Rückfälle gehören dazu.... aber wieso eigentlich?

  • Mich interessiert Eure Meinung. Viele von uns haben hier schon mal geschrieben, dass Rückfälle dazu gehören, viele kennen es aus eigener Erfahrung. Aber keiner von uns (oder ich hab es bisher überlesen^^), hat mal nen Grund dafür geschrieben. Außer eben den, dass man es aus eigener Erfahrung so kennt.

    Also was denkt ihr, warum gehören Rückfälle zur Sucht?

    Will man sich nochmal überzeugen das kontrollierter Konsum nicht funktioniert? Ist man ambivalent ob man wirklich clean sein will oder nicht? Hören wir mehr auf ein Gefühl als auf unseren Verstand? Haben wir keinen Bock manchmal auf den Kick zu verzichten? Wollen wir keine Verantwortung tragen oder keine negativen Gefühle aushalten? Sind wir egoistische Menschen?

    Teilweise polemische Fragen, aber ich würd echt gern wissen was ihr denkt. :winking_face:

    LG Minun

  • Hi,

    Aus Fehlern lernt man, würde ich sagen.
    Mein Paradebeispiel ist der Alk:
    Ich war 7 Jahre trocken.
    Testete es einmal - unter Aufsicht an - und das öffnete mir den Weg,
    3 Jahre später einen derart extremen Rückfall hinzulegen, dass ich in Indien fast dran gestorben wäre.

    Ich werde NIE WIEDER damit 'rumspielen'.

    Bei den Pulvern mußte ich hinfallen, aufstehen, hinfallen, aufstehen...
    Klassiker halt!
    Bis es KLICK gemacht hat, bzw. ich nur noch 2 Alernativen hatte:
    Verrecken oder Aufhören.

    Bei den Kippen jetzt isses so, dass ich von Anfang an wußte:
    EIN Anlauf! Durchziehen & gut ists.

    Solange man nicht wirklich bewußt und FÜR SICH SELBST aufhört, werden wir Rückfälle bauen.

    Denke ich mal. LG.Ganesha

  • Mich regt diese Formulierung, ehrlich gesagt, immer wieder ziemlich auf. Ich bin nun fast 5 Jahre clean, ohne einen einzigen Rückfall und habe auch weiterhin nicht vor, auch nur ein einziges Mal rückfällig zu werden. Ich wüsste auch gar nicht warum. Wenn ich hier immer wieder lese, dass es doch angeblich dazugehört, muss ich mich ja eigentlich fragen, ob ich vielleicht etwas falsch mache, weil ich ja komplett clean bleibe. Die meisten User hier empfehlen es ja, dass man anscheinend unbedingt auch mal rückfällig sein sollte. Hm. Das kanns meiner Meinung nach nicht sein. Ich glaube, dass Süchtige das sagen, um sich selbst zu belügen und ein Hintertürchen offen zu lassen, auf das man sich anschließend vor sich und anderen berufen kann "aber es gehört doch dazu, warum hätte ich es nicht machen sollen?".

    LG, alive

  • Ich finde, es "gehört dazu", weil man nur so lernt auch mit einem solchen Umstand umzugehen.
    Wenn man nie rückfällig war, wie will man dann wissen, ob man damit umgehen könnte oder wie man darauf reagiert? Ich persönlich finde, dass diese Erfahrung, dieses Wissen über sich selbst, einfach auf dem Weg der Genesung dazugehört.

  • Fibra, bist du dann demnach der Meinung, ich könne nicht mitreden und solle erst mal rückfällig werden? Für mich ist jeder Rückfall ein Spiel mit meinem Leben. Warum sollte ich diese Erfahrung machen? Vielleicht um rauszufinden, dass ich doch nicht damit umgehen kann? Welchen Sinn macht das? Ich weiss ja, dass ich süchtig bin.

    Nee, wer wirklich den Entschluss für sich gefasst hat, dass nur ein cleanes auch ein gutes Leben sein kann, weiss, dass jeder Rückfall brandgefährlich ist. Bei einer Suchterkrankung gibt es kein "beweisen müssen". Ein Diabetiker stopft sich sicherlich auch nicht mit Unmengen Zucker voll, um sich zu beweisen, dass er das überleben kann.

  • Vielleicht ist die Formulierung ein wenig krass alive .... gehören dazu, muss ja nicht zwangsläufig so sein, toll wenn es ohne geht :smiling_face:

    Aber ich denke wenn es zum Rückfall gekommen ist, dann ist es besser sich das so zu formulieren, als zu sagen denne halt wieder voll drauf, geht ja nicht anders.

    ... jup bei mir ist schon oft der Wunsch, einfach vor Allem weg zu laufen, der Verantwortung, dem ständigen Stress, den negativen Gedanken und Gefühlen ...

    Ein bisschen was von der "anderen Welt" schnuppern ... ist schon klar, dass diese Zeit ja begrenzt ist , keine Realität, das Leben auch nicht besser macht, und am Tag danach womöglich alles noch viel schwerer fällt....

    ...trotzdem empfinde ichs wie einen kleinen Urlaub, aus dem Alltagsleben...

    LG
    Julchen

  • Wie du das für dich siehst, alive, das musst du für dich selbst rausfinden.. Und hast du ja bereits.
    Ob du diese Erfahrung machen willst oder nicht, das geht mich nichts an :winking_face:
    Und ich werd' auch ganz sicher nicht beurteilen, ob jemand mitreden kann oder nicht etc.
    Wenn man nicht damit umgehen kann, dann ist das ein Punkt, an dem man noch arbeiten muss - wie weit man damit ist, kann man eben nur auf diese Weise herausfinden. Wer das nicht will, muss das ja nicht - Aber FÜR MICH gehört es dazu :winking_face:

  • Ich denk da wird was grundsätzlich verwechselt - es heißt doch nicht, dass man nen Rückfall haben muss!

    Es ist ein Erfahrungswert, dass viele (Und nicht alle) auf dem Weg clean zu werden, eben Rückfälle hinlegen.

    Warum?
    Wenn man jahrelang drauf ist, dann ist es doch ein erlernter Prozess - läuft was nicht optimal, dann schieß ich mich ab.
    Jeder der es ohne Rückfall hin bekommt, super!

    Zu behaupten, ohne Rückfall geht es nicht, also so ist mir das nicht bekannt. Vielmehr soll es eigentlich bedeuten - wenn der sogenannte Umfaller passiert, dann soll es trotzdem gleich wieder weiter gehen und eben wieder von vorne beginnen.

    Als Hintertürchen kann man das doch ned bezeichnen, es passiert doch ned aus versehen - es ist gewollt herbei geführt.

    Zitat

    Will man sich nochmal überzeugen das kontrollierter Konsum nicht funktioniert? Ist man ambivalent ob man wirklich clean sein will oder nicht? Hören wir mehr auf ein Gefühl als auf unseren Verstand? Haben wir keinen Bock manchmal auf den Kick zu verzichten? Wollen wir keine Verantwortung tragen oder keine negativen Gefühle aushalten? Sind wir egoistische Menschen?

    Alles trifft zu, jeder Grund kann zum Rückfall führen.

    Wenn ich mich nun selbst als Beispiel nehme, dann ist es klar selbst herbei geführt. Mich hat da nichts überrollt, ich hab mir da nichts vor gemacht.
    Ich war über 11 Jahre clean und dann ist mein Leben völlig aus den Fugen geraten.
    Ehe war kaputt, mein Lebenswerk Firma wurde zum Problem, weil ich nach einer mehr oder weniger ausgeprägten Arbeitssucht ausgebrannt war, 'Depressiv wurde - so schwer, dass ich mir nen Goldenen versetzen wollte.
    Also geh ich her, hol mir soviel, dass es zu 100% klappen wird, nur vorher muss man das ja testen - ein letztes mal :winking_face:
    Dieser eine Druck hat gereicht und ich war für eine Woche nicht mehr auffindbar, hab zig Grämmer weggeblasen.
    Danach passierten noch 4 oder 5 solcher Kurzrückfallaktionen, aber immer noch unter dem Stern der Insolvenz der Firma und Scheidung/Trennung. Mal abgesehen davon, ob es irgendwie hätte noch klappen können, ich bin ausgezogen, weil ich auf keinen Fall wollte, dass meine Kids irgendwas von einem süchtigen Vater mitbekommen.
    Nun, die Geschichte kennen viele, eine der letzte Aktion lief schief - 4 Monate Krankenhaus, Schwerbehindert und jetzt hab ich keinen Bock mehr drauf.

    Jetzt kann man sich aussuchen, ob ein Rückfall dazu gehört oder nicht. Ich sag mal, nicht alles war schlecht dran, ich hab nach 11 Jahren die Gefahr nicht mehr erkannt, was es bedeutet, süchtig zu sein. Es hat mich überrollt, ich hab es unterschätzt und doch hat es mir den Weg gezeigt - wenn ich eben weiter leben will.

    Also, man muss nicht rückfällig werden, aber die große Masse wird es leider und der einzige Vorteil was das mit sich bringt - man sieht schnell, so gehts nicht!
    Ich kann natürlich nur von mir reden, aber wenn ich sage - Rückfälle gehören dazu - dann hat es nichts mit einer Hintertüre zu tun, es soll nur deutlich machen, dass es vielen passiert und die Welt nicht unter geht - wenn man es schadfrei übersteht :winking_face:
    Manche lernen eben aus Therapie, andere einfach so und ein gewisser Teil aus Fehlern und dazu hab ich einfach auch immer mal gehört.

    Grund ist als, der (kleine) Teufel probiert es immer wieder und wenn ne passende Situation da ist, dann siegt der vielleicht. Ich behaupte sogar, jeder hat so eine Hemmschwelle, die nie eintreten darf - sonst kann es passieren, muss aber nicht.

    Wenn ich mir auch ziemlich sicher bin, dass es mir nicht mehr passiert, ich würde es nie mehr schwören, dass ich nie wieder Drogen missbrauche - nur werde ich versuchen, dass so ne Situation nicht mehr so mächtig werden kann. Versprechen nein, ich kanns nur beweisen und an meinem Sterbebett darf man mich dann für diese Aussage messen :winking_face:

    Ich frag mich Minun, hilft dir das jetzt, beantwortet es nen kleinen Teil?
    Und alive, warum gibt es dann so viele mit Zuckerschock? Weil jeder mal einen Schritt zu weit geht, nicht gut nachdenkt, einfach falsch reagiert. Ich wünsch es doch jedem, dass er das auslassen kann :smiling_face:

    LG Franz

  • Ich kann an keinen Zusammenhang denken, in dem ein Rückfall positiv bewertet werden könnte. Ein Rückfall ist ein Rückschlag, ist Gefährlich, und damit auf alle Fälle etwas negatives.

    "Rückfälle gehören dazu!" ist eine Behauptung, zu der man sich wirklich fragen muss woher sie kommt. Ich glaube, daß hier etwas verkürzt dargestellt ist: In der Realtität "gehört" es nun mal "dazu", daß eine Rückfallgefahr immer besteht und daß es auch nach einem Rückfall irgendwie weitergehen muss. "Rückfälle gehören dazu!" soll m.E. bedeuten, daß man immer davor gewarnt sein muss, NICHT, daß ein Rückfall nichts schlimmes sei. Die Aussage soll warnen, nicht besänftigen.

  • Ich wills nochmal versuchen, ich denke nicht das wer annimmt, es ist supertoll, wenn man nen Rückfall baut.

    Auf der anderen Seite, so sag ich mal, kann es schon auch eine Hilfe für manche sein - was auch immer wen dazu verleitet hat. Doch ganz sicher ist, wenns ohne geht, dann ist das der einzige und und beste Weg.

    Und ja Clony, genau so ist das entstanden, man kürzt es ein und verwendet es so - alles andere wäre Unfug.
    Keine Frage, ein Rückfall ist schlimm, sollte vermieden werden, nur passiert doch recht häufig.

    Auf der anderen Seite ist es doch so, es ist ein Rückschlag und den will man ja mit guten Worten unterstützen - also haut man sicher nicht drauf und sagt, was bist du für ein Versager. Da ist doch der bessere Weg, man sagt - hallo, is Kacke, aber mach weiter, die Welt geht jetzt nicht unter.

    Wenn man das alles ganz und gar zerpflücken will, dann müsste man vielleicht auch noch zwischen Rückfall und dem sogenannten Umfaller unterscheiden.
    Sicher nicht in Hinsicht von positiv oder negativ, nur gehts hier für mich eher um Umfaller, also einen Ausrutscher und nicht um Rückfälle von einem Jahr - weil dann müsst ich auch was ganz anderes schreiben :winking_face:

    LG Franz

  • jup Umfaller ist das bessere Wort ... Rückfall bedeutet für mich eigentlich wieder ein Hängenbleiben.

    Egal wie aber ein total abstinentes Leben wird wohl tatsächlich am Sichersten sein, schön für den, der so diszipliniert ist, das er jede Art von Rückfall ausschließen kann ...

  • Das Thema Rückfall mit dem beschäftige ich mich zur zeit auch sehr viel.

    Ich habe es oft versucht und bin immer wieder rückfällig geworden.

    Klar ich bin noch in Substitution aber das rechne ich nicht als Rückfall sondern als Stütze.

    Ich bin nun fast 9 Monate weg von illegalen Drogen jeglicher Art. Solange habe ich es noch nie geschafft.

    ich denke es ist wichtig wie schon geschrieben worden ist. sollte ein rückfall kommen, muss man sich die zeit vor augen halten die man geschafft hat.
    ich weiß aber nicht ob ich das könnte, für mich würde wohl eine Welt in Trümmern brechen und das ist es auch was mich vor dem Rückfall bewahrt, ich bin mir nie ganz sicher und wiege mich somit nie in sicherheit, das ist oft mühsam aber notwendig. In gewisser Weise bin ich auch zu stolz um rückfällig zu werden. Und ich bin mir nicht sicher ob ich nochmal die Kraft hätte die ich jetzt habe.
    Wenn ich so denken würde das es nicht schlimm ist, wäre ich schon längst rückfällig, den es macht ja nix.. Das ist eine schmale Grenze.

    Ein rückfall ist aber nicht vorprogammiert, das ist ein fehldenken, da gebe ich alive absolut recht.
    Es ist auch bei jedem individuell verschieden, für manche gehören sie dazu, sie lernen daraus, für andere ergibt sich diese situation oft gar nicht..

    Momentan, auch wenn ich es mir oft ausmale bis ins kleinste detail, glaube ich nicht das ich in nächster zeit rückfällig werde.

    Mittlerweile wenn sich die Welle der Aussichtslosigkeit aufbaut, dann denke ich mir das so.. Es ist nur eine Welle, eine große von vielen.. von guten und schlechten. Dann schnapp ich mir mein surfbrett und reite auf dieser welle. Manchmal ist sie so stark, droht mir das brett unter den füßén wegzureissen.. aber ich weiß, dass die welle irgendwann ausläuft und das dann auch die sonne wiederscheint...
    Bis jetzt fahre ich sehr gut, mit diesem Denken..

    Rückfälle entstehen aus Gefühlen.. Aus Gefühlen es nicht schaffen zu können, ein fallen in alte muster weil man es nicht schafft es anders zu bewältigen. Und genau hier sollte man den Schritt ansetzen, so schwer es auch fallen mag.. Es bringt nicht das Symptom den Rückfall selbst zu bekämpfen, man muss es ander Wurzel packen..

    Aber da wir alle verschiedene Menschen sind, gibt es verschiedene Ansichten und Erfahrungen, und das ist auch gut so :winking_face:

    lg

    ---------- Beitrag zusammengefügt um 20:31 ---------- vorhergehende Nachricht von 20:13 --------- -

    ich les mal wieder nicht die fragestellung *andenkopfhau*

    Ich kenne viele süchtigen die wirklich verzweifelt aufhören wollen und ihr möchten und ihren willen, den sprech ich ihnen auch nicht ab.

    ich denke nur, dass sie vielleicht ihre Energie die sie aufbringen, in die falsche richtung lenken, dass sie zu schnell ( das habe ich auch) zuviel schaffen wollen, wo es nur menschlich ist daran zu "scheitern".. Aber dann ist man ja nur bestätigt ein Versager zu sein. und schon schlittert man rein in den nächsten rückfall.

    Es gibt dann auch leute die nur ab und zu ein bisschen konsumieren. Das ist etwas das geht bei mir ganz klar nicht. Ich kann nicht ein bisschen süchteln.. ich wollte das immer und ich habe es immer probiert.. und jedes mal hab ich mich wie ein kleines kind am feuer verbrannt. Entweder nein oder ja. Diese Leute, ich sehe manche die das schon 1-2 jahre machen.. aber irgendwann, dann kommt der knackpunkt, aber es ist ja nur ein bisschen mehr - nicht der rede wert.. das ist die größte lüge mit der sie sich zufrieden geben.

    Soviel zum wirklichen wollen und ein bisschen clean sein..

  • warum hat man rückfälle... ich denke das hängt mit der droge zusammen. drogen lügen uns ja was vor... freiheit, sicherheit, etwas woran man sich festhalten kann, ein gutes gefühl zu haben.

    natürlich ist es nicht so, aber die drogen lügen uns das vor.

    ich vermisse oft dieses gefühl einfach. dazusitzen, mit leuten, zu saufen, richtig sich die birne wegzuknallen, in einer anderen welt kurz eintauchen zu können. für mich ist das jetzt kein rückfall, weil ich es eh noch nicht länger als ein paar tage ohne ausgehalten hab.

    vielleicht kann ich mich mit dem gedanken auch nicht anfreunden dass andere menschen nur zu bestimmten anlässen oder halt ab und zu etwas trinken und ich aber das nicht kann. einfach es zu kontrollieren.

    beim ritzen ist das wieder so ne andere sache. ich hasse es, ich möchte es nicht mehr tun. aber in so einem moment ist das mir total egal, es befreit mich innerlich dann einfach. dieses gute gefühl eben in dem moment. komischerweise.. umso weniger ich mich damit auseinandersetze umso seltener brauche ich dieses gefühl.

  • Ich finde auch das so ein Rückfall dann passiert wenn man Seine Gefühle nicht mehr im Griff hat. In diesem Moment ist man einfach überfordert. Und natürlich entscheidet man sich in diesem Moment trotzdem bewusst für die Drogen, das soll keine Entschuldigung sein. Es ist super wenn man es ohne Rückfall schafft, jedoch ist es für sehr viele nicht machbar. Ich bin auch der Meinung das ein Rückfall kein Versagen bedeutet sofern man nicht ins alte Muster wieder reinrutscht. Einen Rückfall definiere ICH mit ner EINMALIGEN Sache. Und ich fange dann dort an wo ich aufgehört habe. ICH versuche aus dieser Situation zu lernen was ich beim nächsten Mal besser machen muss BEVOR es zum Rückfall kommt. Selbstverständlich wäre es mir auch 10000 mal lieber könnte ich es ohne schaffen. Dazu gehört ein Rückfall definitiv nicht, es spricht für die Willensstärke und Kraft wenn man es ohne Rückfall schafft. Dies soll aber nicht bedeuten das Menschen mit Rückfällen nicht den Willen haben aufzuhören! Jeder definiert das wohl für sich anderst.....und wir sollten in der Lage sein das einfach so zu akzeptieren das jeder einen Rückfall anders betrachtet, jeder auf Seine Art.

  • Na das ist ja schön, so viele Beiträge.... dann hab ich ja wohl schon mal was produktives erreicht, nämlich ne Diskussion.

    Ich denke, ich hab mich ein wenig verwirrend bzw. nicht präzise genug ausgedrückt, deshalb bin ichmit meiner Frage irgendwie nicht weiter gekommen.

    Also was ich nicht in meinen Kopf reinkriege ist folgendes:

    "Warum gehören Rückfälle zur Sucht?" soll heissen: Warum packen viele süchtige Menschen auf die heisse Herdplatte, verbrennen sich die Finger. Denken sich "aua, ist echt heiss" und entscheiden sich wieder drauf zu packen...und nochmal und nochmal. Selbst wenn sie irgendwann nicht mehr draufpacken, dann kommen immer wieder die Gedanken "sollte ich nicht doch nochmal draufpacken und schauen ob es wirklich heiss ist?"

    Ich weiß nicht genau wie ich es ausdrücken soll, ich kriegs einfach nicht in meinen Kopf. Ja sind wir denn zu blöd? Funktioniert unser Gehirn nicht? Man lernt aus Fehlern klar, aber was ist es, was viele dazu treibt die Fehler immer und immer und immer wieder zu machen? Versteht ihr was ich meine?

    Ein großer Teil von mir tendiert auch dazu zu sagen, es hat was mit dem "Wollen" zu tun. Man vergisst in einigen Situationen, dass man clean sein will, entscheidet sich halt wieder für die Herdplatte. Ist das nicht bescheuert? Vielleicht ist die Herdplatte aber manchmal auch nicht heiss. Das würde übertragen aber bedeuten, das es funktioniert ab und an mal zu konsumieren. Hm, also da finde ich die Unterscheidung Umfaller oder Rückfall irgendwie auch schwierig. Also Umfaller geht gut aus? Prima, dann brauch ich mir keine Sorgen machen. Nee , ich weiß ja das es so nicht gemeint ist.

    Also eine liebe Freundin sagte letztens zu mir, ich sei "Stolperclean". Ich kannte den Ausdruck gar nicht. Sie bezog sich darauf, dass ich seit ganz vielen Jahren zwar keine Drogen mehr gekauft hab, aber wenn irgendwas missbräuchliches durch einen Zufall in meine Nähe gelangt ist (wie z.B. Opiate oder Benzos oder was auch immer), dann hab ich's auch genommen. Sind das jetzt Umfaller, Rückfälle? Ich hab das nicht so gesehen, würde mich als clean bezeichnen. Ich bin niemals irgendwas hinterher gelaufen und hab versucht mir was zu besorgen.
    Vielleicht bin ich nicht süchtig?

    Aber das gehört nun gar nicht hier hin. Was wollte ich nun damit sagen? Ach ja, ich hab mir nie vorgenommen "nie wieder etwas zu nehmen". Wenn ich mir das vorgenommen hätte, wüsste ich nicht, warum ich nochmal auf die heisse Herdplatte fassen sollte. Aber...und nun dreht es sich langsam in meinem Kopf ;).... warum nehme ich mir das nicht vor? Warum denke ich (und eben viele andere Süchtige) "so ab und an verbrenn ich mir eben doch nochmal die Finger".

    Jetzt ists auch nicht klarer worauf meine Frage abzielt oder? Na, war ein Versuch....

    LG Minun

  • Also wenn man das Beispiel mit der Herdplatte nimmt, grad Kinder testen das öfter.. Ich war da auch so, hab' mich dabei verbrannt und grad deswegen wirklich nochmal draufgefasst. Oder eben beim nächsten Mal ist es mir wieder passiert, obwohl ich ja eigentlich gewusst haben müsste, dass es wieder heiß sein wird. Ist das bei Kindern denn so viel anders als bei Erwachsenen?

    Dass wir unsere Fehler wiederholen, ist, glaube ich, irgendwie normal. Wenn es anders wäre, dann wäre wir nicht hier, dann hätten wir unsere Probleme wahrscheinlich zum Großteil nicht. Vielleicht brauch' unser Gehirn einfach bei bestimmten Dingen etwas länger um 'einzusehen', dass bestimmte Dinge nicht gesund sind? Also grad bei bewusstseinsverändernden Dingen stell' ich mir das so vor. Jede Droge hat oder kann ja immer auch eine für uns positive Wirkung haben - Und da sich unser Gehirn das wiederrum merkt, wie soll es dann umschwenken und grad das positive Empfinden als negativ deklarieren und eben vermeiden? Stell' ich mir halt als nicht so leicht vor und denke daher, dass es dafür eben auch 'ne ganze Zeit braucht...

  • Vielleicht hinkt das Beispiel Fibra. Ich denke halt wenn man nach dem ersten Mal Herdplatte nochmal drauf fasst, dann tut man das, weil man nicht anders will. Ja ich denk auch, dass man da Kinder nicht mit Erwachsenen vergleichen kann. Insofern wäre es das "sich selbst belügen" wenn man rückfällig wird bzw. wieder etwas konsumiert. Nur warum tut man das? Warum belügen sich viele Süchtige so oft?

    :61::21:

  • Hi, ich glaube, dass Rückfälle immer dann auftreten können wenn die Lebensumstände die gleichen sind oder bleiben. Mein (zugegeben simples) Beispiel. Jemand wird im Job gemobbt, hält den Druck nicht aus und trinkt, wechselt den Arbeisplatz, macht eine Entziehung - alles ok. Nach einer Weile wird er dort auch wieder gemobbt... siehe oben.
    Es ist schon das mit den eingefahrenen Lebensmuster, die Franz (?) meinte.
    karllo.

  • @ Minun
    Aber man entscheidet sich auch bei einem Rückfall dafür wieder auf die Droge zurückzugreifen. Genauso, wie die Herdplatte nochmal auszuprobieren.. Niemand zwingt einen in der Situation so zu reagieren, wir tun das von selbst..

    Zitat

    Als Hintertürchen kann man das doch ned bezeichnen, es passiert doch ned aus versehen - es ist gewollt herbei geführt.

  • Hi,

    erstmal finde ich Umfallen in dem Zusammenhang auch passender, in meiner Therapie nannte man das Vorfall, wenn man bei seinem Konsum nicht wieder in das selbe alte Muster zurückfällt, bzw. merkt dass man noch eine wackelige Phase mit gelegentlichem Konsum vor sich hat.

    Warum einem so etwas wider besseren Wissens passiert liegt in der Sucht selbst; wenn eine rein willentliche Entscheidung ausreichen würde, was auch immer zu konsumieren, bräuchten wir keine Suchtkliniken und diesbezügliche Therapien, da würden dann ein paar Info-Abende ausreichen.
    Wir haben alle mit diversen Substanzen angefangen, weil es uns ein gutes Gefühl vermittelte, uns die Möglichkeit gab, zumindest vermeintlich, uns aus unangenehmen, streßigen, frustrierenden Situationen wgzubeamen.

    Neurochemisch heißt das, dass im Gehirn Neurotransmitter, vorallem Dopamin ausgeschüttet werden, das vermittelt uns anfänglich ein Glücksgefühl, dieser Mechanismus wird im Belohnungszentrum gespeichert;
    Jetzt können wir zwar noch so gut wissen, dass es nicht gut für uns ist unsere Sucht zu bedienen, kommen wir aber in eine Auslösersituation inder wir früher zu Drogen gegriffen haben, fängt an unser Belohnungszentrum nach "Stoff zu schreien". Sehr oft schaffen wir es dem erfolgreich entgegenzutreten, die erfolgreichsten schaffens immer bzw. sehr lange, andere wie ich straucheln da immer noch hin und wieder und kotzen sich dabei selber an.....

    Meine Therapeutin meinte auch mal der Griff zu irgendwelchen Substanzen wird immer der scheinbar einfachste sein mit der schnellsten Wirkung>>>zwar auch gleichzeitig verbunden mit der übelsten Nachwirkung, aber das wird dann gerne verdrängt.

    Wir lernen zwar mit oder/und ohne Therapie andere Mechanismen "uns zu belohnen",den Suchtdruck abzubauen>>(z.B Surfbrett:top:hört sich gut an!) aber das wird immer mit einem größerem Aufwand verbunden sein.

    Darin sehe ich das Rück-/Umfalldilemma.....

    Tröstlich ist, dass das alles eine Trainingssache ist>>>>neuronale Verankerung, man kann da regelrecht "neue Straßen" im Gehirn anlegen, beim einen gehts schnell, beim anderen halt langsam, je nachdem wie gesichert und ausgewogen das soziale Umfeld ist.

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