• hm..
    ihr habt bei der beschreibung auf der hauptseite geschrieben, wie es angehörigen geht, wenn jmd suchtkrank, suigefährdet oder Selbstmord begangen hat...
    hm, kann nur sagen, kenn beide seiten...
    und um ehrlich zu sein, weiss ich gar nicht, wie man sich da fühlt...
    kann da ja nur von mir ausgehen, also da ich selbst schmerzmittelabhängig bin und weiss wie scheisse das ist, kann man schwer neben jmd stehen, den man dann auch noch mag, und bei dem zerstörungsvorgang zugucken, obwohl man aus leidiger selbsterfahrung weiss, dass zuquasseln mit tollen ratschlägen nix bringt... mh.. sehr schwer mit umzugehen...
    was das thema Selbstmord angeht, haben mittlerweile vier meiner engsten vertrauten den Freitod gewählt.. der letzte, im märz...
    wie fühlt man sich? wie geht man damit um?
    zuerst, geschockt... dann stinksauer, wütend, man verflucht denjenigen, warum hat er mich allein gelassen... dann wieder abgrundtiefer neid, er hat endlich seine ruhe, die wir alle wollten....
    das letzte wahrscheinlich aber nur, weil ich selbst von diesen gedanken getragen werde, menschen, die ein glückliches leben führen, werden wohl schwieriger damit umgehen können.. mit schuldgefühlen etc zu kämpfen haben...
    mir fehlen sie nur unendlich...
    (vllt auch ein grund noch nicht gegangen zu sein, da man weiss, wie sich die zurückgebliebenen fühlen, ka)

    lg lio

  • Ich kenne auch beide Seiten, also ich habe wichtige Menschen verloren und schaue immer wieder zu wie sich gute Freunde, mit Drogen oder sonst was, kaputt machen!

    Dazu kommt noch meine „ICH“!
    Heute sehe ich erst was ich meiner Familie und Freunden, mit meiner 'Sucht und den sonstigen Krankheiten wie 'Depressionen, angetan habe. Nur wichtig ist erst mal das ich selbst aus dem ganzen raus kam, dann erst sieht man ja was das ganze für Spuren hinterlassen hat!

    Manchmal habe ich auch gedacht es wäre besser für den ein oder anderen, gerade wenn jahrelange Scherstabhängigkeit vorliegt.
    Heute ist das anders, keiner muss deswegen sterben, jeder könnte sich zu leben entscheiden – wenn auch nur über einen sehr harten und langwierigen Weg!
    Ja ich war auch sauer, meist aber auf mich selbst, gerade als ich meine Freundin durch die Drogen verloren habe. Doch ich bin nicht der liebe Gott! Jetzt sehe ich es als Abschied auf Zeit, einfach ein Neubeginn eines Lebensabschnitts.

    Ich bin schon ganz wirr in der Rübe, ein schweres Thema für mich :frowning_face:

  • hmm.....

    Mein Onkel hat sich damals mit einer Überdosis Heroin weg gemacht.... bzw. Es konnte keiner so wirklich sagen ob es Absicht war oder dummer Zufall.

    Die Krippo war irgendwann da.. hat einen ganzen Sack voll stinkender Briefe mitgebracht..

    Ganz ehrlich? .. Er stand mir mal sehr nahe.. aber wie man sich fühlt weiss ich trotzdem nicht... Ich weiss nicht warum.. aber es hat mich nie berührt....

    Ich weiss nur wie es ist, wenn Menschen die Mann liebt so nah am Abgrund sind das diese Gewisse Angst die einen Lähmt da ist.

    Und ich möchte es nicht erleben einen von Ihnen zu verlieren wenngleich ich meinen eigenen Wunsch danach auch kenne und es Ihnen nicht verübeln könnte...

  • Bei mir ist es die Ohnmacht, die mich fertig macht. Es zu sehen und doch nichts tun zu können, weil alles, was von außen getan wird, sinnlos ist, solange der andere nicht will.

    Man kann niemanden zu seinem Glück zwingen.

    Wenn der andere sich in seine Krankheit, seine Sucht immer tiefer hineinsteigert, kann man nur warten, bis er ganz unten angekommen ist. Und wenn er ganz unten ist, muss er ganz alleine aufstehen und spüren, dass er Kraft hat, das alles zu ertragen und wieder ins Lot zu bringen.

    Niemand kann für einen anderen essen und trinken, genausowenig kann man für einen anderen die Dinge seines Lebens entscheiden.

    Das einzige, was ich selbst tun kann, ist mein eigenes Leben in die Hand zu nehmen und zeigen, dass es funktioniert. Ich kann lediglich Mut machen und erzählen, wie ich mit diesen Erfahrungen umgegangen bin. Wahrscheinlich sind meine Lösungen nicht die Lösungen des anderen. Aber er sieht, dass es Lösungen gibt. Also wird er seine eigenen finden.


    Ich glaube, es gibt immer beide Seiten. Durch die Erkrankung eines Angehörigen verändert sich das eigene Wesen durch diese Belastung. Oft habe ich mich auch gefragt, wie ich wohl geworden wäre, wenn meine Eltern so gewesen wären, wie ich sie mir gewünscht hätte. Aber solche Gedanken führen zu nichts, weil die Zeit sich nicht zurückdrehen lässt.

    Oft war ich überfordert und erschöpft, gereizt, aggressiv und habe mich selbst gehasst, stundenlang traurige Musik gehört, die mich noch weiter heruntergezogen hat, schwarze Kleidung getragen und mich wie in einer Gebetsmühle immer nur mit dem ganzen sinnlosen Mist gedanklich beschäftigt. In einem Anfall von Wut und Hass habe ich auf ein Kissen geschlagen, bis ich nicht mehr konnte.

    Dann hat es irgendwie klick gemacht und ich habe mich von außen selbst beobachten können und gedacht, die ist doch bekloppt. Draußen scheint die Sonne. So ein kleines mickriges, unwichtiges Leben und sie nimmt es soooo wichtig. Wer bin ich schon? Es gibt unzählige Menschen.

    Ich habe also meine Probleme relativiert und angefangen mich auf das Positive zu stürzen, also von einem Extrem ins andere. Habe bunte Kleidung getragen, fröhliche Musik gehört, bin viel unter die Leute gegangen und habe Party gemacht, meine Angehörigen vergessen und egoistisch mein Ding durchgezogen. Bis ich dann merkte, das war auch keine Lösung, denn ich fühlte mich innerlich leer, ob der vielen oberflächlichen Kontakte und sehnte mich nach Tiefe, Geborgenheit, Liebe.

    Den Kontakt zu meinen Angehörigen hatte ich abgebrochen, Freunde schon vorher durch meine Aggressionen vergrault und die oberflächlichen Bekannten gaben mir nichts. Ich war allein. Einsam. Mein Leben irgendwie eine Ruine und ich saß mittendrin.

    Eigentlich war ich ja nix besser als meine kranken Angehörigen. Nur eben hatten die eine Diagnose und Ärzte kümmerten sich um sie. Um mich hat sich niemand gekümmert. Alleine habe ich Nacht für Nacht mit mir selbst gekämpft. Sich die Wahrheit einzugestehen und zu erkennen, ist ziemlich hart. Das macht einen ganz still und beschämt auch. Ich bin sehr demütig geworden in dieser Zeit und habe die anderen Menschen plötzlich mit ganz anderen Augen gesehen. Die Kranken sowie die angeblich Gesunden.

    Ich konnte sie lieben, das konnte ich vorher nicht. Es gibt kaum noch etwas Menschliches, was mir nicht fremd wäre. Menschen sind dumm und machen schreckliche Fehler. Früher hätte ich sie deswegen gehasst. Jetzt habe ich erschreckend feststellen müssen, dass ich genau so bin wie alle anderen. Ich bin nix besser.

    Heute kann ich die Verhaltensweisen der Menschen verstehen, sie sind gefangen in ihnen und finden den Ausweg nicht. Ich weiß, wenn mir jemand etwas böses tut, dann meint er gar nicht mich persönlich, sondern da gab es tiefe Wunden in seiner Vergangenheit. Jedes Opfer wird zum Täter und jeder Täter war einmal Opfer.

    Meine Einstellung nimmt nicht die grausame Schrecklichkeit aller Dinge, die auf Erden getan werden, aber sie nimmt mir das Feindbild und ich kann aufhören zu hassen. Ich kann endlich wieder lieben.

    Wenn man so lange in einem dunklen Loch gewesen ist, dann tut der erste Sonnenschein weh. Es dauert ziemlich lange, bis man die Strahlen auf der Haut genießen kann und noch viel länger, bis man überhaupt etwas in der ungewohnten Helligkeit sehen kann.

    Wenn ich zurückschaue, komme ich mir vor, als hätte ich im Leben gestanden wie ein kleines Kind, dass sich die Augen zuhält und denkt, wenn ich niemanden sehen kann, dann sehen mich auch die anderen nicht.

    Humor mildert die Härte der Wahrheit. Ich meine warmen, liebenden Humor, nicht Sarkasmus und Zynismus.

    Ich will nie wieder zerstören, weil ich schon so viel zerstört habe, andere und mich selbst, meinen Körper. Genug ist genug. Musik hat mir viel geholfen, Meditation bei klassischer Musik z.B. hat mir geholfen meine innere Mitte wieder zu finden, auch Körper- und Atemübungen.

    Heute arbeite ich an der Kontaktaufnahme zu meinen Angehörigen. Es gibt einen Weg zurück - in Liebe. Es wird noch einige Zeit vergehen, weil ich im Moment noch nicht stark genug dafür bin, aber ich habe ein Ziel. Priorität hat jetzt erst einmal aktuell meine Gewichtsabnahme. Mit jedem Kilogramm das abfällt, komme ich mir selbst näher. Es kommt aber auch noch sehr viel Vergangenheit hoch. Ich bin da noch nicht ganz durch. Doch die Angst davor ist nicht mehr da.

    Angst essen Seele auf - ein wunderschöner Film. Absolut sehenswert.

    Was mir aufgefallen ist: Früher habe ich nie mit jemandem darüber geredet und auch mit mir hat niemand darüber geredet. Das menschliche Gespräch ist aber durch nichts zu ersetzen. Wir haben es bitter nötig. Liebesentzug und Ignoranz zerstören. Ich fühle mich besser heute, wenn ich mit den Menschen rede, vor allem mit denjenigen, die ich nicht mag. Fremde sind solange fremd, bis man sie kennenlernt und auch sie haben alle ihre Geschichte. Jeder hat sein Paket zu tragen.

    Ach ja: Wenn man nicht drüber reden kann, dann soll man drüber schreiben. Jedenfalls muss es raus, sonst wird man krank davon.

    Das waren so meine Erfahrungen.

    Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

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