Mutmachen für Co-Abhängige

  • Hallo,

    Ich hab mir überlegt einfach Mut zu machen.. ich war 6 Jahre Lang mit jemanden zusammen der durchgehend Drogenprobleme hatte, angefangen Cannabis bis hin zu Benzos in Kombination mit Alkohol und Arbeitslosigkeit... wie man sich denken kann nicht einfach wenn man im Vergleich ein „normales“ Leben führt.

    Worauf ich eigentlich hinaus möchte, ich habe mich vor 1 Jahr von diesem „Laster“ gelöst. Ja es ist ein Laster so eine Co-Abhängigkeit! Und ich muss sagen, ich lebe seit 1 Jahr ein komplett neues Leben..habe mich viel mit mir selbst beschäftigt, mir bewusst gemacht was die letzten Jahre eigentlich abging, die an mir vorbeihuschten.. immer mit dem Gedanken bei jedem Entzug: „wird er endlich clean und schafft es sein Leben zu regeln?“.

    Ich hab mir persönliche Grenzen gesetzt, die nicht mehr überschritten werden sollen.

    im ersten Moment nach der Trennung habe ich mich gefühlt als würde ich ihn im Stich lassen, aber was ich lernen musste ist, dass NIEMAND für die Sucht eines Menschens verantwortlich ist. Man kann nur jemanden Unterstützen der auch WIRKLICH will! Oftmals will man diesen Menschen helfen und ist schneller als man denkt in einer Co-Abhängigkeit und schottet sich ab.. es fängt mit dem „schön-reden“ oder gar runterspielen der Sucht des Partners an..

    Ich habe für mich entschieden dass ich so ein Leben nicht möchte, dieses ständige hin und her.. ich möchte keinesfalls jemanden entmutigen seinen Partner nicht zu helfen. Es gibt soooo viele Fälle in denen die Leute es geschafft haben Clean zu werden. Ich für meinen Teil habe entschlossen dass ich den Weg nach 6 Jahren abbreche, mein damaliger Partner war manipulativ (führe ich auch auf die Drogen zurück) und konnte mich immer mit Versprechungen einlullen. Ich habe mich immer hintenangestellt und wollte ihm immer helfen. Ich war gegen Ende hin psychisch so fertig, dass ich immer schweißgebadet aufgestanden bin und in der Nacht mit den Zähnen geknirscht habe.. war Dauer erschöpft..

    Die Trennung war keinesfalls einfach, aber ich möchte einfach Leute die vielleicht gerade eine ähnliche Situation durchmachen oder gar an eine Trennung vom Süchtigen Partner denken Mut machen und appelliere daran dass man auch an sich denken muss, oftmals merkt man gar nicht wie nervenzerrend oder zerstörerisch solch eine Co-Abhängigkeit ist. Ich habe gelernt auf mich zu schauen und zu akzeptieren dass jeder alleine für sein Leben verantwortlich ist.

  • Vielen Dank für Deine Zeilen!

    Für mich kommen sie gerade genau zur richtigen Zeit.

    Ich stecke da noch am Anfang, kämpfe noch (Herz gegen Kopf) und kann diesen Zuspruch deshalb gut brauchen.

  • Danke dir für deine Worte!

    Ich frage mich ein Detail bei der Sache, und diese Frage geht an alle. Wenn man seine Beziehung wegen einem Drogenproblem beendet, aber wegen Kindern noch sehr nah aneinander dran ist danach, oder auch aus anderen Gründen, was gibt man dann als Grund an? Man sieht die Familie eventuell noch, man hat gemeinsame Freunde, in unserem Fall ist es sogar ein sehr naher Arbeitsplatz und Leute die uns beide kennen.

    Sagt man der Familie wenn sie einen fragt, dass man mit seinem Drogenproblem nicht klargekommen ist? Sage ich seiner Mutter, dass sein Sohn zu viel kifft und das die Familie extrem belastet hat? Oder schütze ich ihn lieber und ziehe mir den Ärger zu, weil ich ihren Sohn alleine dastehen lasse und ihrem Enkelkind so etwas zumute? Was sagt man den Kindern, gerade wenn sie schon älter sind (Stiefvater in dem Fall). Ich habe keine Lust mit einem "es hat nicht funktioniert" die Schuld auf mich zu nehmen mehr oder weniger. Ich möchte eigentlich gerne endlich sagen was los ist und nicht immer so tun als wäre es eben "etwas schwierig" zwischen uns.

    Mir hat sich die Frage in der Vergangenheit schon einmal gestellt, bei einem Partner der mich betrogen hat. Wir haben es lange niemandem gesagt warum wir uns getrennt haben, um ihn zu schützen mehr oder weniger. Für mich war das aber sehr belastend. Von allen Seiten kam Ärger statt Verständnis und Mitleid was definitiv angemessener gewesen wäre.

    Ich bin noch nicht so weit, aber wie man sieht denke ich darüber zumindest nach. Aber diese Frage macht mich etwas ratlos. Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass ich eigentlich darauf hoffe dass er zurückkommt. Und es endlich versteht. Was nur fürchte ich nie passieren wird.

  • Liebe LouLou,

    Du musst Dich nicht rechtfertigen wenn Du Dich trennst. Die Gründe gehen nur deinen Ex Partner und Dich etwas an.

    Den anderen schützen, wenn es Dich selbst dann belastet, finde ich nicht den richtigen Weg.

    Denke die Familie weiss, oder ahnt wahrscheinlich schon die Gründe. Da kann er dann selbst seiner Mutter Erklärungen liefern. Du kannst immer sagen:"es ist besser für mich und die Kinder, ich habe diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen". Oder du sagst garnichts.

    Freunde müssen da dann einfach durch. Ihr werdet nicht das einzige Paar sein , dass sich trennt.

    Wie oben beschrieben, habe ich nach einer Trennung (vom Vater meiner Kinder) gehandelt. Da ging es nicht um Drogen, aber um Gewalt.

    Habe nicht allen erzählt was genau los war, hatte dafür keine Zeit und Nerven. (Nur meine besten Freundinnen waren eingeweit).Wahre Freunde lösen sich dann nicht von einen und um die anderen ist es nicht schade. Es werden neue Freunde kommen, versprochen!

  • Ich würd ihm die Wahl lassen, also sagen - wenn mich wer fragt, werde ich nicht lügen!

    So hat er die Möglichkeit, sich selbst zu öffnen und man kann es nicht dir irgendwie anlasten ...

    Aber generell gilt, mach nichts, was du nicht wirklich willst :winking_face:

    Meinen Kindern hab ich es relativ früh erzählt, weil ich die eben nicht anlüge ...

    Ich sehe es so, Suchterkrankungen sind eine Krankheit, dafür muss man sich nicht schämen - man kann es ja ändern.

    Wenn aber wer keinen Bock dazu hat, warum sollte man für den dann die Unwahrheit sagen?

  • hoffe es ist okay, wenn ich hier auch etwas zum Thema 'Co-Abhängig im Allgemeinen' da lasse.

    Ich finde es sehr schwer auszuhalten, dass man, wenn der Partner als süchtig erkannt wird ( z.B. im Freundeskreis) unter Druck gerät :"du musst den sofort verlassen". Ich empfinde es als Stempel (nach dem Motto "du bist naiv und lässt Alles mit Dir machen = co-abhängig).

    Es macht mit Sicherheit keinen Sinn sein Leben nach einem Süchtigen auszurichten und unglücklich zu sein.

    Für mich ist es aber eben extrem schwer wegzuschieben, wie dieser Mensch ohne Drogen, sein kann. Dh. einfach die Hoffnung aufzugeben und zu sagen:"Du bist süchtig, dann hast du halt Pech gehabt und ich verlasse Dich".

    Ich sehe es vielmehr als Prozess. Selbst seine eigenen Grenzen festzustellen. Dann immer wieder abzuwägen, z.B.'dieser Mensch kann so liebevoll sein 'und anderseits, 'wo schadet er mir, was möchte/kann ich nicht aushalten.'

    Auf Grundlage diesen Abwägens taste ich mich gerade vor.

    Und wenn ich "Du musst Dich sofort von diesem schlimmen Süchtigen trennen" (sagte eine Freundin) höre, hilft mir das in meinem Prozess nicht weiter. Ein "schau genau hin, wo es Dir nicht gut geht und überlege wo Du in 3 Jahren stehen willst" (hat eine andere Freundin zu mir so gesagt) fand ich sehr viel hilfreicher.

    Vielleicht sind wir 'Co-Abhängigen' auch in unseren Vehaltensmustern gefangen und müssen uns erst neu sortieren und verallem von einem geliebten Menschen (sicherlich auch von dem Wunsch nach einer schönen Partnerschaft)Abschied nehmen (obwohl dieser noch da ist).

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