Nur noch kurz, und dann mache ich für heute Schluss weil ich meiner Verantwortung für mich nachkomme und noch arbeite.
Wir lieben und lachen zusammen... früher zumindest
Wann hat sich das geändert? Weisst du warum?
Von meiner Mutter und meiner Oma (die letzten Überlebenden) werde ich immer ausgeschlossen.
Von was wirst du jetzt konkret ausgeschlossen? (ja, kann mir denken, dass das sich-kümmern ist, aber ... gäbe es denn etwas für dich zum Kümmern?) Welche Handlungen werden durch deine Mutter und Oma im Hier und Jetzt, Heute abgeblockt? Oder sind es Emotionen (was nicht besser ist)?
Du bist kompetent. Sehr, so wie es sich liest. Und du kennst deinen Bruder sehr sehr genau. Das weisst du. Das weiss er vermutlich auch. Lass dich nicht in diese "Kindrolle" pressen. - Sie ist da. Sie wird dir auferlegt - aber: du entscheidest: nimmst du sie an oder nicht? Und wenn du sie nicht annehmen willst - braucht das eine Zeit, bis das emotional auch geht. Glaube ich. Das lässt sich heute abend nicht alles auflösen. Heute abend kannst du nur gut für dich sorgen. Ist es gut, weiterzudenken und zu schreiben oder ist es gut, zu versuchen anderweitig für sich zu Sorgen. Du bist hier die Expertin deines Lebens! Lass dir das nicht nehmen von deiner Mutter oder Oma. Sie nehmen dich nicht für voll, okay. Aber du bist auch nicht darauf angewiesen, dass sie es tun. Nicht mehr. ... - früher ja, und da sind vielleicht noch einige Verletzungen da, kann ich mir vorstellen.
Ich fühle mich schuldig, weil ich arge Probleme in der Pubertät hatte. Wir waren damals vom Harz in den Ruhrpott gezogen und ich kam mit dieser Veränderung nicht zurecht. Ich habe geschrieen, habe mir die Arme aufgeschlitzt... Ich habe nach Hilfe gerufen... Mein Bruder hat scheinbar stumm gelitten... Ja, darin mache ich mir Vorwürfe. Ich habe ihn nicht gesehen!
Wäre es denn deine Aufgabe ihn zu sehen?
Und wenn du jetzt ja schreibst... ist es die Aufgabe von irgendeinem jungen Mädchen, das selbst große Probleme hat, kein gutes familiäres Umfeld hat und schwer beschäftigt mit emotionalem Überleben ist für den Bruder zu sorgen, wenn nicht mal offensichtlich ist, dass er Hilfe braucht? Kann man helfen, wenn man sich selbst nicht helfen kann?
In einem Familiensystem wäre das auf jeden Fall nicht der Job des Kindes. Das ist Part der Eltern. Oder? Stell dir mal vor, deine Kinder wären in der Situation. Würdest du sie beschuldigen, dass sie sich nicht um den anderen gekümmert haben, weil sie selbst verletzt sind? Oder anders... beide haben ein Beinbruch. Ein Kind schreit, eines nicht. Muss das schreiende Kind aufstehen und zu dem anderen hingehen und es wegtragen und versorgen, ohne dass irgendjemand helfen sollte?
So. Das waren meine Nachtgedanken. Ich wünsche dir eine sicherer Nacht und ein kleines Trostlicht. So weit es geht
P.S. man kann sich auch selbst in den Arm nehmen (auch wenn das ein wenig abgefahren klingt). Man kann sich eine Kerze anmachen, eine Wärmeflasche holen (Wärme = Nähe), die Kuscheldecke holen, einen Tee oder eine heiße Schocklade, sich eine Höhle bauen.... alles erlaubt, auch wenn man schon erwachsen ist. Dir fällt bestimmt was ein!