Dieses Mal für immer

  • Schlimm ist die Angst. Die Angst, den Verstand verkifft zu haben, die Angst nie wieder normal zu werden, alles im Leben kaputt gemacht zu haben, die Erinnerungslücken, keine Aufgaben zu Ende zu bringen, die Gedankenflut, das "Schwimmen" im Alltag, das Aufwachen morgens, einfach alles.

    Ist das nur Aufmerksamkeitsfokussierung oder bin ich wirklich so krank geworden vom Konsum.

    Ich möchte das alles nicht mehr fühlen,

    alles wieder abschalten.

    Das kann ich nur, wenn ich wieder konsumiere.

    Mir gerät alles außer Kontrolle.

    Hilfe kann ich von niemandem bekommen.

    Nur der Gedanke, wieder zu konsumieren verleiht mir Hoffnung.

    Ich habe mir vorgenommen, unseren Whirlpool zu reinigen. Kann mich nicht dazu aufraffen, bin hier nur am Schreiben.

    Ich werde mir jetzt nen ganz kleinen Joint bauen und gucken, was passiert.

    Bud

  • Hallo Thymia, das vorhin von mir Geschriebene sollte eigentlich in mein Thema gepostet werden. Ich bin manchmal sehr kopflos und schreibe dann einfach drauf los, ohne genau zu schauen, wohinein ich schreibe.

    Ich freue mich für dich, dass su deine Abstinenz aufrecht erhältst. Das mit dem Zählen der Tage ist ne interessante Sache. Ich habe später Monate draus gemacht und bin auf insgesamt achtzehn Monate gekommen. Tag 50 ist auch schon ganz beachtlich, und die lange Abstinenz vorher zählt trotzdem mit.

    Ich schreibe nun in meinem Thema weiter.

    VG

    Bud

  • Hallo,

    nachdem ich mir am WE kurzzeitig vorgenommen hatte, den Konsum wieder aufzunehmen, kann ich hier vermelden, dass ich es nicht getan habe. Die Versuchung ist aber leider immer da und ich sehe es nach wie vor als einzigen Ausweg aus meiner derzeitigen Lage. Wenn man allerdings meine Entwicklung der vergangenen 33(!) Jahre betrachtet, werde ich doch über kurz oder lang wieder an genau dieser Stelle hier landen. Nur ist mir das für den Moment egal. Eine etwas längere Phase des Wiedereinstiegs würde ich schon einrichten müssen, aber nach spätestens einer Woche konsumiere ich dann auch wieder von morgens bis abends.

    Die Illusion, dass ich in den vergangenen Jahren immer glücklich war mit meinem Gras, die lässt nicht nach. Ich erinnere mich an schöne Urlaube und andere tolle Momente, die ich erlebt habe. Dabei war ich immer drauf. Nun ist alles so trist, die Depressionen haben mich so fest im Griff. Eine Hoffnungslosigkeit ohnegleichen macht sich in mir breit. Dazu die düstere Stimmung, das ständige (Nach-) Denken und Grübeln, wie kaputt ich wohl bin, usw.!

    Ein Gespräch, das sich am WE mit meiner Frau hatte, geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Sie sagte mir: Du kannst das doch alles sofort wieder beenden.

    Und sie liegt damit auch richtig: Ich kann sofort wieder mit dem Konsum beginnen. Ich habe noch reichlich Gras zu Hause.

    Also drehe ich mich weiter im Kreis. Sowohl in meiner jetzigen kleinen oder kurzen Abstinenz der vergangenen sechs Wochen als auch in meinem Konsum, das ganze Leben betreffend. Die Unentschlossenheit in Verbindung mit Willensstärke und Aushaltebereitschaft sind die größten Hürden für mich. Meine achtzehnmonatige Abstinenz war mir dauerhaft ungemütlich, weil ich einfach nur kein Bock mehr hatte. Ich war nie bereit, das neue cleane Leben zu akzeptieren und für mich Vorteile darin zu sehen. Alle Menschen müssen ihre Sorgen und Probleme, Zweifel und Verunsicherungen, Kummer und Enttäuschungen im Leben aushalten. Ich wollte aber lieber den leichteren Weg für mich wählen. Sich zu sagen: So, ich habe das jetzt anderthalb Jahre gemacht, es bringt mir aber keine Erfüllung. Dann lasse ich das lieber und tauche wieder in den Konsum ab.

    Bin ich nicht bereit, meine Komfort-Zone zu verlassen? Geht es nicht darum, eine Akzeptanz mit den Widrigkeiten des Lebens zu bekommen?

    Habe gerade mal in meinem Thema hier quer gelesen. Vor fast drei Jahren während meiner langen Abstinenz stand ich an genau derselben Stelle.

    Die Tage habe ich mal gelesen, dass man nur durch das Verlassen der eigenen Komfort-Zone sich weiterentwickeln kann. Das ist Arbeit, echt harte Arbeit!


    Es grüßt

    BUD

  • Hallo,

    schon wieder zwei Tage her, dass ich hier geschrieben habe. Es hat sich nichts an meiner Situation verändert. Ich bin noch clean und wünsche mir, dass ich es auch bleibe. Eigentlich wünsche ich mir, dass ich es wirklich möchte. Ich kann mit viel Geduld, Zeit, Leid und Medikamenten maximal den Zustand des Jahres 2022 erreichen. Ich glaube nicht, dass diese Aussicht meine Motivation lange aufrecht erhält. Gestern saß ich im Homeoffice und habe wieder den ganzen Tag mit mir gehadert. Ich merke auch, wie sich meine psychische Verfassung weiter verschlechtert, bemerke inzwischen auch Angstzustände. Nach wie vor möchte ich weder in eine Klinik gehen, noch möchte ich wieder Antidepressiva nehmen.

    Die Situation auf der Arbeit wird natürlich auch immer prekärer. In meinem Dauerkonsum habe ich hier nur wenig auf die Reihe gekriegt und nun in der Depression bekomme ich gar nichts mehr auf die Reihe. Es ist ein Teufelskreis. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Steige ich wieder in den Konsum ein, erledigt sich meine (spürbare) depressive Stimmung ziemlich schnell. Aber dann werde ich auch wieder faul und mache nichts, schon gar nicht die vielen Dinge lernen, die ich hier für meine Aufgaben beherrschen muss. Gebe ich mich nicht wieder dem Konsum hin, werden sich die Depressionen noch weiter verstärken und ich werde womöglich länger ausfallen. Dann habe ich zuhause wieder nur Ärger, da meine Frau mir ein "sich-gehen-lassen" nicht gestatten wird. Außerdem schaut man sich dann meinen Arbeitsplatz genauer an und die Bombe geht hoch. Ich habe wirklich Riesenbockmist gebaut. Ich habe mich hier in eine für mich ausweglose Lage gebracht. Ich könnte mir derart in den Arsch beißen, dass ich vor zwei Jahren wieder in den Konsum zurückgekehrt bin und den beruflichen Neustart nicht hinbekommen habe, den Moment nicht genutzt habe. Wenn ich jetzt nach zwei Jahren hier öffentlich mache, dass ich gar nix auf die Reihe kriege, werden sich doch alle fragen: Was hat der denn die ganze Zeit gemacht? Wieso weiß er denn nicht einmal die Grundlagen?

    Wie kann ich da nur wieder rauskommen? Ich kann ja schlecht zu meinem Teamleiter gehen und ihm sagen: Hör mal, ich bin ja schon zwei Jahre da, aber ich habe eigentlich noch keinen blassen Schimmer von dem, was ich hier tun soll!

    Also: So oder so bin ich verloren! Ich kann mit Selbstbestimmung einfach nicht umgehen. Mein Leben lang haben andere Menschen Entscheidungen für mich getroffen, Aufgaben für mich übernommen , usw.

    Ich habe mich einfach nur zurückgelehnt, die anderen machen lassen und mich weggemacht. Dann war ja alles gut. Die überbehütende Mutter, die alle Termine für mich gemacht hat, das Studium, durch das ich mich nur so durchgemogelt habe, dann meine Frau, die viel mehr tut als sie müsste. Wenn ich das hier so schreibe, fällt mir auf, dass ich sie nur ausnutze. Wir waren doch noch so jung, als wir Eltern wurden. Sie hat immer viel gearbeitet, den Haushalt erledigt und die Erziehung der Kinder zu 95% übernommen. Nur deshalb sind sie ja auch so gut geraten. Mir war immer nur mein Konsum wichtig. Sorry: Kleine Wut auf mich, musste raus!

    Gleich fahre ich in den Feierabend und starte ins lange Osterwochenende. Wow, tolle Wurst. Ich nehme meine Kummer natürlich mit und wir haben auch viel zu tun, da wir morgen den Fensterputzer für unseren Sommergarten und die Fenster des Hauses dahaben werden. Am Sonntag sind dann zum Frühstück alle aus meiner Familie da. Also abhängen ist nicht. Stattdessen schön so tun, als freue man sich und ein Lächeln ins Gesicht meißeln. Jeden anlügen, der fragt, wie es mir geht.

    Inzwischen bin ich auch zu meiner Frau nicht mehr ehrlich. Ich will sie einfach nicht mehr belasten, als ich es eh (schon wieder) tue.

    Ach ja, auch wenn es mir schwer fällt, hier auch von positiven Dingen zu berichten, muss ich sagen, dass ich gestern ein sehr langes (1:35h) Telefonat mit einem Freund geführt habe. Der steckt immer wieder mal in dergleichen Situation wie ich.

    So genug erstmal von mir für heute. Fahre jetzt nach Hause.

    BUD

  • Hallo,

    Ostern ist vorüber und ich mache ein kleines Update.

    Gründonnerstag und Karfreitag habe ich viel Zeit mit meiner Frau und der Familie verbracht.

    Einiges am Haus erledigt und einkaufen gewesen.

    An Ostersonntag dann bei uns die Familie zum Frühstück gehabt und nachmittags bei meinen Eltern zum Kaffee eingeladen gewesen.

    An Ostermontag noch zur Schwester meiner Frau zu Mittag und Kaffee.

    Es kam der Dienstagmorgen: Homeoffice!

    Zack, abgelegt, den ganzen scheiß Tag lang.

    Meine Frau ist dann auch den ganzen Tag unterwegs und wir telefonieren nur zwischendurch.

    Sie war sehr beunruhigt und hat mir auch nicht geglaubt, dass es mir gut geht.

    Meine Tochter war zuhause, es war der letzte Tag vor ihrer ersten Abiturprüfung uns hat natürlich alles mitbekommen.

    Am Abend gab es dann das zu erwartende Donnerwetter. Haushalt wurde ja von mir auch nicht gemacht, kein Essen zubereitet, der Hund nicht ausgeführt, etc.

    Bei mir entsteht dann so eine Mischung aus Scham, Wut auf mich selbst, Ohnmacht ob meiner psychischen Verfassung und die Sehnsucht nach dem Bett.

    Heute morgen habe ich mich auf der Arbeit krank gemeldet, und wieder abgelegt. Von sieben Uhr bis 14 Uhr, als meine Frau von der Arbeit zurück kam.

    Dann habe ich mich total gesperrt und wollte nicht aufstehen. Schließlich ist es ihr gelungen mich zu motivieren und nun schreibe ich hier während der Runde mit dem Hund.

    Am Dienstagabend war sie so sauer, dass sie gesagt hat, der Bogen sei überspannt worden und ich sei zu weit gegangen, die Beziehung zwischen uns aus und vorbei.

    Das hat mich sehr geschockt, aber trotzdem lege ich mich am Mittwoch wieder direkt ab.

    Wie unvernünftig und wenig einsichtig ist das bitte?!

    Inzwischen ist das Thema hier weniger auf Sucht, sonder eher auf Depressionen bezogen.

    Bin jetzt die restliche Woche krank geschrieben und muss jeden Tag neu entscheiden, wie ich weiter machen soll.

    Morgen fahre ich zu meinem Hausarzt und besorge die AU. Auch ziehe ich in Erwägung meine Antidepressiva wieder zu nehmen.

    So wie jetzt kann es jedenfalls nicht weitergehen.

    Bud

  • Hallo Bud,

    da ich mich in einer ähnlichen Situation wie du befinde, verfolge ich deine Entwicklung schon seit einiger Zeit.

    Da du zur Zeit relativ wenig Resonanz auf deine Beiträge bekommst, habe ich mich entschlossen, etwas beizutragen.

    Um es vorweg zu nehmen, mein Konsum war auch relativ exzessiv, fast 20 Jahre ohne Unterbrechung, von morgens bis abends. Depressive Verstimmungen mit Angststörungen haben sich über die Jahre eingeschlichen. Seit dem 03.01.25 bin ich nun abstinent.

    Da es mir auch psychisch noch nicht so geht, wie ich es mir wünsche, habe ich leider auch keinen Masterplan für dich. Trotzdem möchte ich versuchen dir ein paar Tipps zu geben und dich mental etwas aufzubauen.

    Du solltest auf jeden Fall versuchen, mehr Selbstliebe zu entwickeln und auch vermeintlich unwichtige Dinge, die du wahrscheinlich gar nicht so direkt wahrnimmst, mehr in den Vordergrund zu stellen. Schreibe alle positiven Dinge auf, auch wenn sie dir im ersten Moment irrelevant oder albern erscheinen.

    Du solltest dich auch unbedingt mit dem Thema Achtsamkeit beschäftigen, das hilft dir auch in deiner Entwicklung.

    Auch eine Verhaltenstherapie kann dir helfen, dich besser kennen und verstehen zu lernen. Es ist natürlich auch nicht ausgeschlossen, dass du dadurch besser wirst.

    Es gibt auch viele Hörbücher, die sich mit diesen Themen beschäftigen und dir helfen könnten.

    Du solltest versuchen, nicht so streng mit dir zu sein. Sei stolz darauf, dass du erkannt hast, dass Cannabis in deinem Leben nicht gut ist und du eine Veränderung brauchst.

    Freue dich über kleine Dinge, z.B. dass du wieder gut schläfst und träumst.

    Ich fühle mich in letzter Zeit ausgeglichener, trotzdem gibt es immer wieder Tage, an denen ich gar nichts mit mir anzufangen weiß. Durch den exzessiven Konsum verlernt man, mit seinen Gefühlen umzugehen. Das erlernt man leider nicht von heute auf morgen wieder zurück und kann je nach Situation auch viel Zeit in Anspruch nehmen.

    Behalte immer deine Ziele vor Augen, warum du das alles machst. Mach dir doch mal eine Pro- und Contra-Liste, was dir ein Leben als Konsument und ein abstinentes Leben bringt.

    Das Thema mit deiner Arbeit solltest du meiner Meinung nach auch unbedingt kurzfristig angehen. Du machst einen absolut unzufriedenen und frustrierten Eindruck in Bezug auf deinen Job und das drückt natürlich zusätzlich auf die Stimmung.

    Ich hoffe, ich konnte dich damit ein wenig unterstützen und dir Mut machen, dass du stark bleibst und weiter durchziehst ... Damit meine ich nicht einen Joint durchziehen :winking_face:

  • Hallo r1ks19,

    vielen Dank für deine Nachricht.

    du hast aber einen merkwürdigen Nutzernamen.

    Ja, die Achtsamkeit und die Gefühle.

    Das sind schon wichtige Dinge. Ich habe mich ja so nie mit mir auseinander gesetzt. An die Stelle des Konsums muss auch etwas anderes treten.

    Am meisten stresst mich momentan die Arbeit. Ich mag das wirklich nicht tun und wünschte mir, ich müsste eine gaaaaanz lange Zeit nicht mehr hingehen.

    Selbstliebe und Selbstvertrauen muss ich wirklich erwerben. Das Ablegen und Kopf in den Sand stecken ist dabei jedenfalls nicht hilfreich.

    Gestern Abend hatte ich im Bett ein Gespräch mit meiner Frau.

    Sie konnte mir die Augen öffnen, was meine persönliche Situation auch bei ihr auslöst. Sie liebt mich sehr und ich versetze sie in große Angst wenn ich Sachen sage, wie dass ich nicht mehr will und keine Hoffnung mehr habe.

    Bislang endete jede meiner Abstinenzen ja wieder im Konsum. Warum sollte es diesmal anders sein?

    Hattest du schon viele gescheiterte Versuche?

    Wie alt bist du? Machst du alles alleine oder hast du Unterstützung?

    LG

    BUD

  • So. War beim Hausarzt.

    AU für diese und die nächste Woche.

    Nehme jetzt auch wieder mein Venlafaxin und Bupropion.

    Schauen wir mal, was so kommt. Bin auf jeden Fall erleichtert, dass ich nicht ins Büro muss.

    Bud

  • Hallo Bud,

    schön zu lesen, dass du mit deiner Frau gesprochen hast. Es ist sehr beneidenswert, wie deine Frau hinter dir steht. Sie scheint ein toller Mensch zu sein und man spürt richtig, wie wichtig du als Person für sie bist. Allein dafür lohnt es sich, Stärke zu zeigen und für ein besseres Leben zu kämpfen.

    Dass du vorübergehend der Arbeit fernbleiben kannst, ist erst einmal gut. Vielleicht kannst du die Zeit nutzen, um dir einen Plan zu machen, wie es weitergehen soll. Die Zeit der AU vergeht schneller als du gucken kannst und schon sitzt du wieder im Büro. Deshalb würde ich dir raten, in diesen Tagen eine Entscheidung zu treffen, wie es weitergehen soll.

    Vielleicht warst du bei deinen letzten Abstinenzversuchen mental noch nicht so weit. Vielleicht reicht die Abstinenz allein nicht aus und du brauchst weitere Unterstützung wie zum Beispiel eine Therapie.

    Ich selbst gehe auf die 40 zu und habe mit 14 Jahren angefangen zu konsumieren. In der gesamten Zeit habe ich 3-4 Versuche unternommen mit dem Kiffen aufzuhören und habe es nie länger als 3 Monate durchgehalten. Bei meinem jetzigen Versuch bin ich etwas anders vorgegangen. Diesmal habe ich mir Unterstützung in Form einer Gesprächstherapie gesucht und gleichzeitig mit der Cannabisabstinenz auch mit dem Zigarettenrauchen aufgehört. Außerdem versuche ich, mich als Person besser kennen zu lernen und meine Denkmuster besser zu verstehen. Ich versuche, mein seelisches Wohlbefinden zu stärken, um mit der Situation besser umgehen zu können. Ich selbst bin kein Fan von Antidepressiva und möchte vorerst darauf verzichten. Achtsamkeit, Selbstwert etc. sind für mich ebenfalls Neuland, aber ich habe das Gefühl, dass es mir hilft, die schwierige Zeit besser zu überstehen und mich selbst besser kennenzulernen.

    Bleib stark und verliere nicht den Fokus auf ein erfülltes und gutes Leben.

  • Hallo r1ks19,

    ja, meine Frau ist wirklich unglaublich. Hast meinen gesamten thread hier gelesen? Dann weißt du ja, was sie schon alles aushalten musste. Wir sind seit fast 29 Jahren ein Paar. Sie war fast 17 und ich gerade 21 als wir uns kennengelernt haben. Hast du denn einen Partner, der dir zur Seite steht oder einen guten Freund oder eine gute Freundin?

    Du bist dann ja auch wie ich viel zu früh in den Konsum eingestiegen. Mit vierzehn ist ja nochmal ne Ecke früher als ich mit meinen knapp 17 Jahren. Konntest du denn deinen Alltag immer meistern? Warst du Dauerkonsumentin? Also von morgens bis abends? Eltern oder Geschwister haben nichts bemerkt?

    Bei mir war es so, dass meine Eltern auch immer sehr mit sich selbst beschäftigt waren. Papa hat seeeehr viel Zeit mit arbeiten verbracht und meine Mutter hatte mich auch nie gut im Blick. Ich bin auf der einen Seite von ihr überbehütet worden, also eher was so Versorgung angeht. Emotional kann sie nix geben. Alles abgenommen bekommen, zum Abendessen lag das Ei abgepellt auf meinem Platz. Da war ich 21!!! Jahre alt.

    Meine Frau hat unsere Familie da so kennengelernt.

    In meiner Suchttherapie war die Bezeichnung "Das gepellte Ei" ein Synonym für meine Unselbständigkeit.

    Termine bei Ärzten wurden bis ins Erwachsenenalter von ihr gemacht und dann auf einmal nicht mehr. So kam es, dass ich dann einfach mal gaaaanz lange Zeit nicht zum Zahnarzt gegangen bin. Die Quittung habe ich bekommen. Kronen und Brücken. Vielen Dank dafür.

    Ich weiß, dass ich weder sie noch andere für meinen Drogenmissbrauch verantwortlich machen darf. Schließlich hat sie mir ja nicht den Joint in den Mund gesteckt und angezündet. Das war ich schon selber.

    Es ist aber so schön einfach, jemandem die Schuld zu geben. Bringt mich aber auch nicht weiter in einer guten Beziehung zu mir selbst. Hier ist eher das Verzeihen wichtig. Auch und vor allem mir selbst.

    Ich finde es gut, dass wir hier miteinander schreiben. Mir ist das sehr wichtig. Gerne würde ich mehr über dich und deine Lebensumstände erfahren, wenn es hier nicht alle lesen sollen, dann auch in Form von PN. Und ich hätte gerne eine andere Anrede als r1ks19 für dich.

    Ich bin kein sehr spiritueller Mensch. Zu so Themen wie Achtsamkeit und Selbstliebe habe ich nur schwer Zugang.

    Meine Frau fährt aber total auf buddhistische Lehren ab und hat auch schon einiges mit mir probiert.

    Ich denke, mein Problem ist, wie auch beim letzten Mal Abstinenz (18 Monate), dass ich einfach nur stur bin und nicht konsumiere. Aber ich schaffe dem neuen Leben keinen Raum, keine Daseinsberechtigung. Irgendwie soll es doch doof sein ohne Gras. Schließlich ist das dann meine Legitimation wieder mit dem Konsum zu beginnen.

    So reicht jetzt mit dem Schreiben. Muss mich noch ein bisschen um meine Frau kümmern. Sie ist derzeit viel "allein", da ich einfach immer nur mit mir selber beschäftigt bin. Das hat sie nicht verdient. Auch habe ich das Gefühl, dass ich einige Nutzer hier auch ein wenig auf die Nerven gehe. Wie du sagst, es gibt kaum Resonanz. Und wenn man diesen Chat mal ganz liest, muss man feststellen, dass eigentlich alles schon gesagt wurde. In Bezug auf Gras einfach austherapiert. Nun eben nur nicht mehr weglaufen vor mir selbst ist die Aufgabe. Mir eine Chance geben mich kennenzulernen.

    Bislang habe ich die Person nicht gemocht.

    Ist immer wieder so, dass meine Familie mich abstinent sehr mag und ich mich nicht.

    Ich freue mich auf deine Reaktion.

    Bud

  • Hallo Bud,

    ich habe deinen Thread von Anfang bis Ende gelesen. Aufgeteilt in mehrere Abschnitte über die letzten Jahre.

    Immer wenn ich den Punkt der Abstinenz erreicht hatte, erinnerte ich mich und war gespannt auf deinen Statusbericht. Deshalb kann ich vielleicht nicht jedes Detail von vor 2-3 Jahren ad hoc wiedergeben.

    Auf eine 29-jährige Beziehung zurückblicken zu können, ist schon außergewöhnlich. Aus heutiger Sicht scheint es, als hättest du damals mit 21 Jahren im Lotto gewonnen.

    Dein "inneres Kind" scheint mir sehr ähnlich zu sein. Die Erziehung und die Präsenz deiner Eltern kommen mir bekannt vor.

    Ich habe seit etwa 15 Jahren keine Freunde mehr. Ich habe Bekannte, aber niemanden, den ich aufgrund meiner Wertvorstellungen als engen Freund bezeichnen würde. Ein großes Manko, das ich meiner Situation zuschreibe.

    Ich bin seit 10 Jahren in einer Beziehung, die aber in den letzten Jahren sehr gelitten hat.
    Meine Freundin scheint deiner Frau sehr ähnlich zu sein. Sie unterstützt mich so sehr, dass ich es nicht mehr verstehe.

    Ich habe eine handwerkliche Ausbildung abgeschlossen und arbeite in einem Industriebetrieb, wo mir die Arbeit auch halbwegs Spaß macht. Die Firmenpolitik, die Arbeitsabläufe und einige Arbeitskollegen machen mir den Arbeitsalltag schwer.

    Seit meinem 14. Lebensjahr dreht sich mein Alltag fast ausschließlich um Cannabis. Die Pflanze hat mich so dermaßen in ihren Bann gezogen... Schon damals habe ich mich hunderte Stunden mit der Pflanze, dem Anbau, der rechtlichen Situation und ähnlichen Themen beschäftigt. Ich hatte das Gefühl, mein Studium mit Bravour bestanden zu haben.

    Da es mittlerweile verjährt ist, kann ich sagen, dass ich damals meinen Eigenbedarf an Weed, in Form eines Outdoor Grow, für mehrere Jahre decken konnte.

    Schon früh haben Eltern und Geschwister den Konsum bemerkt und waren davon nicht begeistert. Was das angeht, gab es damals fette Probleme, die mich heute noch begleiten.

    Ich habe den ganzen Tag konsumiert, außer beim Schlafen. Pro Tag wurden ca. 2–3 Gramm davon konsumiert.

    Nutze deine Nachrichten weiterhin als Ventil für deine Gedanken und Gefühle.

    Wir können uns auch gerne über andere Wege weiter austauschen. ICQ: 306761***. Spaß beiseite... Ich würde mich über moderne Kontaktzugänge freuen :winking_face:

    Viele Grüße

  • Hi Bud,


    Ich glaube/rate einfach mal: Du stehst mit beiden Beinen im Leben. Du hast eine Familie, einen festen Job, bei dir stimmt alles (bis auf dein Laster)… und ich denke genau deshalb magst du nicht aufhören. Lieg ich richtig wenn ich sage du geniest das Kiffen auch? Und du kannst damit gut umgehen? Bei dir klappt trotz deines Konsums „alles soweit ganz gut“. Weist du wie ich das meine? Du schaffst trotzdem alles und es schadet dir in deinem Leben nicht oder nur leicht?
    Ich schreib dir das, weil ich selbst noch eine Menge Treppenstufen weiter unten bin (vielleicht auch schon ganz unten). Aber ich verstehe auch, das dich das belastet. Kannst ja mal schreiben ob ich richtig liege oder auch nur ein bisschen :smiling_face:


    Liebe Grüße,


    Jojo

  • Hey Jojo,

    ich denke, dass an deiner Theorie durchaus was dran ist. Es ist ja auch jetzt eigentlich so, dass ich mich frage, wann dieser Spuk vorüber ist und ich in mein bisheriges Leben zurückkehren werde.

    Ich habe auf so viele Dinge kein bock, die Erwachsene so machen. Wenn man kifft, chillt man immer schön rum und macht sich um nichts Sorgen und Gedanken. Das möchte ich zurück haben. Das war denke ich auch die abstinenten 18 Monate lang so.

    Was meinst du mit Treppenstufen weiter unten?

    Ich habe jetzt den zweitenTag meine Medikamente genommen und schwitze extrem stark. Ich glaube nicht, dass ich das möchte. So schlimm geschwitzt habe ich nicht mal beim Entzug.

    Ätzend!

    LG

    Bud

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