Partner prostituiert sich für Drogen

  • Hallo zusammen und vielen Dank für die Aufnahme!

    Ich habe heute erfahren, was schon im Titel steht und bin völlig am Boden: mein Freund hat sich über Monate mit einer älteren Dame vergnügt, um seine Sucht zu finanzieren.

    Aber von vorn: Ich habe ihn kennengelernt als Flüchtling, der mit seiner Mutter nach Deutschland kam und eine Familienpatin hatte, die das Einleben erleichtern sollte. Diese Patin ist eine verwitwete Rentnerin ohne Kinder, die von vorneherein als "Sohn, den sie nie hatte" von ihm sprach.

    Er selbst, damals Anfang 20, hat wie ich später herausfand regelmäßig gekifft, angeblich schon einige Jahre in der Heimat. Vom ersten Moment an hat er mich umgarnt und wurde der beste Freund, den ich seit langem hatte. Ich hatte ein großes Problem mit dem Gras und habe nichts weiteres zugelassen, bevor mir beteuert wurde, er hätte aufgehört. Und auch danach dauerte es eine Zeit, bevor wir fest zusammen waren. Für diese Patin war ich dabei immer ein Dorn im Auge und besonders wütend machte mich, als er versuchte mich zu verstecken. Nach einigen Streits und anschließend "normalem" Zusammensein, auch in der Öffentlichkeit, legte sich das Unwohlsein meinerseits. Er erzählte dann, sie habe ihm häufiger Geld geliehen für seine Drogen und er würde es mit Gartenarbeit und Hilfe bei Handy/Computerkram abarbeiten und fuhr regelmäßig zu ihr. So ging es über 1,5 Jahre und wir wuchsen mehr und mehr zusammen, haben sehr viel über seine "Trockenheit" und alles damit zusammenhängende gesprochen. Er hat sehr viel geweint, war aber auch sehr stolz und hat richtig was für seine Zukunft in die Wege geleitet.

    Im Frühjahr entdeckte ich morgens plötzlich ein Behältnis mit Koks in meiner Küche. Ich bin ausgeflippt und habe ihn rausgeschmissen.

    Der nächste Kontakt kam zustande, während er in der Suchtklinik war. Wir haben sehr sehr viel in sehr langsamen Schritten aufgearbeitet und bis vor zwei Wochen hatte ich auch das Gefühl, wir tun das mit Erfolg.

    Dann eines morgens fuhr er plötzlich in einer Hauruckaktion zu seinem Bruder, womit unser Kurzurlaub abgesagt war und das nächste, was ich bekam, war die Nachricht,:"Habe Drogen genommen. Das war's dann wohl mit uns. Ich kann so nicht weitermachen"

    Ich war so überfordert - und dann meldete sich auch noch besagte Patin mit zahlreichen Screenshots und Infos. Es zeigte sich, dass er kurz nach seinem Klinikaufenthalt wieder anfing sich Geld zu leihen. Das hatte er auch bis zu dem Zeitpunkt getan. Ich wusste von nichts.

    Und heute Abend die Krönung: Sie hat mir Belege geschickt für ein sexualles Verhältnis zwischen den beiden im letzten Herbst/Winter. Und im gesamten Zeitraum über 4 Jahre hat er 30.000 € von ihr bekommen.

    Ich kann gar nicht beschreiben wie ich mich fühle, es ist gerade so so vieles zusammengebrochen in mir und ich suche Rat bei Freunden, die sich aber auch nicht einig sind.

    Ich bin natürlich nicht mehr mit ihm zusammen aber es zermürbt mich innerlich so sehr: Wie geht man damit um? Nur von vorne bis hinten belogen und betrogen worden zu sein? Das alles falsch war? Jeder schöne Moment nur Schein? Und man überhaupt nichts gemerkt hat?

    Gerade habe ich das Gefühl einen gigantischen Knacks davonzutragen und bezweifel, überhaupt jemals jemandem vertrauen zu können.

    Hat jemand Erfahrungen, die vielleicht auch mir weiterhelfen?

    Ich bin für jeden noch so kleinen Tipp dankbar!!

    Liebe Grüße

  • Hallo Nelofe,

    erstmal ein lieber Gruß aus der Ferne. Kann Deine Verletztheit gut verstehen. Wenn man so etwas erlebt, wird alles auf den Kopf gestellt, was man über Liebe, Beziehungen und Freundschaft so denkt.

    Ich habe mich von Deinem Beitrag angesprochen gefühlt, weil ich zwar nicht das Gleiche, aber doch ein wenig Ähnliches erlebt habe. Nur dass ich selbst diejenige war, die ständig unter Vorwänden um Geld gebeten wurde, das für Drogen draufging, ohne dass ich das realisiert habe. Immer wieder bin auch ich von meinem Freund deshalb belogen worden. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Man fühlt sich benutzt und zweifelt sehr - am anderen und an sich selbst. Und Freunde sind da nicht immer die besten Ratgeber, weil sie solche Erfahrungen ja meist nicht teilen, und dann total verständnislos bis empört reagieren, was die Selbstzweifel nur verstärkt. So ging es mir jedenfalls.

    Mir hat bisher zB geholfen, mich mit dem Thema Sucht näher auseinanderzusetzen und welche Mechanismen da ablaufen. Habe ich das richtig verstanden, dass Dein Exfreund die Therapie mehr oder weniger abgebrochen hat? Dann hast Du ja leider selbst erlebt, wie schnell alles über Bord geworfen wird, um wieder konsumieren zu können. In der Klinik, in der mein Freund ist, gibt es jede Woche einen bis mehrere Abbrüche, ohne Rücksicht auf Verluste wie Kinder, schwangere Freundin etc. Das ist schlimm und natürlich kein "Trost" für einen selber, aber zeigt halt, dass im Zweifel suchtbedingt alles ausgeblendet wird und dass es auch anderen Angehörigen so geht. Wenn die "Patin" mit ihrer Kohle schon bereit daß, war ja sozusagen alles vorbereitet dafür. Ziemlich übel. Aber es ist seine Entscheidung, gegen die Du nix machen konntest.

    Ich für mich überlege auch viel, warum ich nicht genauer hinterfragt habe, wofür mein Freund die Kohle braucht und warum ich nicht realisiert habe (oder realisieren wollte?), dass er ständig auf Droge oder Entzug war. Ich habe mich nicht getrennt. Aber mittlerweile grenze ich mich stärker ab und sage klar, was ich tragen kann und was nicht. Aber da bist Du ja eh schon viel weiter: Du hast Dich getrennt.

    Dass Dich das Ganze sehr mitgenommen hat, glaube ich Dir gerne. Vielleicht solltest Du zur Aufarbeitung Rat bei einem Therapeuten oder Drogenberatung suchen? Ich glaube, das kann Dir gut helfen, die Gedanken zu sortieren und Dir auch klarzumachen, dass Du ja nicht wieder an einen Menschen geraten musst, der sich so verhält.

    Liebe Grüße,

    RF

  • Vielen lieben Dank für deine Antwort!

    Ja, ich habe auch direkt nach Meetings für Angehörige in der Nähe geguckt und werde da im der kommenden Woche mal hingehen.

    Ich habe es einfach so satt jegliches Verhalten mit der Sucht zu erklären. Ich meine, er hat parallel zu mir mit einer anderen Frau Sex gehabt - gegen Geld! Und davon wer diese Frau ist mag ich gar nicht wieder anfangen, weil es mich einfach nur anwidert!

    Wie demütigend das ist! Ich finde es sooo schlimm, dass jedes Mittel Recht zu sein scheint, wenn die Sucht befriedigt werden will. Und am Ende steh ich vor einem gigantischen Scherbenhaufen während er gerade zugedröhnt das Leben genießt.

    Es zerreißt mich innerlich so dermaßen und es fällt mir so so schwer mit meinem Alltag weiterzumachen. Sicher, mit der Zeit wird es besser werden. Aber ich kann ihn doch nicht einfach so davonkommen lassen!

  • Hallo Nelofe,

    puh das ist echt heftig was du da erlebt hast.

    Mir ist nachdem ich es gelesen habe sehr wichtig "Danke" zu sagen. Dafür, dass du es geteilt hast und darüber redest/ auch schon was in Sachen Meetings für Angehörige in der Nähe gefunden hast. Gute Arbeit mit den Meetings :smiling_face: Es wird dir helfen, wenn du mit den Leuten dort sprichst (heißt aber nicht, dass man sofort mit allen sprechen muss). Schon die Anwesenheit in der Gruppe stärkt. Ich werde nächste Woche auch zu einer Selbsthilfegruppe, das ist aber eine andere Geschichte.

    Bin mir nicht sicher wie man am besten damit umgehen soll. Kann man das überhaupt?

    Du hast ihm jahrelang vertraut, weil du ein gutes Herz hast. Du hast von deiner Seite finde ich gegeben was du konntest und warst selbst in der Klinkzeit für ihn da. Und dann gibt es da diese Droge/ die Sache mit der Beschaffung und den Schulden.
    Ich finde es war nicht dein Fehler, denn du hast ihm vertraut. Auch nach der Klinikzeit was ich jetzt so verstanden habe wie eine zweite Chance?

    Generell: Gegen jemand der abhängig ist und wahrscheinlich perfekt weiß wie man die eigene Sucht verheimlicht, kann man sich nicht schützen :frowning_face: Natürlich gibt es Anzeichen bei Konsum und natürlich kommt es auch irgendwann raus. Aber all das was im Hintergrund passiert... Man kann es sich nicht vorstellen. Dem Konsumenten ist im Augenblick des Verlangens wohl alles recht. Die Folgen der Geschehnisse sind nicht mehr klar/ einem ist egal, dass alles zerstört wird/ Hauptsache die Droge ist da.

    Auch verarbeitet wird alles nicht mehr natürlich. Konsumenten von harten Drogen stellen bsp. Bedürfnisse wie Essen/ Trinken an zweiter Stelle, falls kein Konsum möglich ist - solange wie wieder konsumiert wird.

    Damit möchte ich sagen: Fühl dich bitte nicht schlecht, weil du sowas nicht verstehen kannst. Und es gibt glaube ich auch keinen Weg wie man am besten damit umgeht. Vielleicht ist ein weg ja step-by-step in kleinen Schritten und sich bewusst machen, dass es gerade gesund ist, dass du dich von ihm und damit der Droge erholst?

    Und nochmal danke für das Teilen.

    Sagst Du bescheid wie es bei der Gruppe war?

    Bis bald und viel Kraft!

  • Hallo Nelofe,

    finde auch sehr gut, dass Du Dir direkt Rat und Zuspruch suchst, das ist bestimmt der richtige Weg.

    Ich habe es einfach so satt jegliches Verhalten mit der Sucht zu erklären.

    Das verstehe ich einerseits. Was Du erlebt hast, ist sehr heftig. Aber im Moment bleibt ja eigentlich nicht viel anderes, als es sich eben mit dieser Sucht zu erklären - wie es ja auch suchenachzen beschreibt.

    Was wäre auch die Alternative? Zu denken, dass er Dir persönlich schaden wollte, würde die Situation nicht verbessern. Und das glaube ich auch nicht. Eher musst Du vermutlich realisieren (oder hast das vielleicht auch schon getan?), dass die Beziehung suchtbedingt für ihn immer wieder total im Hintergrund stand, obwohl es vordergründig ganz anders wirkte. Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie sehr Dich das trifft. Und ich weiß, man stößt an Grenzen, wenn man sich da reindenken will. Welche Hebel für Drogen in Bewegung gesetzt werden, was dafür aufgegeben und zerstört wird.

    Du schreibst, Du kannst ihn doch nicht einfach so davonkommen lassen. Was meinst Du damit? Ohne klärendes Gespräch? Ich kenne ihn natürlich nicht, aber kann mir nicht vorstellen, dass er sich dem im Moment stellen würde und denke auch, dass es vermutlich wenig bringen würde. Er hat sich ja ziemlich kurz angebunden zurückgezogen.

    Noch eine Frage: Warum hat sich eigentlich diese Patin bei Dir gemeldet mit Screenshots und Infos? Das habe ich in Deiner ersten Schilderung nicht verstanden. Welche Ziele verfolgt die Frau - will sie Dir die Augen öffnen? Kommt mir merkwürdig vor. Könnte das Ganze evtl auch von ihm selbst kommen?

    Aber wie dem auch sei, wichtig ist gerade, dass Du jetzt auf Dich schaust. Gibt es neben dem Gespräch in der Gruppe noch etwas, das Du für Dich selbst machen kannst, das Dir helfen könnte, das Ganze besser zu verdauen?

    Liebe Grüße, RF

  • Also dieser Austausch und eure Nachrichten helfen wirklich schon sehr.

    In meinem Gedankenkarrussel dreh ich mich sonst nur und Sichtweisen von anderen, die meine Situation verstehen können, helfen ungemein!

    Tja diese Patin.. ich wollte nicht unnötig ausschweifen zu dem Thema aber all ihr Handeln in den vergangenen Jahren wirft auch bei mir zahlreiche Fragen auf.

    Der erste Kontakt vor den paar Wochen begann ihrerseits, weil sie die Vermutung hatte, dass auch ich ihm Geld leihe. Und weil es immer mehr wurde, was er von ihr haben wollte und sie sich Sorgen gemacht hat, dass er doch wieder Drogen nimmt. So hat sie es gesagt. Sie hat dann aber auch viel über mich und uns gefragt, daher vermute ich auch Eifersucht. Sie wollte ihn wohl für sich haben. Und dass sie ihm trotz all unserer Nachrichten und Gespräche und trotz all seiner Lügen auch ihr gegenüber bis zu dieser Woche weiterhin Geld gegeben hat (oder es vielleicht weiterhin tut), bestätigt meine Vermutung nur.

    Mir ist jedenfalls nur schlecht bei dem Gedanken und ich wünschte, ich könnte einfach nur alles vergessen. Aber mich plagen so viele Fragen und so viel Enttäuschung und dank dieser Frau auch fürchterlich viele Bilder im Kopf..

    Ich bin einfach nur angewidert und habe zu Hause alles, was er zuletzt genutzt hat, desinfiziert oder mit Kochwäsche gewaschen, um irgendwie diesen Ekel loszuwerden. Aber meine Seele kann ich leider nicht desinfizieren und das macht mich verrückt.

    Natürlich kann man kein rationales oder moralisch korrektes Denken von Süchtigen erwarten aber ich bin so schockiert was er da getan hat - und dass ich komplett nichts davon gemerkt habe!

  • Ich habe das Thema mal in den Bereich hier verschoben - es geht ja um eine sagen wir mal Angehörigen und Sucht.

    Was erwartest du nun Nelofe ??

    Ich meine, du hast nun 2 Möglichkeiten - entweder du gehst aus dieser Beziehung raus oder eben nicht.

    Du hast zwar Schluss gemacht, ok, aber warum quälst du dich dann mit dieser anderen Frau rum?

    Natürlich verstehe ich, du bist maßlos enttäuscht, aber es geht doch letztlich jetzt um einen klaren und abschließenden Schlussstrich.

    Letzteres muss natürlich nach Außen getragen werden, aber hauptsächlich geht es doch um dich ganz allein!!

    Deine Seele kannst du vlt mit therapeutischer Begleitung etwas reinigen, in einer SHG für eben betroffene Partner oder so ...

    Für dich hoffe ich, du stellt jegliche Kommunikation zu deinem Ex und dessen Umfeld ein, schaust was du nun machen kannst und lässt dich nicht wieder auf ein 3. Chance oder 100. eben dann irgendwann mal ein.

    Süchtige machen oft viele schlimme Sachen, aber dennoch würde ich nicht schreiben wollen, dass alle Süchtigen weder moralisch noch rational denken könnten :winking_face:

  • Oh, das war keine Absicht. Danke fürs Verschieben!

    Und um die Frage zu beantworten: Nichts anderes will ich. Einen Schlussstrich ziehen, nach Vorne schauen, zurechtkommen. Genau deshalb habe ich in meiner ursprünglichen Nachricht nach Erfahrungswerten und Tipps gefragt.

    Er war ja nicht nur ein Bekannter. Er war mein Partner, mit dem ich alles geteilt und erlebt habe. Und diesen lähmenden Schmerz kann ich nicht einfach so abstellen. Ich zwinge mich massiv, meinen Alltag fortzusetzen und sobald ich für mich bin, bricht erneut alles raus.

    Einfach nur "weggehen" ist emotional überhaupt nicht möglich. Ich bin völlig desillusioniert und finde in meinem Freundeskreis niemanden, der das nachvollziehen kann.

    Zu der Gruppe werde ich am Donnerstag gehen und gerne berichten. Diese Form des Austausches hier hilft aber zumindest mir ungemein.

    Und doch, ich möchte schon unterstellen, dass ein Süchtiger unter Suchtdruck nicht moralisch oder rational handelt.

    In der Klinik hat er mir das bestätigt: er fühlte sich nie schuldig vor oder während der Suchtbefriedigung. Nur danach, bis der nächste Druck hochkam und der Tunnelblick auftauchte.

  • Warum versteht dich keiner im Freundeskreis?

    Natürlich kann man nicht von heut auf morgen zur Normalität zurückkehren - dann wäre es ja keine Beziehung gewesen.

    Wenn man liebt, hört das ja nicht einfach auf, egal was passiert ist.

    Manchmal schlägt es in Hass um, aber weder das eine noch das andere würde jetzt helfen ...

    Mal ganz unabhängig von der Sachlage, Trennung ist ja nie toll und braucht seine Zeit.

    Der Punkt ist aber, was macht man selbst - deswegen ja meine Meinung, Kontakt abbrechen und das zum ganzen Umfeld von ihm.

    Diese besagte Dame dürfte ja auch nicht förderlich sein, wenn man sich da noch weiter austauschen würde.

    Vermutlich wird es ja auch zu Treffen kommen, wenn ihr zusammen gewohnt habt - aber das sollte halt so organisiert sein, dass bei Auszug z.B. immer wer von dir dabei ist.

    Es kann gut sein dass dein Ex so drauf ist - mir scheint aber auch, hier nimmt wer seine Sucht als Entschuldigung für alles auf der Welt.

    Ich kenne/kannte aber genug süchtige Leute und mich eben eingeschlossen, die nicht um Entzug zu verhindern, jegliche Moral oder Rationalität verloren haben.

    Natürlich hab auch ich Sachen gemacht auf die ich nicht stolz bin, aber ich hätte mich nie auf den Strich gestellt oder ähnliches :winking_face:

    Aber das meine ich gar nicht verwerflich, viele finanzieren so ihre Sucht, aber viele haben auch klare Grenzen.

  • DANKE Franz! Das ist so toll formuliert!!

    Denn das ist mein Problem: es gibt so viele Formen und Ausprägungen der Sucht und ich verstehe nicht, warum er so weit gehen musste - und gleichermaßen, warum ich es nicht wert war wenigstens diese Grenze zu wahren.

    Und natürlich hilft der Hass nicht weiter, ich bin so voller Rachegelüste und Wut auf ihn und gleichzeitig einfach nur traurig. Ich wünsche mir wirklich den Punkt, an dem er mir nur noch egal ist. Aber das wird vermutlich dauern..

    All diese Dinge habe ich getan: Sofortiger Kontaktabbruch, Schlösser gewechselt, seine Sachen alle zu gemeinsamen Freunden gebracht, damit ich ihn nicht mehr treffen muss.

    Und nach diesem letzten Kontakt auch diese Frau blockiert. Das hatte ich vorher nicht getan, weil ich einfach zu sehr wissen wollte, was da wirklich war. Denn ihr trau ich kaum weiter über den Weg als ihm.

    Alles, was ich von außen loswerden kann, bin ich damit los.

    Aber ich verriegel mich zu Hause wie eine Irre und bin nur in hab-Acht-Stellung außer Haus unterwegs. Er ist schon oft aggressiv geworden, hat meine Glastür zerdeppert oder Dinge wutentbrannt zerschmissen. Handgreiflich wurde er zwar nie aber jetzt würde ich ihm ehrlich gesagt alles zutrauen.

    Ach, ich hoffe einfach ganz schnell mit all dem abschließen zu können.

  • Also dieser Austausch und eure Nachrichten helfen wirklich schon sehr.

    In meinem Gedankenkarrussel dreh ich mich sonst nur und Sichtweisen von anderen, die meine Situation verstehen können, helfen ungemein!

    Wenn du mal nicht weiter weißt, kann dir das helfen. Du weißt dann was dir gut tut. Ich habe oft von sowas wie einer Liste mit Dingen die einem gut tun gehört. So etwas wie eine "Insel der Guten Dinge" auf die man sich zurückzieht, wenn es nicht anders geht. Was mir wichtig wäre in der Ganzen Situation: Was erdet dich jetzt? Wo fühlst du dich gut? Das gilt sicherlich neu zu entdecken. Die Psyche kommt ohne Grund natürlich nicht direkt hinterher und versteht das alles. Was man braucht ist Zeit und eine Strategie (da gehst du wirklich erstklasssig mit dir selbst um finde ich und suchst dir die nötige Hilfe- Respekt!).

    Was die Frau angeht... Mal ein wenig Perspektivenwechsel...

    wenn einem 30k fehlen, wird man verrückt und warum nicht mit dir als seine Ex Kontakt haben - man erhält doch sehr nützliche Informationen. Aber Franz hat es auch total auf den Punkt gebracht. Schau jetzt für dich und mach weiter wie bisher. Das dauert zwar ein wenig, aber solche Dinge passieren nun mal :frowning_face: Scheisse, echt! Jetzt geht es weiter.

    Kann die Angst verstehen und das habe ich mich auch schon gefragt... Was machst du wenn er bei dir auftaucht?

    Gibt es sowieso die Möglichkeit, dass Du bei jemandem für einige Zeit übernachtest/ aus dem alten Umfeld rauskommst?

    Oder ist Geld für ein Hotel da damit man komplett andere Wände hat und von allem abgelenkt ist?

    Wenn ich das richtig gesehen habe, dann hast Du gerade den Schock deines Lebens gehabt und arbeitest noch (halbwegs) ?

  • Vielen lieben Dank für dieses liebevolle Verständnis, suchenachzen! Es tut wirklich gut, wenn ich mir diese Nachrichten hier wieder und wieder durchlese.

    Generell tut es mir gut, es loszuwerden, es zu erzählen. Zumal mir täglich etliche neue Situationen in den Kopf schießen, die ich nach dieser Enthüllung aus einem völlig anderen Blickwinkel sehe..

    Also ich habe mich erstmal mit Verabredungen mit meinen engsten Freunden versorgt diese Woche. Bei Freunden, die in der Nähe wohnen, kann ich jederzeit unterkommen. Sie haben mir direkt einen Ersatzschlüssel gegeben.

    Gleichzeitig versuche ich aber meine negativen Gefühle bei "seinen" Ecken zu überwinden, indem ich die besonders viel nutze, um sie zu "meinen" zu machen. Ich sehe es nämlich wirklich nicht ein, dass er mir zu allem Überfluss mit seinem entsetzlich schlimmen Verhalten auch noch mein Zuhause, das ich wirklich liebe und in dem ich mich wahnsinnig wohl gefühlt habe, kaputt macht. So viel Macht will ich ihm nicht geben, er hat schon genug angerichtet.

    Aber ich schließe eben alles so viel wie möglich ab und hab auch draußen immer Licht an abends, um den Garten zu sehen.

    Arbeiten gehe ich voll und es fällt mir schwer bei der Sache zu bleiben. Leider gehör ich nicht zu den Menschen, die sich davon gut ablenken lassen. Ich finde es nur wichtig, weiterzumachen und mich nicht zu Hause zu verkriechen (wo mir ehrlich gesagt absolut nach wäre).

    Ob das der richtige Weg ist, weiß ich nicht.. wahrscheinlich gibt es keinen goldenen Weg.

    Aber ich bin für all eure Unterstützung, jeden Denkanstoß und jede geteilte Erfahrung wirklich sehr sehr dankbar ♡

  • Hallo Nelofe,

    hoffe, Dir geht's etwas besser inzwischen. Nach dem, was Du zuletzt geschrieben hast, ist es ja eigentlich besser, dass Eure Beziehung beendet ist, wenn auch mit diesem bitteren Ende. Aggressionen und Türen zerdeppern braucht man ja nicht wirklich...

    Franz: falls sich das (auch?) auf meine Beiträge bezog, dass Du schriebst, dass nicht alle Süchtigen Moral und Rationalität verlieren oder verloren haben - also das habe ich definitiv nicht ausdrücken wollen. Vielleicht war das ja missverständlich. Ich mag auch keine Pauschalisierungen. Aber bestimmte Schwierigkeiten bringt Sucht tendenziell schon mit sich. Hab halt die Erfahrung gemacht, dass es einem helfen kann, wenn man sieht, dass man mit einem Problem nicht ganz alleine ist. Und dann sich darüber auszutauschen, wie man aus diesem Gedankenkarussell wieder herauskommen kann. Auch dafür sind ja SHGs und Foren wie dieses da, und als Partnerin eines Betroffenen ist man dankbar für Eure Arbeit. Das wollte ich nur noch einmal zum Ausdruck bringen.

  • Eigentlich galt es für keinen speziell, aber ich wollte einfach drauf hinweisen, dass es nicht die eine Sucht gibt und eben die spezielle Auswirkung oder wie Süchtige verhalten. :smiling_face:

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