Ich habe an anderer Stelle meine (und die meiner Frau) Einstellung zu Hunden angedeutet. Das kam scheinbar bei einigen hier nicht so gut an. Darum will ich das hier nochmal ausführlich erklären.
Ich mag Hunde. Katzen auch. Vögel ebenso, und Eichhörnchen, Igel, Kröten und alles andere was da sonst so kreucht und fleucht. Ich töte auch keine Wespen oder Spinnen. Hunde und Katzen scheinen mich auch zu mögen. Mich knurrt kein Hund an und zwei von drei Katzen, denen ich irgendwo begegne, laufen zu mir und streichen um meine Beine.
Was Hunde angeht, bin ich sogar Profi. Ich habe mal für ein paar Jahre die damals größte Hundewachstaffel Deutschlands geleitet und kann die dafür nötigen Ausbildungszertifikate vorzeigen.
Mit den Tieren selbst habe ich fast nie Probleme, eher mit den Menschen, die Tiere halten. Menschen, die ihre Tiere vermenschlichen, sind mir geradezu unheimlich - und machen mich oft auch traurig, um ihretwillen und wegen des Tiers. Menschen, die ihren Hunden Kleidchen anziehen und in einer Art Kinderwagen herumfahren. Menschen, die ihre Katzen totfüttern. Menschen, die kein Problem damit haben, ihre Hunde und Katzen während der Brutsaison in Schutzgebieten frei herumlaufen zu lassen. Menschen, die Kleintiere einsperren anstatt sie in Freiheit leben zu lassen.
Ich wohne weit weg von Stadt- und Autolärm quasi mitten im Wald. Mein Grundstück und meine Umgebung teile ich mit vielen Tieren. An Marder, Igel, Fledermäuse, Kröten, Rehe und viele andere Tiere erfreue ich mich fast täglich, ich brauche nur in den Garten oder in den Wald zu gehen. Leider sehe ich auch die Katzen unserer Nachbarn täglich, die auf der Suche nach Opfern durch unseren Garten streifen, und die nicht nur in diesem Frühjahr die Küken der Ente, die bei uns am Fenster gebrütet hat, direkt nach dem Schlüpfen aus dem Nest geholt haben, sondern auch in das benachbarte Naturschutzgebiet eindringen und die dort besonders geschützten Kleintiere töten.
Meine besonderen "Freunde" sind jedoch die Hunde, oder besser ihre Besitzer. Ich wünschte mir, das Verhältnis zwischen verantwortungsvollen Hundebesitzern und Leuten, die nur etwas zum kuschelnund liebhaben wollen, wäre umgekehrt. Dann hätte nicht nur ich weniger Probleme, sondern auch die Tiere. Wie gesagt, ich weiß, was Hunde sind, welche Ansprüche sie haben und wie man sie ausbildet. Deshalb habe ich auch keinen, weil ich diese Verantwortung nicht tragen will. Mir und meiner Frau sind unsere Freiheit wichtiger. Daher weiß ich aber auch, dass es kaum einem Hund in einem Haushalt wirklich gut gehen kann, weil die Besitzer entweder nicht die Möglichkeit oder nicht das Wissen haben, wie man einen Hund artgerecht hält. Wenn ich sehe, wieviele Hundehalter es gibt, und wie sehr der Hundetrainer in meiner Nachbarschaft um seine wirtschaftliche Existenz kämpft, ist das geradezu erschütternd.
Ich weiß aber auch, dass Hunde gerade für kranke Menschen ein großer Gewinn sein können. Sie sind außerordentlich empathisch und merken es schneller als wir selbst, dass wir ein Problem haben. Sie sind ein dankbarer (und wehrloser) Spiegel der Emotionen ihres Herrchens oder Frauchens. Gerade hier wäre es besonders wichtig, dass sich diese Gruppe Menschen ihrer besonderen Verantwortung für ihr Haustier bewusst sind - und oft sind gerade sie, aufgrund ihrer Erkrankung, gar nicht in der Lage, diese Verantwortung und die sich daraus ergebenen Pflichten zu erkennen und danach zu handeln. Für mich ist das fast wie das Züchten eines Lebewesens um für den Bedarfsfall einen Organspender zu haben. Klingt hart, aber denkt mal darüber nach.
Es gibt natürlich auch Ausnahmen. Es gibt Menschen, die behandeln ihre Tiere artgerecht. Für die sind Hund oder Katze nicht süß, knuddelig oder knuffig, sondern eigenständige Lebewesen, die mit dem gebührenden Respekt behandelt werden. Fast alle Bio-Bauern die ich kenne, zählen dazu. Fast kein Hundebesitzer in einer Stadtwohnung zählt dazu (denn ein Hund gehört nunmal nicht in eine Stadtwohnung, genauso wenig wie eine Katze). Aber hoffentlich alle Angehörigen dieses Forums!
Worauf ich in diesem Forum nochmal besonders aufmerksam (gemacht) wurde, ist die besondere Beziehung, die Menschen zu ihren Haustieren aufbauen. Die Trauer, die Menschen empfinden, wenn ihr Haustier stirbt. Eine Trauer, die einfach nur deswegen überhaupt entstehen kann, weil man das Tier anthropomorphisiert. Das ist für das Tier nicht gut, solange es lebt, und für den Menschen nicht gut, weil man dann die Trauer ertragen muss, wenn das Tier stirbt. Gerade die Klientel dieses Forums hat aber oft Schwierigkeiten mit solchen emotionalen Achterbahnen. Der subjektiv empfundene Gewinn, den das Tier während seines Lebens gebracht hat, wird durch die Folgen des traumatisch empfundenen Schmerzes, den dessen Tod verursacht, zu einem Großteil wieder aufgezehrt, und manchmal sogar völlig zunichte gemacht. Es gibt Menschen, die kommen über den Tod ihres langjährigen Mitbewohners nicht mehr wirklich hinweg. Für einen gesunden Menschen kaum ein wirkliches Problem, für einen kranken Menschen kann das aber schon existentiell werden.
Gerade im Umgang mit Tieren ist es zwingend erforderlich den Tod als Teil der Natur, Teil der Existenz zu akzeptieren. Wer das nicht kann, sollte kein Haustier halten. Unmittelbar, weil man sich selbst damit zwangsläufig und regelmäßig selbst Schmerzen zufügt, und mittelbar, weil man unterschwellig damit aus dem Tier etwas zu machen versucht, was es nicht ist und nicht sein will: einen Menschen. Ich sehe in stiller Verzweiflung immer wieder, wie Menschen das Leiden ihrer Haustiere endlos verlängern, weil sie sie nicht gehen lassen wollen oder können.
Ein interessantes Sonderkapitel sind Assistenzhunde. Diese Tiere sind medizinische Hilfsmittel. Sie sind in ihrer Rolle genauso ausgebildet wie die Menschen ausgebildet werden, die einen bekommen. Das gilt für alle anderen speziell ausgebildeten Hunde ebenso. Seien es Jagdhunde, Spürhunde, Wachhunde oder Rettungshunde - wer so einen Hund hat, hält ihn zwangsweise artgerecht, weil der Hund ansonsten seine Qualifikation verliert. Dass man zu so einem Tier über die Jahre eine besondere Beziehung aufbaut, ist nur natürlich. Dass der Verlust schmerzt, wenn das Tier stirbt, auch. Aber diese Menschen wissen, dass man eigentlich nur ein ganz spezielles Werkzeug verloren hat, das man möglichst schnell wieder ersetzen muss. Keiner dieser Menschen anthropomorphisiert sein Tier, denn damit würde er die Ausbildung und besondere Qualifikation des Tieres gefährden. Gebrauchshunde verlieren ihren Wert, wenn sie nicht artgerecht behandelt werden, d.h. als Mensch(ersatz) und nicht als Hund. Das habe ich damals gelernt, als ich eine Hundewachstaffel leitete.
Wenn man einen Hund als Hund behandelt, macht das jedoch richtig Arbeit und kostet Zeit. Das ist bindend und fordernd und zwingt einen ständig einzuhaltenden Stundenplan auf. Das gilt- in teilweise geringerem, teilweise stärkeren Ausmaß - auch für alle anderen Haustiere. Meine Frau und ich verzichten auf Haustiere, weil wir diese Reglementierung unseres Tagesablaufs nicht wollen.
Das wurde nun fast ein Roman. Ich bin auf die Rezensionen gespannt!