Berufstätigkeit und Sucht,Depris etc...

  • Hallo, möchte jetzt auch mal meine gedanken dazu preisgeben.

    ich arbeite seit 2,5 jahren als einzigste vollzeitkraft in einer zahnarztpraxis. hab dort viel verantwortung. mache die abrechnung, verwaltung,assistenz am stuhl und bin sozusagen die erste ansprechpartnerin von meiner chefin bei fragen der organisation und planung. zudem hab ich einen nebenjob in ner pizzeria als küchenhilfe und pizzafahrerin. montags geh ich direkt von der hauptarbeit dorthin, bis 23 uhr. dann oft noch an den wochenenden.die arbeit an sich macht mir spass und ich kann den vorrednern zustimmen in sachen selbstbestätigung und ablenkung. was ich aber jetzt feststellen muss, das ich mich damit zu sehr ausgepowert und zu sehr abgelenkt habe. ich mein, ich hab da ja doch noch andere bedürfnisse und probleme, die einfach zu kurz kommen bzw. ich nicht mehr stillen konnte, da ich dann doch in meiner freien zeit zu im arsch war. da ich aber eine kämpfernatur bin, hab ich mich dann doch immer noch nach feierabend aufgerappelt und hab noch andere dinge irgendwie erledigt (sport, probleme bewältigen, hausarbeit und und und). wie ich aber jetzt begreifen muss, hab ich mich total überfordert mit allem und ich hab mich immer mehr nach der TOTALEN ENTSPANNUNG gesehnt, was sich bei mir in suchtdruck umgeschlagen hat.
    was ich damit sagen will, das arbeiten schnell die wahrnehmung zu sich selbst stören kann, gerade dann wenn man sie als ablenkung nutzt.und ich als suchti hab ja von vornherein eine gestörte wahrnehmung zu mir slebst gehabt. ich muss da jetzt wieder en gleichgewicht finden, was ich auch schonmal hatte, sonst geh ich den bach runter....

    LG pInK:wink:

  • Hi,
    Du hast da völlig recht, zuviel Arbeit kann ganz schnell ein Schuss in den Ofen sein. Ich arbeite in der mobilen Altenpflege. Erledige nebenher noch so ein paar kleinigkeiten für "meine" Patienten und Nachmittags bin ich fast täglich Ehrenamtlich im Altersheim tätig. Arbeit lenkt ab von Problem, erfüllt einen, gibt einem das Gefühl etwas zu leisten. Aber sehr schnell passiert es das man zutief reinrutscht und sich selbst völlig vernachlässigt. Das Problem an der Sache ist, wie kommt man da wieder raus? Also ich schaff es einfach nicht nein zu sagen wenn ich um hilfe gebeten werde, das ist etwas das ich falsch mache, das ist mir schon klar. Und ich weis auch das ich immer irgendwann an den Punkt komme an dem ich einfach nicht mehr kann und mein Körper absolut schlapp macht, und trotzdem schaffe ich es nicht mich einzuschrenken, würde mich auch mal interessieren wie ander User hier den Mittelweg gefunden haben....

    Vor allen Dingen fällt es mir persönlich sehr schwer nach der Arbeit, bzw nach dem Altersheim einfach abzuschalten. Ich mach mir dann immernoch stundenlang nen Kopf drüber wie ich dinge verbessern könnte, bzw wie ich einzelnen personen noch besser helfen könnte. Ich glaub da kann man schon vom Helfersyndrom sprechen, ich werd das bei meinem Suchtberatungsgespräch mal ansprechen....denn um all den Menschen gerecht zu werden ist mit ein Grund warum ich überhaupt angefangen habe zu Tabletten zu greifen.

  • Guten Morgen,
    ja genau, das nein sagen fällt mir auch manxchmal schwer. montags ist mein fester tag in der pizzeria. oft wo ich vorher schon denke, oje, hoffentlich fragt er mich Net, ob ich samstag und sonntag arbeiten kann, und nehm mir vor dann auch nein zu sagen. aber wenn ich ihm dann gegenüber stehe, und er fragt, sag ich doch, klar, mach ich, mit dem gedanken, an das zusätzliche geld und das es mir dann auch Net langweilig wird. aber im selben moment kotzt es mich grad schon an und ich ärger mich über mich selbst...aber diesen montag hab ichs geschafft und hab gesagt das ich Net mehr so oft bei ihm arbeiten kann. schon gar nicht in der küche, da ich dadurch immer rückenschmerzen bekomme, weil ich so gross bin (1,82m) und die anrichte gar nicht zu mir passt, hatte richtig Angst davor, wie er reagiert, aber komischerweise hat er es verstanden:3:mir wird zwar das geld fehlen, aber es kann Net so weiter gehen, sonst hab ich in 5 jahren meinen ersten bandscheibenvorfall...
    das mit dem nicht-abschalten kenn ich auch sehr gut. das war im 1. jahr auf meineer arbeit auch ganz schlimm bei mir, jetzt ist es nur noch wenn gaaanz viel stress auf arbeit ist. vor allen dingen abneds im bett sind mir etliche gedanken im kopf rumgespukt. jetzt les ich immer in meinem buch, bevor ich einschlafe, udn das hilft.

    LG pInK

  • I gesell mich mal dazu. :smiling_face: Also i mache eine lehre zur Maschinen und anlagenführerin. Stehe kurz vorn abschluss und wenn i de prüfung bestehe dann kann i das 3lehrjahr machen zum verfahrensmechanikerin. I bin sehr froh das i arbeiten gehen kann es lenkt mich ab und es ist für mich eine struktur da. Das heißt i muss früh aufstehen fahre zur arbeit mache meine arbeit und fahre heim. Es ist für mich ein geregelter tagesablauf da. Klar manchmal will i auch ne aber i zwing mich dazu. Und es ist auch wichtig. I habe damit verantwortung und bin auch selbstständiger geworden. Gehe an andere dinge mit einer anderen sichtweise ran. I werde gefordert und muss mich nicht langweilen und spass hab i auch noch.

  • @ Hi Carryon,

    ich habe nach 6 Jahren ambulanter Altenpflege meinen "Mittelweg" leider nicht mehr gefunden ( hab Vieles zu spät wahrgenommen, realisiert und viel zu spät und lasch re-AGIERT ) sondern "das Handtuch geschmissen"... grad heut hatte ich ein Gespräch über diese Zeit und wieder einmal konnte ich nur den Kopf schütteln über den ganzen Mist, der damals gelaufen ist. In den ersten 4 Jahren war ich - entschuldige bitte die krasse Wortwahl - genauso dämlich wie du: habe über das Maß hinaus meinen Dienst versehen, wollte meine Patienten, die Firma und meine reizenden (später mobbenden) Kolleginnen zufriedenstellen... habe auf alle, außer auf mich selbst, Rücksicht genommen, und das nur, damit sie mich "mögen"...
    Das ist der erste wichtige Aspekt: ergo MEIN Problem: "Wenn ich allen zu jeder Zeit gerecht werde, respektieren sie mich!" Mittlerweile bin ich der Meinung, dieser Irrglaube ist mit Antrieb für das Helfersynderom.

    Die letzten 2 Jahre fass ich mal kurz zusammen: "Zur Hilfenahme" bestimmter Substanzen, um leistungsfähig und "taff" zu sein u. zu bleiben (:58:); monatelanges Mobbing einer mir ehemals "nahestehenden" Kollegin, später dann kollektives mobben fast aller restlichen KollegenInnen, ungerechtfertigte destruktive Kritiken durch meine Vorgesetzte = Irritation u. totaler "Rückzug" meinerseits incl. Unfähigkeit zur direkten Konfrontation (das Einzige, was bei Mobbing was bringt); kleine private Dramen; körperliche und psychische Einschränkungen durch die Substanzen... UND dem anderen Generve..

    Jahr Nr. 6 empfinde ich heute wie eine Spirale, in der ich ab einem bestimmten Moment steuerlos ins Abwärts rutschte... ich war mittendrin in einem kranken Selbstzerstörungsprozess, den ich zwar erahnte... dem ich aber nur noch Leere im Kopf und emotionales Chaos entgegenzusetzen hatte = NICHTS. Erst als ich gewichtsmäßig am "Limit" und psychisch gesehen am Ende meiner Kräfte angekommen war, erst da ließ ich mir helfen - das war für mich lange Zeit sehr schwierig, denn Hilfe annehmen vermittelte mir das Gefühl, es nicht allein geschafft- also quasi VERSAGT zu haben. Is Quatsch... heute seh ich das ein wenig entspannter...

    Es folgten Wochen in einer Tagesklinik, wo ich niemandem meine "Substanzprobleme" anvertrauen konnte.. mochte... zu groß meine Scham darüber; dennoch hat die Zeit dort mir sehr viel gegeben. Ich war monatelang arbeitsunfähig geschrieben, aber erst nach einer 3wöchigen Entgiftung im Jan. 08 war ich gefestigt genug, meinen Job zu kündigen, zur Arge zu gehen...

    Eine der schwersten Entscheidungen meines Lebens - aber auch eine sehr "produktive"... z.B. bezüglich meiner Selbst-Wahrnehmung:

    "Ich bin für diesen Job einfach nicht geschaffen, weil ich (noch) nicht "Nein" sagen konnte; das hat NIX mit meiner fachbezogenen Qualifikation zu tun."
    "Nach monatelangem "Psychoterror" unter einer Art "Burn-Out" zu leiden: das ist menschlich und bedarf keinerlei Rechtfertigungen."
    "Ich bin kein "Versager", weil ich zu Hilfsmitteln gegriffen habe... ich hätte versagt, wenn ich mir mein "Problem" nicht vor mir selbst hätte eingestehen können."


    Zitat

    Arbeit lenkt ab von Problem, erfüllt einen, gibt einem das Gefühl etwas zu leisten. Aber sehr schnell passiert es das man zutief reinrutscht und sich selbst völlig vernachlässigt. Das Problem an der Sache ist, wie kommt man da wieder raus? Also ich schaff es einfach nicht nein zu sagen wenn ich um hilfe gebeten werde, das ist etwas das ich falsch mache, das ist mir schon klar.




    Wenn alles im gesunden Rahmen abläuft mit der Arbeit, dann lenkt sie bestimmt von Problemen ab; andersrum gesehen schafft sie nur noch mehr, stimmts? Nebenbei bemerkt: ist es langfristig gesehen effektiv, sich von Problemen "abzulenken"...? Gerät man dann nicht auch in einen ungesunden Kreislauf?

    "Wie kommt man da wieder raus?"

    Meiner Meinung gibt es nur zwei Möglichkeiten:

    1. Du lernst, konsequent "Nein" zu sagen, Schritt für Schritt;
    (probiers doch einfach mal in einem "leichten Fall" aus: "Wie reagiert mein Gegenüber?" - "Trifft wirklich das ein, was ich befürchtet hatte? usw.)
    oder
    2. Du suchst dir einen anderen Job, optimalerweise noch während du die alte Arbeit hast.

    Zitat

    Und ich weis auch das ich immer irgendwann an den Punkt komme an dem ich einfach nicht mehr kann und mein Körper absolut schlapp macht, und trotzdem schaffe ich es nicht mich einzuschrenken, würde mich auch mal interessieren wie ander User hier den Mittelweg gefunden haben....



    Vielleicht wirst du eines Tages "gezwungen" sein, dich einzuschränken, z.B. wenn dein Körper absolut nicht mehr mitspielt... meinst du nicht, dass du dir selbst so viel wert sein und besser auf DICH achten solltest? Hm?

    Ich wünsche dir alles Gute
    und hoffe, du verzeihst mein umfangreiches Geschreibsel :smiling_face:

    Fuchur

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