Cannabis Sucht - Suche Ausweg

  • Hallo Zusammen,

    ich bin Torben, Ende zwanzig und am studieren, immernoch.
    Während meiner Schulzeit hatte ich kaum Kontakt zu Kiffen oder sonstigen Drogen.
    Da war nur der Alkohol in. Mit Beginn des Studiums aber bin ich in eine Kifferszene geruscht und stecke seit nunmehr 8 Jahren in diesem Sumpf fest. Klar wirklich selbst versucht da raus zu kommen hab ich nicht. Mir wurde zwar schon gesagt, dass man sich von Kifferfreunden trennen sollte, aber es sind nunmal meine besten Freunde. Und ich betreibe es auch viel zu gern. Naja, irgendwie nicht mehr wirklich. Ich habe für eine Zeit in einer WG mit 3 anderen Kiffern gewohnt, und naja, wie das halt so ist, früh aufgestanden, Kaffee gemacht, Bong gezogen.
    Jetzt wohne ich alleine, viel geändert hat sich aber nicht. Nur dass ich von Bong wieder auf Joint umgestiegen bin. Wirklich besser ist das natürlich nicht.
    Entschuldigt, wenn ich etwas abgehakt schreibe, ist das erste mal, dass ich darüber schreibe, Als Süchtiger schweigt man das ja lieber tot, bzw, leugnet es ganz.
    Also, der Grund warum ich hier Schreibe.
    Ich bin gerade seit 14 Stunden wach, habe also einen umgedrehten Tag/Nacht Rhythmus.
    In einigen Stunden habe ich ein Treffen mit meinem Betreuer meiner aktuellen Studienarbeit. Ich muss dort die Ergebnisse der letzten 14 Tage vorlegen. Es gab klare Zielsetzungen für heute. Diese habe ich nicht erfüllt, da es prompt vor 12 Tagen was zu rauchen gab und ich beherzt zugegriffen habe. (in meiner Gegend ist es nicht so leicht an was ranzukommen, da gibt es immer wieder längere Pausen von bis zu meherern Wochen. Also es gibt natürlich immer jemand, zu dem man hingehen kann, und einen mitrauchen kann, aber selbst etwas zu bekommen ist nicht so leicht.
    Wenn ich denn mal was eigenes zu rauchen habe, dann hat das fatale Auswirkungen. Ich stehe früh auf, Kaffee, Joint, Rechner -> Zocken. Naja, und dann halt in einer Tour. Kaum ist der eine Joint ausgedrückt, wird der nächste angefangen zu bauen.
    So ging das also die letzten 12 Tage. Bis gestern alles weg war. Und mit dem nüchtern sein, kam dann auch die Erkenntnis, dass ich nichts für die Uni gemacht habe. Sowas kann man ja immer schön wegkiffen, wenn was da ist. Deswegen habe ich eine Nachtschicht eingelegt und versucht irgendwas auf die Reihe zu bekommen. Wirklich gelungen ist mir das ganze nicht.

    Jetzt sitze ich hier, muss in ein paar Stunden meinem Betreuer vor die Augen treten und ihm sagen, dass ich leider keine Ergebnisse habe. (Das war vor 14 tagen nicht viel anders).
    Jetzt gehen mir natürlich viele Gedanken durch den Kopf, wie ich das vermeiden kann, bzw. was ich tun kann.
    In meiner momentanen Gefühlslage würde ich am liebsten zu ihm hingehen und sagen : " Entschuldigen SIe, ich konnte die Aufgabenstellung der letzten 14 Tage nicht erledigen, da ich Drogensüchtig bin und die letzten 2 Wochen zugedröhnt auf meiner Couch lag."
    Das damit wohl mein Studium ein abruptes Ende nehmen würde ist mir relativ klar. Natürlich ist Drogensucht in gewissem Sinne eine Krankheit, aber es zeugt doch auch von einer gewissen unreife, die mich vom Studium disqualifiziert.
    Ich lasse jetzt mal meine Gedanken weiterspinnen...
    Sollte ich jetzt zugeben, (vor allem vor meiner Familie, die davon gar nichts weiss) dass ich Drogensüchtig bin, mein Studium unterbrechen, einen Entzug machen (falls es sowas für Cannabis gibt) und danach versuchen mein Studium wieder aufzunehmen.
    Aber das ganze vor meiner Familie zugeben kann ich noch nicht. Ich bin ja gerade erst dabei mir selbst einzugestehen,dass ich wirklich ein Problem habe.
    Die zweite Möglichkeit, die sich immer wieder in meinem Hirn manifestiert, ist einfach aufzugeben. mit allem. Dem ganzen ein Ende setzen. (Ich weiss nicht, ob es normal ist, solche Gedanken hin un wieder zu haben, oder ob ich allein schon deswegen professionelle Hilfe aufsuchen sollte?)
    Ne weitere Möglichkeit, den heutigen Tag unbeschadet zu überstehen, wäre mich krank zu melden, also ab zum Arzt und wegen irgendwas ein Attest besorgen. Aber irgendwie helf ich damit ja eigentlich nur meiner Sucht. Dann hätte ich es wieder geschafft ungeschoren davon zu kommen.
    Nur, wenn ich heute zu meinem Betreuer gehe und nichts vorweisen kann, dann... tja, was passiert dann.. Es kann sein, dass er mir das Projekt entzieht. Und das wäre fatal. Dann muss ich mir ein neues suchen, und ich habe dieses erst seit 5 wochen und muss das zu Ende bringen. Und ich müsste meiner Familie erklären, warum ich das Projekt nicht fertig machen kann.
    Oh mann, ich könnte für Stunden so weiter schreiben.Tut irgendwie schon gut überhaupt einmal all diese Gedanken los zu werden.

    Ich weiss sehr wohl, dass ich an der heutigen Situation nichts mehr ändern kann, und da irgendwie durch muss, vielleicht kommt ja auch noch die unerwartete Mail meines Betreuers mit der Nachricht er hat heute keine Zeit, aber das ist so unwahrscheinlich wie ein Lotto Gewinn..
    Was sag ich ihm nachher nur?

    Der Grund warum ich hier bin, ist dass ich generell raus möchte aus der ganzen Sache. Ich will nicht mehr Nachtschichten mit schlechtem Gewissen absolvieren, weil ich 2 wochen lang dauerbekifft war, nur um 2 tage später wieder zu versuchen etwas zu bekommen. Desweiteren fehlt mir natürlich das Geld. Ich will klar im Kopf sein, und das gut finden. Ich will nein sagen können. Vielleicht will ich sogar ne stationäre Therapie machen (wenn es sowas gibt). Dann würde ich aus dem Teufelskreis in dem ich stecke rauskommen. (Ach ja, vergessen zu erwähnen: Ich tendiere dazu mein schlechtes Gewissen, dass ich durch das viele Kiffen bekomme, mit Kiffen stumm zu schalten. Das klappt immer so lange, bis nichts mehr da ist, oder ein Termin wie heute ansteht.)

    So, auch wenn das kein guter Abschluss ist, höre ich jetzt auf zu schreiben.
    Vielen Dank fürs lesen.

    mit müdem Gruß

    Torben

  • Hallo Torben,

    ich denke das, was du da schreibst ist das Problem am Kiffen :grinning_squinting_face:

    Zitat

    (Ach ja, vergessen zu erwähnen: Ich tendiere dazu mein schlechtes Gewissen, dass ich durch das viele Kiffen bekomme, mit Kiffen stumm zu schalten. Das klappt immer so lange, bis nichts mehr da ist, oder ein Termin wie heute ansteht.)


    Ich denke, dass deine Gedanken ganz richtig sind :winking_face:

    Wie gehts dir in Pausen? Suchst du dann verzweifelt, wo du was herbekommen kannst, oder bekommst du dein Leben und die Uni dann auf die Reihe?

    Wenn das so ist, was hindert dich daran es einfach zu lassen?


    Gedanken dem Ganzen ein Ende zu setzten sind wohl der einfachste Weg....fällt weg sich mit der Situation auseinander zu setzten, fällt weg der Druck von Uni, und Familie, fällt weg, irgendetwas verändern zu müssen....aber das kanns ja nicht sein oder?


    Was war denn dein Auslöser, überhaupt zu einem Konsummittel zu greifen?
    Du schreibst ja während der Schulzeit war es Alkohol...
    Wie viel und wie regelmäßig hast du da was getrunken, hast du deine Schule und dein Leben damals auf der Reihe gehabt, oder gabs da auch schon die Gedanken, dem Ganzen ein Ende zu setzten?

    Alk und Kiffe ersetzt sich sehr leicht *find* ... und es ist das was dahinter steckt, was du erkennen musst.

    Ich weiß nicht, ob es Entzugsprogramme für Thc gibt, ich denke aber eher nicht, da die Droge, keine körperlichen Entzugssymptome macht, obwohl ich da letztens etwas anderes gehört habe.
    Sicherlich gibt es Kliniken, die sich auf Sucht spezialisiert haben .... oder aber einfach mal eine Therapie?

    Der beste Weg wird wohl zu einer Drogenberatungsstelle führen :winking_face:


    Zu deinem Projekt....wie wäre es, wenn du heute mit deinem Betreuer redest, und ihm erklärst, dass du aus persönlichen Gründen nicht geschafft hast, etwas fürs Projekt zu tun, dass du aber dabei bist das zu verändern, und ob er dir nochmal eine Chance gibt.

    Dich krankschreiben zu lassen verschiebt das Ganze ja bloß, was dir die Gedanken und das schlechte Gewissen nicht nimmt.....und wie du schon sagst, dein Verhalten ja eigentlich belohnt.

    Naja genug gelabert, vllt hast ja nen Lottogewinn, und schaffst dein Pensum, bis zum neuen Termin :grinning_squinting_face:

    viel Kraft
    LG Julchen

  • Hallo Julchen,

    vielen Dank für deine Antwort.
    Habe meinem Betreuer gestern eine email geschrieben und ihm meine Situation erklärt. Habe deinen Tipp befolgt und persönliche Gründe angeführt, warum ich keine Ergebnisse vorweisen kann. Er hat sehr verständnisvoll reagiert und mir noch mehr Bearbeitungszeit eingeräumt. Also ganz gut gelaufen. Auch wenn ich es nicht geschafft habe persönlich zu ihm zu gehen.

    Bin heute gerade aufgestanden, es also hoffentlich geschafft meinen Tagesrhythmus wieder richtig zu drehen. Werde mich jetzt auch hinsetzen und was tun.

    Zu deinen Fragen:

    Wie geht es mir in Pausen? Die ersten Tage geht es eigentlich ganz gut. Ich greife dann zwar als Ersatz zur Zigarette, aber das vernebelt wenigstens nicht so den Geist. Nach drei Tagen merke ich dann, dass ich genervt und aggressiv werde. Es treten also Entzugserscheinungen auf. Dann versuche ich meist wieder etwas zu besorgen, bzw. habe ich mich auch schon mit Freunden verabredet, nur mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass ich dort einen rauchen kann.
    Wirklich was auf die Reihe bekomme ich nicht. Meine Gedanken drehen sich meist dann mehr um das beschaffen als das Lernen/Arbeiten.

    Im Juli hatte ich eine sehr produktive Phase. Habe mehrere Wochen nicht geraucht, viel gelernt und endlich mal wieder ein Prüfung bestanden. Das gab schon ein gutes Gefühl. Warum ich mir direkt nach der Prüfung wieder etwas zu Rauchen besorgt habe, ist mir heute rätselhaft. Ich habe während der Lernphase immer im Hinterkopf gehabt, "nach der Prüfung gibt es wieder was". Habe sogar "vorbestellt", damit ich auch wirklich nach der Prüfung etwas habe. Dieses Verhalten erscheint mir jetzt doch sehr bescheuert.

    Zum Alkohol während der Schulzeit: Das war in keinster Weise übermäßig. Da hat man halt auf Partys mal eins über den Durst getrunken, aber niemals regelmäßig. Auch Bier zum Abendessen, oder das "Feierabend-Bier" gab es nicht.
    Damals hatte ich mein Leben schon im Griff, wenn auch etwas geleitet durch die elterliche Führung. Die Gedanken, dem Ganzen ein Ende zu setzen hatte ich aber auch schon, allerdings aus anderen Gründen. Nachdem mich meine erste große Liebe verlassen hatte, keimten diese Gedanken in mir auf. Zur Umsetzung hat mir aber der Mut gefehlt, auch wenn ich zweimal dazu angesetzt habe.

    Warum habe ich dann zu einem Kosummittel gegriffen? Gute Frage. Mein Selbstbewusstsein und mein Selbstwertgefühl sind nicht sehr ausgeprägt, ich zweifle regelmäßig an mir selbst. Als ich dann zum Studieren in eine neue Stadt gezogen bin hatte ich schon große Angst keinen Anschluss zu finden. Auch weil ich nicht zu Semesterstart angekommen bin, sondern erst einige Wochen später zum Studium zugelassen wurde (Nachrückverfahren). Mir wurde dann ein Zimmer im Uni-Wohnheim zugewiesen. Da fällt der Anschluss natürlich leichter. Dort kam ich dann aber auch zum ersten mal mit der Droge in Kontakt. Anfänglich haben wir unregelmäßig abends gemeinsam mal ein Tütchen geraucht, später wurde das häufiger und regelmäßig. Ich habe dann auch mit einigen meiner Wohnheim-mitbewohnern eine WG gegründet. Das war dann die exzessive Zeit, die ich schon erwähnt habe.

    Heute ist der zweite Tag nachdem meine "Vorräte" aufgebraucht sind. Bis auf ziemliche Kopfschmerzen geht es mir gut. Allein die Tatsache, mich hier endlich über mein Problem auszutauschen gibt mir viel Auftrieb. Ich denke zumindest momentan nicht darüber nach, wo ich etwas herbekommen kann.

    So viel für den Moment,
    viele Grüße,
    Thorsten

  • Hallo Torben,

    also Kopfschmerzen hab ich auch :winking_face: mein Arzt sagt, das mag auch am Herbst liegen. :smiling_face:

    :top: wie du das mit deinem Betreuer geregelt hast....manchmal ist es supi, dass es Inet gibt, und wenns noch so klappt, bitte genial ....

    Jup Gereiztheit und leichte Aggressionen würde ich auch als Entzug einschätzen, aber das geht vorbei...hast du eine Möglichkeit, dich abzulenken?

    Dass du dir nach den Prüfungen sogar etwas bestellt hat, mag mit deinem Belohungssystem zusammen hängen.... und sicher mit deiner Sucht.
    Sucht lässt sich Hintertüren offen, und wenn man nicht aufpasst, krallt sie sich einen wieder :grinning_squinting_face:
    Ich für meinen Teil denke, die Sucht wird uns unser ganzen Leben weiter begleiten. AN uns liegt es, damit umzugehen, und sie kontrollieren, bzw. handeln können, ohne, dass sie uns abhängig macht....
    Das ist ein langer Weg, und für manch einen bleibt nichts außer der totalen Abstinenz vom präferierten Suchtmittel, und Vorsicht im Umgang mit allem anderen was Konsummittel darstellt.

    Du schreibst von deine Defiziten im Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, wichtige Dinge für ein gesundes Dasein.

    Hast du über den Weg zu einer Drogenberatungsstelle mal nachgedacht?
    Oder vielleicht darüber eine Therapie zu beginnen?

    Ich kenn das von mir, in Hochphasen, hab ich nach allem was ich getan hab, einen geraucht, so als Belohnung, so mit der Zeit habe ich geschafft, das zu verändern, also andere Wege gefunden, mir was Gutes zu tun ...

    Zu den Kontakten, sicher Kiffen verbindet, so wie Rauchen das ja auch tut. Manhat etwas gemeinsames, naja, aber ihr könntet auch die Uni als Gemeinsamkeit nutzen, zusammen lernen, Projekte machen, usw.
    In dieser WG wohnst du ja nimmer, und das find ich schon mal sehr gut. Wenn man als User aufhören will, geht das nur, wenn man erstmal Abstand nimmt, Gelegenheiten, rückfällig zu werden, vermeidet......nur ein Tipp :grinning_squinting_face:

    LG Julchen

  • Hallo,

    es ist fast ein halbes Jahr vergangen, seit ich das letzte/erste mal hier geschrieben habe. Erstmal vielen Dank für eure Unterstützung und Ratschläge.
    Wie das mit der Sucht so ist, habe ich diese in den Wind geschlagen und einfach weiter gemacht.
    Nachdem ich nun noch immer an der selben Arbeit sitze und sie einfach nicht fertig bekomme (schlampige arbeit) und mir meine Familie gedroht hat den geldhahn zuzudrehen, habe ich beschlossen, dass es so nicht weitergehen kann.

    Vor zwei Tagen bin ich zu meiner Mutter gefahren und hab ihr alles gesagt. Sie war natürlich erstmal geschockt, hat mir aber sofort versichert, dass sie mich unterstützen wird.
    Gestern war ich bereits bei einer Drogenberatungsstelle und habe mich heute auf die Warteliste für eine Entzugsklinik setzen lassen. Es gibt eine ca. 2 wöchige Wartezeit für die Aufnahme.
    Ich bin nun seit 9 tagen sauber und es geht mir langsam besser. Klar, die Gedanken kreisen immer noch um die Wiederbeschaffung und meine Sucht Sucht nach Hintertürchen.
    Ich werde mein gewohntes Umfeld verlassen und zunächst zu meiner Mutter ziehen um alle diese Hintertürchen zu schließen.
    Ich hoffe in 2 wochen den Entzug anfangen zu können (natürlich werde ich bis dahin nichts rauchen, das wäre ja schön blöd). Danach werde ich eine Therapie bei der örtlichen Beratungsstelle anfangen, mit Einzel-und Gruppentherapie.

    Die Sache meiner Familie zu erzählen hat mich enorm viel Überwindung gekostet und auf der 6 stündigen heimfahrt am Sonntag wäre ich mehrfach beinahe aus dem Zug gestiegen und zurück gefahren um zu Kiffen.
    Nun bin ich aber sehr froh, dass ich stark geblieben bin und mein Problem nicht mehr vor meiner Familie verstecken muss. So langsam sind mir die Ausreden ausgegangen und ich bin müde vom Weglaufen und verheimlichen.

    Es ist für mich ein Neuanfang. Ich möchte dass ihr wisst, dass ihr dazu beigetragen habt, und ich sehr dankbar dafür bin.
    Ich werde auch an meiner Uni publik machen, dass ich Suchtkrank bin und hoffe mein Studium mit Hilfe meiner Familie doch noch beenden zu können.

    Ich halte euch über den Fortgang meiner Therapie auf dem Laufenden.

    Vielen Dank und Liebe Grüße,

    Torben

  • Das is mal ein Wort, ich denk du wirst es nicht bereuen und gehst grad die richtigen Schritte.

    Zusammen mit deiner Familie wirst du es schaffen, wenn du so konsequent dran bleibst.

    Viel Glück und schön, wenn du weiter berichten wirst :smiling_face:


    LG Franz

  • Zitat von alive;105748

    Warum?


    Der Grund ist, dass ich begründen muss warum ich es bisher noch nicht geschafft habe meinen Abschluss zu machen und was mich davon abgehalten hat. Wenn ich meine Krankheit dem Prüfungsamt mitteile und schreibe, dass ich mich in Therapie befinde, bewilligen Sie mir vielleicht ein weiteres Semester. Ohne schlüssige Begründung kann es sein, dass ich zwangsweise Exmatrikuliert werde und somit keine Aussicht auf einen Abschluss mehr habe.

  • Oh, jetzt verstehe ich. Ich drücke dir die Daumen, dass du ein weiteres Semester bewilligt bekommst. Mir gefällt dein Engagement sehr. Du bist auf dem richtigen Weg, offen für Neues, was unheimlich wichtig ist, um mit alten Dingen brechen zu können. Das ist Grundvoraussetzung für ein dauerhaft cleanes Leben.

    LG, alive :wink:

  • Hallo Torben,
    auch wenn es etwas gedauert hat bist Du jetzt auf dem richtigen Weg. Du kannst wahnsinnig stolz auf Dich sein, vor allem wegen Deiner Ehrlichkeit den Eltern gegenüber, das war bestimmt sauschwer. Super das Du so schnell einen Platz bekommst, manchmal sind die Wartezeiten da grausig. Auch der Gedanke dann wieder zu Deiner Mutter zu ziehn finde ich super. Toll das Sie zu Dir hält. Was Dein Studium betrifft. Ein guter Freund von mir hatte einmal das gleiche Problem wie Du jetzt. Er hat sich ebenfalls dem Prüfungsamt in Verbindung gesetzt und die hatten dort sehr verständniss voll reagiert. Er solle sich Zeit lassen, das alles in Ruhe durchziehn und dann könne er sein Studium fortsetzen. Und das obwohl er schon so gut wie rausgeflogen war. Offenheit ist meistens der beste Weg um weiterzukommen. Trotzdem würde ich in der Uni jetzt nicht jedem auf die Nase binden das Du süchtig bist, da haste nämlich dann schnell nen Stempel. Ich denke es genügt wenn es Deine Familie und Deine Freunde wissen. Alles, alles liebe Dir, Carry

  • So, am Dienstag geht es in die Klinik. Bin sehr gespannt wie es wird. Komme auf die allgemeine Drogenstation. Es soll viel Sport geben und einen vollständig geplanten Tagesablauf. Handy darf ich nicht mitnehmen und meinen Arbeitslaptop werde ich auch zu Hause lassen. Einfach mal 2 Wochen mit mir selbst beschäftigen. Das tut mir glaube ich gut.
    Ansonsten bin ich nach wie vor sauber. Nichts geraucht. Das Verlangen ist zwar schon ab und an da, vor allem wenn es mir schlecht geht und irgendwas nicht so läuft wie ich das gern hätte. Aber prinzipiell geht es sehr gut. War letztes Wochenende auf ner Geburtstagsparty und zweimal ging eine Tüte in meine Richtung. Es war komischerweise nicht schwer nein zu sagen. Der Wille war stärker.
    Allgemein ist mein Wille viel größer, seit ich das Problem meiner Familie mitgeteilt habe. Es ist sehr erleichternd dies nicht mehr alleine rumtragen zu müssen. Keine Ausreden mehr suchen müssen. Das kann ich also nur empfehlen.
    Die Verlängerung an der Uni ist auch genehmigt. Habe gesagt, dass ich ein Suchtproblem habe und ab dann war es kein Problem mehr. Alle waren sehr verständnisvoll. Natürlich habe ich nicht jedem auf die Nase gebunden, dass ich ein Drogenproblem habe. Aber da wo es sinnvoll und nötig war, habe ich es nicht bereut.
    Habe heute den Bus verpasst und musste eine Stunde nach Hause laufen. Das hat mich anfänglich extrem genervt. Nach einiger Zeit tat es aber richtig gut zu laufen. Habe den Heimweg in der Dunkelheit dann doch genossen. :smiling_face:

    Sollte ich in der Klinik Zugriff aufs Internet haben, werde ich versuchen von dort zu berichten. Ich gehe da schon mit gemischten Gefühlen hin, aber ich schätze das ist normal. Wird schon werden.

    Bis bald,
    Torben

  • Torben, dann wünsche ich dir mal viel Erfolg für deinen Aufenthalt... ich hoffe du kannst dort andere Strategien lernen, um mit Ärger und Enttäuschung umzugehen ... und findest wieder ein Stück weit zu dir

    berichte, klar wird uns freuen

    LG Julchen

  • So, eine Woche ist rum. Sie war mal mehr mal weniger Ereignisreich.
    Direkt zu beginn war einiges los.
    Ich kam dort an und stelle fest, dass die Station auf deren Warteliste ich stand eine geschlossene Station ist. 5 Tage Kontaktsperre, danach ein persönliches Telefonat am Tag. Nun gut. Vielleicht ist das gar nicht schlecht. Sich wirklich mal nur mit sich selbst beschäftigen tut bestimmt gut.
    Hätte mich vielleicht im vorfeld besser Informieren müssen.
    Nach einer Urinprobe ging es zum Gespräch mit der Ärztin. Ich erzählte Ihr meine Geschichte und mein Konsumverhalten. Auf die Frage, wann ich das letzte Mal konsumiert hätte (ob gestern oder heute?) antwortete ich wahrheitsgemäß, dass dies am 10 März war. Die Ärztin lehnte sich zurück und musste ein wenig lachen. Ob ich das ernst meine, fragte sie. Natürlich gab ich zurück. Nun, dann haben Sie die kritische Phase ja bereits überstanden. Wir können Ihnen auf dieser Station nicht helfen. Wir begleiten die Patienten auf den Ersten Wochen des Entzugs und stellen sicher, dass sie nichts konsumieren.
    Sie verließ dann den Raum und kam kurz danach lächelnd zurück und verkündete, dass dies mein Glückstag sei.
    Ich bekam sofort einen Platz in einer anderen, offenen Station. Eine Station für Erwachsene mit Alkohol- und/ oder Medikamentenabhängigkeiten. Sie meinte, dies sei in meinem Fall als Motivationsstation zu sehen.
    Also, nach knapp einer Stunde die geschlossene Station wieder verlassen und auf zur offenen.
    Dort zunächst wieder ein Gespräch mit der behandelnden Ärztin und beziehen des Zimmers.
    Der erste Tag war sehr befremdlich. Ich habe mich nicht wohlgefühlt. Es schien als seien die Patienten dort eine eingeschworene Truppe. Ich verbrachte die meiste Zeit allein auf meinem Zimmer. Kein gutes Gefühl in der Magengegend.
    Am zweiten Tag standen dann Blutabnahme, EKG und andere Untersuchungen an. Langsam knüpfte ich dann auch Kontakt mit meinen Zimmergenossen und anderen Mitpatienten. Die PflegerInnen sind allesamt sehr nett und hilfsbereit. Auch ein Gespräch mit dem Psychotherapeuten konnte ich bekommen. Das tat sehr gut und bestärkt mich in dem Wunsch dies auch nach dem Klinikaufenthalt weiter zu tun. Der zweite Tag endete ereignislos, aber mit einer Muskelrelaxationsstunde sehr entspannt.
    An Tag drei stand Sport auf dem Programm, ein bisschen Basketball und Kraftraum. Tat gut. Hatte schon lange keinen Sport mehr gemacht. Eine Stunde war allerdings zu kurz. Nachmittags ging es auf Beschäftigungstherapie. In einer Klinikansässigen Werkstatt soll die Zeit halbwegs sinnvoll verbracht werden. Zum Beispiel mit Bemalen eines Ziegelsteins oder Flechten eines Korbes. Alles nicht so meines. Zum Glück haben Sie auch Bausätze, so dass ich kurze Zeit später anfing eine Tischuhr aus einer Aluminium-Platte zu basteln. Dann kommt wenigstens was nützliches raus.
    Der Freitag war dann Karfreitag, da passierte so gut wie gar nix, habe viel gelesen und war spazieren in der näheren Umgebung. Samstag ging es dann heim, Beurlaubung für das Wochenende, es wäre sowieso nichts passiert.
    Jetzt bereite ich mich darauf vor, wieder hinzufahren. Habe die kurze Zeit zu Hause sehr genossen.
    Alles in allem muss ich sagen, dass die grobe Struktur die durch Aufstehen, Mahlzeiten und Therapien vorgegeben ist guttut und mir hilft mich wohl zu fühlen. Allerdings gibt es zwischen den einzelnen Terminen viel Leerlauf, in denen man eigentlich nur rumsitzt und wartet bis es weitergeht. Daher werde ich heute meinen Laptop mitnehmen und versuchen in den freien Stunden etwas zu arbeiten.
    Das Ziel der nächsten Woche wird es sein, einen Plan aufzustellen, wie es in den nächsten Monaten weitergehen soll. Welche Therapieform werde ich in Anspruch nehmen, wo werde ich leben, wie wird mein Tagesablauf aussehen?
    Fest steht, dass ich kein Cannabis mehr konsumieren werde. Dieses Kapitel meines Lebens lasse ich hinter mir. Es hat mir viele Erfahrungen beschert, und meine momentane Situtation wird mich für die Zukunft stärker machen. Und die Station auf der ich bin, trägt dazu bei. Es ist in meinem Fall tatsächlich eine Motivationsstation.
    Ich wünsche euch allen eine gute Woche, bleibt stark, ich melde mich, sobald ich kann.
    Viele Grüße,
    Torben

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