Hallo zusammen,
Ich habe gestern Nacht wieder einmal einen Punkt erreicht, an dem ich gemerkt habe, dass ich unbedingt etwas ändern muss. Endlich bin Ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich diesmal eine Strategie brauche. Aus diesem Grund habe ich mich hier angemeldet und hoffe von euch ein paar Impressionen und Tipps zu bekommen.
Mein erster Kontakt mit Drogen war im zarten Alter von 15 mit halluzinogenen Pilzen. Schon meine erste Erfahrung war eine absolute Grenzerfahrung. Eine durch Entheogene induzierte Nahtoderfahrung ist nichts, mit dem ein Kind umgehen lernen sollte müssen. Obwohl die Erfahrung wirklich extrem schlimm war und mein armer Vater mich eingenässt und nicht ansprechbar in meinem Kinderzimmer vorgefunden hat, leben Drogen und ich seit dem in einer art Stockholmsyndrom-Symbiose. Ich nehme Substanzen oft nur ein paar mal, dann suche ich mir etwas härteres, um es noch weiter zu treiben. Dabei ist für mich das Anfertigen von Lösungen, mit Substanzen die im μg Bereich wirksam sind, fast ein genauso großer Kick, wie der Rausch selbst. Mit Spaß hat es nichts zu tun, es ist lebensmüdes Verhalten und Selbstzerstörung. Desto potentiell tödlicher das ganze ist, um so besser ist das ganze in solchen Momenten. Oft konsumiere ich bis ich erbreche oder das Bewusstsein verliere.
Der Selbsthass, die Angst und das Gefühl überlebt zu haben, den Wert des Lebens endlich erkannt zu haben und Sicherheit gewonnen zu haben, endlich nie wieder Drogen nehmen zu wollen, ist für mich zu einer instrumentalisierten Katharsis geworden.
Auch wenn ich, abgesehen von einer 2 Jährigen Phase mit täglichem, absurdem Benzodiazepinkonsums, nie wirklich täglich konsumiere, zerstören die Drogen mich doch immer mehr und ich habe große Angst, meiner Familie das Leben zu zerstören, nur weil ich an einem Abend wieder einmal die Kontrolle verloren habe und an einer Überdosis sterbe.
Es fällt mir oft nicht schwer für 2-3 Wochen keine Drogen zu nehmen, aber dann gibt es immer wieder Vorfälle, in denen ich mich mit Designerdrogen und absolut lebensbedrohlichem Mischkonsum, bis an die Grenzen des Ertragbaren und Überlebbaren bringe. Nicht nur der Rausch ist vom ersten Moment an eine Qual, auch die Tage danach zerstören mich immer mehr und ich habe oft das Gefühl den Verstand zu verlieren.
Ich habe mein Abitur als Jahrgangsbester abgeschlossen, studiere Medizin an einer Universität mit einem sehr guten Ruf, habe kein Umfeld aus dem ich entrinnen müsste. Hier in dieser Stadt weiß niemand das ich ein Drogenproblem habe, mit Ausnahme meines kleinen Bruders, den ich aber auch nicht belasten will. Generell bin ich sehr alleine, habe niemandem, dem ich mich anvertrauen kann. Es ist wie ein Doppelleben. Unter Medizinstudenten ist für jemanden wie mich kein Platz, ich bin ein Junkie aus gutem Elternhaus, der sich zwischen biederen Leistungsmenschen versteckt und versucht nicht erkannt zu werden. Ein Grund warum ich es nicht schaffe, mir ein soziales Netz mit Kommilitonen aufzubauen, ist, dass ich mich für das Schäme was ich bin.
Das das studium phasenweise nicht läuft, weil man sich O-AMKD, Furanyl-Fentanyl, 3-HO-PCP und andere extrem potente, unerforschte Designerdrogen, im Mischkonsum, ohne Waage, reinhaut, ist selbsterklärend. Die kognitiven Einbußen für die folgenden Tage nach einem solchen Exzess sind enorm. Teilweise liege ich die folgenden 32Stunden, wie heute, nur versteckt in meinem Zimmer. Lausche an der Tür, um den richtigen Moment zu erhaschen, unbemerkt bis aufs Klo zu kommen.
Ich saß in der Vergangenheit schon 2x in der Psychiatrie und ich habe große Angst, dass ich mich in den Selbstmord treibe wenn es so weitergeht. Hinter mir liegen Jahre, in denen ich an jedem Wochenende unmengen an mdma und speed konsumiert habe, die Depressionen hätten mich buchstäblich fast umgebracht. Ich möchte mein Leben dem Leben widmen und nicht an ihm zugrunde gehen, schaffe es aber nicht, mir selbst zu helfen.
Habt ihr Tipps wie ich vorgehen kann? Ich war an diesem Punkt schon viele, viele male, an denen ich alle Drogen entsorgt habe. Das ganze hält dann auch meist für 2-3Wochen ohne Probleme und auf einmal finde ich mich wieder konsumierend vor.
Was würdet ihr mir Raten, womit habt ihre gute Erfahrungen gemacht? Gibt es online irgendwelche Programme, gute Bücher und wie sehen eure Erfahrungen mit Selbsthilfegruppen aus?
Danke für eure Antworten