Der Tag, der alles änderte

  • Wie angekündigt schreibe ich jetzt mal ein bisschen über den Tod meines Vaters.

    Alles begann am Sonntag dem 23.09.2018. Zunächst ein ganz normaler Sonntag. In der Stadt war Apfelfest und ich hatte gemeinsam mit meiner Tanzgruppe einen Auftritt. Es ist alles super gelaufen, auch wenn wir als Gruppe ein wenig dezimiert waren. Abends dann, nach dem Abendessen habe ich mich an meinen Schreibtisch gesetzt, um für VWL zu lernen, denn da stand zwei Tage später die erste Klausur für das Schuljahr an. Zwischendurch bin ich nach neben an zu meinen Großeltern zum Duschen, weil bei uns seit einiger Zeit schon das Gas abgestellt wurde und wir somit kein warmes Wasser hatten. Als ich dann zurück in mein Zimmer kam und auf mein Handy sah, sah ich einen verpassten Anruf von Papas Ex-Freundin. Ich habe mir erst nichts dabei gedacht und auch nicht gleich zurückgerufen. Als sie dann kurze Zeit später aber noch mal anrief und nicht mit mir sprechen wollte, sondern mit Mama, habe ich erst gedacht, es ist irgendwas mit E., meiner kleinen Halbschwester.Aber dem war nicht so. Mama hat mir dann gesagt, das Papa im Krankenhaus liegt und so wie es aussieht die Nacht auch nicht überleben wird. Sie wollte wissen, ob wir Papa noch mal sehen wollen. Also sind wir um 22 Uhr noch zu Papa ins Krankenhaus gefahren. Da Papa in einer anderen Stadt gelebt hat kamen wir erst gegen 23 Uhr an. Auf der Intensivstation angekommen fühlten sich meine Knie an wie Pudding. Ich konnte kaum stehen und dachte, ich breche jeden Moment zusammen. Der Gang über den Flur fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Als wir dan bei Papa ankamen, liefen mir die Tränen und ich wusste, ich würde den Tag so schnell nicht vergessen. Er lag da, überall waren Schläuche und Maschinen, Blut an seinem Mund.... Ich träume heute noch davon. Lange habe ich es nicht ausgehalten und bin schnell wieder raus auf den Flur und habe dort die halbe Nacht verbracht. Am 24.09.2018 um 01:25

    wurden dann die Maschinen abgestellt und Papa wurde somit nicht mehr am Leben gehalten. Er war tot. Zuhause habe ich die ganze Nacht nur geweint und nicht geschlafen. Wie ihr euch denken könnt, war ich auch erstmal nicht in der Schule, die Klausur habe ich auch nicht mitgeschrieben.

    Ich habe die erste Wochen kaum gegessen und kaum getrunken, habe abgenommen, wenig geschlafen und viel geweint. War überfordert mit der Organisation der Beerdigung und der gesamten Situation. Die Folge davon waren Nierensteine, schlechte Blutwerte und ein Aufenthalt im Krankenhaus. Selbst meine Klassenlehrerin hat sich Sorgen gemacht, obwohl ich nie so viel mit ihr zu tun hatte, außer im Unterricht.

    Ich denke das genügt fürs Erste. Ich werde zu einem späteren Zeitpunkt mehr schreiben.

  • Ich habe hier lange nichts von mir hören lassen. Aber es hat sich einfach nicht richtig angefühlt hier zu schreiben. Aber in den letzten Tagen fehlt mir Papa wieder sehr. Ich sitze hier und versuche irgendwas zu schreiben, während mir die Tränen übers Gesicht laufen. Ich weiß nicht was ich schreiben soll, gleichzeitig weiß ich aber, dass ich etwas schreiben muss.

    Am Mittwoch ist Papas Geburtstag und es tut so weh zu wissen, dass wir den Tag nicht zusammen verbringen können. Ja, ich weiß, das haben wir in der Vergangenheit auch nicht, er hat auch nie gefeiert, aber es hätte ja ein erstes mal geben können. Am Freitag ist dann die Beerdigung von Omas Bruder. Das macht es auch nicht viel besser. Ich weiß, immer noch nicht, ob ich mit gehen soll. Ich habe Angst dass sie mich wieder an den Rande eines Zusammenbruchs bringt. Es triggert mich gerade einfach sehr. Ich habe das Gefühl, das ich es ohne Papa nicht schaffe, ich brauche ihn. Er war der einzige der sich für mich interessiert hat. Hier, "Zuhause" will ich was erzählen und mir wird nicht zugehört. Also stellt sich mir wieder die Frage, warum ich hier bin und nicht bei Papa...

  • Ich bin da und lese dich.

    Und wir vermissen beide unsere Väter. Du bist nicht allein.

    Ich zünde eine Kerze für unsere Väter an.

    Nin

  • Vielleicht bin ich im Forum nicht alleine, aber ich war letzte Nacht alleine. Ich bin in der Familie alleine. Ich bin froh wenn die Beerdigung war und hoffe, dass es dann wieder besser wird.

    Danke für die Kerze Nin

  • Hallo SecretMe,

    dein letzter Eintrag ist ja schon ein bisschen länger her.

    Das was du da erfahren musstest tut mir wirklich sehr leid. Wie gehts dir denn aktuell so? Hast du denn bereits einen Weg gefunden damit klar zu kommen?

    Falls du noch das Bedürfnis hast mit jemanden zu reden, kannst du dich gerne bei uns melden.

    Liebe Grüße

    ConAction

  • Hallo Julia,

    erstmal vielen Dank für deine Nachricht!

    Mir geht es aktuell insgesamt nicht wirklich gut. Das hat verschiedene Gründe.. Ich weiß nicht wie viel du hier im Forum liest und ob du deshalb schon gelesen hast, dass es kürzlich wieder einen kleinen Rückschlag in Bezug auf mein früheres SVV gab. Hier fällt es mir auch schwer den Rückschlag zu akzeptieren...

    Wenn ich deine Frage, ob ich bereits einen Weg mit meiner Trauer gefunden habe, mit Ja beantwortet würde, dann wäre das gelogen. Denn so sehe ich das nicht. Klar ist der Umgang zu damals ein ganz anderer, aber es ist noch nicht der, der mir längerfristig Hilfe und Entlastung verschaffen kann. In München gibt es eine Stiftung, die du sicher kennst. Ich nenne den Namen jetzt nicht, wegen Werbung. Die haben ebenfalls ein Forum und dort letztes Jahr die Altersgrenze erhöht, so kann ich da auch weiterhin schreiben. Ich finde deren Arbeit dort sehr hilfreich und sehr wertvoll. Ich bin da kurz nach Papas Tod drauf gestoßen.

    Ich merke aktuell wie sich die gesamte Situation auch körperlich wieder zeigt. Mir ist wieder permanent schlecht. Das hatte ich schon mal, da ging das mehrere Wochen so... Bauchschmerzen und Kopfschmerzen gesellen sich auch gelegentlich dazu... Eine neue Therapie kommt für aktuell noch nicht in Frage...

    Liebe Grüße

    SecretMe

  • Hallo SecretMe,

    Also was ich so gelesen habe war, dass du ca. 700 Tage durchgehalten hast. Dafür erstmal meinen Respekt, das hast du echt toll gemacht. Und auch gut finde ich, dass du dich nicht selber anlügst was deine Trauer angeht, sondern nach wie vor offen damit umgehst.

    Wenn ich dich so richtig verstehe, ist der Umgang zwar besser geworden, aber du bist noch lange nicht zufrieden. Weißt du denn selber für dich was du brauchst, damit der Umgang mit der Trauer noch besser wird? Das neue Forum was du erwähnst hört sich doch schonmal sehr positiv an.

    Darf ich fragen was dich von einer neuen Therapie abhält und obes momente gibt, in denen sich die körperlichen Symptome stärker zeigen als sonst?

    Liebe Grüße

    Conaction

  • Hallo Julia,

    aktuell ist es wieder ziemlich schwer ohne svv... Ich denke wieder sehr viel darüber nach es wieder zu tun. Aber ich hoffe, dass ich es schaffe, die Woche noch ohne auszuhalten. Wir haben in der Betreuung mit den Kids Leinwände bemalt und hinterher noch bestickt. Das sah echt gut aus und ich fand das auch mega entsprechend irgendwie. Deshalb habe ich mir das Material dafür jetzt mal bestellt und versuche, dass es damit dann irgendwie aushaltbarer wird... Meine aktuellen Skills helfen da nicht.

    Ich denke, ich brauche da ein Ort an dem ich trauern kann, ohne gleich dafür Verurteilt zu werden. Das wird hoffentlich bald möglich sein.

    Ich habe das Gefühl, dass sich die körperlichen Symptome zeigen, wenn ich abends im Bett bin und da zur Ruhe kommen kann, wenn der Tag stressig war. Ich glaube einfach, dass mein Körper aktuell unter einer Art Dauerstress steht und diese stressigen Tage dann einfach zu viel sind.

    Eine neue Therapie kommt für mich wegen meiner aktuellen Wohnsituation nicht in Frage. Da ist das einfach nicht möglich. Ich möchte nicht, dass meine Familie das mitbekommt, weil sie das nicht akzeptieren würden und mich zu einer Beerdigung drängen würden.

  • Hallo SecretMe,

    erstmal cool, dass du nicht aufgibst und weiter nach Skills suchst wenn aktuelle nicht funktionieren. Das mit den Leinwänden hört sich sehr spannend an, hoffe das hilft dir :smiling_face: Was ist denn nächste Woche anders, weil du es unbedingt bis dahin durchhalten willst?

    Was stresst dich an deinem Tagesablauf am meisten?

    Hört sich so an als würdest du und deine Familie unterschiedlich mit den ganzen Situationen umgehen. Wie sieht denn dieses "Nicht akzeptieren" in deiner Familie aus? Und was meinst du genau damit, dass sie dich zu einer Beerdigung drängen würden?

    Liebe Grüße

    ConAction

  • Hallo Julia,

    die Leinwände, die Farbe und das andere Material sind jetzt da. Ich habe da auch schon angefangen, bin aber noch nicht fertig. Wenn du magst, kannst du dann mal in meinem Postfach gucken, ich werde es da wahrscheinlich teilen. Aber da bin ich mir noch nicht ganz sicher.

    Diese Woche ist keine Betreuung mehr und meine Geburtstag und die "Feier" sind auch schon vorbei... Aber Am Samstag bzw in der Nacht auf Sonntag ging es mir einfach nicht gut und ich bin da auf der Straße gelaufen, nicht auf dem Gehweg, auch als von hinten ein Auto kam bin ich nicht auf die Seite, das Auto ist dann aber an mir vorbei gefahren. Solche Situationen gibt es nicht oft aber wenn es mir nicht gut geht, kommen sie doch mal vor...

    Nun, meine Familie sieht es nicht als notwendig an, dass Menschen Therapie machen, weil das ja alles nur eingebildet ist und nicht echt ist. Wenn ich dann sagen würde, dass es mir so schlecht geht und dass ich eine Therapie machen möchte, dann würden sie mir sagen, dass ich verrückt bin, mir das wie gesagt alles nur einbilde und eine Therapie unnötig ist. Wenn ich dann bereits eine Therapie angefangen hätte und sie das mitbekämen, dann würden sie wollen, dass ich sie beende (Ich meinte Beendigung nicht Beerdigung)...

  • Hallo Secret Me,

    Das ist echt toll, wenn du da einfach drauflos malen kannst, das können nicht viele Menschen. Falls du deine Ergebnisse teilen willst schau ich mir sie sehr gerne an.

    Da wir nun schon so viel hin und her schreiben und echt gute Gespräche führen, würde ich dir an dieser Stelle sehr gerne mal unseren annonymen Live-Chat anbieten. Dort kann unsere Unterhaltung auch niemand mitlesen, falls dir das hier doch irgendwann zu offen und freizügig wird. Du darfst dich aber auch jederzeit per Telefon oder Email oder Instragram bei uns melden. Solltest du älter als 27 sein, können wir auch gerne nach weiteren Angeboten für dich schauen (unsere Einrichtung ist für Jugendliche und junge Erwachsene bis ca. 27).

    Unseren Website Link findest du in unserer Signatur, darauf findest du dann auch den Live-Chat.

    Überleg dir das gerne mal in Ruhe :smiling_face:


    Liebe Grüße

    ConAction

  • Hallo Julia,

    danke für das Angebot. Ich habe mir eure Seite mal ein wenig angeschaut. Ich werde mir das mal überlegen und dann Spontan schauen... Wäre aber vielleicht keine so schlechte Idee, weil ich merke, dass es mir im Moment wieder schlechter geht...

    Liebe Grüße

    SecretMe

  • Ich hatte es mit dem Chat versucht. In eurer Instastory stand, er sei von 11 bis circa 12:30. Ich war um 11:45 da, aber da kam dann keine Antwort und kurz darauf war er auch schon zu... echt schade..

  • Hallo SecretMe!

    Schade, dass es nicht geklappt hat! Es könnte ein technischer Fehler gewesen sein, da wir auf einen neuen Chat-Server umgestiegen sind. Jetzt müsste es wieder funktionieren. Schreib uns gerne im LiveChat - auch wenn wir gerade nicht online sind, erhalten wir die Nachricht per Email und wir melden uns zeitnah bei dir. Alternativ kannst du uns auch gerne auf Instagram schreiben.

    Wie geht es dir denn momentan?

    Liebe Grüße!

  • Hallo Kim,

    danke für die Erklärung, dann schaue ich die Tage noch mal. Heute hatte ich keine Zeit, weil ich mit einer Freundin im Freizeitpark bin.

    Mir geht es aktuell besser. Ich bin nicht zu Hause und kann deshalb etwas entspannen. Aber Nachts merke ich, wie die negativen Gefühle wie Einsamkeit und Traurigkeit mich wie wieder einnehmen.

    Liebe Grüße

    SecretMe

  • Wieder ein weiterer Todestag... Es ist ist wieder der Tag, an dem sich alles zum dritten mal jährt.. In mir drin ist totales Chaos... Anspannung, Überforderung, Trauer, Schmerz, Sehnsucht... Aber irgendwie muss ich das alles ja jetzt verdrängen.. In der Schule erwarten die Lehrer Leistung. Ich wäre eigentlich gerne zu Hause geblieben, aber da ist keine Zeit für. Ich würde zu viel verpassen.. Dann muss ich heute noch in der Kita anrufen, um nach der Entscheidung zum Patenschaftsprojekt zu fragen, ob sie mich nehmen, oder nicht.. Ich will gerade einfach nur zurück in mein Bett

  • Hallo,

    es tut mir Leid, dass der Tag so schwer für dich war.
    Wie geht es dir heute? Wenn du willst, kannst du dich auch nochmal bei unserem Live Chat melden und wir schreiben dort.
    LG

  • Hallo Kim,

    seit Freitag habe ich das Gefühl, dass ich krank werde. Aber heute irgendwie ganz besonders. Ich weiß nicht, ob ich wirklich wirklich krank werde oder, ob das einfach nur die Folgen meiner aktuellen psychischen Verfassung ist. Mir geht es zur einfach nicht gut. Auch heute Nacht wieder. Ich habe wieder viel geweint. Ich fühle mich ausgelaugt und leer. Gleichzeitig ist da auch eine so große Unsicherheit über mich selbst, über meinen Wert, mein Aussehen und meine Daseinsberechtigung... Mir fehlt eine Person, die mir sagt wie toll ich bin, das dann aber auch ehrlich so meint. Eine Person, die mich in den Arm nimmt und mich einfach mal festhält. Ich werde hier gleich mal zwei Lieder teilen, die gerade sehr viel sagen

  • Hallo SecretMe,

    du klingst sehr verzweifelt und so, als würdest du dich allein gelassen fühlen. Wir sind bis 15:00 im Live-Chat erreichbar. Ansonsten können wir auch ein Gesprächstermin vereinbaren. :smiling_face:

    Viele Grüße

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