Ehemann, eine einzige Suchtbaustelle

  • Hallo,

    Ich war nun einige Tage stille Leserin dieses Forums. Nun habe ich selbst den Mut etwas zu schreiben.

    Mein Mann ist süchtig, er ist nicht nur nach einer Art Droge süchtig sondern eine einzige Baustelle geworden.

    Ich muss etwas ausholen, kennengelernt haben wir uns online. Ich wußte damals das er kiffte, dies war aber sofern ich nicht dabei war, kein Problem für mich. Als ich ihn mehr kennenlernte, merkte ich wie viel Alkohol er trank. Schon morgens um 10 Uhr holte er mich vom Bahnhof ab mit einer Flasche Bier in der Hand. Ich erwischte ihn beim ziehen von Speed. Das war wirklich ganz furchtbar für mich. Aber ich half ihm davon weg zu kommen. Als wir dann zusammen gekommen sind und irgendwann klar war, daß wir zusammen ziehen, war meine Bitte, das Kiffen sein zu lassen. Auch dies klappte.


    Nun, letztes Jahr im November waren wir feiern, mit einem ehemaligen gemeinsamen Freund (ist er heute nicht mehr). Dieser zog sich auf Klo Speed, Mein Mann erzählte ihm er habe das früher ja auch getan...ob er es mal wieder zum durchfeiern ausprobieren dürfte. Gefragt, getan. Zack, war er wieder im Kreislauf drin. Von November bis März merkte ich die kleinen Veränderungen nicht sofort. Ich freute mich, dass er mal wieder mit mir ps4 spielte, ärgerte mich aber irgendwann über das Nächte lange durch zocken. Er trank übertrieben viel Alkohol dabei. Manchmal ging er nahtlos arbeiten, was mich schockierte. Aber gut, jeder kann mal wenig schlafen und ein paar Tage irgendwie meistern. Irgendwann verlor er den Job. Ich ahnte immer noch nichts... Wie dumm ich nur war.

    An meinem Geburtstag fand ich auf der Party Speed. Er reagierte erschrocken und schob es einer Freundin in die Schuhe die ja bekanntlich viel ausprobierte. Wieder glaubte ich ihm.

    Er bekam ständig Nasenbluten, da leuteten endlich alle Alarmglocken bei mir. Ich fing an die Räume wo er sich beachtlich lang aufhielt zu durchsuchen. Meistens war dies das Bad. Ja, dort fand ich wieder Speed. Eine Menge sogar. In einer Taschentuchpackung versteckt... Es gab riesigen Ärger, aber er gelobte Besserung. War froh das ich es gefunden hatte und er endlich wieder mit mir in eine Richtung blicken konnte.

    Er ging zur suchtberatung, holte sich Hilfe, einen neuen Job. Erzählte mir endlich alles.... Speed war sein dauerfreund, gras zum runterkommen und Alkohol sein dauergast.

    Drei Monate ging es gut, bis er sich wieder charakterlich änderte. Er reagierte Kindisch, hatte keinen Bock mehr auf Unternehmungen, liebe oder Zärtlichkeit gab es nicht mehr. Da habe ich ihn in flagranti erwischt. Versteckt in den Socken.

    Eine Woche Pause, denn wir waren im Urlaub, danach fing es wieder an. Zwei Tage lang um die Überstunden auf der Arbeit zu schaffen. So sagte er.

    Ich bin so sauer... Er trinkt, viel sogar....weil es das geilste Getränk der Welt ist. In seinem speed Rausch ist er in sexforen unterwegs und wedelt sich lieber alleine einen auf schlanke Frauen mit dicken Ärschen, ich hab auch einen aber bin eben auch stabil gebaut... Das habe alles nichts mit mir zu tun, sagt er...

    Er kifft wieder, um runter zu kommen. Macht und tut alles nur noch so wie es ihm gefällt. Ist egoistisch geworden. Vergisst nach links und rechts zu sehen.

    Ich sagte ihm das ich es nicht mehr schaffe, ausziehen möchte. Aber das will er nicht...

    Hilfe, was soll ich tun? War schon alleine bei der Suchtberatung, der sagte mir "Hören Sie auf Ihr Herz", dieses sagt "Hilf ihm!" Vertrauen ist aber keines mehr da. In keinster Weise. Ich trage den Ehering nicht mehr, denn er erinnert mich nur an den alten Mann, den ich nicht mehr an meiner Seite habe.

    Entschuldigt für so viel Text, das sind aber 5 Jahre Beziehung mit einem letzten sehr turbulenten Jahr zusammengefasst. Über Mein Handy, also eventuell auch noch absatzfehler drin ?

  • Ich sagte ihm das ich es nicht mehr schaffe, ausziehen möchte. Aber das will er nicht...

    Klar will er das nicht. Es geht ihm ja gut dabei. Informiere dich mal über Ko-Abhängigkeit. Könnte das eine Gefahr für dich sein?

    Die Frage ist, was du willst. Wenn das nicht das Gleiche ist wie das was er will, müsst ihr einen Kompromiss finden. Wenn ihr ihn nicht findet, hilft vielleicht eine Ehe-/Paarberatung dabei.

    Dein Mann hat jedenfalls gelernt, dass er mit seinen Versteckspielchen und ständigen Entschuldigungen letztendlich immer bei dir durchgekommen ist. Warum sollte das in Zukunft nicht mehr so sein?, wird er sich mit Recht fragen. Hast du einen Plan B für den Fall, dass er gar keine Rücksicht auf dich und deine Situation nehmen will - oder vielleicht auch nicht kann?

  • Hallo Anni,

    Will dein Mann denn wirklich weg von dem Zeug? Wenn ja, dann wäre das eine Basis. Darauf könnt ihr aufbauen.

    Wenn er nicht will, dann geh. Dann nützt es nichts, ihn zu unterstützen.

    Elaine

  • Bevor man auf sein Herz hört, sollte man die gute alte Pro/Contra-Liste aufsetzen.

    Das mag überholt klingen, geht ja auch mit Apps oder am PC - doch oft öffnet das die Augen :winking_face:

    Wenn das Herz dann immer noch sagt, hilf ihm, dann bedeutet das aber nicht zwangsläufig dass man weiter in der Partnerschaft verweilen muss - man kann auch helfen, wenn man getrennt ist.

    Der Punkt dürfte sein, du musst irgendwie für dich herausfinden was du wirklich willst!

    Ich meine, den Ehering abzulegen (ich trage den nur wenn ich außer Haus bin, daheim nie) ist schon ein Wink, oder nicht?

    Sein Besuch bei der Suchtberatung war ein Termin oder wie?

    Das kam leider irgendwie nicht raus, was danach passiert ist ...

  • Franz

    Ja das war ein Termin zum Erstgespräch. Zum zweiten Termin ist er nicht erschienen erst dann wieder zum dritten. Er meint er benötigt keine Therapeutische Hilfe... Und der Herr von der Suchtberatung sagt, es muss zuvor klick in seinem Kopf machen. Sonst kann er nicht helfen.


    Elaine Mein Mann will weg vom speed, gerne wieder so sein wie früher. Kann sich aber nicht mehr erinnern wie er war. Alkohol, tzzz. Das Bier schmeckt ihn viel zu sehr , bevor er was ändern würde. Ist auch seine Aussage.

    Rabert danke für den Denkanstoß. Ich Informiere mich mal zum Thema ko abhängig

  • Und der Herr von der Suchtberatung sagt, es muss zuvor klick in seinem Kopf machen. Sonst kann er nicht helfen.

    So ist es. Wenn dein Mann Hilfe nicht will und/oder nicht akzeptiert, kann ihm nicht geholfen werden.

  • Hallo Anni,

    Ich habe gerade einen solchen uneinsichtigen Mann verlassen. Es hat mich mehrere Anläufe gekostet. Aber nun nach 2 Jahren bin ich raus aus der Beziehung. Es war wirklich sehr schwer das final durchzuziehen.

    Erkundige dich mal zu koabhängigkeit und toxischen Beziehungen. Und wenn du möchtest, können wir uns auch näher austauschen.

    Viele Grüße

    Elaine

  • Elaine danke für deine Worte. Ja verdammt, ich denke ich stecke tiefer drin wie ich denke.

    Diese Einsicht tut verdammt weh?

    Eventuell gehen wir Freitag in eine Selbsthilfe Gruppe. Er bat mich um Unterstützung, die ich ihm gern gebe

  • Nach einigen vielen Tagen hin und her, hat er mir heute morgen gesagt, er sei nicht bereit dazu, auf Alkohol, speed oder Gras zu verzichten. Ihm geht es gut damit. Mir nicht. Ich muss wohl die biege hinbekommen.

  • Hallo Anni,

    Was ich dir raten kann, geh. Zieh aus. Blockiere ihn auf sämtlichen Kanälen. Es klingt radikal, ich weiß. Es durchzuziehen ist wirklich sehr sehr schwer. Aber du musst auch von dieser hochtoxischen Beziehung entgiften. Für dich wird es ein knallharter kalter Entzug. Die ersten 3 Wochen sind die allerschlimmsten. Aber es ist das einzige, was du tun kannst, was am Ende auch positiv sein wird. Bleibst du, zeigst du, er kann Drogen nehmen und hat dich trotzdem. Du wirst leiden. Zum Kontrollfreak, ständig unruhig und unsicher. Es tut weh. Wenn ich dir was sagen kann; WAHRE Liebe tut nicht weh. Liebe dich selbst. Verlasse die Beziehung. Verwende deine Energie für dich, für deine Träume, für dein Leben. Er will Drogen. Er hat sich entschieden. Akzeptiere es. Es gibt ein Leben danach. Sei stark. Für dich!! Du wirst es schaffen und am Ende voller Stärke sein.

    Elaine

  • Nicht nur für mich, wir haben einen Jugendlichen Sohn.

    Es ist so so hart. Heute morgen hat er mir ein Päckchen, versteckt im Eisfach des Vermieters, gegeben.

    Ja Elaine du hast so recht. Ich bin unsicher, schaue ständig auf Uhren, überlege wie lange ich wohl brauchen würde. Kontrolliere Hosentaschen noch genauer vorm waschen, alles wo ich schon mal was gefunden hab


    Er kommt manchmal extra später und lacht mich dann aus, Zitat "Na, haste dir bereits wieder alles mögliche ausgedacht was ich wohl gemacht habe." und grinst dabei

  • Hallo Anni,

    bei dem massiven Programm, dass Dein Mann da fährt, denke ich wie Elaine, dass Du konsequent sein musst - auch wenn das sehr schwer ist. Auf sowas wie "mal zusammen zur Selbsthilfe" würde ich mich nicht einlassen. Da geht er evtl/wahrscheinlich raus und macht direkt weiter. Entweder er erkennt, was er da treibt und unternimmt ernstzunehmende Schritte Richtung Therapie oder Du solltest wohl tatsächlich gehen. Kannst Du mit Deinem Sohn erstmal irgendwo unterkommen? Manchmal hilft ja auch eine räumliche Trennung schon mal.

    Du könntest ihm ja nochmal ruhig und sachlich in einem klaren Moment erklären, dass Du so nicht mit ihm zusammen leben möchtest und vielleicht auch eine Frist setzen, bis zu der er sich entschieden haben muss. Dann hat er es endgültig in der Hand.

    Verständnisfrage: Was sollte denn eigentlich das mit dem Päckchen aus dem Kühlschrank?

    Liebe Grüße,

    RunningFree

  • RunningFree

    Er wollte mir damit wohl seine Ehrlichkeit zeigen. Packte sich aber, wie auch immer etwas beiseite. War also im 1,5 Stunden Takt neudrauf.


    Der Tag gestern war so etwas von im Ars**.

    Ich bin krank geschrieben zuhause. Er hat frisch seinen Job vorgestern verloren. So mit waren wir gezwungenermaßen zusammen daheim. Das war nicht gut. Hat mir nur wieder vor Augen geführt, wie wenig von MEINEM Mann noch da ist.

    Danke Elaine... Glaube mir, das bin ich auch

  • Hallo Anni,

    wollte mal hören, wie es Dir mittlerweile geht? Habt Ihr etwas klären können? Deinen Mann könntest Du zurückhaben, aber er muss das wollen, das kennst Du ja. Wie geht's denn jetzt für Dich selbst weiter?

    Liebe Grüße, RF

  • Heute habe ich mich dazu entschieden, mal wieder zu schreiben. Auch um mir mal wieder etwas von der Seele zu tippen.

    Mein Mann war im Entzug im Oktober'19. Für 10 Tage. Sie haben Ihn entziehen lassen vom Alkohol, Gras und dem Speed. Danach hing er in der Luft. Aber es war besser, wir waren auf einem guten Weg.

    Wir hatten zwei SHG's gefunden für ihn. Ich habe ihn dort hin begleitet.

    Leider kam der Alkohol Ende November zurück, das Gras Anfang Dezember. Sporadisch. Aber es war wieder da.

    Anfang Januar kam eine schlimme Tragödie in seiner Familie dazu. Seitdem ist auch das Speed wieder in seinem Leben. Er war für ca drei Wochen wieder voll drin. Hörte dann auf. Die Tage waren furchtbar. Er schlief nur, war antriebslos, reizbar. Hatte ganz schlimmen Hunger. Ständig Süßigkeiten in der Hand. Totale Suchtverlagerung.

    Ich erklärte ihm sachlich und ruhig dass ich so nicht mehr mit ihm zusammen leben kann und möchte. Daraufhin schoss er sich direkt wieder ab. Seit Ende März ist es nun Schlimmer wie jemals zuvor. Er war sechs Tage wach, fünf Tage nicht zu Hause. Voller Alkohol, zugekifft und so wach fand ich ihn auf einem Friedhof. Er wusste nicht wohin mit sich, lungerte überall rum. Hauptsache nicht heim kommen, denn hier wird ihm ja alles verboten.

    Zwei Tage schlafend zu Hause, dann wieder los.

    So sehen die Tage seitdem aus. Er hat eine neue Wohnung gefunden. Wird in vier Wochen ausziehen.


    Ihr merkt, es ist wirr und komisch. Aber es ist viel passiert. Ich bin härter geworden. Habe mir selbst professionelle Hilfe gesucht. Habe bereits einmal die Polizei geholt, da er mit dem Auto gefahren ist. Drei Tage druff, betrunken und mit joint in der Hand. Damit wollte ich ihn und die anderen Verkehrsteilnehmer schützen.

    Wer es bis hier hin gelesen, danke! Es ist durcheinander. Aber eben genauso ist diese Geschichte.

    Danke! Für all euer mutmachen, rücken stärken und Richtung aufweisen.


    Ach, die Geschichte hat auch was gutes. Habe 46kg abgenommen. Dank stress, Trauer und Angst. Miese Kombi, aber dadurch hat die Geschichte auch einen kleinen schönen Sonnenstrahl.

    Einmal editiert, zuletzt von Anni_87 (1. Mai 2020 um 04:35) aus folgendem Grund: Ein Beitrag von Anni_87 mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Hallo Anni,

    finde gut, was Du für Dich erreicht hast. Du hast Dir professionelle Hilfe gesucht und er wird ausziehen. Und Du hast ihm klargemacht, dass es so für Dich nicht weitergeht.

    Ist bestimmt nicht leicht, mit seinen Ausfällen und tagelangem Verschwinden zurechtzukommen. Auch wenn Du, wie Du schreibst, härter geworden bist - ohne Sorgen geht das bestimmt nicht ab. Letztlich hat nur er es in der Hand, sich erneut Hilfe zu suchen. Wie geht es denn Eurem Sohn mit der Situation?

    Liebe Grüße RF

  • Hallo Anni,

    habe soeben den Thread gelesen. Puha, da machst du aber was durch!!
    Hoffe dir und deinem Sohn geht es den Umständen entsprechend gut und der Herr packt seine Koffer. Wünsche alles Gute und viel Kraft für einen neuen Anfang!!
    Lieben Gruß

    :63:

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