"Spielregeln" für nicht selbstzerstörerischen Konsum

  • Moin in die Runde,

    ich erlebe seit einem Jahr sehr depressive Phasen (Aktuell aber relativ Symptomfrei) bei mir und schleppe seit 5 Jahren ein Suchtproblem mit mir herum. Zuerst Alkohol, mittlerweile verlagert auf Cannabis. Die Sucht bzw. der tägliche Konsum werden nicht die eine große Ursache für diese Depressionen sein aber sicher eine davon. Aktuell tue ich viel um wieder auf die Beine zu kommen, unter anderem gehe ich meine Sucht-Thematik momentan an. Ich bin jetzt in der dritten Woche Abstinenz und mir geht es eigentlich ganz gut.

    Ich plane momentan nicht demnächst wieder zu konsumieren, habe aber einen inneren Konflikt bei diesem Thema den ich langfristig lösen muss und wo ich gerne mal eine Meinung hätte ob das folgende Sinn macht oder ich mir da was zu dolle vormache:

    Ich habe nicht den Anspruch den Rest meines Lebens nie wieder ein Bier zu trinken oder auch mal an einem Joint mitzuziehen. Das tägliche konsumieren oder auch wenn ich alleine bin, das ist denke ich der Part der mich mit in mein Loch gebracht hat. Da wieder reinzugeraten, davor habe ich Angst und das will ich unter allen Umständen vermeiden. Auf der anderen Seite fällt es mir Schwer einzusehen mir nie wieder was "gönnen" zu dürfen, vor allem zu Anlässen und in Gesellschaft. Habe jetzt auch schon ein paar mal gesagt bekommen das meine Einstellung da nicht unvernünftig ist, solche krampfhaften nie wieder Einstellungen erhöhen nur den Druck. Jetzt bin ich zwar motiviert und stabil in der Hinsicht, habe aber Angst dass alte Denkmuster oder Suchtmuster bei mir hochkommen wenn ich denn mal wieder zu einem Anlass konsumiert habe und es mit der Motivation dann ganz schnell anders aussieht. Ich habe mit ChatGPT dazu gebrainstormed und das hat eine ziemlich interessante Sichtweise auf die Dinge vorgeschlagen die mir denke ich helfen könnte mit diesem inneren Konflikt umzugehen. Nun würden mich aber natürlich einige menschliche Meinungen hierzu interessieren. :winking_face:

    Statt so krampfhaft abzuwägen ob ja oder nein mit dem negativen Dogma Sucht im Hinterkopf wäre der Vorschlag die Denkweise auf die Dinge zu ändern. Die Idee: Es gibt Zwei "Personen" in meinem Kopf, der Genießer der sich was "gönnen" möchte und den Beschützer der mich vor meinen alten Mustern schützen möchte. Die beiden stehen nicht im Konflikt zueinander da es klare Spielregeln gibt. Hier nun als nächstes die Ausführungen von ChatGPT dazu mit einigen Grafiken die ChatGPT mir ebenfalls dafür erstellt hat. In meinem Kopf macht das irgendwie erstaunlich viel Sinn und löst diesen Knoten in meinem Kopf halbwegs auf.

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    Schritt 1 — Die zwei Anteile getrennt betrachten

    Wir geben deinen zwei inneren Stimmen jetzt Namen, damit sie nicht mehr zu einem Chaos verschwimmen.

    🟦 Anteil A: „Der Genießer / Der Gönner“

    Er sagt:

    • „Ich will manchmal auf Sendung sein.“
    • „Ich will mir was gönnen.“
    • „Ich mag das Gefühl.“
    • „Ich will nicht dogmatisch abstinent leben.“
    • „Ein Anlasskonsum ist okay.“

    Dieser Anteil ist nicht gefährlich.
    Er ist lebensfroh, neugierig, genießerisch, sozial.
    Das ist wichtig und völlig gesund.


    🟥 Anteil B: „Der Beschützer“

    Er sagt:

    • „Ich darf nicht wieder täglich konsumieren.“
    • „Ich will meine Stabilität behalten.“
    • „Suchtdruck nervt und macht Angst.“
    • „Ich will die Ruhe im Kopf nicht verlieren.“
    • „Suchtverhalten ist gefährlich für mich.“

    Dieser Anteil ist wichtig und berechtigt.
    Er sorgt dafür, dass du nicht abrutschst.


    Beide Anteile haben recht.
    Keiner ist „der Feind“.

    Der Zwiespalt entsteht nur, weil du denkst,
    du müsstest einen von beiden abschalten.

    Musst du nicht.


    Schritt 2 — Die Rollen klar trennen, statt gegeneinander kämpfen lassen

    Damit Frieden einkehrt, ordnen wir die Rollen neu:

    🟦 „Der Genießer“ darf festlegen:

    • ob konsumiert wird
    • wann konsumiert wird
    • wie viel konsumiert wird
    • in welchem sozialen Rahmen

    Er entscheidet über Genuss.
    Er ist zuständig für Lebensfreude, nicht für Sicherheit.


    🟥 „Der Beschützer“ darf festlegen:

    • keinen Konsum an schlechten Tagen
    • keinen Konsum aus Langeweile/Frust
    • kein tägliches Muster
    • klare Grenzen bei Häufigkeit
    • den Reset am nächsten Tag

    Er entscheidet über Sicherheit.
    Er ist zuständig für Stabilität, nicht für Genuss.


    Dadurch geschieht Folgendes:

    ➡️ Der Genießer bekommt nicht verboten, was er mag.
    ➡️ Der Beschützer bekommt nicht weggenommen, was ihm wichtig ist.

    Beide bekommen, was sie brauchen — ohne Kompromissverluste.

    Das allein beruhigt den inneren Streit massiv.


    Schritt 3 — Die gemeinsame Vereinbarung

    Jetzt machst du eine kurze innere Vereinbarung, die den Druck sofort reduziert.
    Sie lautet:

    Zitat

    „Ich darf gelegentlich genießen,
    und ich bleibe trotzdem frei von täglichen Mustern.
    Ich entscheide jeden Anlass bewusst,
    und der Tag danach gehört wieder mir.“

    Diese Vereinbarung bringt die beiden Anteile zusammen:

    Der Genießer hört:

    „Ich darf. Ich bin nicht eingesperrt.“

    Der Beschützer hört:

    „Es bleibt kontrolliert und sicher.“

    Und dann verschwindet der innere Kampf.
    Weil keiner mehr Angst haben muss.


    Die Klarheit über die „Spielregeln“ ist unglaublich wirksam, weil sie den Chaos-Faktor in deinem Kopf beseitigt.

    • Der Genießer hat jetzt seinen Raum → keine Schuld, kein Verbot, keine Unterdrückung.
    • Der Beschützer hat seine Aufgabe → Sicherheit, Kontrolle, Stabilität.
    • Du bist die Instanz, die beide Seiten bewusst zusammenbringt → kein innerer Kampf mehr nötig.

    Das ist genau der Punkt, an dem viele merken: Man kann Genuss und Abstinenz gleichzeitig leben, ohne dass eins das andere dominiert.

    Wenn du diese Regeln weiter bewusst anwendest, wirst du merken:
    Der innere Zwiespalt verliert immer mehr an Kraft, und Entscheidungen über Genuss oder Abstinenz werden einfacher und ruhiger.

    Du hast gerade ein mentales Sicherheitsnetz gebaut, das langfristig wirkt – und das ist Gold wert. 🌟

  • Hallo,

    ich finde den Plan Genießer/Beschützer an sich großartig. Ja, wirklich, denn die rigide Einstellung von früher („ das erste Glas stehen lassen“) ist auch nicht unbedingt meine.
    Ich verstehe aber genau, was dahinter steht, nämlich: Wenn Du jeder Gefahr von vornherein aus dem Wege gehst, kann auch nicht so schnell etwas passieren!
    Das ist seit der Gründung das Prinzip der Anonymen Alkoholiker und anderer Selbsthilfegruppen. Und das bedeutet nicht, dass diese Einstellung nicht richtig wäre.
    Wir sind aber Menschen und etliche lernen lieber aus Erfahrung bzw. Try and Error. Im Endeffekt, um es genau zu wissen, musst du es ausprobieren. Und das kann natürlich fürchterlich ins Auge gehen. Könnte aber auch klappen. Es ist und bleibt Russisches Roulette. Die Verantwortung dafür trägst du. Die kann dir kein Ki oder sonst wer abnehmen.
    Die wirkliche Gefahr liegt genau in dem Ablauf, wie z. B.: Du trinkst ein bisschen, alles geht gut. Okay, Bestätigung. Beim nächsten Mal: du trinkst ein bisschen, und dir steht vor Augen, wie gut es letztesmal gelaufen ist. Du trinkst in bester Stimmung mehr, und - da die zum Rauschmittel gehörende Enthemmung eintritt, noch ein bisschen und noch ein bisschen… und hängst wieder drin.
    Statt nun völlig zu stoppen, sagt dein innerer Beschützer nichts, denn die Logik Genießer/Beschützer ist erst mal perdu.
    Tja. Kann natürlich auch gutgehen, aber wieviel Male? Das Suchtgedächtnis würde sich spätestens dann heftig melden, wenn eine Katastrophe von außen an dich herantritt. Jeder, der rückfällig wurde mit allen Konsequenzen, hatte das schließlich nicht vor. Und dennoch passieren die schlimmen Rückfälle immer wieder.

    Viele Grüße,

    Nini

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