Leben ohne Rausch langweilig?

  • Alkohol, Nikotin, Tramadol und Tilidin.

    Amphetamin, Tavor, Cannabis.

    Egal was ich konsumiere, wenn's mir zu gut gefällt dann kann ich nicht aufhören. Ich finde das Leben langweilig ohne Rausch.

    Ein großer Teil meiner Familie hat Probleme mit Alkohol und Nikotin. Meine Brüder sind 2014 im Abstand von 2 Wochen beide aufgrund von Alkohol gestorben. Der eine mit 45 durch Organversagen und der andere mit 50 wegen Pankreas CA. Und? Hat mich das abgeschreckt? Nope. Im Gegenteil. Nach den Todesfällen habe ich mit Chemischen Sachen angefangen bis ich mich selbst hab einweisen lassen weil ich ne Psychose entwickelt habe. Nach vier Monaten Therapie habe ich kaum aus der Klinik raus weitergemacht. Noch schlimmer sogar. Ich habe dann Chemie studiert und viel Experementiert mit Drogen und fast mit dem Kochen von 2CB angefangen. Aber als das Lithiumanhydrid uns fast in die Luft gejagt hat, ist mir zum Glück klar geworden das ich richtig dumme Dinge tue. Studium abgebrochen und Krankenschwester geworden.

    Als ich dann vom Pflegedirektor sexuell belästigt wurde, habe ich aus Trotz dann angefangen Tilidin zu klauen und wie Tictacs gegessen. Mein Leben schien richtig sinnlos bis ich zum Glück sehr früh schon erfahren habe das ich schwanger war. Habe sofort die Finger von allem gelassen. Bis zum Anfang des 5ten Monats habe ich nach 18 Jahren Zigarettenkonsum es wenigstens aufs vapen reduzieren können. Ja klar hasse ich mich dafür dass ich es nicht komplett einstellen konnte, aber mein Sohn ist zum Glück kerngesund und sogar weiter mit der Entwicklung als andere in seinem Alter.

    Naja dann hats mich mit dem HHC dampfen erwischt und ich hab das drei Wochen gemacht und jetzt Anfang der Woche mich davon Entzogen. Tolle Symptome gehabt ja und gestern dann...ich wollte unbedingt nen Cocktail trinken gehen. Aber schon bei der Wahl des Getränks...Hauptsache es sind viele verschiedene Sorten Alk dabei. Geschmack war furchtbar und dann noch nen 2ten Jumbo hinterher. Auf dem Weg nach Hause noch ein Bier geholt obwohl mein Partner schon sauer wurde. Zuhause angekommen... Bin ich noch mal zur Tanke und hab noch zwei Bier geholt und ne Packung Kippen. Unterwegs habe ich nen Typen an der Spielo angequatscht ob er vllt weiß wo ich Gras herbekomme, weil ich gesehen hab das er kifft. Gegen 2 Uhr Nachts ist mir eingefallen das wir noch Whiskey haben und hab mir ein großes Glas gegönnt und bin dann hackedicht auf dem Balkon eingeschlafen bis mein Partner mich dann gefunden hat. Ich schäme mich so sehr, ich will so ein Mensch nicht sein und auf gar kein Fall so eine Mutter. Zum Glück ist er noch sehr klein und mein Partner hat sich um ihn gekümmert, aber das ist kein Freifahrtschein für mich...

    Mein Partner hat auch so seine Baustellen was den Konsum angeht, er und ich sind uns da sehr ähnlich was in der Vergangenheit schon zu Problemen geführt hat, aber trotzdem hat er sich besser unter Kontrolle als ich. Für ihn ist es auch kein Problem dann auch aufzuhören.

    Ich habe leider auch Depressionen und Borderline aufgrund meiner grausamen Kindheit mit einer Narzisstischen Kernfamilie. Die haben mich fast umgebracht und damit komme ich bis heute nicht klar. Aber trotzdem hab ich es geschafft mir ein normales Leben aufzubauen und jetzt habe ich so Angst das ich mir das alles wieder kaputt mache. Aber ich weiß nicht was ich machen soll, mal davon abgesehen das ich es liebe Mutter zu sein, iwie kitzelt mich das Leben nicht mehr. Mir fehlt die Freude am Leben, mich langweilen die Menschen immer mehr. Es gibt kaum noch jemanden von dem ich mich verstanden fühle oder Gemeinsamkeiten sehe. Ich werde langweilig. Eigentlich bin ich den ganzen Tag nur mit meinem Sohn beschäftigt, mache Haushalt und das wars. Ich vermisse meinen Job. Ich hasse die hässliche Stadt in der ich lebe. Ich vermisse Menschen mit denen ich lachen und Spaß haben kann. Und ich vermisse meine Familie obwohl die so scheiße zu mir waren. Als Mutter bin ich glücklich, aber als Individuum habe ich mich verloren. Mit 32 habe ich nicht mal einen Führerschein, aber das war Absicht, ich hatte Angst vor mir und meinem Konsum. Wer weiß, mit Lappen hätte ich mich und andere vllt ins Unglück gefahren.

    Naja, eigentlich kenne ich die Lösungen für meine Probleme. Wieder öfter zum Psychiater, ggf. brauche ich ein zusätzliches Medikament. Finger weg von Alkohol und Drogen. Den Lappen machen und im Fitnessstudio anmelden. Heute könnte ich zur Fahrschule, aber ich bin so grausam verkatert. Ach scheiße verdammte. Wäre ich doch nur so motiviert und energiegeladen wie beim Alkohol besorgen.

    Falls das wer liest. Danke. Ich musste mir das von der Seele schreiben. Vllt hilft mir das irgendwie.

  • Habe vor einem Jahr eine DBT Therapie angefangen und die haben mich nach zwei Wochen wieder rausgeworfen. Ich glaube nicht daß ich nach der kacke die ich dort erlebt habe nochmal was in dieser Richtung machen würde. Ich war auf einem guten Weg und das habe ich ohne stationären Aufenthalt geschafft. Auch mein Arzt ist der Meinung das so ein Setting nix für mich ist.

    Mich würde es nur mal interessieren ob's anderen auch so geht mit dem Gefühl das das Leben sonst keinen Spaß macht wenn man nicht berauscht ist und ob das wieder weg gehen kann

  • Hallo FlyingPower,

    mir ging es die erste Zeit nach Konsumstopp ähnlich wie Dir. Drei Dinge haben mir gegen die Langeweile geholfen: Dankbarkeits-Tagebuch, Kochen und Essen (nach dem Motto die Liebe geht durch den Magen) und Bewegung (insbesondere Yoga). Vielleicht hilft auch Dir was davon.

    Hin und wieder vermisse ich den Rausch, aber ich führe mir dann vor Augen, dass die negativen Konsequenzen überwiegen und lass die Finger davon.

    Mach's gut =)

    Lieben Gruß

  • Danke StevieW,

    das mit dem Dankbarkeits-Tagebuch ist eine wundervolle Idee, auch mit dem Kochen und Essen und Bewegung ist in meinem Leben kaum vorhanden. Ich habe mir heute ein Termin zu einem Beratungsgespräch einer Fitness & Dance Academy gemacht. Dort wird Fitness, Tanzen, Ernährung und das Mindset gepusht, mal gucken ob das was für mich ist. Außerdem war ich beim Optiker und habe den Sehtest für den Führerschein gemacht und gleich werde ich den Rest noch fürs Straßenverkehrsamt fertig machen. Als ich in der Stadt war habe ich mich zwar nochmal erkundigt wo ich eine HHC Dampfe herbekommen kann, allerdings habe ich nach diesem kurzen schwachen Moment meinen Partner angerufen und ihm davon berichtet. Er konnte mich abhalten und mir die Impulsivität nehmen, ich habe einfach immer noch Entzugssymptomatik von dem Zeug. Habe heute Nacht im Schlaf extrem geschwitzt und Schüttelfrost gehabt. Tagsüber Kreislaufprobleme und Hitzewellen und meine Haut fühlt sich noch merkwürdig an, aber nicht mehr so schlimm wie zu Anfang, außerdem hab ich jetzt seit Montag fast 3 kg abgenommen wegen Durchfall, Erbrechen und Apettitlosigkeit. Das Zeug ist echt nicht zu unterschätzen.

    Liebe Grüße :smiling_face:

  • Gerne =)

    Na das klingt doch teilweise echt gut. Und was den Entzug angeht - ich hoffe Du hältst durch! :winking_face:


    Lieben Gruß

  • Ich habe auch 20 Jahre Opiate und Benzos genommen, die tollen Gefühle, hast Du nicht lange ,

    Du bekommst unterm Strich nichts geschenkt, Du zahlst 100 Fach drauf und versaust Dir Dein Leben ! Mit klaren Kopf, Sonne und Meer dazu ein Gläschen Sangria, was nicht gleich süchtig macht, dazu schöne Musik kannst Du vollkommenes Glück erfahren.! Harte Drogen bringen Dir schneller als Du glaubst das Gegenteil, die Hölle auf Erden ! Und ich weiß wo von ich spreche. Vergeude nur weiter Dein wundervolles Leben, hab ich auch gemacht. Hör auf, so lange es noch geht.

  • Hallo FlyingPower ,

    wow... danke an dich für deine offenen Worte. Das war sicher nicht ganz einfach - aber wie du schreibst kann das schon total helfen, sich einfach mal alles von der Seele zu schreiben was einen so beschäftigt.

    Ich finds super, wie du vieles schon geschafft hast, trotz den Belastungen denen du ausgesetzt bist! Das ist echt bewundernswert!

    Ich verstehe deine Gedanken, finde aber schon, dass du da ganz schön hart zu dir bist. Du hast da echt viel geschafft, und jetzt ist mal was "schief gelaufen" und du bist mal schwach geworden. Das darf passieren.

    Ich glaube dein Gefühl, dich selbst verloren zu haben - das haben ganz arg viele Mamas in den ersten Lebensjahren des/der Kindes/r - es dreht sich ja so viel um die Versorgung. Du schreibst aber auch, dass dein Partner sich bei deinem Rückfall um euren Sohn gekümmert hat. Wäre es möglich, dass er das auch mal macht, wenn du z.B. zum Sport magst oder ein bisschen Selfcare zu Hause machen magst?

    Du hast ja schon viele gute Ideen, was du tun könntest - vielleicht hilft es, mal mit einem Punkt anzufangen und nicht gleich alles auf einmal zu wollen?

    Noch eine kurze Info zu mir: Ich gehöre zu einem Team professioneller Sozialarbeiter*innen, die aufsuchend im Netz unterwegs sind. Dabei versuchen wir User*innen unterstützend und beratend zur Seite zu stehen, im Besonderen zum Thema Sucht und Konsum. Unser Angebot ist selbstverständlich kostenfrei und anonym.

    Meld dich gerne wenn du Fragen hast oder dich noch weiter austauschen möchtest!

    Viele Grüße

    Hannah vom DigiStreet-Team der Drogenhilfe Schwaben gGmbH

  • Habe vor einem Jahr eine DBT Therapie angefangen und die haben mich nach zwei Wochen wieder rausgeworfen. Ich glaube nicht daß ich nach der kacke die ich dort erlebt habe nochmal was in dieser Richtung machen würde. Ich war auf einem guten Weg und das habe ich ohne stationären Aufenthalt geschafft. Auch mein Arzt ist der Meinung das so ein Setting nix für mich ist.

    Mich würde es nur mal interessieren ob's anderen auch so geht mit dem Gefühl das das Leben sonst keinen Spaß macht wenn man nicht berauscht ist und ob das wieder weg gehen kann

    Ja, das geht wieder weg. Wenn du einen Grund findest dich selbst zu lieben und anzunehmen. Wenn du in dir selbst leer bist, füllst du die Leere mit Substanzen die dich anders fühlen lassen.

    Es ist ein langer Weg, aber am Ende bist du froh einen klaren Kopf zu haben. Und zufrieden damit. Hobbys, Interessen und Beschäftigungen die dich dich selbst fühlen lassen sind wichtig.

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