Die Geschichte meines Bruders

  • Nur noch kurz, und dann mache ich für heute Schluss :upside_down_face: weil ich meiner Verantwortung für mich nachkomme und noch arbeite.

    Wir lieben und lachen zusammen... früher zumindest

    Wann hat sich das geändert? Weisst du warum?


    Von meiner Mutter und meiner Oma (die letzten Überlebenden) werde ich immer ausgeschlossen.

    Von was wirst du jetzt konkret ausgeschlossen? (ja, kann mir denken, dass das sich-kümmern ist, aber ... gäbe es denn etwas für dich zum Kümmern?) Welche Handlungen werden durch deine Mutter und Oma im Hier und Jetzt, Heute abgeblockt? Oder sind es Emotionen (was nicht besser ist)?

    Du bist kompetent. Sehr, so wie es sich liest. Und du kennst deinen Bruder sehr sehr genau. Das weisst du. Das weiss er vermutlich auch. Lass dich nicht in diese "Kindrolle" pressen. - Sie ist da. Sie wird dir auferlegt - aber: du entscheidest: nimmst du sie an oder nicht? Und wenn du sie nicht annehmen willst - braucht das eine Zeit, bis das emotional auch geht. Glaube ich. Das lässt sich heute abend nicht alles auflösen. Heute abend kannst du nur gut für dich sorgen. Ist es gut, weiterzudenken und zu schreiben oder ist es gut, zu versuchen anderweitig für sich zu Sorgen. Du bist hier die Expertin deines Lebens! Lass dir das nicht nehmen von deiner Mutter oder Oma. Sie nehmen dich nicht für voll, okay. Aber du bist auch nicht darauf angewiesen, dass sie es tun. Nicht mehr. ... - früher ja, und da sind vielleicht noch einige Verletzungen da, kann ich mir vorstellen.


    Ich fühle mich schuldig, weil ich arge Probleme in der Pubertät hatte. Wir waren damals vom Harz in den Ruhrpott gezogen und ich kam mit dieser Veränderung nicht zurecht. Ich habe geschrieen, habe mir die Arme aufgeschlitzt... Ich habe nach Hilfe gerufen... Mein Bruder hat scheinbar stumm gelitten... Ja, darin mache ich mir Vorwürfe. Ich habe ihn nicht gesehen!

    Wäre es denn deine Aufgabe ihn zu sehen?

    Und wenn du jetzt ja schreibst... ist es die Aufgabe von irgendeinem jungen Mädchen, das selbst große Probleme hat, kein gutes familiäres Umfeld hat und schwer beschäftigt mit emotionalem Überleben ist für den Bruder zu sorgen, wenn nicht mal offensichtlich ist, dass er Hilfe braucht? Kann man helfen, wenn man sich selbst nicht helfen kann?

    In einem Familiensystem wäre das auf jeden Fall nicht der Job des Kindes. Das ist Part der Eltern. Oder? Stell dir mal vor, deine Kinder wären in der Situation. Würdest du sie beschuldigen, dass sie sich nicht um den anderen gekümmert haben, weil sie selbst verletzt sind? Oder anders... beide haben ein Beinbruch. Ein Kind schreit, eines nicht. Muss das schreiende Kind aufstehen und zu dem anderen hingehen und es wegtragen und versorgen, ohne dass irgendjemand helfen sollte?

    So. Das waren meine Nachtgedanken. Ich wünsche dir eine sicherer Nacht und ein kleines Trostlicht. So weit es geht :upside_down_face:

    P.S. man kann sich auch selbst in den Arm nehmen (auch wenn das ein wenig abgefahren klingt). Man kann sich eine Kerze anmachen, eine Wärmeflasche holen (Wärme = Nähe), die Kuscheldecke holen, einen Tee oder eine heiße Schocklade, sich eine Höhle bauen.... alles erlaubt, auch wenn man schon erwachsen ist. Dir fällt bestimmt was ein!

  • Normalerweise arbeite ich auch... Aber nun denke ich an mich und habe mich krankschreiben lassen! Was haben meine Patienten davon wenn ich selbst ein Wrack bin?!

    Wann hat sich das geändert... Womöglich mit seiner Beziehung zu L., vielleicht auch als ich vor 10 Jahren anfing an mich selbst zu denken und umher gereist bin.

    Wir haben uns einfach aus den Augen verloren.

    Er sagt mir immer wieder er sieht mich als Vorbild. Ich habe es geschafft... Was habe ich geschafft? Kontrolle? Die Gedanken sind die gleichen... ganz ohne Medikamente!


    Ja, ich sehe mich als verantwortlich. Er ist mein Bruder. Wer sollte verantwortlich sein, wenn nicht ich? Und nun antworte bitte nicht mit "er selbst!" Meine Mutter glaubt immer die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Sie hat viel erlebt... Eigentlich bräuchte sie auch dringend Hilfe, für sich selbst... wurde vergewaltigt, hat die Liebe ihres Lebens zu Grab gebracht, wurde betrogen... und dann hat sie noch uns Sorgenkinder! Ich möchte sie schützen! Schützen vor der Dunkelheit die bei meinem Bruder droht!

    Ich lasse mich mitziehen, versuche es abzuwehren... Meine Kinder sollen geschützt sein... Manchmal klappt es gut... manchmal nicht!

  • Normalerweise arbeite ich auch... Aber nun denke ich an mich und habe mich krankschreiben lassen! Was haben meine Patienten davon wenn ich selbst ein Wrack bin?

    Ja, du übernimmst meiner Meinung nach dadurch Verantwortung für dich und sogar auch für deine Patienten. Was ich toll, richtig und ganz wichtig finde.

    Ich hatte das vonwegen Arbeit und Verantwortung nur geschrieben, weil ich nicht einfach mitten "im Dialog" verschwinden wollte, aber einfach noch meinen PflichtKram erledigen musste. Wollte dir quasi einen Grund nennen, zwecks Transparenz. Und keinesfalls andeuten, dass du keine Verantwortung übernimmst o.ä. - hoffe das war nicht missverständlich. Kommunikation ist manchmal schwer :), besonders spätabends, aber wird schon.

  • Im Moment ist alles so leer...

    Heute morgen dachte ich, ich könnte wieder arbeite gehen, mir ging es gut. Ich habe nicht geweint, habe mich gefreut bei meinen Kindern zu sein, habe es genossen sie gesund und munter in den Armen zu halten.

    Wenig später war ich wieder angespannt, nervös. Ich hab meine Wut an meinem Mann ausgelassen, was mir natürlich leid tut... Der ganze Tag war im Eimer, von einer auf die andere Minute.

    Wir waren bei Freunden essen heute Abend, die Kinder haben miteinander gespielt, irgendwann die Frage "Was ist denn mit deinem Bruder los? Bekannte haben da was angedeutet!"

    Innerlich habe ich geschrien, bin in Tränen ausgebrochen, nach Außen gefasst, emotional, aber gefasst... Kurz und knapp erklärt "... mein Bruder hat ein paar Probleme mit dem Leben. Nichts worüber man beim Essen reden müsste..."

    Ich wollte nur nach Hause.

    Eigentlich sind es Freunde mit denen ich sehr gerne geredet hätte, aber alleine die Tatsache das darüber hinter meinem Rücken geredet wird... Das man sich scheinbar das Maul über uns zerreißt... Das hat gereicht.

  • PerSeLu

    ich habe gerade deine Beiträge gelesen und bin sehr betroffen davon. Mein aufrichtiges Mitgefühl. Da das alles einen sehr komplexen Hintergrund bei dir hat, fällt mir dazu ein: " Verantwortung für dich selber übernehmen."

    Dieses Umzusetzen ist kein einfacher Weg aber möglich. Ich kenne aus der Vergangenheit in meiner Familie ähnliche Situationen und kann das alles sehr gut nachvollziehen.

    Was wichtig ist, du kannst für keinen anderen Menschen die Verantwortung übernehmen. In deinen Fall kann das nur dein Bruder für sich selber tun. Ich weiß das die Wahrheit manchmal weh tun kann, aber dir gegenüber aufrichtig zu sein ist mir wichtiger.

    Und da dein Bruder offensichtlich nicht in der Lage ist die volle Verantwortung für sich selber zu übernehmen und sich selber schadet oder sich womöglich das Leben nimmt. Besteht die Möglichkeit ein Betreuungsverfahren in die Wege zu leiten, wo er dann in einer entsprechende Einrichtung untergebracht wird.

    Ich weiß, das hört sich hart an.....kurz, ich habe diesen Schritt bei meiner Tochter machen müssen, das war das einzige was ich noch für sie tun konnte. Sie war schon volljährig und meine Therapeutin sagte mir damals, als sie noch Kind war, lag die Verantwortung bei mir und hätte Möglichkeiten gehabt ihr zu helfen. Sie war dann selber für ihr Leben verantwortlich.

    Bitte verstehe, ich war und bin Mutter und musste über mich selber hinauswachsen um diesen Schritt zu tun. Das war alles sehr schmerzhaft, ich hatte keine andere Chance. Ich weiß nicht ob sie heute noch leben würde und was sonst noch passiert wäre.

    Das was bis dahin passiert ist, ist schon schlimm genug. Es hat auch seine Zeit gedauert bis meine Wunden geheilt sind und habe mir psychologische Hilfe geholt. Im Nachhinein kann ich sagen, ich habe wirklich alles für meine Tochter getan, was ich tun konnte. Das war ich ihr schuldig, auch wenn ich selber fast zugrunde daran gegangen wäre.

    Es geht ihr heute gut und kann ein Leben führen was auf sie abgestimmt ist. Obwohl das ohne Betreuer nicht gehen würde. Der die volle Verantwortung für sie hat. Sie hat unter anderem " Borderline "

    Es war mir ein Bedürfnis dir das mitzuteilen und wünsche dir viel Kraft um das alles tragen zu können, so da du keinen Schaden nimmst.

    Liebe Grüße

    Lana

  • Hallo PerSeLu,

    Eigentlich sind es Freunde mit denen ich sehr gerne geredet hätte, aber alleine die Tatsache das darüber hinter meinem Rücken geredet wird... Das man sich scheinbar das Maul über uns zerreißt... Das hat gereicht.

    Das ist eine Mögliche Interpretation davon:

    irgendwann die Frage "Was ist denn mit deinem Bruder los? Bekannte haben da was angedeutet!"

    oder?

    Gibt es daneben noch andere Interpretationen, warum deine Freunde das angesprochen haben? Und warum Bekannte da was angedeutet haben?

    Wer sollte verantwortlich sein, wenn nicht ich? Und nun antworte bitte nicht mit "er selbst!

    Warum glaubst du, haben das deine Freunde gefragt?

    Mit den Fragen will ich den Impuls anbringen, dass in Hochanspannungssituationen oder sehr emotionalen Situationen bestimmte Deutungs- und Denkmuster aktiv sind, die wiederum durch stimmungskongruente Erinnerungen, die alle ähnlichen früheren emotionalen Situationen aktivieren, gefüttert werden. Soll heißen: in bestimmten Situationen ist die Wahrnehmung sehr eindimensional. Die Frage danach, ob es noch andere plausible Interpretationen von Situationen gibt, ist eine Strategie, die automatische Interpretation von der Wahrnehmung zu entkoppeln, um dann etwas den Draufblick zu bekommen.

    Und wenn es noch andere Interpretationen für diese Fragestellung gäbe - hilft es auch zu schauen, wie du auf diese Alternativen Deutungsmuster hättest reagieren können und welche Handlungsoptionen da gewesen wären. Das hilft Kompetenzen für zukünftige Situationen aufzubauen. Und auch dabei, dahinzukommen in solchen Stresssituationen kurz eine Auszeit zu nehmen und direkt reagieren zu können, ohne zu leiden. So hab ich es zumindest gelernt.

    Nur so, als Impuls - wie immer muss das hier nicht zutreffen / helfen.

    Wer sollte verantwortlich sein, wenn nicht ich? Und nun antworte bitte nicht mit "er selbst!

    Hierzu noch: Früher warst weder du noch er verantwortlich! Sondern die Erwachsenen, die für euch Fürsorge zu tragen gehabt hätten. Für mich liest es sich so, als hättest du diese Verantwortung damals innerlich übernommen, obwohl das eben gar nicht geht - ein Kind klann das nur in kindlicher Logik und die ist hier nicht mehr zeitgemäß. Jetzt, heute als Erwachsener: wer ist verantwortlich? Für die Ursache oder für die Behebung des Leids? Die Frage ist für mich eher: welche Verantwortungsaspekte können real durch andere übernommen werden, wenn ein Erwachsener seiner Eigenverantwortung nicht nachkommt?

    Verantwortung liest sich manchmal wie "wer ist Schuld an der Misere" - meiner Auffassung nach, ist Ver-ant-wort-ung aber was anderes ( was ich jetzt hier nicht ausführe). Es braucht doch nicht unbedingt die Zuschreibung wer verantwortlich ist?! Vielmehr bedarf es der Zuschreibung: wer inwiefern jetzt Handlungsfähig ist. Praktisch, von den Ressourcen her, vom rechtlichen,.. usw. Hier schließt sich die Frage an, inwiefern du Handlungsfähig bist. Schätzungsweise in Bezug auf deinen Bruder derzeit relativ wenig im äußeren. Im Inneren bei eurer Bindung wohl aber durchaus. Und im Bezug auf dich selbst sicherlich auch, oder? - Meine Meinung :winking_face:

    Wie sieht es eigentlich aus, mit einem stabiliserenden Klinikaufenthalt bei dir, vielleicht auch nur zur Krisenintervention (z.B. in einer psychosomatischen Klinik)? Oder einer therapeutischen Sprechstunde? Du hattest glaube ich geschrieben, dass vor Ort alle ausgelastet sind? Aber Warteliste und Sprechstunde... wäre ein Anfang oder? Vielleicht etwas, was in deiner Handlungsfähigkeit liegt und hilfreich für dich - und somit indirekt auch für deinen Bruder ist?

  • Ich denke und das ist meine ganz persönliche Meinung, dass es ein Fehler ist, jemanden jegliche Kompetenzen abzusprechen, nur noch den Fokus auf den angeblich hilflosen, konsumierenden Menschen hat. Auch wenn man andere Seiten gerade nicht sieht oder nicht sehen will, sind sie nicht ins Nirwana verschwunden, sondern schlummern in demjenigen.

    Das war beispielsweise eine meiner Überlegungen zur Entscheidungsfindung. Was ist meine Beteiligung, was muss ich anders machen? Ich kann mich natürlich beschweren, mich sorgen, mich verrückt machen, versuchen zu kontrollieren, was nicht kontrollierbar ist, immer nur mit dem Finger auf den anderen zeigen - nur geholfen hat es nicht. Mir nicht und ihm auch nicht.

    PerSeLu, den Tanz tanzt dein Bruder nicht alleine.

    Und wenn ich ganz genau hingucke, zeigt mir mein Sohn doch richtig die A....karte. Du kannst machen was du willst, ich entscheide, nicht du! :57:

    Mir hat sicherlich meine Vergangenheit geholfen, relativ schnell anzuerkennen, dass nicht alles in meiner Hand liegt und das dazugehörige Ohnmachtsgefühl auszuhalten und mein Wille, immer denselben Tanz nicht über Jahrzehnte tanzen zu wollen.

  • lana Ich danke dir sehr für deine Nachricht!

    Ich habe auch bei meiner Mutter angesprochen das er alleine nicht lebensfähig ist. Er muss "kontrolliert" werden, er benötigt eine Betreuung. Aber meine Mutter möchte das nicht wahrhaben.

    Er hat eben immer noch eine zu gute Fassade und vor allem hat er ihre Fäden in der Hand.

    Ich habe mich lange hier nicht gemeldet, weil ich mich ein paar Tage von dem ganzen Thema erholen musste. so auch außerhalb dieser Community.

    Diese "Kaffeeklatschgeschichte" am Freitag hat mir echt eine reingedrückt. Am Sonntag kommen Bilder, wie alle freundlich lächelnd bei Oma am Mittagstisch sitzen... Ich fühle mich verarscht... Aber ich habe auch so Heimweh. Ich weiß meine Mutter ist die ganze Woche krank geschrieben, ich auch! Ich schreibe ihr am Sonntag "Mama, ich würde gerne nächste Woche nochmal kommen, aber ich schaffe das finanziell nicht und ich weiß nicht was ihr für Pläne habt." Ihre Antwort "Wieso möchtest du kommen?"

    Dieser Satz hat so viel ausgelöst, das ich die ganze Nacht nicht schlafen konnte. Ich rede und rede... Rede mit ihr als ich noch bei ihr war. Weine, sage ihr wie sehr ich Heimweh habe, wie sehr ich nach Hause möchte, ich mache mir Sorgen um meinen Bruder, habe Angst wieder von nichts etwas zu erfahren... Und sie fragt wieso ich kommen möchte... Hat meine Mutter mir überhaupt schon mal zugehört?

    Laut Aussage meiner Mutter ist ja auch alles gut!

    Ich wütend, verletzt.. Mir wird bewusst wie Co-Abhängig meine Mutter ist. Wie sehr sie sich an der Nase herumführen lässt. Wie er sie manipuliert. Und ich soll hier sitzen und das zulassen? Mich nicht verantwortlich fühlen, grany ? Verantwortung bedeutet für mich nicht," wer ist an der Misere schuld?" Verantwortung heißt für mich in diesem Fall, niemanden in die Scheiße rennen zu lassen.

  • Du kannst auf die Entfernung nicht viel tun, vielleicht ist es auch gerade deshalb gut, dass du es finanziell nicht schaffst zu deiner Mutter und deinem Bruder zu fahren. Ich sehr gut nachempfinden, wie schwer diese Einsicht ist und wie schwer es ist sich eine Pause von der Familie zu nehmen, ich bin da gerade in einer ähnlichen Situation.


    Ich möchte da jetzt nichts Falsches schreiben, vielleicht habe ich auch ein Falsches Bild, aber das einzige, was mir einfällt, wäre, dass du beim SPD anrufst. Die könnten mit deiner Mutter und deinem Bruder reden. Die könnten vielleicht auch dafür Sorgen, dass dein Bruder in eine Klinik kommt? Zumindest wäre es eine Möglichkeit dein Gewissen ein wenig zu beruhigen?

  • PerSeLu,

    mit Verantwortung meine ich insbesondere für dich selber, auf dich achten das es dir Gut geht, auch wichtig für deine Familie. Was dein Bruder betrifft kannst nur im Rahmen deiner Möglichkeiten Einfluss nehmen.

    Zu deiner Mutter, du schreibst das dein Bruder sie manipuliert, wichtig, sie lässt sich manipulieren. Mit sich machen und machen lassen, da gehören immer 2 Personen zu. Emotional bist du auch mit eingebunden.

    Deine Mutter kann euch nicht mehr Schützen, das heiß für dich zu lernen, dich selber zu schützen.

    Das sollte jetzt bei dir oberste Priorität haben, es ist keinen damit geholfen wenn du am Ende auch am Boden liegst.

    Natürlich darfst du ein Mitgefühl haben mit deinen Bruder, das heißt aber nicht das du mit Leiden sollst. In der Bibel steht: "liebe deinen Nächsten wie dich selbst" und nicht: "liebe deinen Nächsten mehr als dich selbst."

    Lass es mal wirken und nochmal mein aufrichtiges Mitgefühl für dich.

    LG Lana

  • Wie soll ein Mensch auf sich achten, wenn er sein Leben nur noch auf sich selbst bezieht?

    Sei es wegen dem Alkohol, oder der Sucht - das ist keine Entschuldigung.

    Dann bist du einfach nicht du selbst.


    Ich weiß das wird jetzt hart, aber meistens lese ich hier wie es nur um dich geht.

    Überall zählt nur deine Meinung und wie du dich fühltest, jetzt fühlst "wegen" denen/ den anderen in deinem System und in Zukunft.

    Klar kann man das so sehen, aber vergisst Du finde ich dabei, dass du ständig nur dich selbst im Kopf hast. Aus Angst vielleicht, das ist auch wieder verständlich, denn dein System ist gerade die Herausforderung. Aber zumindest würde es dir helfen, wenn du bemerken tust "Oh, jedes mal geht es um meine Persönlichkeit und diese fühlt sich schlecht wegen dem und dies". Das mag zuerst etwas merkwürdig sein, abhängig wie sehr du daran gewöhnt bist. Und ich weiß nicht in wieweit dir das noch klar ist/ wie viel du trinkst.

    Andernfalls biete ich dir hiermit etwas Raum und Platz etwas neues anzunehmen. Der Alkohol ist Teil deiner Persönlichkeit. Wenn der Alkohol da ist, wird auch immer ein Teil deiner Persönlichkeit dafür verantwortlich sein. Und schau dir die Gründe an wieso du trinkst. Da steht deine Persönlichkeit und sagt sich, wie schlecht es ihr geht. Dann gibt es nichts mehr, was anderer Meinung ist. Alles was versteckt wird, zeigt auch wieder in Richtung der Persönlichkeit. Also worum geht es wirklich?

    Wieso versteckst Du mit dem Alkohol alles? Warum darf dein wirkliches Bewusstsein nicht ungehindert da sein um sich zu entfalten?

    Wieso tust du dir das jedes mal an und verzichtest darauf zu transzendieren? Dein Bewusstsein steht in Wahrheit über allem. Das merkst du auch, wenn du innerlich sehen kannst wie du nicht trinkst. In Wahrheit siehst du wie es geht, nur halten dich die Lügen weiter an die Kontrolle, an die Gewohnheit, an den Alkohol der irgendwie alles so schön macht...

    Weil du denkst, dass du nur noch dich selbst sehen kannst?

    Bitte gib nicht auf und schau weiter von Tag zu Tag wie sich die Dinge entwickeln.

    Bleib auch mental nüchtern, also ich meine wenn du auf dein System schaust/ auf die Probleme.

    Du bist nicht hilflos, denn die Probleme gehören uns nicht. Sie sind da und können angenommen werden, genau wie eine Angst. Das muss ich z.B. gerade lernen in meinem Entzug, denn die Panikattacken kommen wieder/ ich kriege oft Angst und fange dann automatisch an zu denken. Genau wie ich mit dir spreche, spreche ich auch mit mir selbst und versuche meine Persönlichkeit zu sehen. Bei mir ist dann ein Teil, der denkt mit den Drogen würde es angenehmer und friedlicher. Auch schaltet der Verstand in eine andere Richtung. Und ich musste erst lernen, dass es ständig die selbe Richtung ist wenn ich konsumiere.

    Der Konsum kommt einem Besuch in einem Haus gleich, dass man zuerst nicht kennt. Jeder weiß wie man reingekommen ist und kennt auch den Weg zur Tür. Ich denke deshalb geht es bei uns Süchtigen auch nicht darum, dass wir die Tür nicht sehen. Wir denken dagegen, dass es draussen nicht so schön ist wie drinnen. Hier ist es warm, es gibt Gesellschaft und der Alkohol steht auf dem Tisch. Aber kannst du hier den Himmel sehen? Das mache ich mir immer wieder klar. Wo ist hier in dem Haus die Sonne? Die Natur? Das alles muss ich hier vergessen um nicht aus der Tür zu gehen. Daran erinnere ich mich immer wieder. Es hilft auch nüchtern zu bleiben, weil der Konsum mich wieder in das Haus bringen würde. Und deshalb gucke ich bei Suchtdruck auch sofort nach oben in den Himmel... Das werde ich in dem Haus nicht mehr sehen/ die Sonne und der Mond wird genauso verschwunden sein, sollte ich zum Joint greifen.

    Mach dir das vielleicht klar, mich würde es sehr freuen.

    Manchmal ist es nötig, sich etwas von sich selbst zu entfernen.

    Dann sieht man wieder mehr, wieder etwas anderes.

    Vielleicht auch fast das gesamte Bild?

    Ganz liebe Grüße

  • Hallo PerSeLu,

    wie geht es Dir denn inzwischen? Auch ich möchte Dir mein Mitgefühl für Deine Situation ausdrücken. Nach allem, was Du schilderst, seid Ihr - Dein Bruder, Deine Mutter und Du - tief in dieser Misere verstrickt. Ich kann Dir das so gut nachempfinden, auch wenn meine Lage anders ist. Ich bin zwar "nur" Freundin eines Suchtkranken, aber das auch schon sehr lange und auch er hing oder hängt sehr tief drin, zuletzt konsumierte er K, Unmengen von Alkohol und Medikamente. Mir ging es oft so, dass ich hilfreich gemeinte Äußerungen von anderen schnell als Angriff oder Abwertung verstanden habe. Vielleicht geht's Dir ja manchmal ähnlich. Hab mich deshalb immer mehr zurückgezogen und schützend vor meinen Freund gestellt und mich dabei selbst weitgehend aus dem Blick verloren. Oft hab ich auch gedacht, dass mich keiner versteht, und uns eh niemand helfen kann.

    Im Prinzip ist es ja auch zu einem gewissen Teil so. Dein Bruder ist derjenige, der sich seinen Problemen stellen, sich Hilfe suchen und von Profis behandeln lassen muss. Du kannst ihn, so hart es klingt, nicht so weit kontrollieren und davor bewahren, in die Scheiß zu rennen, wie Du sagst. Aber Du könntest ihm vielleicht sagen, wie sehr Du ihn magst und dass Du ihn bis hierhin gern begleitet hast, es jetzt aber Deine Kräfte definitiv übersteigt, und er die Tür aufmachen muss, um da herauszukommen. Ist nur ein Vorschlag, Du entscheidest natürlich, aber vielleicht hilft ihm das mehr, als wenn Du in steter Alarmbereitschaft bist und immer wieder mit fliegenden Fahnen zu Deiner Familie eilst, wenn die Kacke am dampfen ist. Und glaub mir, ich war auch immer da und bin geeilt und hab alles versucht, und mich vermutlich ähnlich hilflos gefühlt... Vielleicht kannst Du ihm vermitteln, dass Du für ihn da bist, wenn er es angeht. So in der Art. Ich hoffe sehr, er kriegt das hin und wünsche Dir, dass Du bald ein wenig Abstand gewinnen kannst.

    Liebe Grüße,

    RF

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