Hallo an alle Betroffene,
mein Mann und ich sind seit 30 Jahren verheiratet und davor ein paar Jahre ein Paar. Wir sind um die 60 und haben erwachsene Kinder. Während unserer Ehe hatten wir vor vielen Jahren viele Schwierigkeiten und daher auch keinen Sex mehr über eine lange Zeit. Vor ca. drei jahren die Wende. Mein Mann machte einen letzten Versuch sich mir zu nähern, mit Erfolg. Wir waren Happy, dachte ich. Durch Zufall fand ich viele Pornobilder und Gifs auf seinem Rechner und stellte ihn zur Rede. Ja, er schämte sich, gab alles zu, löschte alles und sagte es hätte nichts zu bedeuten, nichts mit mir zu tun ect. Er hätte mich vermisst,keinen Sex gehabt und Fremdgehen wollte er nicht, darum die Bilder. Er machte es, seit er einen Geschäfts PC hatte, also seit ca. 15 Jahre. Aber das sei nun vorbei. Das war vor drei Jahren.
Ich glaubte ihm und dachte mir nichts dabei. Pornos guckt ja jeder und ich muss noch dankbar sein, dass er nicht Fremdging oder ins Puff. Also Schwamm drüber und nach vorne sehen. Misstrauisch blieb ich aber schon und guckte öfter nach, was er im Internet so machte. Ich wurde sehr schnell wieder fündig und beobachtete sein Verhalten über ein paar Wochen. Ich stellte ihn zur Rede. Er leugnete zunächst, aber ich hatte alles akribisch dokumentiert und auch Videoaufzeichnungen zuhause gemacht (bin da nicht stolz drauf, aber brauchte Gewissheit).
Ja, tut ihm leid, er mache es nicht wieder, es sei nur noch eine blöde Angewohnheit von Früher, er hatte Probleme in der Firma ect. Ich drängte auf Paartherapie, er wollte nicht, er hätte keine Probleme und ich würde alles überbewerten. Er hätte nur noch geguckt, sich aber nicht mehr dazu befriedigt.
Ich las viel über Pornos und dass es eine Sucht gab. Ich kam so langsam dahinter, es könne bei ihm so etwas sein und wieder konfrontierte ich ihn damit. Leugnen, negieren seinerseits. Mich verletzte das alles sehr, wenn wir miteinander schliefen und er sich morgens an den Rechner schlich um nach Bildern zu suchen. Aus der Nummer lies ich ihn nicht mehr raus und gab ihm Literatur und Videos an die Hand über Pornosucht. Er sah es nach zwei Jahren schwerem Kamf ein und suchte sich Hilfe bei Psychologen. Die schickten ihn alle weg (ich weiß natürlich nicht, ob er dort nicht die Wahrheit sagte oder ob die schlichtweg keine Ahnung hatten), er wäre nicht Süchtig, es sei Teil seiner Persönlichkeit blabla oder sie brachten ihre Kapazität für wirklich Kranke ect. Nun besucht er seit einem halben Jahr eine Gruppe der Anonymen Sex-Porno-süchtigen. Es würde ihm helfen davon weg zu bleiben und er könne sich dort austauschen. Man würde ihn verstehen und nicht verurteilen. Da geht er regelmäßig hin und liest auch einiges nebenbei. Eine Therapie macht er nicht, was ich nicht gut finde.
Ihm scheint es gut zu gehen und scheinbar hat er damit wirklich aufgehört. Komischerweise aber geht es mir nicht gut, sogar immer schlechter. Ich habe ständig neu Fragen, das Vertrauen gänzlich verloren. Ich liebe ihn, aber weiß gar nicht, ob ich mit so einem Süchtigen überhaupt zusammen bleiben will. Es wwerden ja alle früher oder später wieder rückfällig. Ich will sowas nichtmehr erleben. Außerdem kann er mich ja auch anlügen oder sich inzwischen nur besser tarnen. Er hat mir viele Fragen beantwortet, aber ich habe ständig neue und nun will er nicht mehr reden. Für ihn sei das alles vorbei und ich solle nach vorne sehen und nicht zurück.
Wie kann man wieder Vertrauen lernen? Gibt es Pornosüchtige, die wirklich davon weg sind und es auch bleiben? Ich habe versucht eine Gruppe zu finden, in der sich Betroffene austauschen. In meinem Raum gibt es das nicht. Gibt es sowas online? Ich werde jedenfalls jeden Tag verzweifelter und dieses Thema friss meine Seele auf. Ich kann mit meinem Mann auch nichts unternehmen, keine Kino, Schwimmbad ect. Er hatte neben den Pornos auch draußen Frauen extrem angestarrt, auch in meinem beisein was sehr unangenehm war. Und auch wenn er nun nicht mehr glotzt, habe ich nun ständig Kopfkino, sehe mit seinen Augen Frauen an. Unterwegs, im TV, Zeitung ect.und werde schiuer verrückt. Es ist so anstrengend. Auch er kommt mir so verkrampft unterwegs vor. Ja keine Frau ansehen ect. Ich komme nicht klar damit. Auch mein Selbstwert hat sehr gelitten. Seine Frauen waren alle sehr sehr jung, schlank, schön usw. Versteht das jemand? Ich kann mich nicht mehr hingeben, ihm nicht mehr zeigen, so sehr schäme ich mich für meinen alten Körper. Verrückt, gell. Ich habe mit dem Gedanken gespielt ihn zu verlassen. Aber die Vorstellung einen anderen kennenzulernen, der auch Pornos schaut (und wer tut das heute nicht), ekelt mich an. Früher dachte ich mir nichts dabei, Pornos zu sehen war doch nicht schlimm. Mittlerweile bin ich ein extremer Gegner davon. Nicht aus Verklemmtheit, sondern weil ich sensibilisiert bin, was der Mist aus unseren Männern und Söhnen macht. Und darüber reden, dass man einen Pornosüchtigen als Mann hat, kann man ja auch mit keinem.
Wem geht es ähnlich und wie geht ihr damit um? Wo bekommt ihr Hilfe und Kraft her? Was tut ihr?
Liebe Grüße an alle Mitbetroffenen Monika