Kokain/Pep/Alkohol Ist das schon Sucht?

  • Hallo zusammen,


    Es geht um meinen (momentan) Exfreund. Wir waren seit knapp 2 Jahren zusammen. E hat relativ schnell mit offenen Karten gespielt und offengelegt, dass er Drogen abhängig war. Es ging um Speed. Damals wurde er beim Bund rausgeworfen und hat den Führerschein verloren. Er ist jetzt 33, ich bin 44. Er trinkt übermäßi viel und man merkt es ihm kaum an. Am Anfsng hat er mal eine fanze Flasche Rum getrunken uns in meinen Garten gebrochen. Ich hab das erst gar nicht so registriert, man hat es ihm kaum angemerkt. Wir hatten eine Wochenend Beziehung, er ist immer zu mir gefahren, treffen waren bei ihm nicht möglich, da er noch im Elternhaus in seinem Kinderzimmer lebt. Er sagte, dass dies nach der Trennung von seiner Exfreundin nur vorübergehend ist. Vom Typ her ist er sehr unsicher und ruhig. Dazu aber freundlich, klug und hilfsbereit. Ich war immer überrascht, wie lange wir WhatsApp schreiben konnten, er war gefühlt nie müde. Kurz nachdem wir fest zusammen waren, fing extreme Eifersucht an. Er machte abfällig Bemerkungen über mich, beschimpfte mich, war aggressiv und hat mir häufig Angst gemacht. Es war auch kein vernünftiges Gespräch möglich, er behaarte auf seinen Standpunkt. Und er war Gefühl nie müde. Ich musste nachts um 4 Uhr mit ihm telefonieren, wollte ich schlafen, weil mein Wecker ja 6:30 Uhr geht wurde ich blöd angemacht, dass nie ein Gespräch mit mir möglich wäre. Ich würde nie Antworten geben, wenn er etwas fragt. Ich war extrem verzweifelt, wusste nicht warum er plötzlich so böse war. Ich musste mein Handy drehen und zeigen das ich alleine bin, wurde getrackt, er schlich sich einmal durch Nachbarsgärten rein um ins Wohnzimmer zu schauen ob auch kein anderer Mann da ist. Einmal eskalierte es total, er schmiss mein Handy aus der Wohnung, hielt mich stundenlang fest und hat mir ins Gesicht geschlagen. Letztendlich kam die Polizei, ich habe aber nichts gesagt. Ich war frisch verliebt. So schlimm war es allerdings nur ein Mal. Verbal aggressiv blieb er immer. Mir viel irgendwann auf, dass er immer sofort auf die Toilette verschwindet und häufig fand ich dann Frischhaltefolie. Irgendwann schaute ich in seinen Kulturbeutel und fand kleine Kugeln. Ich wusste sofort was los war. Ich fragte mehrfach ob er wieder Drogen nimmt, er log mich jedesmal an. Das nächste WE hatte er wieder etwas dabei, ich nahm es und sprach ihn darauf an.

    Irgendwann gab er es zu. Letztendlich nahm er immer Drogen wenn er entweder sauer auf mich war, schlechte Gefühle hatte oder es kam sehr gut ging. Ich hab es dann auch probiert, dachte wenn wir es alle paar Wochen zusammen machen reicht ihm das vielleicht. Es ging dann um Kokain. Dies war nicht der Fall. Nach und nach kam heraus, dass auch seine Arbeit gefördert ist und ein Program für Langzeitarbeitslose. Er gab sich immer Mühe, hat oft länger gearbeitet, damit er Abends nichts nimmt, hatte aber auch oft Tage wo er einfach nicht gegangen ist, weil er was genommen hatte. Dadurch das ich nun auch ein paar Mal was genommen hatte, konnte ich nun jedesmal sehen oder am Telefon hören wenn er drauf war. Oft war er aggressiv und fühlte sich angegriffen, häufig machte er dann Schluss. Es gab einige Eochen wo es kaum Koks war, dafür war er an 4 Abenden betrunken. Einmal hat er, als ich hier viele Freunde hier hatte Ketamin genommen und eine Flasche Vodka getrunken. Ich habe ihn gedeckt und gesagt er hat Magen Darm, dabei musste ich erst die Toilette vom Erbrochenen säubern und ihn dazu bewegen nicht mit heruntergelassener Hose im Bad zu liegen - es waren auch Kinder anwesend. Es war ein ständiges auf und ab. Seit einigen Monaten hat er Verfolgungswahn und hat denkt auch immer, ich könnte Chatverläufe oder Fotos rumschicken. Wenn er drauf ist meint er, ich würde ihm irgendwas böses wollen. Manchmal meint er aber auch er könnte verfolgt werden, es würde uns jemand durch den Spiegel beobachten usw. Oder berührt immer wieder seine Ohren und möchte nicht vorhandene Fussel wegwischen. Ich arbeite in einem Kindergarten, hier hat er mich um 11:40 Uhr stockbesoffen abgeholt!!! Er hat bei mir geschlafen, wird wach und schüttet sich mit Barcardi zu. Das warum kann er mir nicht erklären.

    Situation zuletzt, er kommt, meint ich wäre komisch. Ich gehe ins Bett, er kokst und trinkt eine Flasche Likör. Nach Streitereien, bin ich das erste Mal gegangen und nicht wieder zurück gekommen. Jetzt hat er Schluss gemacht vor 2 Wochen. 2 mal hat sich völlig drauf gemeldet. 1 mal in Sorge. Wir haben lange telefoniert, er meinte meine Tochter und ich wären nicht sicher. Zuletzt war wieder sehr sauer, hat mich jetzt vor 5 Tagen überall blokiert. Er wüsste was ich vorhabe und was mein Ziel ist. Ich war völlig hilflos. Über meine Freundin habe ich ihn eine Nachricht zukommen lassen. Darauf gab es keine Reaktion. Die Zeit der, ich nenne es mal Depressionen nach dem Konsum ist auch immer länger geworden.

    Meint ihr er meldet sich nochmal? Eigentlich sollte ich damit zu meinem eigenen Wohlergehen abschließen. Aber ich mache mir Sorgen. Dieses narzisstische selbstgefällige Arschloch ist er nur, wenn er etwas nimmt. Tatsächlich ist er sonst wirklich sehr zurückhaltend und unsicher. Er hat auch kaum soziale Kontakte. Lediglich seine Mutter, die ihn immernoch behandelt, als wäre 12 und die Beziehung halte ich für ungesund.

  • Achso, die Frage ist dann eben auch, ist das Sucht? Er kann auch mal 3 Wochen nicht, aber länger habe ich es noch nicht erlebt. Und warum erkennt er nicht, dass unsere Probleme und die Streitigkeiten zu 95 € darauf zurück zu führen sind, wenn er Drogen nimmt oder zu viel trinkt?

  • Hallo Michi, kurz gesagt, ja das ist Sucht, ohne Krankheitseinsicht. Ok, er hat es dir ja schnell selbst gesagt, aber weiter reicht die Einsicht offenbar nicht (das er sieht das er Hilfe braucht in Form von z.B. Beratungsstelle, Selbsthilfegruppe, Therapie oder einen Abstinenzwunsch hat, hast du jedenfalls nicht erwähnt).

    Die Folgen können sein, Psychosen, Paranoia und vieles mehr, hast du ja schon erlebt. Den hohen Stresspegel den er an dir auslässt. Und doch ist es nicht so, dass er im Konsum ein anderer Mensch ist. Es ist nicht "verpflichtend" aggressiv und brutal zu werden, "nur" weil jemand Drogen konsumiert. Ohne absolute Offenheit, Krankheitseinsicht, den unbändigen Willen das zu ändern, an sich zu arbeiten, hat er wenig Chancen.

    Du hast ihn schon gedeckt, unterstützt und dem kontrollierenden Verhalten entsprochen. Lies dich vielleicht auch mal über Co-Abhängigkeit ein. Und überlege dir insgesamt was du für dich und deine Tochter willst.

    Liebe Grüße Thymia

  • Hallo Michi,

    erst mal danke für deine offenen Worte und schön, dass du nach dich hier anvertraust!

    Zu deiner ersten Frage: Deinern Schilderungen nach, scheint es sich um eine Sucht zu handeln.

    "Nach Lehrbuch" definiert sich eine Suchterkrankung so:

    Kernmerkmale einer Suchterkrankung (nach ICD-10-Kriterien)

    Mindestens drei der folgenden sechs Kriterien müssen innerhalb eines Jahres gleichzeitig vorliegen:

    1. Starker Wunsch oder Zwang (Craving), eine Substanz zu konsumieren.
    2. Verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich Beginn, Beendigung und Menge des Konsums.
    3. Körperliches Entzugssyndrom, wenn der Konsum reduziert oder beendet wird – oder Konsum zur Vermeidung von Entzugssymptomen.
    4. Toleranzentwicklung: Es werden immer größere Mengen benötigt, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.
    5. Vernachlässigung anderer Interessen zugunsten des Substanzgebrauchs.
    6. Anhaltender Konsum trotz eindeutiger schädlicher Folgen, z. B. körperlicher, psychischer oder sozialer Art.


    Bitte denk daran, dass es um deine Sicherheit - und auch um die deiner Tochter - geht, wenn ihr Kontakt habt und er bei euch ist.

    In der Regel muss er selbst irgendwie auch einen Veränderungswunsch bzgl. seinem Konsum haben. Oft leiden die Angehörigen während der Konsumzeit mehr als die Konsumierenden selbst.

    Noch eine kurze Info zu mir: Ich gehöre zu einem Team professioneller Sozialarbeiter*innen, die aufsuchend im Netz unterwegs sind. Dabei versuchen wir User*innen unterstützend und beratend zur Seite zu stehen, im Besonderen zum Thema Sucht und Konsum. Unser Angebot ist selbstverständlich kostenfrei und anonym.

    Wenn du dich noch mehr Infos möchtest, Fragen hast oder dich austauschen möchetest, meld dich gerne bei mir!

    Viele Grüße

    Hannah vom DigiStreet-Team der Drogenhilfe Schwaben gGmbH

  • Er hat meine Tochter immer anständig behandelt. Eigentlich möchte er auch verzichten. Er hat keine Kontakte mehr zu früheren Freunden und da will er auf gar keinen Fall mehr hin. Ich sehe oft wie er kämpft. Eigentlich möchte er ein geregeltes Leben, Familie, Freunde, ausziehen...aber er steht sich selbst im Weg.

    Nach der Definition spricht man wohl immernoch von Sucht. Wenn er was hat, muss er es nehmen, er kann dann nicht anders. Er sagte auch schon, manchmal hat er so großen Drang danach, dass er einfach lksfährt und sich was besorgt. Er hat häufig die Nase zu, ist nach dem Trip tagelang traurig drauf. Oft fehlt er dann auch auf der Arbeit, er geht dann einfach nicht.

    Sollte er sich nochmal melden, werde ich versuchen, ihn zu überzeuge die Drogenberatung aufzusuchen.

  • Hi Michi, als jemand der selber eine Kokainsucht hat, kann ich dir sagen, dass dein Ex leider alle Anzeichen einer Sucht zeigt. Ihn zu begleiten mit seiner Sucht ist sehr schwer. Ihm zu sagen, dass er in Therapie gehen soll kann durchaus auch nach hinten losgehen. Liegt meist daran, dass das Problem noch gar nicht erkannt und reflektiert ist. Aber er brauch professionelle Hilfe. Wenn er sie denn auch aus freien Stücken will.

    Bei mir ist Geld immer ein guter Anreiz zum nachdenken. die Kosten des Konsums sind doch wirklich hoch.
    Hoffe er findet den Weg da raus. LG

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