Ehemann ist stark Kokainabhängig

  • Hallo zusammen!

    Da ich mit meinen Kräften am Ende bin und mich ziemlich hilflos fühle, hoffe ich der Austausch hier kann mir helfen.

    Mein Mann und ich sind seit 8 Jahren zusammen und seit 1,5 Jahren verheiratet. Für mich war er immer „der eine“ und es hat sich einfach perfekt angefühlt.
    Es gab trotzdem immer wieder schwierige Phasen. Mir ist erst im Nachhinein klar geworden wie schwierig es teilweise war…

    Mein Mann kann keine Empathie empfinden und ist emotional nicht für mich da. Ist aber stark darin, mir die Schuld zu geben und mich klein zu machen. Das hat natürlich viel mit mir und meinem Selbstwert gemacht. Da ist sehr sozial und liebevoll eingestellt bin, hat er immer an mein Mitgefühl und Verständnis appelliert um sein Fehlverhalten zu entschuldigen.

    Nach Langem Kinderwunsch war ich im Januar vor einem Jahr durch künstliche Befruchtung endlich schwanger. Leider haben wir das Kind verloren. Und da ging die große Wesensveränderung von meinem Mann los… launisch, kam nächtelang nicht nach Hause, teilweise aggressiv und vieles mehr. Seine Begründung war die Trauer um das verlorene Kind. Was ich natürlich, wie immer, verstehen konnte!
    Wir hatten noch bis Mai mehrere weiter Kinderwunschbehandlungen, bei denen er mich aber kaum noch unterstützte.
    Er kann immer seltener nach Hause, erzählt wirre Geschichten, war paranoid, litt an Verfolgungswahn und eines Tages als ich von der Arbeit nach Hause kam war unsere Wohnung größtenteils leer geräumt und er war weg.
    Es stellte sich heraus, dass er seit einigen Monaten Kokain regelmäßig konsumiert. Mittlerweile dann mehrmals täglich. Er hat sich eine eigene Wohnung gesucht um dort ungestört zu konsumieren. Zudem stellte sich heraus, dass er seit drei Monaten eine neue Freundin hatte mit der er zusammen feiern und auch im Urlaub war.
    Er hat unser gemeinsames Konto komplett leer gemacht, seine ganzen Wertsachen für den Konsum verkauft.
    Mehrfach mussten wir ihn von der Polizei suchen lassen, da er in extremen psychischen Ausnahmesituationen war.

    Den letzten Sommer über habe ich mir eine neue, eigene Wohnung gesucht.
    Und er kam mit…

    Es war ein unfassbar belastendes Jahr! Er konsumierte weiter, hatte mittlerweile extreme Psychosen und wurde auch körperlich übergriffig. Und ich fühlte mich verantwortlich für ihn! Weil ich ihn ja trotzdem über alles liebe! Schließlich ist er ja mein Ehemann!
    Zweimal hat er eine Entgiftung in einer Klinik versucht, leider erfolglos.

    Seinen Job hatte er bereits wegen dem Konsum verloren und jeden neuen Job hat er meist gar nicht erst angefangen. Ich war wegen dieser gesamten Situation krankgeschrieben. Finanziell also eine absolute Katastrophe! Nach wie vor! Sogar eine Anzeige habe ich bekommen, da unserer Auto, mit dem ich immer gefahren bin, nicht mehr versichert war. Davon wusste ich natürlich nichts!

    Jetzt, ein Jahr später, arbeitet er wieder. Und ist seiner Aussage nach seit 2,5 Monaten clean. Er geht regelmäßig zu einer Beratungsstelle und möchte in eine Klinik. Allerdings natürlich in seinem Tempo…

    Jetzt hat er wieder alle Symptome die er sonst immer während des Konsums hatte. Verwaschene Sprache, Mundtrockenheit, geweitete Pupillen. Laut ihm alles psychosomatisch und er würde nicht konsumieren.

    Ich weiß einfach nicht mehr weiter, halte an dieser Illusion fest und will mich einfach nicht lösen!

    Ich wünsche mir einfach so sehr, dass er endlich in eine Suchtreha geht und wir irgendwie von vorne anfangen können! Wobei ich mittlerweile befürchte, dass es keine Liebe ist sondern eine Co Abhängigkeit.

    Ich musste das alles jetzt mal loswerden, da ich mich wegen der letzten Monate komplett zurückgezogen habe und keine sozialen Kontakte mehr pflege. Dafür fehlt mir einfach die Kraft und Energie!

  • Servus Pusteblume,

    eigentlich gehört dein Thema in einen anderen Bereich oder unterscheidet sich von den meisten in diesen Bereich. Damit meine ich, meist steht am Anfang vieler Themen, wie kann ich meinen Partner retten, unterstützen oder ähnliches ....

    Es ist toll, wenn man seinen Partner unterstützt. aber dies hat auch Grenzen. Manches Verhalten kann man mit einer Suchterkrankung entschuldigen oder erklären. Was aber dein Ehemann veranstaltet hat, das geht meiner Meinung weit über diese Grenze. Allein schon diese ganzen finanziellen Dinge, welche dir sogar eine Strafanzeige eingebracht haben, sind too much.

    Wenn ich aber von übergriffigkeit oder irgendwas in der Art ausgehe, dann ist jegliche Unterstützung erledigt. In vielerlei Hinsicht ist also Hilfe und Unterstützung von Profis angesagt, zum einen für seine Suchterkrankung, zum anderen für sein Verhalten hinsichtlich Frustabbau, Übergriffigkeit oder was auch immer!

    Ich finde, du solltest ihn jetzt rauswerfen, dir selbst eine Auszeit zur Genesung nehmen und dann für dich Mal die nähere Zukunft planen.

    Das würde aber auch bedeuten, dass du dir Unterstützung suchst und wahrnimmst. Ob es nun Co Abhängigkeit ist, ob es ein Trauma ist, egal, dir ging es sehr schlecht. Kurz und gut, jetzt bist du dran, nach dieser schweren Zeit.

    Wenn dein Mann in paar Jahren wirklich Clean sein sollte, dann kann man weiterschauen. Aktuell aber finde ich seine Anstrengungen dahingehend sehr überschaubar. Entgiftung bringt für sich allein kaum etwas, das ist nur ein erster Mini-Schritt. Die anschließende Langzeitbehandlung ist der wesentliche Teil und das hat man ihm ganz sicher (in der Klinik) auch so kommuniziert. Scheinbar ist seiner Einsicht, dass er schwer Suchtkranke ist, noch nicht sehr hoch.

    Dazu kommt, das Suchtmittel Kokain hat eine sehr hohe Rückfallquote und gilt als schwer therapierbar.

    Wenn er wirklich einmal alles ernsthaft angeht, dann kannst du ihn immer unterstützen, auch als z.b. Expartnerin. So aber, wie es gerade läuft, hilft euch beiden nichts.

    Ein erster Schritt wäre doch, vllt eine gute Freundin von früher anzurufen :face_with_tongue:

    Er hat durch seine Aktionen eigentlich die Beziehung beendet. Du bist zu nichts verpflichtet ...

  • Hallo Pusteblume,

    ich finde, Franz hat Wesentlichen schon alles sehr gut zusammengefasst.

    Deine Zusammenfassung des letzten Jahres klingt enorm belastend. Neben dem Kinderwunschthema, das schon allein einen großen psychische Stress darstellen kann, auch noch das Verantwortungsgefühl für die Ausbrüche und Eskapaden deines Mannes zu tragen, erscheint von Außen betrachtet nicht tragbar.

    Die Ehe scheint für dich ein sehr ernstzunehmender Bund zu sein und ich kann verstehen, dass du die Hoffnung hast, dass dein Mann wieder "der Eine" ist. Dennoch sind zu viele Grenzen überschritten worden und dein Mann ist jetzt am Zug - solange er keine Veränderung einleitet, solltest du Abstand halten.

    Bitte achte auf deine eigene Gesundheit und Wohlbefinden. Vielleicht hast du schon mal über eine Psychotherapie oder eine Kur nachgedacht? Bei der Verarbeitung solcher Erfahrungen professionelle Unterstützung zu suchen, ist meiner Meinung nach angezeigt.

  • Vielen lieben Dank für eure Antworten! Es hilft von euch, als Aussenstehende und Unbeteiligte, die Sichtweisen zu lesen. Danke, dass ihr euch für mein Thema so viel Zeit genommen habt!
    Mein Kopf sagt mir eigentlich ganz klar, dass eine sofortige Trennung momentan der einzig richtige Schritt wäre… und dann schaltet sich natürlich immer wieder mein Herz ein und die Angst und Sorge um ihn.

    Aber ja, so kann und darf es nicht weitergehen. Dessen bin ich mir bewusst, auch dank eurer ehrlichen Einschätzung. Ich habe viel zu viel gelitten und so stark gekämpft und bin nun am Ende meiner Kräfte.

    Ich sehe auch ein, dass ich therapeutische Unterstützung in Anspruch nehmen muss um die traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten.

    Dankeschön :red_heart:

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