. Den Preis für meine "Entspannung" sind mittlerweile eindeutig. Ich schotte mich sozial komplett ab, und das fast einzig wichtige im Kopf ist: Wann ist Feierabend? Wann kann ich mir endlich wieder eine Tüte drehen und "abschalten". Sofern ich an Freien Tagen nicht direkt schon nach dem Kaffee mir eine drehe weil ich nichts anderes mit mir an zu fangen weiß.

    Ich möchte jetzt nicht mein ganzes Leben ins kleinste Detail zusammen fassen. Jedoch meine Erfahrungen kurz niederschreiben. Ich habe schon des öfteren Pausen eingelegt. Manche waren kurz, manche länger, andere hielten bis über ein halbes Jahr. Letzteres ist mir jedoch nur 2 mal gelungen unter der Situation das ich auf einem Kreuzfahrtschiff für 6 Monate gearbeitet habe, und ich dort sowohl keine Gelegenheit dafür hatte, keine Zeit darüber nach zu denken als auch Sozial gezwungen war unter anderen Leuten zu sein und mit denen jeden Abend gut was getrunken habe. Nach 2 Verträgen a 6 Monaten hat sich meine Toleranz zum Alkohol auch verändert und hat sich das erste mal in meinem Leben auch zu einem Gewissen Sucht Faktor entwickelt.

    Interessant für mich ist stets die "Möglichkeit" Kiffen zu können.
    Nach beiden Verträgen auf See war ich jeweils 6 Monate Abstinenz von Cannabis. Und ich hätte auch nicht kiffen müssen wie es sich jetzt wieder anfühlt. Aber ich wollte es mir unbedingt gönnen und beides mal war es das gleiche Ergebnis. In meinem langen urlauben von jeweils 2 Monaten habe ich praktisch nichts anderes getan als von morgens bis Abends zu Kiffen und mich ab zu schotten. Alles andere war langweilig oder hat mein Interesse nicht mehr geweckt. Seit drum, ich schweife ab.
    Worauf ich hinaus möchte, in jüngerer Vergangenheit hatte ich oftmals Situationen in denen es einfach nicht Möglich war zu kiffen. Sei es das ich im Urlaub weg war, in einer Anderen Stadt und ich im besten Fall niemanden kannte der mir "weiterhelfen" konnte. Und in genau diesen Zeiten viel es mir überraschend einfach das Verlangen zu ignorieren.

    Jetzt, wo ich mich in meinem neuen Wohnort eingelebt habe, habe ich auch Möglichkeiten und Kollegen gefunden. Und Zack! ab diesen Zeitpunkt war ich wieder drin.
    Ich. beklage mich wieder mal das ich den Scheiß endlich aufgeben muss, zurück ins Leben finden muss. Doch es ist Anstrengend, - denn auf einmal habe ich so viel Zeit am Tag. Am schlimmsten ist es in der Regel wenn ich frei habe.
    Ich erledige was zu erledigen ist und dann.... was dann?... Dann kiffe ich oder ich laufe so lange im Kreis bis ich was besorgen gehen kann.

    Es ist diese elende Langeweile (die ich früher so in der form nie hatte), dieses, - sich beschäftigen bis der Tag endlich vorüber ist und ein neuer anbricht.

    Die letzen 2 Monate sahen gemischt aus. Ich kiffe ne Woche, mach ein paar Tage pause, kiffe wieder. In den Pausen habe ich das Cannabis durch Alkohol ersetzt : sehr schlechte Idee ^^.
    Gerade die letzen Wochen sahen folgendermaßen aus: Arbeiten, einen rauchen, schlafen gehen.
    Und da muss ich raus.

  • Warum willst du mit dem Kiffen und dem Trinken aufhören? Leidest du aktuell unter Begleiterscheinungen? Hast du Angst vor den langfristigeren Folgen?

    Ich habe irgendwie das Gefühl, das nicht wegen des Kiffen rauchst oder wegen des Trinkens säufst (also dass du keinen Suchtdruck im eigentlichen Sinne hast), sondern dass du einfach Langeweile hast. Du willst dich ablenken, du weißt nichts besseres mit deiner Zeit anzufangen. Und du beginnst zu erkennen, dass das auf Dauer irgendwie nicht besonders aufregend und erfüllend ist. Kiffen und Trinken betäubt da das Gefühl der Leere in dir. Kann das sein?

  • Warum möchte ich mit dem Kiffen aufhören? Darauf könnte eine Lange liste Folgen. Ein paar Auszüge daraus wären:
    -Ich schotte mich sozial komplett ab wenn ich konsumiere. Sowohl von Freunden als auch Familie. Selbst wenn die Kollegen nebenan zusammen sitzen, quatschen und ein Bierchen trinken, so ziehe ich mich lieber alleine zurück und rauch mir einen.
    -Ich will auf was anderes zu meinem Feierabend / zu meinen Freien Tagen hin arbeiten als mich wieder sofort abschießen zu wollen.
    -Ich weiß wie aktiv und happy ich jedes mal war wenn ich pausierte, wie ich wieder angefangen habe zu leben und nicht dahin zu vegetieren.
    - ich will diesen druck nicht mehr verspüren, - diese Unruhe falls das Depot leer ist und ich meinen Dealer nicht erreicht bekomme.

    - Ich will das sich nicht jeder Gedanke nur ums Kiffen dreht. Denn:

    Ja! du hast in gewisser weise recht. Ich überbrücke / verdränge die Langeweile wenn ich mir einen Rauche. Um an etwas anderes Spaß zu haben müsste ich etwas dafür tun. Beim Kiffen dreh ich mir eine und Zack, - der Kopf ist leer.

    Die meisten male als ich aus eigener Kraft aufgehört hatte, gab mir Reue, ein schlechtes Gewissen, das Wissen es nun wirklich zu übertreiben den Ansporn es durch zu ziehen.
    Dieser Ansporn fehlt mir aktuell immer noch.

  • Nun, dann scheint es ja doch etwas Suchtdruck zu geben, und auch Leidensdruck. In diesem Fall möchte ich dir dann doch eine Suchtberatung ans Herz legen. Die können und wollen dir helfen. Da du noch nicht vollends abgestürzt zu sein scheinst, dürfte das für dich eine gute Prognose haben.

  • Ich danke dir für deine Empfehlung.
    Ob ich es in Anspruch nehme oder Versuche aus eigener Kraft wieder aus diesem Loch zu kriechen kann ich noch nicht abschätzen.
    Auch wenn sich innerlich alles dagegen sträubt zu einer Suchtberatung etc. zu gehen, so scheint es wohl auch gerade deswegen eine gute Idee. Auch wenn ich dafür noch Überwindung brauche.

  • Ob ich es in Anspruch nehme oder Versuche aus eigener Kraft wieder aus diesem Loch zu kriechen kann ich noch nicht abschätzen.

    Du kannst in diesem Forum in vielen, vielen Beiträgen nachlesen wie schwer das den Meisten fällt. Sei ehrlich zu dir selbst, lausche in dich hinein und sieh nach, ob die Kraft wirklich in dir ist das alleine zu schaffen. Gehe dabei davon aus, dass du dich überschätzt.

    Eine Suchtberatung ist eine Hilfsangebot. Das ist kein Gefängnis, keine Bestrafung, kein Pranger. Sie kostet auch nichts. Die meisten Leute dort sind nicht nur hilfsbereit, sondern auch ausgebildet und erfahren.

  • Im Grunde keine schlechten Voraussetzungen, oder?

    Ich meine, sehr gute sogar :smiling_face:

    Du führst Gründe auf, warum du aufhören willst und schreibst auch über deine Fallstricke, die dich stolpern lassen.

    Das muss man erstmal hinbekommen, es wollen ...

    Natürlich wäre Suchtberatung eine schnelle Möglichkeit um zumindest mal Infos für Hilfsmöglichkeiten zu erhalten.

    Aber schau dir auch mal unser Partnerprogramm Lass das Gras (<<== klick mich) an ...

    Das habe ich 2008 in der Form entwickelt und heute betreibt es ein Freund von mir der auch hier immer mal da ist >> ganesha

    Ich könnte mir vorstellen, das wäre was für dich, weil du ja immer mal Pausen hinbekommen hast.

    Du schreibst von Langeweile oder nichts mit freier Zeit anfangen können ...

    Was für Möglichkeiten gäbe es denn für dich?

    Sport?

    Ich meine am besten ist da was, wo man sich mit anderen Leuten trifft, also im Verein Sport machen oder andere Hobbys.

    Kannst dir das vorstellen? Hast früher was gerne gemacht, was mit dem Kiffen in den Hintergrund gefallen ist?

    Natürlich kann man deine Beschreibung verstehen, Kopf leer - nix denken müssen und vlt noch nen Job der einen auch viel abverlangt ...

    Genau um das geht es ja, die Leere muss irgendwie gefüllt werden!

    Egal ob du nun selbst aufhörst, mit Hilfe oder sogar stationär - es gibt immer ein danach und das muss irgendwie organisiert werden, gefüllt!

  • Schönen guten Abend,
    es ist Feierabend, der Zweite Abend auf Entzug. Ich bin Müde, habe Kopfschmerzen und über den ganzen Tag verteilt immer wieder Schmacht Attacken überwunden. Normale Erscheinungen die Ich gewohnt bin, aber wie Rabert erwähnte oben, so stimmt es. Ein wenig überschätze ich mich schon. Denn der Willen es durch zu ziehen ist längst nicht so gefestigt wie in Vergangenen Phasen. Andererseits ist es auch wieder ein bekanntes Muster das ich aufhöre, wieder anfange, aufhöre usw. bis ich endlich den Absprung schaffe.
    Ich bin an den Punkt an dem ich sogar meinen Kollegen die Kiffen und auch meinen Dealer auf meine Situation angesprochen habe und ich von allen Seiten unterstütz werde. Es liegt also an mir. Keine Ausreden^^
    Ich verfalle auch langsam wieder in gewohnte gute Muster. Ich fange wieder damit an meine Freizeit zu organisieren und auch das beantworten und bearbeiten dieses Eintrages hätte ich natürlich ignoriert wäre ich wieder voll drin.
    Es tut gut sich aus zu tauschen und ich glaube mich hier ein wenig zu öffnen war eine recht gute Entscheidung.
    Warum also auch nicht über eure Vorschläge näher nachdenken und dementsprechend bald eine Entscheidung zu treffen.

    Gleichzeitig habe ich mir heute Morgen auch gesagt: Ich will nicht auf alle Rituale sofort verzichten. 2 Gläser Jacky, ganz gemütlich zu Feierabend als Ritual -> zum Genuss werden sich genehmigt. So lange ich weiter Genieße und nicht anfange zu Saufen und mich abzuschießen.

    Eine Suchtberatung ist eine Hilfsangebot. Das ist kein Gefängnis, keine Bestrafung, kein Pranger. Sie kostet auch nichts. Die meisten Leute dort sind nicht nur hilfsbereit, sondern auch ausgebildet und erfahren.

    Im Grunde sollte ich das wissen. Ich sollte auch wissen das es hilfreich ist. Es kostet eben Überwindung stärke zu beweisen um einen wunden Punkt, eine Schwachstelle zu offenbaren. Ich hoffe das ist einigermaßen verständlich.
    Aber ich komme langsam zu dem Schluss das ich es wenigstens einmal ausprobieren sollte.

    Aber schau dir auch mal unser Partnerprogramm Lass das Gras an

    Werde ich tun, vielen Dank.

    Was die Langeweile und deren Bekämpfung angeht... In meiner Kindheit und Jugend war ich ein Zucker Kind. Angefangen mit WoW und fortgesetzt mit vielen vielen Spielen. Gerade das Online Rp hat mir immer sehr viel Freude bereitet. Letzteres könnte ich mir noch vorstellen wieder anzufangen. Auch wenn es ein langer weg ist sich da wieder rein zu arbeiten und es im Grunde nichts anderes war wie ein Drogen ersetzt damals. Alles hat sich ums zocken gedreht. Soziale Kontakte... ehr Arg^^. Und allgemein bin ich mittlerweile in einem Alter in dem ich wirklich nicht mehr so gerne Zocke wie früher. Also ehr eine schlechte Option.
    Sport ist natürlich so eine Sache. Ich fange auch wieder Step für Step damit an. Wenn ich einmal warm geworden bin liebe ich den Sport. Nur Den Schweinehund muss man erst einmal die Planke runterschubsen.

    Ich versuche mich mit verschiedenen Hobbys und Interessen. Ich versuche Gitarre zu lernen, ich versuche Spanisch zu lernen. Sortiere mein Leben wieder von A nach B. Schaue Serien, melde mich bei Freunden usw. An einem Arbeitstag wie heute kein Problem. Alles palletie. An Freien Tagen wird es schwierig. Denn Irgendwann habe ich genug gelernt, genug servieren geschaut, genug Sport gemacht aber der Halbe Tag ist noch übrig. Sicher gibt es 100 Sachen die man unternehmen könnte. Doch sich dazu überwinden ist eine Sache.
    Ich muss wieder lernen mit Langeweile um zu gehen und diese in etwas Produktives verwandeln was nichts mit Drogen zu tun hat.


  • 2 Gläser Jacky, ganz gemütlich zu Feierabend als Ritual -> zum Genuss werden sich genehmigt. So lange ich weiter Genieße

    2 Glas Whiskey jeden Abend - das ist kein Genuss, sondern Alkoholismus und nur eine Frage Zeit, bis das (wieder) eskalieren wird. Das wirst du mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht vermeiden können.

    Reduziere es auf 1 Glas jeden Abend, und nach ein paar Wochen auf 1 Glas jeden zweiten Tag, und nach ein paar weiteren Wochen auf ein Glas am Wochenende. Halte das ein Jahr lang durch. Wenn dir das nicht gelingt, kannst du dich bei den Anonymen Alkoholikern anmelden.

    Ich muss wieder lernen mit Langeweile um zu gehen und diese in etwas Produktives verwandeln was nichts mit Drogen zu tun hat.

    Das beste Mittel gegen Langeweile ist Zweisamkeit. Schon mal darüber nachgedacht?

  • vielleicht war es mit dem Schnaps nicht sehr glücklich formuliert.
    Natürlich werde ich mir da meine Grenzen setzen und mit Nichten jeden Abend saufen.
    Priorität hat es für mich auf jeden Fall mich nicht mehr "abzuschießen"

    Zweisamkeit tut gut. Allein gestern Abend saß ich noch bis spät in die nacht mit 2 Arbeitskollegen auf dem Balkon und haben gequatscht. Ein Super Abend. Balsam für die Seele auch mal wieder.
    Der Preis heut Morgen war ein diverser Kater^^.

    Ich danke noch einmal für deine Rückmeldungen Rabert

  • Ich versuche mich mit verschiedenen Hobbys und Interessen.

    Hört sich schon mal recht gut an :smiling_face:

    Wichtig dabei wäre ein fester Plan, also ne Art Stundenplan - wenn man das nur bei Bedarf oder Langeweile umsetzt, ist es meist schwieriger ...

    Auch ein Ehrenamt würde sich anbieten, egal welches.

    Hier sind andere auf dich angewiesen, da sagt man nicht einfach mal - grad kein Bock, is mir zu heiß oder ich hau mir lieber ne Jacky rein :winking_face:

    Hast dir LdG angeschaut?

  • Natürlich werde ich mir da meine Grenzen setzen und mit Nichten jeden Abend saufen.

    Genau darum geht es. Deine selbst gesetzte Grenze sind zwei Whiskey am Abend (ich wäre damit jeden Abend breit) und mitnichten jeden Abend saufen. Du wirst wissen, dass du mit deiner Vorgeschichte und mit den Mengen, die du jetzt noch konsumierst, per Definition Alkoholiker bist. Anscheinend meinst du, dass du den Alkohol mit deinen Grenzen im Griff hast. Vielleicht ist dass tatsächlich so, dies widerspricht aber meiner persönlich Erfahrung und allen medizinischen Studien. Die einzige Chance, die Alkoholiker auf ein normales und suchtfolgenfreies Leben haben, ist Abstinenz.

    Wenn du nicht in der Lage oder Willens bist dein Alkoholproblem in den Griff zu bekommen, wie willst du dann von Cannabis loskommen?

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