Hallo Leidensgenossen und Exkiffer,
ich weiß nicht, ob mein Beitrag hier exakt richtig ist? Letztlich könnte Franz ihn auch an die richtige Stelle verschieben.
Ich versuche hier meine Geschichte zusammen zu fassen. Es ist aber eine wirklich lange und komplizierte Entwicklung. Sie wird wohl etwas länger und ich sicher kann ich nicht jeden einzelnen Aspekt darstellen. Falls sich irgendwer dafür interessiert und Fragen hat, ich bin sehr offen und beantworte gerne Fragen.
Ich bin 40 Jahre alt, verheiratet, hab einen 6 jährigen Sohn ( gerade eingeschult worden ) und einen angesehen Job. Ich bin seit genau 25 Tagen Cannabisfrei. Insgesamt kiffe ich seit ca. 22 Jahren. Vor 7 Jahren habe ich mit Hilfe von Quit-the-shit ( und im speziellen Franz ) in Jahr aufgehört zu kiffen. In diesem Jahr hat sich in meinem Leben sehr viel geändert. Meine Mutter ( auch beste Freundin ) ist an Krebs gestorben. Kurz darauf wurde mein Sohn geboren und mein Leben hat sich dadurch sehr stark verändert. Außerdem war ich wegen einer Schmerzerkrankung ( chronische Nackenschmerzen ) in Behandlung. Meine damalige Hausärztin hat mir Oxycodon verschrieben und mich in einen 2 jährigen Albtraum geschickt.
Der Entzug war kein Spaß, gelang mir aber auch mit Hilfe von Cannabis.
Ich hatte mir zwar vorgenommen kontrolliert zu kiffen, habe aber ziemlich schnell jegliches Maß verloren und noch viel viel mehr gekifft als in der Zeit vor der einjährigen Pause.
Letztlich waren es zwischen 10 und 12 Tüten pro Abend. Tagsüber habe ich aufgrund meiner Arbeit fast nie gekifft. Ausnahmen waren Wochenenden und Urlaub.
Mit der Zeit haben sich immer mehr psychische Probleme entwickelt. Zunächst litt meine Motivation in allen Bereichen. Sowohl Job als auch private Unternehmungen wurden für mich zunehmend anstrengend. Ich war oft krank zuhause. Meine Frau war selbstverständlich nicht gerade begeistert von meiner Lethargie. Aber es wurde immer schlimmer. Es kamen Angstzustände und depressive Episoden dazu. Im Januar diesen Jahres war es so schlimm, dass ich mich für 3 Monate krank schreiben lies. Ich wollte mein Leben wieder auf die Reihe bekommen und mit dem Kiffen aufhören. Es ist mir 7 Tage gelungen. Aber mein ganzes Leben war nur grau. Ich habe nichts mehr gefühlt. Also wirklich nichts hat mich interessiert. Ich habe beschlossen, dass ich wieder kiffe, zum Arzt gehe und mir AD verschreiben lasse, einen Termin bei der Drogenberatung vereinbart und mein Ausstiegsdatum auf den 19.08.19 festgelegt. Das war der Beginn meines längeren Sommerurlaubs.
Es war von Anfang an schwer. Bei meinem Arzt habe ich mir eine Packung Zopiclon verschreiben lassen um zumindest schlafen zu können, da mich Schlaflosigkeit demotiviert. Das Schlafen hat auch zunächst gut mit den Hilfsmitteln funktioniert. Aber bei Zopiclon besteht natürlich die Gefahr einer Suchtverlagerung und meine 10 Tabletten waren die Grenze, da ich sicher nicht noch eine Packung verschrieben bekommen hätte.
Der Preis dafür ist allerdings gewesen, dass mein Schlafrythmus auch nach jetzt 25 Tagen Abstinenz nicht funktioniert. Seit gestern müsste ich wieder arbeiten. Aber heute habe ich mich gleich krank melden müssen, da ich überhaupt nicht schlafen konnte und mit extremer innerer Unruhe bis hin zu einem Angstanfall zu kämpfen. Ich nehme Venlafaxin 300 mg am Tag und erst seit ein paar Tagen diese hohe Dosis. In den Nebenwirkungen findet man Unruhe und einen erhöhten Pulsschlag. Die niedriger Dosis hat aber nur ein wenig geholfen. Antrieb etwas wie Sport oder andere Dinge zu unternehmen liegt gleich bei Null. Auch wenn alle sagen, komm geh laufen, das hilft. Ich bekomme den Hintern einfach nicht hoch. Das einzige das ein bisschen hilft ist ein gutes Buch zu lesen. Um mich herum ist nur Stress. Einschulung vom Kind, der Anspruch ein guter Vater und Ehemann zu sein und natürlich meine Arbeit. Jeder Tag an dem ich fehle, bereitet mir ein schlechtes Gewissen gegenüber meinen Kunden und meinen Kollegen. Ich werde wohl die Venlafaxindosis um 75 mg reduzieren um die schlimmen Nebenwirkungen etwas zu drosseln. Heute dachte ich mir, ich schau mir mal die Beiträge in diesem Forum an und hatte gehofft, Beiträge zu finden, die mir zeigen, hey nach 25 Tagen ist das alles noch ganz normal. Leider musste ich feststellen, dass es wohl nicht so normal ist. Vieles müsste schon deutlich besser sein. Ich bin etwas verzweifelt. Craving hält sich in grenzen, aber die gesamten Begleiterscheinungen wie Muskelschmerzen, Antriebs- und Interessenlosigkeit sowie die Unruhezustände sind für mich schwer erträglich und ermöglichen mir nicht meine Alltagsaufgaben zu bewältigen. Meine Drogenberaterin ist ständig krank und kann mir auch nicht mehr sagen als " Die Zeit wird alles besser machen" Aber ist das so? Ich habe eigentlich viel erreicht, trotz des kiffens, studiert, Wohnung gekauft, Familie gegründet, viele Freunde gehabt. Aber jetzt stehe ich an einem Punkt, wo mich die Verantwortung für all das Überfordert und es mich immer wieder in eine Verzweiflung treibt die mich lähmt. Also wenn irgendwer hier im Forum positives berichten kann, das mir Hoffnung gibt und Mut macht, wäre ich sehr dankbar.
Danke fürs Lesen.