Kokainsucht meines Mannes erdrückt mein Leben

  • Hallo liebe Leser dieses Beitrages,

    ich habe mich heute hier angemeldet um meine Sorgen und Probleme niederzuschreiben.

    Mein Mann, 45, ist Kokainabhängig. Er war Leistungssportler, hatte mit Doping zu tun, das war der Einstieg in die Kokainsucht. Wir sind seit 1 Jahr verheiratet, als wir uns vor 2 Jahren kennengelernt hatten, war er ziemlich in der Drogensucht gefangen. Ich hatte erst große Bedenken, mich mit ihm einzulassen - aber der "Mensch" passt zu mir. Der Kokainsüchtige ist der reinste Horror. Bei unserer Hochzeit vor 1 Jahr war er clean, hatte wieder einen Job, es ging alles seinen Weg. Wir eröffneten ein Geschäft, sein großer Wunsch. Seit Ende 2019 fing die Kokainsucht wieder an. Erst einmal alle zwei Wochen, dann jede Woche, dann jeden 2. /3. Tag. Anfang 2020 hatten wir uns dann Hilfe geholt. Er schafft es bis April clean zu sein. Ich war glücklich. Danach ... fing es wieder an. Grundlos. Einfach so. Es gab keine Sorgen, er hat einen wundervollen Sohn, das Geschäft lief ... Mittlerweile weiß ich, dass er es genießt dieses Zeug zu nehmen. Er will gar nicht aufhören.

    Dann war es so, dass er nicht mehr arbeiten konnte. Oder nur tageweise. Dann wieder Abstürze. So geht es jetzt seit Monaten. Irgendwie versuche ich es aufzufangen. Schaffe es aber nicht. Ich war mit ihm zur Beratungsstelle, zum Hausarzt, hab den Notarzt gerufen, Polizei kam. Bin vor zwei Wochen mit ihm und seinem Vater zur Klinik gefahren in die Notaufnahme. Die behalten ihn natürlich nicht da. Warteliste. Er lügt, nimmt sich Geld aus der Kasse, hält keine Versprechungen und Treffen mit seinem Sohn ein. Es ist ein Desaster. Wenn ich alles ausführen würde, was passiert ist oder was er während des Konsumierens macht (er rennt irgendwo im Ort bei uns rum, klingelt an Türen bei Freunden von seinem Sohn oder seiner Mutter, will dort duschen oder zur Toilette, aber er befriedigt sich dort nur heimlich im Bad etc. - ich hab es erfahren ... es ist einfach schrecklich. Er war auch oft daheim, dann schaut er Pornos, ölt sich ein, befriedigt sich vorm Spiegel) .. unser Liebesleben ist gleich null.

    Ich habe keine Angst mich zu trennen. Ich weiß nur nicht wie. Der Laden läuft auf mich. Ich könnte ihm diese Grundlage nehmen. Ihn rausschmeißen (was ich auch schon getan hab - dann war er vier Tage bei seinem Vater) ... er nimmt mich nicht ernst.

    Wir haben mittlerweile keine Grundlage mehr für Gespräche. Wenn ich reden will, schreit er. Ist aggressiv oder trinkt dann auch noch Schnaps. Ich weiß nicht weiter.

  • Hallo Silvi!

    Was du beschreibst klingt extrem belastend. Du selbst fängst wohl viel auf. Dabei ist es wichtig, dass Du Dich selbst nicht vergisst und nicht permanent über deine Kräfte gehst.

    Du scheinst ja über Trennung nachzudenken. Darf man fragen, warum Du Dich nicht trennst (Du schreibst, dass Du keine Angst vor einer Trennung hast)?

    So hart es für uns Angehörigen ist, die Entscheidung für einen Drogenentzug liegt ganz allein bei deinem Mann.

    Viele Grüße

  • Hallo Igraine,

    danke für deine Nachricht. Es ist wirklich sehr belastend. Zumal ich einen Vollzeit-Job habe und mein Mann unser Fahrradgeschäft leitet. Bzw. er ist seit Monaten tageweise nicht im Laden, Angestellte haben wir nicht. Dann, wenn er einigermaßen klar ist, versucht er die fehlenden Tage aufzufangen und dann geht das ganze "Spiel" von vorne los.

    Eigentlich ist es nur das Geschäft was mich noch abhält. Der Laden läuft auf meinen Namen und ich suche schon eine Lösung. Evtl. einen Mitarbeiter auf den ich mich verlassen kann oder jemanden der den Laden übernimmt. Das ist aber ziemlich zäh.

    Für mich ist das Schlimmste, dass er nur noch lügt. Sich selbst anlügt, aber auch mich, seinen Sohn. Meine Kinder halte ich da völlig raus (sind erwachsen und haben ihre eigene Familie). Die schotte ich ab. Mein Glück sind meine Arbeit und meine Kinder und Enkelinnen (2 Jahre und 2 Monate). Da hole ich mir Kraft. Aber es gab auch Zeiten, wo ich nicht aufstehen konnte, weil ich Nächte nicht geschlafen hatte.

    Wenn er "wieder kommt" erwartet er, dass der Alltag ganz normal weiter geht. Ob ich schreie, ob ich weine, ob ich traurig bin, ob ich ihm erkläre, was er anrichtet --- es tropft an ihm vorbei. Das ist anscheinend die Sucht. Auch dass er sich jedes Mal etwas vormacht "jetzt schaffe ich es ... ich bin doch Leistungssportler gewesen" ich werde gesund. Ich schaffe es alleine ... am Anfang hab ich das alles geglaubt. Jetzt nach der langen Zeit nicht mehr. Ich stumpfe ab.

    Wie ist es bei dir? Bist du auch in so einer Situation oder warst es? Muss man wirklich sein eigenes Leben in der Beziehung leben und den Partner akzeptieren wie er ist. Ich bin ratlos.

    Viele Grüße

    Silvi

  • Liebe Silvi,

    Ich finde das den richtigen Schritt, für den Laden Mitarbeiter zu suchen. Notfalls gib den Laden auf, wenn das irgendwie möglich ist (kenne mich da nicht aus).

    Mein Freund lebte immer mehrere Monate ein 'normales Leben ', ging zur Arbeit, war mir gegenüber sehr aufmerksam. Doch dann soff er mehrere Tage hintereinander sich ins Krankenhaus (wenigstens nie bei mir Zuhause).Diese Episoden wiederholten sich ein paar mal. Beim letzten Mal habe ich seine Sachen zu seiner Mutter gefahren und ihm geschrieben, dass er nur mit Therapie zurück kommen kann. Nun ist er schon seit einger Zeit in Therapie. Aber er wohnt noch immer nicht bei uns(meine Töchter sind 5 und 8).

    Wenn ich dir einen Rat geben darf, überleg dir genau was Dir selbst gut und was Dir schlecht tut. Dein Mann ist erwachsen und muss die Entscheidungen selbst treffen. Niemand kann ihn zu einer Therapie zwingen, oder überreden.

    Du kannst Dich selbst bei der Suchtberatung beraten lassen (habe ich auch). Als Partner rutscht man meist in eine Co.Abhängigkeit (lügt für den Partner, übernimmt seine Aufgaben, entschuldigt ihn bei anderen....). Da kann einen professionelle Hilfe unterstützen heraus zu kommen.

    Dein Mann hat kein Recht ,von Dir zu verlangen seine Sucht zu akzeptieren!

  • Servus Silvi,

    wahrlich eine verzwickte Situation, wenn Geschäft und Privatleben so eng verknüpft ist.

    Da aber alles auf dich läuft, solltest wirklich überlegen was du tun kannst - sonst sitzt am Ende noch in der Schuldenfalle :frowning_face:

    Muss man wirklich sein eigenes Leben in der Beziehung leben und den Partner akzeptieren wie er ist

    Ein eigenes Leben führen, absolut ja, aber vorerst mal getrennt vlt. ...

    Akzeptieren absolut nein, dann kann es machen was er will!

    Süchtigen muss man den Weg aufzeigen, wenn sie selbst nicht mehr in der Lage dazu sind.

    Das scheint klar so zu sein, du hast ja berichtet was er alles treibt :frowning_face:

    Es sind also 2 Dinge, zum einen das Geschäft, weil er dir da ziemliche Probleme machen könnte.

    Kasse ist ja eh schon geräumt, was ein großes Problem ist, aber er könnte ja auch Bestellungen aufgeben und das Zeug verkauft usw. ...

    Da gehört nun eine klare Trennung her, du musst also wirklich wen einstellen oder anderweitig überlegen.

    Im privaten Bereich muss man klare Grenzen aufzeigen!

    Ich würde empfehlen, schmeiß ihn wieder raus und sag, wenn er Therapie macht, kann man neu überlegen.

    Bis dahin musst du dich schützen!

    Sucht akzeptieren wird nie klappen, weil es immer schlimmer wird!

    Er könnte umgehend eine Entgiftung machen und zuvor, also jetzt sofort, einen termin bei der Suchtberatung machen.

    Letzteres würde ich auch dir empfehlen, also Angehörigenberatung.

    Du hast von seinem Vater geschrieben, wie ist der Kontakt für dich?

    Vlt findest du da ja einen "Verbündeten", einen der auch mal klare Worte fasst und eben hinter dir steht?

    Was du berichtest, also Koks und Alk ist leider sehr klassisch.

    Kokain peitscht einen Konsumenten ja so nach oben, um da runter zu kommen, braucht es dann oft andere Suchtstoffe, mit Alkohol machen das viele.

    Scheinbar sieht er es ja nicht, dass er schwer abhängig ist, wenn solche Sprüche wie Leistungssport kommen.

    Das wichtigste ist, dass du dich schützt und aus dieser unerträglichen Situation kommst.

    Keine Ahnung ob da noch Liebe von dir vorhanden ist, aber eine Trennung auf Zeit ist kein Verrat, er ist absolut für diese Situation verantwortlich.

    Nur er könnte daran was ändern, nur der Trugschluss allein da raus zu kommen, sorry, den Zahn muss ihm nun schnellstmöglich wer ziehen - daher eben Suchtberatung und vlt Vater oder andere ihm nahestehende Leute.

    Die aktuelle Zeit macht das ja alles nicht einfacher, wenn auch der Fahrradsektor eigentlich davon profitieren sollte.

    Ich wünsch dir viel Kraft, dass du irgendwie tätig wirst, das ist nicht einfach, aber eigentlich schon jetzt unaufschiebbar!!

  • Liebe Igraine,

    ja die Gedanken kreisen. Zumindest habe ich heute schon mal die Steuerberaterin angerufen und gefragt, wie ich das lösen könnte. Machbar ist alles, aber ich will ja auch nicht mit riesen Schulden da raus kommen.

    Er ist für sich selbst verantwortlich und ich kann ihm nicht mehr helfen. Auch das ist in meinem Kopf angekommen, das hat lange gedauert. Ich mag ihn ja auch mittlerweile nicht mehr um mich haben, es ist so eine schlechte Energie und zieht mich runter. Das ist mir alles bewusst.

    Trennung ist in meinem Kopf, das würde ich mir gerne wünschen. Ich weiß aber auch, dass da der letzte Gedanke noch nicht zu Ende gedacht ist.

    Ich werde am Wochenende noch mal versuchen mit ihm zu reden, aber ich hab auch einen Plan, den ich gehen werde (bitte hoffentlich schaffe ich das auch durchzuziehen) ich hab nur grad keine Kraft mehr.

    Danke Igraine.


    Ja, eine völlig verzwickte Situation. Auf der einen Seite bin ich völlig klar, was ich will ... auf der anderen Seite kommt dann die Silvia wieder hervor, die nicht loslässt. Schrecklich ist das.

    Ja, sein Vater ist manchmal ein Verbündeter, er redet ihm natürlich ins Gewissen und kontrolliert auch, ob er arbeitet und im Laden ist. Er ist auch schon mit ihm und mir in die Notfallaufnahme einer Klinik gefahren. Das hat mir sehr geholfen, dass ich nicht alleine mit einem völlig zugedröhnten Ehemann dorthin fahren musste.

    Andererseits kann auch er nichts machen, wenn mein Mann nicht will. Wie geschrieben, ich hab alles durch: Beratungsstellen, Polizei, Notarzt, Hausarzt, Kliniken, sogar eine Heilerin hab ich kontaktiert, die ihm sogar geholfen hat für 2 Monate clean zu bleiben, aber dann hat er sich bei ihr nicht mehr gemeldet und meine Termine mit ihr auch nicht eingehalten. Oder er ist einfach für mehrere Tage verschwunden.

    Schlimm ...

    Einmal editiert, zuletzt von Silvi (13. November 2020 um 12:04) aus folgendem Grund: Ein Beitrag von Silvi mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Liebe Silvi,

    Die Beziehung mit meinem Ex Partner wurde immer mehr zur Last für mich. Auch ich fühlte mich immer kraftloser. Als ich endlich ging kam ziemlich schnell eine große Kraft zurück. Endlich fühlte ich mich wieder frei. Das wünsche ich Dir auch!

    Bei meinem Freund habe ich erst mal alles auf Eis gelegt. Nun ist er in Therapie und wir nähern Jens langsam wieder an.

    Damit möchte ich Dir nur Mut machen! Keinerlei Richtung vorgeben.

    Hol dir Hilfe! Du kannst auch bei der Frauenhilfe anrufen, die haben geschulte Leute. Oder direkt einen Psychologen suchen.

  • Liebe Igraine,

    danke für deine Nachricht. Ja, ohne Hilfe krieg ich das nicht hin. Ich habe mittlerweile eine Psychologin bekommen, die mit mir "arbeitet".

    Wichtig für mich ist einzusehen, dass ich nicht mehr helfen kann. Nur er kann das.

    Liebe Grüße

    Silvi

  • Liebe Silvi, ich bin selber lange süchtig und kenne viele Süchtige. Trenn dich. Komplett. Sieh nicht zurück. Du bist auf einem guten Weg, super mit dem Therapeuten 👍. Gib den Laden zur Not auf, Reden bringt in diesem Zustand nichts (mehr). Der ist ja völlig psychotisch.

    Das einzige was du FÜR IHN vielleicht noch tun kannst: ihn einweisen wenn lassen er weil er dich angreift oder sich selbst gefährdet; das sollte kein Problem sein.

    ABER: er ist alt genug und hat das Recht sich zu ruinieren, er hatte die Chance und er hatte DICH und deine Hilfe. Offensichtlich konnte das nichts verhindern.

    Also denk an dich, denk an deine Kinder. Zieh einen ganz klaren Strich, am besten begegnest du ihm nicht alleine. Kann sein Vater helfen?

    Ich habe mich vor 2,5 Jahren von meinem Freund getrennt als ich auf Subutex (statt Heroin) umgestiegen bin. Er war zusätzlich Alkoholiker. Er hat sich letzten Sommer tot gesoffen. Das tut mir sehr weh, ich weiß, wie das ist wenn man nichts tun kann. Meine besten Freunde sind tot. Es tut weh dass ich ihnen nicht helfen konnte, ich mich von jedem einzelnen gegen Ende mehr oder weniger bewusst distanziert habe - hätte ich es gewusst .. - aber man weiß es nie! Du hast nur 2 Möglichkeiten. Mit oder ohne ihn - bischen schwanger/abhängig gibts nicht. Wär ich geblieben wär ich tot.

    Denk an deine Kinder UND dich!

    (Denkt er an euch ??)

    Ich denk an dich und drück dir die Daumen. Du bist stark, du schafftest das!!

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