wie komme ich da bloß wieder raus?

  • Hey,

    auch ein paar Minuten sind schon ein Erfolg. Das heißt doch, dass du nicht sofort nachgegeben hast, sondern dass du in der Lage warst, die Kraft aufzubringen zu kämpfen. Dass es nicht länger ging... auch die besten Ritter hatten Narben, weil sie manchmal eben doch getroffen wurden... Wichtig ist, dass du nicht aufgibst... sondern dass du versuchst, beim nächsten Mal auch wieder zu kämpfen, ob es Sekunden, Minuten,...Jahre sind, ist nicht wichtig. Wichtig ist der Wille, die Schlacht nicht wegen eines verlorenen Kampfes aufzugeben...

    Ich lasse dir einfach mal ein gedankliches bisschen Mut und Kraft da...:55:

  • Morgen mittag hab ich Therapie. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.

    Ich hab den Eindruck, dass ich immer mehr svv mache und hab Angst, dass er mich irgendwohin schickt, wenn ich zu ehrlich bin. Ich hab Angst, dass er es sehen will.

    Verdammt, wie kann ich bloß aufhören? Ich mache mir alles kaputt, was ich in den letzten Jahren aufgebaut habe. Wieso schaffe ich es nicht, es einfach zu lassen???

  • Ich glaube kaum dass dein Therapeut dich von jetzt auf gleich "irgendwohin" schicken will ...

    Scheinbar kennt er dich ja schon ne Zeit, SVV ist jedenfalls solange keine Diagnose, welche eine Einweisung rechtfertigt - solange eben nicht Selbsttötungsabsichten dahinter stehen.

    Natürlich könnte es sein, dass er dir einen Klinikaufenthalt vorschlägt, aber eine Einweisung gegen deinen Willen wäre ne ganz andere Nummer!

    Ich meine, Therapie erfordert Offenheit und Ehrlichkeit von beiden Seiten - sonst wird die kaum was bringen.

    Das man nicht immer alles offenlegen kann, ist zwar oft so, aber zumindest gewisse Ansätze braucht der Therapeut.

    Und wenn du nicht willst dass er deine Verletzungen sehen soll, dann dürfte das auch ok sein, er wird dich sicher nicht dazu zwingen.

    Das aber irgendwas passieren muss, zeigt ja deine Angst vor dem was noch alles kommen könnte.

    in der aktuellen Weltsituation kann ich das niemandem zumuten

    Meiner Meinung wirst du für deinen Mann z.B. wichtiger sein, als Corona und Co.

    Hast du noch nie mit ihm drüber geredet?

  • Meiner Meinung wirst du für deinen Mann z.B. wichtiger sein, als Corona und Co.

    Hast du noch nie mit ihm drüber geredet?

    Mein Mann weiß, dass ich svv vor Jahren gemacht habe, bevor ich ihn kennengelernt hatte. Es ist der erste Rückfall seit wir uns kennen und seit ich Mutter bin.

    Ich vermute, dass ich für meinen Mann wichtig bin, sicher wichtiger als corona. Aber er kämpft selbst mit einer chronischen Depression und die Situation zu Hause zu bleiben, macht es auch für ihn nicht leichter.

    Ich denke, wenn er erfahren würde, dass ich gerade svv mache, macht er sich Vorwürfe und es ginge ihm noch schlechter.

    Ich hab große Angst davor, dass der Therapeut will, dass ich zum Doc zur Versorgung der svv gehen soll. Das würde meinen Mann stutzig machen. Über einen Klinikaufenthalt will ich gar nicht erst nachdenken, da bekomme ich regelrecht Panik...


    Ich hab übrigens den Termin falsch eingetragen, Therapie ist erst morgen. Ich bin ziemlich durcheinander und unter Strom. Hilft auch nicht so besonders dabei, weniger zu machen :76:

    Aber ich muß etwas tun, damit nicht alles den Bach runter geht. Also hab ich mir 3 Sachen für die Therapie vorgenommen :

    • ich will besprechen, ob ich meine Psychiaterin fragen sollte, mir Psychopharmaka zu verschreiben
    • ich möchte wissen, ob der Therapeut mich für arbeitsfähig hält
    • ich möchte herausfinden, ob es eine gute Idee ist, Kontakt mit meiner neuen Chefin aufzunehmen und sie zumindest virtuell kennen zu lernen

    Und wenn ich Glück habe, fragt er nicht, ob svv schlimmer geworden ist. Ich werde nicht lügen, aber ich muss ihm ja nicht alles direkt sagen....

    Einmal editiert, zuletzt von nintje (21. April 2020 um 16:57) aus folgendem Grund: Ein Beitrag von nintje mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Hallo nintje,

    ich werde die Tage noch auf den ein oder anderen Aspekt hier antworten. Jetzt nur das dringlichste:

    Morgen mittag hab ich Therapie. Ich weiß nicht, was ich sagen soll

    Vielleicht genau das. Vielleicht sprichst du nicht nur über Inhalte, sondern über deine Gefühle. Dass du Angst hast, dass du

    Und wenn ich Glück habe, fragt er nicht, ob svv schlimmer geworden ist. Ich werde nicht lügen, aber ich muss ihm ja nicht alles direkt sagen....

    auch davor Angst hast. Du musst ihm ja nicht sagen, inwiefern dein SVV ist, auch wenn er dich fragt... aber hilft dir das weiter, wenn du es nicht ansprichst? Ist das hilfreich für deine SVV-Symptomatik? Du kannst z.B. auch erstmal einen Vorschritt machen, und sagen, dass du etw. ansprechen solltest, um konstruktiv damit umzugehen, aber dass es dann hinterher oder währenddessen das und das auslöst (wenn du oder er es ansprichst) z.B. Scham etc. und du befürchtest, damit nicht umgehen zu können / diese Gefühle reguliert zu bekommen. Sowas sind wichtige Schritte, damit man ansprechen kann, was helfen würde und sich nicht auch noch dafür bestraft....

    Ich hab den Eindruck, dass ich immer mehr svv mache und hab Angst, dass er mich irgendwohin schickt, wenn ich zu ehrlich bin. Ich hab Angst, dass er es sehen will.

    Erstmal: aufgrund von nicht-suizidalem SVV darf er dich nicht irgendwo hin schicken. Und das ist auch etwas, was du ausdrücken solltest... dass du Angst hast etw. zu besprechen, weil es dir zu ehrlich vorkommt und du befürchtest, dass er dich iwo hinschickt... wie gesagt, du musst nicht über den Inhalt sprechen, sondern was das an Gefühlen auslöst und was davon die Interaktion, die erforderlich wäre um zu gesunden, hemmt.

    Übrigens...auch wenn er es sehen will (was er wahrscheinlich eher nicht will), dann gibt es eine einfache Möglichkeit: "Nein, das möchte ich nicht, da ich befürchte, dass die Scham darüber, dass Sie dass sehen mein SVV nur befeuert, weil ich mich so schäme, dass ich es nicht mehr regulieren kann." - Als Beispiel.

    Letzter Impuls: du schreibst immer, dass du SVV "machst"... ja stimmt schon, aber manchmal hilft kognitive Umdeutung. Wie wäre es mit: du "leidest an SVV?" Letztlich ist es nur ein Symptom einer psychischen Krankheit. Du hast eine Krankheit. Das ist nicht so, als wenn man mal eben aufhört, keine Ahnung, Bleistifte zu benutzen.. das ist eine krankhafte Regulation der eigenen Emotionen... weil du dir nicht anders zu helfen weisst. Ein Symptom... dass du zwar bekämpfen kannst, aber dessen Ursache erst auch behandelt werden muss.

    vielleicht ist ja der ein oder andere Impuls passen für dich. Iwann dann noch was zu den Skills.. bin nur zu platt derzeit.

  • Ich danke euch so sehr für euren Input!!

    Die ganze Zeit muß ich an dieses Gedicht denken, wenn ich etwas von euch lese:

    das Gleichgewicht halten

    ist ohnehin schwer

    für einen allein

    wie aber kommt es

    dass einer den Nächsten

    huckepack nimmt

    und noch die Hand reicht

    einen dritten zu stützen

    (Georg - Oswald Cott)

    Danke an grany , SineVerbis und Franz

  • ich werde die Tage noch auf den ein oder anderen Aspekt hier antworten

    Ich hab ein bisschen rumgelesen und den Eindruck gewonnen, dass du selbst gerade auf dem Zahnfleisch gehst. Bitte verschwende nicht die wenige Kraft, die Du hast, an mich!

    Es hilft schon, einen Ort zu haben, wo ich etwas "aussprechen" kann, wo ich weiß, dass es jemand liest.

    Aber hier auch eine inhaltliche Antwort

    Vielleicht sprichst du nicht nur über Inhalte, sondern über deine Gefühle

    Daa ist eine neue Idee für mich. Es klingt ein bisschen wie bei HP das Aussprechen des Namens von Lord Voldenmort (sorry für den Vergleich, meine Tochter hört und sieht deezeit wenig anderes...). Das Aussprechen des Namens führt zu negativen Konsequenzen, also suchen die Leute Möglichkeiten, drumrumzusprechen. Ich werde versuchen, das heute auszuprobieren!

    du "leidest an SVV?" Letztlich ist es nur ein Symptom einer psychischen Krankheit. Du hast eine Krankheit

    Das hat mich zum Weinen gebracht. Ich fühle mich sehr schlecht dabei, dass ich mit dem svv nicht aufhören kann, dass es im Moment immer mehr wird. Wenn es mir gelingt, das als Symptom zu sehen, würden die Selbstvorwürfe vielleicht weniger. Man wirft ja auch niemandem vor, dass er Fieber hat oder Husten....

    Danke an euch da draußen. Ihr ahnt vielleicht nicht, wie wichtig ihr für mich seid...

  • Ich bin hier (bisher nur) stille Mitleserin und wollte dir für deine heutige Therapiestunde einfach viel Kraft wünschen.
    Es ist ein sicherer Ort, an dem du sein darfst, mit allen Seiten und Facetten. Ich hoffe du kannst das so sehen.

  • Therapiestunde überstanden. Es war ganz anders als erwartet. Ob besser oder schlechter, weiß ich nicht. Das werd ich wohl am Druck im Laufe der nächsten paar Stunden merken.

    Auf svv ist er nur ganz kurz eingegangen. Ich habe von grany s Hinweis berichtet (hab ihm gesagt, dass ich in einem Selbsthilfeforum bin) und er fand das Bild mit dem Fieber sehr gut. Er führte aus, dass ich im Moment so ahiere, dass ich Fieber habe und da nicht fürsorglich mit mir bin sondern sozusagen mit Fieber bei Minusgraden nackig draußen rumlaufe. Ich versuche mich daran festzuhalten.

    Das aktuelle Ziel ist erstmal, die automatischen Gedanken zu identifizieren. Er nennt es das Dämonenradio. Nicht ich denke schlecht über mich, sondern "es denkt mit mir" (so ähnlich waren seine Worte). Ich bin nicht dafür verantwortlich, was ich denke, sondern nur, wie ich dann mit den Gedanken umgehe. Wenn ich das besser erkennen kann, kann ich auch gegen svv ankämpfen.

    Der Plan ist jetzt, gezielt Entspannung zu üben. Bin ich super drin :19:

    Er hält die Arbeit für eine Chance und scheint mich für arbeitsfähig zu halten. Ich bekomme Panik, wenn ich ans arbeiten denke. Sein Bild dafür: ich stehe vor einer großen Melone und vor lauter Angst, dass ich sie nicht heben kann, versuche ich es gar nicht erst.

    Bei den Medis denkt er, dass sie hilfreich sein könnten, meint aber auch, ich könne es ohne schaffen. Aber es würde ja nichts dagegen sprechen, es sich leichter zu machen. Er gab noch den Hinweis, dass es Antidepressiva mit Fokus auf angstlösender Wirkung sein soll. Mal sehen, was die Psychiaterin sagt.

    Ich hab insgesamt das Gefühl, dass er wesentlich gelassener ist und mich als weniger krank ansieht, als ich mich selbst.

    Ich weiß grad gar nicht, ob ich das gut oder schlecht finde :hmpf:

    Bin ziemlich durcheinander, aber das Loch war nicht so tief und ich hab ein bisschen geschlafen....

  • ... wieder ein paar Stunden später.

    Ich bin immer noch durcheinander, was ja nicht unbedingt das schlechteste ist. Wie ich meiner Tochter immer zu sagen pflege, wenn wir ihr Zimmer aufräumen: "Nur aus dem Chaos kann Ordnung entstehen".

    Zunehmend hab ich das Gefühl, dass ich irgendwie nicht gesund werden will. Ich versuche, mir vorzustellen, wie es wäre, kein svv zu machen haben (ich versuche, die andere Sichtweise umzusetzen, svv nicht als Handlung sondern als Symptom zu sehen...) und es überfällt mich ein ganz ganz mieses Gefühl.

    Ich kann es schlecht beschreiben, dieses Gefühl. Es ist, als würde ich es wollen, als wäre ich damit etwas besonderes, was ich ohne nicht bin.

    Wie bescheuert ist das denn bitte? :wall:

    Auch der Gedanke, dass mein Therapeut mich für gesünder hält, als ich mich selbst, macht mir ein mieses Gefühl.

    Also bin ich doch ein Simulant!

    Will Aufmerksamkeit, Zuwendung, mich aufspielen! Was bin ich nur für ein Mensch, eine Mutter.....???? :17:

  • Hallo nintje,

    Ich hab ein bisschen rumgelesen und den Eindruck gewonnen, dass du selbst gerade auf dem Zahnfleisch gehst. Bitte verschwende nicht die wenige Kraft, die Du hast, an mich

    Solange ich gleichermaßen meine eigenen Baustellen betrete, wie ich die von anderen besuche, kostet mich das keine Kraft. Meine Verantwortung, ich trainiere an meiner Balance und bin zufrieden. Bitte werte dich präventiv nicht ab, um mich zu schützen - vielleicht gibt mir das Schreiben ja auch etwas zurück? Wer weiss (ich weiss) :winking_face: Ist mein Job, mich da zu regulieren, weil nur ich weiss, wie es mir damit geht. Und das melde ich dann zurück.. einfach in dem ich z.B. kommuniziere, dass ich später was dazu schreibe.

    Therapiestunde überstanden.

    :thumbs_up:

    Es war ganz anders als erwartet. Ob besser oder schlechter, weiß ich nicht. Das werd ich wohl am Druck im Laufe der nächsten paar Stunden merken.

    Möglicherweise hast du hier einen ungünstigen Messwert. Denn den Therapiewert einer Stunde anhand deines Drucks zu messen ist eher ungünstig, glaube ich. Die Symptomreduktion ist ein mittelfristiges Ziel, das langfristige ist es, gesunde Alternativen für die Ursache zu finden. Das Langziel kann beinhalten, dass du kurzfristig sogar noch mehr Druck hast, weil sich die "unaushaltbaren" Dinge erstmal regulieren müssen, im Übergang von destruktiv zu konstruktiv. Dies betrifft insbesondere die Zeitpunkte, an denen dahingehend gearbeitet wird. Also, wenn du mehr Druck hast, nach Thera, muss das nichts schlechtes sein. Es sollte aber noch im Rahmen des Zielförderlichen liegen und nicht im absoluten Extrembereich - ein Lernbereich, sozusagen.

    Zunehmend hab ich das Gefühl, dass ich irgendwie nicht gesund werden will. Ich versuche, mir vorzustellen, wie es wäre, kein svv zu machen haben (ich versuche, die andere Sichtweise umzusetzen, svv nicht als Handlung sondern als Symptom zu sehen...) und es überfällt mich ein ganz ganz mieses Gefühl.

    Ich habe vorhin schon gelesen, dass du bezweifelst, ob du eigentlich gesund werden willst. Ich spiele mal den Gegenpart dazu, das braucht man manchmal, um so einen Part in sich selbst zu entwickeln. Wenn du nicht gesund werden wollen würdest... wieso leidest du dann darunter? Wieso bist du hier? Wieso gehst du zur Thera? Wenn du das nur zwecks "aufmerksamkeit" machen würdest, so wärst du ebenfalls krank, denn jmd. gesundes würde diesen Weg nicht benötigen. Aber da du dich selbst diesbezüglich hinterfragst und das transparent reflektierst ist das wahrscheinlich eher ein Symptom, die viele Menschen haben. Also, der Gedanke "nur Aufmerksamkeit zu suchen" und "nicht gesund werden zu wollen, heimlich"... das hat eine Schutzfunktion. Sonst müsste man akzeptieren, dass man nicht so viel Kontrolle hat wie man glaubt. Zudem ist SVV eine Art, Dinge zu kompensieren. Du willst dir das wegnehmen, das was dich aktuell schützt... SVV ist ein destruktiver Weg für ein konstruktives Ziel. ... Es ist nicht nur schwarz-oder weiss... nicht nur schlecht und gut... es wäre nicht weiter verwunderlich, wenn du noch eine Weile daran als Schutz festhalten musst, bevor langfristig eine Veränderung möglich ist. Mit "wollen" hat das nichts zu tun. Im Gegenteil, es kann gesünder sein, sich selbst da nachsichtig Zeit zu geben. Deinem Kind reißt du doch auch nicht die Stützräder nach dem ersten Meter Fahrradfahren weg... auch wenn die Stützräder nicht rund sind. Vielleicht sind derzeit keine runden Stützräder verfügbar und du musst sie noch schnitzen.

    So mal wieder ein paar nächtliche Impulse von mir... zum Rest... iwann später noch :grinning_squinting_face:

  • Ist mein Job, mich da zu regulieren

    Ok :16:

    der Gedanke "nur Aufmerksamkeit zu suchen" und "nicht gesund werden zu wollen, heimlich"... das hat eine Schutzfunktion

    Das ist wieder ein vollkommen neuer Gedanke, der mir noch nie gekommen ist.

    Ich habe bei der Krankschreibung der Psychiaterin gesagt, dass ich Sorge habe, mir die Krankschreibung zu "erschleichen".

    Als ich damals im KKH war, hatte ich zwischendurch eine ziemlich furchtbare Ärztin, die mir ziemlich krass gesagt hat, dass ich Borderlinerin wäre und dass "solche Leute wie ich" auf dieser Station nicht behandelt werden würden (so erfuhr ich nebenbei von der Diagnose) und dass ich sehr manipulativ sei. Erst später wurde die Diagnose überprüft und korrigiert.

    Die Vorgehensweise der Ärztin hat mich ziemlich verletzt. Ich habe kein Problem mit der Diagnose Borderline sondern eher damit, wie die damit verbundene Wertung der Ärztin kommuniziert wurde und welche Konsequenzen das für mich hatte, ohne dass die Diagnose sauber abgesichert war...

    Nunja, ich weiß, Deppen gibt es überall :dv:

    Aufgrund dieser Erfahrung ich bei mir immer sehr sehr misstrauisch. Ich hatte das auch in der Therapie angesprochen, woraufhin der Therapeut ziemlich gelassen meinte, dass er nicht glaubt, dass ich svv mache, um Aufmerksamkeit zu bekommen, denn seine hätte ich schon vorher gehabt und jemand anders wisse ja nichts davon.

    Bis jetzt hat das auch geklappt. Nur huer im Forum und der Therapeut weiß von dem svv.

    Sonst müsste man akzeptieren, dass man nicht so viel Kontrolle hat wie man glaubt.

    Ich glaub, gerade das ist wirklich extrem schwer für mich , "auseinanderzufriemeln".

    Ich bin tatsächlich "heimlich" davon überzeugt, dass ich die Kontrolle hab. :emojiSmiley-15: Dass ich mein Fieber selbst verursache und selbst entscheiden kann, ob ich Fieber habe und wie hoch es ist. Und gleichzeitig verdamme ich mich, weil ich es nicht geschafft habe, das Fieber zu regulieren bzw verschwinden zu lassen durch reine Willenskraft.

    Hach, wie schön, Fieber als Metapher für svv zu nehmen, das tut irgendwie gut. Und wenn ich es so aufschreibe, merke ich, wie ich mich selbst für etwas fertig mache, was ich eben genau nicht kontrollieren kann. Hatten wir heute auch in der Therapie...

    Da ist ein wichtiger wichtiger Knackpunkt!

    Danke dir!

    Gute Nacht euch allen da draußen. Ich wünsche euch, dass ihr zur Ruhe kommen könnt und dass es einen kleinen Lichtstrahl für euch gibt. Ich hab heute einen bekommen, von euch. Danke!

  • Liebe nintje,
    ich würde dir so gern ein paar Worte hier lassen, bloß damit du siehst, dass es Menschen gibt, die das was du schreibst, die das was du durchlebst sehr gut verstehen können. Mit allen Zweifeln und Hardern. Wie die Therapistunde verlaufen ist, ist doch an sich gut. Vor Allem wirst du dort nicht verurteilt für das was gerade in deinem Leben aktuell ist.
    Erfahrenes verunsichert da meist, genauso wie solche Aussagen bzgl. der Aufmerksamkeit oder der Verbindung mit der Diagnose. DA hab ich auch schon einiges mitgemacht. Wichtig ist aber in erster Linie sich selbst aufrichtig und ehrlich gegenüber zu treten und wenn man das verinnerlicht, dann können einen solche Aussagen viel weniger aus der Fassung bringen.
    Du hast in der Therapie einen Ort an dem du Stück für Stück daran arbeiten kannst dich nicht ständig für die SV zu verurteilen.
    Das heißt nicht es gut heißen zu müssen, aber es als das Anzunehmen was es ist. Ich schätze - oder ich weiß - erst wenn dies gechieht ist Änderung möglich. Das ständige sich dafür niedermachen, die auftretenden schlechten Gedanken dadurch erzeugen weitere innere Spannung. Und Natürlich kommt dann der Gedanke an SV, weil es im Moment nur dieses Weg gibt.
    Und ja, du denkst du hast die Kontrolle, das ist das trügerische an der Sache. Aber zeugt es von Kontrolle, wenn sich der Drang so sehr aufbäumt so dass nur der Schritt zur Verletzung bleibt?
    Ich habe lange gedacht, dass ich es ja in der Hand habe und rein physisch gesehen stimmt es auch. Die Verletzungen entspringen aus meiner Hand, ich führe das "Werkzeug" und ich habe wirklich sehr lange gebraucht um zu verstehen, dass ich schon lange keine eigene Entscheidungsfreiheit mehr habe. Diese Erkenntnis, dass ich abhängig bin, weil mir keine anderen Handlungsmethoden zur Verfügung standen haben mich ein Stück weit aufwachen lassen.

    Zunehmend hab ich das Gefühl, dass ich irgendwie nicht gesund werden will.

    Kannst du das miese Gefühl in dem Zusammenhang beschreiben?

    Auch der Gedanke, dass mein Therapeut mich für gesünder hält, als ich mich selbst, macht mir ein mieses Gefühl.

    Nun, dein Therapeut sieht die Ressourcen, das was funktioniert und es funktioniert eine Menge. Du hingegen trägst das Gefühl dazu noch mit dir herum und Emotionen können so wahnsinnig mächtig sein.
    Es gibt einen Skill, bei dem man darauf schaut, dass es anderen schlechter geht als einem selbst.
    Diesen habe ich lange nicht verstanden, lange nicht umsetzen können und wenn es mir wirklich schlecht geht, dann hat der auch keine Chance, weil das Gefühl in dem ich stecke so mächtig ist und es sich anfühlt, als wenn es das schlimmste auf der Welt ist.
    Wenn ich jedoch etwas weniger angespannt ist, funktioniert der ganz gut.

    Das heißt - und du hast ja auch Erfahrung - es braucht Gedankengänge und Skills für alle Phasen. Nun auf dem Weg nach neuen suchen ist anstrengend. Aber es gibt dir wirkliche Kontrolle! 'Kontrolle fängt bei der Entscheidungsfreiheit an.

    Ich wünsche dir für heute einen guten Tag und wollte einfach paar Zeilen hier lassen.

  • So, jetzt auch inhaltlich :

    Vor Allem wirst du dort nicht verurteilt für das was gerade in deinem Leben aktuell ist.

    Das erledige ich ja schon recht gut :thumbs_up:

    Kannst du das miese Gefühl in dem Zusammenhang beschreiben?

    Hm. Also körperlich wird mir schlecht davon, was echt selten ist.

    Und das Gefühl ist, als würde ich etwas Wichtiges verlieren. Als würde ich mich über meine Erkrankung definieren, als wäre ich etwas Besonderes dadurch (und nur dadurch). Als wäre ich mit Fieber etwas wert.

    In einer der letztenTherapiestunden haben wir mal geschaut, welche Bedürfnisse das "Fieber" erfüllt.

    Es sind mehrere, eins davon ist das Bedürfnis, mir etwas zu beweisen. Was ich aushalten kann (Schmerzen).

    Es fühlt sich an, als wäre nichts mehr da, wenn ich wieder gesund bin, kein Fieber mehr habe, nicht mehr weinen muss und mich erschöpft fühle.

    Der sekundäre Krankheitsgewinn, wie es so schön heißt. :wall: Und ich will das offenbar nicht verlieren. Oh man, was bin ich für ein Mensch :58:


    ja, du denkst du hast die Kontrolle, das ist das trügerische an der Sache. Aber zeugt es von Kontrolle, wenn sich der Drang so sehr aufbäumt so dass nur der Schritt zur Verletzung bleibt?

    Der Therapeut meinte, dass es wie eine Sucht nach dem Bier sei. Dass dahinter das Bedürfnis nach Entspannung stehe und dieses selbst angemessen und völlig ok sei. Dass aber jemand, der alkoholkrank sei, nicht zum Bier zur Entspannung sondern zu einer anderen Möglichkeit greifen sollte, so wie ich es auch machen sollte.

    Es ist zwar nicht unbedingt der Wunsch nach Entspannung, der das "Fieber" hervorruft, aber ich verstehe, was er meint.

    Das bemerkenswerte ist ja auch, dass das "Fieber" in unterschiedlichen Situationen unterschiedliche Bedürfnisse erfüllt. Sozusagen ein multifunktionales Supermittel. Sowas doofes.

    Heute geht es mir aber ziemlich gut. :65:Ich hab Energie, sitze gerade im Autohaus, um Reifen wechseln zu lassen, habe meinen Firmenlaptop zum Laufen bekommen, werde gleich noch was zum essen für die Familie organisieren, will unbedingt noch aufräumen und saugen und hab es sogar geschafft, mich fast angemessen um das Fieber zu kümmern. :ac:

    Und ich rechne jetzt recht fest damit, dass ich nächste Woche nicht mehr krank geschrieben werde sondern die Wiedereingliederung beginne. Im Moment schwanke ich bei dem Gedanken daran zwischen Panik und Zuversicht. Aber es überwiegt gerade die Zuversicht.

    nin

  • Nach dem heutigen "Einfrieren" (hab ich in meinem Postfach drüber geschrieben) bin ich immer noch irgendwie "wackelig". Ich fühle mich entfernt von meiner Familie, als würde ich sie durch ein Glasfenster beobachten (allerdings kommt der Sound normal durch, nicht wie bei echtem Glas).

    Dabei scheint es mir aber besser zu gehen, auch wenn ich wieder svv gemacht hab.

    Es fühlt sich seltsam an. Ich kann prima reden und interagieren, fühle mich aber kaum berührt. Als hätte ich etwas in mir drin "abgeschaltet". Und ich bin müde.

    Gerade wollte das Kind noch kuscheln und quasseln und innendrin konnte ich es nicht ertragen, aber wegen der Glasscheibe war es entspannt möglich.

    Macht das irgendwie Sinn?

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