Hallo Zusammen,
ich bin Torben, Ende zwanzig und am studieren, immernoch.
Während meiner Schulzeit hatte ich kaum Kontakt zu Kiffen oder sonstigen Drogen.
Da war nur der Alkohol in. Mit Beginn des Studiums aber bin ich in eine Kifferszene geruscht und stecke seit nunmehr 8 Jahren in diesem Sumpf fest. Klar wirklich selbst versucht da raus zu kommen hab ich nicht. Mir wurde zwar schon gesagt, dass man sich von Kifferfreunden trennen sollte, aber es sind nunmal meine besten Freunde. Und ich betreibe es auch viel zu gern. Naja, irgendwie nicht mehr wirklich. Ich habe für eine Zeit in einer WG mit 3 anderen Kiffern gewohnt, und naja, wie das halt so ist, früh aufgestanden, Kaffee gemacht, Bong gezogen.
Jetzt wohne ich alleine, viel geändert hat sich aber nicht. Nur dass ich von Bong wieder auf Joint umgestiegen bin. Wirklich besser ist das natürlich nicht.
Entschuldigt, wenn ich etwas abgehakt schreibe, ist das erste mal, dass ich darüber schreibe, Als Süchtiger schweigt man das ja lieber tot, bzw, leugnet es ganz.
Also, der Grund warum ich hier Schreibe.
Ich bin gerade seit 14 Stunden wach, habe also einen umgedrehten Tag/Nacht Rhythmus.
In einigen Stunden habe ich ein Treffen mit meinem Betreuer meiner aktuellen Studienarbeit. Ich muss dort die Ergebnisse der letzten 14 Tage vorlegen. Es gab klare Zielsetzungen für heute. Diese habe ich nicht erfüllt, da es prompt vor 12 Tagen was zu rauchen gab und ich beherzt zugegriffen habe. (in meiner Gegend ist es nicht so leicht an was ranzukommen, da gibt es immer wieder längere Pausen von bis zu meherern Wochen. Also es gibt natürlich immer jemand, zu dem man hingehen kann, und einen mitrauchen kann, aber selbst etwas zu bekommen ist nicht so leicht.
Wenn ich denn mal was eigenes zu rauchen habe, dann hat das fatale Auswirkungen. Ich stehe früh auf, Kaffee, Joint, Rechner -> Zocken. Naja, und dann halt in einer Tour. Kaum ist der eine Joint ausgedrückt, wird der nächste angefangen zu bauen.
So ging das also die letzten 12 Tage. Bis gestern alles weg war. Und mit dem nüchtern sein, kam dann auch die Erkenntnis, dass ich nichts für die Uni gemacht habe. Sowas kann man ja immer schön wegkiffen, wenn was da ist. Deswegen habe ich eine Nachtschicht eingelegt und versucht irgendwas auf die Reihe zu bekommen. Wirklich gelungen ist mir das ganze nicht.
Jetzt sitze ich hier, muss in ein paar Stunden meinem Betreuer vor die Augen treten und ihm sagen, dass ich leider keine Ergebnisse habe. (Das war vor 14 tagen nicht viel anders).
Jetzt gehen mir natürlich viele Gedanken durch den Kopf, wie ich das vermeiden kann, bzw. was ich tun kann.
In meiner momentanen Gefühlslage würde ich am liebsten zu ihm hingehen und sagen : " Entschuldigen SIe, ich konnte die Aufgabenstellung der letzten 14 Tage nicht erledigen, da ich Drogensüchtig bin und die letzten 2 Wochen zugedröhnt auf meiner Couch lag."
Das damit wohl mein Studium ein abruptes Ende nehmen würde ist mir relativ klar. Natürlich ist Drogensucht in gewissem Sinne eine Krankheit, aber es zeugt doch auch von einer gewissen unreife, die mich vom Studium disqualifiziert.
Ich lasse jetzt mal meine Gedanken weiterspinnen...
Sollte ich jetzt zugeben, (vor allem vor meiner Familie, die davon gar nichts weiss) dass ich Drogensüchtig bin, mein Studium unterbrechen, einen Entzug machen (falls es sowas für Cannabis gibt) und danach versuchen mein Studium wieder aufzunehmen.
Aber das ganze vor meiner Familie zugeben kann ich noch nicht. Ich bin ja gerade erst dabei mir selbst einzugestehen,dass ich wirklich ein Problem habe.
Die zweite Möglichkeit, die sich immer wieder in meinem Hirn manifestiert, ist einfach aufzugeben. mit allem. Dem ganzen ein Ende setzen. (Ich weiss nicht, ob es normal ist, solche Gedanken hin un wieder zu haben, oder ob ich allein schon deswegen professionelle Hilfe aufsuchen sollte?)
Ne weitere Möglichkeit, den heutigen Tag unbeschadet zu überstehen, wäre mich krank zu melden, also ab zum Arzt und wegen irgendwas ein Attest besorgen. Aber irgendwie helf ich damit ja eigentlich nur meiner Sucht. Dann hätte ich es wieder geschafft ungeschoren davon zu kommen.
Nur, wenn ich heute zu meinem Betreuer gehe und nichts vorweisen kann, dann... tja, was passiert dann.. Es kann sein, dass er mir das Projekt entzieht. Und das wäre fatal. Dann muss ich mir ein neues suchen, und ich habe dieses erst seit 5 wochen und muss das zu Ende bringen. Und ich müsste meiner Familie erklären, warum ich das Projekt nicht fertig machen kann.
Oh mann, ich könnte für Stunden so weiter schreiben.Tut irgendwie schon gut überhaupt einmal all diese Gedanken los zu werden.
Ich weiss sehr wohl, dass ich an der heutigen Situation nichts mehr ändern kann, und da irgendwie durch muss, vielleicht kommt ja auch noch die unerwartete Mail meines Betreuers mit der Nachricht er hat heute keine Zeit, aber das ist so unwahrscheinlich wie ein Lotto Gewinn..
Was sag ich ihm nachher nur?
Der Grund warum ich hier bin, ist dass ich generell raus möchte aus der ganzen Sache. Ich will nicht mehr Nachtschichten mit schlechtem Gewissen absolvieren, weil ich 2 wochen lang dauerbekifft war, nur um 2 tage später wieder zu versuchen etwas zu bekommen. Desweiteren fehlt mir natürlich das Geld. Ich will klar im Kopf sein, und das gut finden. Ich will nein sagen können. Vielleicht will ich sogar ne stationäre Therapie machen (wenn es sowas gibt). Dann würde ich aus dem Teufelskreis in dem ich stecke rauskommen. (Ach ja, vergessen zu erwähnen: Ich tendiere dazu mein schlechtes Gewissen, dass ich durch das viele Kiffen bekomme, mit Kiffen stumm zu schalten. Das klappt immer so lange, bis nichts mehr da ist, oder ein Termin wie heute ansteht.)
So, auch wenn das kein guter Abschluss ist, höre ich jetzt auf zu schreiben.
Vielen Dank fürs lesen.
mit müdem Gruß
Torben