Cannabis und Aggresives Verhalten meines Sohnes

  • hallo

    Ich habe noch nie irgendwo was geschrieben oder um Hilfe gebeten aber mittlerweile weis ich bei unserem Sohn weder ein noch aus.

    Er ist 20 Jahre und die ersten 16 Jahre war alles ganz normal.

    Erste Freundin mit 13, Realschulabschluss, Ausbildung bei der Bank. Nach einem Jahr in der Bank hat er versucht Geld zu stehlen es aber nicht vollendet und wurde erwischt. Kündigung, Anzeige, Sozialstunden. Ich glaube da war schon Cannabis im Spiel.

    Dann hatte er einen 20 Stunden Job im Einzelhandel. In dieser Zeit hat sich seine Freundin getrennt und er war amBoden zerstört und das für lange. Nach 1 Jahr hat er dort eine Ausbildung angefangen und wurde nach 2 Monaten wegen häufiger Krankheit gekündigt.

    Kurz vor der Kündigung hat er die nächste Straftat begangen. Sachbeschädigung im großen Stil unter Alkohol und Drogeneinfluss. Natürlich erwischt worden. Verhandlung war gestern nach 2 Jahren.

    Von da an war er zu Hause. Arbeiten musste er ja nicht. Hatte keinen Bock. Wenn er kam und geld wollte weil er sich was im Rewe holen wollte hat Mutti gegeben. Ich war einfach zu gutgläubig.

    Er hat Tagsüber geschlafen und ist nachts raus und wenn er mal wieder einen Rappel hatte, hat er seine Tür kaputt geschlagen, Löcher in die Wände, die Duschkabine, den Badspiegel und viele kleine Sachen kaputt geschlagen. Oft mit Verletzungen.

    Wärend ich ihm am Anfang noch alles geglaubt habe, war es irgendwann immer sicherer das er regelmäßig kifft. Nicht wie er sagte ab und zu am Wochenende sondern täglich öfter. Wir haben es gerochen und irgendwann war ihm scheinbar auch egal das ich Anzeichen im Zimmer finde. Von dem Geruch will ich gar nicht reden.

    Nach der Sachbeschädigung kam noch eine Körperverletzung und 2 x mit 1 g Cannabis erwischt worden. Anzeigen laufen.

    Vor 2 - 3 Monaten kam er heim und sagte er wolle in eine klinik und aufhören. Morgen ruf ich da an hat er gesagt. Natürlich hat er nie angerufen und will das auch nicht mehr.

    Gestern hat er mir den Rest gegeben. Die Verhandlung wegen der Sachbeschädigung ist super gelaufen. 5 x Drogenberatung und 50 Sozialstunden. Er fand das ungerecht. Statt das er froh ist, kommen wir heim und nach 30 min alles prima rumpelt es im oberen Stockwerk und ich höre wie er mit der neuen Freundin streitet. Er kommt mit ihr runter, schickt sie lautstark weg und geht wieder hoch. Nach dem nächsten Knall bin ich hoch. Er hat die Glasscheibe der Flurtür kaputt geschlagen. Die Scherben überall im Flur, Schlafzimmer und meinem Bett und er verletzt am Arm.

    Als wär nix, geht er seine Freundin holen. Als er Heim kam, habe ich im Wohnzimmer geweint. Er ist zu mir gekommen und hat auch bitterlich geweint. Er ssgt er weis nicht was mit ihm ist oder wie ich ihm helfen kann.

    Ich habe ihn und seine Freundin dann zum Bahnhof gefahren. Er wollte erst mal weg hier.

    Was mir noch mehr zu denken gegeben hat, ist das seine Freundin meinte er hat gesagt er schlägt Sachen kaputt um den Schmerz zu fühlen.

    Ich weis nicht weiter. Wie kann ich ihm helfen? Was soll ich machen?

    Vielleicht war schon mal jemand in der Situation. Ich weis es gibt kein Patentrezept aber ich bin über jeden Tip dankbar.

  • vielleicht sollte ich noch erwähnen, das diese hohe Aggression eine Zeit nach dem Kiffen auftritt ( vielleicht weil es nachlässt? Oder macht ihn das Zeug so? )

    Er hat dann auch einen ganz bösen Blick. So erkenne ich ihn nicht

  • Servus Anna48,

    als Erstes finde ich es super, dass du um Rat fragst und dir Informationen suchst.

    Woher will man als Mutter auch solche Dinge wissen, wenn man selbst nicht mit Cannabis oder Drogen zu tun hat.

    Was deinen Sohn angeht, kann man schon klassische Merkmale für eine Drogensucht erkennen.

    All das was du beschreibst, also seine Aggressionen, Konflikte mit der Justiz und mehrere Kündigungen, untermauern das ganze.

    Leider haben die Sozialstunden noch nichts bewirkt, also zu einem Umdenken deines Sohnes geführt.

    Auf der anderen Seite kann natürlich die Justiz gegen Sucht auch kaum was ausrichten, außer es wird bei einer Verhandlung direkt angesprochen und er würde zum Beispiel zu einer Suchttherapie „gezwungen“.

    Wenn im jetzigen Urteil nur fünf Besuche bei der Drogenberatung (und natürlich die 50 Sozialstunden) abverlangt werden, wird vermutlich keine Besserung eintreten, außer er will das unbedingt.

    Vermutlich, wie bei vielen in diesem Alter, wird dieser Zwang eher das Gegenteil bewerkstelligen.

    Aber langfristig, sollte er wirklich nichts daran ändern, wird er wieder mit der Justiz zu tun haben und das bedeutet dann vermutlich ja zumindest Bewährung oder gar Knastaufenthalt.

    Was diese Aggressionen angeht, kann es natürlich mit einem körperlichen (sowie psychischen) Entzug zu tun haben, aber ganz ehrlich vermute ich da er etwas mehr.

    Ferndiagnosen sind natürlich im Grunde ein absoluter Käse, aber unter Cannabis Einfluss sind eigentlich die wenigsten Konsumenten aggressiv.

    Du hast aber auch geschrieben, dass er zusätzlich auch Alkohol trinkt und solch ein Mischkonsum kann natürlich entsprechende Folgen mit sich bringen.

    Die Aussage „Schmerz zu fühlen“ könnte man aber eher den verschiedensten psychischen Erkrankungen zuordnen.

    Was mit Cannabiskonsum immer wieder mal vorkommt, sind sogenannte Psychosen und auch dabei ist natürlich aggressives Verhalten zu beobachten.

    Du fragst, was du machen sollst …!

    Als Erstes würde ich dir eine Angehörigenberatung bei einer Suchtberatung empfehlen, wenn du mir deine Postleitzahl über private Konversation mitteilst, kann ich dir gerne einige Stellen in deinem Umkreis nennen - alles natürlich nicht öffentlich.

    Jetzt kommt der fertig als Mutter vielleicht unangenehme Teil!

    Als Eltern müsste umgehend jegliche Unterstützung einstellen!

    Das bedeutet, er kann natürlich bei euch schlafen und essen, aber es müssen klare Regeln aufgestellt werden.

    Sollte er zu solch einem Gespräch nicht bereit sein, würde ich einfach einen großen Zettel an seine Zimmertür hängen.

    1. Geht es darum, ab sofort gibt es keinerlei Drogenkonsum in eurem Haus.

    2. Es sollte jegliche finanzielle Unterstützung, mal abgesehen von wirklich notwendigen Dingen, eingestellt werden.

    3. Auf keinen Fall Bargeld herausgeben, wenn er was braucht, besorgt ihr es.

    4. Klare Ansage hinsichtlich seiner Aggressionen, sollte dies in solch einem Umfang erneut auftreten, wird man die Polizei hinzuziehen und in eine psychiatrische Klinik einweisen lassen.

    5. Irgendwelche Privatfahrten zu seinem Vergnügen sollten unterbleiben, er ist arbeitslos und hat genug Zeit, wenn er zum Bahnhof will, soll er zu Fuß gehen oder ein Fahrrad nehmen.

    6. Er hat sich umgehend um Arbeit zu bemühen, tagelanges im Bett verbringen muss aufhören!

    Was ganz wichtig dabei ist, es müssen alle in eurer Familie an einem Strang ziehen, Süchtige finden immer Mittel und Wege alle gegeneinander auszuspielen.

    Das mag sich vielleicht alles sehr hart anhören, aber wenn sich wirklich was ändern soll, muss er jetzt sofort richtigen Druck spüren.

    Um ehrlich zu sein, kann das natürlich auch in gewisser Weise nach hinten losgehen, auf der anderen Seite hat der gar keine andere Wahl.

    Sicher wird er, wenn wieder was kaputt ist oder er bei irgendwelchen Straftaten erwischt wird, euch die Schuld geben, weil er so böse Eltern seid.

    Bitte bedenke, wenn alles einfach so weiterlaufen würde, wie lange würde es noch dauern bist du selbst daran zerbricht und wirklich krank wirst?

    An deiner Stelle würde ich eine Art Familienrat einberufen, entweder nimmt er Teil oder eben nicht.

    Du hast nicht berichtet, ob es Geschwister gibt, aber letzten Endes kann eine ganze Familie an einer Drogensucht eines Mitglieds zugrunde gehen.

    Ist der bereit zu so einem Gespräch (keine Ahnung, ob es sinnvoll ist seine Freundin mit hinzuzuziehen), muss ihm unweigerlich klargemacht werden, wir lieben dich aber werden keinesfalls eine Drogensucht und Auffälligkeiten weiter hinnehmen!

    Ich hoffe, du nutzt unser Forum auch weiterhin und wir können dich in gewisser Weise irgendwie unterstützen.

    Viel Kraft und auf bald!

  • Hallo Anna48,

    als Mutter einer drogenabhängigen Tochter (seit ca. 12 Jahren), kann ich den Ratschlägen von Franz nur zustimmen.

    Klare Regeln zuhause und vor allem kein Bargeld geben.

    Diese Aggressionen kenne ich auch. Sie treten oft auf, wenn Drogennachschub gebraucht wird und es schwierig wird, weil kein Geld da ist oder man nicht an die Drogen rankommt.

    Man muss als Eltern lernen Abstand zu den Kindern zu gewinnen, damit man die ganze Situation aushält. Das ist allerdings ein langer Prozess und ich verstehe es, wenn man Anfangs immer wieder den Kindern hilft .

    Sei es mit Geld oder Hilfestellungen aller Art. Bei mir hat es sehr lange gedauert, bis ich vertanden habe, dass ich meiner Tochter mit all der Hilfe nicht helfe, sondern es die ganze Sache nur in die Länge ziehe .

    Irgendwann war bei mir der Punkt erreicht, an dem ich nicht mehr konnte und ab da hatte ich die Kraft meine Tochter ziehen zu lassen.

    Ich wünsche dir Kraft und Menschen mit denen du über alles reden kannst.

  • Hallo woman67

    Vielen Dank für deine Nachricht. Ich bin natürlich unendlich traurig weil ich so Angst habe meinen Sohn an den Scheiss zu verlieren aber gleichzeitig fühle ich mich im Moment nicht so alleine.

    Sein Vater sieht immer nur die kaputten Sachen aber nicht das sein Sohn Hilfe braucht. Nicht finsnziell, das habe ich verstanden aber um da raus zu kommen wenn er das will und uns braucht.

    Das schlimme ist, das ich ihn ( meinen Sohn ) in dem einen Moment am liebsten mal für ne zeit ignorieren würde und im nächsten Moment schreibt er mir das er sich jetzt endlich Arbeitslos gemeldet hat. Da kommt die Hoffnung wieder aber in Wirklichkeit weis ich das das jetzt wieder alles war.

    Als erstes werde ich mir eine Beratung suchen.

    Am 02.07 muss er in ein Aggressionstraining Camp und danach möchte ich mich mit ihm zusammen setzten und ihm vorschlagen in eine Klinik zu gehen. Ich hoffe, das er in diesem Camp nicht an Drogen kommt und danach einsieht das es das beste ist.

    Wahrscheinlich reines Wunschdenken von mir.

    Ich muss unbedingt lernen nicht alles schön zu reden

  • Hallo Anna48,

    ihr steckt zur Zeit in einer schwierigen Familiensituation. Dein Sohn ist 20 Jahre jung und wenn ihr jetzt die richtigen Hebel bedient, dann habt ihr m.E. gute Chancen.

    Ich schließe mich Franz aufgezählten Punkten vollends an. Der junge Mann muss in die Selbstverantwortung und das sollte ab sofort losgehen.

    Damit du gefühlsmäßig nicht immer wieder "umfällst", ist es wichtig dir selbst klar zu machen, dass du deinem Sohn so einen Lebensweg nicht wünscht und ihn dabei vor allem nicht unterstützen willst und alles dafür tust, was von deiner Seite möglich ist.

    Der erste und schnelle Schritt sollte deshalb eine Selbsthilfegruppe für Angehörige sein oder eine Drogenberatung, die natürlich auch Angehörige unterstützt, so wie Franz schon schrieb.

    Ich finde es übrigens absolut legitim, wenn ein Vater nicht bereit ist, sich sein Zuhause zertrümmern zu lassen und hoffentlich setzt er ihm deswegen auch klare Grenzen.

    Wieso, weshalb, warum der Sohnemann den Weg eingeschlagen hat, steht m.E. jetzt gerade nicht an erster Stelle. Die ersten notwendigen Schritte einzuleiten ist wichtig und dann wird man weitersehen.

    Grüße neuerweg1

  • wollte mal den neuen Stand mit meinem Sohn schildern.

    Letztes Wochenende war er zu dem anti Gewalt Seminar. Er hat viel davon erzählt und ich hoffe das er einiges umsetzen kann.

    Am Abend seiner Rückkehr ist er gleich zu seiner Freundin gefahren. Ich glaube er hat immer noch ein schlechtes Gewissen weil er die Glastür kaputt gemacht hat und mag eben nicht hier sein.

    In der letzten Woche sind wir dann ständig in Kontakt gewesen. Er hat sich bei einer Firma beworben die wohl Sicherheitsdienste einstellen oder vermitteln, das habe ich nicht ganz verstanden aber ich bin froh das er mal wieder sein Leben in die Hand nehmen will. Ohne Geld ist wohl doch doof.

    Damit er die Stelle bekommt, muss er verschiedene Lehrgänge machen, die vom Arbeitsamt übernommen werden sollen ( bildungsgutschein ) aber die kommen jetzt mit dem Argument er wäre noch jung, soll Ausbildung machen und er soll erst mal am 02.08 vorbei kommen und dann sehen sie weiter. Er könnte am 19.07 schon loslegen was nun ja nicht geht und wenn er diesen Gutschein nicht bekommt, steht er wieder da. Ich hab mich so gefreut das was passiert und jetzt steht wieder alles in den Sternen.

    Ich bekomme natürlich nicht mit ob er noch weiter dieses Zeug raucht oder weniger aber ich denke er hat grad wieder eine Phase wo er motiviert ist und hoffe das er dann auch die Kraft hat ohne das Zeug den Tag zu überstehen

  • Aus eigener Erfahrung und in der Rückschau denke ich, das es das Schwerste ist, sein junges erwachsenes Kind den eigenen Weg gehen zu lassen, vor allen Dingen dann, wenn der nicht stromlinienförmig verläuft.

    Es bringt leider gar nichts bzw. macht nichts besser, wenn man immer wieder die Kohlen aus dem Feuer holt und sich fortlaufend in "Feuerwehrstellung" befindet.

    Dein Sohn ist nicht hilf-und machtlos. Ganz im Gegenteil. Die Macht, euch immer wieder in Ohnmacht (ohne Macht) zu versetzen, die hat er auf jeden Fall. Das ist ja auch bei Paaren so, wo einer der beiden ein Drogenproblem hat. Es bringt nichts, den "ungehörigen Sohn" ändern zu wollen. Überhaupt bringt es nichts andere ändern zu wollen. Aber für sich selber kann man sehr viel tun. Damit sich etwas ändern kann und d a r f, lege ich dir noch einmal ans Herz, dich an eine Drogenberatungsstelle zu wenden. Dein Sohn ist noch so jung - hilf ihm, indem du dir helfen lässt.

  • Liebe Anna48,

    es ist wirklich toll, dass du hier schreibst und so offen berichtest wie es dir und deinem Sohn geht!

    Unterstütze ihn dabei in die Verantwortung für sein Leben zu kommen.

    Und vergiss dich nicht dabei, also setzte ihm Grenzen wo du deine spürst. Wahrscheinlich spürt er seine nämlich nicht mehr gut und du kannst ihm vielleicht dabei helfen, indem du ihn mitnimmst, ihm erklärst um was es dir aus welchem Grund geht. Wenn er das zulassen kann. Dieses Angebot würde ich ihm immer wieder machen, irgendwann wird er es annehmen.

    Es hört sich schon so an als ob ihr eine Verbindung hättet und du zu ihm durchdringen kannst ab und zu.

    Aber du musst nicht seine Therapeut*in sein, du darfst diese Aufgabe bei den professionellen Helfer*innen lassen und kannst die Mama sein, trotzdem Grenzen setzten, ihn aber auffangen und Verständnis und Liebe entgegenbringen ohne dich selbst zu vergessen.

    Bei dieser immer neuen Abwägung was für dich und ihn gut ist zu tun kann dich eine Angehörigenberatung unterstützen.

    Biete ihm an, dass du mit ihm für ihn passende Hilfe suchst. Es gibt ganz unterschiedliche Beratungs-und Therapieangebote die er auch in Anspruch nehmen kann. Er kann sich auch erstmal beraten lassen was ihm wichtig ist bei einer Therapie oder einer Unterstützung und kommt vielleicht dann auch ins Denken was er wirklich will und wie er das erreichen kann (und was ihn die eine oder andere Variante "kosten" wird).

    Für eine allererste Beratung und oder Überblick kann er sich gern auch bei uns über unseren Livechat oder Instagram oder ganz simpel per mail conaction@condrobs.de melden.

    Alles Gute und starke Nerven wünsch ich dir und euch erstmal..

    Grüße von Julia von ConAction

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