Ich glaub, ich bin kaufsüchtig :-(

  • Hallo und vielen herzlichen Dank für Deine Antwort, Teetasse.

    Wie ich in Deinem Thema lesen kann, bist Du gut durch das Wochenende gekommen und das freut mich sehr :-).

    Ich habe Samstag Nacht eine email fertig gestellt und sie heute Früh meiner Sozialarbeiterin gesendet, sie hat sich kurz gemeldet, dass Sie die mail erhalten hat und wir am Besten persönlich darüber reden sollten. Leider ist sie ab Mittwoch für drei Wochen im Urlaub, ich werde dann lockere Termine mit ihrer Vertretung haben. Aber danach steht es dann auf dem Programm.

    Mir ist das eigentlich ganz lieb, denn dann kann ich noch eine Weile darüber nachdenken und mich selbst beobachten.

    JA, Du bringst es auf den Punkt- Minimalismus hin, oder her. Manchmal muss man etwas kaufen- ebenso wie bei den Lebensmitteln.

    Mein Freund hat mir eine Checkliste gegeben, die hat er sich aus einem Buch heraus kopiert, da geht es um das Thema Impulskäufe und die Frage, was braucht man eigentlich, wie viel braucht man und so weiter.

    Ich habe das Thema Konsum locker angesprochen und ironischerweise ist er der Meinung, ich sei doch total sparsam, würde meine Kleidung ja fast ausschliesslich (schreibt man das so?) 2nd Hand kaufen und würde wenig Besitz haben. Er sagte, bei seiner ExFreundin wäre immer massenhaft an Kosmetik, Pinselchen und Co herum geflogen.

    Ich habe dann leider nicht geschafft, mein Problem zu beichten, aber ich bleibe am Ball und werde es definitiv sagen. Einfach, weil ich will. Nicht, weil ich das Gefühl habe, dass ich "muss".

    Morgen sehe ich meine Sozi zum letzten Mal vor dem Urlaub und wir haben einen TelefonTermin mit einer Therapeutin die die Ego States Therapie macht. Vielleicht darf ich auf eine Warteliste, das wäre ein riesen Erfolg.

    Vielen lieben Dank für all Deine Anregungen!!

    Malina

  • Guten Morgen Malina!

    Das sind ja gute Neuigkeiten! Du gehst, nach dem schreiben hier, die nächsten Schritte! Klasse! :fe:

    Das ist mutig!

    Ich drücke ganz fest die Daumen, dass Du zumindest auf die Warteliste für die Therapie kommst.

    Das Du Deinen "Kaufdrang/zwang" schon mal vorsichtig bei Deinem Partner angesprochen hast, finde ich auch super. Wie schnell und wie umfassend das angesprochen wird von Dir ist sicherlich nicht einfach zu bewältigen.

    Lieben, verpennten Morgengruß

    Teetasse

  • Ich bin nun tatsächlich auf einer Warteliste für Psychotherapie ! Ab sofort muss ich mich einmal im Monat in der Praxis melden, um Bescheid zu geben, dass ich weiterhin an einem Therapieplatz interessiert bin.

    Wenn ich Glück habe, warte ich nur 12 Monate und dann geht es los. Es ist zwar lang, aber ich bin froh, überhaupt auf der Liste gelandet zu sein.


    Mit meinem Freund bin ich noch nicht weiter gekommen, was das Erzählen angeht :-(.

    Wir sind ab Samstag gemeinsam im Urlaub und dann habe ich viele Gelegenheiten, es anzusprechen.

    Ich hatte in den letzten Tagen mehrmals Kaufdruck, das war echt ziemlich heftig. Zittern, wieder zigtausend Internetseiten und Shops geöffnet. Es war ein KRAMPF :frowning_face:

    Ich konnte stand halten, habe aber dafür beim Lebensmitteleinkauf zu Belohnungen gegriffen, die nicht sein mussten! Ich habe eine Bonbon Sammlung daheim, es ist zum Schreien.

    Der Plan ist, bis das Gespräch mit meiner Sozialarbeiterin statt findet und ab sofort schon mal erst mal zu verbrauchen, was vorhanden ist. Will sagen: bevor ich wieder eine neue Teesorte haben MUSS oder nur noch diesen einen Lippenstift, dann habe ich die perfekte Farbe- will ich das benutzen, was hier ist.

    Ich habe aktuell 3 Labello und 7 Stifte. 10 mal Lippenpflege, das wird Jahre dauern.

    Das ist der Plan.

    Ich habe auch darüber nachgedacht, eine kleine Inventur zu machen. Aber ich weiss nicht, ob das sinnvoll ist.

    Ich bemerkte auch, dass mich das Thema von der jungen Dame mit dem Blackout zu stark belastet hat, wie nah doch manchmal alles beieinander ist.

    Malina

  • Hallo Malina!

    Ich freue mich für Dich, dass Du auf der Warteliste bist. Wenn Du regelmäßig nachhakst, geht das vielleicht doch schneller als erwartet.

    Du bist ja gerade im Urlaub - viel Spaß und Erholung dabei! Geht es mit dem Kaufdruck besser wenn Du abgelenkt bist und Deinen Partner um Dich hast?

    Vielleicht schaust Du im Urlaub ja mal rein hier, wenn nicht: bis bald!

    LG

    Teetasse :gb:

  • Ich bin noch zwei Tage im Urlaub, es war ganz ganz traurig und beängstigend, ich hatte einen Sturz am Berg auf 3000 m Höhe ins glatte Eis.

    Danach entwickelte ich Angst, pure Panik. Die Tour beendete ich noch mit letztem Adrenalin und seitdem ging alles schief.

    Mein Freund machte einige Touren allein, er versteht meine Panik nicht, es kam zu furchtbarem Streit, schlimme Vorwürfe und Verzweiflung.

    Drei Tage war ich in der Ferienwohnung ganz allein, während er auf Tour war.

    Einerseits ist es gut, dass er sich seinen Urlaub nicht vermiesen lässt, andererseits macht er mir bei jeder Tour, die er allein geht, ein ganz schlechtes Gewissen, von wegen ich solle mich mal beruhigen, ist doch nichts passiert und man könne ja schließlich auch beim Rolltreppe fahren verunglücken.

    Aber ich kann nicht mit zitternden Knien an den Berg. Es geht einfach nicht.

  • Guten Abend, Malina84,

    Drei Tage war ich in der Ferienwohnung ganz allein, während er auf Tour war.

    Und es verbleiben noch zwei Tage? Vielleicht findest du eine Ersatzhandlung, die trotzdem urlaubig ist, statt auf den Berg zu gehen und dich zu überfordern Vs. im Opfermodus unter Selbst- und Fremdvorwürfen in der Wohnung zu "verharren" oder gar "erstarren" in dem derzeit überregten Zustand. Wellness? Ausflug ins Tal? Ohne Freund, nur für dich. Er sorgt für sich - du für dich?

    Der Unfall hat wohl, wie ich das rauslese, dein Gefahrensystem aktiviert, getriggert, wenn man so will - was nicht verwunderlich, seltsam oder überempfindlich ist, meiner Meinung nach - sondern völlig normal für PTBS und/auch für gesunde Menschen. Bei PTBS ist eben diese Überregung des Systems dann erstmal wieder aktiviert nach solchen Vorfällen und das Drängen/Unverständnis deines Partners verstärkt das wohl noch zusätzlich.

    Die Situation zu verändern wäre ein möglicher Ausstieg und z.B. deinem Partner, sobald du wieder auf einem besseren systemischen Level bist, zu erklären, wie deine Reaktion kausal im Zusammenhang mit PTBS steht und das körperlich eigentlich in dem Sinne auch eine natürliche Reaktion ist und wenn da deine Grenzen übergangen ist, der traumatische Gehalt verstärkt wird und schlimmstenfalls mit ihm verkoppelt. Also nur, wenn das für dich passt, als Input.

    Wäre schade, wenn der ganze Urlaub von dem beeinträchtigt wird, kann sein, dass sich dass dann natürlich auf Berge, Urlaube und eure Partnerschaft übergeneralisiert überträgt.

  • Vielen herzlichen Dank, liebe Grany, für Deine Worte.

    Leider habe ich es nicht geschafft, für mich zu sorgen und bin trotz Überlastung auf zwei weitere Touren mitgekommen.

    Es waren anspruchsvolle Touren, eine 26 Kilometer mit 900 Höhenmeter hoch, 900 runter. Die andere Tour war nur 11 km, dafür aber 1370 m hoch und ab.

    Bei der zweiten Tour waren mehrere Kletterstellen, die eigentlich gesichert hätten müssen, was sie aber nicht waren.

    Es kam wie es kommen musste, ich war in einer kleinen Rinne und konnte plötzlich nicht mehr weiter, war wie gelähmt.

    Wenn kein anderer Bergsteiger gekommen wäre, der ein Profi war und mir aus den heiklen Passagen heraus geholfen hat und mich in ein Gespräch verwickelt hat, hätte ich einen Notruf absetzen müssen.

    Mein Freund war nämlich ebenfalls total überfordert.

    Aus den schlimmsten Stellen heraus, sind wir im Schneckentempo wieder abgestiegen, ich erinnere mich nicht mal an Details, bin immer nur mit dem Blick auf den nächsten Schritt, Stück für Stück Steine und Rinnen herunter geklettert.

    Mein Freund hat am Abend sogar geweint, sagte, ich hätte die Tour trotz des Anspruchs schaffen können, wäre nicht die Angst so stark gekommen.

    Ich fühle mich seitdem wie taub und tieftraurig.

    Zerbrochen, irgendwie. Es fühlt sich so an, als seien an jeder einzelnen Passage im Urlaub, irgendwelche seelischen Einzelteile von mir zurück geblieben und sitzen nun dort und stecken in der Zeit fest.

    Es fühlt sich wirklich so an, als seien Stücke aus mir heraus gerissen worden :-(.

    Das Kaufproblem war heut auch wieder da, habe Nonsens im Internet bestellt, Dinge die ich weder brauche, noch haben will.

    Dazu habe ich wie ein Roboter immer wieder sehr viel Essen in mich herein "gestopft", ohne satt zu werden. Nur Bauchweh habe ich nun.

    Der lädierte Arm tut ziemlich weh, ich habe ja, statt ihn zu schonen, nur mehr belastet.

    So ist die Lage.

    Malina

  • Hallo Malina!

    Gerade habe ich Deinen Bericht mit bedauern gelesen. Du hast mein Mitgefühl!

    Bist Du jetzt wieder alleine zu Hause?

    Mein Mann ist in den Bergen mal abgestürzt und hat seitdem Höhenangst und ist nie wieder in die Berge gegangen. Ich war vor vielen Jahren auf Madeira wandern und auf einmal verschwamm alles vor meinen Augen. Seit dem kann ich nicht mehr nahe an einem Abgrund sein.

    Das hilft Dir wahrscheinlich nicht wirklich weiter, aber Du solltest versuchen mit Deinem Freund diese für Dich schlimme Erfahrung zu bereden. So wie Grany das geschrieben hat.

    Ich nehme das als eine totale Überforderung an Dich von Deinem Freund war, was er Dir da (anscheinend ging die zweite Tour von ihm aus) abverlangt hat.

    Ich weiß, das es manchmal besser ist, gleich wieder: "aufs Pferd" zu steigen, aber wenn man angeschlagen ist, denke ich ist das keine gute Idee.

    Fühl Dich gedrückt und ich wünsche Dir, dass Du seelisch das erlebte verarbeiten kannst.

    Lieben Gruß

    Teetasse

  • Piep :winking_face:

    Danke, Teetasse, dass Du an mich denkst.

    Ist Deinem Mann bei seinem Sturz etwas Schlimmeres zugestoßen, oder kam er mit einem "Schrecken" davon?

    Ich habe seit dem Ereignis Probleme, zu schlafen, obwohl ich ja bereits Schlafmittel nehme.

    Es tauchen immer wieder diese Bilder auf, von dem Sturz und von der letzten Tour, immer so kleine Erinnerungsfetzen.

    Mit meinem Freund habe ich bisher noch nicht geredet, ich bin dazu noch nicht bereit :-(. Ich will das lieber in Ruhe machen, wenn es bei mir emotional etwas entspannter ist.

    Ich bin jetzt wieder allein zu Hause und das ist schon eine Erleichterung. Ich wollte nur noch nach Hause :-(.

    Wie geht es Dir denn, Teetasse?

    Übrigens habe ich mit meiner Sozialarbeiterin erst am 4.11. ein Gespräch wegen der Kauf(Sucht) Sache. Das ist noch so lang hin.

    Ich bin so traurig, dass diese Fragmente von mir noch in den Dolomiten fest sitzen, ist ziemlich schwer auszuhalten. Und klingt für Aussenstehende bestimmt total verrückt...

    Liebe Grüsse, Teetasse!

    Malina

  • Guten Abend Malina,


    Und klingt für Aussenstehende bestimmt total verrückt...

    Für mich nicht. Ich kann das gut nachvollziehen. Du hattest sicherlich Todesängste in diesen Momenten. Es liest sich leider so, als würdest du dich sehr für deine Reaktion auf diesen Urlaub schämen. Und vielleicht ist es gerade deswegen so schwer, das deinem Freund zu zeigen. Stell dir mal vor, Teetasse hätte dir von so einem Urlaub berichtet, und ihr Mann hätte so reagiert wie dein Freund und dass sie so reagiert und denkt, dass es sich für dich bestimmt total verrückt anhört - was würdest du ihr antworten? ...

    Ich vermute mit deutlich mehr Verständnis, als du dir selbst entgegenbringst. Für mich ist dein Leiden nachvollziehbar und "berechtigt". Du stellst dich nicht an. Die Gefühle dürfen sein, sie sind doch angemessen - oder nicht? Wären sie für Teetasse angemessen? Wenn ja: wieso für dich nicht?


    Es tauchen immer wieder diese Bilder auf, von dem Sturz und von der letzten Tour, immer so kleine Erinnerungsfetzen.

    Das klingt nach Flashbacks.

    Und falls das zutreffen sollte, wird das hier:

    Ich will das lieber in Ruhe machen, wenn es bei mir emotional etwas entspannter ist.

    leider etwas schwierig, meiner Meinung nach.

    Wenn Schuld und Scham mit Flashbacks und Isolation (a lá: "ich darf das nicht nach außen, an meinen Freund tragen, erst wenn ich stabil bin) zusammenkommt, stabilisiert sich die traumatische Erfahrung eher. Das bestätigt die Erfahrung "mit dir stimmt was nicht". Ich vermute, du schämst dich für deine Bedürfnisse nach Sicherheit, etc... - kann das sein? Und warum? Sollte die (hier fiktive) Teetasse sich dafür schämen, wenn sie in deiner Situation wäre? Was verhindert diese Scham bei dir? Wozu ist sie gut? Und was sagt das über dich aus? Woher kommt es, dass du dich (vermutet) für deine Bedürfnisse schämst?

    Und falls das mit der Scham auf dich zutrifft: bist du bereit, eine neue Erfahrung zu machen und nicht die Scham zu füttern? Sondern vielleicht mal richtig zu jammern hier oder... gar entgegengesetzt zu handeln (z.B. deinem Freund dazu einen Brief schreiben - ob du ihn abschickst oder nicht) und zu schauen... was das in dir auslöst? Ob es dir Angst macht oder Druck... sowas? Weil dich zurückzuziehen und dem Bedürfnis nach Schutz so zu begegnen... wird die Scham wohl eher fördern *vermute* und das ist vielleicht ein Muster, auf das du bei sowas sonst zurückgreifst *vermute* - kann das sein? Willst du das ändern?

    Nur so paar Inputs, aus meiner Traumakiste. Vielleicht ist ja was für dich dabei. Es ist schade, wenn aus dem Leid, ein zweites und drittes - durch die Folgen der Folgen entstehen muss. Ich wünsch dir, dass sich das Leid nicht zusätzlich verstärkt.

  • Guten Morgen Malina!

    Das klingt gar nicht verrückt was Du beschreibst! Eher im Gegenteil sehr gesund im Sinne von normal und nachvollziehbar. Ich kann das absolut verstehen, dass Dich das so stark beschäftigt.

    Grany hat das schon wirklich gut beschrieben. So kann ich es schriftlich gar nicht ausdrücken.

    Hätte mein Mann sich nicht in letzter Sekunde festhalten und wieder raufziehen können, wäre er den Steilhang runtergestürzt. Es gibt Menschen die können solche Erlebnisse verarbeiten, andere nicht. Er ist jetzt aber kein ängstlicher Mensch geworden. Er übt einen anderen Sport aus wo ich oft denke: oooooohhhh meine Güte, hoffentlich passiert nichts. Er geht nur nicht mehr in die Berge. Wandern geht in hügeliger Landschaft, aber mehr will er nicht mehr.

    Wäre ich an Deiner Stelle, würde ich es langsam wieder angehen. Kurze, leichte Routen um wieder vertrauen zu fassen. Vielleicht ist das eine Möglichkeit das erlebte zu entkoppeln?

    Mein Mann überfordert mich manchmal mit seinen Wünschen die meine Möglichkeiten überschreiten. Für mich war das ein langer Lernprozess NEIN zu sagen und auch dabei zu bleiben. Desto länger wir zusammen sind, desto mehr bekommen wir ein Gespür dafür was der andere "leisten" kann und was nicht.

    Wie geht es mit dem Kaufdrang?

    LG

    Teetasse

  • Hallo ihr Lieben,

    ich hatte gerade einen sehr langen und ehrlichen Text verfasst und dann habe ich alles wieder gelöscht, weil es doch irgendwie zu intim war und ich mich nicht traue, das so alles hier zu veröffentlichen.

    Aber eure Beiträge, Grany und Teetasse, haben mir sehr geholfen und dafür danke ich euch sehr!

    Dass sich hier echt vollkommen fremde Menschen die Mühe machen, auf mich einzugehen und Verständnis haben, ist wirklich ein gutes Gefühl.

    Wie gesagt, gerade hemmt mich irgendwas, eventuell ist es auch wieder Scham , ich weiß es nicht.

    Vielleicht geht das wieder weg und ich traue mir wieder zu, offener zu sein.

    Liebe Grüsse! Malina

  • Eine Lösung wäre vlt der Bereich Postfach ...

    Dort können nur registrierte Mitglieder lesen und antworten, also ist der Schreibbereich doch etwas mehr gesichert.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!