Das Gras wird immer an erster Stelle stehen. Wie es sich für mich anfühlt mit einem abhängigen Partner ein Kind großzuziehen und eine Beziehung zu führen.

  • Hallo,

    ich bin ganz neu hier, ich habe dieses Forum online gefunden und glaube es ist der richtige Ort um meine Geschichte zu teilen. Vielleicht hilft sie anderen. Vielleicht hilft es auch mir. Ich möchte mir das so gerne endlich mal von der Seele schreiben.

    Kurz vorweg, ich bin jetzt 35 und hatte mit Drogenproblemen und Süchten in meinem Leben bisher noch nie etwas zu tun, aber ich trinke gerne`mal etwas und ich habe auch schon an Joints gezogen, es reizt mich aber persönlich überhaupt nicht, ich habe es aber auch nie als Problem angesehen.

    Jetzt bin ich mit einem Partner zusammen dessen Leben sich ums Gras dreht, ein Fakt den ich zu spät erkannt habe. Das wäre unter normalen Umständen nicht so dramatisch, ich denke ich würde mich einfach trennen. Die komplexe Situation ist, dass wir eine einjährige Tochter haben. Und ich zwei Kinder aus einer vorherigen dramatisch gescheiterten Beziehung mit in die Beziehung gebracht habe.

    Wir haben uns vor etwas mehr als drei Jahren kennengelernt. Ich war damals in einer enorm schwierigen Situation. Alleinerziehend mit zwei Kindern, schmerzhafte Trennung, Geldprobleme. Und dann kam er, und die Beziehung war anfangs einfach wundervoll. Er war lieb, witzig, klug - scheinbar war sein IQ in Jugendzeiten irgendwo bei 145, und ein guter Job. Und wir waren beide furchtbar verliebt ineinander.

    Ich wusste auch von Anfang an dass er kifft. Aber wie das so ist die ersten Monate, die rosarote Brille macht, dass man solche unwichtigen Details nicht wahrnimmt. Und er hatte sein Leben nach außen hin ja auch bestens im Griff. Die Details die ich damals nicht beachtet habe werden mir erst jetzt bewusst. Damals hat er noch viel mehr gekifft als heute. Was mir jetzt klar wird ist, dass ich damals gar nicht gemerkt habe dass er quasi immer bekifft war. Ich wusste nicht, dass er bekifft ist weil er es immer war. Und mir ist auch nicht aufgefallen, dass der ruhige ausgeglichene Charakter den ich an ihm wirklich mochte nicht sein Charakter war, sondern sein bekifftes Ich. Jetzt sehe ich wie er sich verwandelt wenn er kifft. Es macht ihn eigentlich zu einem netteren Menschen. Und in seinem speziellen Fall würde ich fast sagen zu einem "normalen" Menschen. Sein wahres Ich ist nämlich ziemlich überdreht, und ständig auf 180. Deswegen merkt man auch anfangs nicht, dass er bekifft ist, weil er einfach nur endlich das Tempo eines Normalmenschen annimmt. Aber was irgendwann auch klar wird ist, dass er zwar zuhört, aber nicht reagiert. Dass er Fragen stellt, aber die Antwort nicht aufnimmt. Dass er lauter Ideen hat in diesen Momenten, aber nie etwas davon umsetzt, bzw. ich die Ausführung übernommen habe. Erst später wurde mir klar, dass er aus eigenem Antrieb eigentlich nie etwas gemacht hat. Außer arbeiten, was er gerne tut, und manchmal ausgehen, aber nur dorthin wo er weiter kiffen konnte unauffällig.

    Nach etwa einem halben Jahr haben wir seine Eltern besucht. Dorthin nimmt er nie etwas mit. Das ist auch sein stichfester Beweis dafür, dass er nicht abhängig ist, weil er ja aufhören kann. Und dort bei seinen Eltern, zum ersten mal nicht bekifft, war er so anstrengend. Danach habe ich ernsthaft überlegt die Beziehung zu überdenken, aber zwei Wochen später habe ich festgestellt, dass ich schwanger bin. Das wäre jetzt eine zu lange Geschichte. Kurz gesagt, diese Schwangerschaft habe ich verloren, woraufhin ich Depressionen bekommen habe, unvorsichtig war, und wieder schwanger geworden bin nach einem halben Jahr. In dieser Zeit habe ich nicht viel nachgedacht. Ich war in meinem eigenen Unglück verloren, und wollte dieses Kind wiederhaben. Also war es nicht wirklich geplant, aber auch nicht verhindert.

    Und dann ging das Drama los. Die ersten Monate ist mir immer sehr übel, und ich konnte das jetzt dreimal an mir selber beobachten, man verändert sich als Frau. Prioritäten verändern sich, die Wahrnehmung verändert sich. Und Dinge die einen vorher nicht gestört haben werden plötzlich bedrohlich oder unerträglich. So ging es mir mit seinem Rauchen, Alkohol und dem Kiffen. Es ging um den Geruch von dem mir kotzübel wurde, aber auch um den Rausch an sich. Ich fand es nicht gut, wenn er nicht er selbst war, ich wollte einfach nicht, dass er unter irgendeinem Einfluss war wenn er mit mir im Bett lag, und mit unserem Kind. Und natürlich spielte da auch mit rein, dass in naher Zukunft auch ein zerbrechlicher Säugling zwischen uns liegen würde. Während die meisten Menschen, vor allem Eltern und werdende Eltern, diesen Gedankengang glaube ich total nachvollziehbar finden würden, ist er vor Wut an die Decke gegangen. Er hat sich geweigert. Er hat sich abends manchmal geduscht bevor er ins Bett kam, er hat aber weiterhin gekifft, Bier getrunken und geraucht. Ich glaube ich muss nicht erklären wie sehr mich das getroffen hat. Es ist wie ein Blitz eingeschlagen. Ich dachte alles wäre gut, wir wären glücklich und würden das mit der Familie schaffen. Ich habe überhaupt nicht daran gedacht, dass es irgendein Problem gibt. Er hat immer behauptet nicht süchtig zu sein, und dass er das nur macht weil es ihm Spaß macht. Und ich bin selbstverständlich davon ausgegangen, dass so wie ich aufhöre Fahrrad zu fahren wenn ich schwanger werde, oder rohen Lachs zu essen, würde er aufhören Drogen zu nehmen. Tja, so naiv kann man sein. Die gesamte Schwangerschaft und Stillzeit war eine einzige Tortur. Ich kann gar nicht zählen, wie viele Nächte ich am anderen Ende des Bettes gelegen habe und mich in den Schlaf geweint. In seiner Nähe wollte ich nicht sein, er hat gestunken, und war aus meiner Perspektive nicht zurechnungsfähig. Aus seiner Perspektive war ich die irrationalste Person unter der Sonne. Das ist leider ein Thema das man nicht mit Freunden diskutieren kann um Meinungen zu bekommen, ich konnte mein Leiden kaum teilen. Das ist wie ich gelernt habe Teil einer Co-Abhängigkeit. Ich hätte nie jemandem erzählt, dass er Drogen nimmt. Es hätte ihn ja in Probleme bringen können.

    Er hat mir auch regelmäßig nach riesigen Szenen und Diskussionen über Trennungen versprochen aufzuhören. Und dann hat er auch einige Zeit aufgehört, zumindest mit dem Kiffen. Aber er hat jedes Mal wieder heimlich angefangen. Manchmal schon am gleichen Abend nachdem der Streit beigelegt wurde, bin ich aufgewacht und er saß kiffend auf der Terrasse vor meiner Schlafzimmertür. Es war ein ewiger Kreislauf aus Versprechungen und Enttäuschungen. Es tut jedes Mal verdammt weh, wenn man merkt nicht an erster Stelle zu stehen. Man kann es als Sturheit interpretieren, aber ich glaube eher es sind wirklich seine Prioritäten, bei all unseren Diskussionen, und Kompromissen, hat er sich nie für mich entschieden. Als ich gesagt habe ich möchte nicht mehr neben ihm in einem Bett schlafen, wenn er gekifft hat war seine einzige Lösung die er anbieten konnte, dass er dann in einem anderen Bett schläft. Und er schläft seit über einem halben Jahr nicht mehr in meinem Bett, weil wir keine andere Lösung finden konnten.

    Wir sind immer noch zusammen, unsere Tochter ist 1 Jahr und 4 Monate. Ich stille nicht mehr und trinke selber gerne abends mein Bier. Und ich denke wir hatten beide die Hoffnung nur bis nach der Stillzeit durchhalten zu müssen, dann wäre ich entspannter, alles würde werden wie vorher. Dem ist aber nicht so. Ich glaube es war ein Trugschluss zu glauben unsere Probleme wären durch die Schwangerschaft gekommen. Das hat es eventuell beschleunigt, wir hätten aber auch ohne ein Kind Probleme bekommen. Das klingt selbst für mich alles verrückt wenn ich es schreibe, aber er ist abgesehen davon ein wirklich toller Mann. Und ein toller Vater. Er liebt seine Tochter, er kümmert sich um meine Kinder mit, er liebt mich. Er macht viel zuhause. Es müsste eigentlich alles gut sein, aber dieses Thema steht immer zwischen uns.

    Was ist die Lösung?

    - Ich möchte mich momentan nicht trennen. Ich habe es mir oft überlegt, aber ich habe das schon einmal mit Kindern durch und möchte es nicht noch einmal erleben.

    - Kann ich ihn dazu bringen aufzuhören? Ganz klares nein (sagt auch die Suchtberaterin), aus seiner Sicht ist das Gras für ihn nur eine Lösung, kein Problem. Er wird es nie aufgeben wollen, und er wird sich auch nicht in Therapie begeben, was der einzig mögliche Weg wäre es zu beenden.

    - Kommunizieren was mich stört. Tja was stört mich. Das Suchtverhalten, die Unzuverlässigkeit, das fehlende Vertrauen, dass er abends nie er selbst ist, und sonst eventuell auch nicht. Wer ist er eigentlich? Wenn ich das kommuniziere geht er an die Decke. Einem Suchtkranken sollte man nie versuchen den Stoff wegzunehmen. Wir haben viel geredet, diskutiert, gestritten. Und mehrfach fast oder kurzzeitig getrennt. Es hat es nie besser gemacht.

    - Es akzeptieren. Ganz ehrlich, keine Ahnung wie das geht, ich versuche es wirklich

    - Unsere jetzige Lösung: Er lässt es tagsüber so lange die Kinder wach sind. Und jeder macht ab 21 Uhr sein eigenes Ding.

    Diese Lösung ist manchmal machbar, ich mache auch gerne mein eigenes Ding. Und oft einfach nur traurig. Dazu kommt, dass er tagsüber wenn er nicht kifft, unter normalen Arbeitsbedingungen furchtbar angespannt und gereizt ist. Immer. Es ist als hätte er nie gelernt mit seinem Stress umzugehen, die einzige Lösung die er kennt ist Drogen nehmen. Andere Mechanismen scheint er nicht zu haben.

    Also ist das jetzt eine gute Lösung? Ich habe echt keine Ahnung. Gibt es überhaupt andere Lösungen?

    Insgesamt finde ich das alles nur traurig. Es scheint so unnötig. Und ich fühle mich ohnmächtig nichts tun zu können um die Situation ernsthaft zu verbessern.

    Danke fürs Zuhören!

  • Loulou

    Hallo du Liebe, ich möchte dir nur Kraft schicken und sagen dass ich mit dir fühle, es kommt mir so vieles Bekannt vor was du schreibst.

    Ich wünsche dir, dass du den richtigen Weg für dich und dein Kind findest. Dass du gut für dich sorgst.

    Liebe Grüße und alles Gute dir :red_heart:

  • Trennen, das ist immer die letzte Lösung, doch mal ganz ehrlich - was bleibt dir denn sonst?

    Eine Trennung muss ja nicht das endgültige Aus bedeuten, aber wenn es wie von dir beschrieben schon zig Streits und Aufhöraktionen gegeben hat, sich im Grunde nichts verändert, dann wird es nur 2 Möglichkeiten geben ...

    • du akzeptierst
    • oder du gehst deine Wege

    Kommunizieren was mich stört

    Tust du das nicht seit Jahren?

    Klar sollte man immer weiter reden, aber wenn es doch gar nichts bringt?

    Es akzeptieren. Ganz ehrlich, keine Ahnung wie das geht, ich versuche es wirklich

    Dazu schrieb ich Eingangs ja schon was, nur verstehe ich nicht warum das wer machen sollte!

    Es geht ja nicht um eine schreckliche grüne Hose oder so, das kann man akzeptieren, aber doch nicht eine Wesensveränderung die abstellbar wäre!

    Unsere jetzige Lösung: Er lässt es tagsüber so lange die Kinder wach sind. Und jeder macht ab 21 Uhr sein eigenes Ding

    Und wenn du um 22 Uhr Hilfe brauchst, vlt wegen deiner Kinder?

    Das wäre meiner Meinung nur eine Lösung wenn wer seinen Suchtstoff kontrolliert absetzen muss.

    Ansonsten wird es nicht lange dauern und es spielt sich schleichend wieder alles in die gewohnten Bahnen.

    Aber eigentlich kennst es doch - er hört auf, weil versprochen, aber was ist immer aufs neue passiert?

    Ich denke, nur mit klaren Ansagen kommt man weiter - alles andere ist hier ja mehrfach probiert worden.

    Das wäre - wenn du kiffen willst, dann musst du gehen und wenn du bekifft bist, kannst du hier nicht sein oder her kommen.

    Basta!

    Wenn du es aber abgestellt hast, dann sehen wir weiter, dann könnte es ein Neustart werden ...

  • Danke Starsandmoon für deine lieben Worte. Und auch dir viel Kraft!

    Ich bin fast schon erleichtert in diesem Forum endlich Geschichten zu finden die sich anhören wie meine. Ich dachte schon ich bin und werde verrückt., weil ich scheinbar die einzige auf der Welt bin die ein solches Problem damit hat. Es ist aber natürlich auch erschreckend zu lesen wie sehr sich jede Geschichte ähnelt. Ich konnte unsere Probleme in jeder einzelnen wiederfinden. Ich frage mich auch schon lange inwiefern die Stimmungsschwankungen und Gereiztheit, die teilweise in Richtung aggressives Verhalten gehen mit dem Gras zu tun haben. Bei uns ist es nicht so krass wie von vielen anderen beschrieben, aber ich spüre eine Aggressivität die ich nur schwer greifen kann. Und was das Thema angeht macht er absolut zu, was heißt er setzt zum aggressiven Gegenschlag an und setzt es zum Beispiel auf die gleiche Ebene mit meinen hormonellen Stimmungsschwankungen. Die würde ich aber 1. niemals leugnen :smiling_face_with_halo:, 2. sind die Teil meines weiblichen Wesens, und 3. versuche ich ernsthaft etwas dagegen zu machen und bin mir sicher nicht annähernd so aggressiv zu werden.

    Interessant fände ich bei diesen starken Stimmungsschwankungen, vor allem da ich das in allen Berichten über die Cannabissucht gefunden habe, ob es durch das Gras ausgelöst wird. Also eine Wesensveränderung, oder eine regelmäßige leichte Entzugserscheinung darstellt. Oder ob Menschen die sehr unausgeglichen sind eher zum Kiffen neigen. Mein Freund hat in sehr sehr guten und einsichtigen Phasen schon mal genau so etwas angedeutet, dass er sich schlichtweg ohne nicht erträgt.. und es ihm hilft sich nicht ständig von allem genervt zu fühlen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, vor allem auch beim Arbeiten.

    Und Franz, vielen Dank für die konstruktive Hilfe. Genau dort bin ich auch angekommen. Ich kann nur gehen oder es akzeptieren. Der Versuch war bei einer Regelung anzukommen die ich und er akzeptieren können.

    Du schreibst zum Akzeptieren etwas das sehr spannend klingt:

    aber doch nicht eine Wesensveränderung die abstellbar wäre!

    Was genau meinst du damit?

    Sein bester Freund sagte mir mal dass ich ihn so akzeptieren soll, weil das Gras ein Teil von ihm sei und wichtig für ihn. Er kifft auch muss man dazu sagen und will sicherlich nicht dass ich ihn seinen besten Kumpel für diese Tätigkeit wegnehme. Aber es ist ein interessanter Einblick in eine Welt die mir absolut fremd ist. Hätte ich das doch alles mal früher durchschaut.. Lauft so früh ihr könnt (und wenn ihr noch könnt) kann ich da nur jedem sagen der merkt, dass der Partner vor allem mit einer Droge verheiratet ist.

    Ich denke das Problem ist, dass ich weiß dass er es nicht abstellen wird. Er ist von jeglicher Einsicht so weit entfernt, da war noch nie ein Funken von Verständnis für meine Sorgen und Probleme.

    Er ist einfach der festen Überzeugung dass es ihn nicht negativ beeinflusst. Ich kümmere mich auch nachts komplett alleine um die Kleine, weil ich nicht möchte dass er es tut. Auch das hält er für absolut unverständlich. Er kann alles noch ganz genauso gut wenn er gekifft hat, vor allem wenn es wenig bleibt. Was es dann ja leider auch nicht zuverlässig bleibt. Der kleinste Stress kann ja wieder zu mehr führen, und keine Ahnung wann der wieder da ist. Aber das würde er jederzeit entschieden abstreiten.

    Ich weiß nicht was ich tun werde. Was ich aber auf jeden Fall wieder tun muss wenn ich möchte dass er sich an Abmachungen hält und eventuell irgendwann das Problem erkennt, ist ihm klar zu machen dass es mich nach wie vor belastet und stört. Er neigt dazu mein Schweigen so zu interpretieren wie es ihm am besten passt, nämlich dass unsere Probleme nichts mit seinem Konsum zu tun haben.

  • Loulou

    Du Liebe, die selben Fragen wie du dir oben im letzten Beitrag, stelle ich mir auch.

    Und ich bin ein weiteres Mal über die Parallelen schockiert und sprachlos, genau die selben Argumente, Fragen... hat mein Freund. Auch die Sache mit den "Tagen", oder wie du in deinem eigenen Post geschrieben hattest:

    "Wenn ich das Kiffen aufgebe, was kommt als nächstes was dich stört.. was soll ich dann aufhören..."

    Solche Aussagen fand ich so gemein, unlogisch und unangebracht, weil man diese Dinge nicht mit einer Sucht vergleichen kann.

    Ich habe so oft an mir selbst gezweifelt, an meiner Liebe, daran ob ich denn nur Fehler finde und meckern kann, etc.

    Ich sage immer: "Dass ich mir doch nur ein normales Leben wünsche, Suchtfrei, gesunde gemeinsame Aktivitäten, dass ich doch nichts verlange was zu viel ist, was abnormal ist...etc". Aber es kommt nicht an, ich werde als jemand dargestellt die ich nicht bin:

    Als Mutti die alles kontrolliert, als Moralapostel, als jemand die das Leben nicht genießen kann, ich durfte mir schon Stasi- oder Psychotante anhören bei Ausernandersetzungen.. und solche Sachen.

    Langsam und Dank diesen Forums fange ich an zu sehen und erkennen, dass ich auch ein großes Problem habe. Es stößt mich regelrecht ab, wenn ich lese wie viele von uns Frauen sich kaputt machen, und in einer schrecklichen Abhängigkeit leben um nur ein bisschen Liebe zu bekommen, oder die Hoffnung darauf dass alles besser wird, sogar wenn man von außen sieht dass da niemals etwas anders werden wird, und da bin ich kein Tick oder bisschen besser. Ich bin emotional abhängig. Ich bin mehr beim "Anderen" als bei mir selbst. Das kann nicht gesund sein. Und "seine Sucht" ist nur das Bindeglied für beide, denn es gibt dem "Einen" (mir) das Gefühl gebraucht zu werden, und er investiert bis er umfällt, und der "Andere" braucht sein Suchtmittel und saugt den anderen regelrecht aus.

    Es ist kein Geben und Nehmen da.

    Schade dass wir uns hier nicht privat austauschen können. Ich hätte mich sehr gerne privat mal unterhalten um zu schauen was uns sonst noch so verbindet. Ich finde dieses Forum ist Goldwert, denn man wird in vielen Sachen gespiegelt, und bekommt mal eine ganz andere Perspektive von sich selbst.

    Guten Wochenstart und ganz viel Kraft!

    Sunnymoon

  • Nur mal zwischendurch - was wäre wenn es um Heroin oder Alkohol gegen würde?

    Ich denke das wäre deutlich schlimmer, aber da fehlt mir die Erfahrung. Durch das Gras wird er im Endeffekt entspannter und langsamer. Und ja das stört mich. Aber wenn man ehrlich ist, ist es auch nicht wirklich schlimm für mich, in einzelnen Momenten während seinem Rausch. Deswegen ist es glaube ich auch so schwierig ihm zu vermitteln dass es eben trotzdem belastend ist. Weil er regelmäßig nicht voll zurechnungsfähig ist, und ich ihn gerne hin und wieder mal in voller geistiger Anwesenheit erleben würde, zu allen Tageszeiten bitte. Aber klar, streng gesehen passiert gar nichts tragisches in diesem Moment.

    Daher glaube ich auch dass es eventuell möglich ist Kompromisse zu finden.

    Aber vielleicht habe ich auch schon zu viele Jahre Gehirnwäsche hinter mir.

    Führen Alkohol und Heroin nicht zu deutlich schlimmeren Reaktionen, die oft mit Aggressivität einhergehen?

  • Führen Alkohol und Heroin nicht zu deutlich schlimmeren Reaktionen, die oft mit Aggressivität einhergehen?

    Können, müssen aber nicht!

    Eigentlich wollte ich darauf hinaus, ich kenne Leute, die hatten mit Cannabissucht/-entzug genauso krasse Probleme, als mancher Junki oder Alki.

    Natürlich ist vlt der Suchtstoff etwas gefährlicher, aber vereinfacht gesagt - Sucht ist Sucht, zumindest im psychischen Sinne.

    Aber klar, streng gesehen passiert gar nichts tragisches in diesem Moment

    Das versteh ich nicht, du meinst es passiert nix schlimmes, wenn er konsumiert hat?

  • Ich habe schon viele Leute im Alkoholrausch gesehen, mit anderen Drogen habe ich wenig Erfahrung. Und Alkohol finde ich meistens sehr unangenehm, die Leute werden aufdringlich, laut, aggressiv, einfach unangenehm. Ich habe noch nie einen Kiffer gesehen der einen blöd anmacht oder laut wird.
    Ehrlichgesagt habe ich sogar schon Beziehungsdiskussionen auf diese Abende verschoben, damit er ruhiger und netter ist. Macht natürlich nicht so richtig Sinn musste ich feststellen, weil er in dem Moment lächelnd allem zustimmt was ich vorschlage :winking_face: Aber versuch mal mit einem Alkoholiker im Rausch zu diskutieren, das wäre sehr mutig.

    Trotzdem mag "weggetreten und langsam" zwar besser sein als aggressiv und laut zu werden, es ist aber definitiv nicht besser als einfach "normal", oder?

    Das meine ich mit "es passiert nichts schlimmes". Trotzdem ist es auf die Dauer belastend, weil ein Suchtproblem trotzdem eine große Belastung ist für die Beziehung. Ich stimme vollkommen zu, Sucht ist Sucht. Und ich sehe wie schwierig es ist davon loszukommen. Völliger Wahnsinn dass überall propagiert wird Cannabis könne keine Sucht auslösen. Ich denke das war auch meine Überzeugung, oder mein Wissensstand wenn man so will. Wegen dieser falschen Aussage bin ich überhaupt in diese Situation hineingeraten.

  • Hey,

    dieses Forum hat definitiv gemacht dass ich versucht habe etwas in Bewegung zu setzen. Ich glaube wenn man hier landet und hier schreibt ist man schon ziemlich ratlos und eigentlich schon getrennt im Herzen. Man möchte es nur noch nicht realisieren.

    ich hatte ihm einen Brief geschrieben und versucht zu erklären warum es für mich ein Problem ist, und dass es ein Problem ist. Überhaupt nicht wütend oder anklagend. Ich habe einfach versucht meine Perspektive zu erklären und warum es mir wirklich schlecht geht.

    Daraufhin hat er mich vier Tage lang angeschwiegen.. Silvester habe ich ganz alleine verbracht. Und dann hatten wir (natürlich wieder auf meine Initiative hin) ein Gespräch. Bei dem eigentlich nichts herauskam. Wie immer. Er meinte er hat schon mehrere Antworten formuliert, aber die waren alle aggressiv und Gegenschläge die nicht wirklich hilfreich wären. Also keinerlei Einsicht. Es gibt kein Problem.. ich habe ein Problem, und bin frustriert und lasse es an ihm aus. Im Endeffekt heißt das ich habe ein Problem, und ich soll es lösen. Für ihn bleibt alles beim Alten. Wie immer..

    Wenn man ihm so zuhört kann man wirklich glauben, dass ich ihm Unrecht tue. Er ist so ein toller Vater, er versucht alles zu tun um es mir recht zu machen, was will ich denn noch?? Und nur weil er jeden Abend ein bißchen kifft versaue ich unsere Beziehung. Manchmal denke ich leider auch er hat recht. Es könnte alles so schön sein. Und ja ich bin frustriert. Ich weiß aber mittlerweile gar nicht mehr so genau wovon.. Corona, der Unmöglichkeit Kinder und Beruf unter einen Hut zu bringen, mein Ex, Erziehung, und dann kommt noch sein Gekiffe obendrauf. Ich glaube es bringt permanent das Fass zum Überlaufen. Vielleicht ist es aber auch einfach der eine Punkt bei dem ich das Gefühl habe man könnte es ändern. Aber ob dann wirklich alles gut wäre ist natürlich völlig unklar, aber wir hätten vielleicht endlich wieder eine Basis auf der man aufbauen kann.

    Ich habe einen Termin bei der Familienberatung. Und hoffe dass wir gemeinsam eine Beratung bekommen. Aber das dauert so lange. Corona macht alles noch schlimmer. Jetzt sitzen wir hier auch noch aufeinander gepfercht den ganzen Tag. Und mein Stresslevel geht durch die Decke. Das macht es wirklich nicht besser.

    Vielleicht werde ich einfach zur Alkoholikerin in der Zeit :winking_face: Ich versuche viel Sport zu machen und mich abzulenken. Und habe das Thema erstmal auf Eis gelegt damit wir klar kommen. Also habe natürlich ich wieder einen Schritt gemacht das Problem zu lösen. Aber mir fällt nichts anderes mehr ein momentan. Uns kann nur eine Beratung oder Trennung helfen.

    Ich hoffe dir geht es besser Starsandmoon !

  • Hi Loulou,

    Ich bin auch die Freundin von einem Süchtigen. Hab selbst Kinder. Glaube also dich irgendwie verstehen zu können.

    Würde mir an deiner Stelle nicht den Schuh anziehen, dass du allgemein frustriert bist. Du hast wirklich auch das Recht mit einem nüchternen Menschen an deiner Seite durch den Alltag zu gehen. Er redet es sich selbst noch alles schön. Somit macht er Dich zum Problem. Das ist ganz schön einfach für ihn.....

  • Danke dir! Das ist natürlich richtig und ich versuche da sehr bei mir zu bleiben. Aber für mich ist es auch einfach meinen allgemeinen Ärger, von dem ich wirklich mehr als genug habe momentan, bei ihm abzuladen. Das ist immer sehr schwer in Beziehungen, gerade mit Kindern und wenn beide arbeiten, da bei sich zu bleiben. Sich aber auch zu hinterfragen worum es eigentlich wirklich geht.

    Aber das ist natürlich kein Argument für die Droge, so meine ich das auch gar nicht. Ich finde eher dass die Droge genau diesen Abwägungsprozess so viel schwerer macht. Es ist wie ein Fremdköper in unserer Beziehung der alles aus dem Gleichgewicht bringt. Und es mir erschwert die Beziehung im Lot zu halten, weil ich damit nicht umgehen kann.

    Vielleicht stimmt es auch, und unsere Beziehung wäre ohne die Droge auch fürchterlich. Halte ich für gar nicht so unwahrscheinlich momentan. Aber wie soll ich das jemals herausfinden?? Und wie soll ich für mich entscheiden können ob es gerade mir nicht gut geht, oder ich einfach nur traurig bin weil er draußen sitzt und kifft anstatt den Abend mit mir zu verbringen. Genau jetzt übrigens. Vielleicht wäre ich auch traurig wenn er bei mir sitzen würde. Dann könnte ich aber wenigstens anfangen weiter in mich zu gehen und herauszufinden was ich brauche momentan.

    Was bleibt ist dass es fast unmöglich ist jemandem der süchtig ist und darin selber kein Problem sieht zu vermitteln, wie schwierig es ist als Partner damit umzugehen im Alltag. Ich denke bei diesem Thema werden wir nie zusammenfinden.

  • Guten Morgen liebe Loulou,

    Wenn man ihm so zuhört kann man wirklich glauben, dass ich ihm Unrecht tue. Er ist so ein toller Vater, er versucht alles zu tun um es mir recht zu machen, was will ich denn noch?? Und nur weil er jeden Abend ein bißchen kifft versaue ich unsere Beziehung. Manchmal denke ich leider auch er hat recht. Es könnte alles so schön sein. Und ja ich bin frustriert. Ich weiß aber mittlerweile gar nicht mehr so genau wovon..

    Genau diese inneren Dialoge wie in den Zitaten hatte ich auch. Hier tust du dir wieder die Schuld in die Schuhe schieben, dir einreden du wärst eventuell nicht locker genug...

    Ich finde eher dass die Droge genau diesen Abwägungsprozess so viel schwerer macht. Es ist wie ein Fremdköper in unserer Beziehung der alles aus dem Gleichgewicht bringt. Und es mir erschwert die Beziehung im Lot zu halten, weil ich damit nicht umgehen kann.

    Du sagst, es ist ein "Fremdkörper" in der Beziehung. Genau, und dieser Fremdkörper hat da nichts zu suchen.

    Siehst du eigentlich, dass du dich als "Verantwortliche" fühlst die "Beziehung im Lot zu halten"??? Trägt er denn keine Verantwortung? Muss er nichts beitragen? Ist Beziehung nicht ein "Geben und Nehmen" auch auf emotionaler Ebene?

    Vielleicht stimmt es auch, und unsere Beziehung wäre ohne die Droge auch fürchterlich. Halte ich für gar nicht so unwahrscheinlich momentan.

    Diese Frage habe ich mir 1000x gestellt, und ganz ehrlich! Werden wir niemals erfahren, bis diese Menschen nicht absolut clean und suchtfrei sind.

    Und wie soll ich für mich entscheiden können ob es gerade mir nicht gut geht, oder ich einfach nur traurig bin weil er draußen sitzt und kifft anstatt den Abend mit mir zu verbringen. Genau jetzt übrigens. Vielleicht wäre ich auch traurig wenn er bei mir sitzen würde. Dann könnte ich aber wenigstens anfangen weiter in mich zu gehen und herauszufinden was ich brauche momentan.

    Du wärst ganz bestimmt nicht traurig...

    Ist denn diese Situation nicht der Auslöser gewesen, der dich dazu bewegt hat Abends noch diesen Beitrag zu schreiben?

    Ich habe mich jeden Abend als er bekifft war so einsam und verlassen gefühlt, er hat sich weggemacht....und ich bin in der Realität geblieben. Ich habe das sogar als ungerecht empfunden, meine innere Wut ging sogar mal so weit dass ich den Gedanken hatte auch eine Sucht zu entwickeln (obwohl ich gar keine Suchtmittel konsumiere, außer Kaffee, weder Alkohol noch Zigaretten oder Sonstiges), z B. mich jeden Abend zu besaufen oder Tabletten einzuwerfen und mich so richtig mit irgend etwas zuzudrönen, damit er mal spürt wie schlecht man sich fühlt wenn der andere betäubt oder berauscht ist. Nur hat im selben Moment mein gesunder Menscheverstand gesagt, dass es nichts ändern würde, und ich mich dann kaputt machen würde für ein Idiot der es nicht wert ist.

    Niemand ist es wert dass man sich aufopfert, außer die Kinder, wenn sie klein und abhängig von den Eltern sind, und keine Selbstverantwortung tragen können.


    Sorry falls die Nachricht heute nicht so wahnsinnig nett rüberkommt.

    Ich finde es echt krass, wie wir uns aus Liebe so manipulieren ließen oder lassen.... und was für unverschämte Ausreden und Argumente iherseits kommen, ja nicht einsehen, dass man eine Sucht hat, oder die Verantwortung dafür übernehmen.... und dann noch der Egoismus zu sagen "ich will ja nur abchillen und mein Leben genießen! was ist so schlimm daran?" und man selbst steht dann da wie die letzte Idiotin und stellt sich die Frage: Bin ich denn nicht normal? Verlange ich denn zu viel, bloß weil ich ein normales Leben will?


    Mir hat momentan nur die Trennung und Kontaktabbruch etwas gebracht. Ich fühle mich befreit und erleichtert, auch wenn mein Herz manchmal meint nach ihm schreien zu wollen, und ihn zu vermissen, ich liebe ihn noch.... aber dass ich ihn verlassen habe, war auch ein Liebesakt!

    Ich bin froh dass bei mir keine Kleinkinder eine Rolle spielen, und ich sehe in welcher Zwickmühle du steckst, aber es gibt mehr als nur einen Ausweg für dich, es gibt sogar viele Lösungen, aber dafür musst du dir 100% im KLAREN sein was du für dich und dein Kind möchtest, welches Leben du für euch willst, und dir einen Plan und Visionsboard machen.

    Wie würde dein WUNSCHLEBEN aussehen? Welche Kompromisse möchtest du nicht mehr eingehen? Wo willst du nicht mehr zurückstecken?

    Und such dir dann Hilfe von außen, Familienberatung, vielleicht ein coaching oder selber eine Therapie um dein Bindungsverhalten zu heilen und dein Selbstwert zu steigern....etc


    Ich hoffe du findest in meinen Zeilen irgend etwas was dir Hilft.

    Fühl dich ganz lieb gedrückt!

    Wenn du weißt was du willst, zeigt sich automatisch der Weg! :emojiSmiley-173: :6:

  • Ein kurzes trauriges Update. Ich habe meine Beziehung gerade beendet. Wie wir das organisatorisch machen wissen wir noch nicht. Ich habe nur klar gestellt, ich möchte diese Beziehung in dieser Form nicht mehr.

    Er sagt dazu, dass er mir nichts versprechen kann was er nicht möchte. Und daher hat er auch nichts zu sagen. Das ist sein gutes Recht, fürchte ich.

    Ich möchte am liebsten, dass er aufhört. Aber es wäre auch eine Lösung es wenigstens in einen "nicht-süchtigen" Rahmen zu bringen. Am Wochenende, gelegentlich. Und dazu mit vernünftiger Kommunikation. So lange dieses Thema immer ein rotes Tuch ist, und er nicht in der Lage ist mir zu sagen, was er gerade tut muss ich permanent mutmaßen wo er gerade steht, und das ist schrecklich zermürbend. Aber nichts davon scheint möglich. Und wir haben es ja auch lange genug versucht.

    Und ich kann dazu auch nur sagen ich habe es wirklich versucht, aber es geht nicht. Es macht mich kaputt, und eine Beziehung ist auf dieser Basis für mich unmöglich.

    Er sagt, was er an mir geliebt hat ist dass ich ihn immer so akzeptiert habe wie er ist, und ihn hab sein Ding machen lassen. Aber die Dinge ändern sich leider. Und was "sein Ding" ist habe ich leider erst viel zu spät erkannt.

    Ein trauriger Scherbenhaufen alles.

  • Liebe Loulou,

    Mir fehlen ein bisschen die tröstenden Worte. Ich kann Dir nur schreiben, ich verstehe Deine Entscheidung und auch deine Trauer.

    Es ist sehr hart eine Beziehung beenden zu müssen, obwohl die Liebe noch da ist.

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