Es fing alles an mit dieser blöden ADS-Diagnose und der Verordnung von Methylphendidat.
Anfangs hatte ich mit dem Medikament wirklich das Gefühl, alles besser auf die Reihe zu bekommen. Das Lernen bereitete mir keine Anstrengung mehr und auch im Unterricht konnte ich mich auf einmal konzentrieren.
Da ich sehr perfektionistisch bin, tat ich auf einmal nichts anderes mehr als lernen - weil es auf einmal so leicht war - und begann mich zwischen meinen Büchern daheim zu verschanzen. Ich lernte von früh bis spät, lernte abends im Bett bis zum Einschlafen und ich stieg in kürzester Zeit auf zur Klassenbesten.
Ich begann mehr von dem Zeug zu nehmen, klebte wie eine Besessene an meinem Schreibtisch und büffelte wie ein Ochse.
Irgendwann kehrte sich dieser Elan ganz schlagartig um. Auf einmal bekam ich Angstzustände, Panikattacken. Vor lauter Angst konnte ich nicht mehr klar denken. Ich begann Tavor zu nehmen zusätzlich zum Methylphenidat und wurde abhängig. Während dieses Schuljahres hatte ich drei Tavorentzüge, die ich alle ohne ärztliche Hilfe, ganz allein durchgestanden habe. Meistens war ich währenddessen sogar in der Schule.
Als ich bemerkte, dass ich süchtig war, stieg ich auf andere Beruhigungsmittel um, wie Neuroloptika oder Trizykla.
Meinen Methylphenidatkonsum stellte ich trotzdem nicht ein. Ich pumpte mich weiter voll und irgendwann begriff ich, dass mir nicht mehr um Leistung ging, sondern allein um den "Kick". Ich ging kaum mehr in die Schule wegen der Angstzustände und sackte leistungsmäßig ab.
Irgendwann lag ich mit einer Überdosis im Krankenhaus, wurde entgiftet und nach einer Woche wieder entlassen. Danach ging ich gleich wieder in die Schule. Das Medikament hatte ich abgesetzt und versuchte nun krampfhaft "clean" zu bleiben.
Konzentrationsmäßig lief dann gar nichts mehr. Ich hatte permanent katerartige Kopfschmerzen, konnte mir nichts mehr merken, ein absoluter Burnout schlich sich ein.
Schließlich griff ich in meiner Verzweiflung doch wieder zum Mph und nahm mir vor, es diesmal weniger destruktiv zu gebrauchen. Dies klappte trotz aller guten Vorsätze nur anfänglich gut. Einige Wochen später saß ich in der selben Kacke wie zuvor und da ich mir meiner ausweglosen Situation bewusst war, fing ich damit an, mich abends zu betrinken.
Ich ging gar nicht mehr in die Schule. Erschien nicht zu den Abiturprüfungen. Jetzt gehe ich kaum mehr aus dem Haus, habe seit Tagen fast nichts gegessen und rauche ständig.
Mein Freund hat mir angedroht mich zu verlassen, doch anstatt mit allem aufzuhören knalle ich mir nur noch mehr die Birne zu.
Ich schäme mich, habe das Gefühl, mein Leben sei gelaufen. Studieren war mein Traum und trotz der ganzen Energie die ich investiert habe, stehe ich nun mit leeren Händen da.
Warum tue ich das alles? Und warum verdammt nochmal kann ich nicht einfach mit allem aufhören?
Kennt das vielleicht jemand und kann mir jemand weiterhelfen?
angst mich irgendwann umzubringen ...
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Hallo stella,
warum Du das tust? Dich kaputtmachst, Dich vor der Welt verschanzt, Deine Beziehung aufs Spiel setzt, Dein Abi vergeigst? WEIL DU SÜCHTIG BIST! Weil Du eine Krankheit hast, die ein Teil von Dir ist und die ein Leben lang ein Teil von Dir bleiben wird und die will, dass Du stirbst. Das schafft sie am Besten, wenn Du Dich isolierst... wenn keiner mehr da ist, der Dir beisteht. Du bist süchtig, und alles, was Deiner Sucht im Wege steht, muss eliminiert werden. Du hast eine Krankheit, für die es keine Heilung gibt - sie kann jedoch an einem gewissen Punkt zum Stillstand gebracht werden, und dann ist Genesung möglich.
Ich habe etliche Entgiftungen hinter mir und Therapien gemacht. Ich könnte Dir jetzt hier aufschreiben, welche Wirkstoffe, legal und illegal, verschrieben oder auch nicht, ich mir in welchen Kombinationen reingezogen hab - das spielt aber heute keine Rolle mehr. Das einzige was für mich heute eine Rolle spielt ist, dass ich mich heute morgen entschieden habe, NUR FÜR HEUTE keine Drogen mehr zu nehmen. Und heute morgen war nicht das erste Mal, dass ich diese Entscheidung getroffen hab. Das erste Mal war vor 3 Jahren, 9 Monaten und 2 Tagen. Seitdem bin ich clean. Immer nur einen Tag auf einmal. Am Anfang war das oft zu lang. Dann hab ich mir gesagt, dass ich nur die nächste Stunde nichts nehme, und wenn das zu lang war, dann habe ich nur die nächsten 5 Minuten mir vorgenommen, nichts zu nehmen.
Das alles hab ich aber nicht geschafft, weil ich so clever bin oder so willenstark oder so gut in der Schule oder was weiß ich was... das ganze hab ich geschafft, weil ich irgendwann nicht mehr konnte. Ich hatte meinen Tiefpunkt, hatte alles verloren, hatte grade wieder eine Entgiftung gemacht und, wie das immer so war, wieder was genommen... und ich wusste, dass ich wieder voll drauf komme, wenn ich nicht bereit werde, etwas anders zu machen. Also ging ich in ein NA-Meeting, und seitdem hat sich mein Leben so verändert, dass ich Bücher drüber schreiben könnte. Nur weil ich bereit war, mit anderen Leuten ehrlich zu teilen und ihnen von mir erzählt hab.
Unglaublich. Aber wahr.
Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du bereit wirst, Dir Hilfe zu holen. Du brauchst Dich nicht allein fühlen - Du bist eine von uns!
glg
makai -
Zitat
WEIL DU SÜCHTIG BIST! Weil Du eine Krankheit hast, die ein Teil von Dir ist und die ein Leben lang ein Teil von Dir bleiben wird und die will, dass Du stirbst. Das schafft sie am Besten, wenn Du Dich isolierst... wenn keiner mehr da ist, der Dir beisteht. Du bist süchtig, und alles, was Deiner Sucht im Wege steht, muss eliminiert werden.
Gewusst habe ich das tief in meinem zugedröhnten Schädel schon immer irgendwo... Aber das jetzt zu lesen... ist einfach krass... Das macht mir Angst.
Ich nehme mir jeden Abend vor morgen nichts zu nehmen und/ oder nicht mehr zu rauchen, aber am nächsten morgen denk ich mir dann "eine nehm ich - nur gegen die Entzugserscheinungen und die Depris", dann nehm ich noch eine usw.
Ich krieg's einfach nicht gebacken... Ich habe Angst vor dem Entzug und vor den Depressionen, davor schon wieder durch die Hölle zu gehen und danach mit diesem krassen Suchtdruck klarzukommen.
Ich habe Angst davor, wie das Leben aussieht, wenn ich nüchtern bin.
Andererseits gibt es kein Leben auf Tabletten, nur den sicheren Tod.
Und ich will nicht sterben. Ich will leben. Wenigstens einen einzigen Tag. Schon allein für meine Familie und für meinen (hoffentlich noch) Freund.
Danke makai, dass du mir das bewusst gemacht hast!
Wie soll es jetzt weitergehen? Suchtklinik? Toxikologie? Kur?
Ich könnte mein Abi im September nachschreiben. Denkst du ich kann bis dahin wieder fit sein? -
oh man,
ich möchte weinen, weil ich grade so gut nachfühlen kann, wie es Dir geht... an diesem Punkt war ich auch... immer wieder habe ich gedacht: morgen höre ich auf... und dann: ach, nur dieses eine mal... und immer ging es tiefer...
und ich verstehe Deine Angst... Angst vor Depressionen, Suchtdruck, seelischen Schmerzen... aber das schöne ist: das alles geht vorbei. Und es gibt Menschen, die Dir helfen, dort durchzugehen. Ich glaube einfach, dass es wichtig ist, dass Du erstmal ehrlich bist. Dir selbst gegenüber. Und auch Deiner Familie gegenüber. Dass Du nicht mehr alles schönredest und versuchst, sie in dem Glauben zu lassen, es wird schon irgendwie. Weil es zwar werden kann, aber nicht irgendwie. Wenn Du drauf bist, dann hilft eine Entgiftung. Da bist Du morgens nicht mehr in Versuchung, "nur noch einmal" was zu nehmen. Danach vielleicht eine Therapie. Auf jeden Fall eine Gruppe, die Dich unterstützt. Andere Menschen, die auch betroffen sind und die Dich verstehen.
Ich kann gut verstehen, dass Du gerne Dein Abi im September machen willst. Aber ich denke, es ist wichtiger, dass Du zunächst clean wirst. Und wenn Du dann ein bisschen Dich geordnet hast, dann kannst Du das Jahr einfach wiederholen. Oder ist das aus irgendwelchen Gründen nicht möglich? Dann müssen wir nach einer anderen Lösung schauen. Aber jetzt kann ich Dir nur raten, dass Du Dich zunächst um Deine Genesung kümmerst. Am Anfang sollte man zwar sehen, dass man etwas um die Ohren hat, aber wenn der Druck zu groß wird, dann steigt die Rückfallgefahr.
Also ich würde jetzt als erstes zum Hausarzt gehen und mir eine Einweisung in die Entgiftung holen. Dort mich dann vorstellen (bei uns ist das so, dass man sich vorstellt und dann jeden Tag anruft, bis ein Platz frei ist - die sagen einem einen wahrscheinlichen Aufnahmetermin, aber da kann immer was zwischenkommen - und ich hoffe nicht, dass sie Dich mit Krankenwagen und Überdosis einfliegen, das ist nämlich absolut unangenehm). Und dann eben anrufen. In der Regel sind dort ja Therapeuten, ich hab ein paarmal direkt im Anschluss noch eine Langzeit machen können.
Das wäre mein Weg.
Ich wünsche Dir so sehr, dass Du es schafft von dem Teufelszeug runterzukommen!
Ich geh nun zu Bett - muss morgen Arbeiten (ja, ich hab wieder einen Job, sogar einen richtig guten und ich kann ganz normal arbeiten - das war undenkbar früher). Ich wünsche Dir eine gute Nacht und freu mich drauf, von Dir zu hören!
glg
makai -
Es macht mir Mut, zu hören, dass du das selbe durchlebt hast wie ich und jetzt wieder ein richtig geordnetes Leben führst! Und scheinbar sogar echt glücklich damit bist!!!
Bei mir ist es leider nicht so, dass meine Suchtprobleme lediglich mit der Schule zusammenhingen, sondern süchtig bin ich eigentlich schon seit über 10 Jahren. Zwar nicht von Tabletten sondern diversen anderen Sachen. Ich denke, es liegt an den traumatischen Erlebnissen, die ich in meiner Kindheit bzw. frühen Jugend hatte, die ich offenbar nie verarbeitet habe.
Angefangen hat es mit Magersucht und Bulimie. Danach kamen Alkohol, Gras und diverse Schmerzmittel dazu. Später Psychopharmaka.
Wenn ich von einer Sucht loskomme, schaltet sich die nächste ein - sprich höre ich auf mit den Tabletten, fange ich wieder an zu hungern oder Alkohol zu trinken.
Selbst wenn ich eine Weile von allem weg bin gleicht mein ganzes Leben einer Gradwanderung.
Ich konnte mich nie so annehmen wie ich wirklich bin - nie - das fängt mit meinem Körper an und hört bei meiner Persönlichkeit (falls ich denn überhaupt eine habe) auf.
Ich habe schon einige Therapien und Klinikaufenthalte hinter mir und immer geht's für ne Weile gut, bis der nächste Absturz kommt.
Aber ich will nicht aufgeben.
Jetzt habe ich nur noch zwei Pillen mph, weil ich gestern so viele genommen habe, damit ich morgen aufhören muss.
Ich hab Angst vor morgen. Aber ich werde mich gleich nach einer NA-Gruppe erkundigen!!! -
Zitat von stella_83;85889
Ich hab 'Angst vor morgen. Aber ich werde mich gleich nach einer NA-Gruppe erkundigen!!!Liebe stella,
der Tipp mit einer Selbsthilfegruppe ist natürlich super, nur das kann deine Problem nicht lösen, also deine aktuellen.
Nimm deine Beinchen unter den Arm und geh noch heute zur Suchtberatung, vielleicht könne dir dir helfen.
Zudem, du könntest auch sofort in eine Klinik gehen, wenn du bedenken wegen dem Entzug hast. Kalt entziehen bringt einige Risiken mit sich, das sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen.Du könntest natürlich auch gleich jetzt noch zum Hausarzt gehen, der sollte dir auch helfen können.
Hast du schon mal eine richtige Suchttherapie gemacht? Also eine gezielte Langzeitthera?
Bisher hast du ja nur verlagern können, also hat es noch nich 100% gebracht.Sinn macht es immer, weil jeder, wirklich jeder kann seine 'Sucht besiegen.
Aber der Weg dort hin ist zum Teil unmenschlich hart, aber du kannst es schaffen.
Schau, im Forum gibt es viele die das gepackt haben, nur meist hört man ja von denen nich mehr viel oder gar nichts mehr.Lass dir schnell helfen, wenn du willst, dann unterstützen wir dich gerne bei der Suche nach geeigneten Stellen - PN mit Wohnort, dann können wir mal sehen
LG Franz
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Ne, also eine echte Suchttherapie hab ich noch nie gemacht. Meistens war ich nur deswegen in Behandlung, weil ich mit meinem Untergewicht zu kämpfen hatte, d. h. vorrangig wurde immer die Essstörung behandelt.
Während der stationären Aufenthalten habe ich mich trotzdem regelmäßig mit Alkohol niedergebrannt - mit der Nachtmedikation als Kombi - weil ich den Druck sonst nicht ausgehalten hätte. Meistens heulte ich dann so lange rum, bis ich ne höhere Dosis an Nachtmedi bekam, die ich dann hinterher selbstzufrieden mit einem Schnäppschen oder Wein runtergespült habe. Gemerkt hat das niemand. Eigentlich habe ich mich damit immer nur selbst beschissen.Wahrscheinlich, weil ich das Gefühl hatte, so vollständig den Halt zu verlieren.
Ich habe mich jetzt an einer psychosomatischen Klinik angemeldet (Windach am Ammersee). 6 Wochen Wartezeit. Aber eine Suchttherapie ist das nicht.
Was gibt es denn für Behandlungsmöglichkeiten? Komme auch aus der Nähe von München. -
Hi stella,
also Windach kenn ich und die Klinik kenn ich auch, aber nich als Patient. Ich finde aber, die macht nen guten Eindruck und ist in einer super Gegend - paar Kilometer zum Ammersee
Warum gehst du dann da hin, also was is die Diagnose?
Ich hab mir eben alles genau durchgelesen, also ich denke die können sicher erste Ansätze auch wegen 'Sucht machen.
Nun, ich bin zwar kein Betroffener von ES, aber ich setze es auch als eine Art von 'Sucht an. Vieles wird also ähnlich oder gleich sein, als wenn du eine Thera wegen 'Sucht machst.Vorübergehend könntest du natürlich zu einer Suchtberatung gehen oder eine SHG besuchen. Kann dir gerne helfen, da was passendes zu suchen.
Vielleicht überlegst dir mal ob die eine SHG bei uns im Forum zusagen würdeAn der Klinik hängt auch eine Tagesklinik in München, das finde ich toll, weil das wäre eine weiterführende Möglichkeit für dich.
So geballt wie wir nun Münchner und Umgebung im Forum haben, da wird es echt Zeit, dass wir endlich eine reale SHG auf die Beine stellen.
Hättest da Interesse? Nach der Therapie vielleicht mal?LG Franz
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Hey Franz,
klar! Wär bei der SHG auf jeden Fall dabei!!!
Meine Diagnose ist "emotional instabile Persönlichkeitsstörung/ Typus Borderline". Das kommt dem ganzen ziemlich nahe, denk ich.
Oh mann, Leute, ich komm langsam ins Schwitzen. Die zwei Pillen heute ham nicht ausgereicht und ich bin die ganze Zeit schon am Suchen, obwohl ich ganz genau weiß, dass ich nichts mehr hab...
Ich versteh das nicht - das Ritalin-Zeugs macht doch nicht süchtig, zumindest habe ich noch nie von einer Suchtentwicklung gehört...
Ich versuch jetzt einfach Ruhe zu bewahren und mich irgendwie abzulenken... -
hi stella, ich finde es so gut, dass Du aufhören willst. Es steht Dir alles offen jetzt. In München gibt es NA-Meetings jeden Dienstag, Freitag, Samstag und Sonntag - falls Du sie noch nicht aufgespürt hast und gerne mehr wissen möchtest, dann kann ich Dir Adressen, U-Bahn-Stationen und Zeiten gerne zumailen. Kann mir vorstellen, wie Du grad wie ein "Trüffelschwein" alles absuchst... immer wieder in die gleichen Ecken schaust, ob nicht vielleicht doch etwas da ist... heftig...
Hast Du Deinen Hausarzt gesprochen deswegen?
Also Ritalin macht schon abhängig, wenn nicht körperlich, dann zumindest psychisch. Im Grunde ist es das gleiche wie bei Kokain. Dort hat man auch keine körperlichen Entzugserscheinungen - aber der Kopf spielt sowas von verrückt, es ist echt zum Durchdrehen.
Ich bin ürigens auch Borderliner... habe früher geritzt. Und gehungert, war mit 46 kg bei 175cm in meiner ersten Therapie, die wussten auch nicht, was sie zuerst behandeln sollen. Also um es kurz zu machen: ich habe mit 14 das erste Mal beim Psychiater gesessen, habe auch etliche Suchtverlagerungen hinter mir - alles erdenkliche an illegalen Drogen und Medikamten und dazu reichlich Alkohol, immer wieder in anderen Dosierungen oder Kombinationen, weil ich dachte, es muss doch irgendeine Kombi geben, die mich nicht in die "Klapse" bringt. Gab es aber nicht. Sonst wäre ich jetzt nicht clean. Hab versucht mich umzubringen, hatte dann eine Zwangseinweisung und ich war natürlich völlig angenervt. Danach war ich gleich wieder drauf. In einer meiner Therapien hab ich dann von anderen Bulimikerinnen gelernt, wie ich essen kann "ohne Reue" - ironisch gesagt. Ich hab stundenlang geduscht und so weiter... Also ich war echt ein Pflegefall... und heute? Gut, ich habe in den ersten 6 Monaten clean sein knapp 20 Kilo Gewicht verloren, das war heftig... dann hab ich aber begriffen, dass ich durch und durch süchtig bin. Das ich alles süchtig ausleben kann. Egal ob es um essen, waschen, einkaufen oder eben irgendwelche bewusstseinsverändernden Substanzen geht. Meiner Sucht ist jedes Mittel recht um mich zu zerstören, mich von anderen Menschen zu trennen...
Weißt Du, was aber das Schönste ist? Es gibt für alle diese Probleme SHG. NA für bewusstseinsverändernde Substanzen, FAA für Leute mit Essstörungen, EA für Leute mit psychischen Problemen, BA für Borderliner, AA für Alkoholiker, DA für Schuldner und so weiter. In den USA gibt es übrigens sogar WA - Werewolves Anonymous, für Leute die denken, sie sind Werwölfe und die bei Vollmond in Parks auf andere lauern, um sie zu beißen... das klingt jetzt vielleicht lustig oder seltsam... was ich Dir damit sagen will ist: es gibt kein Problem für das es keine Lösung gibt.
Ich bin am Anfang in viele verschiedene Meetings gegangen, habe einfach geschaut, wo ich mich gut fühle. Und ich habe gemerkt, dass ich mit den Werkzeugen, die ich in NA bekommen hab, alle meine anderen Probleme gut in den Begriff bekomme, wenn ich bereit bin, sie mir anzuschauen. Mittlerweile esse ich regelmäßig, mache Sport, rauche nicht einmal mehr... und trotzdem habe ich gut mit mir selbst zu tun, habe manchmal Ängste, mir fällt es nicht immer leicht, mich anzunehmen, ich kaufe zuviel ein und habe Probleme mit Geld umzugehen, obwohl ich echt super verdiene (das ist wohl typisch Borderliner). Aber ich bemerke die Anzeichen und kriege das ganze in den Griff bevor es mich im Griff hat.
Es gibt übrigens in Süddeutschland mehrere 12-Schritte-Kliniken. Ich weiß von einer in Bad Herrenalb und einer in Bad Grönenbad. Die eine ist wunderschön im Allgäu gelegen. In den Kliniken finden auch häufig Meetings von 12-Schritte-Gruppen statt. Ich selbst war noch nie als Patient dort, aber ich habe einige Freunde und Freundinnen, die dort waren. Dort gibt es die Möglichkeit, alle möglichen Aspekte Deiner Sucht mit einem Programm zu behandeln. Das ist das, was ich an daran so mag. Ich muss nicht für jedes Problem was anderes tun, sondern ich hab ein Universalprogramm... ich bin schon kompliziert genug...
und ja. Ich bin glücklich. Ich hätte es mir nie vorstellen können, dass ich mal so ein Leben führen würde. Nichts ist unmöglich! Auch für Dich nicht!
ich bin echt gespannt, wie es weitergeht. Was Du tun wirst... wie es Dir geht... ob Du Dir ein Meeting anschaust oder eine SHG findest, wo Du Dich sicher fühlst.
bis bald...
glg
makai -
Zitat von stella_83;85925
Hey Franz,
klar! Wär bei der SHG auf jeden Fall dabei!!!Ich werde in Kürze eine Umfrage dazu starten, aber das wird ganz sicher keine spezifische zu wären die Diagnosen zuweit gefächert, von den Leuten ich jetzt weiß.
Aber man kann sich auch regelmäßig treffen und über verschiedene Dinge reden - weil irgendwie sitzen wir alle im selben Boot, ob nun Borderline, Junkie oder SVV'ler.Wenn es ganz schlimm werden sollte, du gesundheitliche Bedenken hast, dann geh in eine Klinik - z.B. in die Tox Rechts der Isar, die sollten dich mit starken Entzug sofort aufnehmen.
LG Franz
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Erst mal vielen lieben Dank für eure ganze Unterstützung!!! Ich hätte nie gedacht, dass mir jemand, den ich gar nicht wirklich kenne, so viel Kraft geben kann!!!
Dass du nicht mal mehr rauchst find ich echt toll!!!
Bin grad auch etwas ruhiger geworden und habe mich damit abgefunden, dass ich nichts mehr daheim habe.
Dennoch habe ich Angst, dass doch noch ein Entzug kommt.
Ich habe euch hier mal einen Beitrag kopiert, den ich in einem anderen Forum (ads-bei-erwachsenen.de) geschrieben habe.ZitatDann beschloss ich, das mph abzusetzen. Etwa zwei Tage lang passierte gar nichts, dann jedoch bekam ich unerträgliche Muskelkrämpfe und Sehstörungen - als die Krämpfe am Schlimmsten waren sah ich nur noch verschwommen. Es waren Schmerzen, die mich total um den Verstand brachten, denn ich wusste nicht mehr, ob ich sitzen, stehen oder liegen soll - ich war das reinste Nervenbündel, so dass ich kurz davor war, mir die Pulsadern aufzuschneiden (und ich bin absolut kein suizidaler Mensch!), dann entschied ich mich aber doch für den Notruf und lag kurze Zeit später im Krankenhaus auf einer internistischen Station.
Nach etwa einer Woche - in der ich durch die Hölle ging - waren die Muskelkrämpfe beinahe abgeklungen, mein Hirn jedoch war total im Eimer. Ich heulte oft stundenlang, weil ich mir einbildete, nun einen schweren Hirnschaden zu haben...
Im Nachhinein frage ich mich, ob es die Nachwirkungen meines Cocktails waren: ein paar mg Mph (retardiert mit einer Halbwertszeit von 12 Std.), Solvex, Citalopram, Dipiperon.
Die andere Möglichkeit wäre die, dass ich einen Nervenzusammenbruch hatte, denn am Abend zuvor hatte ich einen Zitteranfall am ganzen Körper.
Was denkt ihr, was das war? Ich habe Angst, dass es ein Entzug war und die ganze Tortur morgen wieder losgeht. Alle Ärzte, bei denen ich war, konnten mir keine aufschlussreiche Erklärung liefern, weil Mph ja nicht abhängig macht...
Es tut mir leid, wenn ich euch damit nerve, aber mich belastet dieser Vorfall immer noch sehr... Da ihr ja darin "Spezialisten"seid, dachte ich, ihr wisst vielleicht eine Antwort drauf.
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Zitat von Franz;85942
Wenn es ganz schlimm werden sollte, du gesundheitliche Bedenken hast, dann geh in eine Klinik - z.B. in die Tox Rechts der Isar, die sollten dich mit starken Entzug sofort aufnehmen.
Ich glaub ich warte jetzt mal ab wie es morgen wird. Notfalls kann ich immer noch dorthin gehen... Ich hoffe jetzt einfach mal, dass kein Entzug kommt... -
Klar kannst rund um die Uhr dort hin gehen, aber warte nich zu lange, wenn es nich auszuhalten ist.
Es ist nun mal so, es kann zu krassen Begleiterscheinungen kommen und das kann gefährlich sein.
Meld dich wenn was ist, ich werd öfter rein schauen!
LG Franz
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Hi Stella,
ich denke, dass die Ärzte vielleicht jedes Medikament an sich beurteilen können, aber oft nicht ausreichend über die Wechselwirkungen Bescheid wissen. Mir wollte mal ein Arzt zu einem Medikament, dass ich nahm, ein anderes verschreiben, die beiden hätten in Kombi einen irreparablen Leberschaden ausgelöst. Ich habe einen Freund angerufen, der bei so einem Toxikologischen Institut arbeitet, der meinte, ich soll das auf keine Fall kombinieren. Was ich damit sagen will: selbst wenn die einzelnen Medis keinen körperlichen Entzug verursachen, so kann es bei der Kombi durchaus anders aussehen. Und letzten Endes ist die psychische Abhängigkeit noch schlimmer als die körperliche. Wissenschaftler haben ein Experiment gemacht und Affen eine zeitlang Kokain gegeben, eine zweite Affengruppe hat Heroin bekommen. Anschließend wurden eine Vorrichtung gebaut. Immer wenn die Affen dort hinaufkletterten und ihre Substanz zu sich nahmen bekamen sie einen heftigen Stromschlag. Und irgendwann wurde einfach die Droge weggelassen. Die Affen bekamen also immer wieder einen Stromschlag für nichts. Und jetzt rate, welche Affen öfter für nichts den Stromschlag bekamen...
Es waren die, die auf Kokain waren. Jeder dieser Affen kletterte im Schnitt viermal so oft hinauf wie die Affen, denen Heroin verabreicht worden war. Und das, obwohl Kokain nicht körperlich abhängig macht.
Und natürlich kann es durchaus sein, dass Du einen Nervenzusammenbruch hattest. ich hatte mit 18 einen und kam tagelang nicht klar.
Allerdings frage ich mich, ob es nicht besser ist, pauschal in die Klinik zu gehen. Dort bist Du auf jeden Fall in Sicherheit, kannst einfach klingeln, wenn Du merkst, es geht nicht.
Vielleicht gehst Du ja nochmal in Dich.
glg
makai -
Hallo makai, hallo Franz!
Heute ist mein erster nüchterner Tag und außer einem heftigen Rebound gestern Abend hatte ich keinerlei Entzugserscheinungen.
Als ich heute morgen in den Spiegel geguckt habe, ist mir aufgefallen, dass die Äderchen in meinen Augen aufgeplatzt sind und ich unterhalb der Iris total rot bin. Das liegt wahrscheinlich am ständigen Bluthochdruck, den ich während meines permanenten "Speed-Rausches" hatte, in meinem vollgedröhnten Zustand jedoch gar nicht realisiert habe.
Wie ich mich jetzt fühle? Das Leben ist trist geworden, trister als es vorher war. Ich musste mich heute aus dem Bett quälen, weil ich ganz genau wusste, dass es heute kein Mph mehr geben würde.
Ich habe das Gefühl, dass meine Wahrnehmung ohne Mph total verschwommen ist und dass ich nicht mehr klar denken kann. Das kann aber auch entweder an den psychischen Entzugserscheinungen liegen oder aber an den Depressionen.
Jetzt habe ich überhaupt keinen Antrieb mehr und ich frage mich, was ich mit meiner ADS-Diagnose machen soll. Die ganze Zeit spiele ich mit dem Gedanken, zu meinem Neurologen zu fahren und mir wieder ein BTM-Rezept zu holen. (Der Kerl hat mir schon Sachen verordnet, mit denen könnte man eine ganze Bullenherde betäuben...)
Aber wenn man die ganze Sache rational betrachtet, hat mir das Zeug immer nur Schwierigkeiten bereitet und ich kämpfe mit mir selber, um mir das immer wieder bewusst zu machen. Es ist ein schwerer Kampf. Er macht mich müde und traurig. Traurig, weil ich begreifen muss, dass kein Medikament der Welt in der Lage ist, meine Probleme zu lösen. Dass ein Haufen Arbeit auf mich zu kommt und dass ich nicht weiß wo ich am besten anfangen soll.
Ich fühle mich so leer und ausgelaugt. Mein Leben ist ein einziges Chaos und das überfordert mich grad total.
Morgen ist die Geburtstagsfeier von meinem Dad. Da werden alle aus der Verwandtschaft kommen und ich darf diesen Deppen vorspielen, wie toll doch alles läuft und wie gut die Abivorbereitungen laufen...
Naja, das geht auch vorbei.
@ makai: Wegen der Sache mit dem Nervenzusammenbruch: Könntest du mir vielleicht schildern, wie das damals bei dir war?
Danke euch beiden, dass ihr für mich da seid in dieser unmenschlich krassen Zeit... -
Hallo Stella,
hab heute oft an Dich gedacht und gehofft, dass Du es durchhältst. Und bin echt glücklich jetzt von Dir zu lesen, dass Du nichts genommen hast. Und ich kann mir vorstellen, dass es echt ätzend ist. Aber glaub mir, wenn Du da durch gehst und lernst, das Leben anzunehmen wie es ist, zu seinen Bedingungen es zu leben und zu lieben, dann wirst Du sehen, dass es sich gelohnt. Wenn ich auf Entzug war, dann konnte ich mich selbst nicht ausstehen, entweder ich war völlig apathisch und alles hat mich angekotzt oder ich war total unruhig und alles hat mich angekotzt. Das war immer gleich: Alles hat mich angekotzt und ich habe in diesen Momenten immer gedacht, dass ich WEIß, was ich zu tun hab: mir was reinziehen. Das hatte ja so lange funktioniert. Der Gedanke, dass dieser mich-kotzt-alles-an Zustand irgendwann vorbeigehen könnte, einfach von selbst, diesen Gedanken hatte ich nicht. Das klingt bestimmt echt schräg, aber ich bin ja nicht blöd und dachte einfach, ich weiß doch sowieso, wie es läuft, und wenn ich nichts nehme, dann bleibt es immer so... dabei war es doch schon immer so, dass alles vorbeigegangen ist. Die schönen und die traurigen Momente. Eigentlich hätte ich daraus schließen können, dass diese Stimmung auch vorbeigeht. Wenn man sein Abi bestehen will, dann muss man Transfer-Aufgaben bestehen, das heißt, es nützt nichts, wenn ich einen Lösungsweg für eine Aufgabe auswendig lerne, ich muss das ganze auch auf eine andere Aufgabe anwenden können, also transferieren. Fürs Abi hab ich das ziemlich gut hinbekommen, aber wenn es um meine Gefühle ging, da klappte das nicht. Und als ich dann durchgegangen bin durch diese Stimmung und erlebt habt, wie die vorbeigeht, da hab ich mich gefragt, wieso ich das nicht eher gemacht hab... aber im Nachhinein hat alles seinen Sinn und ich habe es damals so gut gemacht, wie ich konnte. Und ich glaube an Dich, ich glaube, dass Du es auch so gut machst, wie Du kannst!
Mein Nervenzusammenbruch kam zustande, weil meine Dealer damals in den Knast gingen... die wurden alles hochgenommen, kollektiv... so wurde ich auf Zwangsentzug gesetzt. Dazu kam zeitgleich Streß auf der Arbeit und mit meiner Familie... ich hab 3 Tage nur geweint, gezittert, konnte mich kaum bewegen, konnte nicht aufhören zu weinen und zu zittern, keinen klaren Gedanken fassen... das ist schon 12 Jahre her. Ich hab nur gelegen... irgendwann wollte ich sterben, hab mich aufgerafft... wollte zur Bahnstrecke. Und bin dann meiner Hausärztin vors Auto gelaufen... versehentlich. Sie hat mich gleich mitgenommen und mir einen Platz in der Klinik klargemacht. Dort habe ich dann eine Woche nicht mehr viel mitgeschnitten, von der zweiten Woche weiß ich ein bisschen was... konnte dann insgesamt 6 Monate dort bleiben, ich hab direkt einen Langzeittherapieplatz bekommen. So war das damals...
und heute bin ich froh, dass ich das alles durchlebt habt, denn ich glaube, ich könnte das Leben sonst nicht so genießen.
bin gespannt, ob ich heut noch von Dir lese...
ich werde an Dich denken!
glg
makai -
Liebe makai,
ich finde es voll süß von dir, dass du gestern an mich gedacht hast... Danke für alles, wirklich!!! Ich hab das alles gar nicht verdient...
Ach makai, du ahnst schon was kommt: ich hab's nicht gepackt - obwohl Transferaufgaben eigentlich meine Leidenschaft sind *verzweifeltlach* - aber ich hab's verdammt nochmal nicht gepackt. Ich habe versagt.
Ich hab mir gestern doch noch das BTM-Rezept besorgt und hatte daraufhin den totalen Absturz. Nachdem ich mir gleich mehrere Pillen eingeworfen hatte, machte ich gleich noch eine ganze Flasche Wein nieder und fühlte mich schlechter als je zuvor.
Gerade eben bin ich schon wieder voll drauf, daher verzeih mir bitte, wenn ich wirres Zeug schreibe. Ich bin einfach nur peinlich.;( Ich bin nicht auf die Geburtstagsfeier von meinem Dad gegangen, obwohl er heute 50 wird und es ihm so viel bedeutet hätte, wenn ich dabei gewesen wäre. Aber so kann ich mich doch nicht bei meiner Verwandtschaft blicken lassen, so dicht wie ich bin. Ich fühle mich so dreckig und erbärmlich und mies. Was bin ich bloß für eine Tochter??!!
Die ganze Zeit überlege ich, ob ich in der Klinik anrufen soll, aber irgendwie traue ich mich nicht. Ich hab Angst davor, dass die mich einsperren und so schnell nicht mehr rauslassen.
Nächste Woche soll ich eine Schulaufgabe nachschreiben, was bedeutet, dass ich zwangsläufig den Leuten aus meiner Klasse über den Weg laufe und ihnen dann eine Erklärung schuldig bin. Ich pack das nicht - ich weiß ganz genau dass ich das nicht pack. Nicht jetzt!!!
Was bin ich nur für ein abgestürzter Junkie...Was ist bloß aus mir geworden? Und warum tue ich meiner Familie und meinem Freund das alles an? Warum mach ich mir alles kaputt, obwohl ich doch eigentlich (noch) alles habe? Ich bin gesund (zumindest körperlich), habe Freunde, einen lieben Freund, der alles für mich tun würde, Eltern, die mich immer wieder auffangen und sogar noch die Möglichkeit auf mein Abi!!!
Manchmal habe ich das Gefühl, als bestünde ich aus zwei Persönlichkeiten. Die eine ist die, die leben will und die andere versucht mir ständig zu schaden und mir alle Ziele, Träume, Pläne kaputtzutrampeln. Die mich meiner Selbstachtung, meines Wertes als Mensch beraubt.
Was passiert bloß mit mir und warum wird das Fragment von mir, das leben will, immer schwächer und verliert mehr und mehr an Substanz?
Es tut mir so leid, makai, dass ich dir nichts Positiveres zu berichten habe. Wenn du nicht mehr antwortest, kann ich das verstehen.
Ich hätte irgendwann auch keinen Bock mehr auf mich... -
Liebe Stella,
bitte verzeih mir, dass ich erst heute antworte...
Oh man, ich kann mir richtig vorstellen, wie es grad in Dir aussieht. Ich habe mir wirklich fast gedacht, dass das passieren würde - nicht weil ich denke, dass Du ein schwacher Junkie bist oder dergleichen, dass ist die Peitsche, die Du Dir selbst gibst... ich WEIß, dass Du ein kranker Mensch bist. Genau wie ich. Und ich weiß, dass Du das nicht aus bösem Willen tust, sondern weil Du es (noch!!!) nicht anders oder besser kannst.
Warum ich mir gedacht habe, dass es schwer für Dich wird? Weil ich selbst so Entzugs-Experimente gemacht habe. Ich habe wirklich gedacht, ich kann es allein schaffen, hab gedacht, es hätte etwas mit Willen zu tun und mit Stärke. Dass ich krank bin hab ich garnicht geschnallt. Ich hab immer gedacht, Mensch, ich hab soviel Disziplin, das kann ich allein... und je öfter ich gescheitert bin, umso mehr hab ich an mir gezweifelt. Hab mich als Versager gefühlt, hab mich falsch gefühlt und gedacht, ich bin es nicht wert zu leben, weil ich nicht stark bin.
Ein Freund fragte mich mal, als ich noch drauf war, warum ich so zwanghaft all das, was ich mir mit den Händen aufgebaut hab, mit dem Arsch wieder umreiß. Heute weiß ich, dass das meine Krankheit ist... die will mich von allen anderen Menschen isolieren. Und wenn ich mich schlecht fühle, dann hat sie ihren Nährboden und fängt sofort wieder an, sich an mir festzusaugen.
In NA gibt es einen wunderschönen Satz: ICH kann nicht - WIR können. Das bedeutet letzten Endes, dass ich allein nichts gegen meine Krankheit ausrichten kann (ein Süchtiger allein ist in schlechter Gesellschaft), mit Hilfe anderer Menschen es aber packe. Und ich glaube nach wie vor dran, dass Du es schaffen kannst! Aber eben nicht allein. Ich glaube dran, dass Du clean werden kannst, so wie ich clean geworden bin - und Abertausende anderer Menschen in aller Herren Länder auch. Und glaub mir, wenn Du von jemanden aus dem Iran oder aus dem Irak hörst oder liest (wir haben eine NA-Zeitung), der schreibt, dass seine Hinrichtung bevorsteht weil er Dinge getan hat, die verboten sind dort, und dass er mit Hilfe der Meetings 84 Tage clean leben durfte und eben an seinem 85 Tag im Morgengrauen hingerichtet wird, dann weißt Du, dass Du es erst recht schaffen kannst.
Denn wir haben das Glück, dass wir in eine Klinik gehen können zum Entgiften - in vielen anderen Ländern wirst Du in Lager interniert, wenn bekannt wird, dass Du süchtig bist. Und ich kann mir vorstellen, dass Du so garkeine Lust auf Klinik hast, aber bitte überleg, was die Alternativen sind.
Oh man, ich wünsche Dir so sehr, dass Du es schaffst!
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Ich denk an Dich - und ich glaub an Dich!
glg
makai -
Liebe makai,
vielen Dank für deine liebe Antwort und deine trostspendenden Worte.
Mein Wochenende war ziemlich turbulent, denn ich habe es auf der Intensivstation verbracht.
Mein Freund hat mich am Freitag um drei Uhr morgens zugedröhnt und mit 1,8 Promille ins Krankenhaus gefahren, wo ich dann zwei Tage lang überwacht und aufgepäppelt wurde.
Dort schwor ich ihm unter Tränen, dieses Teufelszeug nie wieder anzurühren, clean zu bleiben - um endlich wieder zu dem Menschen zu werden, in den er sich einmal verliebt hat.
Nachdem ich wieder entlassen worden war, nahm ich mir vor, es diesmal wirklich durchzuhalten, weil ich ihm ansah, wie sehr er unter meinem Suchtverhalten litt und wie sehr es mich innerlich zerfleischte, ihm das alles angetan zu haben. Weil er so ein lieber Mensch ist und weil ich mir nichts mehr auf diesem Planeten wünsche, als ihn glücklich zu sehen.
Ich schlug mich tapfer heute. Versuchte mich mit Putzen und Musik im Hintergrund abzulenken. Versuchte, die Zähne zusammenzubeißen und mein Verlangen nach Mph zu ignorieren. Es kostete mich so viel Kraft, dass ich mich immer wieder hinsetzen musste, um mich auszuruhen.
Von Zeit zu Zeit spürte ich jedoch wie ich immer nervöser wurde, meine Gedanken wurden fahrig, Sehstörungen und Kopfschmerzen setzten ein, bis ich irgendwann wie ein Häufchen Elend dasaß und nur noch heulen wollte.
Ich hielt diesen Zustand nicht mehr aus, er machte mich wahnsinnig. Ich wäre am liebsten die Wände hochgegangen, weggelaufen, vor meinem eigenen Körper geflohen, der mir plötzlich vorkam wie ein Gefängnis, eine Folterkammer...
Mit zittrigen Händen griff ich in die Tablettenschachtel und warf mir gleich 60 mg ein. Danach noch einmal 40. Das Versprechen, das ich meinem Freund noch am Vortag gegeben hatte, hatte plötzlich keinen Belang mehr - alles, was ich wollte war, dass diese Unruhe aufhörte, die mich völlig um den Verstand brachte. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis das Zeug anfing zu wirken, am liebsten hätte ich es mir durch die Nase gezogen oder intravenös verabreicht.
Als die Wirkung dann endlich kam, fühlte ich mich leichter, freier. Die Unruhe war weg, meine Gedanken begannen sich zu ordnen und in diesem klaren Zustand, begann ich zu begreifen, dass ein Wochenende Intensivstation als Entgiftung nicht ausreichte. Dass ich so nicht mehr weiter leben konnte, dass ich es nicht aushalte, mein Leben an eine Droge zu verkaufen, dass ich loslassen will, um endlich wieder frei zu sein... Und dass ich jetzt etwas ändern will - genau jetzt in diesem Moment!!!
Ohne lange zu Überlegen, rief ich eine Suchtklinik an, redete mir alles von der Seele und war einfach nur dankbar, mit jemandem sprechen zu können, der in der Lage war, mir endlich einmal konkret zu helfen. Ich sagte, dass ich dringend einen Amphetaminentzug machen wolle und dass es schnell gehen müsse, weil ich die Entzugserscheinungen allein nicht aushielte.
Ich hatte erwartet, dass ich gleich morgen vorbeikommen kann, doch stattdessen vertröstete mich die Dame am Telefon nur, sagte, sie müsse mich erst einmal auf eine Warteliste setzen und würde sich melden, sobald ein Platz frei sei. Auf die Frage, wie lange ich denn warten müsse, antwortete sie mir: eineinhalb Wochen.
Das war wie ein Schlag ins Gesicht.
Eineinhalb Wochen... Das ist so eine verdammt lange Zeit!!! Was mach ich, wenn mir bis dahin die Tabletten ausgehen? Dann bin ich ganz allein mit diesen Entzugserscheinungen... Und mein Freund hat auch keine Zeit und Kraft mit mir das durchzustehen, denn sein Vater liegt im Sterben und er verbringt jede freie Minute bei ihm im Krankenhaus. Und das Traurigste daran ist, dass ich in dieser schlimmen Zeit nicht für ihn da sein kann, weil ich nur noch ein Nervenbündel bin und dass ich mich, falls sein Vater diese Woche sterben sollte, nicht einmal von ihm verabschieden könnte, so wie ich momentan unterwegs bin.
Und alles nur, weil ich einen guten Abschluss wollte und weil ich den Ärzten geglaubt habe, die mir mit der Verordnung von Mph zugesichert hatten, dass nun alles besser würde - die mich stattdessen in die Abhängigkeit gestoßen haben, mich zum totalen Junkie haben verkommen lassen...
Eineinhalb Wochen... Wie soll ich diese Zeit bloß überbrücken???
Ich fühle mich so verdammt klein und hilflos. Habe das Gefühl, von der Welt dort draußen abgeschottet zu sein, eingekerkert zu sein in meinem eigenen Körper und dabei krampfhaft versuche meine Erinnerung an den Menschen, der ich einmal war irgendwie festzuhalten, weil ich merke, wie sie mir immer mehr entgleitet.
Heute war die erste Abiturprüfung. Die Leute aus meiner Klasse sitzen nun wahrscheinlich irgendwo zusammen und gönnen sich ein Bierchen. Oder sie bereiten sich für die kommenden Prüfungen vor. Und ich sitze daheim, völlig allein, und bin voll auf Droge.
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